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Ein Konzertbericht von Rüdiger Lübeck mit Fotos von Torsten Meyer




Wenn jemand vom Schlage eines André Herzberg einen runden Geburtstag zu begehen hat, wird in der Regel ein großes Fest fällig. Kein Privatevent, nein. Ein öffentliches Fest. Gern auch ein Spektakel, mit vielen Gästen auf und noch mehr vor der Bühne. Ein Fest für alle, die ihn kennen und schätzen, und die gratulieren und mit ihm feiern wollen. Die dem Jubiläum einen würdigen Rahmen geben.b 20160103 1346383985 Er hat sich etwas einfallen lassen für diesen Abend. André Herzberg, der immer schon etwas unnahbar und eigen erscheinende Künstler - oder, um die konzerteröffnende Laudatio von Alexander Osang zu zitieren, "schwieriger" oder gar "arroganter" Zeitgenosse, ist sicher vieles, aber letzteres nun ganz bestimmt nicht. Sonst wären sie sicher nicht so zahlreich erschienen, und das gilt für Musikerkollegen wie Zuschauer gleichermaßen. Der Jubilar nutzte die Gelegenheit zudem, die wohl nicht ganz unerheblichen Einnahmen des Abends ausnahmslos einem Projekt zur Unterstützung unbegleiteter minderjähriger Migranten zukommen zu lassen. Eine demnach nicht nur symbolische Geste.

Den Anfang machten - na wer schon - natürlich PANKOW. Jene Band, die Herzberg nach Gauklertagen mit aus der Taufe hob, die ihn groß und berühmt gemacht hat. Mit der er in all den Jahren viele Auf's und Ab's hinter sich brachte und die ihn wie er sie prägte wie kaum jemand sonst. Sie sind auch heute Abend "Wieder auf der Straße" und konnten mit gleichnamigem Titelsong des 2004 erschienenen Live-Doppelalbums keinen passenderen Einstieg in den nachfolgenden musikalischen Reigen finden. Das gilt uneingeschränkt auch für den folgenden Kracher "Es gibt keine besseren Zeiten" vom aktuellen Longplayer "Neuer Tag in Pankow", dessen epischer Titelsong sich anschließt und in einem bombastischen Finale gipfelt. Als erster musikalischer Gast nahm Sebastian Krumbiegel von den PRINZEN für zwei politisch ausgesprochen ambitionierte Stücke Platz an den Tasten. Nicht zuletzt dafür wird er von Herzberg sehr geschätzt.

a 20160103 2094631658Dann das immer mal wieder reanimierte Projekt, das André Herzberg zu einem Drittel ausmacht: die 3HIGHligen, mit Unterstützung von Gitarrengott Tobi Hillig. Drei Songs aus deren "Repertoire", das natürlich nahezu ausnahmslos aus Beiträgen der Beteiligten gefüttert wird. Herzberg steuert hier übrigens sein ganz wunderbar melancholisches "Kiefernlied" bei und freut sich auf die anstehende Tour mit den Herren Zöllner & Co. PANKOW kommen zurück und drehen ihre nächste Runde ("Stille", "Ich mach 'ne Liste", "Am Rande vom Wahnsinn"). Für Herzberg ein offenbar ganz besonderer Moment ist die Ankündigung seines Kollegen und Freundes Stefan STOPPOK. Beide verbindet nicht zuletzt die gemeinsame Arbeit an Herzbergs erstem Soloalbum. Mit gängigem Wortwitz ("Es ist sehr, sehr schön, hier zu sein! Und Ihr seht auch sehr schön aus…") und dem Blues "Auf festem Grund" ist STOPPOK sofort auf Betriebstemperatur. Die braucht es ohnehin für die nachfolgende Nummer ("Dumpfbacke"), die zumindest besetzungstechnisch eine Premiere darstellt: STOPPOK und PANKOW das erste mal gemeinsam auf der Bühne, und das gleich erstaunlich souverän. Nachschlag kommt mit "So einfach ist das", und - auf besonderen Wunsch des Jubilars - der ganz wundervolle "Wetterprophet", dargeboten im Duett mit jenem, spartanisch instrumentiert nur mit Akustikgitarre.

Es geht weiter und weiter. Zu den Musikerkollegen, zu denen Herzberg eine ganz besondere Beziehung hat, gehört zweifelsohne auch Toni Krahl. Mit im Gepäck Georgi Gogow und eine interessante Anekdote aus der Vor-PANKOW-Zeit. Bereits die Väter beider kannten sich, der Rest ist schnell erzählt ... Das Iggy Pop-Cover "In The Death Car" - bei CITY heißt es "Quicklebendig" - schließt sich an, gefolgt vom legendären "Glastraum", hier akustisch. Etwas gewöhnungsbedürftig dann "Freitag" von PANKOW, das haben wir vor allem von den Gitarreros, zu denen ja auch Krahl einst zählte, merklich besser in Erinnerung. Aber mit "Langeweile" hat man dann ganz schnell alle wieder auf seiner Seite, keine Frage. Jetzt ist man so richtig in Fahrt, da kommt ein Klassiker von "Kille Kille" gerade recht. "Die wundersame Geschichte von Gaby" lockt auch die anderen 2HIGHligen wieder auf die Bühne, ebenso Sebastian Krumbiegel. Die Post geht ab, der Siedepunkt ist in Sichtweite. Mit "Wetten Du willst" drehen PANKOW dann noch einmal eine Extrarunde, bevor um kurz nach Zehn Herzberg zum großen Dank ausholt und das große Finale anstimmt. Ob das hierfür auserkorene Ostrock-Allstar-Projekt "Was uns verbindet", dass einen unterschwellig immer an "Do They Know It's Christmas" erinnert,c 20160103 1138291247 eine glückliche Wahl gewesen ist, lässt sich diskutieren. Man konnte das aber auch gut und gerne schnell unter ferner Liefen verbuchen, als der ganze Saal anschließend "Happy Birthday" von Stevie Wonder anstimmte - einfach toll! Zu eben diesem Saal zählten übrigens auch einige Kollegen des Geburtstagskindes, wie etwa Bodi Bodag, Angelika Mann nebst Tochter Ulrike Weidenmüller, Robert Gläser oder auch Karsten Troyke. "Ich bin da" in der 3HIGHligen-Besetzung gibt ganz besinnlich den Rausschmeißer.

André Herzberg hat sich nicht wirklich schick gemacht für seine Geburtstagsparty. Schwarzes Schlabber-T-Shirt, schwarze streng fixierte Hose, der inzwischen obligatorische Hut. Die Choreografie, die er sich für den Abend erdacht hat, spricht hingegen für die große Mühe, für viel Herzblut, mit der er dabei vorgegangen sein muss. Musikalisch sehr ausgewogen, aufeinander aufbauend, den roten Faden verfolgend. Auch die Auswahl seiner Gäste konnte als chronologische Blaupause seiner Karriere verstanden werden, wenn auch der eine oder andere Weggefährte, wie bspw. Jäcky Reznicek oder Rainer Kirchmann, vermisst wurde. Das ändert aber sicher nichts daran, dass resümierend von einer ausgesprochen würdigen Geburtstagsfeier gesprochen werden kann. Wie sagt man doch so schön? Ein schönes, ja ein gelungenes Fest ist es gewesen! Herzlichen Glückwunsch zum 60., lieber André Herzberg!


d 20160103 1768548342Herzberg live mit den 3HIGHligen:
• 03.01.2016 - Halle/S. - Steintorvarieté
• 06.01.2016 - Neuenhagen - Bürgerhaus
• 07.01.2016 - Oranienburg - Orangerie
• 08.01.2016 - Dessau - Marienkirche
• 09.01.2016 - Greifswald - Kaisersaal
• 10.01.2016 - Leipzig - Peterskirche
• 15.01.2016 - Cottbus - Chemiefabrik
• 16.01.2016 - Hoyerswerda - Kulturfabrik
• 21.01.2016 - Chemnitz - Brauereiklub
• 22.01.2016 - Singwitz - Kesselhaus
• 23.01.2016 - Neuruppin - Kulturkirche
• 24.01.2016 - Görlitz - Theater in Görlitz
• 28.01.2016 - Dresden - Lukaskirche
• 29.01.2016 - Magdeburg - Johanniskirche
• 30.01.2016 - Berlin - Gethsemanekirche

Alle Angaben ohne Gewähr. Nähere Infos auf Andrés Homepage



Bitte beachtet auch:
• Off. Homepage von André Herzberg: www.andreherzberg.de
• Portrait über André Herzberg bei Deutsche Mugge: HIER









   
   
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