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Interview vom 8. Juli 2016



Wenn man von großen deutschen Produzenten spricht, fallen im populären Bereich immer wieder die Namen Bohlen, Farian oder Siegel. Einer wird dabei gern vergessen, der nicht minder erfolgreich gearbeitet hat, und dessen Name auf extrem vielen Plattencovern des DDR-Plattenlabels AMIGA zu finden ist: Helmar Federowski. Zahlreichen Bands und Solisten hat er mit seinen Künsten zum richtigen Sound verholfen. Songs und Alben, die inzwischen zu Evergreens und Klassikern gereift sind, verdanken u.a. auch seinem Können die eingefahrenen, teils auch internationalen Erfolge. "Am Fenster" von CITY, "Der blaue Planet" von KARAT, "Rock'n Roll Music" von den PUHDYS oder "Bataillon d'amour" von SILLY ... all diese Hits und Platten tragen - natürlich neben dem musikalischen Können der jeweiligen Band - seine Handschrift. Er war als Produzent bei den Musikern in der DDR begehrt. Wer eine Platte aufnehmen konnte und ihn am Mischpult hatte, hatte einen von Einfallsreichtum und Kreativität durchströmten Profi mit an Bord. Aber auch als Musiker mit seiner Helmar-Federowski-Band hat er Spuren hinterlassen. Die größten und tiefsten Spuren hat er dennoch - wie eben erwähnt - für andere Künstler und Bands hinterlassen.001 20160708 1482501708 Am 3. Mai wurde Helmar Federowski 70 Jahre alt. Die Zeiten, in denen er als Produzent bei großen Rockbands hinter den Reglern gesessen und deren Platten produziert hat, sind lange vorbei. Ganze 14 Jahre hat er bei AMIGA als Produzent gearbeitet und hat dementsprechend auch eine ganze Menge erlebt. Schönes, aber leider auch nicht so Schönes. Auch wenn Helmar Federowski seit 1986 nicht mehr für AMIGA tätig ist und man seinen Namen nicht mehr so oft in den Credits von CDs und Schallplatten liest, ist der Mann, der 1994 der Liebe wegen die Hauptstadt verlassen hat und seitdem in der Nähe von Dresden wohnt, noch lange nicht im Ruhestand. Arbeit mit dem eigenen Chor und die Weitergabe seines Wissens an die nächsten Generationen sind heute seine Aufgaben. Den Trubel um den runden Geburtstag haben wir erstmal abebben lassen und uns jetzt mit Helmar zu einem Interview getroffen, in dem er uns tiefe Einblicke in seine Karriere, die Musikszene der DDR und technische Feinheiten bei der Studioarbeit gab ...

 

Du bist vor kurzem 70 Jahre alt geworden. Gab es ein größeres Fest?
Ja, es gab ein großes Fest mit meinem Chor. Wir sind zwischen vierzehn und fünfzig Mitglieder. Es waren auch viele Freunde da und es gab eine große Laudatio meine Person betreffend. Einige meinen, ich hätte es verdient, ich hingegen meine, es grenzt schon an Personenkult. Aber letztlich war es alles super gemacht, alle haben sich große Mühe gegeben, so dass es für mich wirklich eine tolle Feier war.

Du hast mit sehr vielen großen und kleinen Künstlern der DDR-Musikszene zusammengearbeitet und deren Platten produziert. Gibt es aus dieser Zeit noch engere Kontakte oder gar Freundschaften, die diese Zeit überlebt haben?
Da ich 1994 wegen meiner Frau nach Dresden gezogen bin, ist die Aufrechterhaltung mancher Kontakte schwieriger geworden. Es besteht aber z.B. ein sehr gutes Verhältnis zu den PUHDYS. Maschine, Peter Meyer und ich sehen uns bestimmt zwei bis drei Mal im Jahr. Ich gehe auch zu ihren Konzerten, war erst jüngst bei den ROCLKLEGENDEN. Dort hatte ich dann auch gleich die drei Bands zusammen, mit denen ich viele Jahre zusammengearbeitet habe. Auch mit KARAT gibt es außerhalb der ROCKLEGENDEN noch Telefonkontakt. Ansonsten stimmt es schon, es sind sehr wenige geworden. 200 Kilometer sind eigentlich nicht so schwer zu überwinden, doch scheinbar ist es dann zu viel Entfernung.

002 20160708 1155344754Lass uns mal vorne anfangen. Wenn ich richtig informiert bin, bist Du im Alter von sechs Jahren in den DRESDNER KREUZCHOR eingestiegen.
Das ist falsch. Man wurde mit zehn Jahren beim KREUZCHOR eingegliedert, wenn man die Aufnahmeprüfung bestanden hatte. Da war ich also in der fünften Klasse.

Wurde bei Dir so früh Dein Gesangstalent entdeckt oder worin lagen die Gründe dafür, dass Du so früh in diesen Chor gekommen bist?
Es gibt zwei Gründe. Zum einen waren meine Eltern befreundet mit dem ansässigen Kantor, dem Herrn Kurt Hasse. Der hat maßgeblich meine ersten Schritte am Klavier begleitet, denn Klavier war das Pflichtprogramm für den Eintritt in den KREUZCHOR. Ebenso wie Intervallkenntnisse. Man musste also hören, man musste benennen und man musste singen. Die Aufnahmeprüfung hatte ich bestanden, aber es ist zu lange her, als dass ich mich da noch an Details erinnern könnte. Auf jeden Fall hatte Professor Mauersberger, der damalige Leiter des Chores, wegen meiner Locken sowieso einen Narren an mir gefressen. Er legte mir immer gerne die Hand auf den Kopf. Der zweite Grund war, dass meinem Vater 1952 sein ziemlich großer Betrieb weggenommen wurde, wie es eben damals in der DDR Gang und Gäbe war. Da wurden alle Betriebe, derer man irgendwie habhaft werden konnte, durch fingierte Steuerschulden oder solche Sachen einfach weggenommen. Alle mühsam angeschafften Maschinen, alles war weg. Mein Vater musste sogar ins Gefängnis, wurde aber nach dem 17. Juni 1953 durch Ulbricht amnestiert. Meine Mutter hatte ein Geschäft in Freital, das sie zum Glück behalten konnte. Aber uns wurden zusätzlich noch die Möbel weggenommen. Dadurch meinten meine Eltern, in diesem roten Freital wäre es vielleicht besser, wenn sie die Kinder woanders hinbringen würden. Der KREUZCHOR war diesbezüglich also eine willkommene Geschichte.

Du bist einige Jahre im KREUZCHOR geblieben. Wenn Du zurückdenkst, woran erinnerst Du Dich besonders gern?
Gute Frage. Das erste Mal im Leben Chef sein zu dürfen. Ich war nämlich drei Jahre lang Stimmführer im Tenor. Das hatte mich ziemlich stark geprägt. Wenn nämlich der Stimmführer nicht einsetzt, tun es die anderen auch nicht. Du musst also den Laden führen. Dadurch brachten Dir vor allem die Jüngeren viel Respekt entgegen. Die Unterschiede zwischen den damaligen 5. und 6. Klassen oder den 9. und 10. Klassen waren damals so erheblich ... Du musst Dir mal vorstellen, da reichten für 120 Kinder und Jugendliche zwei Erzieher aus! Die Kinder erzogen sich alle selber und gegenseitig. Allein schon durch die Tischsitten. Der 11er oder 12er Gymnasiast achtete natürlich auf den Kleinen, dass der auch ordentlich gegessen hat. Ich denke schon, dass mich diese kleine "Machtstellung" als Stimmführer sehr geprägt hat. Vielleicht erinnere ich mich gerade deshalb daran. Ansonsten weiß ich noch, dass ich es toll fand, wenn die Leute uns gefeiert haben. Es war immer ein begehrter Job, bei Kirchenkonzerten an der Kollekte am Ausgang der Kirche zu stehen. Besonders bei Westreisen. Da steckten die Damen irgendetwas in die Kollekte und Du selber bekamst ins Revers immer eine oder zwei Westmark oder auch mal eine Tafel Schokolade gesteckt, weil Du eben so niedlich warst.

Und gibt es auch etwas, das weniger schön war?
Weniger schön waren diese Erziehungsmethoden, die ich eben ansprach, von den Älteren zum jeweils ein Jahr jüngeren Jahrgang. Da gab es schon mal eine Kopfnuss von hinten. Also musste man immer schön stille stehen beim Konzert und durfte nicht rumzappeln, sonst setzte es sofort eine Kopfnuss. Die Strafen der Älteren waren mitunter drastisch. Man musste unter anderem mit der Zahnbürste das ganze Klo putzen. Ganz prima.

Nach dem KREUZCHOR bist Du 1965 an die Musikhochschule gegangen und hast ein Gesangsstudium gemacht. Mit welchen Zielen hast Du dieses Studium begonnen. Was wolltest Du mit diesem Abschluss werden?
Also ich wollte bereits seit der 8. Klasse Tonmeister werden, weil mich die Arbeit der Leute im Regieraum und hinter den Lautsprechern total begeisterte. Erstens deshalb, weil sie aus Berlin oder aus dem Westen kamen und dadurch eine ganz andere Sprache hatten. Das waren in der Regel sehr kultivierte Leute und die hatten auch immer Recht. Zum Beispiel, wenn wir mal falsch sangen oder Prof. Mauersberger doch mal ein Schlüsselbund in seiner Tasche vergaß und das Ding dann klapperte. Das begeisterte mich, weshalb mein Berufswunsch ab der 8. Klasse Tonmeister lautete. Nun war es damals leider so, dass nur alle acht bis zehn Jahre neue Tonmeister ausgebildet wurden. Als ich mein Abitur in der Tasche hatte, war gerade diese Zeit der Brache, es gab diese Ausbildung also gerade nicht. Mein Vater kam dann auf die Idee, ich solle an der Musikhochschule Dresden studieren und er würde mal sehen, ob ich die physikalische Seite gleich an der TU Dresden mitbelegen könnte. Der Hintergedanke war, über diesen Weg doch noch an den Tonmeisterjob ran zu kommen. Gottseidank bekam ich nach zwei Jahren mitgeteilt, dass die Aufnahmeprüfung in Berlin stattfindet. Zehn Studenten wurden genommen, zwei davon vom KREUZCHOR. Uns haben sie natürlich besonders gern genommen, weil wir die Intervalle schon perfekt beherrschten. Ein Großteil dessen, was ich später als Hochschüler gelernt habe, hatte ich ja vorher bereits jahrelang beim KREUZCHOR trainiert, da waren wir natürlich super. Wir beide hatten also die Aufnahmeprüfung und den schriftlichen Eignungstest mühelos bestanden. Ich war total glücklich. Nicht nur, weil es endlich geklappt hatte mit dem fünfjährigen Studium an der Musikhochschule "Hanns Eisler" in Berlin, sondern weil ich auch endlich von zuhause wegkam.

Nach dem erfolgreichen Abschluss des Studiums hast Du 1972 als Musik- und Tonregisseur bei AMIGA angefangen, dem einzigen Plattenlabel der DDR. Wie lief das damals ab? Hast Du Dich direkt da beworben oder kamen die auf Dich zu?
Ich sagte ja schon, dass mich die Leute hinter den Regiepulten begeisterten. Ich unterhielt mich viel mit ihnen, suchte immer gerne den Kontakt. Die Hochschule war vielleicht zwei Kilometer vom AMIGA-Gebäude entfernt, also nicht weit weg. Mit dem Cheftonmeister habe ich beispielsweise über die ganzen Jahre Kontakt gehalten. Und er sagte zu mir: "Wenn Du mit Zwei abschließt, dann nehme ich Dich".021 20160708 1869386498 Da bedurfte es keines weiteren Aufnahmegespräches, denn es war gebongt, dass ich dort anfangen darf, wenn ich eine Zwei schaffe. Die anderen mussten zum Fernsehen oder Rundfunk gehen, was mich nicht so sehr interessierte, weil bei der Schallplatte der Job an zwei Dinge gekoppelt war: du musstest die Technik beherrschen, also die Ingenieursseite, und dann auch das Musikalische. Das hat mich gereizt.

Als Du dort angefangen hast, gab es da noch eine weitere hausinterne Ausbildung bei AMIGA oder wurdest Du gleich an die Regler gesetzt und durftest aufnehmen?
Nee, nee ... (lacht). Du hast Recht. Es gab eine sogenannte Einarbeitungszeit, die dauerte etwa drei Jahre. Da durchlief man alle Abteilungen inklusive Presswerk in Babelsberg. Also die Qualitätsbeurteilung, den Schnitt, die Technikabteilung, einfach alles. In jeder Abteilung musstest Du einige Wochen ackern und Berichte schreiben. Aber ich hatte das "Glück", dass der damalige Chef bei AMIGA, Herr Siebholz, den ich sehr mochte und achtete, sich damals gerade die Hand gebrochen hatte und sie nun keinen hatten, der den Job machte. Deshalb wurde ich ins kalte Wasser geschmissen und musste machen! Das war spannend und voller Aufregung, dass ich nach zwei Jahren plötzlich ans Pult musste und einer Bigband gegenüber saß. Und die hatten natürlich nichts Besseres zu tun, als mir irgendwelche Fehler anzukreiden (lacht).

Hast Du in dieser Zeit und auch danach überhaupt noch parallel zu Deinem Hauptberuf bei AMIGA Zeit gefunden, weiter in Chören oder in einer Amateurband zu singen?
Lass mich überlegen ... Im zweiten Studienjahr hatten wir eine Band gegründet. Diese Band habe ich kurz vor meinem Abschluss verlassen, denn ich musste eine Diplomarbeit schreiben. Wenn man das gut und ordentlich machen wollte, musste man schon etwas Zeit investieren. Also habe ich aus Zeitgründen in der Band aufgehört. Aus heutiger Sicht war es eine gute Entscheidung. Nachdem ich dann bei der Schallplatte begann, hatte ich übrigens ein Anfangsgehalt von 650 DDR-Mark. Das war wenig. Als Musiker mit einer Band, mit der wir Freitags und Sonnabends immer gut zu tun hatten, habe ich Tausend Mark verdient. Minimum! Das ging natürlich gar nicht. Also suchte ich mir ein paar ehemalige Kollegen und Mitstudenten, mit denen ich sofort eine kleine Band gründete. Und aus dieser Band wuchs dann die HELMAR FEDEROWSKI BAND. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, haben sich beide Tätigkeiten immer hervorragend ergänzt. Einerseits wusste ich, wie schwer es war, auf der Bühne gute Musik abzuliefern. Dadurch hatte ich natürlich auch ein viel besseres Verständnis für Musiker, wie die sich vor dem Mikrofon verhalten. Dieses Verständnis hat eben viele Musiker dazu gebracht, gerne mit mir zusammenzuarbeiten.

004 20160708 1990772563Bei meinen Recherchen habe ich gelesen, dass eine der ersten Plattenproduktionen, an denen Du direkt beteiligt warst, die Debütplatte von RENFT war. Stimmt das?
Richtig. Das war eine spannende LP, weil ich ... naja, ich würde jetzt nicht sagen, ich hatte von nichts eine Ahnung, aber in dem Falle doch recht wenig. Denn die Frage war: wie steuert man eine Rockproduktion? Ich bin da völlig ahnungslos rein getappt. Man hört es heute noch, wofür ich mich auch immer noch schäme: der Sound war fürchterlich. Das lag daran, dass wir Systemlautsprecher hatten, die in der DDR hergestellt worden waren und die schon damals nicht den modernen Anforderungen an ein Rockstudio entsprachen. Für Klassikaufnahmen war das ohne Frage gut geeignet. Das waren echte Monsterschränke, unter deren Qualität natürlich auch die anderen Kollegen litten. Manche, die schon mehr Erfahrung hatten, bauten sich da irgendwelche Hilfssysteme rein, aber die rückten natürlich nicht raus mit ihrem Geheimnis, sondern behielten das schön für sich. Und so klingt diese erste Scheibe von RENFT doch ziemlich seltsam. Der Frequenzgang ist völlig verbogen, wie ich finde. Das liegt einfach daran, wenn Du nicht hörst, was Du tust ... Deswegen ist die Raumakustik in einem Studio so überaus wichtig, das kann der Laie sich gar nicht vorstellen. Für die Raumakustik wird deshalb auch das meiste Geld ausgegeben.

Wenn Du das so erzählst klingt das für mich so, als wenn Du eigentlich gar nicht in den rockmusikalischen Bereich wolltest ...
Nein, das stimmt nicht. Na gut, geprägt durch den KREUZCHOR war ich natürlich etwas mehr klassisch orientiert. Während meiner Ausbildung bei der Schallplatte habe ich ja alle Abteilungen des Hauses durchlaufen und war demzufolge auch bei ETERNA. Das war die Klassikabteilung. Da habe ich festgestellt, dass der Tonregisseur zwar am Pult saß, aber der Musikregisseur hinter ihm saß. Das gefiel mir schon mal gar nicht. Ich wollte nämlich selbstständig werden und nicht etwa Weisungen eines Mitarbeiters kriegen, der hinter mir saß. Das bewog mich dazu, mich für AMIGA zu entscheiden. Nach zwei Jahren konnte ich diese Entscheidung treffen. Ich bedauere diesen Entschluss bis heute nicht. Danach begann für mich die kreative Zeit. Du warst allein mit den Musikern und konntest gestalten. Das war toll.

Wenn ich da mal einhaken darf ... Bleiben wir kurz bei der RENFT-Scheibe. Wenn ich mir auf dem Cover die Credits angucke, steht dort, dass Du Musik- und Tonregisseur warst. Als Produzent steht aber Volkmar Andrä drauf. Wie kann man sich das vorstellen? Warst Du die rechte Hand von Andrä oder wie war die Verantwortung verteilt?
Ich fange jetzt mal hinten an. Die jahrelange Falschbenennung der beiden Namen habe ich immer wieder bekämpft, ohne jedoch damit den ganz großen Erfolg gehabt zu haben. Denn diese Leute, die damals als Produzent ausgewiesen wurden, waren nichts anderes als Redakteure. Die haben sich vor allem mit der Auswahl der Bands beschäftigt, die im Lande so unterwegs waren. Und sie hatten die Aufgabe, die Texte zu beurteilen. Nur die Texte. Denn die Musik kann man nicht beurteilen. Schon gar nicht, wenn sie noch nicht gemacht ist. Wer kann das schon? Wer weiß vorher, dass das ein Hit wird? Man ahnt vielleicht, es könnte erfolgreich werden. Und im Laufe meiner beruflichen Karriere spürte ich natürlich, wenn mal etwas wirklich Tolles dabei war. Aber voraussehen kann und konnte man das nicht. Und somit konnten es auch diese Redakteure nicht. Erst nach drei, vier Jahren mühevollen Kampfes gegen die Unbilden eines sozialistischen Betriebes wurden wir "umbenannt" und hießen ab diesem Moment Musik- und Tonregisseur. Das war allerdings nur ein Kompromiss. Ich wollte, dass es Produzent heißt, weil ich ja während der Aufnahmen alleine war mit den Musikern. Ein Redakteur, in diesem Fall also Volkmar Andrä, war auf keinen Fall ein Produzent, denn der konnte weder ein Arrangement verändern oder wenigstens Ideen entwickeln, wie man ein solches Arrangement verbessern kann. Regie konnte er ebenfalls nicht führen. Auch waren die Redakteure nur selten im Studio anwesend. Es ist also absoluter Irrsinn, was da auf dem Plattencover geschrieben steht. Ich leide heute immer noch darunter, weil mich Musiker, wenn sie über mich erzählen, als Produzenten beschreiben. Dieser Zwang, sich immer wieder gegenüber dem Westen abgrenzen zu wollen, hat durch unseren Generaldirektor und seine Steigbügelhalter dazu geführt, dass wir einfach nicht unseren richtigen Namen bekamen. Die haben das verhindert. Es ging einzig und allein darum, uns dem Westen entgegenzustellen. Drüben hießen die Leute Produzenten und bei uns eben nicht.

Wenn man etwas zum ersten Mal macht, bleibt das ja eigentlich im Gedächtnis hängen. RENFT war Deine erste Rockproduktion bei AMIGA. Woran erinnerst Du Dich da besonders? Das Album ist ja immerhin ein Klassiker, auch wenn der Klang Deiner Meinung nach nicht so toll ist.
Man könnte die Platte heutzutage bestimmt nochmal mastern und damit den Frequenzgang deutlich verbessern. Unabhängig davon erinnere ich mich, dass RENFT noch in den Anfängen steckte. Sie kamen aus Leipzig, so viel wusste ich. Aber die Qualität an ihren Instrumenten war noch nicht das, was sie Jahre später auf die Bühne brachten. Es waren wirklich ganz bescheidene Anfänge. Es gab damals für Aufnahmen drei Anfangszeiten im AMIGA-Studio: um 10:00 Uhr, 14:00 Uhr und 20:00 Uhr. Wenn RENFT Abendtermine hatte, ging jede einzelne Session bis morgens um vier! Das war aber auch nötig, damit wir überhaupt etwas Verwertbares auf's Band bekamen. Die armen Kerle mussten so lange spielen, bis es endlich geklappt hatte. Da ich seinerzeit noch jung, kraftvoll und unverbraucht war, machte es mir auch nichts aus, bis zum frühen Morgen zu arbeiten. Aber da wir damals auch noch wie die Kümmeltürken geraucht und auch gerne mal ein Likörchen getrunken haben, ließ es sich aushalten (lacht).

Rock'n'Roll!
Es war wirklich eine wüste Zeit, doch die Musiker brauchten eben etwas länger. Aber alle Großen fingen mal klein an. Das war bei den PUHDYS nicht anders. Es war natürlich schwierig, wenn Du als Verantwortlicher für das Studio irgendwann sagen musstest: "Jetzt ist es gut, es reicht". Letztlich kann ich aber sagen, dass diese Konstellation zwischen Musikern und Federowski dazu führte, dass beide Seiten es gerne machten und die Musiker ohne zu murren auch mal bis zu acht Stunden im Studio waren.

Du hast es gerade angesprochen, dass es Musiker gibt, die Dich auch heute noch in Interviews erwähnen, weil Du ein toller Produzent warst. Einer davon ist Toni Krahl, der in seinem Buch darüber zu berichten wusste, dass ohne Dein Zutun der Klassiker "Am Fenster" möglicherweise gar nicht entstanden wäre. Die Aufnahme des Songs soll abseits der üblichen Wege entstanden sein. Kannst Du dazu etwas Genaueres erzählen?
Die Gruppe CITY wurde mir zugeteilt. Ich sollte sie produzieren. Es ging dabei um zwei Lieder, von denen das eine "Traudl" hieß. Nachdem wir diese Songs im Kasten hatten, lud die Band mich ins "Kino International" zum Konzert ein. Das habe ich auch gerne angenommen. Anschließend waren wir noch gemeinsam im "Cafe Moskau" essen. Ich sagte bei der Gelegenheit zu den Jungs, es war ja gut und schön, was sie da gespielt hatten. Aber der Titel, den sie zum Schluss brachten, dieses "Am Fenster", überraschte mich total. Das war obergeil. Alles andere war eher nicht so mein Ding. Die Musiker erzählten mir daraufhin, dass AMIGA den Song abgelehnt hatte und wir es deshalb nicht aufnehmen dürften. Ich war fassungslos und sagte ihnen: "Das machen wir trotzdem, das nehmen wir auf". Als wir unseren nächsten Termin im Studio hatten und mit der eigentlichen Arbeit fertig waren, warteten wir noch, bis der Pförtner Feierabend hatte. Das war so gegen Mitternacht. Und wir haben dann bis morgens um fünf oder sechs "Am Fenster" aufgenommen. Und zwar live und ohne Mehrspurtechnik. Das wäre nicht gegangen, denn das hätte man gemerkt. Also nahmen wir alles komplett live auf, den Gesang, die Geige, alles. So wie es heute jeder kennt. Sie haben es vielleicht zehnmal gespielt. Und ein paar Tage später habe ich dann in einer einsamen zweiten Session das Beste aus diesen zehn Versuchen zusammengeschnitten. So, nun hatte ich das Band. Gut. Und wie nun weiter? Ich hatte inzwischen eine Freundin im Betrieb, das war die Ruth Timm. Die machte alle Verträge mit den Künstlern dieser Welt. Von Karajan bis zu den PUHDYS. Sie war mittlerweile von meinem Können überzeugt, außerdem rauchten wir beide gerne (lacht). Ich rief sie also an und sagte: "Ruth, wir müssen mal reden. Können wir uns mal außerhalb der Schallplatte treffen?" Ich lud sie zum Essen ein und beichtete, ich hätte da bestimmt etwas falsch gemacht. Ich sagte ihr, ich habe ein Lied mit CITY produziert. Dieses Lied ist ein Hit. Ein Riesenhit. Aber ich habe das schwarz produziert. Sie sah mich an und meinte entgeistert: "Bist Du verrückt?!" Hintergrund: Alle Produktionen mussten vorher genehmigt werden. Das nannte sich Produktionsauftrag. Darin inkludiert war der Text, den man ja durchaus schon beurteilen konnte, wie ich es vorhin beim Thema Redakteure erklärte. Ich versicherte Ruth nochmals, dass ich da einen Riesenhit in der Hinterhand hätte. Ruth meinte dann: "Na gut, wir essen jetzt erst mal. Ich rede mit dem Generaldirektor und Herrn Schäfer (Anm. d. Red.: der künstlerische Leiter der Schallplatte) und gebe Dir in den nächsten Tagen Bescheid". Mit diesen beiden verstand Ruth sich gut. Dazu kam, dass die beiden auf sie angewiesen waren, da Ruth sämtliche Vertragsgeschichten in ihren Händen hielt. Sie managte es irgendwie, dass die beiden Herren Bescheid wussten und ich von ihnen "konspirativ" eingeladen wurde. Sie hörten sich "Am Fenster" an, aber sie konnten die Musik nicht wirklich beurteilen. Wenigstens meinten sie: "Ja, das ist schon toll".009 20160708 1936871020 Darauf sagte ich: "Nein, das ist nicht toll, das ist ein Hit!" Natürlich wackelten jetzt die Zeigefinger hin und her, man drohte mir mit einem "Nie wieder machst Du sowas Eigenmächtiges!" Na gut, ich habe es zwar versprochen, aber natürlich habe ich es trotzdem immer wieder getan. Zum Beispiel für Biermann in einer Nacht- und Nebelaktion mit Günter Fischer zusammen Playbacks aufgenommen. Die beiden Herren winkten also alles durch bis nach ganz unten, erteilten für "Am Fenster" einen nachträglichen Produktionsauftrag und das Ding lief in der DDR bis ganz nach oben. Es gab Gold in Griechenland und in England, beim RIAS Berlin wurde es sogar in die Erkennungsmelodie des Vorspanns eingewoben. Es wurde wirklich ein Riesenknüller! Ich glaube, die VEB Deutsche Schallplatte hat Millionen mit dem Song verdient.

Wie hast Du diesen großen Erfolg des Liedes im In- und Ausland, den Du ja vorausgesehen und vorausgesagt hast, wahrgenommen? Hast Du das verfolgt?
Es baut natürlich die Persönlichkeit auf. Es gibt Stärke. Und der Respekt der Künstler, mit denen ich zu dieser Zeit und auch später zu tun hatte, war und ist riesengroß. Das wertet einen schon mächtig auf.

Das war also durchaus mit ein Grund dafür, dass viele Musiker gesagt haben, sie hätten gerne den Herrn Federowski im Studio?
Ja, das war so. Bestimmte Musiker haben sich zwar umsonst bemüht, was ich auch sehr bedauere, aber ich kann es ja auch nicht ändern. NO 55 war so ein Beispiel. Meine beste Zeit hatte ich zwischen 1980 und 1986, da war ich für acht Wochen mit den PUHDYS im Studio, acht Wochen mit KARAT, wobei es mit KARAT wohl noch etwas länger dauerte. Und dann kam SILLY. Zwischendurch habe ich dann auch mal mit Frank Schöbel gearbeitet.

Genau. Man muss sich nur mal die Liste der ganzen Platten anschauen, die Du produziert hast und stellt fest, dass es unglaublich viele Stilistiken sind. Du hast Schlager gemacht, Du hast Pop gemacht, Du hast Rock gemacht. Gab es noch weitere Musikrichtungen, die über Deinen Regler gelaufen sind?
Nein, das war's. Es hatte auch alles etwas mit Geschmack und innerer Einstellung zu tun. Natürlich machte mir eine Schlagerproduktion mit Ivica Serfezi nicht so einen Spaß. Zumal die Playbacks dafür aus Jugoslawien kamen. Falls Du den nicht kennst, das war ein jugoslawischer Schlagerbarde, der bei den DDR-Frauen unglaublich gut ankam, weil er so sehr schmalzig gesungen hat.008 20160708 1403830874 Oder mit den Ungarn machten wir ebenfalls solche Produktionen. Zum Beispiel mit Zsuzsa Koncz. Die brachten alle ihre Playbacks schon mit. Aber es war egal, denn es war schnell verdientes Geld. Es gab nicht mehr viel zu tun damit und die Produktionszeit hielt sich in Grenzen.

Jetzt ist das für meinen Geschmack ein ganz schöner Sprung. Du kommst gerade mit Andreas Holm aus dem Studio, weil Du seine Platte produziert hast und machst im nächsten Moment gleich weiter mit den PUHDYS. Wie macht man sich von der vorherigen Produktion frei, um für die nächste, ganz anders geartete Aufgabe wieder voll da zu sein?
Ich will es mal so beantworten: die schlimmste Zeit war immer der Urlaub. Früher machte man normalerweise immer gleich vier Wochen Urlaub. Da wieder in den Alltag reinzukommen war echt schwierig. 80 Prozent hast Du immer hingekriegt, aber um auf 100 Prozent zu kommen, da musste man sich wirklich überwinden. Der Umgang mit Musik, ob nun Schlager oder Rock, ist letztlich immer auf derselben Basis aufgebaut. Natürlich machte mir die Arbeit mit den Rockern viel mehr Spaß, weil wir uns gemocht haben, weil wir ein Herz und eine Seele waren. Gerade mit den PUHDYS ... Da stehe ich irgendwo bei Rot an der Kreuzung, da fährt plötzlich Maschine von hinten an mein Auto ran und schiebt mich ein Stück auf die Kreuzung rauf. Bei Rot! Oder wir haben uns am Alexanderplatz mit vier Autos nebeneinander aufgestellt und haben die Rotphase abgewartet. Wir waren uns sowohl im Blödsinn einig, als auch in der Musik. Es war also nicht schwierig, um nochmal auf Deine Frage zu den Stilistiken zu kommen. Im Gegenteil, wenn ich an Muck denke, den ich auch mal produziert habe, dann fällt mir ein, dass die Idee zum Falsett singen bei "Hey kleine Linda" auch von mir kam. Damit hatte Muck ja später auch Riesenerfolg. Bis heute übrigens. Meine Einstellung zur Rockmusik führte halt auch dazu, dass wir nicht so eine Beamten-Studioband haben spielen lassen als Begleitmusik für das Grundband, sondern da haben wir uns eine Rockband aus Rostock geholt. Der Schlagzeuger dieser Band war Herbert Junck, der später dann bei SILLY getrommelt hat. Durch seinen Einsatz in meinem Studio bekam er den entscheidenden Kontakt zu SILLY. So beeinflusste die Rockmusik eben manches Mal den Schlager.

Über den Megahit "Am Fenster" haben wir gesprochen. Natürlich dürfen wir einen weiteren Megahit nicht vergessen, nämlich "Der blaue Planet" von KARAT. Das komplette Album sowie auch die Singleauskopplungen wurden große Hits, auch im Westen. Wenn man an einem solchen Album arbeitet, kann man natürlich nicht voraussehen, ob es einschlägt. Aber wird einem im Laufe der Produktion klar, dass da was Großes entsteht?
"Der blaue Planet" - das war voraussehbar. Das sind solche Ausnahmesituationen. Allein dieser Rhythmus und die damit verbundenen technischen Feinheiten ... Micha Schwandt hat immer zu mir gesagt: "Helmar, wie Du das machst, aus meinem unrhythmischen Getrommel etwas zu machen, das ist Wahnsinn". Natürlich gibt es da Tricks und Kniffe, aber die werde ich hier nicht verraten.010 20160708 2083638647 Durch diese Tricks entsteht ein bestimmter Groove. Und dieser Groove führte dazu, dass die Brötchentante, die zum Studio gehörte, immer anfing zu tanzen. Das habe ich in dieser Form nur ganz selten erlebt. Beim "Blauen Planten" war es jedenfalls so. Die tanzte und bewegte sich, weil sie sich durch diesen Groove angesprochen fühlte. Also diesen Hit konnte man voraussehen.

Woran erinnerst Du Dich beim Gedanken an diese Produktion? Da gab es ja die direkte Zusammenarbeit mit Ed Swillms, der ja unter Musikern wie ein Gott angesehen wird und der immer konkrete Vorstellungen davon hatte, wie seine Musik klingen sollte.
Also Ed ist ein schwieriger Kunde. Aber er ist gut zu leiten und wenn wir uns sehen, drücken wir uns natürlich. Wir haben uns im Studio beide ziemlich an die Grenzen gewagt. Er mit seinen Äußerungen und ich mit meiner Stärke, dagegen anzuhalten, wenn er mal wieder anderer Meinung war. Vor allem hatte er aber darunter gelitten, dass die Musiker nicht so spielten, wie er es gerne gehabt hätte. Ich war immer so eine Art Vermittler zwischen ihm und den Musikern. Ich sagte dann zu ihm: "Ed, hör auf zu mäkeln. Es ist alles super eingespielt, der Chorus ist geil". Bei einer späteren Platte haben wir uns extra aus Westberlin einen Mundharmonikaspieler kommen lassen, weil für ihn keiner gut genug war. Also er war wirklich sehr speziell. Aber, und darüber bin ich heute noch froh, ich konnte ihn beim "Albatros" überreden, ein Arrangement für die Streicher zu schreiben. Das haben wir natürlich unter großem Widerstand von AMIGA durchgeboxt, denn das kostete einen Haufen Geld. Aber das hat sich sowas von gelohnt! Der Song ist ein Traum!

Ich fragte Dich ja gerade, ob man es merkt, wenn eine bestimmte Produktion hitverdächtig ist. Gibt es, um mal bei KARAT zu bleiben, auch ein Album, bei dem Du schon während der Produktion gemerkt hast, dass es nicht so toll wird?
Ja, das war "Die fünfte Jahreszeit", das war sehr enttäuschend. Da ist dieses Lied "Der Fahrradverkäufer" drauf. Unsäglich! Ed Swillms war ja nach den ersten Platten zum Jesus erklärt worden, auch innerhalb unserer Firma, ihm wurde alles gestattet und jede Nachlässigkeit verziehen. Aber diese zwangsweise eingespielte Platte ... Er musste eben liefern. AMIGA wollte unbedingt eine neue Platte. Dort waren irgendwie seine Grenzen erreicht.011 20160708 1926156844 Das geht mir auch manchmal so, wenn ich ein Lied schreibe, dann liegt das meistens schon jahrelang irgendwo rum. Ich entdecke das dann wieder, finde es gut und mache was draus. So wird das bei Ed gewesen sein. Da werden diese Sachen schon lange auf Band oder in seinem Kopf geschlummert haben. Das reifte wahrscheinlich wie ein guter Whisky. Und plötzlich stehst Du vor der Aufgabe, jetzt sollst Du und musst Du. Und natürlich gelingt es Dir dann nicht.

Wobei Ed beim Album "Die fünfte Jahreszeit" ja nur noch Kurzarbeiter war, denn er teilte sich hier die Arbeit schon mit Thomas Kurzhals. Kurz darauf ist Ed ja auch ausgestiegen, weil er einfach leer war. Und das hört man wohl auch bei dieser Platte.
Stimmt, ich erinnere mich, Thomas Kurzhals war dabei. Das Arrangement zu "Hab den Mond mit der Hand berührt" habe ich komplett selbst gemacht, das hat Thomas nicht hingekriegt. Bei diesem Lied habe ich zum Beispiel auch wieder das Gefühl gehabt, das wird was. Und ich habe Recht behalten, denn sie spielen dieses Lied ja immer noch.

Das ist die nächste Frage, die mich brennend interessiert. Bei Plattenproduktionen wird ja oft erzählt, dass der Produzent großen Einfluss genommen hat und die Platte deshalb so klingt, wie sie klingt. Ich habe den Eindruck, dass das zu DDR-Zeiten nicht so war. Da wurde der Produzent eher weniger gewertschätzt, zumindest was Pressetexte und Zeitungsberichte betrifft. Täusche ich mich da oder ist das wirklich so gewesen?
Nein, da täuscht Du Dich. Selbst Barry Graves, der auf RIAS eine eigene Sendung hatte, stellte ja immer wieder mal bestimmte Produktionen aus dem Osten vor. Und der meinte mal: "Da ist einer bei AMIGA, der hat es drauf". Er nannte mich dann auch namentlich. Das war natürlich eine tolle Sache für mich. Das größte Feedback für meine gute Arbeit bekam ich aber immer von den Musikern selbst. Auch von meiner Band kam viel positives Feedback. Es kam also mehr über diese Schiene zu mir zurück. Meine Schwiegermutter hat das immer sehr geärgert. "Du machst für die immer die Arbeit. Denk doch auch mal an Dich", sagte sie immer und spielte dabei auf die oft nächtelangen Sitzungen an.

Du hast vorhin schon den Namen PUHDYS erwähnt, denn auch da hast Du Alben produziert. In dem Zusammenhang habe ich ein Interview der Sächsischen Zeitung gefunden, wo Du gesagt hast, Dieter Birr sei der Professionellste aller Sänger gewesen. War das tatsächlich so?
Er war zumindest der Schnellste. Es ging bei ihm intonationsmäßig und von der stimmlichen Ausstrahlung her wirklich am schnellsten. Er brauchte oft nur einmal einzusingen, das war's dann. Und früher mussten alle Refrains gesungen werden, da gab es keine Kopie. Heute macht man das alles digital.012 20160708 1467525385 Da singt der Künstler einmal seinen Refrain und gut ist es. Die Arbeit reduziert sich heute enorm, da die Technik ziemlich stark nachgerückt ist. Du kannst die Geschwindigkeit korrigieren, die Intonation, einfach alles. Die Stimme, das Feeling, die Performance, solche Dinge kann man natürlich nicht verbessern.

Das wundert mich deshalb ein bisschen, weil Du ja mit solch großen Namen wie Tamara Danz, Herbert Dreilich, Veronika Fischer, Reinhard Fißler gearbeitet hast. Das sind ja alles großartige Sänger. Für mich ist es schwer vorstellbar, dass die gegen Dieter Birr dermaßen abfallen.
Richtig. Bei Vroni war es deshalb schwierig, weil sie in einem bestimmten Bereich einen unangenehmen Frequenzgang hat. Das waren solche hohen Mitten, wo man immer gegensteuern musste. Auch bei anderen Musikern, z.B. Franz Bartzsch, musste viel gefeilt werden an den Interpretationen oder an der Genauigkeit. Aber diese Namen, die Du genannt hast, die sind ja im Studio auch gewachsen. Wenn sie anfangen, sind zunächst mal alle neublau. In einem Studio ist das Schwierige, die Augen zuzumachen und sich Tausend Leute vorzustellen, für die man singt. Nee, das geht nicht. Du hast diese spezielle Studioatmosphäre und mehr nicht. Es ist aber auch eine Sache der Einstellung, sich entsprechend vorzubereiten. Man sollte wenigstens den Text und die richtige Melodie drauf haben. Es gab also schon Unterschiede zwischen den Künstlern. Bei Tamara Danz war es so, dass ich den Drive, den sie letztlich vor dem Mikrofon entwickelt hat, aus ihr raus kitzeln musste. Mit vielen psychologischen Methoden. Tina Turner zum Beispiel bewegte immer ihr Unterteil nach vorne. Ich sagte zu Tamara: "Sing nicht so viel mit der Stimme, sing mehr mit ...!" Nein, das sage ich jetzt nicht (lacht) ... Mit Tamara konntest Du Deutsch reden, die verstand das.

Stichwort Tamara Danz: Du warst an zwei Produktionen der Band beteiligt, nämlich an "Mont Klamott" und an "Bataillon d'amour". Von der Kreativität und der Musikalität her war SILLY einzigartig, wie ganz viele Leute immer wieder sagen. Welche Erfahrungen hast Du mit SILLY und speziell mit Tamara gemacht?
Der Einstieg mit "Mont Klamott" war traumhaft schön. Damals stand noch Matthias Schramm bei SILLY am Bass. Der war ein sehr lebenslustiger, fröhlicher Mensch und ich habe mich mit ihm im Studio supergut verstanden. Ich kapiere bis heute nicht, warum sie den später rausgeworfen haben. Vom Produktionsprozess her haben wir beide das Album praktisch alleine geschaukelt. Wir sprachen ja vorhin davon, wie Erfolge einen Menschen tragen können, so wie es bei mir z.B. mit "Am Fenster", "Alt wie ein Baum" oder "Der blaue Planet" der Fall war. Und SILLY haben mich behandelt wie einen ganz Großen. Sie sind natürlich nicht vor mir niedergekniet, aber so ähnlich verhielten sie sich. Jede Idee, die ich einbrachte, wurde beklatscht. Weißt Du, wenn Du auf der Bühne stehst, hast Erfolg, vor Dir stehen Tausende Menschen und applaudieren Dir, dann ist das ein Wahnsinnsgefühl. Und genau diese Gefühle hatte ich sowohl bei der Produktion von "Mont Klamott" als auch später dann bei "Bataillon d'amour". Die haben sich wirklich glücklich geschätzt, dass wir zusammen arbeiten können. Auch aus meiner Sicht war es mit die kreativste Studioarbeit, die ich je gemacht habe.

Das hört man aber auch.
Uwe Hassbecker sagte letztens in einem Interview, welches sie mir zum Geburtstag geschenkt haben: "Wenn ich ganz unten bin, lege ich die Platte auf. Wenn ich wissen will, wie etwas zu klingen hat, lege ich auch wieder die Platte auf". Das war für mich ein super Kompliment. Die Herausforderung bestand bei "Bataillon d'amour" darin, dass ihnen für zweimal zwanzig Minuten Musik ein Stück fehlte. Ich sagte dann zu der Band: "Geht mal nach vorne, trinkt was, ich mach inzwischen etwas". Dann haben wir das weltbeste Hallgerät, welches es zur damaligen Zeit gab, aus Westberlin einfliegen lassen. Damit konnte man traumhafte Effekte produzieren, Du musstest es nur bedienen können. Mit diesem Gerät habe ich dann die Reprise von "Bataillon d'amour", also die Version ohne Gesang, gemacht. Als Hasbe und die anderen das gehört haben, sind sie nicht nur fast in ihr Essen gefallen, sondern sie haben regelrecht gekniet vor mir. Die Nummer schaffte es ja dann auch auf die LP. Die ganze Auseinandersetzung mit SILLY war eben gekrönt durch die totale gegenseitige Wertschätzung, die wir uns entgegenbrachten. Wenn Du so etwas erfährst, wächst Du automatisch über Dich hinaus. Es war einfach eine traumhafte Symbiose.

Sprechen die Herren Ränker & Co. von BERLUC eigentlich wieder mit Dir?
(lacht) Weil ich mal zu denen gesagt habe: "Ihr könnt Euch Eure Spielausweise wieder abholen?" Die haben mich wahnsinnig gemacht. Die wollten immer klingen wie die PUHDYS oder andere Bands, aber sie waren gegen diese Bands eben eine kleine Nummer. Sie konnten auf der Bühne zwar laut spielen, aber sie hatten nie diesen Drive wie z.B. die PUHDYS. Das können auch tatsächlich nur eine Hand voll Personen. Wenn Du Maschine von der Bühne der PUHDYS wegzauberst, was bleibt dann? Tut mir leid, das habe ich auch schon öffentlich gesagt und das wissen die Herren von BERLUC auch. Wäre Maschine damals nach seinem Zeckenbiss nicht wieder gesund geworden, hätten die PUHDYS den Laden dicht machen können. Zu BERLUC selber besteht kein Kontakt mehr. Aber ich denke, die haben mir verziehen.014 20160708 1537468274 Es war eben so, dass sie ständig an sich rumgemeckert haben, aber damit eigentlich mich meinten. Dagegen habe ich mich natürlich gewehrt. Ich sagte zu ihnen: "Jungs, Ihr macht was falsch, Ihr übt zu wenig. Und ich finde, Ihr solltet Eure Spielberechtigung abgeben". Denn Du brauchtest ja in der DDR eine solche Spielerlaubnis, wenn Du auf die Bühne wolltest. Es wäre heutzutage in manchen Fällen gar nicht schlecht, wenn das immer noch so wäre.

Vielleicht räumen wir an dieser Stelle mal mit einem Gerücht auf. Es ist ab und zu mal zu hören, dass die Technik in den DDR-Studios nicht das Gelbe vom Ei gewesen sein soll. Jetzt hast Du natürlich ohne Ende Deine Sounds hervorgebracht. Was ist denn nun richtig?
Fakt ist, man musste sich zu helfen wissen. Ich hatte ja gerade gesagt, dass wir uns diese tolle Hallmaschine, also das beste Hallgerät der Welt, für SILLY ausgeliehen hatten. Zweitens hatte ich durchgesetzt, dass ich dieses Album "Bataillon d'amour" digital abmische, damit die Dolbysierung uns keinen Strich durch die Rechnung macht. Zur Erklärung: wenn Du eine Bandmaschine benutzt, musstest Du ein Dolbygerät zwischenschalten, sonst rauscht es bei der zweiten Kopie zu sehr. Wir zeichneten damals mit 24-Spur-Bandmaschinen auf. Und diese Bandmaschinen erreichten ihren Maximalpegel bei null db. Das ist auch heute noch so. Digital ist es noch viel schwieriger, diese null db-Grenze nicht zu übersteuern, weil es ansonsten verzerrt ist. In diesem Fall überlegte ich mir, warum nutze ich diese Bandmaschine nicht mal als eine Art Begrenzer, in dem ich sie enorm überfahre. Das heißt also, ich habe sämtliche Instrumente unter Ausnutzung der Vorverstärker bist fast an die Klirrgrenze gedreht, dann klang das Instrument. Das habe ich unwissentlich gemacht, aber es hat funktioniert. Wenn meine Kollegen sich meine Bänder ansahen, meinten die alle: "Bist Du verrückt, das ist ja alles total übersteuert, was machst denn Du da?!" Aber das war mir egal, ich tat das, was ich für richtig hielt. Es war jedenfalls ein wichtiger Punkt, die Geräte bis an ihre Schmerzgrenze zu fahren. Das habe ich dann auch exzessiv betrieben. So um 1980/81 bekamen wir dann amerikanische Abhörsysteme, Lensings, damit änderte sich der Sound schlagartig. Endlich hörte man nämlich genau das, was man produziert. Durch diese neuen Systeme waren wir spitzenmäßig ausgerüstet und der Sound änderte sich bei allen Kollegen deutlich. Aber auch die Musiker waren daran interessiert, den bestmöglichen Sound zu bekommen, allerdings mussten dazu auch die Instrumente entsprechend sein. Wer die meisten Erfolge mit seiner Musik hatte, für den zahlte sich das natürlich auch in barer Münze aus, was wiederum zur Folge hatte, dass diese Bands auch die besten Verstärker und Effektgeräte besaßen. Ein Beispiel war die "Rock'n'Roll Music"-LP der PUHDYS. Wir hatten im Studio ein Uher-Tonband rumstehen, auf dem ich Quaster die fertigen Songs auf Band spielte. Ich muss wohl irgendwie einen Fehler gemacht haben, die Pegel zu drastisch erhöht haben, denn Quaster kam nach dem Anhören der Songs zu mir und fragte entgeistert, was ich da gemacht hätte. Das würde ja obergeil klingen! Jetzt kommt der Witz an der Sache: wir haben daraufhin die gesamte Platte über dieses Uher-Tonband laufen lassen. Heute sagt man, wir haben es auf diese Art gemastert. Dadurch entstand ein Verzerrungsgrad, der nicht unangenehm war, der diese Platte auszeichnete und alles ungewöhnlich, aber deutlich besser klingen ließ.

015 20160708 1513725449Das Ganze war also eher ein Zufallsprodukt?
Ja, das war wirklich Zufall, dass ich das Uher-Tonband als Verzerrer entdeckte. Nach der Wende habe ich mal mit KARAT einige Muggen gemacht, ich war dabei für den Ton zuständig. KARAT war dabei in Chemnitz das Vorprogramm der Sogenannten ROCK'N'ROLL OLDIES. Da war zwar nicht Bill Haley persönlich dabei, aber irgendwie Leute aus dieser Zeit und aus dieser Preisklasse. KARAT stand ja damals für super Sound, worum ich mich perfekt gekümmert hatte. Als danach dann diese Rock'n'Roller anfingen, kam der Tonmensch zu seinem Mischpult, zog mit dem Ellenbogen die Regler nach oben und es ging los. Der hatte einfach nur laut gemacht und dementsprechend zerrte und klirrte es an allen Ecken. Aber die Leute fanden es geil. Wie Du siehst, waren die Methoden ganz unterschiedlich. Du musstest aber auf jeden Fall den Pfad der Tugend verlassen, wenn Du guten Sound haben wolltest, sonst ging nichts. Das führte natürlich immer zu Streitgesprächen mit der Technik, weil dadurch auch schneller etwas kaputt ging. Aber Du musstest eben Ideen haben. Dazu kommt, um noch mal auf den Sound in der DDR zurückzukommen, dass ich mich immer ärgerte, wenn die Musiker über die fertige Platte enttäuscht waren. Und sie hatten damit meistens Recht. Ich ging der Sache irgendwann mal auf den Grund und entdeckte dabei 1983 folgendes: Im Hauptgebäude fand der sogenannte Umschnitt statt. Dabei wurde vom Band auf eine seltsam aussehende Maschine die "Mutter" geschnitten. Von dieser wurden dann wiederum "Väter" hergestellt, die dann in der Presse die jeweiligen "Mütter" herstellten. Und dort saß ein Mensch, der viel und gerne rauchte, den ich bis dato aber nicht kannte. Den fragte ich: "Wie machen Sie das hier eigentlich? Können Sie mir das mal zeigen?" Der sagte mir: "Die Kontrollabteilung im Keller gibt uns einen bestimmten Wert vor, was aber meistens dazu führt, dass der Platz auf der Platte am Ende gar nicht reicht. Dann schreiben wir weniger Tiefen und insgesamt wird die Platte fünf db leiser gemacht". Ich konnte das gar nicht fassen. In Zukunft setzte ich mich immer mit dazu, wenn meine Platten dort unten ankamen und habe jeden einzelnen Titel nochmal korrigiert, wenn es sein musste. Von da an klangen die Platten dann hörbar besser. Kamen die Kollegen dann mit den Westausgaben der LPs von den PUHDYS, CITY, KARAT oder SILLY an, klangen die auch viel besser, denn diese Platten wurden drüben mit zwei bis drei db mehr gefertigt. Unsere Plattenspieler hätten diese Platten gar nicht abspielen können, das klang nämlich nur verzerrt, aber die Plattenspieler im Westen konnten das problemlos. Und einen letzten Grund für den Sound der DDR-Platten gibt es noch: wir hatten ab 1983 ein sogenanntes Mischstudio mit einer super Technik. Das war ein Pult mit computergestützter Dynamikregelung, was die Qualität natürlich mächtig verbessert hat. Selbstredend gab es da auch wieder einige Probleme. Und zwar hatten die Geräte gerade mal 250 MB Speicherkapazität. Man konnte sich also nie sicher sein, ob jetzt alles gespeichert war oder nicht. Bis wir dann feststellten, dass unsere Bosse auch hier mal wieder gespart hatten und die billigsten Teile genommen haben, die eben nur über 250 MB Speicher verfügten. Es gab aber auch welche mit 500 MB, die wir dann später auch bekamen. Wir waren immer ein Stückchen hinterher.016 20160708 1449535436 Wenn also jemand was Neues aus dem Westen mitbrachte, haben wir das nachgebildet. Ich nahm z.B. mal mit Franz Bartzsch den BEATLES-Song "Get back" als Nachproduktion auf. Gesungen von Frank Schöbel mit der HORST KRÜGER BAND im Rücken. Das war eine Liveaufnahme, die die BEATLES mal auf einem Hochhaus in New York aufgenommen haben. Beim Chorus wurde von Billy Preston ein Fender-Piano gespielt. Das kannten wir bei uns überhaupt nicht. Wir versuchten dann den ganzen Tag, diesen speziellen Sound auf einem Klavier nachzubilden, was uns natürlich trotz Verzerrer und sonstiger Hilfsmittel nicht gelungen ist. Erst viel später fiel es uns wie Schuppen von den Augen, dass das ein Fender-Piano war. Das nur als kleines Beispiel für meine Aussage, dass wir immer ein wenig hinterher hinkten.

Dann haben wir das also mal geklärt.
Kurzer Nachtrag: Was den Rundfunk betrifft, so haben die erst viel später so eine Art Pop-Studio bekommen. Ich habe mir aber leider nie angesehen, was dort für Technik zur Verfügung stand.

Beim Rundfunk wurde ja teilweise aus dem LKW heraus produziert ...
Kann schon sein. Aber aufgrund der vielen Plattenverkäufe, die Goldenen Schallplatten für KARAT und auch die PUHDYS verkauften ja immer um die 500.000 Stück von einem Album, überholten wir ETERNA deutlich. Dadurch wurde der Ruf von AMIGA innerhalb der Firma viel besser. Als ich dort anfing, war AMIGA eher ein Abfallprodukt. Aber es wurde mit jedem Jahr besser.

Hast Du eigentlich einen Überblick darüber, wie viel Alben Du produziert hast?
Ich selber habe das nie recherchiert. Aber aus meinem Chor brachten mir einige Leute mal eine Diskographie, wo man eben sehen und ablesen konnte, was ich alles gemacht habe. Da war ich selber ziemlich erstaunt. Aber nein, ich weiß es nicht.

Bitte mit einem kurzen Satz mit einer Begründung antworten: Gibt es für einen Tonregisseur und Produzenten eigentlich eine Art Lieblingsalbum, das er gemacht hat? Hast Du ein Album in besonders guter Erinnerung und findest die Musik darauf auch heute noch gut?
Ich nehme da die zweite SILLY-Platte, die ich gemacht habe, also "Bataillon d'amour". Wobei man "Mont Klamott" auch gleich dazu rechnen kann.

Es gibt ja noch einen Namen Federowski in der DDR-Musikszene: Hast Du auch mal für Deine Schwester Ina-Maria gearbeitet?
Ich habe Arndt Bause gezwungen, für sie zwei Lieder zu schreiben. Oder auch mehr. Sie zu produzieren, wurde mir nicht gestattet.

Nach 14 Jahren hast Du AMIGA verlassen. Das war 1986. Was waren die Gründe dafür, beim Monopolisten die Segel zu streichen und den Job einfach an den Nagel zu hängen?
Da gab es gleich zwei Gründe. Bei der ersten Goldenen Schallplatte für KARAT, "Der blaue Planet", durfte ich nicht mit nach Hamburg, um diese Goldene entgegenzunehmen. Nenn meine Arbeit nun Produzent oder Regisseur, völlig egal. Aber ich würde behaupten, ich war schon ziemlich wichtig. Und dann darfst Du nicht mit ... Es war unmöglich. Dann komme ich in die Künstleragentur und sehe, dass über dem Kopf der Frau, die KARAT immer in den Westen begleitete, die Goldene Schallplatte hing. Da hatte ich eine Stinklaune. Bei war bei der Verleihung einer anderen Goldenen ebenso. Ich beschwerte mich dann auch bei meiner Firma darüber. Die hätten mir ja wenigstens ein Exemplar mitbringen können, wenn nicht gar müssen. Der nächste Tiefschlag war die jährlich stattfindende Weihnachtsfeier. Ich wurde nach vorn geholt. Während meiner 14 Jahre bei AMIGA wurde ich wohl fünf Mal zum Aktivisten gekrönt, Kunstpreisträger war ich auch. Damit konnte man aber nicht viel anfangen, auch finanziell nicht. Aber man bedachte mich auf dieser Weihnachtsfeier mit einer Sofortprämie für die zweite Goldenen Schallplatte. Der Generaldirektor belobigte mich, alles klatschte und ich bekam den Briefumschlag. Der fühlte sich schon sehr schlank an. Geöffnet habe ich den Umschlag dann erst ganz in Ruhe zuhause. Vorher trank ich noch einen Whisky. Ich guckte also in den Umschlag, bin dann in den Keller gegangen, setzte mich an meine Schreibmaschine und habe gekündigt.

Wie viel war in dem Umschlag?
300 Mark der DDR. Das war der Auslöser. Entscheidend für meine Kündigung war außerdem, dass sich für das "Bataillon d'amour"-Album von SILLY plötzlich ein Produzent aus dem Westen namens Micki Meuser dazu gesellte. Der fügte sich wunderbar in das Geschehen ein, hat auch nie etwas gesagt. Er war dennoch sehr wichtig, denn er kannte sich mit Steckverbindungen aus, wusste also, wie man Keyboards miteinander verbindet. Das war ja für uns total neu. Auf die Art entdeckte ich auch für mich eine völlig neue Schiene. Man konnte also nicht nur den puren Synthesizer-Sound nehmen, sondern der wurde gewürzt mit allen Schikanen, zum Beispiel mehr Höhen vom zweiten oder dritten Synthesizer. Manchmal haben wir bis zu fünf Synthesizer miteinander gekoppelt. Das konnte Micki Meuser richtig gut. Er hat uns alles eingestellt, denn damit waren wir völlig überfordert. Also die Zusammenarbeit zwischen uns funktionierte bestens. Dann verließ er uns, weil er auch noch andere Dinge zu tun hatte und war weder beim Synchronisieren weiterer Instrumente zugegen, also Bass, Gitarre, geschweige denn beim Gesang von Tamara. Außerdem hatte er auch nicht den Kontakt zu den Musikern, was mir persönlich leid tat. Micki Meuser verschwand dann wie gesagt eines Tages, und zwar für immer. Er war auch nicht beim Mixen der Platte dabei, steht aber als Mitproduzent auf der Platte. Ganz prima. Darüber habe ich mich natürlich nicht nur gewundert, sondern richtig geärgert. Es gab dann irgendwann eine kleine, bescheidene Feier, bei der auch ein paar Herren aus dem Westen dabei waren. Ich glaube, die waren von Columbia CBS. Und die bedankten sich dann für die gute Zusammenarbeit. Hätte ich mehr Mut gehabt, hätte ich gefragt: "Welche Zusammenarbeit meinen Sie?" Jetzt kommt der entscheidende Punkt. Wir gingen abends noch zusammen essen und ich fragte Micki Meuser einfach mal: "Micki, wenn Du mir die Frage beantworten willst ... Wie viel zahlen sie Dir?" Er antwortete mir: "Für das SILLY-Projekt kriege ich 25.000 DM". (kleine Pause) Hintendran kam dann die Geschichte mit KARAT, die ich eben auch schon erzählte. Wer das alles aushält ... Das schafft natürlich nicht unbedingt große Zufriedenheit. Na gut, mein Geld habe ich mit Musikmachen verdient, die ich mit meiner Band gemacht habe. Und meine Arbeit bei AMIGA war meine ganze Liebe, meine ganze Freude, obwohl es relativ wenig Geld dafür gab. Man hatte mich dann überredet, als Produzent mit einer Art Geheimvertrag weiterzumachen. Leider habe ich davon nie eine Kopie bekommen, der Vertrag verschwand gleich im Panzerschrank des Generaldirektors. Der Vertrag sah vor, mich an allen Plattenverkäufen über 100.000 Stück zu beteiligen. Wenn die 100.000 erreicht sind, geht es für mich los. Für die nächsten 10.000 verkauften Platten hätte ich dann eine bestimmte Summe bekommen. Aber nun hatten wir bereits 1985. Die Unzufriedenheit in der DDR-Bevölkerung war schon riesengroß und wurde immer größer. Es verkaufte kein Künstler mehr Platten. Selbst die PUHDYS gingen auf Minusverkäufe zurück. Es wollte niemand mehr etwas aus der DDR kaufen. Alle waren nur noch darauf erpicht, Westgeld zu tauschen und im Intershop einkaufen zu gehen. Es ging alles bergab und gipfelte im Jahr 1989 im Zusammenbruch der DDR. Dann begann allerdings die Zeit, die für mich noch schlimmer war. Ich fragte nämlich den einen oder anderen, ob wir nicht mal wieder etwas zusammen machen wollen. Nö, war nicht möglich. KARAT produzierte inzwischen in Hamburg. Katastrophenmusik, Katastrophenproduzent, schlechte Platte! Die PUHDYS produzierten irgendwo anders. Peter Meyer machte den Diskotheker usw. Erst 1994/95 ging es wieder langsam bergauf.

Du hast ja direkt nach AMIGA die Arbeit mit Deiner HELMAR FEDEROWSKI BAND intensiviert. Die Band gab es ja schon einige Zeit vorher. Seit wann genau?
Unter diesem Namen seit 1980.

Du bist natürlich mit der Band auch live aufgetreten. Welche Ziele wurden ab 1986 gesteckt? Wo sollte der Weg der HELMAR FEDEROWSKI BAND hinführen?
Wir wollten eigene Titel machen. Allerdings haben wir viel zu spät angefangen. Ich habe diese Arbeit bei AMIGA so fürchterlich geliebt. Wenn ich aber an diese Zeit zurückdenke, dann denke ich heute, ich hätte schon viel früher mit eigenen Songs beginnen und das Potential meiner Band ausnutzen müssen. Es gab z.B. für den "Kessel Buntes" den Auftrag, sechs Lieder einzuspielen. Eins davon, zusammen mit meiner Schwester Ina Maria, wurde dann genommen. Damit begann es. Wir waren in "bong" und auch sonst überall im Fernsehen zu sehen. Unser Ziel war, auch international reisen zu können. Wir waren dann auch tatsächlich in der Schweiz, machten eine Tour durch die BRD. Wir haben beim Schlagerfestival in Dresden nicht den internationalen, sondern den internen Bereich live bespielt. Das war für die Künstler eine tolle Herausforderung, von Wolfgang Ziegler bis Muck, live singen zu müssen. Das hat echten Spaß gemacht. Die Herausforderung bestand also für uns darin, eine gute Studioband zu werden und auch live immer besser zu werden.

Hast Du eigentlich auch mal den Versuch unternommen, mal etwas solistisch zu machen? Ich habe hier nämlich eine Autogrammkarte, auf der nur Du zu sehen bist. Das sieht aus, als wäre diese Karte für ein Soloprojekt entstanden.
Nein. Als wir öfter in Dresden im Kulturpalast auftraten und ich auch mal beim "Kessel Buntes" den Kopf als Moderator rausgehalten habe, wollten die Leute Autogrammkarten. Dafür habe ich die anfertigen lassen.

In den Vorbereitungen zu diesem Interview fiel mir lediglich eine Platte mit einem Song der HELMAR FEDEROWSKI BAND in die Hand, nämlich der AMIGA-Sampler "Two hearts" mit dem Song "The Loco-Motion". Gab es sonst keine Rundfunk- oder Studioproduktionen der Band, die hätten auf Platte gepresst werden können?
Doch. Der erste Song mit meiner Band hieß "Der Prenzlauer Berg". Davon gibt es auch ein Video. Das war 1980 oder 1982.

Nach der Wende war die HELMAR FEDEROWSKI BAND die Begleitband von Mary & Gordy, dem berühmten Travestie-Duo.
Nein, das stimmt nicht. In Nürnberg gibt es ein großes Messegelände, wo ein großer Handwerkerball stattfand. Da trat die PEPE LIENHARD BAND mit Mary auf. Wir hatten eine Garderobe auf der gleichen Ebene, haben zusammen gegessen und uns auch unterhalten. Und die haben uns immer mit offenen Augen bestaunt. Unsere Sängerin klang fast original wie Tina Turner, bewegte sich gut und klang einfach super. Wir waren insgesamt eine sehr lockere, dynamische Band, während die PEPE LIENHARD-Musiker wie die Ölsardinen auf der Bühne standen. Die waren jedenfalls völlig überrascht, dass es so was wie uns im Osten gab. Jedenfalls hat der Pressekollege das völlig falsch formuliert, weshalb jetzt diese falsche Geschichte im Raume steht. Aber Herrgott, wo soll ich das jetzt dementieren?

Die HELMAR FEDEROWSKI BAND löste sich 1993 auf. Warum, was waren die Gründe?
Das lässt sich ganz einfach erklären. Zwölf Jahre Know How mit einem Schlagzeuger, das gibt einen Groove innerhalb der Band, der war schon recht gut. Die Musiker mussten jetzt aber selber sehen, wo sie bleiben. Uwe, der eben beschriebene Schlagzeuger, ging plötzlich zu Mercedes, um sich dort zum Kaufmann ausbilden zu lassen. Stefan, unser Bassist aus Fürstenwalde und ein Rocker durch und durch, brachte den Optikerladen seiner Frau in Schwung. Norbert, unser Gitarrist, ging in Potsdam zum Arbeitsamt. Jaqueline und ihr Freund, die beide in der Band waren, verzogen sich in den Westen, weil sie dort als Duo arbeiten wollten. Und ich stand vor der Aufgabe, alle diese Musiker zu ersetzen. An einem 1. Mai spielten wir in Marzahn, es war 1993, als Adele von KARAT vorbei kam, die am Abend mit Spielen an der Reihe waren. Adele meinte dann zu mir: "Was ist denn mit Deiner Band los?" Ich sagte: "Adele, das sind eben alles nur Ersatzmusiker". An diesem Abend legte ich dann für mich fest, das war das letzte Konzert. Dabei blieb es auch. Ich wollte einfach nicht mehr. Hätten wir durchgehalten bis 1995, hätten wir es ganz sicher gepackt.

Wie ging es für Dich weiter? Ich habe gelesen, Du bist umgezogen und hast Unterricht für Gesang und Keyboard gegeben. Stimmt das?
Ich habe 1994 mein Haus in Berlin verkauft und bin nach Dresden gezogen. Der eigentliche Grund dafür war aber, dass ich meine jetzige Frau kennenlernte. Mein Sohn kam auch gerade aus Amerika zurück und ich fragte ihn, ob es nicht besser wäre, in Dresden weiter zur Schule zu gehen, da hätte er bis zum Abitur ein Jahr weniger. So kam es, dass ich ihn in Dresden an der Kreuzschule unterbrachte. Damit sind wir nur noch zum Rasenmähen nach Berlin gefahren. Da damals die Möglichkeit, in Berlin ein Haus zu verkaufen, nicht die schlechteste war, habe ich das halt so gemacht. Von dem Erlös besorgte ich mir dann ein Grundstück in Wilsdruff bei Dresden. Dort machten wir ein eigenes Studio auf und konnten z.B. mit Thomas Stelzer Produktionen machen, der als guter Rocker und Blueser eine lokale Größe in Sachsen war und ist. Der hat eine tolle Stimme. Wir machten auch einige CDs mit ihm. Bis er selber begriffen hatte, wie das ging, danach machte er dann alles selber. Nach und nach wurden die Aufträge dann immer weniger. Zwar konnten wir noch die Band vom Schütz-Konservatorium produzieren sowie auch verschiedene Chöre, haben auch mit Rockbands gearbeitet. Wir hatten ein ziemliches großes Studio, haben auch vieles selber gebaut. Nachdem die Auftragslage aber immer mieser wurde, habe ich mich von meinem Partner getrennt, denn wir mussten sehen, wo wir bleiben. Nun saß ich also in Dresden, zurück ging nicht mehr, weil meine Frau hier Lehrerin war und inzwischen Direktorin ist. Sie nach Berlin zu bewegen - unmöglich. Die Kontakte nach Berlin waren auch nicht so vorhanden. Eine Rolle spielte natürlich der Umzug nach Dresden, womit ich mich natürlich von meinen Wurzeln entfernt habe. Dann machten wir zu zweit Livemusik, wovon man auch leben konnte, aber perspektivisch, so dachte ich, wäre es sinnvoll, sich auf die pädagogische Schiene zu begeben, was ich dann auch tat. Seitdem gebe ich Klavier- und Gesangsunterricht. Vor nunmehr vierzehn Jahren, also 2002, gründete ich dann einen Chor. Darauf kam ich, als mir durch den Kopf ging, dass ich mich bis 1986 immer in den Dienst anderer gestellt habe. Nachdem mich Thomas Stelzer dann fragte, ob ich in seinem Chor mitmachen würde, habe ich zugesagt und von da an mit den Männern des Chors geprobt. Auf den langen Heimfahrten nach den Auftritten wurde mir dann klar, dass ich ja schon wieder etwas für jemanden anderes mache. Und so sagte ich mir: "Nein, Du machst jetzt selber was, etwas Eigenes." Mit einigen Freunden und der Hilfe von Inseraten machte ich dann meinen eigenen Chor auf. Anfangs waren wir ganze fünfzehn Leute. Es war ein Laienchor und zunächst ziemlich mühsam. Mittlerweile haben wir aber ganz erfolgreiche Sachen hinter uns. Radio Sachsen-Anhalt hat Titel einer CD, die wir bei ihnen in Leipzig eingesungen und eingespielt haben, verwendet, um im vorigen Jahr ein Sommerloch zu füllen. Eigentlich war die CD auch eher für den internen Gebrauch bestimmt, denn wer kauft schon eine Chor-CD? Aber wir sind kein Chor, wie Du ihn vielleicht vor Augen hast, also mit weißen Blusen und schwarzen Röcken. Nein, wir bewegen uns viel, machen Rambazamba, scheuen uns auch nicht vor Rock'n'Roll. Und letztes Jahr haben wir sogar zwanzig Minuten Rockmusik aufgelegt bis hin zu AC/DC. Und das als Chor! Das ist wirklich cool. Wir kommen super rüber. Erst kürzlich schickte mir ein Fotograf Fotos und erzählte mir dazu, wie toll wir waren und wie locker wir rüberkamen. Es macht mir Riesenspaß, wir sind eine tolle Gemeinschaft und es ist insgesamt ein tolles Hobby geworden.

Chor und Musikunterricht ... Ruhestand kommt wohl für Dich noch nicht in Frage?
Um Gottes willen! Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Selbst wenn ich nichts zu tun habe, mache ich was. Es gibt da übrigens in Reichenbach in Sachsen ein Rockfestival. Der administrative Leiter unseres Chores hat da einen guten Draht hin. Nun gibt es ja das aktuelle Projekt der STERN-COMBO MEISSEN "Bilder einer Ausstellung" in Verbindung mit dem Sinfonieorchester Leipzig. Diese Aufführung fand im letzten Jahr bereits in Grimma statt. Der Dirigent hat alles, was STERN MEISSEN nicht spielt, noch mal neu instrumentiert. Und für zwei Lieder brauchen die einen Chor. Nun darfst Du dreimal raten, wer dieser Chor sein wird ... Da habe ich mich natürlich sehr gefreut. Im März nächsten Jahres machen wir nun also zusammen mit der STERN-COMBO MEISSEN diese Aufführung. Unser Chor ist schon hellauf begeistert, weil sie so etwas noch nie erlebt haben. Außerdem sind wir in Meißen zu einer Art "Lieblingschor" ernannt worden, weil ich ein Lied für einen Meißner Wein geschrieben habe. Mit diesem Song dürfen wir im September das berühmte Meißner Weinfest eröffnen.

022 20160708 1302256618Hast Du eigentlich inzwischen Deine verdiente Goldene Schallplatte für den "Blauen Planeten" bekommen?
Nein. Wer soll mir die denn auch geben? Ich kenne jemanden in der Nähe von Bernau. Die kennen wiederum rein zufällig die Frau unseres ehemaligen künstlerischen Direktors Schäfer. Und bei denen im Flur hängt noch immer die Goldene Schallplatte. Mein Chor hat mir zu meinem jetzigen Geburtstag aus Spaß eine Goldene Schallplatte geschenkt.

Auch 26 Jahre nach der Wende wird ja medial immer noch mit zweierlei Maß gemessen. Was in der DDR entstanden ist, so qualitativ gut es auch immer war, findet eigentlich keine Beachtung mehr. Wie siehst Du das als Teil dieser Musikszene? Ärgert Dich das oder ignorierst Du das mittlerweile?
Nein, im Gegenteil, es freut mich, wenn ich das Radio anmache und ab und zu doch noch ein Songs aus unserer Zeit gespielt wird. Mich freut auch das Feedback, welches ich aufgrund dieses Interviews mit der Sächsischen Zeitung bekommen habe (Helmar gab anlässlich seines 70. Geburtstags im Mai dort ein Interview, Anm. d. Red.). Die Bands SILLY, CITY, KARAT und die PUHDYS haben mir zum Geburtstag einen roten Teppich ausgelegt, in dem sie mir alle Videobotschaften geschickt haben. Was will man mehr? Kein Kollege von mir, weder vom Rundfunk noch von AMIGA, ist jemals so gefeiert worden. Da kann man schon dankbar sein, dass man nicht völlig in der Anonymität verschwunden ist.

Ich danke Dir für Deine Zeit und für das Interview. Möchtest Du abschließend noch ein paar Worte an die Leser richten?
Ich denke, das Beste, was einem im Leben passieren kann, ist Gesundheit. Da ich jetzt 70 geworden und immer noch gut beieinander bin, wenn man mal von der Brille absieht, kann ich nur jedem raten, das Leben zu genießen. Das ist das Wichtigste. Ich kann das dank meiner lieben Frau. Mit ihr habe ich zum zweiten Mal einen Lottogewinn in Form einer tollen Persönlichkeit.




Interview: Christian Reder
Bearbeitung: tormey, cr
Fotos: Fundus Helmar Federowski, Helmar Federowski privat




   
   
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