000 20130214 1144050628 

Ein Bericht von Torsten Meyer mit Fotos von Petra Herz
(alle Live-Bilder) nebst Ptressematerial (Textillustration)

 

 

Wow! Wow!! Wow!!! Was war das Dienstag für ein superber Abend in der Columbiahalle! Da waren sich alle, die ein Ticket ergaunert hatten, einig. Na ja, ich merke gerade, ich lese das Buch von hinten nach vorn. Deshalb also lieber der Reihe nach..
.

DIE EIGHTIES LEBEN
Die 80er Jahre waren unbestritten DIE Dekade der Popmusik und des New Wave, bis hin zu dessen Ableger, dem New Romantic Pop. Was gab es da nicht alles für tolle Bands, und noch viel tollere Sounds, die bis heute fester Bestandteil meiner CD-Sammlung sind. Eine der schillerndsten Vertreter dieser Zeit waren DURAN DURAN aus England.band 20130214 1310543201 Oft belächelt wegen ihres Hanges zu glamourösen Outfits und gewagten Frisuren, hatten sie trotzdem eine Riesenfangemeinde weltweit. In Deutschland hielt sich angeblich die Begeisterung in Grenzen, jedenfalls lese ich das immer wieder. Daran habe ich allerdings meine Zweifel, wenn ich mich an die damalige Hysterie zurückerinnere, die mit Songs wie "The Reflex" oder "Wild Boys" ausbrach.

Es würde jetzt unnötig Platz verschwenden, die komplette Bandhistorie aufzuzeichnen, deshalb nur soviel: DURAN DURAN machten wie jede anständige Band ganz viele Höhen und Tiefen durch, was jedoch niemals zur Auflösung führte. Warum auch? In der Musik steckt so viel Substanz und Klasse, dass es alle Fallstricke und die letzten 3 Jahrzehnte nicht geschafft haben, das Kapitel DURAN DURAN zu beenden. Ganz im Gegenteil, die Jungs um ihren Vocalakrobaten Simon Le Bon sind lebendiger und erfolgreicher denn je. Mit ihrem 2011 erschienenen neuen Album "All You Need Is Now" erweckten sie die 80er Jahre wieder zum Leben, ohne dabei auch so zu klingen wie vor 30 Jahren. Nein, es ist frisch, aktuell und zeitgemäß produziert, und dennoch hört es sich ohne jeden Zweifel nach ganz viel DURAN DURAN an. Die Scheibe ist in dem ihr zugedachten Segment ein Hammer, wie ich finde. Was liegt also näher, als damit auf Tour zu gehen? Genau das tun DURAN DURAN derzeit. Dankenswerterweise führte sie ihr Weg am Dienstag nach Berlin in die C-Halle. Der Andrang war riesig, trotz der nicht ganz billigen Ticketpreise. Zwar gab es 3 Stunden vor Beginn noch immer Restkarten zu kaufen, aber ich denke, es war letztendlich ein ausverkauftes Haus. Im Publikum habe ich sogar Fans aus Polen, Dänemark und selbst Norwegen entdeckt! Sie alle waren heiß auf DURAN DURAN.

SCHMALKOST: HOLLAND-POP ALS VORSPEISE
Natürlich ging es auch diesmal nicht ohne Vorband ab. Vier junge Herren aus der Tulpen- und Wohnwagenrepublik Holland, nämlich Rik Annema (Gesang/Gitarre), Sanne Meems (Drums) und die Brüder Dirk Sander Kooistra (Bassgitarre) und Henk Jan Kooistra (Keyboards) nennen sich A SILENT EXPRESS und ordnen sich selbst in die New Romantic-Schublade ein.cd 20130214 1989215789 In ihrem Heimatland sind sie bereits eine ganz große Nummer und wollen nun Europa erobern. Ihre musikalische Zielsetzung führt laut Selbsteinschätzung in Richtung DURAN DURAN und SIMPLE MINDS, ich würde ihnen noch eine gehörige Spur THE HURTS anhängen wollen.

Wunderbar, dass sie bereits um 19:45 Uhr, also ein Viertelstündchen vor dem offiziellen Beginn, die Bühne stürmten und mit dem ersten Song, dem allseits bekannten Instrumental "Crockett's Theme" aus der MIAMI VICE-Serie zunächst für fragende Blicke im Publikum sorgten. Dann jedoch begannen sie mit dem schwungvollen "I can`t say (I wasn't afraid)" von ihrem aktuellen Album "Now" ihren halbstündigen Auftritt. Es folgten einige Nummern von besagtem Album, die mich aber eher ermüdeten. Am besten gefiel mir da noch der letzte Song ihres Sets, benannt "Will I be around", wo wenigstens ein paar Rhythmuswechsel stattfanden. Okay, die Jungs waren sehr spielfreudig, aber ihr Songmaterial klang doch eher dürftig und unspektakulär. Klar, es passte optimal in die New Romantic/New Wave-Kiste und war somit eine gelungene Einstimmung auf den Hauptact des Abends, doch einzeln betrachtet fand ich das, was A SILENT EXPRESS anboten, eine Spur zu seicht und belanglos. Nach dem dritten Titel war ich beinahe schon etwas genervt und schaute zur Uhr, als hätte ich damit ihren Auftritt etwas verkürzen können. Das ging natürlich nicht, und so musste ich tapfer durchhalten, bis endlich der letzte Ton verklungen war. Vielleicht gefiel es ja dem Rest der Anwesenden, aber ich kann die Vorschusslorbeeren, die der Truppe vorauseilten, nicht wirklich verstehen.

DER HAUPTGANG: "THE WILD BOYS"
Wer schon einige meiner Konzertberichte gelesen hat, dem wird aufgefallen sein, dass mich vor allem diese künstlich erzeugten Verspätungen beim Konzertbeginn aufregen. Auch diesmal ließ man die wartende Meute wieder unnötig hängen. Die Umbauten waren längst vollzogen, man starrte 20 Minuten auf die dunkle, leere Bühne. Warum? Hat man einen Deal mit dem Catering? Muss da erst ein bestimmter Umsatz erzielt werden?johnsimon 20130214 1900871217 Na wie auch immer, es war 20:57 Uhr, als die Bühne in lila Nebel getaucht wurde und mit dem getragenen, balladesken, sparsam instrumentierten "Before the rain" vom aktuellen Album die Show begann - begleitet von frenetischem Jubel der Fans. Ich hätte zwar eher einen richtigen Einheizer als Opener bevorzugt, aber da war die Philosophie von DURAN DURAN scheinbar eine andere.

Doch meine Gebete wurden erhört, denn schon die Nummer 2 der Setlist versprach mit "Planet Earth" vom 1981er Debütalbum (übrigens auch die allererste Single der Band) einen ersten Knallbonbon. Die Nummer rockte, wenngleich mir hier der Schlagzeugsound noch ein bisschen zu dumpf rüberkam. Doch das sollte sich schnell ändern, die Tontechniker waren auf Zack. Jetzt hatte man auch Gelegenheit, die Protagonisten mal in Ruhe zu betrachten. Simon Le Bon trug nicht nur ein graues Jäckchen, sondern auch einen Vollbart, der ihn fast wie den kleinen Bruder von George Michael wirken ließ. Er war ungeheuer gut drauf, hüpfte ständig umher, lief gerne mal an die Bühnenseiten, um sich auch den randseitig stehenden Fans zu zeigen. Wie viele DURAN DURAN-Songs hat auch "Planet Earth" eine wunderbare Mitsing-Zeile: "Bop bop bop bop bop bop bop bop - This is planet Earth", und die Fans kamen dem Wunsch von Simon Le Bon gerne nach und grölten ordentlich mit. Mit "A view to kill" und der allseits bekannten Refraineröffnungszeile "Dance into the fire" der James Bond-Nummer gab es den nächsten Griff in die Oldiekiste.

Schon jetzt gefiel mir alles ausgezeichnet. Der Sound klang hervorragend, und trotz der Lautstärke war alles bestens zu deuten, es gab keinen Soundbrei. Vor allem aber hörte sich die Stimme von Simon Le Bon phantastisch an. Jedes Wort war zu verstehen, er wurde nicht untergebuttert durch die Band. Das habe ich gerade ein paar Tage vorher schon mal anders erlebt (Spin Doctors). Auf der riesigen Leinwand im Bühnenhintergrund liefen tolle Projektionen ab, meist die Videos zu den Titeln. Und nicht zu vergessen die perfekte, überragende Lichtshow.

Vom neuen Album sollten natürlich auch einige Songs präsentiert werden. Es ging los mit dem Titelsong "All you need is now", der mit seinem sirenenartigen, treibenden Intro ein Knaller ist, gefolgt von "Blame the machines", welches eher in die rockige Richtung tendiert und mit seinem wunderbaren Melodiebogen wieder einfach nur typisch DURAN DURAN ist.john 20130214 1795819432 Bei den beiden Titeln kam auch die Background-Sängerin Anna Ross zu ersten Einsätzen. Hm, so richtig warm wurde ich mit der Dame aber ehrlich gesagt den ganzen Abend über nicht. Ihr Stimmchen klang sehr dünn, aber vielleicht war das ja auch gewollt.

Es gab im weiteren Verlauf so einige Höhepunkte, aber wenn ich jetzt jeden Titel einzeln beleuchte, schreibe ich morgen noch am Bericht und verpasse womöglich mein nächstes Konzert... Der nächste Knaller war auf jeden Fall "Safe...", ebenfalls vom aktuellen Album. Dahinter verbirgt sich eine waschechte Disconummer, weshalb sich auch auf der Videoleinwand eine überdimensionale Discokugel drehte. Klasse Song! Gleich im Anschluss brannte dann so richtig der Boden. "The Reflex", immerhin auch schon von 1983, wurde mit ganz viel Groove und Power inszeniert und vom ausflippenden Publikum dankend mit gegrölt. "Girl Panic", mein Lieblingssong vom neuen Album, war ebenfalls ein Highlight. Im Hintergrund lief das Video dazu ab, in dem bekannte Models der Szene mitwirken und dem Ding die nötige Portion Glamour verpassen. Immer wieder begeistert war ich übrigens über die beiden Saiten-Virtuosen. Sowohl Urgestein John Taylor am Bass als auch der Gastgitarrist an der Leadgitarre (ich glaube, er heißt Don Brown) waren in permanenter Bewegung, wirkten enorm motiviert und trugen somit zum gelungenen Gesamteindruck bei.

Allerdings wäre es verwunderlich, wenn wirklich jeder Song des Abends ein Treffer gewesen wäre. So hätte ich am liebsten beim Grandmaster Flash-Cover "White Lines" die Stecker aus den Verstärkern gezogen, denn die Nummer passte überhaupt nicht zum Stil von DURAN DURAN, wirkte auf mich auch völlig überproduziert. Na ja, es war irgendwann vorbei, und gleich im Anschluss wurde es mit "Ordinary world" kuschelig. Unser aller Sonnenschein Petra Herz, die neben mir stand, schrie mir ihren Wunsch nach einer dem Inhalt des Songs angemesseneren Beleuchtung ins Ohr, denn anfangs stand die Band in grellem weißen Lichterschein. Also habe ich schnell mal ein bisschen gezaubert, und schon lag beim Refrain alles im Dunkeln, nur Simon Le Bon wurde vom Lichtkegel erfasst, ehe die Scheinwerfer langsam in Rotation gesetzt und als Sternenhimmel über die Zuschauer hinweg zurück auf die Bühne gelenkt wurden. Phantastische Momente.

simon 20130214 1873129041Tja, und so verging die Zeit wie im Fluge. "Now it's time to dance!" - mit diesen Worten leitete Simon die geile, ungeheuer funkige Version von "Notorious" ein, die natürlich auch wieder kräftig zum Mitsingen genutzt wurde. Kurze Zeit später dann war es soweit: "Wild boys never lose it, wild boys never chose this way. Wild boys never close your eyes, wild boys always shine." - mir ging dieser Song damals dermaßen auf die Nüsse, dass ich irgendwann beschloss, diesen Titel nicht mehr zu mögen, und vor allem nicht mehr zu hören. Bis heute halte ich mich stur daran. Aber Kinder, ihr glaubt ja gar nicht, wie schnell man seinen Vorsätzen untreu wird, wenn man die Livefassung dieser Nummer hört! Von Roger Taylor's Drums ging eine unglaubliche Wucht aus, die von John's Bassguitar noch verstärkt wurde. Auf diesem Rhythmusgerüst aufbauend sang sich Simon Le Bon noch einmal in Hochform, die Fans ebenfalls. Ganz großes Kino begann, als mittendrin plötzlich "Relax" von FRANKIE GOES TO HOLLYWOOD intoniert wurde, ehe es wieder ohne Bruchstelle zurück ging zu "Wild Boys". Einfach irre.

Damit war nach 100 Minuten der offizielle Teil beendet, aber natürlich hatte noch keiner Bock, die Halle zu verlassen. DURAN DURAN scheinbar auch nicht, denn ohne große Pause erschienen sie wieder auf der Bühne und brachten nun einen ihrer ersten Hits, nämlich "Girls on film". Der Titel wurde durch die eingebaute Vorstellung der Musiker auf ca. 10 Minuten Länge gedehnt, was bei dem erzeugten Groove aber eher ein Genuss war. Mit einem fast ebenso alten Song, nämlich dem 1982er "Rio" vom gleichnamigen 2. Album der Band und der wunderbar zum Mitsingen einladenden Refrainzeile "Her name is Rio and she dances on the sand" fand das Konzert nach immerhin vollen 2 Stunden Spielzeit ein grandioses Ende. Bei internationalen Top-Acts, und dazu zähle ich DURAN DURAN jetzt mal, ist es ja eher üblich, dass sie sich sang-, klang- und vor allem wortlos aus dem Staub machen. Nicht so gestern. Die Band war sichtlich angetan von der guten Stimmung in der Halle und verbeugte sich ausgiebig. Simon Le Bon bedankte sich dann nochmals mit einigen netten Worten beim Publikum für den gelungenen Abend und versprach wiederzukommen.

vorb 20130214 1074357124Viele der damaligen Helden aus der 80er Jahre-Ära tummeln sich heute nur noch auf Oldie-Parties, covern ihre eigenen Hits und tingeln damit über die Dörfer. DURAN DURAN sind da eine ganz andere Hausnummer. Sie haben nie aufgehört, neue Titel zu schreiben, neue CDs zu produzieren. Dass sie das auch noch in dieser Qualität schaffen, ist beeindruckend. Deshalb sind Simon Le Bon, Roger und John Taylor sowie der unverwüstliche Nick Rhodes auch alles andere als nur eine "Eighties-Band". Wer das "All you need is now"-Album noch nicht kennt, kann es sich bedenkenlos zulegen und sich sein eigenes Urteil bilden - sofern man den DURAN DURAN-Sound mag.

Das Konzert in der Columbiahalle war für mich eine absolut gelungene Reise zurück in die goldenen Anfangsjahre der Band, über die etwas mäßigeren 90er bis hin zur heutigen Zeit, in der DURAN DURAN wieder zu alter Klasse zurück finden. Die Lichtshow war allererste Sahne, der Sound trotz der Lautstärke Spitze. Da merkt man schon, die Band hat den berechtigten Anspruch, sich selbst und ihren Fans Champions League-Niveau zu bieten. Simon Le Bon einmal live zu hören, verursachte schon hier und da mal Gänsehaut (gelle, Petra?), er klingt einfach immer noch einmalig. Das war umso bemerkenswerter, da er scheinbar ziemlich erkältet war, denn zwischen den Titeln verbrauchte er eine Menge Taschentücher für sein Näschen. Nachdem ich mir dann sogar noch eine der begehrten Setlists ergattern konnte, hatte ich keinerlei Wünsche mehr an den Abend, außer schnell in mein Bettchen zu kommen.

 

Bitte beachtet auch:

- off. Homepage von DURAN DURAN: www.duranduranmusic.com
- Homepage des Konzertveranstalters trinity: www.trinitymusic.de


Setlist

set 20130214 2099640391

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Fotostrecke:

 

 

 

 

 

 

 


   
   
© Deutsche Mugge (2007 - 2023)

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.