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Ein Konzertbericht mit Fotos von Reinhard Baer



Wieder einmal war ganz Potsdam am letzten Wochenende auf den Beinen, denn nunmehr schon zum 16. Mal spendierten die Stadtwerke Potsdam ein Fest im neuen Lustgarten, bei dem es hoch herging. Bereits am Freitag sollten die Freunde der klassischen Musik auf ihre Kosten kommen. Angesagt war die Norddeutsche Philharmonie Rostock. Der Sonntag gehörte der Familie u.a. mit einer Kapitän Blaubär Show und Rudelgucken des EM-Finals am Abend. Der Samstag war den Freunden der Rock- und Popmusik vorbehalten.a 20160710 1581930737 Und hier hatten sich die Veranstalter wieder ganz besonders schmackhafte Bonbons ausgewählt ... Los ging es gegen 16:00 Uhr mit dem Sieger des Bandcontests "Potsdam on Stage". Danach folgte gegen 17:00 Uhr die Elektro-Pop- und Rockband MIA. aus Berlin. Gegen 18.30 Uhr gehörte die Bühne dann der Band SIX aus Jüterbog. Um 20:00 Uhr folgte Cyndi Lauper und letztlich um 22:00 Uhr SANTANA. Das hörte sich vorab schon super an! Auch das Wetter meinte es gut an diesem Samstag. Vorfreude ...

Während meiner Anreise zog sich der Himmel zwar auch mal zu, aber in Potsdam schien die Sonne. Zum ersten Mal auf einem Stadtwerkefest habe ich erlebt, dass es Einlasskontrollen gab. "In Zeiten wie diesen" sind Sicherheitsmaßnahmen dieser Art unumgänglich geworden. Meine Plastikflasche mit 0,5 Liter Wasser musste ich nach dem Check im Container entsorgen und durfte sie nicht mit hinein nehmen. Diese Erfahrungen machten auch andere Konzertbesucher und sogar Einwände, man müsse Medikamente nehmen und brauche dazu einen Schluck Wasser, interessierte beim Fachpersonal niemanden. Am Anfang war der Platz vor der Bühne noch ziemlich leer, aber das änderte sich von Minute zu Minute. Die Moderation der Veranstaltung lag wieder in den Händen von Ulrike Finck, einer bekannten Moderatorin, die für das RBB-Fernsehen arbeitet.

Den Potsdamer Bandcontest hatte Caro Jordanow und ihre Band gewonnen, und sie durften an diesem Tag auch als erstes auf die Bühne. Caro Jordanow (Gesang, Gitarre) ist eine junge Studentin aus Berlin, die in Potsdam studiert. Sie und auch ihre Bandkollegen wollen später mal Lehrer werden. Caro wurde schon im RBB-Fernsehen als junge Singer-Songwriterin vorgestellt, und man kann sie entweder über ihre Homepage oder auf Youtube.de besuchen. Dort erfährt man noch allerhand über sie und ihre Band. In der Kapelle wird Caro gesanglich von Lea unterstützt, und die drei Männer am Piano, Bass und Schlagzeug heißen Dima, Patrik und Nils. Die Namen der fünf Musiker konnte man vor Ort auch einem Schild entnehmen, mit welchem ein kleiner "Fanclub" vor der Bühne stand.b 20160710 1339448284 Caro und ihrern Musikern gehörte die Bühne etwa eine halbe Stunde. Sie sangen eigene Songs, alle mit englischen Texten. Für Nachwuchs im Bereich Singer-Songwriter ist also gesorgt ... Nach dem Auftritt führte Ulrike Finck noch ein kleines Interwiev mit Caro, während im Hintergrund schon für die nächste Band alles vorbereitet wurde.

Die Band MIA., die als nächstes auf der Bühne erwartet wurde, ist in der Szene schon ein "alter Hase" und auch wenn die Formation keinerlei direkten Berührungspunkte mit der DDR-Musikszene hat - denn dafür sind die Musiker einfach zu jung - gab es in ihrer Karriere aber doch Kontakte damit. Die Musikwelt ist eben klein! MIA. wurde von Mieze Katz, die mit bürgerlichem Namen Maria Mommert heißt, und dem Gitarristen Andy Penn bereits 1997 als Schülerband gegründet. Beide besuchten damals in Berlin das John-Lennon-Gymnasium und ihre Musiklehrerin war Lieselotte "Lise" Reznicek, ehemalige Frontfrau der DDR-Rockband MONA LISE und unseren Lesern gut bekannt. Außerdem hieß der Schlagzeuger von MIA. bis 2001 Hannes Schulze. Er ist Sohn von Boddi Bodag und trommelt heute zusammen mit seinem Vater bei der Gruppe ENGERLING. Neben Mieze und Andy gehören heute Gunnar Spieß als Schlagzeuger und Bassist Robert Schütze zur Band. Sechs Alben hat MIA. seit 2002 veröffentlicht und verfügt somit über einen ausreichenden Fundus an Songmaterial. Und daraus präsentierte das Quartett einen bunten Querschnitt. Mieze ist bei MIA. nicht einfach nur die Sängerin, sondern eine echte Frontfrau mit viel Temperament und Power. Davon konnte man sich am Samstagnachmittag in Potsdam selbst überzeugen. Mieze überzeugte auf ganzer Linie mit ihrem Gesangstalent, zog sich außerdem mehrmals auf der Bühne um und schlüpfte so immer in die Rollen, in denen es gerade in ihren Songs ging. So zog sich Mieze beim Titel "Fallschirm" dann auch sowas Ähnliches wie einen Fallschirm an, der von einer kleinen Windmaschine angeblasen wurde und sich somit auch entfaltete (siehe Fotos). Außerdem beeindruckte sie mit ihrer Agilität. So kletterte sie während der Show auch von der Bühne, über die wackligen Lautsprecherboxen, um vorne an der Absperrung zu stehen und ganz nah bei den Fans zu sein. Dazu passte auch, dass sie sich ein Mädchen aus dem Publikum mit auf die Bühne nahm, mit der sie dort wild tanzte. Auch dabei ging es wieder über die Lautsprecherboxen, denn für derartige Auf- und Abstiege war die Bühne dieses Mal gar nicht ausgelegt. Dies störte Mieze aber nicht, was die Sympathiewerte noch weiter steigen ließ. Überhaupt war die Frau immer in Bewegung, wovon sich auch das Publikum anstecken ließ. In Sachen Musik konnte mich die Band ebenfalls überzeugen. Ihre Lieder sind durchweg mit deutschen Texten versehen, und auch die einzige Coverversion, die die Band an diesem Tag spielte, wurde auf Deutsch gesungen. Es war "Heroes" von David Bowie. Nach einer gefühlt sehr langen, aber an keiner Stelle langweilig werdenden Live-Performance, bei der sich Mieze und ihre Musiker echt verausgabt hatten, bließ die Sängerin noch Seifenblasen ins Publikum steigen, bevor sie und ihre Jungs in den wohlverdienten Feierabend gehen konnten.

Nach dem Auftritt von MIA. gab es erneut einen kleinen Umbau für die nächste Band. Die Gruppe SIX kommt ursprünglich aus Jüterbog und hat sich im Laufe der Jahre von einer Coverband zu einer Rockband mit eigenem Profil entwickelt. Und wenn in Bezug auf eine Band von "Weiterentwicklung" gesprochen wird, dann kann man SIX guten Gewissens als Paradebeispiel anführen.c 20160710 2082533389 Gegen 18:30 Uhr standen die SIX'er Stefan Krähe (Gesang, Gitarre), Robert Gläser (Bass, Gesang), Frank Engelmann (Gitarre), Andreas Giersch (Keyboard) und Jürgen Schötz (Schlagzeug) auf der Bühne. Während die Gruppe MIA. - wie beschrieben - nur leichte Berührung mit dem sogenannten Ostrock hat, spielen bei SIX zwei Musiker mit, die diesen noch miterlebt und aktiv mitgestaltet haben. Robert Gläser ist der Sohn von Cäsar Peter Gläser, dem genialen Renft-Gitarristen und -Sänger. Außerdem spielte er in den 80ern bereits mit seinem Vater zusammen bei Cäsar & die Spieler, ebenso wie Schlagzeuger Jürgen Schötz. Heute sind beide bei SIX aktiv und gestalten dort die Erfolge mit, die die Band sich mühsam und ohne Hilfe großer Plattenfirmen hart erarbeitet. Die Kapelle spielte gestern ausschließlich eigene Titel ihrer letzten drei Alben und verzichteten dabei komplett auf Coverversionen. Das war mutig, hätte man gerade mit Coversongs das Publikum sicher spielend leicht einfangen können. Man besann sich aber auf die eigene Kreativität und servierte dem Publikum etwas aus der eigenen Küche. Wer von SIX Rammstein-Titel hören wollte, ging dieses Mal leer aus. Auch den Andreas-Bourani-Titel "Auf uns" gab es nicht, und das fand ich auch gut so. Die Band hat gutes eigenes Material und damit konnte sie in Potsdam auch überzeugen. Die Leute fanden gut, was sie zu Hören bekamen und gingen vor der Bühne gut ab. Die eine Stunde, die SIX für die Unterhaltung des Potsdamer Publikums zur Verfügung hatte, verging - wie auch schon bei MIA. - wie im Fluge. Sie füllten die Zeit - wie schon erwähnt - mit eigenen Liedern, und nach ihrem Hit "Geiler isses hier" vom Album "Gebrannte Engel" war die Zeit für die Band abgelaufen. Mir kam der Auftritt von MIA. wesentlich länger vor, aber ich hatte nicht auf die Uhr geschaut, ob dem auch wirklich so war. Stefan Krähe und Moderatorin Ulrike Fink verliefen sich noch in einen kleinen Plausch, von dem die Leute auf dem Platz vor der Bühne Ohrenzeugen wurden. Der folgende Versuch, einen SIX-Titel a capella zu singen, scheiterte allerdings. Die Monitore waren bereits ausgeschaltet und wenn man sich als Sänger nicht selbst hören kann, funktioniert sowas eher schlecht. Die Fannähe der bisher aufgetretenen Künstler - insbesondere bei MIA. - machte eine ganze Menge Spaß, machte ab diesem Zeitpunkt dann aber Platz für eine offenbar tief sitzende Fotoscheu. Doch dazu gleich mehr ...

Während im Hintergrund alles für den Auftritt von Cyndi Lauper vorbereitet wurde, betraten nach entsprechender Anmoderation die Olympiateilnehmer aus Potsdam die Bühne. Die Moderation hatte jetzt der Sportmoderator vom RBB-Fernsehen, Andreas Ulrich, übernommen. Er unterhielt sich mit den Sportlern, die eigens aus dem Vorbereitungs-Camp in Kienbaum angereist waren.d 20160710 1699297484 Einige abschließende Worte richtete dann noch der Oberbürgermeister Potsdams, Jann Jakobs, an die Sportler. Potsdam hat damit seine Olympia-Teilnehmer für Rio de Janeiro würdig verabschiedet, und der nächste Programmteil konnte beginnen. Und dafür stand Cyndi Lauper auf dem Ablaufplan. Und hier begannen die Enttäuschungen ...

Zwei Tage vor dem Fest, als Deutsche Mugge bereits die Akkreditierung für einen Fotografen vom Veranstalter erhalten hatte, bekam die Redaktion von diesem ein Schreiben. Man teilte uns mit, dass bei Cyndi Lauper nur während der ersten beiden Titel und nicht aus dem Bühnengraben, sondern von einem Platz am Mischpult - irgendwo mitten auf dem Feld und weit weg von der Bühne - fotografiert werden darf. In einem weiteren Schreiben wurde mitgeteilt, dass das Management von SANTANA, der nach Mrs. Lauper im Programm an der Reihe war, überhaupt keine Fotografen zulassen würde. Die bereits erfolgte Fotoerlaubnis wurde von Seiten der SANTANA-Gefolgschaft wieder zurückgepfiffen. Gründe hierfür wurden nicht genannt. Für Interviews, so wurde ebenfalls mitgeteilt, stünden weder die Sängerin noch der "Black Magic Woman"-Interpret zur Verfügung. Daran hätten wir aber eh kein Interesse gehabt. Der Veranstalter bedauerte dies alles sehr, hoffte aber trotzdem auf eine rege Presse-Teilnahme am Event. Als ich mich am Samstag um kurz vor 20:00 Uhr dann auf den Weg in Richtung Mischpult machte, bekam ich vom Vertreter des Veranstalters die Mitteilung, dass sich die "Reisegruppe Lauper" kurzfristig dazu entschieden habe, nur handverlesene Fotografen während der ersten zwei Songs auf das Fotopodest zu lassen. Grund dafür war, dass dieses Podest nicht gleichzeitig von allen Fotografen betreten werden konnte, und sich dieses deshalb von ihnen geteilt werden müsse. Damit war mein Arbeitstag in Potsdam bereits um 20:00 Uhr beendet. Das ist schade für Euch, unsere Leser, die so von einer Nachberichterstattung ausgeschlossen werden, aber uns ist eben wichtig, dass zu einem Konzertbericht auch eine Fotostrecke dazu kommt, und dass wir die Fotos dafür auch mit Genehmigung machen und veröffentlichen können. Dürfen wir das nicht, verzichten wir lieber darauf! Besonders dann, wenn das so abläuft wie in Potsdam! Ich bin mir nicht sicher, ob die Musiker von derlei Vorschriften wissen, die über ihre Agenten und Büros ausgegeben werden, oder diese gar selbst so festlegen. Allerdings ist es schon sportlich, eine fette Gage für den Auftritt bei einem Familien- bzw. Firmenfest einzustreichen, und den Veranstaltern vor Ort anschließend mit derlei Regelungen und Sonderwünschen die Pistole auf die Brust zu setzen. So einen Zirkus haben wir hier in Potsdam noch nie erlebt, und hier haben in den Jahren davor schon richtig große Kaliber (Tom Jones, Lionel Richie, Robin Gibb, Billy Idol, Joe Cocker, ZZ TOP) auf der Bühne gestanden ... Nicht weniger unverschämt waren dann auch die Preise am Fanartikel-Stand, die das Gesamtbild nur noch abrundeten. Dort sollte eine Baseball-Mütze mit Santana-Aufdruck stolze 30,00 Euro, ein T-Shirt mit gleichem Aufdruck gar 35,00 Euro kosten. Von den Vertreten des Veranstalters, vorneweg Herrn Stefan Klotz, sind wir Medienvertreter immer gut betreut worden. Sie trifft für das, was gestern da abgelaufen ist, keine Schuld. Die Stadtwerke Potsdam und ihre Beschäftigten gehören zu den gastfreundlichsten und rührigsten Veranstaltern, mit denen wir zu tun haben. Darum hoffe ich, dass man bei kommenden Stadtwerkefesten eine glücklichere Hand bei der Gästewahl hat, und nicht wieder so verladen wird.


Bitte beachtet auch:

• Off. Homepage von Caro Jordanow: www.carojordanow.com
• Off. Homepage von MIA.: www.miarockt.de
• Off. Homepage von SIX: www.six-band.de
• Homepage der Stadtwerke Potsdam: www.swp-potsdam.de




Fotostrecke:

 
 
Das Stadtfest
 
 
 


Caro Jordanow
 
 
 


MIA.
 
 
 
 
 
 



   
   
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