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Ein Konzertbericht mit Fotos von Reinhard Baer. Videoclip am Ende der Seite: Andreas Hillebrand



Doberlug-Kirchhain ist eine Stadt im Süden Brandenburgs und gehört zum Landkreis Elbe-Elster. Hier leben fast 9.000 Einwohner und zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt zählt unbedingt das neu renovierte Renaissance-Schloss, welches in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts erbaut wurde und seitdem eine wechselvolle Geschichte durchlebt hat. Gegenwärtig ist das Schloss Doberlug Ort der Landesausstellung Brandenburg, welche hier noch bis November 2014 stattfindet und die durchaus wechselvollen Beziehungen zwischen Sachsen und Preußen beleuchtet. Nicht der Ausstellung wegen habe ich mich am letzten Samstag in Richtung Elbe-Elster aufgemacht, aber die Ausschilderungen auf der A 13 und der Bundesstraße B 96 zu eben jener Landesausstellung haben mir geholfen, das Schloss Doberlug ohne Probleme zu finden.a 20140811 1321145993 Im Zusammenhang mit besagter Landesausstellung finden in Doberlug-Kirchhain - und auch noch an anderen Orten in Brandenburg - mehrere Veranstaltungen statt, und eine davon war am Samstag das Konzert der Rockbands STERN COMBO MEISSEN, LIFT und ELECTRA als SACHSENDREIER, sowie CITY auf dem Gelände des Schlosses Doberlug.

Der Konzertbeginn war für 20:00 Uhr angekündigt und als ich gegen 19:00 Uhr am Veranstaltungsort ankam, hatte der Einlass bereits begonnen. Ich suchte mir einen Platz dicht vor der Bühne, um auch gut fotografieren zu können. Etwa um 19:50 Uhr kam Torsten Hannemann auf die Bühne, der als Moderator durch das Programm führte. Er begrüßte das Publikum und gab das Mikrofon weiter an Herrn Bodo Broszinski, den Bürgermeister von Doberlug-Kirchhain. Auch er begrüßte das Publikum aus nah und fern und sagte einiges zu den auftretenden Bands und zum Anliegen der Veranstaltung.

Nach dem förmlichen Teil sollte es nun pünktlich mit dem kulturellen Teil losgehen, und aus den Lautsprechern kam Musik aus der Konserve: die "Tagesreise" und der "Kampf um den Südpol" wurden instrumental eingespielt. Danach gehörte die Bühne zuerst der STERN-COMBO MEISSEN. Sie eröffnete den Reigen des SACHSENDREIERS mit "Die Sage". Es ist immer noch sehr ungewohnt, die Combo ohne Thomas Kurzhals auf der Bühne zu sehen. Erstaunt ist man hingegen darüber, wie die verbliebenen fünf Musiker der Band die durch Thomas' Tod entstandene Lücke versuchen selbst zu schließen. Dies gelingt insbesondere dadurch sehr gut, dass Sänger Manuel Schmid, der nicht nur die Musik sondern auch die Seele der Band wie ein Schwamm in sich aufgesogen zu haben scheint, die Rolle des ersten Keyboarders übernommen hat und in Personalunion mit dem Job als Sänger nunmehr beide Positionen ausfüllt. Die STERN-COMBO MEISSEN spielte ausschließlich Titel aus den früheren Jahren. Vom Album "Lebensuhr" war am Samstag kein einziger Titel im Programm.

Nach ca. 15 Minuten wechselten die Musiker auf der Bühne. Bei LIFT gab es in diesem Sommer ja auch personelle Veränderungen. Ivonne Fechner und Bodo Kommnick sind nicht mehr Teil der Gruppe LIFT, dafür gehören jetzt André Jolig (Keyboards) und René Decker (Saxophon, Keyboards, Bass) zur Besetzung. Am Samstag fehlte in Doberlug-Kirchhain allerdings die LIFT-Rhythmus-Fraktion, bestehend aus Bassist Jens Brüssow und Schlagzeuger Peter Michailow. Beide fehlten aus nicht näher bekannten Gründen. Den Part am Schlagzeug übernahm zwischendurch Werther Lohse höchst persönlich.b 20140811 1950857047 Alt-Fans der Band dürfte das nicht weiter wundern, denn Werther war 1974 ja schließlich als Schlagzeuger bei LIFT eingestiegen, und wechselte erst später vom Schemel ans Mikro. Nachdem LIFT mit "Wasser und Wein" begonnen hatte, setzte sich Werther Lohse dann auch das erste Mal hinter die Schießbude. Und dass er in all den Jahren nichts verlernt und es noch immer drauf hat, bewies er beim Stück "Nach Süden". René Decker, den man noch aus seiner Zeit bei Angelika Weiz, Ute Freudenberg & Elefant, sowie von NO 55 kennt, spielte den Bass dazu und André Jolig die Keyboards. So gut sich die beiden in diesem Sommer zu LIFT gestoßenen Musiker auch in ihrer neuen Rolle machten: Ivonne und Bodo fehlen für meinen Geschmack doch sehr ...

Die Gruppe ELECTRA begann danach zunächst einmal instrumental und ohne Sänger. Auch diese Band hatte - wie z.B. auch die STERN-COMBO MEISSEN - in den siebziger Jahren eine Phase mit klassischen Adaptionen, und hat sogar eine Platte mit eben solchen veröffentlicht. Bernd Aust (Bandchef, Flöten, Saxophon) begann mit einem Stück von Johann-Sebastian Bach und spielte auf der Querflöte dessen Komposition "Bourée" - ein Titel, den auch die Herren von JETHRO TULL im Programm haben. Danach gab es noch den "Säbeltanz" von Aram Chatschaturjan, bevor dann der erste Sänger der Band, Gisbert Koreng, zu seinen bereits musizierenden Kollegen auf die Bühne kam. Koreng trug als ersten Song "Einmal ich, einmal du" und anschließend "Vier Millionen in einem Boot" vor. Der zweite Sänger von ELECTRA, Stephan Trepte, hatte dann auch seinen ersten Auftritt. Zusammen mit Werther Lohse trug er den Titel "Mein Herz soll ein Wasser sein" vor. Dieses Lied hatte Trepte gesungen, als er in den 70ern noch Sänger bei LIFT war. Musikalisch begleitet wurden die Sänger von den beiden anderen LIFT-Musikern, sowie von Bernd Aust, Wolfgang Riedel (Bass), Falk Möckel (Schlagzeug), Andreas Leuschner (Keyboards) und Ekkehard Lipske (Gitarre).

Die STERN-COMBO MEISSEN hatte dann noch einen zweiten Auftritt an diesem Abend, und präsentierte dabei den Song "Mein Weg". Dieses Stück wurde in den 80ern produziert, als Uwe Hassbecker (jetzt bei SILLY) als Gitarrist dabei war. Hasbe steht der Combo aber schon viele Jahre nicht mehr zur Verfügung.c 20140811 1377927874 Darum springt seit einiger Zeit der COMBO-Tontechniker René Niederwieser (früher Gitarrist u.a. bei PERL), der sich auch bestens mit der Gitarre auskennt, als sechster Musiker ein. Ihrem ehemaligen Sänger Reinhard Fißler widmete die STERN-COMBO den Titel "Der Kampf um den Südpol", den sie am Samstag in einer über 12-minütigen Fassung zum Besten gaben. Diesen Song nutzte Bandchef Martin Schreier dann auch, um seine Kollegen vorzustellen und sich vom Publikum zu verabschieden. Das von der ersten Minute an extrem gut aufgelegte Publikum verlangte dann allerdings noch einen Nachschlag, und den sollte es auch bekommen. Das Lied "Wir sind die Sonne" war eines der Zugaben. Es stammt aus der Zeit mit Ralf Schmidt alias IC als Sänger und war außerdem das letzte Lied, das Thomas Kurzhals vor seinem Wechsel zu KARAT im Jahre 1984 für die COMBO geschrieben hatte. Als letzte Zugabe spielten die fünf Sterne das Stück "Eine Nacht", ebenfalls ein Tondokument aus der IC-Phase, in der die Kapelle kurzfristig STERN MEISSEN hieß.

ELECTRA spielte anschließend ihre "Sixtinische Madonna" und den Erfolgstitel "Tritt ein in den Dom". Am Ende des ersten Konzertteils, der vom SACHSENDREIER bestritten wurde, kamen alle Musiker noch einmal auf die Bühne, und Werther Lohse ließ das Publikum zum Finale die Zeilen "... einer schenkt Wasser, einer schenkt Wein. Tagtäglich sich ein ..." singen. Die über 3.000 Konzertbesucher am Samstag waren - wie schon erwähnt - extrem gut gelaunt und einsatzfreudig. Die Leute sangen mit und man staunte, wie viele von ihnen die tollen alten Titel noch kennen und textsicher mitsangen. Die Sachsen hatten ihren Teil beigesteuert ... nun sollte der der Preußen folgen.

Die Berliner Kultband CITY war jetzt an der Reihe. Nach einer ganz kurzen Umbaupause, die Torsten Hannemann mit einer Moderation überbrückte, ging es mit dem "preußischen Anteil" des Abends weiter, und der zweite Konzertteil konnte starten. Die Musiker der Gruppe CITY aus Berlin kamen auf die Bühne und nahmen für die nächsten 90 Minuten das bereits aufgewärmte Publikum in ihren Besitz. "Für immer jung" hieß ihr erster Titel, und es scheint tatsächlich so, als würde die Band bzw. ihre Musiker nicht altern. Dieser Hymne an sich selbst, folgte der Nachwendesong "Amerika" aus dem Jahre 1990. Sänger Toni Krahl begrüßte das Publikum herzlich und stellte bei der Gelegenheit auch gleich einmal seine Mitstreiter auf der Bühne vor.e 20140811 1816903550 Am Schlagzeug saß als "Teil des Weltkulturerbes" (O-Ton Krahl) Klaus "Doberlug" Selmke, der natürlich auch am Samstag wieder einmal Geburtstag hatte. In ähnlich lustiger Weise stellte Toni auch seine anderen Kollegen Fritz Puppel (Gitarre), Joro Gogow (Bass) und Manfred Hennig (Tasteninstrumente) vor. Danach ging es weiter mit Titeln aus den beiden CITY-Studioalben "Für immer Jung" (2011) und "Yeah Yeah Yeah" (2007). In einer Art Medley wurden dann ältere Titel wie z.B. "Noch'n Bier", "Unter der Haut", "Pfefferminzhimmel", "Mir wird kalt dabei" und "Casablanca" zusammengefasst. Auch CITY hat inzwischen so viele tolle und erfolgreiche Songs im Repertoire, dass man bei Live-Konzerten schon mit dieser Art der Präsentation arbeiten muss, um keinen wichtigen Song auszulassen.

Die fünf Musiker lieferten am Samstag in Doberlug-Kirchhain eine Show ab, wie man sie von CITY nicht anders kennt. Von der Bühne kam die geballte Ladung Deutschrock, instrumental vom Feinsten umgesetzt und von einem Frontmann vorgetragen, der alle guten Eigenschaften eines Entertainers mitbringt. So schafft es Krahl z.B., dass seit Jahren gepflegte Rituale wie z.B. das Fotografieren des Publikums oder die Nummer mit dem Luftballon, mit dem er zwischendurch Musik macht, nicht langweilig werden oder ausgelutscht wirken. Krahls Wortwitz ist sowieso legendär. Dazu würzen die fünf Herren von CITY ihr Live-Programm mit einer ausgefeilten Lichtshow, so dass jedes Konzert ein Genuss ist. Natürlich bediente Georgi Gogow neben seinem Stamminstrument, dem Bass, auch bei einigen Titeln, wie z.B. bei "Flieg ich durch die Welt" oder (natürlich) "Am Fenster", wieder die Geige. Diese Einlagen sind ganz wichtige Zutaten bei CITY-Konzerten (und überhaupt bei vielen Songs der Band), denn könnte sich jemand von Euch den CITY-Sound ohne Gogows Geige vorstellen?

Um Kurz nach null Uhr hatte CITY alles gegeben, nur der bekannteste und erfolgreichste Titel, das eben schon erwähnte "Am Fenster", war noch nicht gespielt worden. Nicht nur die eingefleischten Fans wissen, dass es kein CITY-Konzert ohne "Am Fenster" geben wird. Und so war dieser Kulthit auch die Zugabe bei der Mugge am Samstagabend, ohne die man die Band hier ganz sicher nicht weggelassen hätte.d 20140811 1952445784 Also griff Georgi "Joro" Gogow noch einmal zu seiner Geige und die bekannten Töne des 1977 erstmals auf Single veröffentlichten "Am Fenster" erklangen. Und wenn schon Zugabe, dann richtig: CITY spielten den Titel in einer über zehn-minütigen Version, bei der einem eine Gänsehaut nach der anderen über den Körper lief.

Nachdem die Männer von CITY die Bühne verlassen hatten, ergriff das Stadtoberhaupt Bodo Broszinski noch einmal das Wort. Er sprach aus, was wohl alle dachten: Es war ein toller Abend, und sowas sollte Doberlug-Kirchhain öfter als nur einmal erleben. Gerade das schon angesprochene Publikum, das so zahlreich erschienen war und mit seiner guten Laune einen nicht unerheblichen Anteil am Gelingen des Konzertabends hat, hat unbedingt weitere Muggen dieser Art vor der Haustür verdient. Der Gedanke eines jährlich stattfindenden "Rock am Schloss" wurde ausgesprochen. Kein schlechter Gedanke, so finde ich. Wir werden es im Auge behalten.

Die Musiker von CITY waren inzwischen an den Zaun vor der Bühne gekommen, um noch Autogramme zu geben. Ich trat derweil die Rückreise nach Hause an. Dort sichtete ich die beim Konzert entstandenen Fotos und bei einem anschließenden Blick auf die Homepage von CITY stellte ich fest, dass Toni schon seine Fotos ins Netz gestellt hatte. Falls einer von Euch die Fotos anschauen sollte: Ich bin auch darauf! Der Typ mit der Spiegekreflex vor dem Gesicht ... das bin ich!



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Bitte beachtet auch:

• Off. Homepage von der Stern-Combo Meißen: www.stern-combo-meissen.de
• Off. Homepage von electra: www.electra-music.de
• Off. Homepage von LIFT: www.lift-rockballaden.de
• Off. Homepage von CITY: www.city-internet.de




Fotostrecke:

 
 
Auftritt Stern-Combo Meißen:
 
 
 
 
Auftritt LIFT:
 
 
 
 
Auftritt electra:
 
 
 
 
Auftritt CITY:
 
 
 
 
 
 
Videoclip:
 
Stern-Combo Meißen mit "Stundenschlag": 

 


   
   
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