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Ein Bericht  mit  Fotos von  Madline Roselt + Sarah Müller
+ zusätzliches Fotomaterial von Ute Mahler (Textillustration)



Tamara Danz: Wer sich mit der Rockmusik aus der ehemaligen DDR beschäftigt, kommt an diesem Namen nicht vorbei. Auch nach ihrem tragischen Krebserleiden 1996 bleibt Tamara Danz für zahlreiche Musikliebhaber eine Ikone. Sie war Gründungsmitglied und Frontfrau der Kultband SILLY und es gibt wohl kaum eine Person, die so viel aneckte und dennoch mindestens genauso viele Herzen in ihren Bann zog. Bis heute lebt sie nicht nur in den Herzen der SILLY-Musiker weiter.a 20190321 1301717672 Auch für die Fans bleibt sie unvergessen. Doch nicht nur Tamara Danz allein hat die Musikszene der DDR geprägt. Der große musikalische Wandel der eigentlich lustigen Spaßband mit Songs wie "Tanzt keiner Boogie?", "Blue Jens" oder "Der letzte Kunde" hin zu einer starken Rockband mit Tiefgang und kritischen Inhalten prägte viele DDR-Bürger und -Musiker.

Als große SILLY-Fans haben wir uns natürlich auch schon in den vergangenen Jahren mit der Geschichte der ehemaligen Frontsängerin beschäftigt. So lag es für uns auch Nahe, sich das Musical "Tamara" in Schwedt (Oder) anzuschauen. Mit vielen Informationen über sie im Kopf und keiner großen Vorstellung, wie man das Leben der Tamara Danz auf die Bühne bringen könnte, fuhren wir am 9. März 2019 nach Schwedt. Wir hatten das große Glück, dass an diesem Tag auch die drei SILLY-Jungs Jäcki Reznicek, Ritchie Barton und Uwe Hassbecker vor Ort waren. Bei einem kurzen Plausch im Vorfeld wollten sie uns aber noch nichts über das Musical verraten - außer, dass Ritchie und Uwe - die das Musical bereits gesehen haben - begeistert sind.

Um 19:30 Uhr ging es los. Das Licht erlosch langsam und der Schriftzug "TAMARA" war in roter Farbe auf der Leinwand zu sehen. Als sich der Vorhang öffnete war eine Strandlandschaft zu sehen und drei Urlauber lagen an der Seite in ihren Liegestühlen. "Was genau hat das jetzt mit Tamara zu tun?", stellten wir uns die Frage. Doch das löste sich schnell auf. Es handelte sich um drei Mitarbeiter des Theaters in Schwedt und sie waren auf "Arbeitsreise", um das Musical "Tamara" auf die Bühne zu stellen. Doch wie auch wir stellten sie sich die Frage: "Wo fangen wir an?" Es kommt zum Szenenwechsel in die Hölle, wo uns Mephisto23 vorgestellt wird. Er gehört zu den Unglücksraben im Höllenreich und muss dringend seinen Allerwertesten retten. Dafür benötigt er "drei Seelen bis Mittwoch". Da entdeckt er die drei Theater-Mitarbeiter und lockt sie zu einem Deal, in dem er ihnen exklusive Einblicke in das Leben der Tamara Danz bietet. So viel vorab zur Rahmengeschichte.

Es folgen die ersten Szenen aus Tamaras Leben. Ihre Rückkehr mit ihren Eltern aus Bulgarien und wie sie mit ihrem selbstbewussten Auftreten bereits als Teenager im Chor OKTOBERKLUB aneckte und genauso bewundert wurde. Sie lernte Tommy Fritzsching und Matze Schramm kennen und machte mit ihnen als FAMILIE SILLY ihre ersten Erfolge - wobei sie diese hauptsächlich noch im Ausland, beispielsweise in Rumänien, feierten. Die Geschichte wird an dieser Stelle im Musical zusammengefasst, denn Tamara entlässt Tommy wie auch Matze und holt Ritchie und Uwe in die Band (Ritchie Barton stieg 1982 und Uwe Hassbecker 1986 zur Band).b 20190321 2089796936 Jäcki Reznicek, der heutige Bassist, wird aus dem Musical komplett rausgelassen. Natürlich ist es sehr schade, dennoch auch verständlich, dass man bei solch einer Lebensgeschichte auch irgendwo Abstriche machen muss. Es folgte die Pause, bevor es in der zweiten Hälfte mit der weiteren SILLY-Geschichte und dabei auch mit dem verstrickten Beziehungsdrama innerhalb der Band weitergehen sollte.

Kaum ging es los, bekamen die drei Autoren die Möglichkeit, die sich wohl heute viele wünschen würden: Jeder durfte Tamara eine Frage stellen. Bereits hier waren schon die Beziehungen zwischen Tamara, Uwe und Ritchie das Thema. Wen habe Tamara mehr geliebt - Ritchie Barton oder Uwe Hassbecker? Keine einfache Frage und dennoch kam die Antwort sehr ehrlich: "Ich habe beide sehr geliebt." Auch die Frage nach Kindern ließ wohl den ein oder anderen Zuschauer den Atmen stocken. Denn die Abtreibung während der Beziehung mit Ritchie wurde nicht verschwiegen. Die dritte Frage ließ dann alle schmunzeln. Da war der schusselige Autor so aufgeregt, dass er statt nach der Ablehnung von weiteren Behandlungen nach der Krebsdiagnose fragte, doch die Frage nach dem Lieblingsessen vorzog (Antwort: Nudeln mit Semmelmehl).

Mit insgesamt 14 Songs der SILLY-Geschichte bietet das Musical "Tamara" einen ehrlichen und emotionalen Einblick in das Leben von Tamara Danz. Wer die Dokumentationen und Interviews rund um die Geschichte von SILLY kennt, weiß, wie nah die Erzählungen an den wahren Begebenheiten sind. Besonders Uwe und Ritchie wurden in manchen Szenen 1:1 zitiert. Vor der Hauptdarstellerin Saskia Dreyer, die Tamara verkörpert, ziehen wir besonders unseren Hut. Die Maske hat zum einen sehr gute Arbeit geleistet, denn nicht nur aus der Ferne waren die äußerlichen Ähnlichkeiten nicht zu übersehen. Doch auch mit Stimme, Mimik und Gestik ähnelte sie ihr sehr. Man hatte wirklich das Gefühl, dass auf dieser Bühne Tamara Danz steht und sich selbst verkörpert. Da bekam man an der ein oder anderen Stelle schon Gänsehaut.

Besonders emotional fanden wir die Szene am Ende des Musicals, als Tamara im Rollstuhl ins Studio geschoben wurde und sie so stark nach außen war, aber man ihre Zerbrechlichkeit im Inneren gespürt hat. Verstärkt wurde der Kampf gegen den Krebs mit dem Lied "Köter" vom Album "Paradies".c 20190321 1534737300 In diesem Zusammenhang haben wir dieses Lied noch einmal in einem ganz anderen Blickwinkel wahrgenommen. Am Ende fiel sie zu Boden und das Musical kommt zum Ende. Vor lauter Gänsehaut und Überwältigung vergessen wir beinahe das Schlusslied: "Asyl im Paradies".

Nach dem ersten großen Applaus ergriff Saskia Dreyer das Mikro und bedankte sich beim Publikum. Doch dabei sollte es nicht bleiben. Denn an diesem Abend befanden sich - wie anfangs schon erwähnt - drei besondere Gäste im Publikum: Uwe Hassbecker, Ritchie Barton und Jäcki Reznicek. Sie wollten sich es an diesem Abend natürlich nicht nehmen lassen, auch mit Saskia Dreyer und der Band TAKAYO, die die Musik im Stück live spielt, auf der Musicalbühne zu performen. Über vier Lieder durfte sich das Publikum freuen: "Die wilde Mathilde", "Bye bye", "Verlorene Kinder" und "Mont Klamott". Ein wunderschöner Abschluss eins gelungenen Musicals.



Termine:
• 17.05.2019 - Schwedt - Uckermärkische Bühnen
• 18.05.2019 - Schwedt - Uckermärkische Bühnen

Alle Angaben ohne Gewähr! Nähere Infos auf der Homepage des Theaters in Schwedt.



Bitte beachtet auch:
• Infos vom Theater Schwedt zum Musical Tamara: HIER
• off. Homepage von SILLY: www.silly.de
• off. Homepage von TAKAYO: www.takayo.de











   
   
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