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Ein Konzertbericht mit Fotos von Thorsten Murr



Booker T. Jones, einer der ganz großen Meister des amerikanischen Soul, dessen Schaffen der Welt unzählige schöne und berühmte Kompositionen schenkte, dessen Name aber bei vielen, vornehmlich jüngeren, Musikfreunden erst einen Moment des Überlegens und des Nachfragens bedarf.a 20140718 1407724309 Booker T. macht seit seiner Jugend Musik, war in den sechziger Jahren mit Booker T. and the MGs die Hausband des Stax-Studios in Memphis und zählte zu dessen wichtigsten Protagonisten. Anfang der neunziger Jahre wurde er in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen und 2007 für sein Lebenswerk mit dem Grammy geehrt. Soweit die wichtigsten Koordinaten. Dieser Booker T. Jones, fast 70 Jahre alt, ist seit langem wieder einmal auf Tour und gab am vergangenen Dienstag im Berliner Frannz Club sein einziges Deutschlandkonzert.

Im Melting Pot
Der Saal des Frannz ist proppevoll, es ist extrem heiß, der geschätzte Altersdurchschnitt des Publikums liegt bei 54,5 Jahren. Glücklicherweise habe ich kurz zuvor vom örtlichen Veranstalter eine Fotoerlaubnis erhalten: "Three Songs, No Flash!". Danke an Jens, dass das so entspannt und problemlos möglich war!

b 20140718 1003987083Die aktuelle Band mit dem Gitarristen Vernon "Ice" Black, Melvin Brannon am Bass und Darian Gray an den Drums eröffnet den Abend. Schnell ist hörbar, auf welch hohem Niveau man sich heute bewegen wird. Booker kommt auf die Bühne, lächelt freundlich ins Publikum und begibt sich zu seinem Arbeitsplatz, einer monströsen Hammond B3 Orgel, die gefühlt bereits allein ein Drittel der Bühnenfläche beansprucht.

Charmant und verdammt lässig
Was sofort auffällt, ist sein munterer Blick und seine unglaubliche Präsenz, die seine Position des "Linksaußen" ganz elegant zur Mitte des Geschehens macht. Booker ist der Boss. Er macht den Sound, er macht das Feeling - und seine Band begleitet ihn dabei, selbstbewusst aber voller Aufmerksamkeit und Respekt. Sein wahrscheinlich größter Hit aller Zeiten "Green Onions" kommt bereits an vierter Stelle im Set - da hat er das Publikum schon lange in der Hand. Es klebt förmlich an dem, was da auf der Bühne passiert, und das ist ein Crossover durch die Stile und Spielarten des Soul und des Blues und des Rock and Roll. Auch eine unterhaltsame Wanderung durch mehr als ein halbes Jahrhundert populärer Musik.

c 20140718 1332743239Das eigene Repertoire versetzt er mit internationalen Überhits. Unspektakulär und unprätentiös kündigt er die Stücke an, hat zu manchem Song eine kleine Story parat, lässt lässig Namen von Berühmtheiten eintröpfeln, so als sei es völlig selbstverständlich, mit einem Bob Dylan im Studio zu musizieren, mit Pop-, Rock-, Folk-, Country- und Soullegenden wie Elton John, Neil Young, Willie Nelson, Kris Kristofferson, Eddy Floyd, Sam & Dave, Otis Redding, Wilson Picket und vielen, vielen anderen Oberligisten zusammengearbeitet zu haben.

Souliger Rock, rockiger Soul, fetter Sound
Nachdem Booker T. Jones von seiner Hammond zu einer wahrscheinlich geliehenen Stratocaster - an deren Kopfplatte baumelt ein Preis- oder Inventarschildchen - gewechselt hat, folgt Jimi Hendrix' "Hey Joe" und später "Mannish Boy" von Muddy Waters. Auch bekommen wir "Knockin' On Heavens Door" zu hören, das er einst für den Film "Pat Garrett jagt Billy the Kid" mit Bob Dylan eingespielt hat. Bei allem hat Booker den Blues im Blut, lässt den Rock lässig rollen und den Soul lustvoll wallen. Der üppige, fette Sound und ein perfektes Timing machen, dass alles so verdammt cool ist. So auch beim machtvollen "Take Me To The River" von Al Green. Die Soli von Black auf der Gitarre kommen klar und präzise, künden von handwerklicher Perfektion, bleiben dabei aber angenehm überschaubar und ufern nicht aus.d 20140718 1552826122 Bassist Brannon lässt auf seinem fünfsaitigem Fender Jazz die Töne regelrecht brodeln, sodass es eine Freude ist, ihm dabei auf die Finger zu schauen. Der Libero in der Rhythmus-Sektion, Darian Gray, hat offenbar am meisten Spaß von allen. Ihm gewährt der Meister auch den längsten Solopart, zumal das Getrommel und Gewirbel, das Gerassel und Geläut das erhitzte Publikum schließlich zu einer glühenden Schwungmasse werden lässt.

Im Finale wird getanzt
Ja, Schwung ist in die Masse gekommen und fröhliche Partystimmung macht sich breit - besonders wenn Drummer Gray, wohlvertraute Klassiker mit gekonnten Rap-Einlagen modernisiert, aber auch, wenn etwas überbetont funky Stücke mit offenkundigem Dance Appeal eingestreut werden - was ich persönlich allerdings für verzichtbar halte. Unverzichtbar hingegen, und zu meiner persönlichen Freude im Set, ist "Time Is Tight". Trotz Hitze, trotz Enge vergeht die Zeit wie im Fluge, und schon ist es zwei Stunden später, als nach langem begeistertem Applaus, passend zu diesem siedenden Konzertabend, "Melting Pot" aus der MGs-Ära, den gelungenen Abschluss bildet.



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Bitte beachtet auch:

• Off. Homepage von Booker T.: www.bookert.com
• Homepage des Veranstalters Trinity: www.trinitymusic.de




Fotostrecke:

 
 
 



   
   
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