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Bericht:
Bodo Kubatzki,
Jens Kurze

Fotos:
Bodo Kubatzki,
Reinhard Baer


 

Bericht: Jens Kurze

 

Die Stern-Combo Meißen bittet zum Tanz...
...nein, das ist kein Inserat aus dem Jahre 1964, aber dazu später.

Prolog
Mein Sohn Tom (inzwischen 14 Jahre alt) hat in den letzten Wochen (zuerst nahezu zwangsweise, weil er in meinem Auto mitfahren muss, dann mit wachsendem Interesse) den neuen Silberling der STERN-COMBO MEISSEN gehört, fragte nach weiterem Material, war begeistert vom "Kampf um den Südpol" und der "Sage", und erfuhr vom Adventsvoting zur aktuellen CD. Was macht der Kerl? Schreibt sich dort ein und erhält vom Management einen sehr persönlichen, herzlichen Brief - und 2 Tickets für das Konzert im NEU HELGOLAND am 21. Januar. Der Sohn verpackt das ganze in Weihnachtspapier und lädt den Papa zum Konzert ein - ich war selten so verblüfft. Klar, ich revanchiere mich mit Tickets für Rockhaus am 17. März in Hoyerswerda, wenige Tage später ist die gesamte Familie ohnehin bei CITY im Tempodrom - keine Ahnung, von wem hat der Junge nur diesen guten Musikgeschmack ;-)

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Nun also war der langersehnte Tag da. Im Schneeregen auf ins 150 Kilometer entfernte Berlin, fahren auf Sicherheit, viel zu früh vor Ort. Aber alles kein Problem - alles war bestens organisiert. Tom wurde als Ehrengast vom Manager Detlef Seidel persönlich begrüßt, 2 Plätze ganz vorn waren für uns reserviert, Zeit für ein paar Worte mit Larry B. und Thomas Kurzhals, den ich ja schon viele Jahre kenne und schätze. Für meinen Sohnemann alles total aufregend und neu, dass es hier keine wichtigtuende Security gibt. Larry besorgte uns die Set-Liste, inzwischen traf auch Reinhard (Grüße !) für die Fotoaufnahmen für die Deutsche Mugge ein, erstes persönliches Kennenlernen nach vielen Jahren Mugge-Forum-Gemeinsamkeit, kurze Absprache. Dann Bewegung und Beifall, als Reinhard Fißler in den ausverkauften Saal gefahren wurde.

Pünktlich um 21:00 Uhr kam als Einspiel "TNTK Part 1" vom Band, nahtloser Übergang zum Part 2 live in voller Besetzung. Gleich an dieser Stelle mein großes Kompliment an die Niederwiesers, die einen optimalen Ton und perfektes, passendes, nie überfrachtetes Licht zauberten. Dieses Instrumental, das TK (Thomas Kurzhals) für TN (Thomas Natschinski) zum Konzert zu dessen 60. Geburtstag schrieb, hat sich im Laufe der Zeit mit der neuen Besetzung der STERN-COMBO MEISSEN weiterentwickelt, lebt nicht nur vom treibenden Rhythmus, sondern stimmt durch die Hinzunahme des Saxophones auf einen musikalisch hochwertigen, abwechslungsreichen Abend ein - besser gehts eigentlich nicht.
Larry begrüßt in seiner gewinnenden Art das Publikum, führt locker, aber nie respektlos durchs Programm, tosender Applaus noch einmal für Reinhard Fißler, und ab geht es durch 8 Titel der aktuellen CD.
Richtig gelesen - kein Anfüttern mit bekanntem Material, sondern gleich rein in den Alltag von heute mit "Raimond S". - das Synthimotiv kriegt man schon nach dem ersten Hören nicht mehr aus dem Kopf. Der vertrackte 6/8-Takt wird den Basslauf und Snare auf die 2 und die 6 aufgelöst und doppelt spannend. Ich war überrascht, dass der Satzgesang auch live so präzise rüberkam, denn Robert am Bass muss ja eine andere Linie singen als er spielt.

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Der "Zeder von Jerusalem" folgte "Ein Jahr, ein Tag" (eine Komposition des Schlagzeugers Frank Schirmer, der offenbar einen besonders guten Tag erwischt hatte, so ausgelassen wirkte er hinter seiner Schießbude) - warum wird dieses Stück eigentlich nicht im Radio-Tagesprogramm gespielt? Mastermind Thomas Kurzhals und Bassist Robert Brenner lieferten sich ein herrliches, scheinbar improvisiertes Duett (oder Duell?) und hatten sichtbar Spaß an der Sache.
Der zweite Keyboarder (und Saxophonisten) Marek Arnold komponierte und textete eines meiner Lieblingslieder der CD: "Es geht die Zeit". Ungewohnte Harmoniewechsel, A- und B-Teil, schöner Wechsel zwischen Lead- und Harmony-Vocals, dazu live ein beeindruckendes Solo von TK am moog-synthesizer - Musikerherz, was willst du mehr?!
"Der zweite Blick" kam mir live einen Tick zu langsam, aber das ooh-ooh machte Band und Publikum gleichermaßen Spaß.
Toms Lieblingslied "Reiter der Nacht" überraschte mich erneut: ich hatte statt der Thin-Whistle einen Synthie-Sound erwartet, stattdessen punktete Marek mit einem Sopransaxophon. Tolle Idee!
Der "Waldesstille" folgte die "Lebensuhr" - ja, natürlich denke ich da automatisch an den Mitschnitt des genialen Live-Konzerts von Toto, als sich bei "Rosanna" die Herren Paich, Lukather, Porcaro und Phillips Taktverschiebungen und Punktierungen mit atemberaubender Präzision um die Ohren hauten - und die Muschkanten der STERN-COMBO MEISSEN kriegen das ebenso hin. Meinen allergrößten Respekt, meine Herren!

Danach kam leider die Pause. Schade, denn eines der für mich wichtigsten Lieder dieser CD ("Zeugen dieser Zeit" ) wurde (heute ?) nicht live gespielt. Nicht jeder Text des aktuellen Albums findet meine ungeteilte Zustimmung, manches ist ausbaufähig, um es vorsichtig zu sagen, anderswo hat Norbert Kaiser ein wenig zu viel konstruiert, aber gerade "Zeugen dieser Zeit" ist definitiv an meine Generation gerichtet.
Totale Verblüffung bei meinem Sohn: Larry kommt zu ihm, lobt seine Textsicherheit und fragt ihn, ob er bisher mit dem Abend zufrieden ist. Das konnte Tom kaum fassen: der Frontmann, den er ja nur von der CD kannte, fragt IHN, den 14-Jährigen !! Larry, du hast einen neuen Fan auf Lebenszeit ;-))

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Weiter ging es mit der Rubrik "Die Klassiker", und davon hat die STERN-COMBO-MEISSEN ja ausreichend. Was soll ich groß sagen: Wer ist Rick Wakemann? Wir haben Thomas Kurzhals! Den muss man nicht nur hören, sondern sehen, wie er die Finger flitzen lässt, an der Reglern schraubt, jeden Ton neu formt. "Die Sage" wurde durch ein moog-Instrumental (mit anderer Akkordfolge als gewohnt) aufgewertet, bei "Was bleibt" gab es nicht nur das mehrfach erwähnte perfekt abgestimmte Duo Kurzhals-Piano plus Arnold-Orgel, sondern einen exzellenten, oft richtig in sich gekehrten Robert Brenner am 6-Saiter-Bass, der unglaubliche, selbständig wertvolle Läufe zauberte, dazu wie bereits erwähnt die druckvollen Drums von Frank Schirmer, und über allem strahlte Larrys Stimme, unterstützt im Satzgesang durch Martin und Robert - es war zu spüren, dass dieser Titel zu den Lieblingsliedern der Band zählt.
Noch eine Stufe hinauf: "Der Frühling" - ich weiß nicht, wie oft ich diese Adaption im Laufe der vielen Stern-Besetzungen gehört habe, aber ich bin jedes Mal platt über die Fingerfertigkeit von TK und die Abstimung mit Marek per Blickwechsel. Gleiches gilt auch für die nachfolgende (Kurz-)Version vom "Weißen Gold". Verblüfft war ich zudem über die Soundbibliothek von Mareks nord-electro-3-Keyboards. Ich wünsche mir von dieser Kurzversion einen Mitschnitt, der Zusammenschnitt nimmt dem Opus nichts an seiner Aussagekraft, ist aber wesentlich kraftvoller.
Beim "Stundenschlag" konnte Robert richtig schön slappen und legte zudem mit Larry eine witzige Mini-Tanzeinlage hin. "Also was soll aus mir werden" leitete zum letzten Titel über, "Der Kampf um den Südpol" - was sonst?!
Ja, na klar gab es Zugaben - und nein, in Berlin wird natürlich nicht die "Gelbe Elbe" gespielt - macht sich ja auch sicher nicht so gut, hier was von "Pfui-Deibel-Preissen" zu singen ;-)

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Stattdessen erinnert man an die Zeit mit Ralf Heinz IC Schmidt mit einem Medley aus "Leben möcht ich" und "Mein Weg" - und nun versteht Ihr auch sicher die Überschrift der Rezension, denn plötzlich füllte sich die kleine Fläche zwischen Sitzplätzen und Bühne mit Tanzwütigen, die zu "Eine Nacht" kräftig mitsangen und nach "Wir sind die Sonne" nicht nach Hause wollten. Ja ja, die Geister, die ich rief... dennoch war danach definitiv Schluss.


Epilog:
Nachdem wir uns von den Musikanten, dem Manager und unseren netten Tischnachbarn herzlich verabschiedet hatten setzten wir uns ins Auto - zwei glückliche Leute, beide gegen die Müdigkeit ankämpfend, 150 Fahrtkilometer vor uns. Tom war schon in Waltersdorf eingeschlafen... ich begann, meine Eindrücke zu sortieren. Als ich meinen Sohn kurz vor unserem Heimatort weckte, sagte er: "Das war ein geiler Abend" - Ja, das sehe ich genau so.
Danke, Sohnemann für die Einladung - und danke STERN-COMBO-MEISSEN für die Musikalität und die menschliche Wärme. Bis demnächst - versprochen !


 

Bericht: Bodo Kubatzki

 

Besuch aus Rostock für die Combo...

Bei Sturm und Regen aus Rostock angereist, freuten wir uns schon sehr auf das Konzert mit der STERN-COMBO MEISSEN im Ausflugslokal Neu Helgoland in einer der schönsten Gegenden von Berlin.

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Es ist lange her, dass ich die Band live erlebt habe. Irgendwann Anfang der 2000er Jahre spielten sie in Rostock in der "Pumpe". Damals sang Reinhard Fißler noch, auch wenn er dies vom Rollstuhl aus tat.
Was würde uns in Berlin erwarten? Die CD "Lebensuhr" läuft seit Langem in meinem CD-Player. Zugegeben, einige der Songs überspringe ich häufig, da sie mir doch zu sehr in Richtung Pop (oder sogar Schlager?) tendieren. Doch gibt es auf Lebensuhr auch die Art Musik, die ich früher bei der STERN-COMBO geliebt habe und die mich auch heute noch in ihren Bann zieht: Art-Rock oder in der DDR Kunst-Rock genannt.

Nachdem wir im Neu Helgoland gut und preiswert gespeist hatten, freuten wir uns an einem Tisch innerhalb des Saales sitzen zu können. Die weiß gedeckten Tische erinnerten jedoch eher an eine Betriebsfeier als an ein Rockkonzert.
Die Gäste waren offensichtlich aus ganz Deutschland angereist, vorwiegend wohl aus den neuen Bundesländern. So saßen wir gemeinsam mit Berlinern und Sachsen an unserem Ecktisch und warteten geduldig auf die Getränke und vor allem auf den Beginn des Konzertes der STERN-COMBO MEISSEN.

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Pünktlich um 21:00 Uhr wurde der Saal verdunkelt und Part I des Instrumentaltitels "TNTK" (wohl ein Bezug auf Thomas Natschinski und Thomas Kurzhals) tönte aus den Lautsprecherboxen. Part II wurde dann von einer gut aufgelegten Band live gespielt. Es war ein gelungener Auftakt für den ersten Teil des Konzertes, der ausschließlich aus Material des aktuellen Albums bestand. "Die Geschichte von Raimund S." und mein Lieblingssong "Es geht die Zeit" beeindruckten mich ebenso, wie die anderen Songs des ersten Blocks.

Die kurze Pause bot Gelegenheit, sich mit den Tischnachbarn über dieses und andere STERN-COMBO MEISSEN Konzerte auszutauschen, Getränke nachzubestellen (wenn die Kellnerin denn mal kam), oder sich einfach mal die Beine zu vertreten.

"Die Sage" leitete den zweiten Teil des Konzertabends ein. Der neue Frontmann, Larry B., gab dem Song seine ganz eigene Farbe, die durch den Satzgesang der anderen Musiker zu schillern begann. Es folgten Klassiker wie "Was soll aus mir werden?" oder die toll dargebotenen Ballade "Was bleibt" (mit besonders viel Beifall bedacht). "Der Frühling" aus Vivaldis "Die vier Jahreszeiten" und die Kurzfassung der Rock-Suite "Das weiße Gold" ließen das Herz der Progressive-Rock-Fans höher schlagen. Bei "Also was soll aus mir werden" zeigte Robert Brenner, dass er die 6 Saiten seines Basses nicht nur filigran zu spielen versteht, sondern auch hervorragend darauf "Slappen" kann. "Der Kampf um den Südpol" und ein Medley aus Hits des gesamten STERN-(COMBO) MEISSEN Repertoires beschlossen diesen tollen Konzertabend.

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Zu erleben war eine Band mit hervorragenden Musikern. Der Sound war transparent und hatte durch die bei einigen Titeln eingesetzte (Pseudo-)Quadrophonie einen besonderen Reiz, vor allem für diejenigen, die in der Mitte des Saales saßen.
Neben einer gut eingespielten Rhythmusgruppe bestehend aus Frank Schirmer an den Drums und Robert Brenner am Bass, überzeugten vor allem Thomas Kurzhals und Marek Arnold an den Keyboards. Marek veredelte einige Songs zusätzlich mit seinen Saxophonen.
Larry B. schaffte es, sowohl den Klassikern als auch den neuen Songs seinen ganz eigenen Stempel aufzudrücken. Gründungsmitglied Martin Schreier sang "seine" Songs in der für ihn typischen Klangfarbe und war sich auch für einen Tanz mit Larry B. nicht zu schade.

Reinhard Fißler, der dem Konzert beiwohnen konnte, sang den einen oder andren Song offensichtlich mit und zeigte meist ein zufriedenes Lächeln während des gelungenen Konzerts.

Der weite Weg STERN-COMBO MEISSEN ist glücklicherweise noch nicht zu Ende. Ich würde mir wünschen, dass sich die Band künftig mehr auf ihre Stärken konzentriert, die nach meiner Meinung im Art-Rock liegen. Mal wieder eine Adaption oder gar ein Konzept-Album würde der STERN-COMBO MEISSEN gut zu Gesicht stehen.

 


Über diesen Bericht könnt ihr in unserem Forum diskutieren.


 

Die nächsten Termine:
24.03.2012 - Singwitz - Kesselhaus
20.04.2012 - Pirna - Q24
06.05.2012 - Werder/Havel - Freilichtbühne
13.05.2012 - Leipzig - Augustusplatz (Fahrradfest)
01.06.2012 - Gransee - Freilichtbühne (Sachsendreier)
16.06.2012 - Meißen - Freilichtbühne Elbgasse
13.07.2012 - Boltenhagen - Freilichtbühne Kurplatz
24.08.2012 - Halle/Saale - Freilichtbühne/Peissnitzinsel
nähere Infos auf der Webseite der Stern-Combo Meißen!

Bitte beachtet auch:
- Homepage der Stern-Combo Meißen: www.stern-combo-meissen.de
- Homepage des Neu Helgoland Berlin: www.neu-helgoland.de

 


 


   
   
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