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Ein Bericht von Ulli Neumann mit Fotos von Reinhard Baer



Das "Neu-Helgoland" ist in den Monaten September bis Mai ein beliebter Anlaufpunkt für Musikfans. Gerade Musiker aus den östlichen Regionen Deutschlands findet man hier oft im Terminkalender. Kürzlich waren Karussell, Apfeltraum oder die Ossis angesagt. Eisbrenner, Renft, Modern Soul Band, Die 3HIGHligen u.a. werden demnächst noch zu erleben sein. Bereits am 2. November 2019 hat die AC/DC-Coverband DR. KINSKI mit seiner Schocktherapie im Berliner Hotel und Restaurant "Neu-Helgoland" sein 20 jähriges Jubiläum gefeiert.

Als wir mit unserer "Reisegruppe" gegen 19:00 Uhr das Gelände des Gesundheitszentrums "Neu-Helgoland" betraten, war der Saal, sprich das Wartezimmer, schon mehr wie gut gefüllt. Wie sich später herausstellte, war es mehr wie ausverkauft. Im "Neu-Helgoland" kann man an Tischen sitzen, aber es wird ein entsprechender Freiraum vor der Bühne gelassen und niemanden stört es, wenn am Bühnenrand getobt wird. Das freundliche Personal hatte alles im Griff, kurze Wartezeiten bei den Bestellungen und schmackhafte Stärkungen erhöhten schon mal das allgemeine Wohlbefinden. Dann muss man noch eine Runde drehen, viele bekannte Besucher begrüßen, die man von gemeinsamen Konzertbesuchen kennt. Ich habe den Eindruck, manche haben schon ihren Zweitwohnsitz im "Neu-Helgoland".

Kurz vor dem Konzert haben wir dem therapeutischen Team um Doktor Kinski eine Geburtstagstorte übergeben, einen leckeren Käsekuchen. Um kurz nach 20:00 Uhr begann die Glocke zu schlagen. Wenn diese zu hören ist, ist spätestens der Zeitpunkt gekommen, an dem Fans zu Patienten des irren Doktors werden. Die Scheinwerfer verbreiteten schauriges Licht, Nebel stieg auf, die Musiker Stefan "Schirmchen" Schirrmacher (Gitarre), Frank "Rock" Wohlfahrt (Gitarre), Matthias "Dicki" Grimm (Schlagzeug) und Michael "Pitti" Plügler (Bass) betraten die Bühne. Die Gitarren begannen zu klirren und dann kam er, der verrückte Doktor, alias Lars Sens auf die Bühne.

Mit den Worten, "Wo seid Ihr, Ihr Patienten?", und dem Song "Hells Bells" ging es gleich richtig zur Sache. Langsam kamen die ersten Patienten zum Bühnenrand, mich hielt es auch nicht mehr am Tisch. Bei gefühlten 50 Grad sollte es ein schweißtreibender Abend zwischen den tanzenden,b 20191109 1413911487 klatschenden, jubelnden, Hände hoch reißenden Patienten werden. Der sonst so ruhige und bescheidene Lars Sens hatte wieder seinen Hebel umgestellt, mutierte zum verrückten Doktor, versetze seine Band in Ekstase und der Funke sprang augenblicklich auf die Patienten über. Zum Abschluss von "Hells Bells" folgte noch die Aufforderung, "Ich will Eure schmutzigen Finger sehen". Die Patientenmeute reagierte sofort und mit erhobenen, wackelnden Händen kamen wir der Aufforderung nach.

Tosender Applaus nach dem ersten Song. Bevor es weiterging, gab es ein paar Worte vom Doktor zur Geschichte von DR. KINSKI. Vor 20 Jahren lernte er Stefan Schirrmacher in der Kneipe "Havanna" in Berlin Karlshorst kennen. Man kam über das Thema Musik ins Gespräch, AC/DC-Cover könne man sich vorstellen. Dann wurde später geprobt und der erste Auftritt war dann in Berlin im Club "Magnet". Dirk Michaelis spielte dort und Stefan Schirrmacher fragte ihn, ob sie nach seinem Set eine Nummer von AC/DC spielen könnten. Bei "Whole Lotta Rosie" tobte der Saal und somit war die Band geboren. Weiter ging es am letzten Samstag im "Neu-Helgoland" mit "You Shook Me All Night Long". Furios wieder die Gitarristen Stefan und Frank im Einsatz, jeden Meter der Bühne pflügten sie für ihre Show und die Rhythmus-Brigade "Dicki" Grimm und "Pitti" Pflügler bildeten eine grandiose Einheit. "Dicki" der Drummer, als Mister Zuverlässig, musste übrigens in 20 Jähren kein einziges mal bei einem Konzert durch einen "Ersatzmann" vertreten werden. Er war immer da.

Bei Songs wie "Have A Drink On Me" und "TNT" war der Freiraum vor der Bühne restlos gefüllt. Der verrückte Doktor begeisterte mit Sprüchen und Gesten seine Patienten, mal sich selber backpfeifend, sich auf die Schenkel klopfend oder seinen langen schwarzen Kittel schwenkend. Eines rechne ich ihm hoch an, was aber selbstverständlich für ihn war: Mit den Worten, "Ihr werdet bestimmt den Mann mit Hut vermissen. Michael 'Lefty' Linke kann heute leider nicht dabei sein. In der letzten Woche hat er eine neue Hüfte bekommen, wir wünschen ihm alles Gute". Den Wünschen haben wir uns natürlich alle angeschlossen. Gute Besserung lieber Lefty. Wir hoffen, Du bist bald wieder dabei. Beim Song "Walk All Over You" wurde es dann dramatisch. Zu den Gitarrenklängen von Stefan und Frank kündigte der Doktor an, dass unser letztes Stündchen geschlagen habe.c 20191109 1670157246 Sein Assistent Roberto reichte ihm eine Panzerfaust, so ein RPG 8 Imitat. Jetzt würde alles ganz schnell gehen, fügte er hinzu, und nach dem Intro des Songs gab es einen Riesen-Knall und eine Wolke aus Konfetti ergoss sich über die Patienten. Ich wünsche mir, es gäbe nur noch solche Waffen auf der Welt.

Angekündigt waren ja auch Überraschungsgäste und bei dem Song "It`s a Long Way to the Top" kam ein langer, furchterregender Kerl den Dudelsack spielend in den Saal. Gefühlte 2,10 Meter groß, freier Oberkörper, Lederrock, ellenlanger Bart ... dem möchtest Du nicht alleine im Wald begegnen. Sein Spiel war eines der Highlights an diesem Abend, eine absolut gute Idee, denn im Original spielte ja auch Bon Scott den Dudelsack. Natürlich hat der Musiker auch einen Namen: Daniel Küster, alias Elus von der Mittelalter Band Tagasunna. Wie ich selber feststellen konnte, ist er ein fröhlicher Kerl, da braucht man trotz anfänglicher Bedenken keine Angst haben, ihn alleine im Wald zu treffen.

Nach seinen Auftritt ging es weiter mit "Baby Please Don`t Go" und nach "Dirty Deeds Done Dirt Cheap" ging es in die Pause. Für die Techniker ging es gleich weiter, denn der Bühnenumbau für den nächsten Überraschungsgast erfolgte. Der ließ dann auch gar nicht lange auf sich warten: Dieter "Quaster" Hertrampf & Friends kamen auf die Bühne. Stefan Schirrmacher spielt seit einiger Zeit bei Quaster mit. Dadurch hat die Band erheblich gewonnen. Weiterhin dabei Quasters Freund, der Schatten, der die Stamp Box, die Maultrommel und die Mundharmonika bediente, und natürlich Peter Rasym am Bass. Los ging es mit dem Song "Ich bereue nichts", das Leitmotiv für Quasters Soloprogramm. Danach kam ein Medley bekannter PUHDYS-Titel: "Geh zu ihr", "Hiroshima", "Erinnerung", "Die Welt ist ein Wunder" und "Es war schön". "Hiroshima" ist für mich immer ein Highlight. Das Original ist von WISHFULL THINKING und Wolfgang Tilgner hat dazu den deutschen Text geschrieben. Das sollte es mit dem Gastauftritt schon gewesen sein, aber es wurden lautstark Zugaben gefordert.d 20191109 1019337304 Ein schöner Song, den ich besonders mag folgte: "Mach dir um mich keine Sorgen", von der letzten PUHDYS-CD "Heilige Nächte". Klar, ein Song fehlte noch, nämlich Quasters Markenzeichen "Alt wie ein Baum". Dazu kam der Doktor auf die Bühne und gemeinsam mit allen Patienten im Saal war es schon ein rekordverdächtiger Patientenchor. Quaster wird am 14. März 2020 mit seiner eigenen Show im "Neu-Helgoland" zugegen sein. Wie ich gehört habe, sind schon viele Karten verkauft.

Kurz danach ging es mit DR. KINSKI in die zweite Runde. "Back in Black" war auch der Song, der den Doktor von AC/DC nicht mehr losließ. Die Band strahlte eine Energie aus, da wurde man einfach mitgerissen. Bei "Highway To Hell" kamen noch mal Peter Rasym und Quaster auf die Bühne. Peters Spiel auf dem Bass zu sehen ist immer eine Augenweide. "Whole Lotta Rosie" ist einer meiner Lieblingssongs von AC/DC und im Programm von DR. KINSKI die Gelegenheit für den persönlichen Auftritt von Energiebündel Frank "Rock" Wohlfahrt. Runter von der Bühne, rockend durch den Saal, rauf auf einen Tisch und ein mitreißendes Solo gespielt. Wie es der Zufall wollte, saß am Tisch eine leibhaftige Rosi und Frank "Rock" hat ihr somit den Abend unvergesslich gemacht.

Jede Schocktherapie neigt sich irgedwann dem Ende. Nach "For Those About to Rock" sollte Schluss sein, aber wieder wurden lautstark Zugaben gefordert. Kurzfristig wurde noch das Programm umgestellt und zum zweiten Mal hatte der dudelnde Dudelsackmann seinen Auftritt. Dann war es soweit für der letzte Song "Hell Ain`t a Bad Place to Be". Zum letzten Mal wollte der verrückte Doktor unsere schmutzigen Finger sehen. Dann spuckte er noch etwas Bühnenblut und ... aus und vorbei ... Feierabend.e 20191109 1468340067 Die Kondition hat gereicht, dieses Feuerwerk an Rockmusik durchzuhalten. Ein gelungenes Jubiläumskonzert, eine Band die alles gegeben hat und auch noch Spaß daran hatte. Dazu Überraschungsgäste, die echt eine Überraschung waren. Rockerherz, was willst du mehr?1

Am 20. März 2020 gibt es wieder eine Schocktherapie in "Neu-Helgoland". Karten waren dafür schon erhältlich und sind es jetzt immer noch. Keine Frage, dass ich wieder mit dabei sein werde, denn in meinem Alter sollte man regelmäßig zum Arzt gehen ...



Setlist:
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Termine:
• 15.02.2020 - Berlin - Westernkneipe zum Sattel (als Salonorchester)
• 20.03.2020 - Berlin - Neu-Helgoland

Alle Angaben ohne Gewähr! Nähere Infos auf Dr. Kinskis Homepage.



Bitte beachtet auch:
• Off. Homepage von Dr. Kinski: http://www.drkinski.de/
• Homepage des Neu-Helgoland in Berlin: www.neu-helgoland.de




Fotostrecke: