COLOSSEUM am 1. November 2014
im Haus der sozialen Dienste in Erfurt

 

 

uesc 20141105 1574643779
Ein Bericht mit Fotos von Bodo Kubatzki


Die Worte "... this is quite a historic gig tonight. Because this is maybe probably Colosseum's last gig ever." gesprochen von Schlagzeuger Jon Hiseman im August 2011 auf der Zappanale, nach einem grandiosen COLOSSEUM Konzert, schockierten viele der anwesenden Fans. Mich stimmten sie traurig. Die Parkinsonerkrankung von Saxophonistin Barbara Thompson ließ weitere Tourneen offenbar nicht mehr zu. Dass ich mit meiner Kamera Momente dieses besonderen Abends einfangen konnte, vermochte nichts an meiner tristen Stimmung zu ändern. Immerhin begleitet mich die Musik dieser Jazz-Rock-Legende seit Anfang der 70er Jahre. Da hatte ich gerade die Schule beendet. Umso mehr erfreute mich die Nachricht, dass COLOSSEUM in diesem Jahr wieder ins Studio gehen wollen und im Herbst live zu erleben sein werden.

Mit Ausnahme von Barbara Thompson würde die Band weiterhin in Originalbesetzung von 1970 agieren: Jon Hiseman am Schlagzeug, Clem Clempson an der Gitarre, Mark Clarke am Bass und Dave Greenslade an den Keyboards. Auch die markante Stimme von Chris Farlowe würde nicht fehlen. Seit 2004 ersetzt Barbara Thompson den unvergessenen und leider viel zu früh verstorbenen Saxophonisten Dick Heckstall-Smith. Ein neues Medikament würde es ihr ermöglichen, auf der Bühne dabei sein zu können.

Der Herbst ist da, die neue CD erscheint offiziell am 14. November, und die Tourdaten stehen fest. Leider passten die Konzerte in Norddeutschland nicht zu meinen anderen Terminen. Die einzige Chance, eines der Konzerte zu besuchen, bot sich mir in Erfurt, knapp 500 Kilometer von zuhause entfernt. So ging es dann bereits am Reformationstag bei strahlendem Sonnenschein zuerst nach Sachsen und dann nach Thüringen in ein verlängertes Wochenende.

Am Eingang des Erfurter Gewerkschaftshauses, das jetzt "Haus der sozialen Dienste" heißt, hatte sich eine Stunde vor Konzertbeginn bereits eine Traube wartender Fans gebildet. Der Altersdurchschnitt lag gut über die 50, denke ich. Doch wen wundert's, bei einer Band, die seit 46 Jahren auf der Bühne steht?!

e 20141105 2069684818Gegen 21:00 Uhr wurde es unruhig im prall gefüllten Saal. Aufbrandender Beifall begrüßte die fünf Herren und ihre Saxophonistin. Mit einer schier unglaublichen Vitalität zelebrierten sie ihren ersten Song "Walking In The Park", der sofort für Wogen der Begeisterung im Saal und bei mir sorgte.

Mit der folgenden "Morning Story" würdigte die Band ihren langjährigen Freund und Weggefährten Jack Bruce, der am 25. Oktober dieses Jahres im Alter von 71 Jahren verstorben ist. COLOSSEUM haben im Laufe ihrer Karriere viele Songs dieses Ausnahmekünstlers gecovert. "Morning Story" wird auf dem brandneuen Album "Time On Our Side" erscheinen. Die Interpretation, bei der sich Bassist Mark Clarke und Chris Farlowe den Gesang teilten, ging unter die Haut, wozu auch das fantastische Saxophon-Solo von Barbara Thompson beitrug.

"The Voice" Chris Farlowe mimt mit lockeren Sprüchen immer noch den Entertainer. Er zeigte sich begeistert, dass man an einem katholischen Feiertag in Erfurt schoppen gehen konnte und befragte seine Kollegen nach ihren Einkäufen. Hier ein kleiner Auszug aus der Konversation:

Farlowe: "What have you bougt, Jon?"
Hiseman: "A Jackett"
Farlowe: "Ah, Jack Daniels!"
Farlowe: "And you Dave, have you bought Drugs?"
Greenslade: "No Aspirin."
Farlowe: "Yeah, that's better for you!"


Nicht nur seine Witze machten Spaß, vielmehr beeindruckte sein kraftvoller, ausdrucksstarker Gesang, mit dem er immer noch das Bild der Band prägt. Dass die Band stark vom Blues beeinflusst ist, bewies sie mit "Blues To Music" von der neuen Scheibe und mit dem 40 Jahre alten "Stormy Monday Blues".a 20141105 1598354763 Doch sind es auch Rock-, Jazz- und Klassik-Elemente, die die Musik von COLOSSEUM ausmachen. Das folgende Stück "The Way You Waved Goodbye" vom aktuellen Album enthielt alle diese Ingredienzien. Clem Clempson hatte hierbei Gelegenheit, seiner Gitarre magische Töne zu entlocken.

Glanzstück ihres Repertoires ist und bleibt die "Valentyne Suite" mit viel Freiraum für Improvisationen. Die Suite verbreitete in Erfurt pure musikalische Magie. Dave Greenslade setzte einen der Hauptglanzpunkte mit seinem Spiel auf der Hammond-Orgel im ersten Teil "January's Search". Aber auch Barbara Thompson brillierte an ihren Saxophonen. Ihr Solo zeugte von schier unglaublicher Energie. Im barockanmutenden zweiten Teil "February's Valentyne" sang Mark Clarke die Chorpassagen engelsgleich. Teil drei gab Clem Clempson Gelegenheit, bei einem ausgedehnten Gitarrensolo zu zeigen, dass er sein Instrument immer noch meisterhaft beherrscht. Jon Hiseman trieb die Stücke der Suite mit seinem virtuosen Spiel zum glanzvollen Finale. Dieser Mix aus wunderschönen Melodiebögen, kraftvollen Riffs und diversen Staccati, vermochte mich immer noch zu verzaubern.

Mit einem spektakulären Schlagzeugsolo leitete Jon Hiseman zum absoluten Höhepunkt des Konzertes über. Bei "Lost Angeles", dem Stück über den Mann, der nicht länger in der brennend heißen Wüstenstadt leben will, zeigte die Band noch mal, wie mitreißend Rockmusik sein kann.b 20141105 1702879630 Genüsslich spielte Dave Greenslade das schwungvolle Einstiegsthema und die Improvisationen auf der Hammond. Chris Farlowe reizte seinen gewaltigen Stimmumfang voll aus und sang mit voller Inbrunst, als hätte er gerade an einer Frischzellenkur teilgenommen. Dabei spielte er mit dem Text ("I will live in Erfurt") und sorgte gekonnt für ein Duell zwischen Gitarre und seinem Skatgesang. Clem Clempson zündete ein Gitarrenfeuerwerk erster Güte. Clempson und Mark Clarke stachelten sich bei ihren Improvisationen auf den Saiteninstrumenten gegenseitig an und spielten sich nahezu in Ekstase. Creams "Sunshine Of Your Love", "Eleanor Rigby" von den Beatles oder "In der Halle des Bergkönigs" aus der Peer Gynt Suite von Edvard Grieg wurden dabei geschickt zitiert. Es machte Spaß, den beiden zuzusehen und zuzuhören.

COLOSSEUM präsentierten sich in Erfurt in Höchstform und man merkte den Musikern ihr fortgeschrittenes Alter in keiner Weise an. Die "alten" Herren und ihre Lady haben nichts von ihrer Ausstrahlung verloren. Sie musizierten mit unglaublicher Energie und Spielfreude. Der Titel ihres neuen Albums bringt es auf den Punkt: "Time On Our Side". Diese Musik wirkt wie ein Jungbrunnen, denn sie hält im Herzen jung.

Das gesamte Konzert wurde mit mehreren Kameras gefilmt. Bleibt also die Hoffnung auf eine DVD-Veröffentlichung, die dieses unvergessliche Konzert dokumentiert.



Über diesen Bericht könnt ihr in unserem Forum diskutieren.


Termine:

• 06.11.2014 - Berlin - Kulturbrauerei
• 07.11.2014 - Hamburg - Fabrik
• 08.11.2014 - Worpswede - Music Hall
• 09.11.2014 - Göttingen - Musa
• 11.11.2014 - Stuttgart - Theaterhaus
• 12.11.2014 - Nürnberg - Hirsch
• 13.11.2014 - Aschaffenburg - ColosSaal
• 14.11.2014 - Bonn - Brückenforum
• 16.11.2014 - Kunovice (CZ) - Festival
• 18.11.2014 - Affalter - Zur Linde
• 19.11.2014 - Prag (CZ) - Lucerna Music Bar
• 20.11.2014 - Wien (AUT) - Metropol
• 21.11.2014 - Salzburg (AUT) - Rockhouse
• 23.11.2014 - Budapest (HU) - Petöfi Hall

Alle Angaben ohne Gewähr!


Bitte beachtet auch:

• Homepage des Tourveranstalters Handmade Concerts: www.handmadeconcerts.de




Fotostrecke:

 
 
 



   
   
© Deutsche Mugge (2007 - 2023)

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.