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Ein Konzertbericht mit Fotos von Reinhard Baer



Als ich die Ankündigung zum Konzert von Dirk Zöllner im Programm des Hotel-Restaurants 'Neu Helgoland' las, war der Abend des 14. Februar 2015 für mich sofort verplant. Natürlich würde ich dahin gehen und über diese Mugge berichten. Leider hatte ich vergessen zu fragen, in welcher Formation DIE ZÖLLNER diesen Auftritt bestreiten würden. DIE ZÖLLNER treten bekanntlich ja in unterschiedlichen Besetzungen auf.a 20150216 1943494448 Es gibt eine Duo-Variante nur mit Dirk "Scholle" Zöllner und André Gensicke, die komplette Zöllner-Besatzung mit Bläsern und allem Drum und dran (das große Besteck), und außerdem noch eine in Quintett-Besetzung. Welche davon ich am Samstagabend erleben würde, konnte ich bis kurz vor dem Konzert nicht herausbekommen. So fuhr ich also neugierig und gespannt auf die Dinge, die da kommen würden, nach Müggelheim. Dort angekommen, verriet mir der Lichttechniker Martin, dass fünf Musiker auf der Bühne stehen würden, und so war es dann auch.

Pünktlich um 21:00 Uhr ging im Saal das Licht aus und das Konzert der ZÖLLNER FIVE begann. Nach und nach betraten die fünf Musiker die Bühne. Den Samstagabend gestalteten uns

Dirk Zöllner (Gesang und Akustikgitarre),
André Gensicke (Keyboard und Gesang),
Andreas Bayless (Gitarre),
Oliver Klemp (Kontrabass) und
Marcus Gorstein (Percussion und Gesang)

mit einer tollen Auswahl aus dem Zöllnerschen Lieder-Fundus. Neben Dirk Zöllner, über den man nicht mehr viele Worte verlieren muss, gehören eben genannte, erstklassige und langjährig aktive Musiker zur Besetzung. André Gensicke ist schon seit vielen Jahrzehnten Dirk Zöllners Begleiter, Komponist, Arrangeur und Texter.b 20150216 1213850249 Andreas Bayless arbeitet seit 2010 mit Dirk zusammen. Er hatte auch die weiteste Anreise, denn er kommt aus Heidelberg und ist einer der SÖHNE MANNHEIMS. Oliver Klemp spielte und spielt in mehreren Jazz-Formationen und hat Bass an der Musikhochschule bei Jäcki Reznicek studiert. Seine Zusammenarbeit mit Dirk Zöllner begann im Jahre 2011. Ebenfalls seit 2011 arbeitet Dirk Zöllner auch mit Marcus Gorstein zusammen. Marcus produzierte Zöllners bislang letztes Album "Uferlos" und arbeitet mit Scholle bereits an einem weiteren Album, das 2015 erscheinen soll. Gorstein, Sohn der beiden KREIS-Gründer Arnold Fritzsch und Eva Diessner (ehemals Fritzsch), war auch am Solo-Album von Dieter Birr ("Maschine") beteiligt und werkelt gegenwärtig an einem neuen KARAT-Album. Mit dieser hochkarätigen Formation lieferte Scholle an diesem Abend ein Konzert der Extraklasse ab.

Mit "Strohfeuer", einem langsamen Titel mit besinnlichem Text, begann das Konzert und langsam und besinnlich ging es erst einmal auch weiter. Das Publikum hörte gespannt den Liedern zu, und keiner kam ob der inhaltlichen Tiefe und der wunderbaren Arrangements auf die Idee zu tanzen. Dirk forderte die Leute auch gar nicht dazu auf, sondern eher dazu, mit den Stühlen bis vor die Bühne zu kommen, um näher am Geschehen zu sein. Aber das tat auch niemand. Vielleicht lag es daran, dass die Mehrheit der Leute Getränke oder Speisen auf dem Tisch stehen hatte. Aber egal, wo man auch gerade saß ... die Stimmung war trotzdem sehr gut.

Die Musiker zauberten zu Zöllners Gesang Klänge in den Raum, die einen in Erstaunen versetzten. Es klang teilweise so, als würden dort eine Sitar oder anderen exotische Instrumente gespielt, die aber nicht zu sehen waren. Faszinierend, was hier aus den Instrumenten herausgeholt wurde. Das war handgemachte Musik vom Feinsten, und auch das Zuschauen machte eine Menge Spaß. Andreas Bayless benutzte bei einigen Titeln auf seiner E-Gitarre einen sogenannten E-Bow (Elektro-Bogen). Das ist ein kleines Gerät, welches man einschaltet und auf die Saiten hält. Über ein magnetisches Feld wird die jeweilige Saite in Schwingungen versetzt und es gibt einen anhaltenden Ton, als ob man mit einem Geigenbogen darüber streicht.

Nach mehreren langsamen Titeln und viel instrumentaler Improvisation gab es mit "Wenn der Himmel mir am Arsch hängt" sogar einen Song im Polka-Rhythmus. Es sind also nicht mehr nur die POLKAHOLIX, die diese alte Richtung wieder aus der Mottenkiste geholt und entstaubt haben. In dem Song heißt es im Refrain: "Wenn der Himmel mir am Arsch hängt | und mein Arsch hängt in der Luft | es ist egal, was ich grad denke | morgen ist es sowieso verpufft." Eine wahre Gute-Laune-Nummer, die auch auf dem neuen Album zu finden sein wird. Darauf kann man sich jetzt schon freuen.

c 20150216 1750102147Die Titelliste enthielt neben ganz neuen Stücken auch Songs aus dem aktuellen Zöllner-Album "Uferlos" und Lieder, deren Veröffentlichung schon etwas weiter zurückliegt. Insgesamt war es eine abwechslungsreiche und spannende Zusammenstellung, die im Saal sehr gut ankam. Am Ende des Konzerts spielte uns die Band u.a. noch den Song "Viel zu weit" und verbeugte sich anschließend vor ihrem Publikum. Wie eben erwähnt, kam der Vortrag sehr gut beim Publikum an, weshalb es mit dem frühzeitigen Feierabend für die fünf Musiker auch nichts wurde. Natürlich gab es Zugaben - zwei an der Zahl - und eine verdiente Verlängerung. Als die Musiker nach reichlich Beifall abermals die Bühne verlassen wollten, gab es aber erstmal für jeden der Protagonisten noch ein Glas Sekt vom Haus 'Neu Helgoland'. Da ließ man sich nicht lange bitten und startete eine weitere Runde mit Zugaben. Einige im Saal hatten schon darauf gewartet, und ohne dieses Stück darf ein ZÖLLNER-Konzert auch nicht enden: "Käfer auf'm Blatt", der Klassiker aus den 80ern kam also auch noch an die Reihe. Einmal in Fahrt setzte das Quintett noch einen weiteren neuen Titel für das eingangs erwähnte neue Album, geschrieben und getextet von André Gensicke, oben drauf. Den Schlusspunkt eines starken Auftritts bildete der in englischer Sprache gesungene Titel "The Dock Of The Bay" von OTIS REDDING. Unnötig zu erwähnen, dass Scholle aus der Nummer seine eigene Version machte, und diese mächtig tief unter die Haut ging (wie so vieles an diesem Abend).

Als der letzte Ton verklungen war, schaute ich auf die Uhr und bemerkte, dass es bereits nach 23:30 Uhr war. Die kleine Pause mitgerechnet, hatten Dirk Zöllner und seine vier Mitstreiter gut zweieinhalb Stunden gespielt und ein wunschlos glückliches Publikum hinterlassen. Dieses verließ nun den Saal und machte sich auf den Heimweg. Der eine oder andere nahm sich vorher aber noch ein Souvenir in Form einer CD mit. Auch ich machte mich nun auf in Richtung Heimat. Zufrieden und mit den Tönen des Abends noch im Ohr brachte mich mein Auto nach Hause. Ich hoffe, dass das nicht das letzte Mal war, dass ich ein ZÖLLNER-Konzert besuchen konnte. Ich freue mich schon auf ein Wiedersehen!

Setlist:
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Termine:

• 06.03.2015 - Dipoldiswalde - Kulturzentrum "Parksäle" (Dirk Zöllner liest)
• 22.03.2015 - Golzow - Zickengang (Die Zöllner im Duo Infernale)
• 18.04.2015 - Wandlitz - "Goldener Löwe" (Die Zöllner im Duo Infernale)
• 08.05.2015 - Jena - Marktplatz (3 HIGHligen)
• 11.07.2015 - Bornhagen - Burg Hanstein (Die Zöllner im Duo Infernale)

Alle Angaben ohne Gewähr! Nähere Infos auf Dirk Zöllners Homepage.


Bitte beachtet auch:

• Off. Homepage von Dirk Zöllner: www.dirk-zoellner.de
• Homepage des 'Neu Helgoland in Berlin: www.neu-helgoland.de
• Portrait über Dirk Zöllner bei Deutsche Mugge: HIER




Fotostrecke: