Bell, Book & Candle

 

Manchmal nimmt man sich einen CD-Sampler zur Hand und fragt sich: "Wer bitte ist für dieses Machwerk verantwortlich?" Da grinst den Autoren dieser Zeilen vor ein paar Tagen der große Schriftzug "One Hit Wonders" von der Vorderseite einer Kopplung an, und schon bei den ersten drei Interpreten faßt er sich besorgt an die Stirn. U.a. findet sich dort auch unser Stargast des Monats Oktober wieder. Munter drauf los wird alles mögliche auf eine Doppel-CD gepackt, ob es nun gerade passt oder nicht...000 20130225 1053420264 Dabei ist "Bell, Book & Candle" alles andere als ein "One Hit Wonder". Zugegeben, ihr "Rescue Me" war nicht nur in Deutschland ein Riesenhit, dessen Höhen andere Singles der Band nicht mehr erreicht haben. Aber im Vergleich zu den berühmtesten "One Hit Wonders", Patrick Hernandes ("Born To Be Alive") und F.R. David ("Words"), lieferte das Trio aus Berlin reichlich Material ab, um eben NICHT als solches zu gelten. Insgesamt sechs Alben hat die Formation, bestehend aus Jana Groß (voc), Andy Birr (dr, git) und Hendrik Röder (bg), bis heute veröffentlicht. Die letzte Scheiblette ist gerade erst erschienen und hat nicht nur in unserer Redaktion für offene Münder und Begeisterung gesorgt. Abgesehen davon erschienen nach "Rescue Me" noch elf weitere Singles, von denen einige in die Top 100 Single Charts einsteigen konnten. "Bell, Book & Candle" feiern dieser Tage das 15. Bandjubiläum. Dazu lädt die Gruppe am 29. Oktober 2009 um 20:00 Uhr ins Kesselhaus in Berlin ein, wo ein Jubiläumskonzert mit interessanten Gästen stattfinden wird. Das, und die oben erwähnten Publikationen, verbieten es eigentlich, von einem "One Hit Wonder" zu sprechen, wenn man über "Bell, Book & Candle" plaudert. Vielmehr kann man über eine 15-jährige Konstanz in der deutschen Musikszene reden, die ein ums andere Mal mit interessanten Veröffentlichungen überraschen konnte. Aber was erwartet man von Zusammenstellungen dieser Art, mit deren Ausarbeitung offensichtlich häufig nur Praktikanten betraut werden? Nicht nur das 15. Jubiläum nahmen wir zum Anlass, die Band zu uns in die Rubrik "STARGAST" einzuladen. Am Rande eines Live-Konzerts der Berliner Gruppe sprach Deutsche Mugge mit der Sängerin Jana Groß ...

 


 

Bell, Book & Candle feiern dieses Jahr 15. Bandjubiläum. Dazu unsere herzlichsten Glückwünsche!
Danke schön!

Wie und wann genau ist die Band entstanden? Wer hatte die Idee dazu und wer zählte zur Gründungsbesetzung?
Wir waren von Anfang an zu dritt. Henne und ich sind auf die Idee gekommen, eine Band zu gründen. Zu Andy hatten wir drei Jahre lang keinen Kontakt, weil wir uns vorher wegen irgendwas zerstritten hatten. Wir haben Andy einfach angerufen und ihn gefragt, ob er nicht Lust hätte, mit uns zusammen Musik zu machen. Er war gleich begeistert. Deshalb sind Andy, Henne und ich die Gründungsmitglieder von „Bell, Book & Candle“ und immer noch dabei.

Der Bandname „Bell, Book & Candle“ hat etwas mit Teufel und Hexen zu tun, stimmt das? Warum? Wie kommt man auf so einen Bandnamen und wessen Idee war das?
Die Idee war nicht von uns. Wir hatten auch eine Menge Ideen, aber die waren zum Teil Schrott… Das kann man gar nicht mehr sagen, es waren ganz furchtbare Namen dabei. Ich habe damals in einer Szene-Bar mit vielen Stammgästen gearbeitet, und die wussten auch, dass ich Musik mache. Irgendwann, als uns nichts einfiel, hab ich in die Runde gefragt, was man als Bandnamen nehmen könnte. Da hat einer der Stammgäste gesagt: „Nennt Euch doch ‚Bell, Book and Candle’. Das ist der Titel von meinem Lieblingsfilm.“ Es gibt tatsächlich einen Hitchcock-Film aus späteren Jahren, der im Original "Bell, Book & Candle" heißt (Deutscher Titel: "Meine Braut ist übersinnlich"), und auch Theaterstücke, die diesen Namen tragen und in denen das aufgeführt wird, was in dem Film zu sehen ist. Ich weiß noch, dass ich direkt aus der Bar meine Kollegen angerufen habe, die zu dem Zeitpunkt im Studio waren. Ich habe sie gefragt: „Was haltet ihr von dem Namen Bell, Book and Candle?“, und beide haben geantwortet: „Das klingt gut.“ Und das war's. Der Name stand fest, aber der Erfolg kommt nicht vom einen auf den anderen Tag. Das dauert schon eine ziemlich lange Zeit und geht nicht so ruckartig. Es hat schon eine Weile gedauert, bis er sich einstellte und unsere erste Single in den Charts hoch geklettert ist. Dazwischen lag - sagen wir mal - über ein halbes Jahr, aber dann hat man es tagtäglich sehen können, wie der Kalender mit neuen Terminen voller wurde.

Nach Bandgründung ging es ja dann relativ schnell bergauf. Wie überraschend kam der Erfolg von „Rescue Me“? Gleich die erste Single landete in Deutschland und anderen Europäischen Ländern so weit oben. Wie hat sich Euer Leben nach diesem Erfolg verändert?
Verändert hat es sich in dem Sinne, dass man plötzlich einen Terminplan hatte. Vorher hatte man eher keinen Plan, und als Musiker und freiberuflich Arbeitender macht man ja immer irgendwas, um zu überleben. Auf einmal ging es plötzlich ganz gesittet weiter und man hatte jeden Tag irgendwelche Aufgaben, die bewältigt werden mussten. Das war eigentlich der einzige Unterschied. Wir haben uns nicht verändert, glaube ich. Auch nicht in unserem Umfeld. Wir haben nach wie vor die gleichen Freunde und dieselben Eltern,. und wir waren ja auch nicht mehr die Jüngsten. Die beiden Jungs hatten auch vorher schon zusammen die Band „Rosalilli“, und deshalb sind sie da auch gut vorbereitet gewesen.
Ein Hit ist immer eine Überraschung. Da ist viel Glück dabei, aber auch viel Arbeit. In dem Moment, wo man für eine Sache arbeitet, schließt man auch nicht aus, dass man erfolgreich sein könnte. Das war eine Mischung aus Glück und harter Arbeit.

Im Fernsehen konnte man Euch ein Jahr später auch mit dem Song „Bliss In My Tears“ hören. Das war 1998, als der Song die Titelmelodie in einem Schimanski-„Tatort“ war...
Ja, das stimmt. Aber das Lied war eigentlich für den Film „Die Schöne und das Biest 2“ gedacht, und darauf ist der Text auch ausgerichtet.

Habt ihr durch die Verwendung Eures Songs in dem Tatort den Schimanski-Darsteller jemals getroffen?
Ja, wir haben Götz George bei der Pressekonferenz zum Schimanski-Tatort in Köln getroffen. Da wurden wir uns vorgestellt, und wir haben eine Menge Fotos miteinander gemacht. Danach sind wir wieder auseinander gegangen. Götz George ist sehr charmant und hat eine komische Aura. Das ist wirklich gruselig! Also neben ihm fühlt man sich ganz ehrfürchtig. Das ist schon ein toller Mann!

Wenn Ihr für andere Künstler Musik schreibt, und diese Songs Hits werden, ärgert man sich dann, dass man das nicht für die eigene Band verwendet und selbst damit einen Hit gelandet hat?
Also das ist bisher noch nicht vorgekommen. Da waren zwar hin und wieder Songs von uns auf Alben verschiedener Künstler drauf, aber eine Single, die erfolgreich ausgekoppelt wurde, das gab es erst jetzt bei „Eisblume“. Deren zweite Single „Leben ist schön“, und jetzt die dritte Single wurden ausgekoppelt. Und ich kann ehrlich gesagt gar nicht sagen, wie und ob das wirklich so erfolgreich läuft, weil deren Zielgruppe etwas jünger ist. Ich krieg dann aber mit, dass die Band in den Medien stattfindet, und dass sie bei „The Dome“ und in vielen anderen Sendungen auftritt. Das bekomme ich schon mit. Es ist nicht so, dass man von einem Verhältnis sprechen kann. Ich find's toll und überhaupt nicht schlimm und denk mir auch nicht: „Das hätten wir mal lieber machen und veröffentlichen sollen.“ Das ist eine ganz andere Sache, und außerdem auch auf Deutsch. Deshalb machen wir das gerne, und ohne uns zu ärgern.

Habt ihr die Songs auf Deutsch gemacht?
Ja, das hab ich auch gemacht. Es bot sich damals an. Wenn man den englischen Text selbst gemacht hat, weiß man glaub ich am besten, wie es eigentlich gemeint war, und deshalb hab ich sie auch gleich auf Deutsch gemacht. Das war aber schon vor drei Jahren. Damals wurde an dem Thema „Eisblume“ gearbeitet und es wurden Songs für die Band gesucht. Es war war meine Idee, unseren Song "Louise" (2005, Album "bigger") auf deutsch zu probieren. Diesen Song hat Ingo Politz für Bell Book & Candle komponiert und wir haben ihn englisch betextet. Dann, also einige Jahre später, tat ich dasselbe für Eisblume noch mal in deutsch. Ich habe den deutschen Text geschrieben, und Ria (die Sängerin von „Eisblume“, Anm. d. Verf.) hat ihn gesungen. Alle waren am Ende damit glücklich. Danach habe ich halt angefangen, auch andere Titel für das Album zu schreiben. Eigentlich waren es noch mehr, aber es kamen am Ende nur fünf meiner Songs auf das "Eisblume"-Album.

Wer ist Ingo?
Ingo Politz. Er ist der Produzent von „Eisblume“, „Silbermond“ und „Bell, Book & Candle“.

Was waren für euch die schönsten, was die weniger schönen Momente in 15 Jahren Bandgeschichte?
Positiv ist natürlich, wenn man spielen kann. Aus dem Grund haben wir ja alle angefangen, Musik zu machen. Ich natürlich später als die Jungs. Ich habe gesehen, dass das bei „Rosalilli“ schon erfolgreich war, und wie dir die Menschen dabei begegnen, also wie Musik verbinden kann. Das kennt man aus dem eigenen Leben ja auch. Dieses Gefühl wollte ich erzeugen, und deshalb ist das auch der positivste Moment den man haben kann, wenn man eine Platte macht und diese dann verkaufen kann. Das ist toll. Und wenn das dann so viele Stückzahlen sind umso mehr. Aber nur bei einer CD hast Du nicht die Leute, die da klatschen und Dir zeigen, dass sie das gut oder auch schlecht finden. Das erfährst Du live. Wie auch immer, Du bekommst durch Musik eine direkte Reaktion vom Publikum, und das ist eigentlich das, was es ausmacht, warum man das macht und wofür man das machen sollte, wenn man Musiker ist.
Negativ sind immer die Sachen, mit denen man sich rumschlagen muss. Halt dieses bürokratische Zeugs, und dass man bestimmte Wege einhalten muss. Ich kann nicht direkt zum Radio hinfahren und sagen: "Guten Tag, spiel mal die CD", weil das letztendlich auch nichts bringt. Ich weiß, dass viele Menschen denken, es wäre so einfach. Aber das ist ein ziemlicher Aufwand, eine Sache, die man selbst produziert hat, auch hörbar zu machen. Das ist halt die Kehrseite, denn es ist unheimlich schwer und es hängt unheimlich viel Arbeit dran. Das wissen wir seit ein paar Jahren sehr genau, denn wir machen das alles selbst. Es ist ganz schön viel Arbeit, die da zu stemmen ist, bevor du irgendwo spielen kannst. Das ist halt der Nachteil.

Mit welchen Künstlern würdet ihr gerne mal ein gemeinsames musikalisches Projekt auf die Beine stellen?
Unser großer Wunsch war immer mit „Metallica“ und Helge Schneider etwas zusammen zu machen. Das können wir uns wirklich gut vorstellen. Helge Schneider haben wir schon mal kennen gelernt. Das ist ein sehr cooler Typ, und der würde das sicher auch machen. Und „Metallica“ würde ich sicher auch dazu überreden können. Man müsste sie nur mal irgendwo treffen.

Ihr habt sogar von Sheryl Crow den Titel „Destiny“ bekommen und interpretiert...
Ja, den haben wir bekommen und bearbeitet. Es ist also keine Coverversion , sondern wir haben ihn bearbeitet und so arrangiert, dass er zu uns passt. Deshalb haben wir ihn dann auch mit auf unser Album „Read My Sign“ genommen.

Also hat Sheryl extra für Euch einen Song gemacht? Sie hat sich also richtig mit euch beschäftigt?
Ja, in Amerika ist das einfach so und normal, dass du da immer jemanden bei der Plattenfirma hast, der dafür sorgt, dass Künstler zusammengebracht werden. Auch, dass man sich da gegenseitig unterstützt. Das kennt man ja aus dem Hip-Hop-Bereich, der eine singt bei dem anderen mit und so weiter. Das ist ein Geben und Nehmen, und wird mittlerweile auch in Deutschland ganz gut praktiziert. Das war bei Sheryl und uns eben damals schon so. Wir haben zwar als Gegenleistung kein Lied für sie geschrieben, aber das kann man ja immer noch machen.

Auf der Bühne ist „Bell, Book & Candle“ kein Trio, sondern Ihr habt feste Live-Musiker dabei. Aus welchen Gründen ist euer Live-Gitarrist Jörg Weißelberg damals gegangen?
Der war außer in unserer Live-Band auch in der Begleitband von Jeanette aktiv, und hat bei ihren Konzerten ausgeholfen. Ich glaube, die haben sich einfach ineinander verliebt und konnten auch so gut miteinander zusammen arbeiten, so dass er bei uns nicht mehr spielen konnte, weil er mit Jeanettes Band so viel zu tun hatte. Das war für uns zwar doof, aber wir haben das auch verstanden. Wir waren nicht sauer auf Jörg, wir mögen uns auch heute noch. Jörg hat sich halt einen anderen Weg gesucht. Das war sehr schade, aber Holger ist auch ein toller Mensch.

Wie seid ihr dann auf Holger Jagsch gekommen? Habt ihr euch an die „Rosalilli“-Zeiten erinnert?
Wir sind im Freundeskreis immer zusammen gewesen. Das war genau wie mit Moritz Schubert. Als wir damals einen Schlagzeuger gesucht haben nachdem Pjotr weg war, haben wir auch überlegt: „Woher können wir jetzt einen Neuen bekommen?“ Da lag das auch nahe. Es ist wichtig, wenn man viel zusammen und unterwegs ist, dass da einer in der Band dabei ist, der nicht rumnervt. Da ist es schon besser, man arbeitet mit einem zusammen, den man kennt und auch einschätzen kann. Deshalb sind wir damals auch auf Moritz als Schlagzeuger gekommen, und im Falle des Gitarristen war „Jagsche“ dann eben gleich an erster Stelle.

Und Tom, Dein und Hennes Sohn, spielt bei Euch live auch mit. Ich habe gelesen, dass er auch eine oder sogar zwei eigene Bands hat. Ist da was dran?
Er hat eine Band, und sein großes Ziel ist es, mit der Band möglichst viel spielen zu können.

Wie heißt seine Band denn?
„Consin“. Die spielen New Rock, das ist vergleichbar mit der Musik von „Linkin’ Park“. Halt purer Rock, auf englisch mit männlichem Gesang… sehr schön!

Stimmt es, dass ihr Kontakt zu Udo Lindenberg habt?
Der Kontakt bestand nur darin, dass er uns die „Goldene Kamera“ überreicht hat. Und das war’s dann auch schon.

Also wird es da wohl eher kein gemeinsames Projekt geben?
Nein, leider nicht.

Kommen wir noch mal auf das eingangs schon erwähnte Jubiläum zurück: Bell, Book & Candle wird 15. Feiert ihr das groß?
Ja, ich hoffe, dass es groß wird. Wir rechnen mit ca. 800 Leuten. Es sollen schon viele Leute kommen, denn dieser Abend wird einmalig sein. Das macht man vielleicht alle fünf Jahre mal – wenn überhaupt!

Werdet Ihr auch Gäste auf der Bühne haben?
Ja! Es werden Marian Gold von „Alphaville“, Tobias Künzel von den „Prinzen“, Peter Freudenthaler von „Foolsgarden“, Jocelyn B. Smith, Maschine und Peter Meyer von den Puhdys und Dirk Michaelis dabei sein. Unsere musikalischen Gäste singen ein Lied von uns und ein Lied von sich selbst. Das machen wir alles gemeinsam. Wir werden auch mit einer Leinwand auf der Bühne arbeiten, dass man mal zeigen kann, wie wir angefangen haben und wie wir damals aussahen. Da werden witzige Fotos zu sehen sein. In den Zeitungen wird immer nur das abgedruckt, was wir frei gegeben haben. An dem Konzertabend werden wir halt ein paar andere Bilder zeigen.

Du wirst gelegentlich schonmal mit Dolores O`Riordan (The Cranberries) verglichen. Stören Dich eigentlich Vergleiche und Aussagen, dass Ähnlichkeiten mit anderen Künstlern vorhanden sind?
Ich weiß nicht, aber wenn jemand sagen würde: „Das klingt wie Heino“, wäre ich schon seltsam berührt. Vergleiche kann ich absolut nachvollziehen. Letztendlich vergleiche ich ja auch den einen oder anderen Künstler mit anderen. In den seltensten Fällen sagt man: „Der Künstler ist einzigartig.“ Es ist schon gut, wenn man eine Assoziation hat, und es kann auch eine negative sein, denn es gibt schließlich auch Künstler, wo man sagt: „Der klingt wie der und der, aber den mag ich nicht.“ Das ist in Ordnung, und ich will auch nicht, dass mich alle gern haben.

Dabei ist Deine Stimme schon einzigartig! Du hast doch bestimmt Gesangsunterricht und einen Super-Lehrer gehabt, oder wurde Dir diese Stimme schon mit in die Wiege gelegt?
Man hat vielleicht ein Talent, und das muss man fördern. Ob man nun Hochspringer wird oder etwas anderes Kreatives macht: Talente muss man fördern. Das Talent zum Gesang muss man schon haben, oder sagen wir mal die Anlagen zum Gesang. Was man daraus macht, ist jedem selbst überlassen. Ich habe immer gerne gesungen und dachte mir, dass ich das auch öffentlich machen könnte. Und ich wollte vor allen Dingen meine eigenen Sachen machen, weil ich immer fand, dass bei vielen Liedern irgendwas fehlt. Mit 25 , bevor man so langsam blöde wird und nur noch an allem rummeckert, rumkritisiert und sagt: „Das kann ich besser“, habe ich einfach angefangen, selber Musik zu schreiben. Dann singt man seine Songs und es funktioniert oder auch nicht. Bei mir hat es halt funktioniert. Ich habe keine besondere Ausbildung gemacht. Ich hatte natürlich in den letzten Jahren einen Gesangslehrer, aber dort lernte ich mehr oder weniger die Atemtechnik. Ansonsten sollte man den Rest, glaube ich, schon selbst mitbringen.

Also hast Du Dir erst viel später einen Gesangslehrer genommen, habe ich das richtig verstanden?
Ich hab leider am Anfang einfach selber so drauf los gesungen, und es waren früher bestimmt einige Konzerte dabei, wo die Leute etwas befremdet waren, weil es vielleicht etwas komisch klang. Aber mittlerweile kann man das ja alles trainieren. Ich würde gerne Opern singen können. Das finde ich schon sehr, sehr toll. Das ist eine Stufe, die werde ich in meinem Alter nicht mehr hinkriegen. Aber ich bewundere das sehr.

Das hätte ein Traum sein können, aber dieses Ziel strebst du nicht mehr an, oder?
Nein. Der Zug ist auf jeden Fall abgefahren. Aber ich höre mir gerne Opern an und geh auch in die Oper. Ich denke mir dann immer: „Wie geht das denn? Wie kann man aus dem Hals so einen Ton rauskriegen?“. Das geht ja alles über die Atmung.

Wie entspannst Du Dich abseits der Musik?
Ich mach so kulturelles Zeug. Ich nehme alles auf und in Berlin hat man ja viele, viele Möglichkeiten. Ansonsten mach ich alles Mögliche, z.B. vor’m Fernseher sitzen, mit einem Boot rumfahren… Ich entspanne mich, wie andere normale Menschen auch.

Hast Du vor Deiner musikalischen Karriere einen bürgerlichen Beruf gelernt?
Ja. Ich hab den Beruf der Verkäuferin gelernt. Ich habe Abitur gemacht und wollte danach eigentlich studieren. Aber das war halt '89, und ich war eben zu schlecht. Mit einer „Zwei“ im Abitur konntest du nicht studieren, und deshalb habe ich das dann auch sein lassen. Ich hätte nach der Lehre Handel oder BWL, wie das jetzt heißt, studieren können, aber das war mir auch zu langweilig. Es war eine Entscheidung des Schicksals, dass ich nicht studieren konnte, und dafür dann Sängerin wurde. Ich bin froh drüber.

Welche Nebenprojekte haben die Musiker von „Bell, Book & Candle“ noch?
Andy hat z.B. bis vor Kurzem noch bei SIX gespielt...

Springt er da nicht nur im Notfall ein?
Ja gut, die haben noch einen anderen Schlagzeuger, Henning. Wenn er und Matze mal ausfallen, dann springt Andy ein. Außerdem macht er natürlich auch bei den Puhdys mit. Das ist so gewollt, dass Teile des Nachwuchses, also einige der Kinder von den Puhdys-Musikern, mit auf der Bühne sind. Deshalb macht Andy das auch gerne, das ist ja klar.

Ich habe gelesen, dass er auch mal bei anderen, wie z.B. Nina Hagen und “Lucilectric“, mitgewirkt hat. Stimmt das?
Ja, stimmt! Bei Nina Hagen hat er eine Platte mit eingespielt. Bei “Lucilectric“ hat er, ich glaube, über zwei oder drei Jahre mitgewirkt. Er war mit auf Tour, hat Platten mit eingespielt usw. Aber eben als Schlagzeuger.

Euer aktuelles Album ist ja von „Deutsche Mugge“ rezensiert worden. Hast Du die Plattenbesprechung schon gelesen?
Ja! Die ist so schön geschrieben.

Wie entstehen Eure Alben? Habt ihr ein eigenes Studio in dem Ihr z.B. das Aktuelle bearbeitet habt?
Nein. Wir waren bei Martin Schreier im Stern-Meißen Studio. Thomas Gutscher, der auch das neue „PUR“-Album gemacht hat und deshalb immer nur ganz kurz konnte, hat unser Album gemacht. Das entstand innerhalb von nur „drei Tagen unter Druck“. Darum heißt das aktuelle Album auch „Three Days Under Pressure“, weil wir irgendwie nicht richtig zusammen kamen und es am Schluss wirklich in drei Tagen einspielen mussten. Das ist echt wenig für ein Album mit 13 Titeln.

Habt Ihr denn ein eigenes Studio oder einen eigenen Proberaum?
Wir haben einen Probenraum bei uns in Rahnsdorf. Da proben wir ca. alle zwei Wochen. Es ist jetzt nicht so, dass man da jeden Tag reingeht und etwas macht. Die Hauptarbeit ist mehr oder weniger die Arbeit für die eigene Plattenfirma, was man halt so zu tun hat, z.B. die ganzen Leute bemustern, Sender anzurufen, Redaktionen anzurufen, Kontaktpflege, Bekanntmachungen. Das wissen eigentlich die wenigsten Menschen, welche Aufgaben man bei so einem Label hat.

Hab ich noch etwas Wichtiges vergessen? Vielleicht willst du den Fans abschließend noch etwas sagen?
Eigentlich wurde alles gesagt. Jeder soll sich treu bleiben, so wie wir auch.

Interview: Petra Heinzel
Vorwort: Christian Reder
Bearbeitung: cr
Fotos: Pressefoto Bell, Book & Candle





   
   
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