Was macht eigentlich...

 

Ulrich Pexa

 

 

001 20121223 1022702469In diesem Jahr feiert die Gruppe KARAT bekanntlich ihren 35. Geburtstag. Aber wer hätte gedacht, dass 2010 eigentlich gar kein Jubiläumsjahr ist? Die Bandbiographie von KARAT ist über all die Jahre immer wieder aufgehübscht und geschönt worden, an der einen Ecke so angepasst, dass sie ins Bild passt, an der anderen Ecke wurden kurzerhand auch schon mal Streichungen vorgenommen. Da kann man eigentlich auch nur dann mitreden, wenn man die Hintergründe kennt. Karat-Gründer und Musiker Ulrich Pexa ist einer, der diese Hintergründe kennt. Sowohl die Gruppe KARAT betreffend, als auch die die Musikszene in Ost und in West (damals wie heute). Auf beiden Seiten war er als Musiker und Mann im Hintergrund aktiv. Wie klein die Musikwelt eigentlich ist, werdet Ihr im Verlaufe dieses Interviews selbst erfahren. Auch über die Gründung der Gruppe KARAT und die Anfangszeit der Band wird es vielleicht die eine oder andere Überraschung während der Lektüre dieses Interviews geben. Uli erzählt uns seinen Werdegang vom kleinen Bub mit der ersten eigenen Gitarre bis zum Musikproduzenten mit eigenem Studio in Norddeutschland. Wir freuen uns sehr, Euch ein Wiedersehen mit Ulrich Pexa ermöglicht haben zu können...
 

 

Wie ist Ulrich Pexa zur Musik gekommen? 
Zur Musik bin ich dadurch gekommen, dass mein Großvater mir, als ich 10 Jahre alt war, eine Gitarre mitgebracht hat. Ich habe dann an der Volks-Musikschule Greifswald Gitarren-Unterricht bekommen. So ging das bei mir los...
 
 

Und wann ging's bei Dir mit einer Band los?
Das war in den 60er Jahren, auch in Greifswald. Die Band hieß "Echo Combo" und war dort eine lokale Größe. Ich war also mit 16 oder 17 Jahren schon so ein kleiner lokaler Star, wie man heute sagen würde.

 

Kam der Berufswunsch "Musiker" dann automatisch oder hattest Du eigentlich andere Pläne?
Nein, das kam nicht automatisch. Das hat sich nach dem Abitur für mich so ergeben. Es gab damals die Möglichkeit, sich an der Dresdner Musikhochschule für einen Platz in der Tanzmusik-Klasse zu bewerben. Das habe ich gemacht und bin dort auch angenommen worden. So habe ich ab 1968 in Dresden Musik studiert.

 

Mit welchem Hauptfach?
Mein Hauptinstrument war die Gitarre. Das war ein ganz normales Studium mit der üblichen Ausbildung. Ich war zwei Jahre in Dresden an der dortigen Hochschule und bin dann nach Berlin gegangen, wo es an der dortigen Hochschule für Musik auch so eine Klasse gab.

 

henning 20121223 1235671130Und wann gab es dort die erste Band, in die Du zu dieser Zeit eingestiegen bist?
Ich hatte zuvor schon in Dresden in einer dort lokal bekannten Band gespielt. Das war die Fred Herfter Combo. Interessanterweise haben wir mit der Band damals eine Sängerin entdeckt, die später als Solistin Karriere machte - Veronika Fischer. Sie war im gleichen Studiengang wie ich und studierte eigentlich Chanson. Da wir aber für die Band unbedingt jemanden zum Singen brauchten habe ich bei ihr angefragt, ob sie bei uns nicht mitmachen wolle. Nach einigem Hin und Her ging das dann auch. Das war damals der Beginn ihrer Karriere auf dem Gebiet der Popmusik. Von dort aus wechselte sie zur Stern-Combo Meißen und gründete später ihre eigene Band.

 

Und wie ging's bei Dir weiter?
Ich bin dann nach Berlin gegangen und habe dort weiter studiert. Einer der Dozenten dort war Günther Fischer, und der wiederum kannte Horst Krüger, zu der Zeit eine Größe im DDR Pop-Geschäft. Horst Krüger suchte damals einen Gitarristen, und so bin ich auf diese Weise Anfang der 70er Jahre in diese Band gekommen, mit der ich übrigens meinen ersten Fernsehauftritt hatte - als Flötist!! Es ging dann auch eine Weile ganz gut, aber irgendwie haben wir uns dann ein bisschen verkracht. Daraufhin musste ich notgedrungen eine eigene Band aufmachen, die aber nur begrenzt erfolgreich war...

 

Wie hieß die Band denn?
Die hieß interessanter Weise auch LIFT, wie die andere Band später. Aber den Namen hatten wir vorher (lacht), den haben die sich dann "geklaut". Jedenfalls habe ich 1973 über einen Bekannten, der dort als 2. Gitarrist spielte erfahren, dass bei der Uve Schikora Band der Solo-Gitarrist ausgestiegen war - Jürgen Matkowitz, der danach "Prinzip" gegründet hat. Ich habe mich dort beworben und war kurze Zeit später Mitglied der Uve Schikora Combo. Die Schikora Combo wurde in der darauf folgenden Zeit immer mehr und mehr zur Begleitband von Frank Schöbel. Mit Frank haben wir verschiedene Tourneen, auch im westlichen Ausland, gespielt. Da ja gerade die Fußball-WM zu Ende gegangen ist - zur Eröffnungveranstaltung der WM 1974 in Frankfurt war Frank Schöbel mit Band von den Verantwortlichen als Vertreter der DDR ausgewählt worden. Bei der Eröffnungszeremonie kamen die Delegationen der einzelnen Nationen aus überdimensionalen Fußbällen heraus. Im Ball der DDR befanden sich Frank Schöbel, die Schikora Band und eine Ballettgruppe. Der Titel, den Frank vortrug hieß "Freunde gibt es überall", eine Komposition von ihm selbst. Danach haben wir uns das Eröffnungsspiel angesehen, von dem ich immer noch einen Wimpel als Souvenier besitze. Es war Jugoslawien gegen Brasilien - ein langweiliges Spiel… 0:0 (lacht). Das ist auch so eine der Episoden aus einem Musikerleben, die man bestimmt nicht vergißt. Zu der damaligen Zeit in den 70ern war "Die kleine Melodie" ein bekannter Musiker-Treffpunkt in Berlin. U.a. lernte ich dort auch Henning Protzmann kennen, der damals noch bei Panta Rhei gespielt hat. Daraus ergab sich, dass ich ihm irgendwann mal ein paar meiner Kompositionen vorgespielt habe, die ihm offensichtlich gefielen und er meinte, das sei genau die Art von Musik, die er schon immer machen wollte. Daraufhin sagte ich eher scherzhaft: "Dann müssen wir ja wohl eine Band gründen." Aber genau das war der Moment, in dem die Idee zu KARAT entstand! Henning wollte sich damals ohnehin von Panta Rhei trennen, weil es dort wohl ernsthafte Meinungsverschiedenheiten bezüglich der musikalischen Ausrichtung gab.

 

Bevor wir zur Gründung von Karat kommen noch eine Rückfrage... Du hast Dich ja bei all den Stationen, wo Du als Musiker aktiv warst, immer auch kreativ mit eingebracht, z.B. weiß ich, dass einige Songs von Frank Schöbel aus Deiner Feder stammen...
Ja, das stimmt.

 

Wann hast Du überhaupt angefangen, eigene Lieder zu schreiben?
Das habe ich schon sehr früh gemacht. Ich habe schon mit 13 oder 14 Jahren angefangen, eigene Lieder zu komponieren, bzw. einfache Stücke zu verfassen. Die ersten bei der AWA (so was wie die GEMA in der DDR, Anm. d. Red.) angemeldeten Kompositionen von mir stammen bereits aus den späten 60er Jahren. Das Komponieren hat mich dann eigentlich schon bald mehr interessiert als das Gitarrespielen als solches. Die Gitarre, obwohl ich dieses Instrument sehr mag, war und ist daher für mich zu einem großen Teil Mittel zum Zweck.

 

Kannst Du Dich noch daran erinnern, welches die erste Komposition von Dir war, die dann auch musikalisch umgesetzt wurde?
Die erste, eine Rundfunkproduktion, war ein Stück mit der Horst Krüger Band. Das war ein Instrumentalstück für Posaune, ich weiß aber nicht mehr, wie es hieß. Es war ein relativ modern arrangiertes Stück im Jazz-Rock-Stil, der damals so gängig und angesagt war.

 

Wir waren vorhin schon an dem Punkt an dem Henning und Du Euch verständigt habt, eine eigene Band zu gründen. Wie ging's dann weiter?
Als die Idee spruchreif wurde, war ich noch bei der Frank Schöbel Band bzw. bei der Uve Schikora Band aktiv. Im Sommer ´74 habe ich bei Schöbel gekündigt, was er nicht so toll fand (lacht). Wir waren damals recht gut befreundet, und deshalb fand er es auch schade, dass ich gehen wollte. Es war aber auch abzusehen, dass man in einer Begleitband nicht wirklich weiter kommen kann. Nachdem ich - wie gesagt - bei Schöbel gekündigt hatte, fingen wir an, Leute für unsere Band zu suchen. Das wichtigste war natürlich die Stimme der Band - der Sänger. Wir haben uns überall umgeschaut und sind irgendwann auf "Neumi" (Hans Jürgen Neumann) gestoßen, der damals bei einer Band namens "Neue Generation" sang. Das war der Sänger, den wir für die Band gesucht hatten und den wir auch haben wollten. Als Pianist hatten wir interessanterweise Christian Steyer "eingekauft", der mit mir zusammen bei Frank Schöbel gespielt hat. Er war im Grunde der erste Pianist von Karat, obwohl er nie ein Konzert gespielt hat. Dafür war er nicht lange genug dabei. Er hat kurzfristig einen Rückzieher gemacht und ging zurück zu Frank Schöbel, weil ihm das dort sicherer schien und er wohl auch gemerkt hatte, dass das rauhe Rockgeschäft nicht so ganz seine Welt ist.



War er damals nicht auch schon nebenbei Schauspieler?
Nein, das kam ein bisschen später. Das mit der Schauspielerei begann erst Ende der 70er Jahre. Zu dem Zeitpunkt war er noch kein Schauspieler. Er hatte in Dresden Klavier studiert und war ein ausgebildeter Konzertpianist. Ein sehr guter sogar! Jedenfalls hatte er beschlossen, nicht bei KARAT mitzumachen. Plötzlich stand die Frage im Raum: "Wen nehmen wir als neuen Pianisten?" Und da war das Angebot nicht sehr groß. Wir haben uns ein paar Leute angeschaut, selbst bei Gumpert haben wir angefragt. Der Pianist, der uns am besten gefiel, kam zu dem Zeitpunkt nicht für die Band in Frage, das war nämlich Ed Swillms, mit dem Henning seit der Panta Rhei-Zeit etwas über Kreuz war. Naja, so was gibt's halt nun mal in Bands, dass da Spannungen auftreten und es zu Streitigkeiten kommt. Andererseits war's so, dass ich Ed Swillms auch kannte und wir miteinander recht gut konnten. Wir waren zwar keine engen Freunde, aber sehr gut miteinander bekannt. Wenn irgendwo mal eine Party war, bei der wir beide zu Gast waren, haben wir uns immer sehr lange unterhalten. Wir hatten auch viele ähnliche Ansichten. Das führte dazu, dass ich, nachdem Henning über mehrere Schatten springen musste, zu Ed Swillms gefahren bin um ihn zu überreden, bei uns als Pianist einzusteigen. Das ist mir letztlich auch gelungen. Aber wie gesagt - er war ursprünglich nicht dafür vorgesehen. Seine Bedingung für seinen Einstieg stellte uns allerdings vor ein großes Problem. Er sagte, er komme nur, wenn er Herbert Dreilich als Sänger mitbringen dürfe. Wie bekannt ist, hatten wir aber schon in "Neumi" unseren Sänger gefunden und dessen Reaktion war natürlich alles als euphorisch - aber es ging nicht anders! Das alles spielte sich zu einem Zeitpunkt ab, als die Band KARAT inklusive des Namens schon gegründet war.

 

heu1 20121223 1164599212Wie kam das überhaupt mit dem Namen KARAT? Ich habe gehört, dass das Dein Einfall gewesen ist.
Ja, das ist richtig. Das kam so: Ich war mit Schöbel Anfang 1974 in Norwegen auf Tournee. Bei einem Stadtbummel durch Oslo stand ich vor einem Plattenladen. In dem Schaufenster des Ladens sah ich die LP einer Band namens "18 Karat Gold". Ich dachte zuerst, das sei eine englische Band und man würde das auch "Eighteen Carat Gold" aussprechen. Das stimmte aber nicht, wie ich viel später herausfand, denn das war eine Münchener Band, bei der verschiedene Musiker mitspielten, die auch bei anderen bekannten Bands aktiv waren, z.B. bei Boney M. und so. Was ich daran aber gut fand, war das Wort KARAT. Man suchte in der DDR als Band immer nach etwas Internationalem und KARAT erfüllte diese Voraussetzung. Als wir uns dann Ende 1974, ich weiß nicht mehr genau, aber es muss im November oder Dezember ´74 gewesen sein, getroffen haben, um den Bandnamen auszuwählen, habe ich u.a. auch den Namen KARAT vorgeschlagen. Ich oder Henning haben den Bandnamen also nicht bestimmt, sondern jeder hat mehrere Vorschläge gemacht, und es wurde demokratisch abgestimmt. Es setzte sich dann letztlich der Name KARAT, also mein Vorschlag, durch. Die Basis zu dem Namen KARAT war wie gesagt die Tatsache, dass ich da in Oslo die Platte in dem Schaufenster liegen sah. Bei dieser Abstimmung passierte noch eine witzige Geschichte: Es gibt ja Sätze, die man sein Leben lang nicht vergisst, und einer ist der von "Neumi", unserem Sänger, der mit astreinem Berliner Dialekt zum Namensvorschlag KARAT anmerkte: "Sach ma, haste ne Meise? Da könn' wa uns doch ooch ‚Meter' nennen." (lacht) Das war der Originalton, das kann man sich auch nicht ausdenken, so was konnte nur von "Neumi" kommen. Womit er aber auch nicht Unrecht hatte, denn Karat ist wie Meter eine Maßeinheit. Um nochmal darauf zurück zu kommen: Niemand, der in der heutigen Karat-Besetzung mitspielt, hat mit der Namensgebung etwas zu tun gehabt. An der Abstimmung waren "Neumi"(Hans -Jürgen Neumann), Henning Protzmann, Christian Steyer, Konrad Burkert und ich beteiligt. Wir fünf sowie der Lyriker Jens Gerlach, der auch Stimmrecht hatte.

 

Jens Gerlach war damals Euer Texter, oder?
Ja genau, unser Texter. Er hat zwar nicht alle Texte gemacht, aber z.B. der zu "Leute welch ein Tag" stammt von ihm. So ist der Name KARAT entstanden. Die Gründung der Band fand nicht - wie jetzt immer fälschlicherweise dargestellt wird - 1975 sondern schon 1974 statt, also ein Jahr früher. Aber wie gesagt: Von den Leuten, die da heute mitspielen und auch lange Zeit da schon mitspielen, war keiner bei der Bandgründung dabei. Erst nachdem wir den Namen gefunden hatten, sagte Steyer, dass er dann doch nicht mitmachen wollte. Anfang 1975 war dann diese Begebenheit, von der ich vorhin erzählt habe, dass ich zu Ed Swillms ging und ihn überredet habe, bei uns mitzumachen. Wie schon geagt - das war für "Neumi" dann auch keine besonders glückliche Situation, weil wir danach eben zwei Sänger hatten. Da war von vornherein klar, dass es da zu Spannungen kommen würde, was ja auch tatsächlich eintrat. Aber es gab zu dem Zeitpunkt keine Alternative.

 

Jetzt müssen wir nochmal etwas zurück in der Zeit gehen: Wir haben über alle Musiker gesprochen, wo die herkamen und wie sie zu KARAT kamen. Woher kam denn Konrad Burkert? Den haben wir gerade ganz vergessen, war der nicht vorher bei der Schubert Band?
Nein, ich glaube "Conny" war vorher beim Dresden Sextett. Ihn kannte ich auch noch vom Studium in Dresden, er hatte damals mit mir zusammen studiert.

 

Ach ja, ich glaube seine Zeit bei der Schubert Formation kam auch nach KARAT...
Das weiß ich nicht so genau, weil ich da schon in Hamburg war.

 

Du hast erzählt, dass Ihr KARAT 1974 gegründet habt. Die Sache mit Ed war Anfang 1975. Da muss ja alles ziemlich schnell gegangen sein, auch das mit den Bandproben, denn offiziell hattet Ihr Euer erstes Konzert am 22. Februar 1975 in Pirna...
War das schon so früh? Ich erinnere mich, dass wir vor unserem ersten Konzert noch so ein Probe-Lager hatten. Ich weiß das nicht mehr ganz genau. Das erste Konzert war auf jeden Fall nicht im Winter, das war ein bisschen später.
(Uli erkundigt sich bei seiner Frau, die damals auch schon dabei war, als Uli die Band gründete und mit den anderen geprobt hat)
Meine Frau sagt gerade, dass das erste Konzert tatsächlich Ende Februar war. Es lag noch Schnee.

 

Dann kommt das ja hin mit dem 22. Februar…
Das ist dann tatsächlich wohl so gewesen.

 

Wo genau war das denn da? Weißt Du das noch?
Das weiß ich nicht mehr... Es könnte in Pirna gewesen sein - auf jeden Fall in der Nähe von Dresden.

 

Das weiß keiner mehr (lacht)...
(lacht) Tja. Ich sehe den Saal noch vor mir. Das war eine etwas größere Gaststätte oder Kulturhaus. Und das weiß ich auch nur deshalb noch, weil sich Conny vorher Mut angetrunken hatte (lacht). Aber frag mich nicht danach, wo genau das war, in meinem Leben ist soviel passiert (lacht). Jedenfalls haben wir wirklich nicht lange üben müssen. Das waren eben alles gute Musiker, die in der Band gespielt haben und die, wie Ed Swillms oder Henning Protzmann, zu den Spitzenleuten in der DDR gehörten. Damals galt es ja, wenn man als Musiker ernst genommen werden wollte, als "unschick" Rock- oder Popmusik zu machen, es musste schon Jazz oder wenigstens Blues sein. Diesen akademischen "Dünkel" zu durchbrechen war auch eines der Ziele der Bandgründung, denn es hatte sich inzwischen schon längst herumgesprochen, was für großartige Musiker z.B. bei "Deep Purple" spielten.

 

Henning hat Euer damaliges Ziel in dem Interview mit uns ja auch ganz deutlich formuliert: Ihr seid angetreten um die Puhdys zu überholen...
Ja, genau so war das. Wir haben gedacht, dass wir das mit guten Musikern eigentlich schaffen könnten. Wir haben die Puhdys letztlich nicht abgehängt, weil es auf solistische Leistungen allein im Popgeschäft gar nicht ankommt, aber wir haben zumindest ein bestimmtes musikalisches Niveau erreicht, das schon nicht schlecht war für die damalige Zeit. Im Westen ist KARAT das "Abhängen" der Puhdys übrigens geglückt...

 

Wieviele Titel hattet Ihr denn zum Zeitpunkt Eures ersten Auftritts schon fertig?
Wir hatten wenig eigene Lieder. Das waren vielleicht fünf oder sechs eigene Titel. Mehr hatten wir überhaupt nicht. Die erste Single war dann "Leute welch ein Tag", ein Titel, den ich komponiert hatte, und auf der Rückseite war "Du und ich", eine Komposition von Henning.

 

Du sagtest gerade, Ihr hättet nur fünf oder sechs eigene Titel gehabt. Das ist ja nun wirklich kein abendfüllendes Programm. Was habt Ihr denn damals noch dazu gespielt?
Wir haben wirklich querbeet alles gespielt. Das ging bei Rock los und hörte bei Stevie Wonder auf. Da kam wirklich alles vor. Von "I Shot The Sheriff" bis "Stormbringer" von Deep Purple. Gerade "Stormbringer" war manchmal eins der Highlights in unserem Programm, und manche Leute erinnern sich heute noch daran. Ich habe damals allein auf der Bühne gestanden und 20 Minuten ein Solo gespielt. Wenn ich einen guten Tag hatte, standen die Leute auf dem Tisch. Ich muss aber zugeben, dass ich nicht immer einen guten Tag hatte (lacht). Ich habe mir vorher auch nichts zurecht gelegt, das ging mir gegen die Ehre, immer das Gleiche zu spielen. Ich habe echt improvisiert.

 

Du hast aber auch Lieder selbst gesungen...
Ja, das war eine andere Geschichte...

 

Also hatte Karat insgesamt drei Sänger?
Nein! Also das mit dem Singen von "Mein Dorf" hatte eine gewisse strategische Bedeutung, weshalb ich das gemacht habe. Es war so, dass ich damals zu der Zeit schon einen Ausreiseantrag gestellt hatte. Ich wusste auch, dass man durch eine gewisse Popularität einen gewissen Schutz hat. Den wollte ich ausnutzen, denn sonst hätte ich das Lied nicht gesungen. Das habe ich natürlich keinem gesagt, aber es war schon der Hintergedanke dabei.

 

Nun war das damals in der DDR ja so, dass wenn ein Bandmitglied einen Ausreiseantrag gestellt hat, die anderen Bandkollegen meistens darunter in der Form zu leiden hatten, dass es Repressalien gab. Gab es die für KARAT auch?
Das gab es deshalb nicht, weil ich fairerweise gesagt habe: "Jungs, ich steige aus." Das kam für die Kollegen 1976 sehr überraschend. Ich habe meinen Ausstieg aber anders begründet, denn ich habe ihnen gar nicht den wahren Grund genannt. Ich habe ihnen gesagt: "Ich möchte in Zukunft nur noch schreiben. Ich möchte nicht mehr herumreisen." Mir war damals nämlich klar, dass die Band kein Bein auf die Erde bekommen würde, wenn die einen in dabei haben, der einen Ausreiseantrag gestellt hat. Ich habe für mich gedacht: "Das kannst Du nicht machen und in der Band bleiben. Die Kollegen müssen hier weiter leben und ihrem Beruf nachgehen. Es bringt nichts, wenn ich ihnen die Zukunft verbaue." Deshalb bin ich von mir aus ausgestiegen. Ich habe mir persönlich damals auch vorbehalten, meinen Nachfolger auszusuchen (lacht). In der offiziellen Berichterstattung über die Gruppe KARAT war ich danach immer der "Gitarrist, der mal eben schnell ausgetauscht wurde". Das ist natürlich lächerlich, mich hätte man nicht so ohne weiteres austauschen können. Ich war - und das hat sich später ja auch gezeigt - die Klammer in der Band, die die zwei Hälften aus denen, die neu waren, und denen, die von Panta Rhei kamen, wo es auch immer wieder noch kleine Nicklichkeiten gab, zusammengehalten hat. Ich konnte mit beiden Seiten gut, und nachdem ich weg war wurde es - wie sich dann gezeigt hat - schwierig. Ich bin von mir aus gegangen und habe mir vorbehalten, meinen Nachfolger selbst auszusuchen. Das war dann Bernd Römer. Den habe ich damals zu mir nach Hause in die Buchholzerstraße bestellt und habe ihm das eröffnet. Der ist aus allen Wolken gefallen. Bernd ist aber heute noch immer fair. Wenn wir uns treffen, sagt er: "Mensch, Dir hab ich das alles zu verdanken." Andere wissen nichts mehr oder wollen das heute nicht mehr so gut wissen wie er.

 

Sind Du und Conny Burkert gleichzeitig ausgestiegen?
Sagen wir mal so: Ich bin ausgestiegen, und bei Conny war's dann so, dass es mit ihm immer eine schwierige Sache war. Das war ein netter Kerl, auch gar kein schlechter Schlagzeuger, aber er war nicht unbedingt ein Rock-Schlagzeuger, er kam eher vom Jazz. Er hat immer so ein bisschen fummelig gespielt, und das passte nicht so ganz zu dem was KARAT machen wollte. Deshalb haben die anderen sich dazu entschlossen, im Rahmen meines Weggangs auch den Schlagzeuger mit auszutauschen. Darum haben sie den Gitarristen und den Schlagzeuger von der Horst Krüger Band gleichzeitig verpflichtet.

 

heu3 20121223 1199611353Du bist 1976 bei Karat ausgestiegen und 1977 in die BRD übergesiedelt. Nun hast Du sicher kein ganzes Jahr zu Hause gesessen, Däumchen gedreht und gewartet, wann Du ausreisen darfst. Was hast Du in der Zwischenzeit gemacht?
Da muss ich sagen, dass sich gerade Frank Schöbel sehr großzügig und souverän verhalten hat. Obwohl ich eigentlich ein unausgesprochenes Berufsverbot hatte, hat er mich immer noch für sich Arrangements machen lassen und ich habe für ihn und Aurora Lakasa auch immer noch Titel geschrieben. Als Bernd Römer mal krank wurde, bin ich für eine kurze Tournee auch kurzfristig nochmal bei KARAT eingestiegen. Aber ansonsten habe ich da soviel nicht mehr gemacht, denn ich war ja auch noch eine ganze Weile weg vom Fenster...

 

Du meinst, Du bist inhaftiert gewesen?
So ist es, ja! Nachdem das nicht so richtig voran ging mit meinem Ausreiseantrag, habe ich dann eben so ein paar Plakate bei mir an die Wohnungstür geklebt auf denen stand, dass ich gegen meinen Willen Bürger der DDR bin (lacht). Nach dem dritten Plakat, die ersten zwei haben sie ohne ein Wort zu verlieren entfernt, haben sie mich mit dem Dritten dann auch "entfernt". Das ist das, was ich vorhin meinte mit "Mein Dorf", mit der Popularität und mit dem Schutz. Bei anderen hätte es vielleicht zwei Jahre gedauert, oder länger, bis sie hätten ausreisen dürfen. Ich hatte das "Glück" trotz des Unglücks, dass ich nach 7 Monaten Untersuchungshaft zu 7 Monaten Haft verurteilt wurde, und danach war ich auch schon im Westen.

 

Bist Du - wie man das früher immer so schön formuliert hat - freigekauft worden?
Ja, ich bin freigekauft worden. An mir haben die noch Geld verdient

 

Betraf dieser Ausreiseantrag eigentlich nur Dich selbst, oder hast Du zu dem Zeitpunkt schon Familie gehabt?
Es ging dabei zum großen Teil um meine Familie. Ich selber hätte ja auch allein im Westen bleiben können. Aber ich hatte eine Frau und ein Kind, und wie lange in dem Fall eine Familienzusammenführung gedauert hätte war nicht abzusehen.

 

Und die sind mit Dir zusammen raus?
Nicht mit mir, denn das ging ja so nicht, sondern die sind ein halbes Jahr später gekommen.

 

Und wie ging es dann im Westen für Dich weiter?
Man kam an und musste sich erstmal orientieren. Das war im Westen natürlich alles anders als man dachte. Da war es schon schwieriger als im Osten, muss man sagen, weil man auch die Bedingungen nicht kannte, auch bestimmte Verhaltensweisen, Regeln und Rituale. Das musste man alles erstmal lernen. Vor allem musste man lernen - was man als gelernter DDR-Bürger gar nicht gewohnt war - dass man sich wirklich unglaublich viel um sein Image kümmern musste. Man musste sich immer in den Vordergrund schieben, mit allem was man gemacht hat in die erste Reihe drängeln. Wie man so schön sagt, man musste auf die Kacke hau'n. Das fiel mir sehr schwer, das konnte ich einfach nicht. Ich habe das soweit getrieben, dass ich bis Ende der 90er Jahre keinem Menschen was von der KARAT-Vergangenheit erzählt habe. Das ist in Hamburg erst raus gekommen, als ein paar Musiker bei mir zu Besuch waren und die Bilder von Karat gesehen haben. Ich habe da nie etwas drüber erzählt.

 

Naja, aber das wäre doch legitim gewesen. Du hast die Gruppe KARAT, die dann Anfang der 80er den Hit mit den Brücken hatte und mit dem "Blauen Planeten" weiter abgeräumt hat, mitgegründet...
Ja, klar. Das sehe ich heute auch so, aber ich musste das erstmal lernen. Ich wollte das aber auch so schaffen, ohne dass ich das erwähnen muss. Ich wollte mich nicht mit den Erfolgen der anderen brüsten. Das lag mir nicht und liegt mir auch heute noch nicht. Wobei man auch sagen muss, dass das gar nicht so gewesen wäre, denn der erste Nummer 1 Hit in der DDR war "Such' ein Zimmer" und der war von mir (lacht).

 

Bist Du im Westen dann an den Start gegangen um als Musiker zu arbeiten oder wolltest Du lieber im Hintergrund als Produzent oder Komponist bleiben?
Eigentlich wollte ich letzteres. Auf Tour wollte ich auf keinen Fall mehr gehen. Aber das kam zuerst auch ganz anders. Ich habe nach meiner Ausreise anfangs bei einer Familie gewohnt. Das waren die Eltern meines Schwagers. Der war bei einer Versicherung und kannte zufällig einen Tontechniker, der in Maschen im Studio gearbeitet hat. Auf diese Weise bin ich dann ins Studio Maschen gekommen, wo ich verschiedene Musiker kennengelernt habe, u.a. auch die Musiker einer Band die Düsenberg hieß...

 

Die erste Station von Joachim Witt...
Genau! Und in dieser Band habe ich eine ganze Zeit gespielt, u.a. auch mit Joachim Witt zusammen. Die spätere Sängerin "Frl. Menke", das war die Tochter von Joe Menke, dem das Studio gehörte, hat für mich Demos gesungen. Von daher kenne ich die ganze Szene dort gut, und auch Joachim Witt kenne ich sehr gut. Damals habe ich dort auch den Produzenten Harry Gutowski kennengelernt, der in den 90ern für SAT 1 die ganzen Musiken für die Sendung "ran" geschrieben hat. Mit ihm zusammen habe ich in den 90ern für den DFB die DFB-Hymne komponiert, die dann leider von den Clubs nicht so gern verwendet wurde, weil die lieber die vereinseigenen Hymnen vor dem Spiel gespielt haben. Die Clubs sind seit jeher mit dem DFB über Kreuz, es ist nicht so, dass die nochmal dicke Freunde werden. Daher war es logisch, dass die lieber ihre Hymnen spielen wollten. Wer in den 90ern im Fußballstadion war, könnte das sogar noch gehört haben. Das war ein Instrumental, das immer beim Einlaufen der Spieler gespielt wurde. Ich habe zuletzt zufällig jemanden aus Berlin getroffen, der erzählte mir, dass die das Lied beim Einlaufen der Spieler im Olympia Stadion, wenn Hertha BSC ein Heimspiel hatte, gespielt haben.



Wie seid Ihr denn damals an den DFB gekommen? Die klingeln ja auch nicht aus heiterem Himmel bei einem an und sagen: "Komponier uns mal eine Hymne"...
Die Verbindung kam über Reinhold Beckmann, der in den 90ern die ganzen "ran"-Sendungen gemacht hat. Damals lief ja vieles über "ran". Beckmann hatte auch eine Sport-Talkshow in den 90ern, damals gab es von "ran" verschiedene Formate, u.a. auch diese Talkshow. Für die habe ich gemeinsam mit Gutowski den Großteil der Musik gemacht. Das war jetzt alles ein bisschen voraus gegriffen, das ergab sich eben aus der Geschichte, wie alles anfing.

 

Ok, gehen wir nochmal zurück zu Düsenberg. Das ging doch meines Wissens auch nur bis zum Ende der 70er oder? Irgendwann hat sich Joachim Witt auch selbstständig gemacht und die Band verlassen...
Ja, stimmt. Joachim ist Ende der 70er ausgestiegen und hatte später seinen "Goldenen Reiter", und die Band gab's dann noch eine kurze Zeit. Da kam dann noch ein amerikanischer Sänger, aber das war am Ende halt nicht mehr Düsenberg. Das ging letztlich dann auch den Bach runter. Zu der damaligen Zeit habe ich sehr viel als Studiomusiker für andere Künstler gespielt. Das ging damals noch sehr gut, denn früher hat man noch viel mit Gitarren gearbeitet, so dass man bei manchen Aufnahmen 12 Gitarren eingespielt hat. Das ließ dann aber mit dem Aufkommen der Synthesizer rapide nach. Dann wurden vielleicht nur noch ein, zwei Gitarren gebraucht, und da gab's dann Studiomusiker, die spezialisierter waren als ich.

 

Für wen hast Du denn beispielsweise in den 80ern gearbeitet?
In den 80ern habe ich sehr viel für die Goombay Dance Band geschrieben, arrangiert und auch im Studio Gitarre gespielt. Ich habe damals leider nur einen Fehler gemacht: Ich kannte den Produzenten Jochen Petersen. Und er hat mir 1981 gesagt, ich solle mal was für die Band schreiben. Ich habe damals noch gesagt: "Ich habe leider keine Zeit, ich arbeite gerade an einem eigenen Projekt." Und kurz danach wurde dann das Goombay Dance Band-Album veröffentlicht, das so richtig toll gelaufen ist. Wegen dieses Projekts bin ich dann erst ein Jahr später zu der Band gekommen und hatte auf der nächsten LP tatsächlich vier meiner Titel drauf, aber leider war es dann mit der Goombay Dance Band fast schon wieder zu Ende.

 

Die hatten meines Wissens auch nur zwei Hits und das war's dann...
Ja, das lief dann nicht mehr. Für heutige Verhältnisse lief das aber super, da hätte das Album sicher Doppel-Platin bekommen (lacht). Die Verhältnisse haben sich so stark verändert. Damals konnte man sicher sein, dass man sich mit einem Nummer 1 Hit ein Haus kaufen konnte. Heute reicht's da bestenfalls noch für die Eingangstür. Heute reichen Dir 50.000 verkaufte Platten und Du bist Nr. 1 in Deutschland. Früher haben die Künstler 2 bis 3 Millionen Platten von einem Album verkauft. Das muss man sich mal vor Augen führen. Und das ist auch heute das Problem in dem Geschäft. Heute wird mehr Geld mit Airplay und Live-Auftritten verdient als mit Platten- bzw. CD-Verkäufen.

 

taco 20121223 1793880346Gab es noch weitere Künstler, für die Du gearbeitet hast?
Ich habe noch für Taco ein paar Sachen gemacht. Da war sogar eine Single dabei. Die lief auch im Fernsehen und Rundfunk rauf und runter, aber da hat er leider den Fehler gemacht, sich von seiner Plattenfirma zu trennen.

 

Welche Single war das denn?
Das Lied hieß "Under My Tight Skin". Das war sehr modern arrangiert und er rief mich an sagte: "Mensch, das ist ja klasse." Aber daraus wurde leider nichts. Das ist dumm gelaufen (lacht).

 

War das die RCA?
Ja, genau! Ich habe in Hamburg in der Osterstraße gewohnt, und die Straße weiter rauf am Marktplatz war damals die RCA. Das war immer noch ziemlich einfach, dahin zu gehen. Diese Möglichkeiten hat man heute ja nicht mehr. Um die Ecke war damals auch gleich die Teldec..

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Die gibt's auch nicht mehr...
Nein, das gibt's leider heute alles nicht mehr. Früher war's wirklich so, dass man einfach da anrufen konnte und einen Termin gemacht hat. Wenn man da hinging, saßen meist auch Musiker da und in der Regel waren die A&R-Manager alles ehemalige Musiker, die zumindest wussten, worum es in der Musik geht. Da konnte man mit der Gitarre hinkommen und ihnen was vorspielen. Die verstanden dann auch, was man von ihnen wollte. Der Niedergang der Musikindustrie begann meines Erachtens damit, dass ab Mitte der 80er auf diesen Positionen plötzlich so junge Schnösel saßen und Dir was über Musik erzählen wollten. Wenn Du bei denen aber mal nachgehakt hast, stellte sich heraus, dass der in der Firma eigentlich nur eine kaufmännische Ausbildung gemacht und nur ein paar Tipps an die Hand bekommen hatte, was gerade "trendy" ist. Und dann fing der an, Dir was über Musik zu erzählen. Solche Leute haben dann später ausgewählt, was auf Platte veröffentlicht wurde und was nicht. Kurz: Der Niedergang fing damit an, dass die Musiker aus den Firmen rausgedrängt wurden und durch Manager ersetzt wurden.



Hast Du denn in den 80ern noch Kontakt zu Deinen ehemaligen Kollegen gehabt, insbesondere zu Neumi, der ja auch in den Westen gegangen ist?
Wir hatten flüchtige Kontakte. Wir haben uns auch ab und zu getroffen, aber das war immer ein bisschen schwierig. Er wohnte in Berlin und ich in Hamburg, und da war damals ja noch die DDR dazwischen, so dass man da auch nicht so einfach hin konnte. Man konnte schon, aber ich hatte in Berlin auch nicht so viel zu tun. So hat sich das dann irgendwie verflüchtigt. Das letzte Mal habe ich ihn bei einer CITY-Produktion in Berlin gesehen. Das war 2001, und ist also auch schon wieder eine ganze Weile her. Das gleiche war mit Franz Bartzsch, den ich ja sehr gut kannte. Der wohnte damals bei mir in der Stolpischen Straße in Berlin, heute Paul-Robeson-Straße. Ich erinnere mich noch gut, das war Anfang der 70er, da kam er mich öfter besuchen und spielte mir am Klavier was vor. Er fragte mich dann immer: "Was meinst Du? Kann man das machen? Geht das überhaupt?", und ich hab' ihn dann immer bestärkt und gesagt: "Mach das, das ist super." (lacht) So war das damals.

 

Ich nehme mal an, dass Du das, was mit Karat passiert ist, z.B. der Erfolg im Westen, alles mitbekommen hast. Was ging da in Dir vor als Du mitbekommen hast, dass die alten Kollegen da plötzlich - man kann ja fast sagen - international erfolgreich waren?
Es hat mich für sie gefreut. Ich habe nicht gedacht: "Ach, wärst Du doch da geblieben", oder so. Ich bin ja schon lange bevor Karat im Westen spielen durfte mit Frank Schöbel international herumgereist. Auch in den Westen. Ich hatte all das, was sie gerade erlebten, schon selbst vorher erlebt. Das war's wirklich nicht, zumal ich ja aus politischen Gründen die DDR verlassen habe. Ich muss dazu sagen, dass ich garantiert nicht mehr bei Karat gewesen wäre, selbst wenn ich in der DDR geblieben wäre, denn ich wäre zu dem Zeitpunkt schon lange, lange, lange nicht mehr auf Tournee gegangen. Ich hätte mich da schon längst ausgeklinkt und versucht, mehr als Produzent tätig zu sein. Man muss ja auch ganz deutlich sehen, dass das tolle Musikerleben, wie man sich das immer so vorstellt, so in der Form gar nicht stattfindet. Wenn Du da im Scheinwerferlicht auf der Bühne stehst, spielst Du Dein Programm. Dann gehen die Lichter aus, die Leute sind alle weg und Du hängst dann da in der Garderobe oder in irgendeinem miesen Hotel.



Wann hattest Du überhaupt Deinen letzten Auftritt als Musiker?
Also den letzten Live-Auftritt hatte ich Anfang der 80er mit Düsenberg. Seitdem bin ich nicht mehr live aufgetreten, jedenfalls nicht im kommerziellen Sinne. Zumal es damals so war - und heute immer noch so ist - dass wenn Du nicht sehr bekannt warst, Du fast immer noch Geld mitbringen musstest, wenn Du auftreten wolltest. Die Clubs haben ja wenig bezahlt, was heute auch immer noch so ist. Es gibt nur Extreme: Entweder Du verdienst tierisch gut, oder Du kriegst gar nix. Ich habe in den 80ern dann lieber komponiert und produziert, aber z.B. auch die Notenausgaben von Joachim Witts Hits geschrieben. Das war für den Chappell Musikverlag und wurde auch gut bezahlt. Dafür habe ich sogar das Vorwort verfasst.

 

Dann kam die Wende. Wie hast Du sie denn erlebt?
Sie kam überraschend, muss ich sagen. Wie für alle anderen auch. Dabei habe ich das Glück gehabt, auf beiden Seiten die Entwicklung mit zu bekommen, denn ich durfte inzwischen aus einem bestimmten Grund auch wieder in die DDR einreisen. Ich bin ja bei meinen Großeltern auf der Insel Riems aufgewachsen, und meine Großmutter hatte 1984 leider einen Oberschenkelhalsbruch. Für solche Fälle gab es Sonderregelungen, wonach man auch als Ex-DDR Bürger wieder in die DDR einreisen durfte, um die Angehörigen zu pflegen und zu versorgen. Aufgrund dieser Regelung konnte ich seitdem regelmäßig wieder in die DDR einreisen. Ich bin dann auch tatsächlich oft wieder dahin gefahren, um meine Großmutter zu versorgen. Sie hat dort in einer Gegend gewohnt, wo das mit der selbstständigen Versorgung nicht so einfach war. Also bin ich immer mit einem voll gepackten Wagen ein paar Mal im Jahr rüber gefahren und habe deshalb auch die ganze Entwicklung sehr nah mitbekommen. Jedenfalls habe ich diese Einreisemöglichkeiten u.a dazu genutzt, meinen Kindern auch das andere Deutschland mal zu zeigen und kennen lernen zu lassen. Deshalb haben wir eine aus dem Westen gebuchte DDR-Rundreise gemacht. Diese Reise ging u.a. nach Dresden und zur Wartburg, also ins Zentrum der deutschen Kultur, und das sollten die mal kennen lernen. Wir haben 1988 diese Rundreise gemacht, und da war von einem Umbruch noch nichts zu merken. Auch nicht in dem Ort auf der Insel Riems, wo ich eigentlich herkomme. Dort ist z.B. auch das Friedrich-Loeffler-Institut, wo heute BSE und andere Tierseuchen erforscht werden. Dieses Institut gibt es schon seit 1915 und davon war zuletzt auch immer mal wieder im Zusammenhang mit der Vogelgrippe die Rede. Wie gesagt, dort war damals von einer Wende auch noch nichts zu merken. Es wurde zwar gemurrt, und manchmal hat man sich schon gewundert, dass die Leute so laut murrten, aber mehr auch nicht. Dadurch, dass ich ein paar mal im Jahr wieder in meiner alten Heimat war, habe ich die ganze Entwicklung auch mitbekommen. Ich war so gesehen "nur" sieben Jahre nicht in der DDR. Zurück zur Frage, wie ich die Wende mitbekommen habe: Ich habe diese überraschende Nachricht genauso erfahren wie alle anderen und habe mich sehr darüber gefreut. Man hat damals aber noch nicht geahnt, dass es ein halbes Jahr später schon ein Land sein würde. Man hat sich damals gesagt: "Mensch, wenn das so ein Verhältnis der beiden Länder wird wie z.B. zwischen der BRD und Österreich, wäre das toll." Dass es dann so kam wie es gekommen ist, konnte man so nicht voraussehen. Ich finde das auch völlig in Ordnung und kann nicht verstehen, dass es Leute gibt, die sich etwas anderes wünschen. Aber um es klar zu sagen: Meine Entscheidung bezüglich meiner Ausreise würde ich unter den gleichen Umständen immer wieder so treffen!



Mir ging das übrigens genauso. Ich war zuletzt im Sommer 1989 in der DDR und da hat man von dem, was im Herbst kommen sollte, noch nicht einmal im Ansatz etwas geahnt. Ich glaube, Mecklenburg-Vorpommern war weit weg vom Schuss. Man hat das wohl nur in den großen Städten mitbekommen...
Ja, aber selbst da gab's im Sommer ´89 noch keine größeren Anzeichen dafür. Das alles, z.B. mit den Montagsdemos, ist ja alles erst Ende des Jahres, genauer nach dem 7. Oktober, richtig losgegangen.

 

heu5 20121223 1863303950Bist Du nach der Wende oder bei Deinen Reisen in die DDR vorher eigentlich Deinen alten Kollegen mal wieder über den Weg gelaufen?
Karat habe ich vor der Wende auch ab und zu mal in Hamburg getroffen. Anfangs haben sie mich ab und zu auch noch in der Osterstraße besucht. Herbert Dreilich, mit dem ich eigentlich immer sehr gut konnte, war ein paar mal bei mir zu Besuch, und ich habe ihn 1990 auch bei sich zu Hause in Berlin besucht. Ich hatte mit ihm nie irgendwelche persönlichen Probleme. Als ich noch bei Karat war, waren Herbert und ich richtige Kumpel. Da war auch immer wieder mal die Frage, ob ich für Karat nicht wieder was schreiben könnte. Herbert wollte, dass ich da wieder ein bisschen mitmache und mich ähnlich wie später bei CITY musikalisch einbringe. Aber das hat sich dann leider zerschlagen. Die genauen Gründe habe ich leider nie wirklich erfahren - Herbert druckste da immer ein wenig herum...

 

Da gab es 2000 das Jubiläumskonzert in Berlin. Auf der Bühne haben ein paar Ehemalige gespielt, Du u.a. aber nicht...
Ja, das unterscheidet Karat von CITY. Bei denen hätte es so was nicht gegeben. Auch hier lag das wieder mit an der Managerin. Das lag aber auch daran, dass die Bandgeschichte seit DDR-Zeiten schon immer falsch dargestellt wird und sich das über all die Jahre bis ins Heute durch zieht. Wenn Du mal Beiträge über KARAT aus der DDR darüber liest, wie die Band gegründet wurde, da findest Du teilweise sogar den Namen Veronika Fischer, meinen aber nicht. Auch liest man öfter, wie im "Rock-Lexikon", Karat sei die Nachfolgegruppe von Panta Rhei. Das ist natürlch "Quatsch mit Soße", da könnte man auch schreiben "Karat ist die Nachfolgegruppe der Frank Schöbel Band". Mit Panta Rhei hat KARAT überhaupt nichts zu tun gehabt, auch wenn drei Leute der Gruppe dann bei KARAT gespielt haben. Das hatte was mit Henning und mir zu tun. Und ohne dass ich Henning damals in der Bar getroffen habe, hätte es die Band nie gegeben. KARAT hat im Laufe der Zeit die offizielle Darstellung der DDR übernommen, und da komme ich eben nur als der Gitarrist vor, der "ausgetauscht worden ist". Wenn ich heute Römer und Schwandt treffe, dann begrüßen wir uns sehr herzlich. Die wissen auch noch, wie das damals wirklich war. Aber den neuen Mitgliedern habe ich bis heute noch kaum einmal "Guten Tag" gesagt. Der Managerin schon gar nicht. Der Dame ist sicher nicht im Geringsten bewusst, dass ich jemand bin, der wesentlich dazu beigetragen hat, dass sie schon so lange einen so schönen Arbeitsplatz hat. Dabei habe ich weder etwas gegen sie oder die neueren Bandmitglieder. Ich habe selbst zu den Puhdys, mit denen ich früher gar nicht so viel zu tun hatte, ein engeres Verhältnis. Neulich war ich sogar mal bei Quaster zu Hause und hab mir angehört, was er so macht. Das ist ein viel lockereres Verhältnis...

 

Mit City gab's dann im neuen Jahrtausend auch eine enge Zusammenarbeit mit Dir...
Das hat auch mit dem Jubiläumskonzert in Berlin 2000 zu tun. Da können wir gleich anknüpfen. Zu "25 Jahre Karat" war auch CITY zu Gast. Wir standen gemeinsam in dem sog. VIP-Bereich und begrüßten uns. Irgendwann fragte mich Toni: "Sag mal, willst Du nicht für uns was schreiben? Wir globen, Du kannst dit." Wir haben uns noch ein bisschen unterhalten und sind so verblieben, dass die irgendwann mal zu mir nach Hamburg kommen und wir dann da in Ruhe drüber reden würden. Das haben sie dann Ende 2000 auch gemacht. Dabei haben wir einerseits vereinbart, dass ich für sie was schreibe und ich andererseits ihre CD arrangement-mäßig vorbereite. Das hat dann auch genauso stattgefunden. Ich habe den gesamten Sommer gearbeitet und ihre CD vorbereitet. Dabei habe ich auch Titel von mir angeboten, einer davon war "Flieg ich durch die Welt".

 

Der Song wurde dann auch als Single ausgekoppelt...
Ich hatte den Song aber nicht als Single angeboten. Als ich der Band das Demo geschickt hatte, rief mich Fritz an und sagte: "Dit jibt et ja nich. Uns sind fast wieder Haare gewachsen." (lacht) "Diese Ecke haben wir gar nicht mehr auf dem Zettel gehabt, das sind ja wir", meinte er noch. Mit dem Titel hatten sie dann über 70 Fernsehauftritte, nachdem vorher ja gar nichts mehr lief. Das muss man sich mal vorstellen: 70 Fernsehauftritte nur mit einem Lied. Dadurch ist CITY auch wieder richtig ins Geschäft gekommen. Im Gegensatz zu anderen Leuten halten sie damit nicht hinter dem Berge. Dabei muss man wissen, dass wir uns während der Produktion auch manchmal richtig heftig gekracht haben. Ich war manchmal bedingt durch meine persönliche Erfahrung etwas anderer Meinung, aber das gehört auch dazu. Ich habe von Fritz dann eine persönliche Widmung bekommen (Uli liest die Widmung vor): "Ohne Deine rat- und tatkräftige Unterstützung wäre CITY nicht da, wo wir jetzt sind. Danke!". Fitz hat mir das also sogar schriftlich gegeben (lacht). Das ist aber CITY, und das zeugt auch von einer ganz anderen Mentalität. Wie gesagt, wir haben uns auch prima gestritten. Das geht mit denen auch. Das ist aber völlig in Ordnung, denn irgendwann kriegt man sich auch wieder ein. Und das Ergebnis spricht ja auch für sich.

 

Und wie lange ging das mit CITY?
Das geht eigentlich immer noch. Zwischendurch haben sie ein paar Sachen auch ohne mich gemacht, aber für nächstes Jahr ist eine neue CD geplant und ich habe auch schon Lieder angeboten. Ich kann jetzt aber noch nicht sagen, was daraus wird.



Und was machst Du sonst noch so?
Ich habe nebenbei auch noch andere Sachen gemacht. In den 90ern habe ich z.B. für die Software-Firma Tivola Musik für interaktive Kinderspiele gemacht. Diese Spiele wurden in der ganzen Welt verkauft. Außerdem habe ich auch Filmmusik gemacht und verschiedene andere Projekte. Den richtigen Superhit hatte ich bis heute leider nicht (lacht). Aber ich arbeite seit vielen Jahren auch eher an Sachen, wo man mehr im Hintergrund ist. Gerade bei "Gebrauchsmusik" ist das ja so. Man kann froh sein, wenn man an solche Aufträge überhaupt rankommt.

 

Das letzte, wodurch wir ja dann auch in Kontakt gekommen sind, war die Maxi CD von Henning Protzmann, die ihr beiden mal eben im Alleingang gewuppt habt.
Ja, das ist so. Die haben wir hier bei mir im Studio aufgenommen. Das ist ja auch das Gute, dass man so was heutzutage machen kann. Ansonsten hatte ich seit 2005 meine "italienische Zeit". Da habe ich zufällig ein paar Italiener kennengelernt, und wir haben italienische Musik auf Spanisch produziert (lacht). Das war für den italienischen Markt und fand Verwendung auf "Ballermann"-CDs und so was. Das war auch interessant, so was mal zu machen. Es war Musik mit Latino-Feeling und zum Teil läuft das immer noch. Manchmal denke ich noch darüber nach, und hatte das auch immer wieder mal vor, etwas Neues zu machen. Aber wenn man sieht, wie schwierig das heute alles ist und wie gering die Aussichten auf Erfolg sind… Was willst Du auch gegen die Casting-Shows und Stars machen, die von vornherein schon eine Promotion haben, die Du nie selbst nie bezahlen und nie erreichen kannst?! Die Charts haben auch nur 100 Plätze und da kann man die unteren 90 kommerziell schon fast vergessen.

 

Naja RTL und andere Sender promoten natürlich nur ihr eigenes Zeug und für andere Künstler gibt's keine Plattform mehr.
Ich bin daher auch ganz froh, dass ich als Musiker nicht nochmal von vorne anfangen muss. Die Situation heute ist ungleich schwieriger als sie früher war. Es war schon immer schwierig, das ist klar, aber es war wesentlich offener und fairer. Du kriegst heute ja erst gar keine Chance mehr. Als junger Künstler weißt Du doch auch gar nicht mehr, wo Du mit Deiner Musik hingehen sollst. Die Plattenfirmen, wie man sie früher kannte, gibt's heute gar nicht mehr. Ich habe in den 80ern z.B. mit einem Engländer eine Platte gemacht, der hieß David James. Damals habe ich für die Produktion der Single noch 15.000 DM bekommen. Heute musst Du eine CD komplett fertig abliefern und die Firmen wollen dafür gar nichts mehr bezahlen. Du kannst froh sein, wenn sie die Scheibe überhaupt vertreiben. Es sei denn, Du hast einen ganz großen Namen, dann sieht die Welt anders aus. Als Newcomer bekommst Du heute kein Geld mehr in die Hand.



Darum kann auch kein großer Name wie Genesis, Led Zeppelin, oder U2 nachwachsen.
Nein, das wird sehr schwierig. Es erscheinen auch immer neue Bands, die dann irgendwann wieder weg sind. Im Allgemeinen finde ich aber, dass speziell die Popmusik im Gegensatz zu den 90ern wieder vielfältiger geworden ist. Es gibt inzwischen Bands in dem Genre, die wieder mit Gitarren spielen, und es gibt auch wieder richtig gute Melodien. Man kann also nicht sagen, dass die Musik schlechter wäre. Ich finde, sie ist in den letzten Jahren wieder wesentlich besser und vielfältiger geworden. Im Augenblick dominiert auch nichts, wie z.B. in den 90ern. Dieses Techno-Zeug Anfang der 90er Jahre war ja teilweise eine Katastrophe. Der Markt war völlig einseitig ausgerichtet, es existierte daneben nichts anderes in der Popmusik. Mein Sohn war damals 15. Er gab sein Taschengeld mal wieder für so ein Ding aus,heu6 20121223 1271922137 wo eine Minute erstmal nur die Bassdrum und der Bass kamen. Da hab ich zu ihm gesagt: "Pass auf, komm mal her." Ich hab ihn zu mir an den Computer geholt und ihm innerhalb von 20 Minuten so'n Ding mit Bassdrum, Bass und Teppich zurecht gebastelt und ihn gefragt: "Na, wie klingt das jetzt im Vergleich zu dem, was Du Dir da gekauft hast?" Der hat sich danach nie wieder so einen Schrott gekauft (lacht).

 

Damit sind wir am Ende unseres Gesprächs angekommen. Möchtest Du den Lesern abschließend noch etwas sagen?
Man kann die Leserschaft nur auffordern daran zu denken, dass die Musik, die sie so gerne hören, auch produziert werden muss, und dass die Leute, die sie produzieren, davon irgendwie leben müssen. Also bitte kauft Euch CDs und ladet sie nicht nur runter oder brennt sie. Und erzählt das bitte auch Euren Freunden und Bekannten. Zum Abschluss vielleicht noch eine kleine Episode aus meiner Zeit im Studio Maschen, etwa um 1980. Eines Abends machte ich Demoaufnahmen im kleinen Studio, das sich im Keller der Villa des Studiobesitzers Jo Menke befand, als selbiger auftauchte und mir mitteilte, ich müsse meine Arbeit für ein paar Stunden unterbrechen, da zahlende Kunden das Studio gemietet hätten. Ich war natürlich nicht begeistert, musste mich aber mit der Situation abfinden. Jo meinte, es sei wohl eine Rockband aus Australien, die Demos von ein paar neuen Songs machen wolle. Er nannte auch einen Namen, jedoch sagte der mir wenig. Die Tür ging auf und herein kam eine Gruppe von etwas abgerissen aussehenden, verhältnismäßig kleinen Männern. Unter dem Arm hatten sie ein paar Gitarren und etliche kleine VOX Transistor-Verstärker. Nach einem kurzen Begrüßungs-Talk begaben sie sich in den Aufnahmeraum, wo sie umgehend begannen verschiedene Riffs und Grooves auszuprobieren, zu denen der Sänger mit unglaublich hoher, markerschütternder Stimme Melodiephrasen ins Mikrofon schrie. Anfang glaubte man, absolute Amateure vor sich zu haben. Je länger die Session aber dauerte, umso mehr wurden klare Strukturen erkennbar und man spürte eine unglaubliche Power, so dass aus der anfänglichen Skepsis Begeisterung wurde. Ich weiß nicht mehr welche Songs aufgenommen wurden, bin mir aber sicher, dass einer davon später ein Welthit wurde, denn die Band war AC/DC...

 

Interview: Christian Reder
Bearbeitung: kf, cr
Fotos: Ulrich Pexa privat
 
 
 

   
   
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