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Ein Bericht mit Fotos von Bodo Kubatzki



Dank der sozialen Medien wurde ich rechtzeitig auf das Konzert von ANGELIKA WEIZ und CHARLIE EITNER in Neustrelitz aufmerksam. Über die Pressestelle des Kulturquartiers Mecklenburg-Strelitz erhielt ich eine Fotogenehmigung für das besagte Konzert.a 20190520 1177553737 Gespannt auf dieses machen sich meine Frau und ich auf den Weg nach Neustrelitz, um nach vielen Jahren mal wieder der Grande Dame der deutschen Soulmusik lauschen zu können. ANGELIKA WEIZ gehörte in den 80er Jahren zu meinen absoluten Favoritinnen der ostdeutschen Rock- und Soulmusik. Neben ihrer Musikalität faszinierte mich vor allem, mit welcher Konsequenz sie in der DDR englischsprachige Titel produzierte. Das war im damaligen Arbeiter- und Bauernstaat keinesfalls selbstverständlich. Auch ihre kritische Version des Liedes "Unsere Heimat", das wir Kinder des Ostens doch alle in der Schule gelernt haben, zeugte von Mut und Konsequenz. Diese Konsequenz führte jedoch dazu, dass der VEB Deutsche Schallplatten im Sommer 1989 nicht bereit war, die bereits fertiggestellten Titel auf einer AMIGA Langspielplatte zu veröffentlichen. Das Album von ANGELIKA WEIZ unter dem Titel "Heimat" war erst 1992 erhältlich. Zwei Jahre später bringt sie das wunderbare Album "Free" heraus, welches bis heute das letzte komplette Album von ihr ist. Live erlebte ich ANGELIKA WEIZ mit ihrer Band zum ersten Mal bei der 12. Zentralen Leistungsschau der Amateurtanzmusiker im April 1986 in Erfurt, wo sie uns Amateurmusikern zeigten, wie man ein komplettes Konzert mit ausschließlich Songs der BEATLES in souligen Versionen gestalten kann. Dieses Konzert zog mich voll in seinen Bann. Es hatte Weltniveau. Doch blieb dieses Niveau bekanntlich hinter Mauern verborgen. Anfang der 2000er Jahre erlebte ich ANGELIKA WEIZ gemeinsam mit dem Pianisten und Keyboarder WOLGANG FIEDLER in Rostock. Auch dies war ein fantastisches Konzert, welches aufgrund einer im Fernsehen übertragenen Fußballpartie jedoch nicht sehr viele Gäste in die Rostocker Pumpe zog. Dies sollte heute in Neustrelitz völlig anders sein.

ANGELIKA WEIZ - CHARLIE EITNER & FRIENDS gastieren im Kulturquartier Mecklenburg-Strelitz in meiner Geburtsstadt Neustrelitz. Neben Angelika musizieren heute Abend CHARLIE EITNER, einer der vielseitigsten Jazz-Gitarristen Deutschlands,b 20190520 1855703394 der aus Großbritannien stammende Keyboarder CHRIS LEWIS sowie der argentinische Perkussionist TOPO GIOIA. Der Vorankündigungstext zum Konzert verspricht einen "besonderen musikalischen Leckerbissen", und den bekommen wir an diesem Abend geboten.

Angelika und ihre drei Musikerkollegen nehmen uns mit auf eine Reise in die wundervolle Welt der Soul-, Jazz- und Popmusik. Die Reise beginnt auf der "Route 66" wo wir "Sunny" begegnen, die dafür sorgt, dass die Tage heller werden. Die Reise macht einen Zwischenstopp in Georgia. Aus dem RAY CHARLES Klassiker "Georgia on my mind" wird bei ANGELIKA WEIZ dann schnell mal "Neustrelitz on my mind". Dabei kommt der Künstlerin dann auch gleich in den Kopf, dass wir Gäste durchaus mitsingen könnten. Es wäre doch ganz einfach, da wir nur ein Wort zu singen hätten: "dimpe". Nein, mit "dimpe" wäre nicht der geflügelte Gimpel gemeint, oder gar der gute Dimple Whiskey. Es handle sich nur um ein einfaches Wort, mit welchem die Bassfigur zu NINA SIMONES "My Baby just cares for me" gesungen werden soll. Und so erklingt nach kurzer Anleitung ein gesamter Chor, der Wort für Wort aneinanderreiht: "dimpe, dimpe, dimpe, dimpe ...", bis zu jeweils der Stelle, die laut Angelika "zu schwer" für uns sei. Auch der folgende BILL WHITHERS Klassiker "Ain't no sunshine" eignet sich hervorragend zum Mitsingen. Angelikas "I know, I Know ..." wird durch uns Gäste mit "ich weiß, ich weiß ..." lautstark bekräftigt. Dieser Song gibt aber endlich auch CHARLIE EITNER Gelegenheit, ein raffiniert gutes Gitarrensolo zu spielen.c 20190520 1578082535 Nach STEVIE WONDERS "Sunshine of my life" und dem LOUIS ARMSTRONG Klassiker "What a wonderful world" wird die musikalische Reise kurzzeitig unterbrochen. Zeit für uns, die Gläser nachfüllen zu lassen und mit Freunden zu reden, die wir rein zufällig bei diesem Konzert wiedertreffen. Als wir noch mitten im Gespräch sind, begeben sich TOPO GIOIA und CHARLIE EITNER an ihre Instrumente. Charlie beginnt ganz sacht, auf der klassischen Gitarre zu improvisieren. Beeindruckende Latin-Klänge und -rhythmen mischen sich dabei mit jazzigen Passagen.--- re --- Der Einsatz von Loops sorgt schließlich dafür, dass sein Spiel, wie ein ganzes Gitarrenorchester klingt. TOPO GIOIA unterstützt das Gitarrenspiel von Charlie zunächst ganz dezent. Schließlich entwickelt sich auch sein Spiel zu einer mitreißenden Improvisation an den Percussion-Instrumenten. Begeistert applaudieren wir staunenden Zuhörer über diesen Ausflug in lateinamerikanische Gefilde.

Im zweiten Teil des Konzerts macht ANGELIKA WEIZ deutlich, wie sehr sie die Musik der Fab Four aus Liverpool verehrt. "Come togehther" und "Get back" von den BEATLES verleiht sie mit ihrer einzigartigen Stimme und ihrer Interpretation ebenso ein unverkennbares Gesicht, wie den anderen Klassikern, die sie an diesem Abend interpretiert. Ihr gewaltiger Stimmumfang und ihre sympathische Art mit uns Gästen zu kommunizieren, verleihen diesem Konzert etwas Besonderes. Die "good vibrations" die Angelika und ihre Mitstreiter verbreiten sorgen bei mir und sicher auch bei den anderen Gästen für ein gutes Gefühl. Es macht nicht nur Spaß, zuzuhören, sondern auch mitzusingen. Das gemeinsam gesungene "Oh happy day" dürfte das Motto des Abends sein, der leider viel zu schnell vorbeigeht. Natürlich habe ich mir gewünscht, den einen oder anderen eigenen Song von Angelika zu hören. Gerade auf dem Album "Free" gibt es Stücke, die gut ins Programm gepasst hätten. Doch wird ANGELIKA WEIZ wissen, weshalb sie es bei internationalen Standards belässt. Mit "You are so beautiful" verabschiedet sich die Frau mit der großen Stimme und gibt der Hoffnung Ausdruck, dass wir uns bald mal wiedersehen. Die Hoffnung teile ich und wünsche mir, dass nicht wieder Jahre vergehen müssen, um ein Konzert dieser Ausnahmekünstlerin erleben zu dürfen.







   
   
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