Was macht eigentlich...
 

Brigitte Stefan



Eine der ganz großen Stimmen in der DDR-Rockszene war Brigitte Stefan. Die Sängerin, die mit der Band Meridian lange Jahre unterwegs war und die Musikfreunde überall im Land mit tollen Bühnenshows und ihren unverwechselbaren Songs begeistert hat, hätte im vergangenen Jahr eigentlich ein Jubiläum feiern müssen. Vielleicht ist das dem einen oder anderen Leser aufgefallen, aber vielen vielleicht auch nicht,001 1 20121218 1738689651 denn die Sängerin ist seit 20 Jahren nicht mehr aktiv – zumindest nicht „hauptberuflich“. Was wäre das denn für ein Jubiläum? Was ist überhaupt aus Brigitte Stefan geworden? Wo lebt sie heute und was macht sie? Wird man vielleicht mal wieder etwas von ihr hören? Diesen Fragen wollten wir nachgehen, denn das lange Schweigen musste einfach mal beendet werden. Christian traf sich mit der Sängerin und ihrem Mann zu einem Gespräch nicht nur über das Gestern, sondern auch über das Heute und Morgen...
 

 

Hallo Brigitte, wir sind über die Webseite Deiner Musikschule CHARTS auf Dich gestoßen. Seit wann betreiben Du und Dein Mann diese Schule?
Brigitte: Die betreiben wir seit 1993. Nach der Eröffnung unseres Ladens „Charts“ im Jahre 1990 haben wir 1993 zusätzlich noch die Musikschule gegründet.

Euer Webauftritt vermittelt dem interessierten Besucher gleich, dass Ihr die Sache recht locker angeht. Ihr vermittelt so schon den Spaß an der Sache Musik. Es ist natürlich klar, dass jeder sein Projekt besonders anpreist, aber was macht Euch anders und besonders?
Brigitte: Wir gehen davon aus, dass die Schüler ihr Handwerk lernen. Aber wir möchten auch, dass die Schüler mit ihren eigenen Songs oder Vorschlägen, was sie gerne spielen möchten, zu uns kommen können, und das auch individuell betrachtet wird. Bei einer Musikschule ist es sonst üblich, dass man zuerst nur Klassik spielt und den Schülern vorgegeben wird, was zu üben ist. Es wird z.B. kein Pop-Repertoire mit ins Lernprogramm aufgenommen. Bei uns ist das anders. Hier wird jeder individuell betreut und auf die Vorschläge jedes einzelnen Schülers wird eingegangen.

Worin bildet Ihr aus? Was kann man bei Euch lernen?
Brigitte: Wir unterrichten das Spielen an Keyboard, Klavier, Gitarre, Bass, Schlagzeug und Gesang...

paar 20121218 1418031437Aha, ich nehme an, den Gesang unterrichtest Du selbst?
Brigitte: Nein, Gesang unterrichtet unsere Tochter Annett. Mein Mann und ich machen die Organisation der Schule.

Kommen heute noch Schüler und sprechen Dich auf Deine Zeit als professionelle Sängerin an oder kennen Dich die Kids von heute gar nicht mehr?
Brigitte: Wir haben ja auch ältere Schüler, die so um die 30 oder 35 Jahre alt sind, die wissen das schon noch, und es kommt durchaus vor, dass mich mal jemand darauf anspricht. Von den jungen Kids kennt aber kaum jemand meine Vergangenheit.

Dein Mann, Heinz Putz, war früher auch professioneller Musiker oder?
Brigitte: Ja, Heinz hat mit mir und den anderen Musikern damals Meridian gegründet. Er hat zuerst Gitarre, und dann Keyboard gespielt. Später hat er das komplette Management und die Tontechnik im Saal gemacht.

Wenn wir schon von der Familie sprechen, dann sollten wir auch gleich mal über die Tochter plaudern. Die tritt in die Fußstapfen ihrer Mutter, richtig?
Brigitte: Ja, das stimmt. Und zwar hat Annett auch in Dresden Musik studiert. Das war zwischen 1988 und 1992, also zwei Jahre zu DDR-Zeiten und zwei Jahre im vereinten Deutschland. Sie war mit 21 Jahren mit ihrem Studium fertig und hat ihr Staatsexamen mit Lehrbefähigung gemacht. Danach hat sie in verschiedenen Tanzbands gespielt. „Voc A Bella“ ist ihr aktuelles Projekt, mit drei Mädels, die Acapella-Musik machen. Außerdem arbeitet sie mit einer Big Band und einer Jazz-Band zusammen. Sie hat auch einen eigenen Internetauftritt, da kann man sich über ihr aktuelles Projekt gut informieren: www.vocabella.de. Sie spielt zudem noch in kleineren Bands, ist auch solo aktiv, und hat mit „Philharmonic Rock“ (www.philharmonicrock.de), das jedes Jahr neu aufgelegt wird, ein weiteres sehr erfolgreiches Projekt. Sie hat also gut zu tun (lacht).

Ja, das merke ich schon. Was ist Voc A Bella genau?
Brigitte: Das ist ein professionelles Acapella-Trio mit studierten Musikern. Wer sich über das Projekt informieren möchte, kann dies auf der Bandeigenen Homepage tun (www.vocabella.de)

Gibt es schon eine CD?
Brigitte: Ja, die heißt „FRIENDS 4 MUSIC“ und die kann man über die Webseite auch kaufen.

Kommen wir mal wieder zu Dir und Meridian. Wann war mit Dir und der Band eigentlich Schluss? Es gibt Quellen, die reden von 1985, andere von 1990, wieder andere von noch einem späteren Zeitpunkt...
Brigitte: Wir haben am 17. November 1990 in Wolfratshausen unser letztes Konzert gegeben.

Und das war Euer letzte Konzert, sprich: das Abschiedskonzert?
Brigitte: Ja, das war unser letztes Konzert, über das aber niemand als solches gesprochen hat (lacht). Heinz und ich haben dann schon am 26. November 1990 unseren Laden eröffnet.

cd 20121218 1838307414Tat’s nicht weh, die Arbeit mit der Band nach so langer Zeit an den Nagel zu hängen?
Brigitte: Ja klar, logisch! Aber was soll’s? Die Eigentumsverhältnisse der Kulturhäuser, in denen man sonst gespielt hat, waren nicht geklärt. Es war nichts mehr organisiert, so hättest Du z.B. erstmal die Saalreinigung und auch alles andere selbst organisieren müssen. Ein Unternehmen mit neun Leuten kannst Du mit nur vier Veranstaltungen im Monat nicht am Leben halten.

1996 gab es nochmals eine CD unter dem Namen „Brigitte Stefan & Band“. Was hatte es damit auf sich?
Brigitte: Die haben wir im Prinzip selbst zusammengestellt und aufgelegt. Ich hatte die Rechte an den Songs, weil ich zum größten Teil der Textautor, und Frank Zückmantel, unser Keyboarder, der Komponist war. Die CD wurde dann über Buschfunk vertrieben. Wir hatten auch die ganzen Masterbänder vom Rundfunk hier, die ich erworben hatte.

Und wie entstand die Idee, diese CD zu veröffentlichen?
Brigitte: Ich wollte eigentlich nur, dass auch von mir ein Produkt in meinem eigenen Laden zum Verkauf steht. Bis dahin gab es die Musik von der Band und mir noch nicht auf CD im Handel.

Das waren alles ältere Stücke auf der CD?
Brigitte: Auf der CD ist eine Zusammenfassung unseres Repertoires drauf, das wir bis 1990 gemacht haben.

Ich kenne die CD leider gar nicht und hatte nur gelesen, dass es ´96 eine CD gab, die unter dem Namen „Brigitte Stefan & Band“ lief...
Brigitte: Es hieß ja schon zu DDR-Zeiten die letzten Jahre nur noch „Brigitte Stefan & Band“. Ich glaube ab 1985 nannten wir uns schon nur noch so.

Und wie ist die Scheibe gelaufen, sechs Jahre nach der Wende...?
Brigitte: Eigentlich sehr gut! Außerdem ist es natürlich sehr schön, wenn Du Deinem Freundes- und Fankreis mal so eine CD als Erinnerung schenken kannst.

Erst 2007 hat die eigentliche Plattenfirma AMIGA dann nachgezogen und hat in einer Jubiläumsbox zu „60 Jahre Amiga“ auch eine CD von Dir und Meridian veröffentlicht...
Brigitte: Ja, genau...
Inzwischen ist auch Brigittes Mann, Heinz, dazu gestoßen und klärt auf...
Heinz: Unser größter Feind war der Berliner Zentralismus zu DDR-Zeiten! Es war ja auch so, dass wir für den Sendebedarf des Rundfunks produziert haben, aber AMIGA hat uns immer gesagt, dass die Deutsche Demokratische Republik nicht so viel Erdöl hat, dass jede Band eine Platte machen kann (Vinyl wird aus Erdöl hergestellt, und das war Mangelware, Anm. d. Verf.). Darum haben wir nach der Wende selbst dafür gesorgt, dass die Musik, die wir für den Rundfunk produziert haben, auf CD gepresst wurde.
Brigitte: Eine LP ist später bei AMIGA erschienen. Auch eine Single, „Allein“ (1984), hat sie veröffentlicht, weil wir damit zum Schlagerwettbewerb in Dresden waren. Ansonsten gab es nur die Produzenten, die immer bei AMIGA tätig waren. Die haben dann immer ihr Buget für Platten bekommen, und wenn man mit denen nicht so viel zu tun hatte, stand man immer so ein bisschen außen vor.

Gehen wir mal ein bisschen weiter zurück in der Zeit: Ich habe gelesen, dass Du gelernte Friseurin bist. Wie kommt eine junge Frau, die Haare schneidet und Dauerwellen dreht, zur Musik, sprich: Wann gab es für Dich die ersten Berührungspunkte und wann folgte der Entschluss, es professionell zu machen?
Brigitte: Ich stamme aus einer sehr musikalischen Familie. Mein Vater hat Geige gespielt, meine Mutter war Amateur-Sängerin im Freizeitbereich. Ich selbst habe schon in der Schule im Chor gesungen. Später habe ich in einem Mädchen-Quartett gesungen. Meinen Mann habe ich drei Tage vor meinem 15. Geburtstag kennengelernt. Er war damals im Lehrlingswohnheim in Rabenstein, wo ich herstamme, und hatte dort eine Lehrlingsband. Bei der bin ich eingestiegen, und aus dieser Band ist dann 1969 die Gruppe Meridian geworden.

Schon 1969? In anderen Quellen ist immer von 1976 die Rede...
Brigitte: Nein, das ist falsch. Meridian wurde 1969 gegründet. (Damit hätte die Band letztes Jahr ihr 40. Jubiläum feiern können, Anm. d. Red.)
Heinz: Die Band hieß anfangs im Amateurstatus nur JTO Meridian. Der Name „Brigitte Stefan & Meridian“ kam erst 1976.
Brigitte: Genau, wir haben zuerst im Amateurbereich gearbeitet, ich habe später meinen Berufsausweis beim Komitee für Unterhaltungskunst in Karl-Marx-Stadt gemacht und bevor wir in den Profistatus wechselten, haben wir, also die ganze Band und ich, noch in Dresden Musik studiert.

Worin bestand denn die Arbeit in der Anfangszeit? Platten gab’s ja noch keine, ich vermute, Ihr werdet viel live gespielt haben.
Brigitte: Ja, genau. Wir haben sehr viele Live-Konzerte gespielt. Zu unseren besten Zeiten - damals aber schon als Profis - hatten wir sogar 26 Veranstaltungen im Monat.

Weißt Du noch, wo Dein erstes Konzert war?
Brigitte (aber auch Heinz): Au...

Lange her, ich weiß…
Brigitte: Ich glaube, die ersten Konzerte haben wir in Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) gespielt. Auch in der „Parkschänke“ in Limbach-Oberfrohna oder im „8. Mai“ in Karl-Marx-Stadt, das war so ein riesengroßes Kulturhaus in denen es Tanzveranstaltungen gab, sind wir in der ersten Zeit schon aufgetreten. Das waren eigentlich die ersten Veranstaltungen mit der Band. Wir haben z.B. auch an jedem Interpretenwettbewerb teilgenommen, und sind dort sieben Mal Preisträger gewesen. Das hat auch immer in Karl-Marx-Stadt stattgefunden. Aber was das erste Konzert war, kann ich nicht mehr genau sagen.

Heinz und Du haben das gerade ja schon angesprochen: So richtig los, mit eigener LP und Single, ging es dann aber erst in den 80ern, oder?
Brigitte: Ja, genau.

Ihr habt das Problem mit den Plattenveröffentlichungen in der DDR ja schon erwähnt. Wie ist denn Eure LP entstanden? Waren das neue Songs oder bereits für den Rundfunk produzierte Titel?
Brigitte: Nein, auf der LP sind nur Lieder veröffentlicht worden, die bereits fertig waren. Diese Rundfunkproduktionen haben wir ja auch vorher schon gemacht. Wir durften pro Jahr immer vier Lieder produzieren. Und als wir unser Repertoire zusammen hatten, sind wir zur AMIGA gegangen und haben gesagt: „Wir haben alle Titel für eine Platte zusammen.“ Irgendwann kamen sie nicht mehr drum herum und entschieden: „Dann machen wir halt eine LP.“
Heinz: Wir hatten allerdings überhaupt kein Mitspracherecht über den Inhalt, also was für Songs auf die Schallplatte kommen. Das haben die von der AMIGA selbst entschieden ohne uns zu fragen.

Nach Deinem ersten Konzert habe ich Dich ja schon gefragt. Brigitte, weißt Du denn noch, welchen Song Du als erstes im Studio aufgenommen hast?
Brigitte: Das war das Lied „Regenspass“. Auch das Lied „Ich bin so wie ich bin“ ist zur gleichen Zeit aufgenommen worden. Das war noch so ein bisschen an die Schlagermusik angelehnt, weil am Anfang verschiedene Leute wie z.B. Thomas Natschinski für mich geschrieben haben. Danach haben wir aber unsere Titel selber geschrieben, z.B. haben unser Keyboarder Frank Zückmantel und auch unser damaliger Gitarrist Christian Lohs eigene Titel komponiert.
Heinz: „Linie 6“ hat er z.B. geschrieben.
Brigitte: „Linie 6“ war dieser Straßenbahn-Song, der so ein bisschen in Richtung Neue Deutsche Welle ging. Wir hatten damals auch viele TV-Auftritte, z.B. in den Sendungen „rund“, „Stop: Rock!“… wir waren praktisch überall präsent.

Heinz: Zur Zeit der Neuen Deutschen Welle haben wir in Neubrandenburg bei einer tollen Live-Sendung mitgewirkt. Wenn wir uns die heute nach all den Jahren anschauen, stellen wir immer wieder fest, wie handwerklich hervorragend das gemacht war. Aber das war eben so, denn erstens hatten alle unsere Musiker studiert und zweitens waren es hervorragende Musikanten. Die Ausbildung an den Hochschulen der DDR war wirklich hervorragend, das ist überhaupt keine Frage.
Brigitte: Dazu fällt mir noch eine Geschichte ein. Wir haben u.a. mit „Die Ärzte“ beim Ost-West-Rocktreff in Wunsiedel (1988, Anm. d. Red.) gespielt. Als wir fertig aufgebaut hatten, haben wir noch einmal geprobt. Unser Pianist hatte die Partitur da liegen, da kamen die Ärzte zu uns und flachsten: „Ihr könnt wohl nach Noten spielen? Wir haben damit zu tun, dass wir unsere Instrumente halten können.“ (lacht).

Es gab in den Jahren viele Besetzungswechsel. Warum ist man seiner Linie nicht treu geblieben und wechselte so häufig die Musiker aus?
Brigitte: So viele Wechsel waren das doch gar nicht?! Die Position, auf der wir wirklich viele Veränderungen hatten, war die des Gitarristen. Das waren insgesamt drei...
Heinz: Die wurden uns von oben weggeworben.
Brigitte: Genau, z.B. Michael Lehrmann, der von uns aus zu Stern Meißen ging. Dann gab es auch umzugstechnische Probleme oder familiäre Gründe. Unser Bassist z.B. hatte ein behindertes Kind, und da ging es dann irgendwann nicht mehr, dass er weiter bei uns spielen konnte. Aber ansonsten waren wir über die Jahre doch recht konstant.
Heinz: Wir waren über viele Jahre eine der bestverkauftesten Live-Rock-Bands in der DDR.

Die Besetzungswechsel waren es nicht allein, es gab auch einen spürbaren Stilwechsel. Wie würdest Du die Musik beschreiben, die Ihr vor Eurem Durchbruch gemacht habt, und wie die, die Euch zu diesem doch beachtlichen Erfolg geführt hat?
Brigitte: Der beachtliche Erfolg kam mit Songs wie z.B. „Linie 6“, also als wir in Richtung Neue Deutsche Welle gegangen sind. Dazu hat zum Teil auch Kurt Demmler die Texte geschrieben. Vorher war die Musik aber eine ganz andere. Ich hatte es ja schon gesagt, dass Lieder wie z.B. „Ich bin so wie ich bin“ in die Schlagerecke gehörten. Ich wollte aber keinen Schlager machen. Ich hatte immer das Gefühl, wenn andere Leute für mich geschrieben haben oder schreiben wollten, dass es immer in die Schlagerrichtung ging. Sowas konnte man ja wesentlich leichter verkaufen, wenn das nur von einer Person interpretiert würde. Eigentlich hatte man damals versucht, mich aus der Band herauszulösen und mich dazu zu bringen, dass ich als Solistin in Szene trete. Der größte Gag, der mir passiert ist, wo wir alle fassungslos waren, war zum Interpretenwettbewerb in Karl-Marx-Stadt. Da kam unser Direktor vor unserem Auftritt zu mir und sagte: „Ich habe schon einen Reisepass für Dich. Du gehst mit Hans-Jürgen Beyer auf Japan-Tournee.“ Da habe ich gesagt: „Das werde ich natürlich nicht tun.“ Ich hatte schließlich meine Band hier, was sollte die machen, wenn ich alleine auf Tour gehen würde? Das war denen da oben aber völlig egal. Nach den Auftritten gab’s die Auswertung der Preisträger und beim Verlassen des Saals klopft mir von hinten jemand auf die Schulter. Das war O.F. Weidling und er sagte zu mir: „Von dieser Entscheidung wirst Du Dich nicht mehr erholen.“ Ich antwortete darauf nur: „Ich werde mich zu wehren wissen, wenn ich mich von dieser Entscheidung nicht mehr erholen sollte.“ Jedenfalls war’s dann so, dass die Japan-Tournee von Hans Jürgen Beyer und den drei Background-Mädels tatsächlich ohne mich stattgefunden hat, und dass aus diesem Projekt auch später nichts geworden ist. Ich hätte hinterher völlig ohne Band dagestanden.
Heinz: Das war in der DDR auch so aufgezogen, dass die ganzen Rockbands letztlich kleine Unternehmen waren. Das gesamte Handwerkszeug und andere wichtige Dinge wie Transportmittel, sprich LKWs und andere Fahrzeuge, Licht- und Tontechnik waren Eigentum der jeweiligen Bands. Sowas aufzubauen hat jede Band viel Zeit und Mühe gekostet, da trennt man sich nicht einfach von seinen Kollegen und stellt sich hin und wird – ich sage das jetzt mal so – Mitsängerin eines Schlagerfuzzies. Heute ist das alles anders, da wird viel angemietet, aber früher hat man so was nicht einfach aufgegeben.

Gibt es heute zu den ehemaligen Musiker-Kollegen eigentlich noch Kontakte?
Brigitte: Ja, wir haben nach wie vor Kontakt zu ihnen. Frank Zückmantel arbeitet im IT-Service eines Automobilzulieferers und spielt bei der Gruppe Gipsy. Arndt Schmidt ist nach Mainz gezogen, da hat sich der Kontakt verlaufen. Der Bassist Torsten Großmann ist heute Vertreter für Musik-Zubehör und spielt bei der Gruppe Kaktus mit Gudrun Lange. Zum Gitarristen Stefan Schulze ist kein Kontakt mehr da, denn er ist verschollen. Vielleicht finden wir ihn über dieses Portal und durch dieses Interview ja wieder.

Wie groß schätzt Du die Wahrscheinlichkeit ein, dass es nochmal zu einem Comeback von Brigitte Stefan & Meridian kommen kann?
Brigitte: (lacht laut) Oh, das kann man schlecht sagen… Ich habe 2000 zum Stadtfest in Chemnitz nochmal richtig groß ein Konzert mit einem zweistündigen Programm gegeben. Das habe ich zusammen mit unserem Pianisten und der Band Block aus Limbach-Oberfrohna gespielt. Das Ganze haben wir 2005 auch nochmal gemacht. Beim ersten Mal im Jahre 2000 hatte sich eine kleine Tournee angeschlossen, wo wir hier im Umkreis bis nach Dresden nochmal gespielt haben. Man muss aber sagen, dass der Aufwand einfach zu groß ist. Die Musiker wechseln häufig, dann muss man sich immer wieder zum Proben treffen, es muss auf der Bühne ja auch alles stimmen. Ein zweistündiges Programm auf die Bühne zu bringen, dauert so seine Zeit...

Also wird daraus eher nichts.
Brigitte: Nein! Ich bin auch nicht der Typ, der sich dann dahin stellt und das ganze über Halbplaybacks abfackelt. Das will ich nicht.
Heinz: Und Brigitte ist auch keine 38 mehr (lacht).
Brigitte: (lacht)

Das muss ja nichts heißen. Da gibt es andere Damen in Brigittes Alter, die heute sogar noch CDs veröffentlichen, und keine schlechten...
Brigitte: Wir überlassen es jetzt unserer Tochter, Musik zu machen.

Damit sind wir schon am Schluss unseres Interviews angelangt. Möchtest Du unseren Lesern noch etwas mit auf den Weg geben?
Brigitte: Ich freue mich über jeden, der sich noch an mich erinnert und mir vielleicht mal eine eMail schreibt. Ich find’s toll, dass man, auch wenn man wo viele Jahre da draußen rumgefahren ist, 25 Jahre lang Musik gemacht hat und sich dann zurückzieht, sagen kann, es war eine gute Zeit. Man darf dieser Zeit aber auch nicht zu sehr hinterher hängen und dann auf Krampf versuchen, etwas Neues zu machen.

Dann bedanke ich mich für das sehr schöne Gespräch.
Brigitte und Heinz: Gerne, wir danken auch…
 
 

Interview: Christian Reder
Bearbeitung: cr
Fotos: Brigitte Stefan privat, Dietmar Meixner


 
 
 
 

   
   
© Deutsche Mugge (2007 - 2023)

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.