
Ein Bericht mit Fotos von Dajana Prosser-Gehn

Wolfgang Martin wusste bereits in jungen Jahren wohin ihn sein beruflicher Weg führen sollte. Wahrscheinlich kann man eher von einer Berufung sprechen. Er schrieb mit Anfang 20 Musikkolumnen im Magazin "neues leben" und führte Interviews mit internationalen Künstlern. Ab Mitte der 70er Jahre ging es Richtung Radio. Zunächst als Redakteur und Moderator in der Jugendmusik-Redaktion (Stimme der DDR). Nur ein Jahrzehnt später war er Leiter in der Musikredaktion von DT64 (DeutschlandTreffen 1964). DT64 war DAS Jugendprogramm der DDR. Gegründet 1964, aber erst ab 1986 ein eigenständiger Sender. Nach dem Mauerfall und vielem Hin und Her war ab Mai 1993 Schluss mit DT64. Bis heute bleiben uns u.a. die Programme "Morgenrock" oder "Hit-Globus" im Gedächtnis. Niemand konnte sich vorstellen, dass es eines Tages DT64 nicht mehr geben könnte, hat er doch den Musikgeschmack mehrerer Generationen geprägt.
Wolfgang Martin ging zum Ostdeutschen Rundfunk und war von Mai 2003 bis zu seinem letzten Arbeitstag Musikchef bei Antenne Brandenburg. Natürlich hätte er jetzt seinen wohlverdienten Ruhestand genießen können. Aber Wolfgang Martin entschied sich für einen anderen Weg. Er setzte sich hin und schrieb über seine Begegnungen, Erfahrungen und Eindrücke aus einer sehr aufregenden Zeit. 2019 erschien "Sagte mal ein Dichter. Holger Biege. Die Biografie.". Nur ein Jahr später veröffentlichte er das nächste Buch "Wie die Westmusik ins Ostradio kam. Radiogeschichten von DT64 bis Beatkiste". Eigentlich hätte er sich nun ausruhen können. Aber nein, er nutzte die Pandemie und verfasste unter dem Titel "Paradiesvögel fängt man nicht ein" eine Hommage an Tamara Danz. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass das keinesfalls das letzte Buch von ihm war.
Bei seinen Lesungen wird Wolfgang Martin von Manuel Schmid begleitet. Er ist seit nun mehr neun Jahren Sänger der bekannten DDR-Band STERN MEISSEN. Ihr letztes Album mit dem Titel "Freiheit ist", ein Meisterstück der deutschen Musik, erschien letztes Jahr. Der Musiker ist ein wahres Multitalent - Gesang, Klavier, Schlagzeug, Produzent, Texter sowie Tontechniker. Wahrscheinlich habe ich bei meiner Aufzählung noch was vergessen. Live erlebt man Manuel sehr oft mit seinem ebenfalls begnadeten Musikerkollegen Marek Arnold.

Am Freitag, den 28. Mai, startete das Theater Ost in seine Open-Air-Saison 2021. Erst vor kurzem fand eine Namensänderung statt von dem berühmten "Theater Adlershof" zu "Theater Ost". Kathrin Schülein hauchte diesem "fernsehgeschichtlichen" Ort im wahrsten Sinne des Wortes neues Leben ein. 37 Jahre lang wurde hier die "Aktuelle Kamera" ausgestrahlt. Das "Theater Ost" ist immer eine Reise wert und hat viel zu erzählen. Seit letztem Jahr gibt es eine "neue/temporäre" Bühne auf dem Außengelände. Sicherlich ist das immer ein kleines "Risiko", weil alles sehr wetterabhängig ist. Am Freitag hatten wir auf jeden Fall riesiges Glück. Kaum betraten Wolfgang Martin und Manuel Schmid die Bühne, verschwanden auch die Regenwolken und manches Mal versuchte die Sonne hinter den Wolken herauszuschauen.
Die Bühne ist erhöht und dadurch kann man von jedem Platz sehr gut sehen. Die Mitarbeiter vom "Theater Ost" sind immer sehr freundlich und zuvorkommend. Selbst Decken stellten sie zur Verfügung, als es am Abend doch etwas kühl wurde.

Manuel Schmid begleitete manch erzählte Geschichte leise mit den jeweiligen Songs - so zum Beispiel als Wolfgang Martin über OMEGA sprach, spielte Manuel im Hintergrund eins ihrer bekanntesten Lieder: "Gyöngyhajú Ianý". Später in der deutschen Version von Frank Schöbel unter dem Titel "Schreib es mir in den Sand" in der DDR sehr bekannt geworden. Manuel Schmid spielte und sang an diesem Abend unter anderem noch Songs von Bob Dylan, The Beatles, Renft, Lift sowie David Bowie und Silly. Es ist immer wieder erstaunlich, mit wieviel Können und Gefühl dieser Mann sein Publikum mit diesem von ihm gespielten, sehr breiten Repertoire überzeugen und begeistern kann. Und wüsste man es nicht besser, beschleicht einen immer wieder das Gefühl, dass er dieses oder jenes Stück in Wirklichkeit doch selbst im Original gesungen hat. Das kann natürlich nicht sein, aber er macht sich die Songs so zu eigen - er lebt sie - und singt sie mit so viel Leidenschaft, dass dieser Eindruck wie von selbst aufkommt. Wie schon oft erwähnt: ein begnadeter Sänger und dabei so bescheiden und bodenständig.

Zum Abschluss teilte uns Wolfgang Martin mit, dass es nur eine einzige Lesung von "Paradiesvögel fängt man nicht ein" in Berlin Ende Juli geben wird. Dabei wird er musikalisch von SILLY begleitet. Und schaut euch bitte auch immer mal das Programm vom "Theater Ost" an. Es gibt Eigenproduktionen, aber auch viele andere tolle Veranstaltungen. Und wenn wir ganz viel Glück haben, werden Wolfgang Martin und Manuel Schmid noch einmal ihre Holger Biege-Lesung wiederholen. Die war am 4. Juli 2020 so wunderbar, dass sich alle eine Wiederholung wünschen.
Termine:
Buchlesung „Holger Biege – Sagte mal ein Dichter“
• 19.06.2021 - Gera - Stadtbibliothek
• 14.08.2021 - Dresden - Boulevardtheater
• 25.09.2021 - Diensdorf-Radlow - Alte Schulscheune
Alle Angaben ohne Gewähr!
Buchlesung „Holger Biege – Sagte mal ein Dichter“
• 19.06.2021 - Gera - Stadtbibliothek
• 14.08.2021 - Dresden - Boulevardtheater
• 25.09.2021 - Diensdorf-Radlow - Alte Schulscheune
Alle Angaben ohne Gewähr!
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