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Ein Konzertbericht von Hans-Peter Lauschke
mit Fotos von Sebastian und Matthias Ziegert


 

Die "Theaterfabrik Leipzig" gab einmal mehr die passende und stimmige Kulisse für das anberaumte Konzert zweier ambitionierter musikalischer Projekte ab, die beide mit lokalem Bezug versehen sind. Sie stellten ein Heimspiel für diverse Mitglieder der so überaus musikalischen Familie Künzel dar.

Bei THE FLAMING ROCKS handelt es sich um eine Band, die im vergangenen Jahr bereits ihr zehnjähriges Bestehen feierte und für die von Beginn an gilt: "Sie sind dort Freunde und verwandt." Die vier Musiker unter Federführung des "Elder Statesman" Lutz Künzel liefern eine fulminante, professionelle Mischung aus Punk, Rock und Metal, von teilweise brachialer Härte gekennzeichnet, die aber nie zum Selbstzweck gerät, sondern häufig von verblüffend melodischen Einsprengseln, In- und Outros, abgelöst wird. Berührend und eingängig werden zeitgemäße Hörkonventionen vor allem wohl jugendlicher Konzertbesucher im Umfeld alternativer Studentenclubs schlüssig bedient. Titel wie "Bon Voyage", "The Curse" oder auch "Turning Manoeuvre / The Hurricane" haben das Zeug zum Hit. Wer Sängerin Laura Künzel über die Bühne wirbeln sieht, bekommt eine Ahnung davon, warum uns der Schöpfer Digitalkameras mit einer Bilderfolge von zehn Aufnahmen pro Sekunde (oder gar noch schneller) schenkte. Anders ist sie kaum "zu fassen", sprich abzulichten bzw. "auf den Chip zu bannen". Es war vielleicht ein Wagnis, die Band dereinst in der bekannten Konstellation zu gründen und es brauchte Durchhaltevermögen und Kreativität, das Projekt ein Dezennium auf Laufen zu halten. Andernorts wird über den Generationenvertrag oder -ausgleich hitzig debattiert und gestritten, wer wem die Rente sichert, hier funktioniert´s! Bei zwei aktuellen Shows, in Leipzig und Plauen, fungierte das Quartett als Support - eine Formation, der man gern und guten Gewissens weitere erfolgreiche zehn Jahre auf den Bühnen, in den Clubs dieses Landes wünscht!

RUFF AS STONE, ein polyglotter, gesamt-europäisch zu nennender Act, dessen aktuelle Kurz-Tour aus drei Konzerten bestand, sind Frontmann Austin Howard (Ellis, Beggs & Howard), Tobias Künzel am Schlagzeug (Die Prinzen, Final Stap, The Teenbeats ), Maskenmann Tom E. Morrison (Bliss, Twelve Drummers Drumming) an der eindrucksvoll dominant gespielten Gitarre, welcher auch als Produzent arbeitet sowie "Ruhepol" Rob Tree (Chris Norman, Bliss) am Bass. Seit ihrem öffentlichen Debüt in London Anfang 2010 bietet die Gruppe einen energetischen Mix diverser Musikstile, nimmt kreative Anleihen bei Metal, Glam- und Bluesrock. "See the Light" beispielweise ist ein straight zu Ende komponierter Rock-Klassiker, von dem man als Zuhörer schwer wieder loskommt. Die Texte umkreisen das Übliche. Anstatt die reizvollen Landschaften Englands, der mitteldeutschen Tiefebene bis hin zur Sächsischen Schweiz zu besingen, vernimmt man Vokabeln wie "Sucka" oder "Motherfucka". Die Band spielt seit Gründung konstant in der gleichen Besetzung, dies will im schnelllebigen Showgeschäft durchaus etwas heißen.

Ohne einen charismatischen Sänger voller Ausdruckskraft ist es um jede Band schlecht bestellt. Gut, dass RUFF AS STONE Austin Howard haben! Zweifellos in jeder Hinsicht ein Volltreffer, verkörpert er als Kunstfigur auf der Bühne wohl das, was die Briten mit "absolutely crazy" umschreiben. Nicht nur, dass er über die entsprechende Stimme verfügt, die es braucht, um die Zuhörer live für sich einzunehmen. Er ist darüber hinaus ein "charmant-extrovertiertes Körperkind", das auf der Bühne, an seinen mit einer Art Federboa drapierten Mikroständer geklammert, herumtobt, springt, sich windet und über den Boden rollt. Er, im persönlichen Gespräch überaus liebenswürdig, gehört ganz einfach ins Showgeschäft! Viele der Besucher erwiesen sich als des Englischen mächtig und goutierten während der Überleitungen zwischen den einzelnen Songs die Bonmots aus dem Munde des Frontmanns mit zustimmendem Lachen. Bei Bedarf fungierte Tobias auch schon mal als Conferencier. Er liefert punktgenaue, satte Breaks und gibt schon mal, qua Berufung, als Trommler bzw. Prinz, die Richtung vor, indem er dynamisch den nächsten Titel einzählt, um unnötige Pausen zu vermeiden. Leider störten diverse technische Schwierigkeiten den Programmablauf, gab es mehrfach Probleme mit dem Bass. Gewiss könnte, sollte die Band extensiver touren, würden sich Veranstalter und Publikum finden. Musikalisches Material ist ausreichend vorhanden. Aber es ist nun mal gar nicht so einfach, Künstler, die alle länderübergreifend mehrere Projekte parallel am Start haben, von Zeit zu Zeit "unter einen Hut zu bekommen", und wenn es der berühmt-berüchtigte Zylinder Austins ist! Es handelt sich eben um ein Side-Projekt neben anderen, das Zwanglose, Spontane steht im Vordergrund. Ein Luxusumstand, den sich manch anderer wünschen mag. Eine empfehlenswerte CD ist unterdessen im Angebot, die fünf Songs mit hohem Wiedererkennungswert enthält und somit den Kern deutsch-britischer Kreativität für die Nachwelt konserviert hat.

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The Flaming Rocks:
CD "Enter Evermore"
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Ruff As Stone
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CD "Ruff As Stone"


Den fulminanten Schlussakkord setzte eine gemeinsame Performance der Musiker beider Bands. Stimmungsvoll bereiteten die Gitarren Lutz Künzels und Tom E. Morrisons, zunächst leicht verfremdet, den Boden, nach wenigen Sekunden aber war der Titel zu erkennen. Laura Künzel und Austin Howard intonierten gemeinsam CCR´s "Proud Mary" in einer stark an Tina Turner angelehnten Fassung. Das gab dem Abend ein glanzvolles, passendes Finale.

Mehr Künzel war selten.



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Termine:

The Flaming Rocks:
• 21.03.2014 - Erfurt - Ilvers Musicbar
• 28.04.2014 - Bamberg - Live-Club

Ruff As Stone:
... derzeit sind keine weiteren Termine angekündigt.

Alle Angaben ohne Gewähr



Bitte beachtet auch:

• Off. Homepage von Ruff As Stone: www.ruff-as-stone.com
• Off. Homepage von The Flaming Rock: www.theflamingrocks.de
• Homepage der Theaterfabrik in Leipzig: www.theater-fabrik-sachsen.de




Fotostrecke:

 
The Flaming Rocks:
 
 
 
 
Ruff As Stone:
 
 
 
Finale:
 
 
 




   
   
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