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Marcus Gabler

 

von der Gruppe

 

OKAY!

 
 
Sobald Kermit der Frosch, bekannt aus der Sesamstraße, die Worte "Also, das allerschönste, was Füße tun können, ist tanzen..." von sich gegeben hat, ist auch dem letzten Fan von Disco- und Pop-Musik aus den 80er Jahren klar: "Jetzt kommt die Gruppe OKAY!". Mit dem Megahit "O.K.", in dem der kleine grüne Frosch seinen ganz speziellen Auftritt hat, hatte die Band um Marcus Gabler 1987 einen Song erschaffen, der auch heute, 21 Jahre später, vielen Leuten ein Begriff ist. Die Gruppe OKAY sind Marcus Gabler (voc., key.), Christian Berg (voc., key.), Robin Otis (b., voc.) und Nikki (dr., voc.), und wurde 1985 von dem damals 16-jährigen Sänger Marcus Gabler gemeinsam mit dem Keyboarder Christian Berg unter dem Namen Couleur Trois gegründet. Unter diesem Namen firmierte Gabler & Co zwei Jahre lang. Im Jahre 1987 wurde die Band zunächst für ein einziges Lied, nämlich der eingangs schon erwähnten Single "O.K.", in "Okay" umbenannt. Durch den Erfolg der Platte blieb es dann bis heute bei dem einprägsamen Bandnamen. Der Titel erschien erstmal nur auf einer Zusammenstellung der Plattenfirma WESTSIDE mit dem Namen "Best Beats From Westside 2". Schon nach kurzer Zeit war klar, dass dieser Titel ein Hit würde. Im Frühsommer 1988 erreichte die Single Platz 2 der Charts. Sie war fünf Wochen lang auf Platz 2., neun Wochen in den Top 10, und 22 Wochen in den Top 100. Die Band erhielt eine goldene Schallplatte für über 250.000 verkaufte Singles in Deutschland, sowie eine weitere goldene Schallplatte für über 25.000 verkaufte Einheiten in Österreich. Mit "E.D.U.C.A.T.I.O.N" und "Wild Wild Western" wurden noch zwei weitere Singles veröffentlicht, ehe dann im Jahre 1989 auch das dazu passende Album "Bang!" erschien. Zwei weitere Single-Veröffentlichungen ("1,2,3,4... une grande affair" und "World Of Illusion") konnten an die Erfolge der ersten Songs nicht anknüpfen. Anfang der 90er zog sich die Band zurück. Nach fast 20 Jahren hat OKAY am 28. Juni 2008 ihr Comeback auf der Bühne. Beim Festival "Kult der 80er" spielen die Musiker um Marcus Gabler in Freital in der Nähe von Dresden. Ist das eine einmalige Sache, oder wird daraus mehr? Wo waren die Jungs in den letzten 18 Jahren? Diese und andere Fragen hat Christian dem Sänger und Komponisten der Band, Marcus Gabler, gestellt...
 

 

Hallo Marcus, die Spatzen pfeifen es bereits von den Dächern: OKAY gibt ein Comeback live auf der Bühne?
Ja, sehr überraschend hat sich vor ein paar Monaten Radio Dresden bei uns gemeldet. Die haben mich wohl gesucht und über meine Firma im Internet gefunden, und meinten: „Wir machen da ein Konzert, das den Namen 'KULT DER 80er' trägt und bei dem verschiedene 80er Bands auftreten sollen“. Sie fragten mich, ob wir nicht Lust hätten, dabei zu sein, und da habe ich nicht lange überlegt. Ich habe die Jungs von OKAY gefragt, und alle waren sofort spontan dabei. Also haben wir am 28. Juni unser erstes Konzert nach 20 Jahren.


War es schwierig die anderen Jungs wieder einzufangen und von der Sache zu überzeugen?

Nein, das war überhaupt kein Thema. Ich meine, das kennen wir ja alles noch von früher. Das macht Spaß. Das wichtigste war, dass alle auch verfügbar sind. Keiner wohnt jetzt im Ausland oder so… Die wohnen alle hier noch in der Gegend um Frankfurt. Das war überhaupt kein Thema, ob wir das machen.

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Ich nehme an, Ihr seid jetzt regelmäßig im Proberaum und feilt an Eurem Auftritt, oder springt Ihr ohne Checkup ins kalte Wasser?

Weder noch! Es ist jetzt also nicht so, dass wir täglich proben. Es ist aber auch nicht so, dass wir sagen: „Ok, fahren wir da mal hin, das wird schon.“ Das wird im Juni ja auch kein richtiger Live-Auftritt im eigentlichen Sinne. Es wird halb-playback sein, d.h. die Musik wird von der CD kommen und wir singen live. Wobei wir uns aber schon noch ein paar Sachen ausgedacht haben, um die ganze Sache noch etwas interessanter zu gestalten. Da gibt’s noch eine kleine Überraschung. 


Aber die wirst Du uns jetzt wahrscheinlich noch nicht verraten wollen, oder?

(lacht) Nee, muss nicht sein...


Ist dieser Auftritt in Freital der Startschuss zu einem richtigen Comeback mit neuen Songs und einem Album oder wird es sich nur um eine einmalige Live-Geschichte handeln?

Sagen wir es mal so: Das werden am Ende die Fans entscheiden! Wir produzieren gerade einen Remix von „O.K.“ sowie einen ganz neuen Song. Auch „E.D.U.C.A.T.I.O.N“ wird zumindest noch etwas aufgepeppt. Das heißt, dass es schon neues Material gibt, was dann auch auf unserer Website zum Download bereitstehen wird. Aber es hängt natürlich von der Reaktion der Leute ab. Wenn wir merken: „Hoppla, 20 Jahre später will keiner mehr was von OKAY wissen“ und der neue Song interessiert auch niemanden, dann brauchen wir da nicht mehr groß weiter zu machen. Wenn wir aber positives Feedback bekommen und merken, die Leute laden sich den neuen Titel in großen Mengen von der Website runter und er wird vom Radio angefragt, dann kann man in die Sache auch etwas mehr Energie stecken. Aber das merkt man dann erst. Vielleicht wird dann ja auch unsere alte Plattenfirma oder jemand anderes auf uns aufmerksam… Keine Ahnung! Wir tun jedenfalls das, was wir können, nämlich dort auch einen ganz neuen Song vorstellen. Seit fast 20 Jahren der erste neue Song...


Wie heißt der?

Der wird... ääähm... einen Namen haben. Ja, genau (lacht)


Aha, auch das wird noch nicht verraten?

(lacht) Nö, warum soll ich das beste jetzt schon verraten?


Schon klar... Fangen wir mal ganz von vorne an. Du hattest vor OKAY schon erste Schritte in der Musikszene unternommen. Bitte erzähl uns doch etwas über Deinen Werdegang und die Band COULEUR TROIS... Wie ist sie entstanden?

Es war so um 1980, wo zwei Sachen zusammen gekommen sind. Die erste war, dass ich mir damals meine erste Schallplatte von Depeche Mode gekauft habe. Die zweite Sache war, dass mein Musiklehrer damals in der siebten Klasse einen Synthesizer mit in den Unterricht gebracht hat. Da war mir sofort klar, dass ich so ein Teil auch haben musste. Ich wollte mit Sounds rumbasteln, ich wollte so klingen wie Depeche Mode und Kraftwerk. Dann hat es nicht mehr lange gedauert und ich habe mir den ersten Synthesizer gekauft. Ich war dann in einem Proberaum in Frankfurt, auch mit anderen Bands zusammen. Über diese Bands habe ich dann den Christian kennen gelernt, der auch Keyboard gespielt und gesungen hat. Mit dem habe ich dann COULEUR TROIS gegründet.


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Mit dieser Band hattest Du schon früher einige Erfolge und auch Plattenveröffentlichungen. Wie seid Ihr damals zu Eurem Plattenvertrag mit Westside gekommen? Haben die Euch entdeckt, oder habt Ihr Eure Demos dahin geschickt?
Auch, ja... Natürlich ging es ohne Demo nicht. Ich war damals 15 und hatte noch keinen Führerschein. Also bin ich öfters mit dem Zug nach Frankfurt gefahren. Während ich auf meine Zugverbindung gewartet habe, bin ich oft in einen Plattenladen in der B-Ebene des Frankfurter Hauptbahnhofs gegangen. In diesem Laden hat damals der Talla XLC gearbeitet, der der Hauptkünstler bei dem Westside Label war. Dementsprechend hatte er ganz viele Platten von seinem Label dekoriert gehabt, und ich hab mir das angesehen. Ich hab mir die Rückseite einer Platte angeschaut und entdeckt: „Hoppla, eine Plattenfirma in Rodgau? Direkt bei mir nebenan?“… Ich stand dann da in seinem Laden mit einem Synthesizer-Prospekt in der Hand und die Platten besichtigend, und er sprach mich von sich aus an. Wir haben so geredet: „Sag mal, machst Du Musik?“... ich so: „Ja“... und er dann wieder: „Ja, geh doch mal zu Westside“. Und so war das dann auch. Ich bin zu denen hin, und die haben uns sofort unter Vertrag genommen. Von Erfolgen, wie Du es gerade genannt hast, konnte man aber noch nicht reden, denn unsere erste Single hatte sich offiziell nur 900 Mal verkauft.


Na, aber immerhin. Neue Band, kleines Label... keine schlechte Zahl...

Naja, aber für damalige Verhältnisse war das ein absoluter Flop. Das muss man schon so zugeben. Das hatte dann auch dazu geführt, dass das Label erstmal keine Lust mehr hatte, mehr von uns rauszubringen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich denen auch schon die Version von „O.K.“ vorgespielt, denn das war unser Intro bei COULEUR TROIS-Konzerten. Das lief da sozusagen vom Band als wir die Bühne betreten haben. Die meinten dann zwar: „Ja, das ist ja ganz witzig mit Kermit dem Frosch, aber das kann man doch nicht veröffentlichen.“ Das ist das Original-Zitat von damals. Wir haben dann verschiedenen DJ’s, z.B. dem Talla, dem Andy Düx und anderen Leuten gesteckt, sie sollten Westside mal sagen: „Hier, die Nummer ist ein Hit!“ Das haben die dann tatsächlich auch gemacht und Westside meinte dann zu uns: „Kommt doch noch mal vorbei und spielt das doch noch mal vor. Vielleicht können wir es doch machen.“ So kam es, dass wir „O.K.“ doch noch aufgenommen, und veröffentlicht haben.


Das war der Anfang vom richtig großen Erfolg. Allerdings unter einem anderen Bandnamen, nämlich OKAY. Wieso wurde der Bandname geändert und welche Idee steckte dahinter?

Ich fand damals, dass „O.K.“ nicht zu COULEUR TROIS gepasst hat. Auch meine Musik hatte sich in der Zwischenzeit schon wieder etwas verändert... weniger Plastik-Pop, mehr reiferer Pop. Dieser Titel war irgendwie peppiger und poppiger, und die Songs von COULEUR TROIS gingen mehr in die Richtung, die Depeche Mode in den frühen Jahren gemacht haben. Dann das Französische im Bandnamen, das hat auch nicht zu diesem Song gepasst. Zu diesem Zeitpunkt war es auch noch völlig unklar, ob es noch weitere Songs nach „O.K.“ geben würde. Und zu diesem Song war dann OKAY der beste Name, auch international in jeder Sprache verständlich.

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Wie seid Ihr überhaupt auf die Idee gekommen, einen Synthiepop-Song zusammen zu schrauben, und den mit Samples aus der Sesamstraße, der Tagesschau und anderen bekannten TV-Sendungen zu garnieren?

Es war in den 80ern ja schon „in“, dass man solche Samples benutzt hat. Denken wir mal an Paul Hardcastle’s „19“ oder an Frankie Goes To Hollywood und Propaganda. Das Neue bei uns und für uns war, deutsche Sachen für unseren Song zu nehmen. Für mich war ganz klar, dass ich die Sachen nicht selber einsprechen wollte, wie Frankie Goes To Hollywood das gemacht haben, sondern ich wollte originale Auszüge im Song haben. Die habe ich dann angefangen, überall - in der U-Bahn, im Kaufhaus usw. - zu sammeln. Im Kaufhaus wurde ich deswegen sogar mal von den dortigen Detektiven verhaftet. Die haben mich erst wieder freigelassen nachdem klar war, dass ich da nicht irgendwas ausspionieren wollte, sondern dass das ganz harmlos war, was ich gemacht habe. Ich musste damals noch eine schriftliche Genehmigung vom Kaufhaus einholen usw. Ich hatte dann die Samples zusammen, die ich brauchte. Es kommt ja auch immer auf den Klang an. Es muss irgendwie cool klingen, und das tut es ja auch, wenn es vom Lautsprecher kommt. Dann hat es so eine bestimmte Atmosphäre und passte dann auch gut. Und so haben wir das damals gemacht.


Welche Technik habt Ihr damals verwendet, um Eure Songs zusammen zu basteln?

(lacht) Im Prinzip gar keine! Das wurde alles erstmal auf Kassette aufgenommen. Von der Kassette haben wir es dann im Studio auf ein Tonband überspielt und dann an der Stelle, wo es im Song auftauchen sollte, das Tonband gestartet. Samples mit Digitaltechnologie gab es damals noch gar nicht.


Dann gab es fast zeitgleich noch einen ähnlichen Song wie Euren. Dieses Projekt nannte sich dann „K.O.“ statt „O.K.“ und hat Zitate aus dem Werbefernsehen in seinem Song verbraten. Hattet Ihr da etwas mit zu tun, bzw. kanntet Ihr die Nummer überhaupt?

Ich kenne diese ganzen Machwerke schon... Da gab es ja noch einiges mehr, z.B. „Du sollst nicht samplen“. Dieses besagte „K.O.“ war insofern noch mehr ein Plagiat, weil die auch unser Plattencover nachgeahmt haben, also statt der „2“ hatten die eine „6“ auf dem Cover, und statt der roten Coverfarbe hatten die Gelb. Das Pikante an der Sache war, dass hinter diesem Projekt ein Mitarbeiter unserer damaligen Vertriebsfirma gesteckt hat. Der wurde daraufhin gefeuert. Das geht natürlich nicht, dass der aus dem eigenen Hause ein Konkurrenzprodukt veröffentlicht, auch wenn es natürlich grottenschlecht war – das kann man sich ja kaum anhören. Wir haben darüber auch nur gelacht, aber seine Firma nicht, die ihn deswegen tatsächlich gefeuert hat, weil er der eigenen Firma Konkurrenz gemacht hat.


Du hast es gerade erwähnt: Auf dem Plattencover der Single ist eine „2“ aufgedruckt. Was bedeutet die?

Zu der Zeit war es noch nicht so üblich, dass es Labelcover gab. Jede Platte, die veröffentlicht wurde, hatte ein eigenes Bildcover. Heute ist es üblich, dass DJ- bzw. Dance-Schallplatten ein weißes Lochcover haben, und der Titel des Songs nur auf dem Plattenlabel gedruckt ist, was man durch das Loch im Cover sehen kann. Das war damals – zumindest in Deutschland – noch völlig unüblich. Westside hatten damals ein zweites Label gegründet, das hieß „Seven Eleven“, auf dem wir rausgekommen sind. Die hatten keine Lochcover, aber auch keine richtigen Design- bzw. Bildcover gehabt. Die haben einfach jeder Veröffentlichung eine Nummer zugeordnet, und wir waren die Nummer 2 auf dem Label. Jede Platte hatte dann einfach eine andere Farbe und Nummer auf dem Cover. Das war günstiger in der Produktion und gleichzeitig der Beginn von Dance-Schallplatten. Auf diesem Label sind auch eher Disco- und Dance-Sachen veröffentlicht worden. Später wurde das absolut normal und war üblich, dass Platten mit ganz billigen Covers rausgekommen sind. Man hat damals gar nicht erwartet, dass das ein Hit wird, und so wurde beim Artwork gespart. So gesehen waren Westside damals sehr innovativ und dem Trend sehr weit voraus.

006 20121203 1537931878Ihr habt also gar nicht damit gerechnte, dass der Titel so abgehen würde, wie er das letztlich getan hat?
Nein, wie gesagt... die Plattenfirma Westside wollte das ursprünglich ja auch gar nicht rausbringen. Nur mit ein bisschen tricksen und gut zureden haben sie es dann überhaupt gemacht. Aber das war ja schon immer so, dass die Plattenfirmen überhaupt keine Ahnung von Musik und von dem was „in“ ist haben.


Ihr hattet damals auch Kontakt zu Camouflage, richtig? Wie kam der Kontakt zustande und was lief da zwischen OKAY und CAMOUFLAGE?

Das war noch ganz zu Anfang, zur COULEUR TROIS-Zeit. Da gab es bei HR3 eine Sendung, die hieß „Sounds of Synthesizer“, und die wurde immer sonntags um 22:00 Uhr ausgestrahlt. Eigentlich lief da immer so abgefahrenes Gedudel,... so blubbernde Synthiemusik, mehr aus der New Age- und Esotherik-Richtung. Es gab da aber mal eine Sendung, die hieß „Neue Leute braucht das Land“, und da wurden Demos von Künstlern vorgespielt, die noch keinen Plattenvertrag hatten. Da wurde eines meiner Stücke, nämlich „Raid Over Moscow“, das auch später auf der LP „Bang!“ erschienen ist, und eben auch ein Stück von Camouflage gespielt. Daraufhin habe ich einfach den Moderator von „Sound Of Synthesizer“ angerufen und habe gefragt, ob es möglich wäre, einen Kontakt zu der Band herzustellen. Er gab mir die Adresse und ich hab sie angeschrieben. Die Band hat mir dann ein Demo-Tape zugeschickt, welches ich meiner Plattenfirma weitergegeben habe. Die haben die eingeladen und gleich unter Vertrag genommen. Ich hatte damals schon viele Kontakte zu anderen Bands und habe deren Demos gehört, aber das Demo-Band von Camouflage war wirklich um Klassen besser. Da hab ich selber gesagt: „Hey, die Songs und die Produktion sind gut, das muss einfach rausgebracht werden!“. Dass das dann aber so bekannt würde, konnte damals keiner ahnen.


Es gab zwei erfolgreiche Titel, die Ihr als Single bei Westside/SPV veröffentlicht habt, dann kam die CBS... Was waren die Gründe für den Labelwechsel? Es lief doch auch so ganz gut...

Naja, vielleicht lief es gut. Man kann aber auch sagen, dass wir einfach nur Glück hatten. Der Song „O.K.“ war sehr auffällig, und mit so einem Titel hat man es da schon irgendwie leichter. Aber wir wollten ja auch internationalen Erfolg haben, wollten das ganze professioneller und größer machen. Da ist man natürlich mit einer Firma wie der CBS, heute SonyBMG, besser bedient. Sie ermöglichten uns dann ja auch eine Albumproduktion in London, die uns Westside nicht hätte finanzieren können.


Du hast es gerade gesagt: Bei der CBS erschien 1989 das Album „Bang!“. Bitte erzähl uns etwas über die Entstehung des Albums.

Wir sind zur CBS gewechselt und es war klar, dass wir ein Album aufnehmen würden. Wir haben verschiedene Produzenten getroffen. Wir wollten dann einen internationalen Sound haben, und dachten damals, dass man sich deshalb auch von einem Engländer produzieren lassen müsste. Wir haben das Album letztlich in London aufgenommen, was auch über 2 Monate gedauert hat, bis es fertig war. Das hat eigentlich viel zu lange gedauert, wir hätten es auch viel schneller fertig haben können, aber wir waren jung… ich war vielleicht 19 oder 20 Jahre alt. Man hat dann noch nicht die Erfahrung, man verzettelt sich, man bastelt rum und will alles perfekt machen. Das Album ist dann am Ende auch sehr gut gelungen. Umso mehr schade ist es, dass es so wenige Leute kennen. Es kam dummerweise nach den ganzen Single-Hits in die Läden, denn bei uns kamen zuerst die Single-Hits und erst danach wurde das Album veröffentlicht. Es hätte parallel passieren müssen. Vielleicht war auch deshalb das Album nicht mehr so ein großer Erfolg wie die vorweg veröffentlichten Singles. Das ist wirklich schade. Aber wir wollen das Album jetzt auch selbst als Wiederveröffentlichung, als Download und evtl. auch auf CD, noch mal rausbringen, denn die Songs sind super. Ich bin ja nicht hauptberuflich Musiker, sondern habe einen Versandhandel für gebrauchte Schallplatten und CDs. Und da merke ich das auch, dass das Album nach wie vor begehrt ist, denn über meinen Versandhandel haben wir unsere eigenen Okay-CDs gebraucht teilweise schon für über 150,- DM verkauft. Es ist inzwischen wirklich eine gesuchte Rarität.


Eilp 20121203 1141010490n knappes Jahr später erschien die Single „1,2,3,4… une grande affaire“, wieder bei der CBS. Als Verstärkung hattet Ihr Valerie Vannobel dabei. Wer war die Dame und wie seid Ihr auf sie gekommen?

Valerie haben wir bei einem Disco-Auftritt in Frankreich kennen gelernt. Um es kurz zu machen: Der Andy und Valerie haben sich ineinander verliebt und haben sich dadurch öfters gesehen. Am Anfang etwas weniger, dann hatte man ein paar Monate später den nächsten Auftritt, wo sie dann wieder da war. Daraus ist dann später mehr geworden, die beiden wurden ein Paar. Die beiden sind übrigens auch heute noch zusammen. Valerie konnte gut singen, das hatte einen gewissen Charme, und so ist das zustande gekommen.


Was wurde nach OKAY aus ihr? Hat sie noch weiter Musik gemacht?

Nein, sie ist keine Sängerin oder Produzentin im eigentlichen Sinne. Sie hat danach nichts mehr in der Richtung gemacht.


Danach erschien die Single „World Of Illusion“. War das die letzte Veröffentlichung von OKAY, oder fehlt mir was in der Diskographie?

Nein, das war tatsächlich unsere letzte Veröffentlichung.


Warum ist kein weiterer Song, geschweige denn ein weiteres Album veröffentlicht worden?

Das muss man ganz einfach so sehen, dass ich zu einem früheren Zeitpunkt schon ganz andere Ideen über die Musik, die ich machen wollte, hatte. Ich hatte damals – Anfang der 90er – schon eine andere Band, die hieß THE SUBSTITUTES, und wir haben Musik im 60er Sound gemacht. Wir haben nach Beatles, Kinks oder The Who geklungen, hatten sowohl eigene Stücke als auch Coverversionen im Programm. Wir waren mit der Band auch relativ erfolgreich, immerhin waren wir in der Endausscheidung bei „Hessen goes Rock“ im Fernsehen, und das nur mit einem Demo und ohne dass wir jahrelang damit schon getourt wären. Allerdings war die Musik kommerziell nicht so interessant, von daher war es auch schwierig Musiker zu finden, zu schwierig, eine Band zusammen zu stellen und Aufnahmen zu machen. Und dann ging’s halt auch los mit dem Berufsleben, mit meiner Firma. Da hatte man auch einfach nicht mehr die Zeit, und es kamen auch noch persönliche Probleme hinzu. Ich war damals noch sehr jung, man könnte sagen, unreif! Man muss erst an sich selbst arbeiten, und ich kann sagen, dass das fast auch bis heute gedauert hat. Ich würde aus heutiger Sicht sagen, dass meine Karriere ganz anders verlaufen wäre, wenn ich damals schon so selbstbewusst und erfahren gewesen wäre, wie heute. Die Leute von der Plattenfirma, die Produzenten, die Bandmitglieder… wer auch immer… ich hätte mich dann sicher viel besser durchsetzen können und wäre viel mehr am Ball geblieben. Damals war es, als ob man auf einem Karussell gesessen hätte… die ganze Karriere ist wie eine Eisenbahn an einem vorbeigerauscht. Ich konnte das gar nicht so bewusst und selbstbewusst in die Hand nehmen und erleben. Ich war dafür damals einfach viel zu jung.

comic 20121203 1916326120Also war der Grund für das Ende der Gruppe OKAY, dass Du zu unreif warst?
Jein, denn es war ja nicht das Ende meines Musikschaffens. Ich habe danach weiter Demos aufgenommen, hatte mein eigenes Studio. Aber es waren dann andere Sachen im Leben einfach wichtiger für mich: die Firma und das Privatleben... wie es dann einfach so läuft.


Was haben Deine Bandkollegen nach OKAY gemacht?

Der Einzige, der wirklich noch Erfolge hatte, war der Robin. Er hatte mit dem Projekt „Starwash“ und der Single „Discofans“ noch einen Top 10-Hit. Außerdem hatte er mit „Spacefrog“ noch einen Techno-Knaller. Bei ihm kamen schon noch einige Sachen nach. Er hat auch sein eigenes Label „Energized Records“ gegründet. Der Nikki hatte ein Schlagerprojekt angefangen und kleinere Sachen gemacht. Aber das war nicht in den Charts. Und der Christian hat eine Familie gegründet und hat mittlererweile drei Kinder (lacht).


Die OKAY-lose Zeit von 18 Jahren ist ja keine kurze... Hattest Du über die Jahre eigentlich ständig Kontakt mit den anderen Jungs?

Wenig! Ganz wenig... Den Robin hab ich schon öfters gesehen, denn wir sind verwandt. Den Nikki habe ich vor 6 oder 7 Jahren einmal wieder getroffen. Christian hat mich dann vor ein paar Jahren mal zu sich eingeladen. Ich weiß nicht mehr genau, ob es sein Geburtstag oder die Hochzeit war. Wie gesagt, habe ich mich persönlich weiter entwickelt. Ich habe dann irgendwann erkannt: „Hey, Du musst die Kontakte zu Deinen Freunden pflegen!“ Ich war dafür vorher einfach noch nicht reif genug. Der Kontakt war also nicht regelmäßig, und das ist auch alles schon eine Weile her. Und jetzt vor ein paar Wochen haben wir uns alle zusammen, zu viert, nach wirklich 18 Jahren wieder getroffen.


Rückblickend auf die Zeit: Was sind für Dich die schönsten Erinnerungen, was die weniger schönen?

Hmm... schöne Erinnerung?! Ich habe jetzt gar nicht mal eine spezielle. Es sind sicherlich die Konzerte, wenn man vor ein paar tausend Leuten steht, live singt und die Leute klatschen. Das ist natürlich der Wahnsinn! Die größte Sache war in Lille in Frankreich, wo wir vor 20000 Leuten gespielt, und sogar a capella gesungen haben. Das war der Hammer… Es gab aber auch den umgekehrten Fall, dass wir im Musikzirkus „Blue Moon“ in Oberhausen, in den über 4000 Leute reingepasst haben, vor ca. 30 oder 40 Leuten spielen mussten. Dabei hatten wir über’s Radio sogar noch 100 Freikarten verlost. Das war natürlich ein bisschen traurig. Das haben wir aber immer mit Humor genommen und fanden das immer super witzig. Interessant waren auch die Radio-Interviews. Die ganzen Termine, man kam sich unheimlich wichtig vor (lacht). Es gab ja sogar mal Fangekreisch, wo die Fans in Massen hinter uns hergelaufen sind. Autogrammstunden, wo sich die Leute im WOM fast umgetrampelt haben. Das war alles super. Das einzige was ich schade fand war, dass ich das alles nicht so bewusst erlebt habe und erleben konnte. Dass es so wie im Traum an einem vorbei gezogen ist. Das ist jetzt auch das tolle an dem Auftritt im Juni in Freital. Wir können quasi mit dem Kopf, den wir heute haben, noch mal wirklich das erleben, was früher wie im Rausch an uns vorbei gezogen ist. Ich hoffe, dass die Fans auch wie damals wieder ausrasten werden, Tausende von Leuten da sein werden und eine super Stimmung ist.


Marcus, wir wünschen Dir und Deinen Kollegen von OKAY alles erdenklich Gute bei Eurem Comeback in Freital. Ich danke Dir für dieses Gespräch. Möchtest Du den Lesern noch etwas sagen?

Ich finde es einfach super, dass sich nach so vielen Jahren noch jemand für uns interessiert. Ich möchte einfach nur sagen: Hört Euch die Musik an, weil ich glaube, dass wir schon ein paar gute Stücke haben, die es gerade heutzutage wert sind, einfach bekannter zu werden.

 

Interview: Christian Reder
Bearbeitung: kf, cr
Fotos: Uwe Schmeer (www.thesecondfuture.net), Pressematerial Band + Plattenfirma (CBS), Gabler  privat
 
 
 

   
   
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