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Ein Konzertbericht mit Fotos von Reinhard Baer



Dr. Kinski? Die Band hatten wir doch gerade erst ... Stimmt! Genauer gesagt war es am 26. Oktober 2013 an gleicher Stelle hier im "Neu Helgoland" am Berliner Müggelsee. Also vor knapp einem halben Jahr. Damals waren mit Bernd Römer von KARAT und Peter "Bimbo" Rasym von den PUHDYS weitere Hilfsärzte im Einsatz, um eine möglichst effektive Schocktherapie anwenden zu können. Das war eine tolle Mugge damals und Bernd Römer schrieb mir danach per Mail, dass es ihm großen Spaß gemacht hat.a 20140303 1421266459 Nun war Dr. Kinski also für letzten Samstag wieder angesagt. Eigentlich dachte ich, dass ich nach so kurzer Zeit nicht schon wieder zu einem Konzert der Band müsse um darüber zu berichten. Aber die Ankündigung, "Dr. Kinski und Überraschungen", machten mich neugierig, und den satten AC/DC-Sound der Kinski-Truppe kann man sich ja immer mal reinziehen. Schadet ja nicht ...

Um vor Samstagabend heraus zu bekommen, worin die "Überraschung" bestand, schrieb ich eine Mail an Kinski-Schlagzeuger und Organisator Dicki Grimm. Er verriet mir dann hinter vorgehaltener Hand, dass man ganz einfach mal ausprobieren möchte, wie die Musik von AC/DC unter Hinzunahme eines Keyboards klingen würde. Die australische Gruppe AC/DC selbst hat das nie versucht und lehnt es auch strikt ab. Und damit die Welt doch erfährt, wie es denn mit Unterstützung von Tasteninsturmenten klingt, muss Dr. Kinski sich daran eben versuchen. Aber dazu später mehr ...

Als ich kurz nach 20:00 Uhr im Saal eintraf, baute man auf der Bühne gerade das Keyboard auf. Nach einem akademischen Viertel, also gegen 21:15 Uhr ging dann im Saal das Licht aus. Am Schlagzeug wurden zwei Pyro-Fontänen gezündet und aus den Lautsprechern war der Herzschlag zu hören, der auch beim Öffnen der bandeigenen Homepage erklingt. Die Bühne war schon in Nebel gehüllt, als die "Höllen-Glocke" erklang. Unglaublich, was für eine Spannung hier erzeugt wurde. "Hell Bells" war wieder der erste Titel im Set. Der Doktor, gekleidet im schwarzen Kittel, kam auf die Bühne, zog seine Grimassen und ließ seinen Blick in die Runde schweifen, bevor er mit kreischender Stimme zu singen begann. Viele der Besucher waren vor die Bühne geeilt, tanzten zur Musik oder hörten einfach nur zu. Man wollte ganz nah dran sein ...

Jetzt könnte ich meinen Bericht vom 26. Oktober abschreiben, das Konzert war im Prinzip das gleiche. Die beiden Gitarristen Stefan Schirrmacher und Michael Linke griffen in die Saiten, Bassist Michael Pflüger zupfte die Bassgitarre und Dicki Grimm leistete vollen körperlichen Einsatz am Schlagzeug.b 20140303 1240724272 Natürlich ließ sich der Doktor - im richtigen Leben heißt er Lars Sens - wieder von seinem Assistenten die Panzerfaust reichen. Wollte er damit etwa den Fotografen erschießen? Ein Glück für mich, dass er diese nur kurz auf mich richtete. Ich sah mich schon im Konfettiregen stehen, aber der wurde letztlich über die Köpfe der Konzertbesucher vor der Bühne abgefeuert.

Beim Titel "Dog Eats Dog" war es dann für den Gast des Abends soweit: Alexander "Ali" Kirfe wurde an sein Keyboard gerufen und zum harten AC/DC-Gitarrensound waren nun Orgel- und Pianoklänge zu hören - und das bei drei Titeln. Das Keyboard drängte sich in keinster Weise auf. Es war keinesfalls ein Weichspülgang für die harten Riffs, lediglich eine weitere Klangfarbe. Nun wird sich manch einer fragen, wer dieser "Ali" Kirfe ist und wie er zu Dr. Kinski kam. Der direkte Bezug ist der, dass Ali in der Band von Frank Schöbel spielt, er also ein Kollege von Stefan Schirrmacher ist. Aber Ali Kirfe hat weit mehr gemacht, als nur Frank Schöbel zu begleiten. Bereits in den späten 70er und 80er Jahren war Ali Kirfe als Musiker in verschiedenen Bands aktiv. In der Band VULCAN spielte er Schlagzeug, danach war er bei PETRA ZIEGER und den SMOKINGS als Keyboarder und Saxophonist tätig. Als die SMOKINGS aufgelöst wurden, trat er zusammen mit der Sängerin MARION SPRAWE (ehem. JUCKREIZ) als Duo HELLE FARBEN auf. Ali war und ist also kein großer Star aus der ersten Reihe, sondern eher jemand, der den Bands, in denen er aktiv war, eher still und unbemerkt seinen musikalischen Stempel aufdrückte. Kirfe war für die Musik seiner Formationen wichtig, die ohne sein markantes Spiel sicher nicht so funktioniert hätten. Später, im zweiten Teil des Konzerts, stand Ali mit dem Smartphone im Saal und filmte das weitere Konzert mit. Ali Kirfe ist ein Typ, der immer ein Lachen im Gesicht trägt. Ich hatte später noch kurz die Gelegenheit, mich mit ihm zu unterhalten. Leider machte die Lautstärke im Saal einer längeren Unterhaltung einen Strich durch die Rechnung.

Direkt nach Alis Auftritt machte die Band eine Pause. Die war auch dringend nötig, denn man musste einfach frische Luft haben. Die Luft vor der Bühne war dank Bühnennebel und der vielen Leute im Saal ziemlich "dick". Nach der Pause ging es weiter mit "Back In Black" und anderen Klassikern aus dem AC/DC-Repertoire.c 20140303 1190148646 Ich selbst stand in der zweiten Halbzeit mehr im Hintergrund und nicht mehr direkt vor der Bühne, wo die Leute tanzten und viel Betrieb war. Die Band begeisterte das Publikum mit ihren Interpretationen der AC/DC-Songs, und die Zeit verging wie im Fluge. Bevor man sich versah, war man schon im Zugabenteil angelangt. Der "Doktor", der immer wieder gerufen hatte, "Ich will Eure dreckigen Hände sehen", nahm vor dem letzten Song der Zugaben einen Schluck aus einer Dose. Es war aber kein isotonisches oder aufputschendes Getränk darin - wie man hätte annehmen können. Das Gemisch in der Dose war auch nicht zum Trinken gedacht, sondern wurde wieder ausgespuckt. Der Mann im schwarzen Kittel griff nämlich zu Spezialeffekten, denn es war Bühnenblut, das er aus seinem Mund laufen ließ und auch auf den Kittel kleckerte. Nach dieser Gruseleinlage war das Konzert nach etwa zwei Stunden zu Ende und Dr. Kinski hinterließen ein gut austherapiertes Publikum. Eine weitere medikamentöse Behandlung war nun nicht mehr erforderlich.

Für mich war es mal wieder ein anstrengendes Wochenende mit zwei Konzerten an zwei Tagen. Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, keine zwei Muggen an einem Wochenende mehr anzugehen. Andererseits muss man aber die Feste feiern, wie sie fallen. Und wenn zwei interessante Konzerte so kurz nacheinander stattfinden, kann man seine Vorsätze, die man sich für das neue Jahr gemacht hat, ruhig mal über den Haufen werfen. Im Nachhinein stelle ich aber fest, dass ich an anderer Stelle nichts versäumt und somit alles richtig gemacht habe!



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