"Franziskus": WunderbunTds Rockpoem in der Kirche zu Voigtsdorf
am 27. Mai 2011
Bericht: Petra Meißner
Fotos: Petra Meißner (Fotoimpressionen)
Karla Kotzsch (Fotoalbum am Ende der Seite)
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Wir waren zu einer öffentlichen Generalprobe (was für ein Wort - trifft es aber, sie sind Perfektionisten) der Gruppe WunderbunTd aus Voigtsdorf. Als Rockband sind sie normalerweise mit einem Rio Reiser Programm unterwegs. Rio spielen ist die eine, sich mit seinem Werk auseinandersetzen ist die andere Seite. Rio spielen viele... an so ein Projekt hat sich noch keiner gewagt. Gestern erblickte das Rockpoem "Franziskus" mit Musik von Rio Reiser das Licht der Welt.
Die Mutter des Ganzen, Isolde Lommatzsch, genannt Soldi, ging schon seit einigen Jahren mit einer Idee schwanger. Geschrieben wurde das Werk für den Kirchentag in Dresden. Premiere ist am 2. Juni 2011 in der Trinitatis Ruine in Dresden, bezeichnenderweise genau an der Stelle, wo mir die Band das erste Mal begegnet ist. Ja, was hat nun Rio Reiser mit der Kirche zu tun? Wenn man mich gefragt hätte, wäre die klare Antwort gewesen: "Nix!" Die WunderbunTden sind eine "denkende Rockband" und theatererfahren. Der Rio ist für sie nicht irgendein Künstler, der gecovert wird. Sie leben den Rio, und das merkt man an der Interpretation jedes einzelnen Liedes. Die Soldi schrieb über einen langen Zeitraum an einem Stück über das Leben von Franz von Assisi. Die musikalische Grundlage bildeten Songs von Rio Reiser, die durch eigene Stücke ergänzt wurden und sich in bewunderungswürdiger Art und Weise zu einem Ganzen fügten. Was haben nun der Heilige und Rio gemeinsam? Die Wunderbuntden fanden es heraus:
Beide sind Idealisten.
Beide sind Rebellen.
Beide sind Visionäre.
Sie lebten in anderen Zeiten, stammten von fernen Orten und
sprechen verschiedene Sprachen.
Doch nun begegnen sie sich und gehen gemeinsam ein Stück des Weges,
immer auf der Suche:
Schritt für Schritt ins Paradies.
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Das Stück stellt das Leben von Franz von Assisi in den Mittelpunkt. Der Franz war einer, der Demut, Einfachheit und Nächstenliebe predigte und dabei natürlich bei den Mächtigen der damaligen Zeit aneckte. Auch heute würde er wieder anecken. Das C im Staate ist für mich ganz einfach ein verkapptes Dollarzeichen. Mit Kirche habe ich nichts am Hut. Hochachtung habe ich vor den Menschen, die ihre Überzeugung einsetzen, um anderen Menschen zu helfen. Ich habe eine alte Nachbarin, die ist so ein "Franziskus", und bei dem Stück musste ich ständig an sie denken. Sie geht auf die 80 zu, ist Christin im besten Sinne des Wortes und stellt ihr Leben komplett in den Dienst am Nächsten. Früher war sie die "Konsum Maria", heute nennen sie die Flüchtlinge in unserem Asylantenheim hochachtungsvoll "Mutter Maria". Manchmal nervt sie. Aber das ist gut so. Von ihrem Leben wird eine Spur bleiben.
Den Franziskus spielte in dem Stück der Profischauspieler Jörg Simmat. Es gibt eine CD vom Rockpoem "Franziskus". Beim ersten Hören hatte ich Probleme mit den gesprochenen Teilen. War mir alles zu perfekt und glattgebügelt. Gestern konnte ich mich mit dem Darsteller anfreunden. Er ist schon äußerlich ein Franziskus. Ganz genial fand ich die Szenen, wo Franzsikus mit den Tieren spricht. Der Falke ist die Saxophonisten von WunderbunTd, Maria Guse. Franziskus hält von der Kanzel herab mit ihr "Zwiesprache" und diese Improvisationen waren für mich einer der Höhepunkte des Stückes. Die Band steht diesmal nicht im Mittelpunkt, die Musiker sind dezent hinter einem Tüllvorhang verborgen und spielen die Musik von Rio. Im Vordergrund agiert der Schauspieler und erzählte szenisch das Leben von Franz von Assisi. Völlig verblüffend, jeder Rio Song passt perfekt in die Handlung und man könnte meinen, der Herr Möbius hat es dafür geschrieben.
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Franziskus beginnt mit "Träume", geht "Durch die Wüste", hält sich an seiner Liebe fest, muss schmerzlich erkennen "Der Traum ist aus", bittet im "Zauberland" um ein Zeichen, muss durch die Nacht, die am tiefsten ist und findet "Schritt für Schritt ins Paradies". So einfach ist das, nur man muss erst mal drauf kommen...
Für die fünf szenischen Monologe, die das Leben von Franz von Assisi nachzeichnen, stand Soldi der renommierte Franziskus Kenner Bruder Niklaus Kuster aus der Schweiz zur Seite. Ganz großes Kino, zum Ende des Stückes während des Liedes "Schritt für Schritt ins Paradies" werden die Grabsteine umgedreht, die in die Handlung eingebunden sind. Ich musste schon schlucken, da stand "Rio 1996" und "Franziskus 1226".
Die Schreiberin hat eine Tochter namens "Franziska". Es dauerte 30 Jahre, bis die Eltern hinter den Sinn dieses Namens kamen. Erstaunlich viele Leute waren zu der Generalprobe in der Kirche erschienen, und es gab noch eine kleine After Show Party.
Renft-Fans und Puhdys-Fans erhielten gemeinsam die Tagesaufgabe, auf einem fremden Grundstück den Grill anzuwerfen und Würste zu grillen. Diese Aufgabe wurde mit Hilfe einer allseits bekannten Sternendeuterin zur Zufriedenheit erfüllt. Wenn das kein Zeichen ist?
Fotoimpressionen:
Weitere Fotos der öffentlichen Probe findet Ihr im
Fotoalbum von unserer Freundin Karla: HIER klicken.