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Interview vom 9. Juni 2021



Tobias Künzel ist den meisten durch die Popband "Die Prinzen" bekannt. Der 1964 in Leipzig geborene Sänger und ehemalige Thomaner hat darüber hinaus noch einige Projekte mehr auf der Agenda. Ihre Anfänge fanden "Die Prinzen" bereits zu DDR-Zeiten und konnten schon kurze Zeit nach der politischen Wende Erfolge in der Bundesrepublik feiern. Über den Werdegang der Band, seine weiteren Projekte und einiges mehr konnte unsere Kollegin Antje mit Tobias Künzel reden ...




Erst einmal alles Gute nachträglich zu deinem Geburtstag.
Das weißt du sogar, danke.

cd 20210611 150478687330 Jahre Die Prinzen - ein Grund zu feiern ...
Es ist auf jeden Fall ein Anlass, darüber zu sprechen und ein Anlass, ein neues Album rauszubringen. Hätten wir vor einem Jahr zum 29. Bandjubiläum ein Album rausgebracht, wäre das wahrscheinlich nicht so interessant gewesen.

Am Anfang wart ihr doch eher in bunten Klamotten unterwegs, erst etwas später habt ihr euch auf den Satzgesang fokussiert und auch Akustikkonzerte gegeben. Wie kam es damals zu dem Wandel?
Wir haben uns immer wieder neu erfunden. In den 30 Jahren musste man natürlich den Fans auch irgendwann mal was Neues bieten. Da haben wir irgendwann gemerkt, dass die Zeit der großen Konzerte und kreischenden Teenies vor der Bühne hinter uns liegt. Dann war die Frage: "Was machen wir jetzt?" Dann haben wir angefangen, wieder akustisch was zu machen. Wolfgang hat die entsprechenden Arrangements erstellt. Wir sind damit dann in die Opernhäuser gegangen, wo die Leute plötzlich gesessen und zugehört haben. Wir waren die erste Pop-Band, die in der Semperoper in Dresden spielen durfte! Das wurde uns genehmigt, weil wir eben den Hintergrund als Thomaner bzw. Kruzianer haben. Dann haben wir überlegt, dass unsere Wurzeln in der Kirche liegen. Durch den Chor sind wir ja quasi in der Thomaskirche oder der Kreuzkirche Dresden aufgewachsen. Warum nutzen wir die Kirche nicht als Konzertort? Da Wolfgang ein begnadeter Arrangeur ist, kamen wir auf die Idee, ein Sinfonieorchester zu fragen, ob sie Lust haben, was mit uns zu machen. So haben wir bei dem aktuellen Album zu einer musikalischen und textlichen Schlichtheit zurückgefunden, nachdem bei den letzten Alben alles ein bisschen komplexer und komplizierter geworden war.

Wie hat dich rückblickend die Zeit im Thomanerchor geprägt?
Musikalisch auf jeden Fall extrem. Als Kind kriegt man völlig unbewusst extrem komplizierte Werke auf die Festplatte. Das ist nicht mit Gold zu bezahlen. Hinzu kommt natürlich auch der Gemeinschaftssinn, der in einem Chor herrscht. Das ist ja wie eine eigene Welt. Das hat uns auch geprägt. Dieses sich einordnen können hat auch bestimmt dazu beigetragen, dass wir heute noch in der Originalbesetzung sind.

Da hast du ja auch Sebastian kennen gelernt. Seitdem seid ihr auch wirklich Freunde?
Ich war damals mit seinem Bruder zusammen in einer Klasse. Das hat sich erst später ergeben. Ich war mit 14 frühpubertär und hab' angefangen, Rockmusik zu machen, was damals im Chor eher unüblich war. Ich war ein wenig der bunte Vogel. Davon war Sebastian beeindruckt. Er ist zwei Jahre jünger als ich und hat eben geguckt, was die älteren so machen. Ich war dann auch zwei Jahre eher bei der Armee und war zwei Jahre eher fertig, hatte dann schon eine Band. Wir haben aber immer Kontakt gehalten und uns ausgetauscht. Es gab dann die A-capella-Band, "Die Herzbuben", ich war Schlagzeuger in der Rockband "Amor und die Kids". Richtig zusammen Musik gemacht haben wir nach der Wende, als ich bei den Prinzen eingestiegen bin.

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Ich habe auf eurer Internetseite gelesen, dass du unheimlich viele Sachen neben den Prinzen auf dem Zettel hast. Neben Final Stap hast du noch zwei Bands in deiner Wahlheimat London, Du bist Produzent und Sprecher für das Kinderhörspiel "Monika Häuschen" und vieles mehr ...
Ich habe Musicals geschrieben und bin gerade dabei, wieder eines zu schreiben. Das wird wahrscheinlich im Oktober in London uraufgeführt. Das Musical ist nach einem Roman von Charles Dickens entstanden. Das heißt "David Copperfield", aber hat nichts mit dem Zauberer zu tun, das muss ich immer dazu sagen. Die sind immer sehr spannend, solche Musical-Geschichten. Aber momentan bin ich natürlich rund um die Uhr mit den Prinzen beschäftigt.

Wie kam es zu deiner Position als stellvertretender Aufsichtsrat bei der GEMA?
Ich bin gefragt worden. Ich war vor ungefähr 12 Jahren bei der Hauptversammlung dabei. Im Jahr darauf fanden die Wahlen statt. Da bin ich aus heiterem Himmel für den Aufsichtsrat als Stellvertreter nominiert worden. Ich bin dann auch tatsächlich gewählt worden, da habe ich mich sehr gefreut. Ich war damals 46 und hab' mich sehr gewundert, da ich doch eher zu den Jüngeren gezählt habe. Aber es war irgendwie toll, es war schön. Es ist eine schöne Zeit. In 14 Tagen sind wieder Wahlen, ich bin gespannt, ob ich da wiedergewählt werde.

Oh, da drücke ich dir natürlich sehr die Daumen!
Mal gucken. Es ist jedenfalls eine sehr wichtige Sache für mich, weil mir das Urheberrecht sehr am Herzen liegt. Ich denke, das geistige Eigentum ist absolut schützenswert. Denn wenn es nichts mehr wert ist, haben die Leute auch keine Kapazitäten mehr, davon zu leben. Dann wird Mittelmaß in jeder kreativen Beziehung betrieben und das sollte nicht sein.

Ich fürchte dass die ganzen Streamingdienste da auch nicht gerade hilfreich sind, dass ein Künstler von seinem Schaffen leben kann.
Das ist richtig, ja. Man kann es den Menschen auf der anderen Seite auch nicht übelnehmen. Wenn ich die Wahl habe, ob ich mir alle Alben, die ich gerne möchte, für 10,99 € oder ein einziges für 14,99 € zulege, dann ist das schwierig. Wenn man dann nicht so ein Überfan ist oder der Künstler einem so sehr am Herzen liegt, dass man das Album unbedingt zu Hause haben muss, zieht man eventuell die Option. Die Zeiten haben sich eben dahingehend geändert. Ich will da auch den alten Zeiten nicht hinterher trauern, man muss es eben so nehmen, wie es ist und muss Verständnis dafür haben. Es muss aber auch gewährleistet sein, dass die einschlägigen Plattformen wie YouTube oder Spotify die Künstler auch angemessen entlohnen.



Wie erlebst du die aktuelle Situation, sowohl persönlich als auch als Künstler?
Ich sehe das alles sehr kritisch, muss ich sagen. Ich fühle mich in vielen Sachen an die DDR erinnert. Wenn ich sehe, wie die Menschen sich durch Maßnahmen durchmogeln und gemeinsame Haushalte erfinden, damit sie ein bisschen Nähe haben, kann ich das verstehen. Ich kann die ganzen Zahlenspielereien nicht mehr nachvollziehen, die gespielt werden. Ich kann nicht nachvollziehen, wie eines der reichsten Länder der Welt für 83 Millionen Einwohner nur 20.000 oder 30.000 Intensivbetten hat. Ich kann nicht nachvollziehen, dass psychische Schäden bei Kindern kleingeredet werden, die es nach den beiden Corona-Jahren definitiv gibt. Auch Bildungsmängel werden bleiben. Ein Kleinkind, das gerade aufwächst, ist auf Mimik angewiesen, weil es noch keine Worte versteht. Ein Kind, das letztes Jahr geboren wurde, hat nur weiße Flecke gesehen, wenn es draußen war. Ich weiß nicht wohin das führt. Ich muss aber auch dazu sagen, dass ich zwei Mal geimpft bin. Ich bin kein Querdenker und auch nicht rechtsradikal. Wer dieser Regierung eine Verschwörung in dem Maße zutraut, sollte noch mal darüber nachdenken. Ich denke nicht, dass sie dazu im Stande ist. Die sind viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Allerdings bin ich schon sehr am Grübeln, was hier abgeht. Ich finde auch dieses sture links-grüne Denken gefährlich. In dem Zusammenhang kann ich jedem nur das Buch von Sarah Wagenknecht empfehlen. Sie ist ja erwiesenermaßen Linke. Sie sagt da viele tolle Sachen und hält den Spiegel vor. Den sogenannten Champagner-Kommunisten, die es da gibt. Ich sehe das sehr kritisch und halte damit auch nicht mehr hinterm Berg. Bisher war ich ja der Meinung, Unterhaltungskünstler sollten unterhalten. Bei der derzeitigen Situation sage ich meine Meinung frei heraus, wenn ich gefragt werde. Dass das Grundgesetz momentan so einfach geändert werden kann, ist auch eine erstaunliche Entwicklung. Als wir 1989 mit der DDR Teil der Bundesrepublik wurden, wurde uns gesagt, dass das Grundgesetz eine unumstößliche Größe ist und nicht so einfach geändert werden kann. Jetzt wird es gefühlt stündlich geändert. Man kann da willkürlich Dinge festlegen, die das Leben von den Menschen ändert. Auf Dauer kann das für eine Gesellschaft nicht gesund sein. Das führt dazu, dass sich die Menschen alleine gelassen fühlen, wenn die Gendersprache wichtiger ist, als die Sorgen und Nöte. Das führt natürlich dazu, dass sie sich an Leuten oder Parteien orientieren, die sich vermeintlich kümmern.

Wie ist das neue Album in dieser besonderen Zeit entstanden? Konntet ihr euch alle im Studio treffen?
Nein, leider nicht. Wir waren einmal zusammen im Studio, als das Album schon fertig war. Bis dahin haben wir einzeln gekämpft. So hat Sebastian Songs mit Partnern geschrieben, ich habe Songs mit Partnern geschrieben. Dann wurde ausgewählt, welche Songs aufs Album kommen. Wir haben ein neues Management, was gut ist. Wir haben ein neues Plattenlabel und neue A&R-Leute. Die haben großen Einfluss auf das Repertoire genommen, welches aufs Album kommt. Wir haben sogar zwei neue Leute am Mischpult. Wir sind dann einzeln ins Studio gegangen und haben auf neu erstellte Playbacks gesungen. Teilweise hat Wolfgang neue Arrangements geschrieben, so gab es dann wieder den typischen Prinzen-Sound. Die Arbeitsweise war aber völlig anders als sonst.

Wie kam es zu dem Wechsel von Management und Plattenfirma?
Na ja, das war Corona geschuldet. Es gab ja im weitesten Sinne Berufsverbot, wobei wir hätten auch arbeiten können. Es gab Restrektionen. Daran wollten wir uns natürlich halten.

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Manche Künstler nutzen mittlerweile Online-Medien, um zum Beispiel ein Releasekonzert zu zeigen. Ist in der Richtung was geplant?
Das finde ich ganz gefährlich und auch sehr grenzwertig. Das bringt die Politik vielleicht auf den Trichter: "Guck mal, das ist ja toll, was die sich einfallen lassen. Dann brauchen wir ja gar keine Konzerte mehr, dann können wir das ja alles online machen. Die Leute können sich das dann zu Hause angucken. Ihr seid ja toll, wie ihr das alles hinkriegt." Ungeachtet dessen, dass ein Künstler den Drang hat, sein Schaffen unter die Leute zu bringen, muss man aufpassen, dass man die Kunst nicht verramscht. Das wird es von den Prinzen nicht geben. Auf der anderen Seite muss man Druck aufbauen und sagen: "Wir möchten spielen, wir möchten Konzerte geben, wir möchten für die Leute da sein". Aber nicht verramschend uns ins Studio stellen und anonym irgendwas zelebrieren. Wir haben für den MDR das Album noch mal live gespielt, nachdem es produziert war. Das war auch ganz gut, damit wir uns an die Songs gewöhnen können. Das hat der MDR mitgeschnitten, es wird auch irgendwann gesendet. Das kann man nicht als Konzert bezeichnen und das wird es auch nicht online geben. Der Titel des neuen Albums im Livegewand, das wird es aber nirgendwo zu kaufen geben. Das ist eine Promotion. Aber so in Sachsen, wo sich die Leute virtuelle Eintrittskarten kaufen und vielleicht noch einen virtuellen Drink an der virtuellen Bar trinken können, damit möchte ich nichts zu tun haben.

Vor allem ersetzt ja nichts ein Live-Erlebnis. Das ist ja was ganz anderes. Man muss nur mal den Vergleich zwischen einem realen Konzert und einer Live-CD ziehen.
Richtig . Oder wenn man es nur am Bildschirm sieht. Selbst mit 3D-Brille ist es nicht das gleiche.

Seit der letzten Studioplatte "Familienalbum" sind inzwischen sechs Jahren vergangen. Was ist in der Zeit passiert?
Wir waren auf zwei großen Tourneen mit Sinfonieorchester. Das war für mich das Highlight der Prinzen-Karriere bis jetzt. Wir haben ja mit dem Thomaner-Chor immer hinter dem Orchester gestanden. Jetzt standen wir plötzlich davor. Das war wie das Einlösen eines Versprechens. Das hat richtig Spaß gemacht in den Hallen zu stehen und mit einem Apparat von 80 Mann die eigenen Songs zu spielen. Wolfgang Lenk hat das auch extrem gut arrangiert und hat da wahrlich eine Meisterleistung vollbracht. Wir haben natürlich Songs geschrieben für das neue Album und hatten gut zu tun. Wir waren medial nicht so präsent, das stimmt. Aber es gab ja auch kein neues Produkt, das wir hätten bewerben können.



Im Video zu "Dürfen darf man alles" rennst du als Flitzer nackt über einen Fußballrasen. Wie kam es denn zu dieser Idee? Ich finde das jedenfalls sehr lustig,
Fandest du ganz lustig, das finde ich schön. Deshalb habe ich das auch gemacht, damit Leute wie du das lustig finden. Die Idee kam vom Videoregisseur, dem Roman. Er hat Dinge aufgezählt, die grenzwertig sind, regelrechte Tabus. Was darf man, wie weit darf man gehen? Das stellen wir halt optisch dar. Auch Situationen wie: Beherrschen wir das Handy oder darf das Handy uns beherrschen? Darf man nackt über einen Fußballrasen rennen oder darf man das nicht? Zuerst war die Überlegung, dass Jens das macht, er sieht am besten aus, er ist durchtrainiert und sportlich. Die anderen haben aber zu mir gesagt: "Nee, das machst du, das sieht lustig aus." Wie man an deiner Reaktion merkt, hat das ja auch funktioniert.

Ihr habt ja mit verschiedenen Künstlern zusammengearbeitet und einige eurer Songs neu aufgenommen. Am meisten hat mich dabei "Millionär" mit Eko Fresh erstaunt, da es ja eine ganz andere Richtung ist. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?
Das war ein Wunsch von Sebastian. Er ist ja Hip-Hop-Fan. Dann hat er sich einfach mit den Jungs in Verbindung gesetzt und sie gefragt, ob sie Bock haben, mitzumachen. Den hatten sie. Ich habe die beiden auch beim Eurovision Song Contest kennengelernt und muss sagen, dass es zwei sehr nette Jungs sind. Es sind sehr angenehme Zeitgenossen.

"Das sind wir" ist mein persönlicher Favorit auf dem Album, da ich es als einen herrlich ironischen Blick auf euch selbst sehe. Hast du einen Favoriten?
Ja. "Der Mann im Mond ist ein Mädchen" ist mein absoluter Favorit, den habe ich zusammen mit Ulla Meinecke geschrieben. Ich war bei ihr zu Hause, zum Songschreiben. Sie hat mich irgendwann mal angerufen und gesagt: "Ich habe gehört, ihr wollt ein neues Album machen. Wollen wir da nicht was zusammen machen?" Die Idee fand ich gut. Ich bin, wie gesagt, zu ihr nach Hause gefahren und da schob sie mir einen Zettel zu, auf dem stand: Der Mann im Mond ist ein Mädchen. Ich glaube, sie wusste, dass es von uns einen Song mit dem Namen "Mann im Mond" gibt, aber hatte den nicht so auf dem Schirm. Ich habe gedacht: Genau das ist es, da schließt sich der Kreis zu 1991. Ich finde das ein wunderschönes Lied. Es ist auch in der Corona-Zeit entstanden. Das hört man auch. Es ist ein friedliches und, wie soll ich sagen, sehr umarmendes Lied. Ein sehr versöhnliches Lied.

Gerade "Mann im Mond" ist für mich ein schönes Beispiel, dass eure Musik schon Generationen prägt. Gerade neulich hat mir eine Freundin erzählt, dass sie schon als Kind das Lied mochte und nun auch ihre Tochter es total mag.
Toll, das finde ich gut. Daran hat auch Annette Humpe eine riesen Aktie. Sie hat dafür gesorgt, dass es charmant bleibt. Dass das ganz vielen Generationen gefällt und dass eine gewisse Doppeldeutigkeit nicht verloren geht.

Habt ihr heute noch Kontakt zu ihr?
Ja. Wir sind noch befreundet, telefonieren ein bis zwei Mal im Monat und tauschen uns aus. Wir sind in sehr engem Kontakt und tauschen uns aus. Wir sind uns auch meistens einig.

Sehr gut, denn ich denke, besonders am Anfang hat sie euch doch sehr geprägt.
Ja, auf jeden Fall. Wenn Wolfgang Lenk den Prinzen-Sound erfunden hat, Annette Humpe hat das Phänomen "Prinzen" erfunden. Mit uns gemeinsam natürlich, das geht ja nur mit uns als Protagonisten. Sie hat uns aber in diese Richtung gebracht.

Sie hat euch geformt, kann man das so sagen?
Ja, das kann man so sagen. Ich komme ja aus der Rock-Ecke, Sebastian aus der Kleinkunst-Ecke, sie hat dann Popmusik daraus gemacht, die Generationen prägt. Wir waren ja, das darf man auch nicht vergessen, Anfang der 1990er Jahre musikalisch wirklich weit vorn.

2011 habt ihr ja auf der Scheibe "Es war nicht alles schlecht" schon einmal einige eurer Songs neu aufgenommen. Findet ihr es spannend, daran vielleicht auch die eigene Entwicklung zu sehen?
Es war ja zu unserem 20-jährigen Bandjubiläum. Da war das Experiment, unsere Originalstimmen zu nehmen und darum basteln zu lassen, was dem Sound von 2011 entspricht. Das hat auch gut geklappt. Da haben wir ein bisschen rumexperimentiert, wie es wäre, wenn wir 2011 noch mal Anfang 20 wären und gerade anfangen würden, wie die Prinzen dann klingen würden. Ich finde das legitim. Wie gesagt, die Sachen mit dem Orchester hat Wolfgang arrangiert, es gibt das "Akustisch live"-Album, wo man sich die Songs im Akustikgewand anhören kann. Man kann schon einiges mit den Songs machen und wir haben uns auch immer wieder selbst neu erfunden und auch quasi selbst gecovert. Bei dem aktuellen Album ist es so, dass die Hits, die neu aufgelegt wurden, nicht gecovert wurden, es sind Neufassungen. Die Künstler, die mit uns was gemacht haben, haben auch selbst was dazu beigesteuert. Neue Arrangements, neue Stilistik - die haben da tatsächlich ihr eigenes Ding daraus gemacht und wir sind Gäste unserer eigenen Songs mehr oder weniger, was auch sehr spannend ist.

Mit wem würdest du gerne mal zusammenarbeiten?
Rex Gildo ist tot ... Nein, Spaß beiseite. Mit wem würde ich gerne mal zusammenarbeiten? Ich glaube, wenn man sich sowas wünscht, dann ist die Enttäuschung vorprogrammiert. Ich denke, sowas muss sich ergeben. Oft ist man erstaunt, wenn man jemanden nur aus den Medien kannte, was das für ein toller Typ ist. Genauso kann es passieren, dass jemand, den man toll fand, sich angenehmer vorgestellt hätte. Das sind die Überraschungen, die das Leben bereithält. Deshalb freue ich mich auf alles, was da vielleicht auf uns noch zukommt.

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2015 hast du ja mit Sebastian bei "Sing meinen Song" mitgemacht und warst in Südafrika. Geht das in die Richtung?
Nö, das ist bei unserem Beruf ja aber auch normal, dass man Leute kennenlernt. Die Idee, auf die neue Scheibe noch mal alte Songs mit drauf zunehmen, kam von der Plattenfirma. Wenn es nach uns gegangen wäre, hätten wir 13 oder 15 neue Songs draufgepackt. Die Plattenfirma hatte die Idee, zum 30-jährigen Jubiläum die Schatztruhe aufzumachen und alte Schätze auszugraben.

Wie feiert ihr euer 30-jähriges Jubiläum, abgesehen von dem Album?
Die Frage wird mir in letzter Zeit tatsächlich oft gestellt. Dadurch, dass wir Musik machen, zu denen Leute gerne feiern, wird oft in Verbindung gebracht, dass wir auch gerne feiern, was gar nicht so ist. Manchmal gibt es Release-Partys, die die Plattenfirmen organisieren. Da gehen wir natürlich hin. Aber sonst mögen wir verordnete Feierlichkeiten nicht so sehr. Wenn es sich spontan ergibt, freuen wir uns. Aber die verordneten Feierlichkeiten liegen uns nicht so.

Gibt es etwas, was du unseren Lesern gerne mitgeben möchtest?
Bleibt vernünftig, liebt euch und vergesst nicht, nachzudenken.

Damit wären wir auch am Ende. Ich danke dir für deine Zeit.
Ich danke dir auch.



Interview: Antje Nebel
Bearbeitung: MB, cr
Fotos: Sven Sindt, Tine Acke







   
   
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