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Ein Bericht mit Fotos von Bodo Kubatzki




a 20220208 1747492993STEVE HOGARTH, Sänger der britischen Band MARILLION, prägt mit seiner Art zu singen den Sound dieser Band an diesem 29. Januar auf den Tag genau seit 33 Jahren. MARILLION haben mit ihm seither 13 Studioalben eingespielt. Dazu kommen diverse Live-Alben, das geniale Album "Less Is More" mit auf das Wesentliche reduzierte Akustik-Versionen einiger ihrer Songs sowie das fantastische Album "With Friends From the Orchestra" auf dem die Band neun Stücke in schwelgerischen Neuinterpretationen im orchestralen Gewand präsentiert. Das neueste Studio-Werk "An Hour Before It's Dark" steht kurz vor seiner Veröffentlichung. In der sogenannten Nach-Fish-Ära hat die Band, die als Begründer des Neo-Progressive Rock gilt, im Laufe der Jahre einen ganz eigenen, einzigartigen Stil entwickelt, der in keine Schublade passt. STEVE HOGARTH hat als Sänger, Musiker und Text-Dichter einen entscheidenden Anteil zu dieser Entwicklung beigetragen. Der umtriebige HOGARTH, der von den Fans h genannt wird, beschränkt sein Wirken nicht nur auf die Arbeit mit seiner Stammband. In Zusammenarbeit mit RICHARD BARBIERI, dem Keyboarder von PORCUPINE TREE, entstanden zwei äußerst eigenwillige, aber interessante Alben. Die schwedische Band ISILDURS BANE, die eher für experimentelle Instrumentalmusik steht, schuf 2017 gemeinsam mit HOGARTH das Album "Colours Not Found In Nature", mit Songs zu Texten von HOGARTH, die speziell auf seine Art zu singen zugeschnitten wurden. Nicht zuletzt brachte HOGARTH 1997 unter seinem Alias-Namen h sein Solo-Album "Ice Cream Genius" heraus. Mit Songs aus allen Kollaborationen und Stücken anderer Künstler ist STEVE HOGARTH immer mal wieder bei sehr intimen "h natural" Konzerten zu erleben, so wie heute in Hamburg.

Der deutsche MARILLION Fanclub The Web Germany (TWG), konnte im vergangenen Jahr auf 25 Jahre seines Bestehens zurückblicken. Mit seinen mehr als 1.200 Mitgliedern ist er, nach dem englischen Fanclub The Web UK, die zweitgrößte MARILLION-Community weltweit. Der TWG-Vorstand, unter Federführung von Markus Dick, nahm sich der Mammut-Aufgabe an, das "h natural" Konzert in Hamburg zu organisieren. Unter Corona-Bedingungen stellte sich dies als eine ziemliche Herausforderung dar, denn wer wusste schon, welche Beschränkungen angesichts steigender Infektionszahlen zum Zeitpunkt des Konzertes in Hamburg gelten würden. Ursprünglich plante TWG, 400 Tickets zu verkaufen. Doch letztlich konnten lediglich 200 Fans dieses besondere Konzert erleben. Die Tickets wurden zunächst exklusiv an Mitglieder von TWG verkauft. Der etwaige Rest ging in den freien Verkauf.

Am letzten Samstag im Januar ist es dann endlich so weit. The Web Germany präsentiert STEVE HOGARTH in der Kulturkirche Hamburg-Altona, Einlass ab 18.00 Uhr. Doch zunächst heißt es, vor der Kirchentür auszuharren. Sturmtief "Nadja" und typische Januar-Temperaturen lassen die Wartezeit vor der Kirche zu einer spürbaren Härte werden. Doch die 2G+ Regel muss genauestens überprüft werden. Das kostet Zeit. Als kleine Überraschung gibt es dann am Einlass für jeden Gast eine Getränkemarke anlässlich des 25. Geburtstags von TWG, die wir sofort in einen heißen Glühwein investieren. So wird uns schnell wieder warm und die Vorfreude auf das Konzert steigt.

b 20220208 1227511108Um 19.00 Uhr begrüßt Markus Dick mit berechtigtem Stolz die Gäste, teilt mit, dass sogar ein Fernsehteam der ARD anwesend sei, und bedankt sich bei allen, die bei der Organisation des Konzertes unterstützend mitgewirkt haben. Schließlich kündigt er Mr. h an. Freudestrahlend betritt dieser unter tosendem Beifall die im Altarraum der Kirche platzierte Bühne. Zu meiner großen Überraschung zitiert STEVE HOGARTH zu Beginn seines Konzerts die Lyrics des Songs "The Leavers" vom letzten Studioalbum. Dieses Stück, das über das Leben der Band "on the road" erzählt, ist mit seinen Zeilen "We all come together / We're all one tonight" so etwas wie eine Hymne für Band und Fans geworden. Auch heute sind die Fans zusammengekommen, um eins zu werden mit ihrem Sänger und seiner Musik. STEVE HOGARTH schöpft aus dem Vollen. Er singt MARILLION-Balladen wie "Beautiful" und "Neverland", covert "Here Comes The Flood" von PETER GABRIEL, "Everybody Knows" von LEONHARD COHEN oder "Downtown Lights" von BLUE NILE auf seine ganz eigene Art. Zwischendurch spricht er über das kommende MARILLION-Album und berichtet von den schwierigen Aufnahmebedingungen während der Pandemie und der Lock-Downs. Aus dem Publikum kommt die Frage, was er zum neuen Album sagen könne. Er antwortet, dass es ein gutes Album geworden sei. Lucy Jordache (Managerin der Band) würde behaupten, es sei das beste Album, das MARILLION je veröffentlicht hätten. Das hat sie jedoch über "F*E*A*R*" im Jahr 2016 auch schon gesagt, vermag ich mich zu erinnern. Mit dem MARILLION-Stück "Faith" und dem DAVID BOWIE Cover "Heroes" verabschiedet sich Mr. h in eine kurze Pause. Diese nutzen wir, um uns mit Freunden zu unterhalten, die wir seit gefühlten Ewigkeiten nicht mehr gesehen hatten.

Im zweiten Teil des Konzerts liegt der Fokus mehr auf MARILLION-Songs. "Hollow Man", "When I Meet God", "Beyond You", vor Letzterem schiebt STEVE HOGARTH "Instant Karma" von JOHN LENNON ein. "Arc Light", Titelsong des zweiten Outputs des gemeinsamen Schaffens mit RICHARD BARBIERI, besticht mit ambienten Pianoklängen und dem eindringlichen und zugleich aufwühlenden Gesang von STEVE HOGARTH. Es folgen Covers von den BEATLES und von RADIOHEAD. HOGARTH sitzt auf der dezent beleuchteten und von Kerzen umrahmten Bühne am Klavier und zieht mit seinen berührenden Songs das Publikum immer mehr in seinen Bann. Ein Mann, der mit seinem Klavier und seiner ganz eigenen Art zu singen für eine sehr besondere Atmosphäre in der Kirche sorgt.c 20220208 1106379187 Bei seinem Song "Cage" vom Solo-Album "Ice Cream Genius" setzt er Loops ein und bewegt sich im Rhythmus des Songs, was für allgemeinen Aufheiterung sorgt. Eine umgestoßene Bierflasche in der Kirche lässt er mit den Worten "and the beer bottle ..." spontan in den Gesang mit einfließen. Probleme mit einem seiner Pedale signalisiert er mit einem kräftigen und hörbaren Tritt dagegen. Schnell behebt ein Techniker den Fehler und bringt HOGARTH gleich noch ein frisches Bier. Einfach herrlich, Mr. h so locker und gut gelaunt zu erleben. Die gute Laune hat sich von Beginn an auf das Publikum übertragen, das bei dem wunderschönen Stück "Easter" bereitwillig den Refrain mitsingt. Nach weiteren Songs beendet STEVE HOGARTH das reguläre Set mit "Three Minute Boy", ebenfalls zum Mitsingen geeignet. Es ist ganz klar, dass dies nicht der letzte Song des Abends gewesen ist. Die begeisterten Fans müssen Mr. h nicht lange um eine Zugabe bitten. Nach einem Cover von KATE BUSH und zwei MARILLION-Stücken endet der Abend schließlich mit einer fulminanten Interpretation von DAVID BOWIES "Life on Mars?".

Dieses ganz besondere Konzerterlebnis zeigte einmal mehr, wie wichtig es ist, gerade in diesen von der Pandemie stark beeinträchtigten Zeiten, nicht auf Kultur verzichten zu müssen. Die Aussage "Ohne Kunst und Kultur wird's still" ist nicht nur ein Slogan, sondern ein Fakt, den viele von uns in den letzten zwei Jahren schmerzlich erleben mussten. Daher an dieser Stelle ein großes Dankeschön an das Team von The Web Germany, welches dieses wunderbare Konzert mit STEVE HOGARTH in Hamburg ermöglicht hat.











   
   
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