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Ein Konzertbericht mit Fotos von Reinhard Baer

 

Ein lausig kalter Tag war das am Sonnabend, und gegen Abend fing es auch noch an zu regnen. Am liebsten hätte man das Haus gar nicht verlassen, aber ich hatte der Band SCIROCCO versprochen, sie bei ihrer Mugge im "Waldkater" zu Rehagen zu besuchen. Also zog ich los. Rehagen liegt in der Nähe von Zossen und den "Waldkater" habe ich auch gleich gefunden. Wohlige Wärme schlug mir entgegen, als ich in den Saal kam. Hier konnte man es aushalten. Bei SCIROCCO war ich letztmalig am Herrentag in diesem Jahr. Jedes Jahr spielt die Band an diesem Feiertag in dem Städtchen Baruth in einem Festzelt auf dem Hof einer Fleischerei. Über diesen Besuch habe ich allerdings keinen Bericht geschrieben, denn den wollte ich mir für dieses Konzert im "Waldkater" aufheben.

Der letzte Bericht über SCIROCCO ist nun auch schon wieder eine Weile her, er entstand 2014 über eine Mugge in der Braconiahalle in Gadsdorf. Seitdem gab es in der Band einige Veränderungen. Bandgründer und -chef Volker Thiele hat die organisatorische Leitung an den Gitarristen René Kricke abgegeben. Er selbst kümmert sich um den musikalischen Teil des Geschäftes.b 20171120 1615831298 Auch das Keyboardspiel, das Volker viele Jahre beisteuerte, hat seit geraumer Zeit Eghard "Egge" Schumann übernommen. Volker steht auf der Bühne inzwischen ausschließlich am Gesangsmikrofon. Weitere Veränderungen stehen demnächst an: Bernd Büsser wird zum Jahreswechsel das letzte Mal die vier Saiten seiner Bassgitarre bei SCIROCCO zupfen. Seiner Gesundheit zuliebe verabschiedet er sich von der Bühne des Rock'n'Roll. Georg "Rommel" Günther, seit 2014 am Schlagzeug, bleibt auch weiterhin dabei. Er ist der fünfte Musikant, der am Samstag mit SCIROCCO auf der Bühne zu sehen und hören war.

Im Jahre 1967, also vor 50 Jahren, spielte eine junge Band, die sich der Beatmusik verschrieben hatte, hier im "Waldkater" zu Rehagen. Die Band, deren Gründer der junge Volker Thiele war, nannte sich HOERMENS und wenn man so will, nahm hier die Entstehungsgeschichte von SCIROCCO ihren Anfang. Die HOERMENS wurden irgendwann verboten, und es gab allerhand Schikanen und Repressalien seitens der staatlichen Organe. Aber mit der heimlich gegründeten Band SCIROCCO, deren Auftritt in der Fernsehsendung "Die Notenbank" Anfang der 70er und ihrem Titel "Sagen meine Tanten" hatte die Band fortan einen Namen und einen Fuß in der Tür. Im "Waldkater" hat die Band nun schon unzählige Male gespielt und die Gaststätte ist für SCIROCCO das, was für die PUHDYS der "Tivoli" in Freiberg war.

SCIROCCO ist nicht das, was man eine Konzertband nennt. Sie kommen nicht für 90 Minuten Nettospielzeit und rattern ihre Hits runter. Da wo die Band spielt wird getanzt, und eine Tanzveranstaltung dauert in der Regel etwa fünf Stunden, die es durchzustehen gilt. Man muss also das entsprechende Repertoire und die Kondition dafür haben. An Samstagabend ging es um 20:00 Uhr pünktlich los. "Roll Over Beethoven" von CHUCK BERRY, allerdings hier gespielt in der Version des Electric Light Orchestras mit Beethovens "Fünfter" am Beginn. Danach spielte man zwei eigene Titel, "Alemania Rock" und "Have A Drink".c 20171120 1771583815 Anschließend ging es immer weiter mit Oldies der ROLLING STONES, KISS, STATUS QUO, CCR, DEEP PURPLE, LYNYRD SKNYRD und passend zu "Sweet Home Alabama" auch von KID ROCK "All Summer Long". In diesem Jahr hat SCIROCCO wieder einen neuen Titel veröffentlicht, der "Lang Lang her" heißt (nicht zu verwechseln mit "Verdammt lang her" von BAP). Natürlich ließen auch die "Tanten" nicht lange auf sich warten.

Ein Blick ins Publikum sagte mir, dass die damals vor 50 Jahren zum Jugendtanz gekommenen Gäste scheinbar alle wieder da gewesen sind. Sie streichen sich heute sicherlich auch, wie es in einem SCIROCCO-Titel so schön heißt, "durch ihr letztes Rockerhaar". Ein Paar tanzte, als ich vor der Bühne gerade fotografierte, an mir vorbei und der Mann sagte zu mir, ich solle ihn ruhig auch fotografieren. Er war übrigens auch schon vor 50 Jahren hier. Ich lernte auch Walter kennen, der an diesem Abend in den "Waldkater" gekommen war, um mal wieder die Band zu hören bei der er etwa 10 Jahre Rowdy und Techniker war. Überhaupt war zwischen dem Publikum und der Band ein herzliches Verhältnis. Die Musiker verkrochen sich nicht in irgendeinen Backstage-Raum, der in diesem Fall ohnehin nur eine kalte Kammer neben der Bühne gewesen wäre, in dem allerhand Mobiliar und die Kisten und Koffer der Band abgestellt waren, sondern waren für die Leute immer präsent und zum Anfassen nah. Apropos Bühne: Die ist im "Waldkater" sehr klein und bei fünf Musikern plus Instrumenten lässt sie kaum Bewegungsfreiheit. Ich habe versucht, von der Bühne aus einige Fotos zu schießen, immer mit der Angst, irgendein Kabel dabei rauszuziehen oder anderes Unheil anzurichten. Aber ... nix passiert!

Die Band spielte immer in Blöcken von acht bis zehn Titeln, dann machte sie eine kurze Pause. Im Programm waren auch - wie ich immer zu sagen pfllege - einige KONSUM-Titel, z.B. "Yellow River" und "St. Bernardino" von CRISTIE oder "I'm A Believer" von THE MONKEES. Irgendwann war es 0:00 Uhr und ich sah viele Leute, die ihre Garderobe holten und gingen.d 20171120 1313085973 Die Band wollte aber noch bis 1:00 Uhr weiterspielen. Warum auch nicht, denn die Tanzfläche war noch immer voll! Volker Thiele sagte deshalb zwei Titel von THE BEATLES an, "Paperback Writer" und "I Feel Fine". Auch "Long Cool Woman In A Black Dress" von THE HOLLIES wurde noch gespielt und gegen 0.45 Uhr machten die Musiker nochmals fünf Minuten Pause. Danach gab es noch eine kurze Runde und nach dem letzten Titel auch noch Zugabenrufe. Nochmal mussten die "Tanten" her und nachdem sie wieder gegangen waren, war der Abend dann zu Ende.

Peter, der Techniker der Band, begann schon die Stecker zu ziehen. Was an diesem Abend noch alles abgebaut werden musste, habe ich nicht mehr mitbekommen. Ich fuhr nämlich rasch nach Hause und begann, diesen Beitrag vorzubereiten. Wenn er heute am Montag (20.11.) online gestellt wird, hat Volker Thiele bereits ein dreiviertel Jahrhundert an Lebensjahren vollendet. Er hat heute Geburtstag und wird 75 Jahre alt! Volker, die Redaktion von Deutsche Mugge gratuliert Dir herzlich und wünscht Dir weiterhin Glück und Gesundheit. Wir hoffen, dass Du als Frontmann der Band noch lange durchhältst.



Termine:
• 31.12.2017 - Sperenberg - Hotel Märkischer Landmann

Alle Angaben ohne Gewähr. Nähere Infos auf der jeweiligen Künstler-Homepage



Bitte beachtet auch:
• off. Homepage von SCIROCCO: www.scirocco-net.de




 
 
 
 

   
   
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