Arnold Fritzsch 

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Die deutsche Musikszene hat - wie wohl jede andere auch - ihre großen Helden, die man regelmäßig im TV oder Radio antreffen kann, aber sie hat auch die stillen Helden, die früher eine Szene aktiv bereichert haben und/oder im Hintergrund wichtige Grundlagen legen, wie z.B. Produzenten, Texter oder Komponisten. Arnold Fritzsch ist einer aus der letztgenannten Kategorie. Seine große Zeit auf der Bühne liegt inzwischen fast 30 Jahre zurück. Er gründete zusammen mit seiner damaligen Frau und anderen Musikern die Gruppe "Kreis" und war damit jahrelang im In- und Ausland erfolgreich (Ost wie West). Starrsinnige Köpfe in den oberen Etagen verbarrikadierten der Band den weiteren Weg zum Erfolg, doch die Gruppe fand andere Mittel und Wege, den Fans ihren Output zugänglich zu machen. Auch nach "Kreis" war Arnold Fritzsch - wenn auch nicht immer auf, so aber doch überwiegend hinter der Bühne - maßgeblich an den Erfolgen der 80er Popmusik in der DDR beteiligt. Er schrieb die großen Hits für Arnulf Wenning und Ines Paulke, er brachte mit dem "Pop Projekt" neue Töne in die Musiklandschaft und versuchte sich gegen Ende der 80er mit seinem Soloalbum "Wärme" selbst nochmal als Sänger. Auch gesamtdeutsch arbeitet Fritzsch in Sachen Musik. Zu vielen TV-Filmen und -Serien steuerte er die Musik bei, komponierte eine eigene Revue und bastelt auch derzeit wieder an neuen Programmen, die bald das Licht der Welt erblicken werden. Arnold Fritzsch ist ein stiller Held der Musikwelt, der auch ohne großes Aufsehen zu erregen mit seiner Kunst Geld verdienen und viele Musikfreunde erfreuen kann. Wir trafen uns mit dem Sänger, Komponisten und Texter für ein Interview und zeigen Euch, was aus "Murmel" Fritzsch inzwischen geworden ist...
 

 

Mich hat Dein Spitzname neugierig gemacht. Bei meinen Recherchen war immer wieder von "Murmel" die Rede. Wieso nennen Dich die Leute so?
Oh, das ist ein ganz alter Spitzname. Anfang der 70er, als ich meine erste Frau kennen gelernt habe, lasen wir beide das Buch "Kleiner Mann, was nun?" von Hans Fallada. Darin gibt es ein Kind, das "Murkel" heißt und irgendwie ist in den Anfängen unserer Liebe aus "Murkel" dann "Murmel" geworden. Eva hat das immer zu mir gesagt, und in Interviews hat sie auf die Frage, warum sie mich so nennt, immer gesagt: "…weil er so runde Augen hat." Doch ich glaube, jeder Mensch hat so runde Augen (lacht). Die eigentliche Herkunft dieses Spitznamens kommt aber durch das Buch. Sie nennt mich heute übrigens immer noch so. Es gibt einige, die mich aus der damaligen Zeit kennen und mich heute noch so nennen. Ines Paulke z.B. hat immer mal wieder "Murmel" zu mir gesagt. In den letzten Jahren wurden das aber immer weniger Leute. Eva allerdings, die mit ihrem neuen Mann nun schon das dritte Silvester bei uns gefeiert hat, nennt mich immer noch so. Sie war ja auch diejenige, die mir den Namen gegeben hat.
 
 
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Damit hätten wir das schon mal geklärt... Kommen wir zu Dir und Deinen aktuellen Projekten. Du bist in Sachen Filmmusik jetzt schon einige Zeit für die beliebte ARD-Serie "Um Himmels Willen" aktiv. Wie bist Du an den Job gekommen?
Ich habe bereits in den 90ern mit dem Regisseur Ulrich König zusammen gearbeitet. Wir haben damals die Serie "Der Bergdoktor" gemacht. Er war sehr zufrieden mit meiner Arbeit. Danach haben wir für RTL noch eine Serie über eine Kinderärztin gemacht. Ulli hat immer an mir festgehalten. Die Serie "Um Himmels Willen" wurde ursprünglich von einem anderen Regisseur kreiert. Der hatte einen anderen Komponisten dabei (Birger Heymann, Anm. d. Verf.). Aber als Ulli König zu "Um Himmels Willen" kam, rief er mich gleich an und fragte: "Könntest Du das machen?". Das war 2005, und seitdem bin ich dabei. Ich habe jetzt über die Hälfte aller Folgen vollständig gemacht. Es ist zwar immer noch im Vorspann die Musik von Birger Heymann zu hören, aber ansonsten mache ich die Musik für die Serie seit 2005 komplett neu.

 

Wie sieht Deine Arbeit da aus, wie kann man sich das vorstellen? Bekommst Du die Serie vorab zu sehen und entscheidest dann, wo welche Musik zum Einsatz kommen könnte?
Ja, genauso ist es! Ich bekomme vorab eine DVD, da ist der O-Ton drauf. Das ist also noch nicht die abgemischte Version, sondern der sogenannte Rohschnitt und dazu mache ich meine Vorschläge. Teilweise liegen von der Cutterin, Vorschläge bzw. Layout-Musiken von anderen Komponisten oder aus meinem Fundus, also von Sachen, die ich schon gemacht habe, darauf. Dann entscheide ich, wo und an welcher Stelle was zum Einsatz kommt. Es ist bei einer Komödie so, dass relativ wenig Musik zum Einsatz kommt. Da ist ja keine Spannung wie in einem Thriller, wo viel Musik gebraucht wird. Das ist deshalb inzwischen ein relativ einfaches Arbeiten. Dann gibt es aber auch wieder richtige Herausforderungen. Für das Finale der laufenden Staffel brauchten sie einen Musical-Song. Das war natürlich mal eine Aufgabe, die richtig was Besonderes war. Der Titel geht über zwei Minuten, die beiden Hauptdarsteller singen in der Folge im Playback, im Studio habe ich zwei richtige Sänger gehabt, Ulrike Weidemüller und Hendrik Bruch. Da habe ich einen richtigen Song komponiert, der auch von meiner Texterin Monika Radl mit einem Text versehen wurde. Ansonsten besteht meine Arbeit bei "Um Himmels Willen" darin, dass man zwischen den Szenen Übergänge schafft, sicher auch mal eine Szene mit Musik vertiefen. Ich will jetzt nicht sagen, dass bei einer Komödie die Musik unwichtig ist, das wäre auch verkehrt, aber sie hat nicht die Funktion wie bei einem Thriller oder Krimi.

 

Ist das eine reine Schreibtisch und Studio-Arbeit nachdem die Dreharbeiten abgeschlossen sind oder bist Du auch mal am Drehort?
Nein, überhaupt nicht. Ich bekomme das als fertige DVD. Wenn ich meine Musik fertig habe, erstelle ich ebenfalls eine DVD und dann schauen sich das der Regisseur und die Redaktion in Leipzig an. Danach kommen evtl. auch nochmal Kritik oder Vorschläge, dieses oder jenes anders zu machen, dann erst schicke ich die endgültige Fassung ab, die anschließend gemischt wird. Das ist aber - glaube ich - überall so.

 

Wie ich gelesen habe, hast Du im vergangenen Jahr auch eine Kinderrevue geschrieben. Sie heißt "Die Schneekönigin". Was kannst Du uns darüber erzählen?
Das war für mich ein sehr attraktiver Auftrag, weil ich noch nie in meinem Leben ein so großes musikalisches, geschlossenes und durchgängiges Werk gemacht habe. Dieses Stück ist im Friedrichstadtpalast am 15. November vorigen Jahres uraufgeführt worden und es ist im Prinzip eine Adaption des Andersen-Märchens, aber eben sehr modern erzählt. Musikalisch sowieso, denn da geht es von Hip Hop, z.B. Peter Fox-Einflüsse, über Bollywood- und Disko-Musik bis hin zu Balladen und Filmmusik-Elementen. Insgesamt sind das 80 Minuten Musik. Es war der Wunsch des Friedrichstadtpalastes, und auch der Wunsch von der Texterin Monika Radl und mir, die Geschichte über die Musik zu erzählen. Bisher war's im Friedrichstadtpalast immer so, dass sich Musik und Spielszenen so ein bisschen Jugendtheater-mäßig abwechselten. Wir haben aber gesagt, dass das Haus ein Revue-Theater ist und die Kinder keine Schauspieler sind. Es war auch dem Kinder-Ensemble lieb, dass die Geschichte sehr stark über die Musik erzählt wird. Dieses Projekt war für mich schon eine große Herausforderung und viel Arbeit, erstmal die Menge an Musik und dann die Machart. Diese Revue ist fast wie eine Pop-Oper. Viele Szenen sind bis zu acht Minuten durchgängig Musik. Das war wirklich toll und es ist auch sehr erfolgreich gelaufen (bis zur vorerst letzten Show Ende Januar 2010 lief die Revue vor insgesamt ca. 80.000 Zuschauern, Anm. d. Verf.). Wie ich gehört habe, will der Friedrichstadtpalast das Thema nächstes Jahr wieder aufnehmen, weil auch aus dem Haus eine große Resonanz zu dem Stück kam. Das Haus hatte wohl noch nie so eine gute Auslastung wie mit dieser Revue.

 

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Und womit bist Du im Moment beschäftigt?
Jetzt mache ich gerade das Weihnachtsspecial von "Um Himmels Willen". Alle zwei Jahre drehen die Macher der Serie einen 90-minütigen Film zu Weihnachten, in dem die vier Hauptakteure der Serie mitspielen, der aber ansonsten eine ganz andere Story, eben auf der Basis "Weihnachten", erzählt. Das ist auch eine tolle Aufgabe. Erstmal dauert der Film über 90 Minuten, und da ist auch die Arbeit anders als bei der Serie. Da muss man schon Film-mäßig arbeiten, z.B. Themen länger durchhalten, außerdem gibt es in einem Film längere Musikszenen und und und… Da sitze ich jetzt gerade dran.

 

Ich habe mich im Vorfeld dieses Interviews etwas informiert und Deinen Werdegang verfolgt. Als erstes ist überall zu lesen, dass KREIS Deine erste Station war. Gab es vor der Bandgründung im Jahre 1973 vielleicht noch andere Berührungspunkte mit Musik?
Ja klar! Ich habe damals schon in der Grundschule - in der DDR ging man bis zur achten Klasse in die Grundschule - meine erste Gitarrenband gehabt. Wir nannten uns "Teenager Stars" und spielten zu Schul- bzw. Klassenfesten. Auch mal auf einer größeren Bühne in dem Erzgebirgs-Ort, wo ich herstamme. Wenn man so will, war das eine von den Beatles angestoßene Gitarren-Musik, die wir gespielt haben. Unsere Verstärker waren aus alten Radios selbst gebastelt. Das war meine erste Band. Dann kam ich mit 14 auf's Konservatorium nach Zwickau. Ich war dort vier Jahre im Internat, und da gab es auch eine Band. Wir nannten uns die "Yellow Stockings" und hatten auch schon häufiger Auftritte, z.B. Gemeinde- oder Klassenfeste und regionale Geschichten. Auch mit der Band haben wir Musik in Richtung, heute würde man wohl Chart-Musik dazu sagen, gespielt, also alles was damals so in den Hitparaden lief, z.B. Stones, Kinks und natürlich auch die Beatles. Bei der Band war ich auch schon Sänger. Ich hatte damals den Wahn, Mathematik zu studieren, wobei ich bis heute nicht weiß warum! (lacht) Obwohl… das Rechnen liegt mir schon mehr als andere Sachen. Außerdem haben Musik und Mathematik sehr viele Berührungspunkte. Das glaubt man vielleicht nicht, ist aber so, z.B. in der eigentlich zu Grunde liegenden Logik hinter der ganzen Emotionalität. Jedenfalls war ich ein halbes Semester mit dem Mathestudium beschäftigt, habe das dann aber abgebrochen und bin zum Musikstudium nach Berlin gegangen. Bevor es mit Kreis losging, gab es aber auch in Berlin schon einige Bands, z.B. eine, aus der später die College Formation geworden ist. Ähnlich wie bei den Puhdys bildeten unsere Vornamen den Bandnamen: Suwami nannten wir uns. In dieser Band habe ich z.B. mit dem späteren Silly-Gründer Matthias Schramm und dem heutigen Free-Jazz-Posaunisten Conrad "Conny" Bauer zusammen gespielt. Da war ich auch Sänger und wir haben James Brown, Blood Sweat & Tears und solche Sachen nachgespielt. Wir haben live gespielt, so richtig zum Tanz ca. 5 Stunden, wie das damals üblich war. Als ich aus der Band ausgestiegen bin - da gab es persönliche Querelen - das muss so 1971 oder 1972 gewesen sein, kam Toni Krahl für mich, und die Gruppe nannte sich in College Formation um. Das war - genau wie wir - auch eine Studenten-Band. Parallel zu dieser Band habe ich Anfang der 70er Jahre in der Jazz Formation von Manfred Schulze gespielt. Das nannte sich "Manfred Schulze Bläser-Quintett" und war eigentlich eine Free Jazz-Band mit fünf Bläsern. Ich hatte das Glück, beim internationalen Jazz-Festival 1972 in Prag mit diesem Jazz Quintett auf der Bühne zu stehen. Schulze ist ein sehr interessanter Musiker, das hat mich auch angestoßen und inspiriert. Ich habe mich musikalisch ja schon immer ganz breit angelegt. Für mich gab es nicht nur einen Stil, sondern immer die ganze Musik, die mich interessiert hat. Ich habe dann aber für mich erkannt, dass Free Jazz viel Scharlatanerie ist, d.h. dass mir hinter dem freien Spiel zu wenig Konzept stand. Davon abgesehen war das mit Manfred Schulze auch sehr problematisch, und deshalb bin ich bei ihm auch `72/`73 wieder ausgestiegen. 1973 kam es dann dazu, dass wir "Kreis" gegründet haben. Übrigens auch wieder vorrangig mit Studenten.

 

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Wie kann man sich das vorstellen? Haben Du und Eva damals bei einem Glas Wein gesessen und gesagt: "Lass uns eine Band gründen", oder wie seid Ihr damals auf die Idee zu KREIS gekommen?
Das ist auch ganz einfach erklärt. Eva hat noch fünf Geschwister. Einer ihrer Brüder (Matthias Neumann, Anm. d. Verf.) war früher Thomaner, lebte auch in Leipzig und spielte Bass. Als ich Eva heiratete und die Familie merkte, dass ich mit Musik gut umgehen kann, suchte er meine Nähe. Er kam dann immer mit seinem Kontrabass von Leipzig nach Berlin gefahren und ließ sich von mir am Klavier bei Jazz-Standards begleiten. Ich habe ihm dann immer erklärt, wie er was zu spielen hat. Irgendwann sagte er zu mir: "Mann, Du bist doch eigentlich ein Bandleader. Du bist jemand, der einer Band sagen kann, in welche Richtung es gehen muss." Dabei war ich damals noch gar nicht soweit. Ich wollte erstmal Musik studieren. Ich habe zuerst Trompete studiert, wollte aber davon weg und richtig Komposition studieren. Ich wollte ein richtiger Komponist werden, und dieses Band-Ding hat mich auch durch die Erfahrungen bei der Vorgängerband der College Formation und bei Manfred Schulze etwas abgeschreckt. Ich habe gesagt: "Band heißt immer viel Stress und ständiges Unterwegssein. Ich bin nicht der Typ, der gerne unterwegs ist." Das war ja letztlich auch der Grund für das frühe Ende von Kreis. Die Initiative zur Bandgründung ging eigentlich von Evas Bruder aus, und er war dann auch der erste Bassist von "Kreis". Wir haben einfach Mitstreiter an der Hochschule gesucht, was sehr einfach war, denn es gab genug Studenten und Proberäume. Es gab auch Anlagen, mit denen man proben konnte. Nichts besonderes, aber erstmal um einfach zu spielen. Damals war die Funky-Musik mein Faible, z.B. James Brown, Curtis Mayfield und Rare Earth waren Sachen, die wir nachgespielt haben. Musik, die eigentlich gar nicht so sehr kommerziell war. Meine ganze Beatles-Liebe ist zwar immer latent und wie ein Grundstrom in meinem Leben vorhanden gewesen, aber es hat bei mir auch immer Ausflüge gegeben, wo ich für zwei oder drei Jahre mal was ganz anderes gemacht habe, weil es mich interessiert hat. Und genauso war das in der Anfangszeit von "Kreis". Da spielten wir Musik, bei der groovige Riffs durchgingen. Ein richtig gutes Beispiel für die Musik, die wir damals gespielt haben, ist unser allererster Song "Pipeline". Das war eine Rundfunkproduktion, die ich leider selbst gar nicht habe. Irgendwie ist das in den Wirren meines Lebens und bei einem meiner vielen Umzüge verloren gegangen. Der Song ist aber - soweit ich weiß - nicht auf Schallplatte erschienen...

 

Nein, der ist nach wie vor unveröffentlicht...
Das ist schade, weil das wirklich eine interessante Nummer ist. Die Stilistik war nicht sehr kommerziell und der textliche Hintergrund war auch noch ein politischer. Der stammte vom Textredakteur der Jugendsendung "rund", Fritz-Jochen Kopka. Der war damals fest liiert mit Barbara Thalheim. Und bei Barbara Thalheim spielte meine Eva, mit der ich verheiratet war, Flöte. Barbara Thalheim konnte damals noch nicht so richtig mit Noten umgehen. Beim DDR-Rundfunk war es früher aber so, dass man beim Lektorat die Klavierstimmen vorspielen musste. Da war das noch nicht mit Tonbändern, sondern man musste es live vorspielen und das konnte sie nicht. Barbara kam deshalb mit ihrem Tonband zu mir, da waren ihre Kompositionen nur mit Gitarre drauf, die ich dann abgeschrieben habe. Ich bin dann mit ihr zum Lektorat und habe das am Klavier vorgespielt. Und wie gesagt, von ihrem Mann Fritz-Jochen Kopka bekamen wir einen Text. Er saß bei "rund" in der Redaktion und hatte den Text zu "Pipeline" fertig und meinte: "Mensch, das wäre toll, wenn wir dazu ein Lied hätten." Über Barbara Thalheim kam der Text zu Eva, von Eva dann zu mir und ich habe diesen "Pipeline"-Song nach seinem Text komponiert. Ich habe dann alles, was ich an musikalischer Lust empfunden habe - diese ganze Funky-Phase - da rein komponiert und habe den Text drüber gelegt. Da ist eine richtig geile Nummer draus entstanden! Es gab auch wirklich Freaks, die darauf gestanden haben. Bis heute werde ich danach gefragt, wo man dieses Lied mal hören könnte. Wir haben anfangs auch in diese Richtung produziert bis wir festgestellt haben, dass da publikumsmäßig kein Blumentopf zu gewinnen war. Parallel dazu ging das `73/`74 mit dem Phillysound los. Das war die kommerzielle Ausrichtung der Funk-Musik. Irgendwann kam Fred Gertz zu uns, der im Rundfunk beim Lektorat war, und sprach mich an: "Du schreibst ganz gute Songs, aber mit den Texten wird das wohl nichts. Soll ich nicht mal ein paar Texte für Euch schreiben?" Und das waren natürlich Schlagertexte. Ich weiß noch ganz genau, wie wir den "Doch ich wollt' es wissen"-Text bekamen und ich fragte: "Mann, wollen wir denn wirklich so was machen?" Wir wollten eigentlich etwas anderes. Das sollte jetzt nicht der ganz große intellektuelle Wurf werden, aber es sollte nicht unbedingt Schlager sein. Davon wollten wir uns schon abgrenzen. Wir waren aber auch ehrgeizig, und weil die Komposition zu "Doch ich wollt' es wissen" ganz OK war - es ist ja eine relativ groovende Nummer, die ja auch bis heute noch funktioniert - haben wir gesagt: "OK, wir machen das mit dem Text." Und das Lied wurde ein solcher Riesenerfolg, der uns wirklich überrollt hat und mit dem wir in der Form auch nicht gerechnet haben. So was ist der schönste Erfolg, denn davon träumt man in der Regel ein Leben lang. Ich habe dann auch in der Folge drei Jahre lang im Stile von "Doch ich wollt' es wissen" komponiert, weil ich immer irgendwie daran anschließen wollte, aber nicht begriffen habe, dass der Sinn in einer Weiterentwicklung besteht und dass man so einen Überraschungserfolg nicht wiederholen kann. Wir waren von 0 auf 100 gestartet und dann auch populär in der DDR. Man hätte einfach nur weitergehen müssen, und das ist mir damals nicht so richtig geglückt. Aus der heutigen Sicht war alles ganz folgerichtig, was und wie es passiert ist.

 

Es gibt unterschiedliche Quellen, die verschiedene Gründungsformationen angeben. Gehe ich recht in der Annahme, dass neben Dir und Eva noch Gerhard Witte, Matthias Neumann, Peter Rosenhahn und Uwe Peschke zur ersten Besetzung von KREIS gehörten?
Das ist richtig. Das ist die erste Besetzung. Eva ist eine geborene Neumann, und Matthias ist der Bruder, von dem ich vorhin sprach.

 

Wie seid Ihr auf die Kollegen aufmerksam geworden? Bei Matthias ist das ja jetzt klar, aber wie war das bei den anderen?
Uwe Peschke habe ich als Musikstudent 1973 anlässlich der Weltfestspiele in Berlin kennengelernt. In dieser Zeit gab es in der DDR für Bands auf diesen gesellschaftlichen Höhepunkt hin wirklich eine Riesenförderung. Es gab da eine Band in Neustrelitz - ich weiß gar nicht mehr, wie die hießen - und da spielte Uwe Peschke mit. Ein Kulturfunktionär aus Neustrelitz wendete sich an die Tanzmusik-Abteilung der Musikhochschule "Hanns Eisler" in Berlin, an der ich studierte, und sagte: "Wir haben hier eine Band, die delegieren wir zu den Weltfestspielen. Wir hätten aber gerne einen Musikstudenten, der hier hoch kommt, mit denen dafür probt und die mal ein bisschen auf Vordermann bringt." Das war wirklich eine gute Idee, und solch gute Ideen gab's eben in der DDR. Daraufhin wurden zwei Studenten angesprochen. Der eine hieß Matthias Schramm, der schon damals ziemlich mit dem Alkohol hantiert hat, und der andere war ich. Matthias war zwei Jahre älter als ich und hat auch schon früher angefangen mit seinem Studium. Trotzdem waren wir damals so ziemlich auf einem Level und haben uns immer die Bälle zugeworfen. Matthias hatte auf diese Reise keine Lust, es war ihm zu anstrengend, mit dem Zug nach Neustrelitz zu fahren, darum habe ich es gemacht. Interessanterweise mit einem Kinderwagen, weil Eva zu dem Zeitpunkt mit Barbara Thalheim muggte. In dem Kinderwagen lag mein Sohn Marcus, den hab ich da echt mitgenommen. Das ging auch gut, denn Marcus war ein sehr liebes und ruhiges Kind. Und so kam es dazu, dass ich gemeinsam mit dieser Band geprobt habe und dabei Uwe Peschke kennenlernte. Er sagte von vornherein: "Ich will raus hier. Ich will nach Berlin und richtige Musik machen. Am besten Funk-Musik." Da traf er dann auch auf meine Lust an richtig groovender Funky-Musik und spielte während der Proben auch richtig geil. Ich hatte damals auch schon ein bisschen mit Frank Hille zu tun, wir hatten eine Studentenband, bei der er getrommelt hat. Frank Hille war technisch sicher eine andere Liga, aber Uwe hat mindestens so gut gegroovt wie Frank. Er hatte Swing und ein kleines bisschen schwarzes Feeling in sich. So kam Uwe zu "Kreis". Mein Schwager Matthias Neumann brachte aus Leipzig Gerhard Witte mit, der an der Musikhochschule in Leipzig Gitarre studierte. Er hat deshalb einen Wechsel nach Berlin gemacht und dort weiter studiert. Und Peter Rosenhahn war Saxophonist, auch an der Hanns-Eisler-Hochschule. Wir wollten am Anfang von "Kreis" richtig mit Bläsern arbeiten, wie das damals üblich war. Wir hatten auch Songs, bei denen Saxophon und Trompete zum Einsatz kamen. Die Trompete hatte ich gespielt und das reichte schon, um einen guten Sound zu bekommen. Es war zu Beginn wirklich so ein Soul- und Funk-Ding, das wir machen wollten.

 

Es gab in der DDR sog. Einstufungen. Es gab Amateurbands und Profibands. Wann war Eure Einstufung, wie lief sie ab und ab wann war KREIS eine professionelle Band?
Ich glaube, dass unsere Einstufung Anfang 1974 in Berlin stattfand. Wir sind dort als Musikstudenten aufgetreten und hatten auch schon viele eigene Songs im Programm. Gleich im ersten Anlauf bekamen wir eine sehr gute Einstufung. Natürlich so eine, mit der wir zuerst als Gage nur ganz wenig Geld verdient haben. Ich glaube, wir haben am Anfang für 560 Ost-Mark pro Abend gespielt, sowas kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Das war in der DDR ja sowieso das Verrückte… Obwohl wir 1975 am populärsten waren, hatten wir noch eine sehr niedrige Einstufung, und je unpopulärer wir wurden, weil wir das Level von "Doch ich wollt' es wissen" nicht halten konnten, desto höher wurde unser Honorar. Das wurde alles von staatlicher Seite festgelegt und war schon sehr abstrus. Deshalb ist dieses Sozialismus-Experiment auch schief gegangen, weil es keinen Markt gab und kein wirkliches "darauf reagieren", dass das was angesagt ist, auch mal ein bisschen mehr verdient. Ich will mich aber nicht beschweren, denn dadurch, dass ich die ganzen Songs für "Kreis" geschrieben habe, und dass wir von dem ersten Album 250.000 Einheiten verkauft haben, habe ich natürlich als Autor ordentlich verdient. Dazu kam, dass wir auch wirklich sehr viel live gespielt haben. Dann kam das Ausland hinzu und später stieg auch das Honorar. Im Nachhinein muss ich sagen, dass mich "Kreis" für's Leben finanziell ausgestattet hat. Jetzt nicht in dem Umfang, dass ich heute noch davon lebe, aber damals war das schon toll.

 

Die erste Platte hieß "Eva weiß immer einen Dreh" und erschien 1975. Wann war klar, dass die AMIGA von KREIS eine erste Schallplatte veröffentlichen würde, und wie habt Ihr davon erfahren?
Das war im Prinzip eine Folge dessen, dass der Song "Doch ich wollt' es wissen" so extrem erfolgreich in den DDR-Hitparaden lief. Das war im Sommer und wir waren gerade in einem Probelager. Da bekamen wir mit, dass der Song überall auf Platz Eins war. Wir hatten das vorher gar nicht so verfolgt. Man muss aber dazu sagen, dass es in der DDR die offizielle Kultur- und Popmusik-Schiene gab, die im DDR-Rundfunk stattfand, aber ich habe zu dieser Zeit nur AFN gehört. Für mich gab es gar keinen DDR-Sender. Auch die Wertungssendungen, die es damals alle gab… Ich hätte gar nicht gewusst, wo ich die finde, geschweige denn, dass ich mir die anhöre. Das kam dann erst mit dem Erfolg von außen in die Band rein. Wir wollten am Anfang wirklich nur unsere Musik spielen. Wir waren auch damit zufrieden, fünf Stunden im Rauch zu spielen, so anstrengend das auch war. Aber wenn der Erfolg dann kommt, und Du bist jung und ehrgeizig und auch ein bisschen eitel, dann nimmst Du das plötzlich alles wahr. Wir traten dann im November `75 aufgrund des Rundfunk-Erfolges im "Schlagerstudio" auf, was damals ja DIE Fernseh-Wertungssendung war. Interessanterweise im Kulturpalast Dresden zusammen mit Nina Hagen, die im Jahr vorher mit ihrem "Farbfilm" einen Riesenerfolg hatte. Wir waren in der gleichen Sendung und spielten - natürlich zum Playback - "Doch ich wollt' es wissen", und danach hörten die Leute einfach nicht mehr auf zu klatschen. Wir standen auf der Bühne, auch der Moderator stand da und wollte weitermachen, aber da ging nichts mehr. Sowas hatte es in der Sendung noch nie gegeben. Auch Nina Hagen hatte nicht so einen Erfolg. Sie war ja schon da, die Leute kannten sie, sie war ulkig… Aber wir waren neu und die Leute haben uns geliebt, weil die Musik so war, wie sie war. Ich erinnere mich auch noch an den Sommer in dem Jahr, als unser Lied in den verschiedenen Wertungssendungen im Radio lief, da spielten wir fünf Stunden zum Tanz in Frankenberg bei Chemnitz. Das war ein ganz normaler Abend, wir spielten unsere Sets und irgendwann haben wir "Doch ich wollt' es wissen" gespielt. Plötzlich explodierte der Saal. Vorher haben die normal getanzt, groß geklatscht wurde auch nicht, und plötzlich hörten die nicht mehr auf zu klatschen und waren begeistert. Da kamen auch Leute an und fragten: "Ach, Ihr seid die Band, die diesen Song spielt? Wir haben gedacht, das wäre eine ungarische Band." Das klang in den Ohren der Leute nicht nach DDR-Musik. Man muss ganz klar sagen, dass unsere Musik nicht nach Osten klang, weil sie diesen groovigen Touch hatte. Man kann sagen, dass wir 1975 der Knaller im Osten waren. Da ist AMIGA - damals war auch Büttner noch nicht der Chef-Redakteur, sondern H.P. Hofmann - auf den Zug mit aufgesprungen und hat reagiert. Das war für die als Monopolist ziemlich einfach. Die brauchten nur zu gucken: "Was hat Erfolg?", und das wurde dann veröffentlicht. Anfang 1976, im Januar, kam dann von denen der Anruf, dass sie eine LP von uns veröffentlichen wollten. Wir waren natürlich happy. AMIGA hat ein paar Songs genommen, die noch beim Rundfunk produziert wurden, den Rest haben wir für die Platte bei der AMIGA neu produziert.

 

Wieviele Titel waren vom Rundfunk dabei, und wie viele habt Ihr extra für die LP neu produziert?
Bei AMIGA im Studio haben wir "Philly's Tanz", "Denn ich liebe", "Leg dich hin", "Ein Tropfen nur auf einen heißen Stein", "Ich muss dich seh'n" und "Bleib doch hier" produziert. Das ist - die LP hat insgesamt 11 Titel - die Mehrheit der Songs. Die AMIGA-Studios waren damals schon besser ausgerüstet als die Rundfunk-Studios. Da waren wir schon sehr froh, dass wir bei AMIGA produzieren konnten. Ich weiß noch, wie damals die ersten Tantiemen kamen und Eva mit dem Kontoauszug von der Bank wiederkam und sagte: "Schau mal, wir haben plötzlich 84.000 Mark auf dem Konto. Wahnsinn!" Sowas vergisst man sein Leben lang nicht.

 

Nach der ersten Langrille "Kreis" erschien zwei Jahre später das zweite Album "Alle Mann an Deck". Wieder ein Jahr später erschien sogar eine Platte in der CSSR. Sie hieß auch "Kreis", beinhaltete nur englische Stücke. Wie ist diese Scheibe entstanden und wie kam es dazu, dass eine Platte von Euch dort veröffentlicht wurde?
Das waren alles neue Songs, die wir extra auf Englisch produziert haben. In der DDR war es so, dass es nach Westen eigentlich nicht gehen konnte. Daher gab es den Zusammenschluss mit den sogenannten sozialistischen Bruderländern. So waren z.B. viele tschechische Sänger im DDR-Fernsehen zu sehen. Und dadurch haben wir den Manager von Vaclav Neckar, der auch dauernd bei uns im Fernsehen auftrat, kennengelernt. Der fand uns gut und darum spielten wir irgendwann mal in Prag in einem kleineren Rahmen, auch mal im dortigen Fernsehen. Und das hatte Riesenerfolg. Wir haben bis zur Auflösung von "Kreis" jedes Jahr eine, manchmal sogar zwei große Tourneen in der Tschechoslowakei gemacht. Dort waren wir richtig populär. Da gab es einen Redakteur bei Supraphon, der sofort auf uns zu kam und fragte: "Wollen wir nicht hier eine Platte machen?" Die hatten aber das Interesse, dass diese Platte komplett dort produziert wurde. Das Label Supraphon hatte auch ein total geiles Studio, in dem alles mit Westtechnik ausgestattet war. Beim Rundfunk standen z.B. immer die Ostgeräte und -mischpulte und man wusste, dass das darauf nicht klingt. Mit so einer Technik wie der in der CSSR zu arbeiten war schon geil, weil das einfach mal großen Spaß gemacht hat. Außerdem war es der Wunsch von Supraphon, dass die neue Platte auf Englisch produziert wird. Die Tschechen konnten das machen, in der DDR wäre das für uns nicht möglich gewesen. Im Original waren viele der Songs für das Album deutsche Popsongs. Die Hälfte der Lieder hatte ich komponiert, die andere Hälfte ein tschechischer Komponist, der letztlich mitfahren musste. Da gab es damals schon solche Joint Venture-Geschichten. Seine Songs waren auch sehr stark von internationalen Hits inspiriert, meine waren mehr eigenständig. Für das Supraphon-Album habe ich echt sehr gute Sachen komponiert. Die deutschen Originaltexte stammten alle von Wolfgang Tilgner, und Dean Reed hat die dann ins Englische übersetzt. Die Platte ist hinterher in der DDR nie veröffentlicht worden. Büttner war inzwischen bei der AMIGA Chef geworden und die haben die Nase bis zum Geht-nicht-mehr hoch getragen. Bei den Tschechen war die Platte unheimlich populär. Ich weiß nicht, wie viele davon sie letztlich verkauft haben, und ich weiß auch nicht mehr, ob ich dafür wirklich von der AWA Tantiemen gesehen habe, ich hab das nicht so verfolgt, aber das war eine richtig schöne Arbeit, diese Platte in Prag in dem Studio zu machen. Daran erinnern wir uns heute noch sehr gerne zurück.

 

Du hast jetzt diesen Namen schon zweimal erwähnt und ich bin darüber bei meinen Recherchen auch mehrfach gestolpert: Dieser Herr Büttner muss ja ein Kollege gewesen sein, der Euch nicht sonderlich gut gesonnen war. Was war denn das für ein Typ, und warum hat er Euch keine weiteren Plattenveröffentlichungen in der DDR mehr ermöglicht?
Ich habe in meinem Leben immer wieder mal festgestellt, dass es eine Sorte Männer gibt, die mich nicht mögen und denen ich irgendwie zu arrogant, zu schön oder zu selbstbewusst bin. Dabei bin ich das alles gar nicht. Ich bin wie viele andere Künstler auch verzweifelt und unsicher. Aber Büttner mochte mich nicht, das muss man einfach so sagen. Er mochte nicht die Attitüde von "Kreis", dieses doch eher sehr poppige. Er kam vom "politischen Lied" und ich bin eigentlich immer jemand gewesen, der einen großen Bogen um alle politischen Aussagen gemacht hat. Silly gehörte zu seinen Lieblingsbands, das erklärt ziemlich viel. Werner Karma als Texter, den ich ja auch ziemlich gut kenne und mit dem ich auch viel zusammen gemacht habe, kam ebenfalls vom "politischen Lied". Büttner war vorher Manager von "Jahrgang ´49" und da ist der Name Programm. Das war eine kommerzielle Abspaltung vom Oktoberklub, der letztlich auch ein knallrotes Unternehmen war, und Büttner hatte versucht, das Ding international aufzustellen. Die haben z.B. in Paris zu Pressefesten und auch in Kuba ihre politischen Lieder vorgetragen. Und dann weiß ich noch ganz genau, da gab es in der DDR schon solche Künstlertreffen, und einmal ging es um die Zukunft von AMIGA und um Devisenbeschaffung, da sprang irgendwann Büttner auf und hielt eine flammende Rede darüber, dass man doch die Künstler in die Fähigkeit bringen sollte, auch im Westen zu spielen und ihr eigenes Westgeld verdienen zu lassen. Dabei würden auch entsprechende Prozente für den Staat abfallen und gleichzeitig viele Probleme gelöst. Plötzlich wurde er in Folge dieses Auftritts, wo er sich so ein bisschen zum Problemlöser der DDR-Kultur empfohlen hatte, zum Chefredakteur der AMIGA befördert und hat von da ab eine sehr eigenwillige und auch umstrittene Politik gemacht. Wir waren ja nicht die einzigen, die er auf dem Kieker hatte. Ute Freudenberg hat er außer Landes getrieben, auch Holger Biege hatte seine Probleme. Er hat ziemlich willkürlich Entscheidungen gefällt. Er hat andere Bands sehr gefördert, wie z.B. SILLY. Auch CITY ist ein Steckenpferd von ihm gewesen, weil die so einen leicht politischen Anstrich hatten. Die waren nicht unbedingt gegen das System, aber sie waren ein bisschen intellektueller. Wir wollten nicht Schlager sein, aber wir wollten auch mit dem DDR-Rock nichts zu tun haben. Das war mir alles viel zu eng und so kalkulierbar, was da passierte. Nur so ein Beispiel: Ich war glücklich, als Mitte der 80er eine Band wie "L´Art de Passage" auftauchte. Ich weiß gar nicht mehr, ob es die noch gibt. Als die plötzlich auftauchten, entstand eine andere international angehauchte Musik in der DDR. Zu dem Zeitpunkt hatte sich der Großteil des Ostpublikums aber schon von uns abgewendet. Ansonsten war der DDR Rock relativ ähnlich. Ich habe mich da nicht wirklich wohl gefühlt, hätte aber trotzdem nicht weg gewollt. Damals mit Eva noch verheiratet saßen wir mal in der Küche als klar war, dass Büttner uns nicht mehr veröffentlichen würde. Wir spielten damals schon ab und zu auf Club-Niveau in West-Berlin. Wir hatten zwar nicht Schimmelpfennig als Manager wie die Puhdys - der interessierte sich nicht für uns. Aber wir hatten auch so die Möglichkeit, im Westen zu spielen und auch die, drüben zu bleiben. Aber unser Sohn war ja hier. Das hätten wir nie gemacht. Ich kannte auch Franz Bartzsch sehr gut. Bei dem war das anders, der hat seine Frau und die Kinder hier gelassen und sich dafür ein Leben lang geschämt. Es war aber noch etwas anderes: Glücklich geworden ist er da drüben auch erstmal nicht. Es sprachen trotz aller Widrigkeiten hier eine ganze Menge Dinge dagegen, einen solchen Schritt zu unternehmen. Also sind wir im Land geblieben und haben versucht, das Beste daraus zu machen.

 

Du hast gerade gesagt, Du wolltest mit dem "Rock" in der Form nichts zu tun haben. Trotzdem - ich habe das in der Biographie, die ich über "Kreis" verfasst habe, so bezeichnet - kann man in Eurer Bandgeschichte von zwei Phasen sprechen. Nämlich die, in der Ihr Diskomusik gemacht habt und die, in der Ihr Euch in Richtung Rock bewegt habt. Wie passt das zusammen?
Das war von meiner Seite aus der verzweifelte Versuch, irgendwie einer Szene zugehörig zu werden, weil ich natürlich in meinem jugendlichen Elan 1975 und mit der Richtung, in der wir Erfolg hatten, nicht mit einkalkuliert und bedacht hatte, dass man irgendwie seine Szene braucht, so wie es z.B. die Schlagerszene gegeben hat, mit Redakteuren beim Rundfunk, die sich dazu bekannt haben und die Sachen auch gespielt haben. Außerdem gab es eine Rockszene, die mir natürlich eigentlich lieber war. Die waren jünger, die waren kritischer und die waren auch nicht so verspießert. Als wir dann die Band gewechselt haben, weil es musikalisch nicht weiter ging, kamen Musiker wie z.B. Wolfgang Nicklisch, der ein toller Rockgitarrist ist und damals von Modern Soul zu uns kam. Wir haben uns damals dazu entschlossen, uns dieser Szene anzudienen. Das klingt jetzt ziemlich kalkuliert, aber wir wollten einfach irgendwo heimisch werden. Wir wollten nicht weg, hatten aber auch die Kraft nicht mehr, alleine dieses Disko-Pop-Ding weiter zu ziehen. Man wurde auch kritisiert und gefragt: "Warum geht das denn nicht weiter bei Euch?". Alle Leute haben immer wieder gesagt: "Ihr müsst Euch zu irgendwas bekennen." Ende der 70er Jahre hatte ich so eine Bob Dylan-Phase, wo ich eigentlich dauernd Dylan-Songs gehört und selbst auch viel Gitarre gespielt habe. Das "blaue" Album, das wir bei der Hansa im Westen gemacht haben, ist dann eigentlich ein richtiges Softrock-Album geworden. So kannte man uns in der DDR aber nicht, und das hatte auch nicht die Wirkung, das muss man einfach mal so sagen. Das war ein verzweifelter Versuch, wenn man so will...

 

Diese Veränderung ging ja auch mit einem kompletten Musikerwechsel einher. Nun tauscht man ja nicht ohne Not einfach alle Musiker aus. Gab es da innerhalb der Band Differenzen wegen des Stilwechsels?
Das ging auch schrittweise. Uwe Peschke - das kann man wohl ruhig so sagen - hatte irgendwann ein Alkoholproblem. Das ging mit ihm nicht mehr. Der Gitarrist wurde immer schlechter. Die Roadies, die den Sound machten, kamen immer wieder an und sagten: "So geht das nicht." Hellmut Sickel hatte sich in Helena Vondrácková verliebt und wollte Tscheche werden. Er wollte sowieso die Band verlassen. Das waren also menschliche, interne Prozesse, die klar machten, dass es mit der Besetzung nicht weitergehen konnte. Darum haben wir einen Manager-Wechsel vorgenommen, und der neue Manager organisierte auch den Musikerwechsel. Der hieß Christian Claus und kam von der Gruppe "Automobil". Er sagte sofort zu uns: "Ihr braucht andere Musiker." Bei Uwe war das Problem, dass der Soundroadie nach dem Konzert zu uns kam und sagte: "Du, ich fange vor dem Konzert bei der Bassdrum bei minus sechs an, und wenn das Konzert zu Ende ist, hab ich den Regler ganz oben und höre trotzdem nichts von der Bassdrum." Das lag daran, dass er einfach keine Kraft mehr hatte. Das lag auch an persönlichen Problemen, er hatte damals die falsche Frau. Das war also die ganze Scheiße, die jede Band irgendwann mal trifft und wo man schon ziemlich reif sein muss, um das durchzustehen. Tournee-Stress, Spannungen, zu wenig Erfolg… da haben wir eben das Heil darin gesehen, mit neuen Gesichtern einen Stilwechsel vorzunehmen. Wir hatten ein anderes Umfeld, einen neuen Manager und auch einen neuen Rundfunk-Produzenten. Wobei man das nicht sagen kann, denn das waren ja keine Produzenten. Das waren eher Redakteure, aber sie hießen eben Produzenten. Wir haben uns dann mehr der DDR-Rockszene angenähert. Im Rundfunk bei "DT 64" gab es Redakteure, die auch mal zu einem persönlichen Besuch da waren. Alle rieten uns: "Geht doch mehr in Richtung Rock, aber natürlich auf Eure eigene Art." Was mich damals sehr inspiriert hat, war das Album "Rumors" von Fleetwood Mac. Das war ein Ding, das ich dauernd hörte und mich dazu veranlasste zu sagen: "Gehen wir weg vom Diskopop und machen mehr gitarrenorientiertere Musik." Wobei ich den Diskopop auch nicht aus Kalkül gemacht habe. Das war ein Schritt, der durch die Texte gekommen war. Sowas macht man ja nicht am Reißbrett.

 

Die 70er waren auch eine Zeit, da hatten einige Bands Probleme mit den Behörden. Kanntet Ihr so was auch oder habt Ihr in Ruhe arbeiten können?
Dadurch, dass wir relativ populär waren, hatten wir damit eigentlich keine Probleme. Natürlich hattest Du in der DDR immer mal wieder mit irgendwelchen Funktionären zu tun, die sich irgendwie wichtig machen wollten. Wenn z.B. eine Fernsehsendung geplant war, ging es oft ums Outfit. Aber dadurch, dass wir, auch durch Eva, bewusst keine schlampig gekleidete, langhaarige oder auf Protest orientierte Gruppe waren und das auch nicht wollten, hatten wir diesbezüglich weniger Probleme. Wir wollten das gar nicht! Wir wollten das Gegenprogramm zu den Rockbands sein, denn wenn man anders ist, hebt man sich auch besser ab. Wir hatten dafür andere Probleme, wie z.B. 1978, wo man uns aus dem B-1000 raus die komplette Anlage geklaut hatte und wir die praktisch komplett neu beschaffen mussten. Aber a) verdienten wir damals recht gut und b) hatte auch das Komitee für Unterhaltungskunst da noch ein bisschen Unterstützung frei gemacht. Klar hatte man immer irgendwas, womit man sich gerieben hat in diesem System. Ich bin aber nicht der Typ, der im Nachhinein sagt, wir hatten es so unheimlich schwer. Das wird eigentlich jeder so sehen. Ich hatte bis zu seinem Tod mit Frank Hille einen engen Kontakt. Der hat sich eigentlich nie daran gewöhnt, dass es im Westen - in der Welt, in der wir jetzt leben - wirklich niemanden interessiert, ob Du als Musiker ein Auskommen hast oder nicht. In der DDR hat das offiziell interessiert! Das hat natürlich nicht interessiert, wenn du gesagt hast: "Der Sozialismus ist scheiße, ich will raus hier." Dann haben sie sich auch quer gestellt. Vollkommen klar. Aber wenn Du - sagen wir mal - bis zu einem bestimmten Punkt systemkonform warst, hatte man da keine Probleme. Nur so als Beispiel: Diese Biermann-Aktion. Natürlich wurde man da auch genötigt, mal eine Stellungnahme zu geben. Aber ich muss ganz ehrlich sagen, dass mich Biermann nie so wirklich interessiert hat. Was ich von Biermann wusste und im Fernsehen gesehen habe, hat mich immer denken lassen, dass das ein ziemlicher Egomane ist. Der kochte seine eigene Suppe, und man wusste auch, dass er in der DDR besondere Beziehungen zum Machtapparat hatte, z.B. dass er ein besonderer Freund von Margot Honecker war und dass er sich deshalb Dinge leisten konnte, für die andere in den Knast gewandert wären. Und da war ich z.B. besonders vorsichtig, um mich nicht wegen so einem positionieren zu müssen. Ich habe immer versucht, mich da raus zu halten.

 

Du hast sie vorhin schon angesprochen: Die dritte Platte von Euch, die auch "Kreis" heißt, kam 1979 in der BRD bei Rocktopus raus. Sie hatte völlig andere und ganz neue Titel im Gepäck. Wie kam die Platte zustande?
Die kam durch die Zusammenarbeit mit der neuen Band und dem neuen Umfeld mit dem Rundfunk-Redakteur zustande. Es war ja so, dass der DDR-Rundfunk überwiegend die DDR-Popmusik produzierte. AMIGA hat davon oben immer nur das Sahnehäubchen abgeschöpft. Die AMIGA hatte nur die Spitzenbands, die sie auch selbst produziert haben. Ansonsten hatte AMIGA den Großteil des gesamten Veröffentlichungsprogramms nur aus Rundfunkproduktionen bestückt. Irgendwann ist der Rundfunk, ich weiß nicht genau über welche Drähte ihnen das gelungen ist, vielleicht über die Künstleragentur oder was auch immer, auch in die Lage versetzt worden, Rundfunkproduktionen von Westfirmen, in unserem Fall von der Hansa, veröffentlichen zu lassen. Die haben natürlich argumentiert, wenn man das schon für die inländische AMIGA macht, könne man das auch für eine ausländische Plattenfirma tun. Und so ist dieses blaue Album entstanden. Parallel hat auch die damals noch ganz junge Band SILLY, für die war das im Prinzip der Startpunkt bei Rocktopus, das war ein damals extra dafür gegründetes Label, ihr erstes Album veröffentlicht. Das ist wirklich interessant, wie sich Lebenswege so kreuzen: Nachdem Matze Schramm und ich gemeinsam studiert haben, veröffentlichte seine Band dort ihr erstes und ich mit meiner Band schon unser letztes Album.

 

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Letztlich aufgelöst wurde die Band dann 1982. Ich habe gelesen, dass Evas und Dein Sohn der hauptsächliche Grund dafür war, stimmt das?
Ja, das war es. Sicherlich war es auch ein Grund, dass ich einfach keine Lust mehr hatte. Wir hätten noch jahrelang im Ausland spielen können. Wir haben 1982 in Sofia noch vor 7000 Leuten gespielt. Kurz vorher war KARAT dort, und da waren nur 5000 Leute, dabei waren die in der DDR schon gigantisch. Ich will mich jetzt wirklich nicht auf eine Stufe mit Karat stellen, denn Ed Swillms hat ein Werk für diese Band geschaffen, davor kann man nur ehrfurchtsvoll den Hut ziehen. Als Resümee der gesamten DDR-Musik steht Ed Swillms wirklich mit seinen Werken ganz ganz ganz weit oben. Das hat keine andere Band so geschafft. Aber das funktionierte bei uns natürlich auch durch Eva, durch das Optische, und durch die Band, die live in der neuen Besetzung wirklich großartig war, sehr gut. Auch in Kuba haben wir vor 8000 Leuten gespielt. Wir haben Riesentourneen gemacht. Das hätte man wirklich noch eine Weile durchziehen können, aber ich hatte einfach keinen Bock mehr. Abgesehen davon, dass unser Sohn Marcus uns gebraucht hat, weil er zunehmend Schulprobleme hatte. Wir standen vor der Alternative: Wollen wir drei Wochen Bulgarien, dann drei Wochen Kuba und dann wieder nach Hause kommen und unseren Sohn kaum wieder erkennen? Oder wollen wir für unser Kind da sein, und ich kann gleichzeitig endlich damit anfangen zu komponieren, was ich eigentlich schon immer machen wollte. Die beiden Möglichkeiten hatten wir, und wir haben uns für die zweite entschieden.

 

Du hast aber auch vor dem Ende von "Kreis" schon für andere Musiker als Komponist gearbeitet, oder? Soweit ich weiß, hast Du bereits Anfang der 80er Songs für die Geraer Gruppe "Motiv" geschrieben, bei der Ines Paulke als Sängerin aktiv war, oder?
Das ist nicht richtig. Für die Gruppe "Motiv" habe ich nie etwas geschrieben. Wir haben mit "Kreis" im Sommer 1982 aufgehört, die letzte Tournee ging durch Bulgarien. Und im September 1982 trat Ines schon beim Nachwuchs-Festival "Goldener Rathausmann" in Dresden mit zwei Songs von mir auf. Im Frühjahr 1982 fing die Zusammenarbeit mit Ines an, aber nicht mit ihrer Band sondern mit ihr alleine. Jan Witte, der auch ein paar Texte für "Kreis" geschrieben hatte, brachte sie irgendwann mal mit und stellte sie mir vor. Er fragte mich: "Wollen wir für sie nicht ein paar Songs schreiben? Sie ist wirklich eine tolle Sängerin." Seit diesem ersten Treffen habe ich dann fest mit Ines zusammen gearbeitet.

 

Ihr beiden habt über all die Jahre und bis zu ihrem viel zu frühen Tod im Februar d.J. immer mal wieder gemeinsam gearbeitet, richtig?
Das ist richtig, ja… Als dieser furchtbare Selbstmord von Ines passierte, war ich gerade in Ägypten. Als ich wieder nach Hause kam, war meine Mailbox voll mit Journalisten-Anrufen. Ich brauchte mich Gott sei Dank nicht großartig dazu zu äußern, weil ich nicht da war. Es gab dazu einen wirklich sehr guten Artikel von Birgit Walter in der "Berliner Zeitung", die hat es auf den Punkt gebracht. Besonders amüsiert hat mich der Bericht in der Super Illu. Die haben es auf vier Seiten wirklich geschafft, einen Nachruf zu schreiben bzw. ihr Leben nachzuzeichnen und darin meinen Namen nicht ein einziges mal zu erwähnen (Auch an anderer Stelle zeigte sich das Magazin äußerst ignorant, Anm. d. Verf.). Das verkennt eigentlich die Situation, denn ich habe wirklich alle Hits für Ines geschrieben. Womit sie Erfolg hatte, stammte von mir. Abgesehen davon waren wir über all die Jahre sehr eng befreundet. Natürlich haben wir nicht kontinuierlich gearbeitet. So war halt Ines, sie war immer mal wieder weg und wollte etwas anderes probieren. In der Wendezeit war es ganz ungünstig, da war sie bei der WEA und ich bei der BMG in München. Sie hatte direkt nach der Wende - und das gehörte auch zu Ines Paulke - einen West-Produzenten. Wir hatten kurz zuvor noch eine Produktion im Trixx-Studio West Berlin mit einem Text von Michael Kunze. Das war praktisch die deutsche Version von "Colour Of My Tears", aber das lief nicht sehr gut. Über all die Jahre gab es aber immer mal wieder Gelegenheiten für uns, zusammen zu arbeiten, weil sie auch wusste, was sie an mir hat, und ich sie und ihre Stimme sehr geschätzt habe. Es hat immer wieder Spaß gemacht mit ihr. Sie war eine großartige Sängerin - und das hat Birgit exakt auf den Punkt gebracht - die für, sagen wir mal, einen großen Nostalgie-Effekt, wie ihn die erste Reihe des Ostrock verbuchen kann, die jetzt auch erfolgreiche Konzerte geben, einfach zu kurz da war. Ines war zwar ab 1985 extrem erfolgreich, aber da war der große Teil des DDR-Publikums schon abgewandert. Der große Erfolg heute von Karat, City und Veronika Fischer kommt noch aus den 70ern. In den 80ern, als Ines berühmt wurde, war das alles schon rückläufig.

 

Gibt es eigentlich noch andere Kollegen von früher, mit denen der Kontakt aufrecht blieb?
Ja, ich treffe mich z.B. ab und zu noch mit Michael Heubach. Wir reden zusammen gerne über Musik. Auch mit dem Kreis-Gitarristen Wolfgang Nicklisch gibt es noch Kontakt. Er ist immer noch ein nahe stehender Freund. Wenn ich im Studio etwas auf Gitarre zu spielen habe, kommt er und spielt. Ich plane im Moment eine John Lennon-Hommage für Dezember an einem repräsentativen Ort hier in Berlin. Das Projekt ist zwar noch nicht ganz durch, aber das Buch dazu ist schon geschrieben. Auch da wird Wolfgang auf jeden Fall mit dabei sein. Es gibt also noch immer feste Kontakte. Uwe Peschke lebt inzwischen übrigens auf Teneriffa, den habe ich vor zwei Jahren mit meinen Jungs da unten besucht.

 

Was ist aus Eva geworden? Was macht sie heute?
Eva ist - ich würde jetzt sagen - eine glückliche Oma. Ich bin ja auch Opa, denn unser Marcus hat Nachwuchs bekommen. Evas Mann ist Betreiber von Theaterkassen, ist also im Bereich Ticketverkauf hier in Berlin tätig, und da hilft Eva mit.

 

Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass Kreis irgendwann nochmal ein Comeback gibt?
Warum nicht? Wir haben vor ca. zwei Jahren ein Unplugged-Konzert in Wolgast gegeben, weil ein Veranstalter dort der Meinung war, er müsste uns mal einladen. Da haben wir dann mit Eva, Wolfgang Nicklisch, Hendrik Bruch als Gesangsverstärkung und mir zu viert 1 ½ Stunden nur Kreis-Songs vorgetragen. Da waren vielleicht 100 Leute da. Ich hatte danach auch kurz mit Detlef Seidel Kontakt, der eine Agentur in Berlin leitet. Ich habe es aber zeitlich nicht geschafft, mich mit ihm zu treffen. Die Sache liegt immer noch bei mir auf dem Schreibtisch. Es ist einfach eine Frage dessen, wie ich lebe. Ich lebe immer sehr tief in den Projekten, die ich gerade mache, und bin eigentlich permanent mit irgendwas beschäftigt. Klar, wenn jetzt irgendwer käme - siehe die Geschichte in Wolgast - und würde fragen, wäre das eine Überlegung wert. Für Wolgast haben wir vorher drei oder vier Mal geprobt und es hat Riesenspaß gemacht. Das war jetzt zwar kein riesengroß aufgezogenes Ding, es war - wie gesagt - unplugged, aber es war gut.

 

Sagen wir es so: Es ist zwar nicht geplant, aber nicht ausgeschlossen!
Nö, ich würde das nicht ausschließen.

 

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Als Komponist bist Du - wir sprachen gerade darüber - bis heute aktiv und hattest schon große Erfolge. Für wen hast Du inzwischen alles geschrieben?
Also fangen wir mal mit Ines Paulke an. Das war für mich auch die lohnenswerteste Arbeit, weil es am meisten Spaß gemacht hat. Dann habe ich in der DDR Arnulf Wenning kreiert, da stehe ich auch sehr dahinter. Arnulf hat ein komplettes Album mit Songs von mir gemacht, die Texte sind auch von mir. Das ist auch das Interessante: Nachdem etwas Zeit verstrichen war, war das, was ich immer schon gemacht habe, also alles was nicht Schlager oder Rock war, in der DDR Popmusik. Alles was in der DDR ab 1985 erfolgreich war, ob von Sängern oder Bands, war Popmusik und da passte das dann plötzlich, was ich machte. Und ab da kam auch erst mein Erfolg als Songschreiber so richtig in Fahrt. Die Zeit von 1985 bis zur Wende war für mich als Musiker und Komponist wirklich die erfolgreichste, denn alles was ich machte, war richtig. Der Stil hatte sich durchgesetzt. Ich schrieb für Wolfgang Lippert z.B. "Tutti Paletti", ich schrieb für Christin D. New Wave-Songs und konnte plötzlich auch wieder bei AMIGA produzieren. Dann ging das los, dass man sich selbst ein Studio leisten konnte, weil die Technik erschwinglich wurde. Das waren Entwicklungen, die für mich wirklich gut waren.

 

Mit dem "Pop Projekt" und Deiner 1990er Soloscheibe hast Du aber auch als Musiker nochmals den Weg in die Öffentlichkeit gewagt. Was war das "Pop Projekt" genau, welche Idee steckte dahinter und wie lange hast Du damit gearbeitet?
Das "Pop Projekt" war eine Idee, die aus den Reihen der AMIGA kam. Wolf-Dietrich Fruck, der dann Amiga-Redakteur wurde, war selbst früher Discjockey und stellte fest, dass auch nach der schönsten DDR-Musik nicht so richtig getanzt wurde. Eine Parallelentwicklung war, dass ich schon immer einen guten Draht zu den Berliner DJs hatte. Anfang 1983 ging das los mit Breakdance, und die machten diese Wettbewerbe. Und weil es auch da immer noch das 60:40-Gesetz gab, war das natürlich sehr schlecht, wenn man bei diesen Breakdance-Wettbewerben nur zu 100% auf ausländisches Material zurückgreifen konnte. Daraufhin sprachen die mich an: "Mensch Murmel, mach doch mal was. Du kannst doch solche Musik machen." Wieder kam jemand auf mich zu und fragte nach Hilfe. Ich habe die wenigsten Sachen eigentlich von mir aus gemacht, sondern die wurden immer an mich herangetragen. Ich hatte damals schon die Rhythmus- und Drumcomputer und habe in dieser Richtung was gemacht. Später saß ich als Musiker auch in der Jury bei diesen Breakdance-Wettbewerben, und es wurde dort meine Musik gespielt. Das war schon eine tolle Zeit. Und wahrscheinlich über die Discjockeys hatte Wolf-Dietrich Fruck davon gehört, klingelte bei mir an und sagte: "Das finde ich gut. Sowas möchte ich gerne bei AMIGA veröffentlichen." Das war keine Song-Musik, denn inzwischen wissen wir ja, dass Dance-Musik andere Strukturen hat, als ein Popsong. So ist das "Pop Projekt" entstanden.

 

Und wie lange ging das?
Das ging bis zur Wende. 1989 ist noch das letzte "Pop Projekt"-Album erschienen, wo ich endlich nach langen Kämpfen erreicht hatte, dass ich auch auf Englisch produzieren konnte. Es gab ja zwei "Pop Projekt"-Alben. Das erste war noch stark instrumental und hatte aus meiner Sicht auch ein völlig verkorkstes Plattencover. Das zweite war dann so, wie ich mir das vorgestellt hatte. Das wurde aber in einer Zeit veröffentlicht, da hatte sicher kein DDR-Bürger mehr Interesse an einer AMIGA-Platte (lacht).

 

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Die "Pop-Projekt"-Songs tauchten aber auch mal in Filmen auf. Ich denke da speziell an einen 110-Krimi von 1989 oder 1990. Das wurde dann auch als Filmmusik gespielt oder?
Ja, das wurde auch dafür verwendet.

 

Deine Soloplatte habe ich vor gut drei Jahren selbst rezensiert, als die AMIGA Box erschienen ist. Das Ding ist leider völlig gefloppt oder?
Die ist auch in der Zeit erschienen, als sich für die AMIGA-Produktionen keiner mehr interessiert hat. Das lag aber auch mit daran, dass ich mir als Solo-Künstler immer selbst etwas auf den Füßen gestanden habe. Ein guter Vergleich ist IC, der zu dieser Zeit unheimlich populär war. IC ist ein Typ, der extrovertiert ist und der auf der Bühne Ausstrahlung hat, und schon kommen die Leute. Ich sitz immer irgendwie ein bisschen verdruckst am Klavier und sing meine Liedchen. Das war von vornherein klar, auch mit der AMIGA und Fruck, der die Platte produziert hat, dass "Wärme" keine Hitscheibe wird. "Wärme" war so eine Art Dankeschön nach dem Motto: "Du hast inzwischen so viele Lieder geschrieben, die erfolgreich waren und uns Umsatz gebracht haben. Jetzt kannst Du mal eine Soloplatte machen.", so wie man mit einem verdienten Künstler umgeht. Daraufhin habe ich mit meinem Professor Dr. Wolfram Heiking die Arrangements geschrieben und meine Platte produziert. Aus kommerzieller Sicht könnte man sagen, die Platte ist gefloppt. Ich habe aber auch nichts anderes erwartet.

 

Man hört der Platte trotzdem an, dass Du da sehr viel Liebe zum Detail reingesteckt hast. Das ist keine 08/15 Produktion sondern schon etwas, das Hand und Fuß hat. Ist man nicht sehr verärgert, dass davon kaum einer Notiz nimmt?
Tja, das sind die Kerben, die Dir das Leben schlägt. Ich kann das Publikum deshalb aber nicht beschimpfen. Es ist immer noch jedermanns freie Entscheidung, ob etwas gefällt oder nicht. Ich wollte mit "Wärme" etwas schaffen, was in mir ist und damit den Versuch machen, ein Stück Kultur in die Welt zu geben. Mir liegt die Arbeit als Komponist mehr als die als Sänger. Was mich aber immer wieder tröstet ist, dass ich bis zum heutigen Tage noch eMails bekomme von Leuten, die mir erklären, dass "Wärme" ihre Lieblingsplatte ist. Auch Musiker sind dabei, z.B. einer, mit dem ich zusammen studiert habe und der mir letztens schrieb: "Ich wollte Dir nur sagen, dass meine Frau und ich immer noch Deine Kassette hören, zu Hause und auch im Auto." Es gibt eben Musik, die vielleicht nicht den Massengeschmack trifft, die aber trotzdem ihre Liebhaber findet. Das ist wahrscheinlich bei "Wärme" der Fall. Ich kenne es aber auch anders, z.B. in den 70ern bei "Kreis". Da war ich als Figur richtig populär. Das erzähle ich auch meinen Jungs, wenn die sich heute "Deutschland sucht den Superstar" angucken: "Ich weiß wie das ist, wenn man als junger Mann an den Mädels vorbei geht und die die Luft anhalten." Das hat den positiven Effekt, dass die Eitelkeit beklatscht wird, es hat aber auch den negativen Effekt, dass Du dadurch unfreier wirst. Du wirst ja ständig beobachtet. Ich habe diesen Zustand nicht 100%ig geliebt.

 

Wie hast Du die Wende überhaupt erlebt? Wo warst Du, als Schabowski seine berühmten Worte sprach und die Mauer fiel?
An dem Abend waren wir im Palast der Republik, damals stand er noch, und machten Klassik. Wir waren alle hoch berührt. IC war auch dabei und sagte noch aus Spaß, dass er in zwei Jahren eine McDonalds Filiale an der Friedrichstraße eröffnen würde. Wir waren tierisch euphorisch. Ich war sehr glücklich, denn ich hatte auch diese ganzen Demonstrationen im Vorfeld miterlebt. Ich hatte verschiedene Gespräche mit den Leuten geführt und Jörn Brumme von "Rumpelstil" hat mir erzählt, wie er dabei war, als eine Schwangere von Volkspolizisten niedergeknüppelt worden ist. Die Wende war für mich hocheuphorisch, auch weil ich die Hoffnung hatte, dass der ganze Druck, den wir mit dem System hatten, a) weg ist und wir b) unsere Vorstellungen aus unserem Leben irgendwie in die deutsche Einheit mit einbringen könnten. Ich habe damals auch den "Aufruf für unser Land" mit unterschrieben, denn ob das hinterher DDR geheißen hätte oder wie auch immer, ich wollte nicht, dass wir einfach verschwinden. Dass unsere kulturelle Leistung verschwindet, wollte keiner! Dass es aber so kommt, wie es dann kam, hätte man auch nicht erwartet.

 

Wie war die Zeit danach? Konntest Du sofort in der Musik weiterarbeiten oder musstest Du Dich beruflich auch erstmal umorientieren wie viele Deiner Kollegen?
Nein, ich hatte da auch wieder Glück. Ich war 1990 wirklich auf dem Höhepunkt meines Erfolges in der DDR. Ich war als Songschreiber und als Produzent einfach der angesagte Typ. Thomas Stein rotierte damals durch den Osten, führte Gespräche und baute seinen Vertrieb auf. Beim Sender "DT 64" hörte er zufällig ein Radiointerview mit mir, wo ich die vorhin erwähnte, letzte "Pop Projekt"-Scheibe mit den englischen Songs vorstellte. Die Platte war von der Produktion her internationaler Standard. Das klang ein bisschen nach Milli Vanilli, ein bisschen nach The Cure, ich hatte einen Song dabei, wo der DDR-Sportreporter Heinz Florian Oertel auf ziemlich groovige Musik die legendäre Moderation über den Marathonläufer Waldemar Cierpinski sprach oder eine Nummer mit Jochen Kowalski, die ich ganz bewusst in Richtung Pet Shop Boys angelegt hatte. Zu der Zeit hatten die Pet Shop Boys einen Hit mit Liza Minnelli laufen. Danach bekam ich einen Anruf aus München von der Ariola/BMG und wurde von denen sofort eingeflogen. Ich lernte so Thomas Stein kennen, der mir auf die Schulter klopfte. Ich bekam einen 500er Mercedes hingestellt, bin nach Tutzing gefahren und habe Peter Maffay kennengelernt, wurde nach Frankfurt zu "Logic" und zu Harold Faltermeyer geschickt und habe neben ihm im Studio gesessen. Ich hatte damals echt das Gefühl: "Jetzt geht's ab!" Ich bekam einen tollen Vertrag, bekam ein Geschäftsführergehalt von 5000 DM, ich hatte nie zuvor in meinem Leben soviel Geld gehabt. Außerdem hatte ich zusammen mit Fruck eine Firma, so ein Joint Venture mit der BMG. Zuerst war durch die Wende dieses innerlich Euphorische da, dass man die DDR-Fesseln und diese Unfreiheit abschütteln konnte und Hoffnung auf etwas Neues hatte. Dazu noch dieser Vertrag bei der BMG und der Gedanke "Jetzt geht's los!" Es ging aber nicht los, denn meine Hauptkünstlerin Ines Paulke war bei der WEA und die BMG hatte auch kein Interesse an ihr. Dann habe ich ein Album vorgestellt mit Jochen Kowalski. Das wurde abgelehnt. Dann habe ich Christiane Kupfer, Tochter von Harry Kupfer, dort vorgestellt. Abgelehnt! Dann kam Arnulf Wenning… Alles, was ich nach München geschleppt habe, wurde abgelehnt weil, das hatte ich damals noch nicht begriffen, wenn Du das Baby vom Chef, also in der oberen Etage von Thomas Stein bist, dann bist Du noch lange nicht das Baby des A&R-Chefs, der Pressesprecherin oder der einzelnen Unterlabels, an die Du Dich vorher wenden musst, und und und… Es blieb für mich nach 1991, nach vielen abgelehnten Projekten, nur die Chance, ein Solo-Album zu produzieren, also die CD "Ich will Dich lieben", die vor Euphorie nur so tropfte, aber am Markt völlig vorbei ging. Ich bin damit in Westdeutschland auf Senderreise gewesen und habe dabei gemerkt, dass das kein Schwein interessiert hat. Das Album kennst Du gar nicht oder?

 

Nein, wenn ich ehrlich bin nicht.
Das ist jedenfalls bei der BMG erschienen. Und daraufhin wurde auch 1993 der Vertrag gelöst. Vorher hatte ich noch eine weitere Single vorbereitet. Dafür war ich in Wiesbaden und habe mit Peter Richter, einem tollen Produzenten, zusammen gearbeitet. Drei Wochen bin ich dort gewesen, habe die Single gemacht und die wurde auch nichts. Ich war wahrscheinlich als DDR-Künstler einfach schon zu abgegriffen. Bei den Prinzen lief das anders. Die waren in der DDR noch große Nummer und waren mit mir bei der gleichen Plattenfirma. Während es bei mir gar nicht lief, sind die richtig abgehoben. Die hatten aber auch ein richtig geiles Umfeld: Die waren bei Annette Humpe, hatten tolle Songs, haben toll gesungen und waren völlig unverbraucht. Das war bei mir ganz anders...

 

Das würde bedeuten - so wie Du es darstellst - dass alles, was zu DDR-Zeiten schon musikalisch aktiv war, gesamtdeutsch keine Chance hatte, weil ihnen pauschal der Stempel "Ost" aufgedrückt wurde.
Genauso ist es! Thomas Stein war auch sehr an SILLY interessiert, denn die Band war auch schon zur Wende ganz weit oben. Die waren einfach die Top-Band aus dem Osten, und trotzdem klappte es gesamtdeutsch nicht.

 

Da haben sich die Zeiten aber geändert, denn SILLY war mit ihrem Album bis auf Platz 3 der Charts...
Ja, das finde ich toll. Das hängt aber auch mit Anna Loos zusammen. Sie eröffnet der Band eine neue Ebene und verschafft ihr auch ein neues Publikum. Die Band hat jetzt eine ganz andere Popularität, dafür sorgen auch die "gelben Blätter". Ich weiß aber auch, dass SILLY nach der Wende gerührt und gerührt haben, und es nicht klappen wollte. Ich will dahinter gar nicht ein gezieltes Unternehmen gegen die Ostkünstler vermuten wollen, aber der Ost-Stempel war direkt nach der Wende einfach negativ behaftet.

 

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Wann ging das bei Dir mit der Tätigkeit als Filmmusik-Komponist los?
Das war 1993, nachdem der Vertrag mit der BMG ausgelaufen war. Glücklicherweise ging das dann nahtlos mit dem "Bergdoktor" und Thomas Jacob weiter. Thomas hat mich praktisch zur Filmmusik geholt. Mit ihm habe ich noch zwei weitere Serien und allein fünf Polizeiruf 110-Filme gemacht. Auch schon zu DDR-Zeiten, u.a. die Musik zu dem "Kreuzworträtsel-Fall". Das ist der populärste und am meisten gesehene Polizeiruf der DDR gewesen. Thomas rief mich dann an und fragte, ob ich die Musik für den "Bergdoktor" machen möchte. Er kam damals mit dem anderen Komponisten nicht klar. Das scheint auch irgendwie mein Schicksal zu sein. Es gab immer irgendwie einen West-Komponisten, der die Serie begonnen und auch die Titelmusik geschrieben hat, genau wie bei "Um Himmels Willen", dann kommt irgendwann der Regisseur mit dem nicht mehr klar und dann komme ich. Filmmusik ist ja - und das muss man auch mal so sagen - handwerkliche Disziplin. Das heißt, Du musst einfach die Cue-Punkte einhalten, Du musst das Gefühl rüber bringen, Du musst die Dramaturgie beachten und darfst nicht drüber gehen und und und. So war's dann auch beim "Bergdoktor", ich rutschte da rein und bekam den Auftrag. Und seitdem bin ich drin in der Filmmusik. Das ist aber auch ein Job, bei dem man nicht super-populär wird. Wer mich kennt weiß aber, dass ich darunter nicht leide. So was wie im letzten Jahr die Revue für den Friedrichstadtpalast oder jetzt die Sache über John Lennon, die ich vorbereite, das sind so Sachen, wo mein Herzblut dran hängt. Nach wie vor treffe ich mich auch mit Hendrik Bruch und da ist ebenfalls ein Album geplant. Das kommt irgendwann, und wenn wir beiden dann schon 70 sind (lacht). Einfach, weil wir etwas mitzuteilen haben. Wie ich vorhin schon sagte: Mein Leben ist voller Musik. Ich arbeite und produziere ständig, und das ist wunderbar. Die Filmmusik hat mir die Chance gegeben, nach wie vor ein gutes Auskommen zu haben. Da hatte ich echt Glück. Es gibt tolle DDR-Musiker und -Komponisten, die hängen rum und haben nichts zu tun. Da kann ich noch ganz zufrieden sein.

 

Hast Du noch berufliche Wünsche, die Du Dir irgendwann mal erfüllen möchtest, z.B. eine Zusammenarbeit mit einem anderen Künstler?
Da will ich mich jetzt gar nicht festlegen. Da gibt es eine ganze Menge, was ich so in meinem Hinterkopf träume. Ein wirklich großer Traum von mir ist, jetzt wo ich meine Liebe zur Sinfonik entdeckt habe, dass ich irgendwann mal in der Philharmonie sitze und dort eines meiner Werke gespielt wird. Das ist natürlich ein großer. Alles andere gehört natürlich auch dazu. Wenn man Mensch ist, dann hofft man und träumt auch. Das aber auch nur, weil ich jetzt mit Sinfonik angefangen habe. Das ist auch das Schöne, ich habe mit Diskomusik und Pop angefangen und mich dann mein ganzes Leben lang entwickelt und verändert. Ich höre heute z.B. im Auto kaum noch Popmusik, ich höre Klassikradio. Die spielen zwar auch immer das gleiche, aber dann höre ich wenigstens nicht diesen ständig nervenden Anmacherton.

 

Damit sind wir am Ende unseres Gesprächs angekommen. Möchtest Du unseren Lesern noch etwas mit auf den Weg geben?
Ich kann ihnen nur wünschen, dass sie an "Deutsche Mugge" dran bleiben, und dass nicht in Vergessenheit gerät, was wir früher gemacht haben. Ich freue mich über jeden, der sich dafür interessiert.

 

Interview: Christian Reder
Bearbeitung: kf, cr
Fotos: Arnold Fritzsch privat, deutsche mugge

 


   
   
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