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Interview vom 12. Juli 2021



Es gehört nicht nur eine ganze Menge Mut dazu, einen festen Job an den Nagel zu hängen und als Freiberuflerin ins Liedermacher-Fach zu wechseln. Eine gehörige Portion Zuversicht und den festen Glauben daran, dass das eigene Talent und die Geschichten, die man in Liedern verpackt seinem Publikum anzubieten hat, von den Menschen da draußen auch in ausreichender Zahl entdeckt und angenommen werden, gehören auch dazu. In einem Land, in dem der Party-Schlager Millionen mobilisieren und gar nicht peinlich genug sein kann, echtes handwerkliches Können oder gar Anspruch dagegen die gleiche Anzahl von Menschen verschreckt und verscheucht, kein einfach umzusetzender Plan. Davor hat sich die Leipzigerin Paula Linke aber nicht gescheut. Ein "just for fun" aufgenommenes Album vor ein paar Jahren ließ die junge Liedermacherin erkennen, dass da draußen sehrwohl ganz viele Menschen Lust auf ihre Lieder haben und sich mehr von ihr gewünscht wird. Ihr Dich sofort gefangen nehmender Charme und das nette Wesen waren zusätzliche Zutaten für ihren Erfolg bei den Leuten. Konzerte und Rückmeldungen von Menschen, die sie gehört und gesehen haben, ließen den Plan, nur noch Musikerin sein zu wollen, Tatsache werden. Nach ihrem zweiten Album im letzten Jahr steht nun schon das dritte Werk in den Startlöchern. Es wurde nun echt Zeit, bei ihr mal nachzufragen, wie das alle kam und was da alles noch kommen soll ...




Liebe Paula, ich möchte noch gratulieren. Du bist in diesem Jahr Preisträgerin der "Hoyschrecke", also herzlichen Glückwunsch!
Danke dir! Ich habe mich auch sehr, sehr gefreut!

Dass Du den Preis bekommst, hat nicht irgendeine Jury festgelegt, sondern ein Publikum hat Dich nach ganz vorn gewählt. Wie lief diese Abstimmung ab und wie war das Ergebnis?
Wegen des Coronajahres fand alles ganz anders statt als sonst. Normalerweise treffen sich an einem Abend alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu einem Wettbewerb vor Publikum in der Kulturfabrik Hoyerswerda. Dann stimmen das Publikum und die Jury ab und der Abend wird mit einem Preisträgerkonzert feierlich beschlossen. Im letzten November trudelten stattdessen in den Tagen vor der Ausstrahlung der Sendung alle Künstlerinnen und Künstler einzeln in Hoyerswerda ein, mir sind per Zufall nur NULL (Regensburg) an der Bushaltestelle und MIRO (Dresden) über den Weg gelaufen. Im Zuschauerraum saßen nur die Techniker und applaudierten brav so neutral wie möglich. Das war seltsam, aber auch sehr lustig. Abgestimmt wurde am Abend selber über ein online-Abstimmungsportal, die Jury hat meines Wissens nach ihr Ergebnis gezoomt. Ich habe mich so sehr gefreut, dass so viele Menschen den Abend über youtube verfolgt und dann auf diese Art und Weise abgestimmt haben. Aber weil man nie weiß, ob das jetzt daran lag, dass wirklich so viele Menschen die eigenen Lieder toll finden oder ob man einfach nur die meiste Werbung gemacht hat, hat mich vor allem auch gefreut, dass die Fachjury ähnlich wie das Publikum dachte und mich auf den 2. Platz gesetzt hat.

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© Nicole Urban



Ist dies der erste Preis für Dich als Musikerin?
Ich habe exakt ein Jahr davor mal einen Songslam in der Leipziger Moritzbastei gewonnen, auch sehr überraschend. Aber da war der Preis eine Flasche Sekt und die wurde brüderlich und schwesterlich geteilt.

Du kommst aus einem äußerst musikalischen Umfeld, wie ich mir sagen lassen habe. Robert Weinkauf von THE BUT kenne ich ja bereits. Gibt es da noch mehr musikalisch begabte Menschen in Deiner Familie?
Auf jeden Fall! Meine Mama ist Musiklehrerin. Die ganze Großfamilie singt unglaublich gern. Die Uroma hat mit ihren Kindern wohl sehr gern gesungen und das hat sie bis zu ihrem Tod 2011 mit uns auch weitergeführt. Bei uns gibt es kein Familienfest, an dem nicht irgendwann jemand sagt: "Wir haben noch gar nichts gesungen!" Meine Schwester schreibt auch ihre eigenen Lieder. Ganz anders als meine, ihre Lieder sind in englischer Sprache, am Klavier und gehen in Richtung britischer Pop, Richtung Adele, Jesse J und Dua Lipa. Das ist das, was sie hört und dementsprechend sind ihre Lieder. Ich bin sehr gespannt, was daraus noch wird! Denn sie sind sehr gut!

Viele Leute glauben ja, dass Du ein Frischling in der Szene bist. Nun habe ich erst vor ein paar Wochen festgestellt, dass wir von Deutsche Mugge bereits im November 2009 über einen Deiner Auftritte berichtet haben. Weißt Du, welchen ich da meine?
Ich selbst würde das gleiche von mir behaupten! Alles, was ich vorher gemacht habe, die kleinen Auftritte hier und da in den letzten 10 Jahren, auch das erste Album 2018, waren immer nur so für mich oder wenn mal jemand danach gefragt hat. Der Gedanke, dass ich die Musik hauptberuflich angehen könnte, kam wirklich erst, nachdem ich das Theater hinter mir gelassen habe und nach Leipzig zurückgekehrt bin. Aber es stimmt, da gab es immer mal Auftritte...aber über welchen ihr berichtet habt...?

Du hast im Rahmen des Konzerts für Afghanistan zusammen mit Paul Millns auf der Bühne gestanden und gemeinsam Musik gemacht, diesen Auftritt meinte ich. Wie kam es im Herbst 2009 zu diesem Aufeinandertreffen?
Ah! Ja, klar! Das war super aufregend für mich! Du musst dir vorstellen, dass es eine Zeit gab, in der ich eher schüchtern war. Und in diese Zeit fiel die Idee, für das Benefizkonzert ein Lied mit Paul Millns gemeinsam zu singen. Ich kannte Paul schon aus seinen Konzerten. Robert hatte mich dorthin mitgenommen und Pauls Alben liefen bei uns zu Hause. Dennoch war für mich die Vorstellung, mit diesem etablierten, großartigen Mann zu singen, äußerst einschüchternd! Es hat dann geklappt, alle fanden es schön, ich selbst hab' gezittert und alle schiefen Töne verflucht. Ich glaube, dass ich happy war, als ich von der Bühne gehen durfte.

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© Luise Mortag



Wann hast Du angefangen, Dich mit Musik zu beschäftigen?
Die wirklich analytische Auseinandersetzung mit Musik beginnt gerade jetzt erst. Die ersten 10 Jahre lang war mein Thema Theater. Nur Theater, Vollblut. Mit den Musikerinnen und Musikern, die ich im letzten Jahr kennen gelernt habe und jetzt gerade kennenlerne, weitet sich mein Horizont immens, was die Musik anbelangt. Langsam mache ich mir ein Bild davon, wer jetzt gerade auf den Bühnen steht und wer vor 20 Jahren. Schritt für Schritt. Mensch für Mensch. Meine Hauptbeschäftigung derzeit ist Fragenstellen und Musikhören. Also neben den Konzerten, Tourplanung, PR und Marketing.

Mit 13 sollst Du Deine ersten eigenen Songs geschrieben haben, stimmt das?
Ich denke, dass "Elisa" mit 13 Jahren entstanden ist, denn das Lied spricht von einer nervigen kleinen Schwester und sie muss so ungefähr drei oder vier Jahre alt gewesen sein, als es entstand. Nebenbei gab es aber noch andere, über Frühlingsbeginn, Weihnachten, Omas, drei Alte vor dem Altersheim, an dem ich jeden Tag auf dem Schulweg vorbei kam...

Was war denn Dein erstes Lied und hat dies den Weg auf einen der bisher von Dir erschienenen Alben geschafft?
Von diesen Liedern hat es keines auf ein Album geschafft. Dafür sind sie nicht gemacht. Sie sind dafür gemacht, ab und zu bei Familienfeiern als Gag hervorgezerrt zu werden und sich darüber zu freuen, wie und worüber ich damals geschrieben habe.

Du bist beruflich dann ja doch einen anderen Weg gegangen, nämlich den zum Theater. Was genau war Dein Job und welche Ausbildung hast Du genossen?
Ich habe in Erlangen Theater- und Medienwissenschaften und Soziologie im Bachelor studiert. Eine perfekte Kombi, um Dramaturgin zu werden. Theaterwissen plus den kritischen Blick auf die Strukturen einer Gesellschaft. Genau das, was man für die Konzeption eines Spielplans braucht. Germanistik ist in diesem Fall auch nicht schlecht und das Wissen über Verlagsrechte. Das hatte ich im Studium noch nicht, konnte ich mir aber später aneignen, als es gebraucht wurde. Im Master habe ich dann Theaterpädagogik studiert, auch ein Feld, das mich sehr interessierte! Geworden bin ich in meiner Erstanstellung Regie- und Dramaturgieassitentin an einem kleineren Haus. Das war gut, denn so hatten wir viele Aufgaben, die man sonst als Assistentin nicht macht. Uns blieb nichts anderes übrig als zu Lernen, und im Moment in dem man es braucht zu Lernen, ist bekanntlich die fruchtbarste Art. Nach drei Jahren wechselte ich für eine Stelle als Dramturgin und Theaterpädagogin ans Stadttheater Münster, in die Sparte für Junges Theater. Ich hatte während des Studiums mehrere Festivals für Kinder- und Jugendtheater besucht. Ich liebe diese Sparte! Es gibt nichts Schöneres als gut gemachtes Kinder- und Jugendtheater. Da sitzt man als Erwachsene drin, lacht und heult gleichzeitig und kommt überglücklich wieder raus. Und diese Sparte ist die innovativste. Da sie eh so eine gesonderte Stellung an einem Mehrspartenhaus hat, kann sie es sich leisten, neue Dinge auszuprobieren. Beispielsweise war das Kinder- und Jugendtheater die erste Sparte, die sich neugierig an digitale Formate heran wagte.

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© Patricia Putz



Gab es parallel zu dieser Ausbildung - oder vielleicht auch schon vorher - eine in musikalischer Richtung? Hattest Du da Unterricht?
Ich durfte als Kind zur musikalischen Früherziehung. Da kamen wir immer durch den Flur, in welchem der Klavierunterricht stattfand. Über kurz oder lang wollte ich unbedingt das. Später hatte ich eine Grundschulfreundin, die an der gleichen Musikschule tanzte, das durfte ich dann auch und wechselte später mit unserer Lehrerin Bettina Werner an die alte Post, die ab sofort zum Leipziger TanzTheater wurde. Da habe ich 9 Jahre getanzt und es geliebt. Klavier ließ ich irgendwann hinter mir, stattdessen begann ich Klassischen Gesang. Mit 15 entdeckte ich den Theaterjugendclub des Schauspielhauses und liebte ab sofort das. Kurz vor dem Abi fing ich an, Klarinette zu spielen, aber das wurde dann alles ein bisschen zu viel.

Irgendwann im Jahre 2018 flatterte uns eine Mail in die Box mit dem Hinweis, da ist ein junges Mädel, das ganz tolle Lieder schreibt. Ein Link zu irgendeinem Download-Portal und einmal kurz drauf geklickt, schon hatten wir das Album "Der Tod in Weisheit und ein verrücktes Leben" auf der Festplatte. War das schon der erste ernsthafte Versuch, die Jobs zu tauschen und in die Liedermacher-Szene zu gehen, oder aus welchem Antrieb heraus entstanden diese 12 Lieder?
Diese Lieder waren vor allem in den vier Jahren davor entstanden. Ich hatte sie teilweise auf Poetry Slams gesungen, in kleinen Cafés oder in der Küche unseres Wohnheims. Und der Antrieb, sie aufzunehmen, kam von einer ehemaligen Mitbewohnerin aus dem Wohnheim. Sie sagte: "Jetzt wohnen wir alle in unterschiedlichen Städten und ich vermisse deine Lieder. Du musst sie irgendwie aufnehmen, damit wir sie hören können." Also habe ich das gemacht, die schönsten bzw. mir wichtig gewordenen Lieder herausgesucht, in mehrstündigen One-Take-Sessions in meinem WG-Zimmer mit dem H1Zoom aufgenommen - damals hatte ich noch kein Smartphone, sonst hätte ich das vermutlich so gemacht. Aber das H1Zoom besaß ich seit meiner Zeit als Laien-Journalistin für unser im Studium gegründetes Online-Magazin re>flex und ich nutzte es eh für alle musikalischen Ideen, die mir kamen.

Dann stimmt es wirklich, dass Du die Lieder mit einem Diktiergerät aufgenommen hast? Wie kam am Ende dann dieser tolle Sound zustande?
Damals hatte ich noch kein Schnittprogramm auf dem Computer, ich brauchte also jemanden, der wenigstens vorn und hinten an den Tracks das "Klack" von der Aufnahme wegschnippelte. Und ich hatte einen Mitbewohner - Bastian Kaupert, der damals als DJ tätig war und Musik sampelte, sich dementsprechend mit Schnittprogrammen auskannte. Der hat über die Aufnahmen einmal drüber geschaut und vermutlich mit EQ und Compressor für den Sound gesorgt. Dafür bin ich ihm sehr dankbar!!!

Die Resonanz auf die Lieder und vor allem aber auf Deine Konzerte scheint ja so enorm gewesen zu sein, dass Du dem Theater den Rücken gekehrt hast. Kann man das so knackig und kurz zusammenfassen oder gab es da noch andere Gründe für den Berufswechsel?
Die Resonanz war 2018 wirklich grandios. Völlig unerwartet saß ich vor so schönen Kommentaren und Nachrichten. Das war tatsächlich der ausschlaggebende Moment dafür, dass ich dachte: "Okay, ich möchte das gern ausbauen. Vielleicht habe ich in Münster dazu die Gelegenheit." Die hatte ich nicht. Wenn ich vorher bereits mein Leben im Theater verbracht hatte, kam ich jetzt gar nicht mehr ans Licht, morgens rein, nachts raus und maximal noch in die Kneipe. Mehr war nicht drin. Und das schlauchte. Unabhängig von der fehlenden Zeit für Musik ging ich in dem Jahr ziemlich krachen. Ich war überfordert von der Doppelrolle, wir waren auch ein ganz frisch zusammengewürfeltes Team in der Sparte und trotz eines halben Jahres Vorlauf fing die Spielzeit an und mit ihr das Rudern. War nicht gut, wir haben daraus gelernt und ich hab nach dem Jahr den Finger gezogen. Auf diese Art und Weise wollte ich nicht am Theater arbeiten. Dafür war es mir zu wichtig. Also erst mal zurück nach Leipzig, nach Hause, nach 10 Jahren. Ich musste mich neu sortieren und meine Mama hat sich gefreut.




Wieso hast Du das erste Album nicht auf einem Tonträger veröffentlicht? Übrigens auch jetzt noch immer nicht …
Mh. Gute Frage... Ich glaube, weil es eben nur der Beginn war. Ich habe tatsächlich im letzten halben Jahr überlegt, ob es nicht wenigstens so eine kleine Auflage davon geben sollte... Aber jetzt kommt erst mal das dritte Album und dann sehen wir weiter. Vielleicht mach' ich irgendwann eine Umfrage, wer denn gern eines hätte. Die Wahrheit ist ja, dass nicht jede(r) wie ich einen Discman in der Küche liegen hat, oder eine tatsächliche Anlage. Die meisten hören Musik eben inzwischen über die online-Plattformen oder ihre Playlists.

In der Zeit nach 2018 entstand dann das nächste Album, nämlich "DAS WAR DAS", das vor knapp einem Jahr das Licht der Welt erblickte. Wie war die Arbeitsweise denn bei dieser Platte. Wieder mit Diktiergerät und im Alleingang?
Nein. Dieses Mal nahm ich das Angebot von Ralf Ostertag und seinem wundervoll eingerichteten Studio RPO Soundhouse in Neuendettelsau an. Das waren wundervolle Tage, perfekt für das erste Mal in einem Studio, ich habe da ganz viel gelernt, in einer konzentrierten und ruhigen Atmosphäre. Und dieser Ort! Ein Haus inmitten eines blühenden Gartens, Mittagessen auf der Terrasse mit Blick ins Grün. Fantastisch!!!

Wo siehst Du - mal abgesehen vom Entstehungsprozess - die größten Unterschiede zwischen Deiner ersten und Deiner zweiten Produktion?
Nun, ich glaube, der Unterschied ist der, dass auf dem ersten Album einfach alles drauf ist, was ich zu dem Zeitpunkt an Geschriebenem gut fand, ich hatte die Auswahl von 10 Jahren! DAS WAR DAS gleicht eher einem Konzeptalbum. Das Herz ist der einzige englischsprachige Song "Pirate Laugh" und um diesen herum sind die ganzen deutschsprachigen gestrickt. Ursprünglich sollte es ein Album werden, das sich nur mit dem Abschluss von etwas, mit Sterben, mit Weitergehen, mit dem Leuchten einzelner Menschen beschäftigt. Das ist es nun überhaupt nicht geworden. Und darüber bin ich ganz froh. Sondern eher wieder ein guter Mix aus Beobachtung, Gefühl, Politik, Mutmachen, Liebe, vor allem Liebe zu den Orten und Menschen, die mir in den letzten 10 Jahren begegnet sind.

Wie schreibst Du überhaupt Deine Lieder? Hast Du einen speziellen Arbeitsstil oder eine bestimmte Stelle, an der Du neue Lieder entstehen lässt, und woher kommen die Ideen zu den Inhalten?
Ich schreibe vor allem im Winter! Wenn es draußen so richtig hässlich wird, dann brauche ich das Musikmachen und Schreiben für meine seelische Gesundheit. Jedenfalls war das bisher immer so. Inzwischen schreibe ich das ganze Jahr über, denn mir fallen jede Woche Dinge auf, ich höre Sätze oder beobachte Szenen, aus denen Ideen für Lieder werden. Das habe ich schon immer gemacht: Meine Umwelt beobachtet, vor allem auf der zwischenmenschlichen Ebene. Wie Menschen ticken, warum sie so oder so reagieren, warum sie diesen Satz sagen, das sind Fragen, die man am Theater an einen Text stellt und deswegen passte ich da auch so gut hin, denn ich mache das schon immer ganz automatisch. Wenn ich Menschen sehe, beginnen in meinem Kopf deren Hintergrundgeschichten, ihre Beweggründe, Ängste und Leidenschaften. "Was treibt den Menschen an?" Das ist eine ergiebige Frage! Die wird einfach nicht langweilig!

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© Thorsten Murr



Gibt es musikalische Vorbilder für Dich oder schaust Du in Bezug auf Deine Musik nur auf Dich selbst?
Natürlich gibt es eine Art von Musik, die mich geprägt hat, aber da ich im Schreiben vom Text her komme und dazu Akkorde bastel, kommt das, was entsteht, ziemlich geradlinig aus mir selbst. Manchmal ist ein Lied fertig und dann denke ich: "Oh, das klingt ein bisschen wie...". Und dann freue mich. Aber im Grunde bin ich stetig auf der Suche und jedes Lied bringt mich ein bisschen näher an das was sich als "meine Musik" bezeichnen ließe. Mal schauen! Ich bin genauso gespannt wie ihr!

Nun kann man wirklich nicht von Dir behaupten, dass Du Dich auf Deinen Lorbeeren ausruhst. Andere würden mit einem Album erstmal vier Jahre auf Tour gehen und dann mal gucken, wie man an neue Lieder kommt, Du schraubst schon an Deinem dritten Werk. Wie weit bist Du damit?
Wir sind fertig! Am 12. Juli hab ich "Der Turm" eingesungen, das letzte Lied auf dem Studioalbum. Jetzt ist es an Marc Schäfer, aus all dem was Schönes zu mixen und dann treffen wir uns Anfang August wieder. Währenddessen sitze ich mit Marcel Koster bereits am Layout. Im Booklet sitzen schon alle Texte, auch einige Shortys, in den nächsten Tagen male ich das Coverbild und such die Fotos aus. Und dann fehlen ja noch die Lieder für's Bonusalbum. Das Bonusalbum wird im Stil des allerersten Albums mit dem H1Zoom aufgenommen, ich freue mich auf's Kreativwerden, denn ich arbeite inzwischen sehr gern mit Audacity und freu mich aufs Basteln verschiedener Spuren. Wie 2018 Bastian Kaupert, wird Marc im Anschluss einmal kurz über die Tracks gehen - die Klacks schneide ich inzwischen selbst weg...^^ Und dann kann das Ding in die Pressung!

Es gibt dazu eine Crowdfunding-Aktion, um das Album zu finanzieren und es auch auf CD pressen zu lassen. Wie zufrieden bist Du mit dem Zuspruch und der Beteiligung der Leute an dieser Aktion?
Ja, die läuft noch exakt eine Woche! Und auch hier wurden bereits all meine Erwartungen übertroffen: Bereits jetzt sind wir auf 121% der Summe, die ich für die Produktion im Studio brauche. Und das ist unglaublich schön, weil ich so bereits einen kleinen Puffer für die Pressung habe, die ich sonst mit meinem Kellnerinnengehalt gestemmt hätte. Das hätte sicherlich irgendwie funktioniert, aber so ist es um ein Vielfaches entspannter und ich bin den Menschen, die die Kampagne geteilt und unterstützt haben, unglaublich dankbar! Und, was auch schön ist, durch die Vorbestellungen der CDs habe ich eine grobe Vorstellung davon, wie viele ich pressen lassen werde UND durch die Vorbestellungen von Liedern und Konzerten und Shorty Shortstories (Comics) habe ich gleich noch ganz wundervolle Aufgaben bekommen, die ich mich freue, bald zu bearbeiten. Ein paar Lieder sind bereits begonnen. Da habe ich Hohenbüssow dran gearbeitet. Mhhh.

Kannst Du zu den Songs und ihren Inhalten schon etwas verraten?
Es gibt tatsächlich auf youtube das gesamte Konzert, das ich im Mai im "Haus der Sinne" in Berlin gespielt habe (Bericht siehe HIER, Anm. d. Red.). In diesem Konzert habe ich alle Lieder vorgestellt, die auf die Studioseite des Doppelalbums kommen. Die Lieder auf dem Bonusalbum verrate ich noch nicht.

Wie wird die Scheiblette heißen? Hast Du schon einen Titel für sie?
"Ich will noch runder werden", heißt sie und wer die Hülle aufklappt, wird herausfinden, warum sie so heißt.^^

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© Nicole Urban



Wird das Liedermachen für Dich der Job bis zur Rente und evtl. auch darüber hinaus sein oder zieht es Dich doch irgendwann wieder in den alten Beruf zurück?
Tja. Das weiß ich noch nicht. Aber ich hatte mich 2019 nochmal für ein neues Studium eingeschrieben, falls das mit der Musik nichts wird. Heute Morgen habe ich den Antrag auf Exmatrikulation eingereicht. Und nächste Woche melde ich mich freiberuflich. Ab jetzt nur noch Musik!

Wo siehst Du Dich in - sagen wir mal - fünf Jahren? Wo soll die Reise hingehen?
Ich weiß, man soll diese Frage immer beantworten können, im Schlaf oder so. Aber ganz ehrlich: Woher soll man das wissen? Ich weiß aus dem letzten Jahr, wieviel ich mit Fleiß, Zuversicht, Mut und ein bisschen Glück erreichen kann. Das soll so weitergehen und ich nehme alles mit! Dran bleiben, Treiben lassen, Optionen offen lassen, Chancen ergreifen, Ideen entstehen lassen und sie im Moment des Entstehens umsetzen. Menschen kennenlernen und zusammen Musik machen! Ich freue mich auf all das, was da auf mich wartet und nur entdeckt werden muss. Wie ein kleines, neues Universum, wie eine neue Schicht. Und in fünf Jahren bin ich dann ganz, ganz rund!

Mit wem möchtest Du gern mal gemeinsam auftreten oder einen Song schreiben? Du darfst auch gern ganz oben ins Regal greifen, wir sind ja unter uns ;-)
Ich trete zurzeit super gern mit Thekla Apitz auf! Die ist genauso flippig und umtriebig wie ich und beherrscht unglaublich gut ihr Instrument. Über das DUO ADRIANA hinaus spiele ich sehr gern zusammen mit MASHA POTEMPA, PEGGY LUCK und MARIA SCHÜRITZ. Die Leipziger Liedermacherszene ist so wundervoll! Ganz viele großartige Frauen! Mit MASHA POTEMPA und STEFAN EBERT spiele ich am 7. August in der Kirchruine Wachau ein Konzert. Darauf freue ich mich sehr! Und dann, mal sehen, wer mir als nächstes schönes über den Weg läuft!

Paula, für alle Vorhaben und vor allem für das neue Album wünsche ich Dir alles Glück der Welt und danke Dir für die Antworten und Deine Zeit …




Interview: Christian Reder
Fotos: Paula Linke privat, Redaktion, Luise Mortag, Patricia Putz, Nicole Urban





   
   
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