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Ein Bericht mit Fotos von Thorsten Murr



City, eine der populärsten und wichtigsten Institutionen ostdeutscher Rockgeschichte dreht ihre "Letzte Runde". Mensch, das kann doch eigentlich gar nicht sein, denk ich, waren und sind doch City immer die, die zuverlässig ewig da waren - mit ihren eigenen Headliner-Konzerten, in den verschiedensten Ost-Rock-Zelebrationen, als Rocklegenden, manchmal im Fernsehen und gelegentlich, meist mit "Am Fenster", auch heute noch im Radio.a 20221110 2008837020 Letzte Runde also, Ende dieses Jahres soll Schluss sein. Angesichts der Tourdaten fiel mir Freiberg besonders ins Auge. Das Tivoli - viel hatte ich schon davon gehört und gelesen, vor allem im Zusammenhang mit einer anderen berühmten Band, aber selbst war ich noch nie dort gewesen. Zur großen Arena in Berlin, wo am 29. und 30. Dezember die definitiv zwei letzten Konzerte stattfinden sollen, könnte man ja mit der S-Bahn fahren. Freiberg aber klingt spannender - und legendärer.

Die legendäre Band im legendären Tivoli
Als wir an diesem Freitagabend am Tivoli ankommen, ist die Zeit infolge Autobahnsperrung allerdings schon knapp. Schnell noch ein Bier gegriffen und durch das dicht stehende Publikum nach vorn geschlängelt. Der Saal ist, wie auch die Show am nächsten Tag, ausverkauft. Es ist ein wirklich schmuckes Kulturhaus, ja die Location gefällt mir gut, die Leute darin auch.

Nach einem kurzen Intro kommen die uns vertrauten Helden auf die Bühne: Toni Krahl, Fritz Puppel, Georgi "Joro" Gogow und Manfred Hennig. Den Platz des im Mai 2020 verstorbenen Schlagzeugers, des "Generals" Klaus Selmke - der, der stets barfuß und auf dem Boden sitzend spielte und dessen Andenken laut Toni Krahl diese Tour gewidmet ist - nimmt, etwas im Hintergrund platziert, Roger Heinrich ein. Die erste Reihe auf der Bühne gehört den Original-Mitgliedern und die ersten Reihen im Publikum den engsten Fans, die die Band hier in der Region hat.

Come Together!
Nach einem instrumentalen Intro geht es zur Sache. City, wie man sie kennt: souverän, machtvoll, mit fettem Sound und strahlender Lightshow. "Hymne (Come Together)" vom aktuellen - und vermutlich auch letzten Album - ist der erste Song und "Wir sind zusammen groß geworden" eine bezeichnende Zeile daraus. Ein sehr emotionaler und starker Einstieg ins Geschehen.


Danach geht mit dem gleichnamigen Titel die Sonne auf im Tivoli - ein melodischer, von Joros Geige als Leadinstrument geprägter Song, der fast ein wenig zum Schunkeln einlädt. Ja, warum auch nicht, denn im Saal herrscht von Anfang eine sehr herzliche und gemeinschaftliche Atmosphäre. Man ist sich einig, heute etwas Einmaliges und leider auch Letztmaliges zu erleben.
 
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Bei "AMERIKA" singe ich fast alle Strophen mit, wobei mir vorher gar nicht bewusst war, dass ich sie auswendig kann. Den Song fand ich schon immer richtig gut, vor allem wegen des Textes. "… weiß keiner wie ich heiß." Immer wieder herrlich! Bei "Und ich bin immer noch hier!" stimmen hunderte Fans kraftvoll ein. Mann, das geht schon mal richtig nahe!

Es ist unheimlich heiß
Auffällig viele jüngere Menschen sind da, zum Teil in T-Shirts der von ihnen verehrten Metal- und Punk-Bands. Na klar, kann man machen. Während manche noch etwas unsicher dreinschauen - vielleicht sind sie auf Empfehlung ihrer Eltern oder eines musikinteressierten Verwandten hier - sind andere sofort vollauf begeistert. Ja, hier geht richtig was ab.

Auch meine eigene Begeisterung entfaltet sich schon bald in Gänze, als Toni Krahl "Die erste Runde" ankündigt. Ich hatte so sehr darauf gehofft und nun macht mir diese Band tatsächlich diese riesige Freude: Vom ersten Album, bringen sie in einem Medley "Es ist unheimlich heiß", "Der King vom Prenzlauer Berg" und "Meister aller Klassen". Diese Songs hatte ich in meiner Jugend so oft gehört, weitaus öfter als "Am Fenster" von der B-Seite der LP, und habe sie bis heute im Ohr. Im Konzert klingen sie selbstverständlich deutlich moderner, mächtiger und weitaus schärfer als auf der Originalscheibe von 1977 - aber die Magie ist dieselbe. Mensch Leute, hier ein extra großes Dankeschön genau dafür!


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War gut
Eigentlich könnte ich schon jetzt glücklich und zufrieden gehen - aber das Konzert hat ja gerade erst angefangen und Band und Publikum kommen mehr und mehr auf Touren. Nach den vertrauten Covern von "Sind so kleine Hände" und "Sag mir wo die Blumen sind" sowie dem Abschiedslied für Klaus Selmke "War gut", geht's kraft- und stimmungsvoll weiter. Die "modernen" City spielen ihre ureigenen Stärken voll aus: urbaner, kraftvoller Sound, mitreißende Melodien und prägnante Texte - ein wahres Fest der Rockmusik, das man ausgelassen feiern möchte, wäre da nicht auch das Wissen, dass es eines der letzten Male ist. Für immer. Nein, darüber möchte ich jetzt eigentlich gar nicht nachdenken. Viel zu lebendig und vergnüglich ist diese 50-jährige Combo dort vorn am Werk.

Zum Finale hin einige bekannte Songs von "Casablanca", darunter auch das saustarke "z. B. Susann", das vielen wohl eher als "Berlin" im Bewusstsein hängt und nach meinem Empfinden auch eine Hymne von Bruce Springsteen hätte sein können. Was soll jetzt noch kommen? Na klar, eine fulminante Version vom ikonischen "Am Fenster", bei der die Band, besonders natürlich Geiger Georgi "Joro" Gogow, noch einmal alles gibt. Das Publikum tobt, der Saal bebt. Großartig und erhebend - aber als sie sich zur Verabschiedung vorn aufstellen und den Fans zuwinken, sind sie irgendwie wieder die Kumpel-Typen von der Straßenecke in Prenzlauer Berg.


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Last Call zur letzten Runde
Irgendwann ist dann wirklich Schluss, zunächst für diesen ersten von zwei Abenden in Freiberg. Es folgen dann noch einige weitere Termine, aber am 30. Dezember soll es dann in der großen Arena in Berlin tatsächlich zu Ende gehen. Kann man sich da eigentlich noch ein gutes neues Jahr wünschen?e 20221110 1222339527 Wir werden sehen. Bis dahin gibt es im November und Dezember noch etliche Termine landauf- und -ab, an denen man die Band noch einmal erleben kann. Die letzte große Show, am 30. Dezember in Berlin, ist allerdings ausverkauft. Für das Zusatzkonzert am Tag zuvor gibt es aber noch Tickets. Man sollte eine der wenigen verbliebenen Chancen auf jeden Fall nutzen.

PS:
An dieser Stelle wie versprochen, ein Gruß an den freundlichen Fan Manfred aus der Freiberger Gegend und ein Dank dem Fanclub-Mitglied Mario aus Plauen, der uns after Show noch ein bisschen Freiberg bei Nacht gezeigt hat.



Termine:
• 24.11.2022 - Gera - Kultur- und Kongresszentrum
• 25.11.2022 - Neubrandenburg - Jahnsportforum
• 26.11.2022 - Schwerin - Sport und Kongresshalle
• 27.11.2022 - Hannover - Theater am Aegi
• 30.11.2022 - Hamburg - Laeiszhalle
• 01.12.2022 - Rostock- Stadthalle
• 02.10.2022 - Magdeburg - GETEC Arena
• 09.12.2022 - Zwickau - Stadthalle
• 10.12.2022 - Erfurt - Messe Erfurt
• 11.12.2022 - Leipzig - ARENA
• 29.12.2022 - Berlin - Mercedes-Benz-Arena
• 30.12.2022 - Berlin - Mercedes-Benz-Arena

Alle Angaben ohne Gewähr


Bitte beachtet auch:
• Homepage von CITY: www.city-internet.de
• Homepage des Veranstalters Semmel: www.semmel.dede




Fotostrecke:
 
 
 
 



   
   
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