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Interview vom 3. November 2020



Mag sein, dass der eine oder andere im Land die Hoffnung auf ein neues Extrabreit-Album schon aufgegeben hatte, nun wird er aber eines Besseren belehrt. Hier trifft der Satz, "Totgesagte leben länger", wohl besonders gut den Nagel auf den Kopf, denn Kai Havaii und seine Kollegen der Hagener Kultband kehren nach 12 Jahren (Studio-)Pause mit "Auf Ex" lautstark und knackig zurück.001 20201109 1788904967 Ein Album, das vor Kraft und toller Songs nur so stotzt. Unser Kollege Christian hält es schlicht und ergreifend für eines der stärksten Alben der "Breiten" in ihrer 42-jährigen Geschichte. Davon mag sich jeder aber selbst ein Bild machen. Besagter Kollege hat jedenfalls mit Extrabreit-Frontmann Kai Havaii vor ein paar Tagen über das Album und die Dinge drumherum geplaudert, wie man hier jetzt nachlesen kann ...




Bei der Recherche zu diesem Interview bin ich zu-erst auf einer falschen Seite gelandet und hätte mir deshalb fast ein paar falsche Fragen aufgeschrieben. Wusstest Du, dass da draußen ein DJ rumturnt, der sich auch Kai Hawaii nennt?
Ja, das habe ich auch schon mitbekommen und ich frge mich, was das wohl soll. Aber immerhin schreibt er sich etwas anders. Ich schreibe mich mit "v", was ich mir als Extravaganz gönne. Klar kam es hin und wieder schon zu einigen Verwechslungen, aber im Allgemeinen ist das eher selten der Fall.

Okay. Hier soll es ja auch nicht um Elektrotechnik, sondern um Rock'n'Roll gehen. Und ich rede hier mit dem echten Kai Havaii, nämlich dem von EXTRABREIT. Bevor wir zum Album kommen, gestatte mir noch eine Frage zur traditionellen Weihnachts-Blitztournee. Der November ist ja konzertmäßig platt. Aber wie sieht es denn im Dezember aus, geht da noch was?
Nein, da geht gar nichts, das ist schon seit Monaten klar. Mal abgesehen davon, dass ich nicht damit recne, dass im Dezember der Shutdown vorbei ist, so war es auch schon unter den vorher geltenden Bedingungen nicht möglich. Also nicht mit diesen begrenzten Kapaztäten und mit diesen Hygiene-Konzepten. Das ist überhaupt nicht zu stemmen, deshalb haben wir die ganze Tour ins nächste Jahr verschoben, und zwar wieder auf November und Dezember. Die Tickets behalten natürlich ihre Gültigkeit und wir hoffen und beten, dass bis dahin wieder alles normal ist. Nur fällt es manchmal schwer, sich das vorzustellen.

Dafür habt Ihr aber mit EXTRABREIT gerade ein neues Album fertiggestellt, welches "Auf Ex!" heißt. Es ist das erste neue Album seit zwölf Jahren. Wo seid Ihr plattentechnisch denn solange gewesen?
Tja, wir waren halt nicht da. Ich muss sagen, diese zwölf Jahre sind recht schnell vorbeigegangen. Wir wa-ren ja auch viel mit anderen Dingen beschäftigt, haben sehr viel live gespielt. Unser Gitarrist Stefan "Klein-krieg" Klein hat Soloalben gemacht, ich habe zwei Bücher veröffentlicht. Im letzten Jahr einen Thriller na-mens "Rubicon" mit immerhin fast 600 Seiten. In musi-kalischer Hinsicht haben wir in den letzten Jahren immer mal wieder ein Demo gemacht, was aber immer wieder in der Schublade verschwand. Anfang des Jahres machten wir dann so eine Art Inventur und haben uns die Sachen, die sich im Laufe der Zeit angesammelt hatten, mal wieder angehört und fanden das gar nicht so schlecht. Zumal uns die Fans auch schon lange quälen mit ihren Fragen nach neuem Material. Also haben wir gesagt, wir schreiben jetzt noch vier bis fünf neue Nummern. Wir hatten ja dadurch, dass es keine Konzerte gab, reichlich Zeit. Und irgendwann war es dann soweit, dass wir die neue Platte aufnehmen konnten.

Viele haben sich schon die Frage gestellt, ob es EXTRABREIT überhaupt noch gibt. Die Antwort darauf habt Ihr gleich am Anfang der Platte im ersten Lied "Die Fressen aus dem Pott" gegeben. Ist das so einfach mit dem Satz "Weil wir noch leben" zu beantwor-ten?
Die Frage müsste eigentlich lauten "WARUM gibt es EXTRABREIT eigentlich immer noch?" Darauf passt dann die Antwort "Weil wir noch leben". Die Band ist halt eine Sache, die ja nun schon seit Jahrzehnten zu unserem Leben dazugehört. Genauer gesagt, seit zweiundvierzig Jahren! Deshalb ist EXTRABREIT eine ganz wichtige Konstante in unserem Leben. Ich kann nur auf Holz klopfen, wenn ich sage, da ist noch kein Ende abzusehen. Wir haben zwar bis auf unseren Bassisten alle die 60 längst überschritten, sind aber fit und motiviert. Nun hoffe ich nur, dass wir das im nächsten Jahr auch wieder auf der Bühne unter Beweis stellen können.

Neues Album, neues Label. Wie seid Ihr denn zu Soulfood Music gekommen?
Das passierte über einen alten Bekannten, der früher der Verleger unserer Songs bei Polygram war und mit dem wir in den Achtzigern viel zu tun hatten. Den haben wir jetzt nach einigen Jahren bei unserem Konzert in Hamburg wiedergetroffen. Er meinte, lasst uns mal reden und sehen, ob ihr nicht vielleicht Bock habt, mal wieder ein neues Album zu machen. Man hat sich ein paar Mal getroffen, einige Songs gesichtet und unser Bekannter stellte dann irgendwann den Kontakt zu Soulfood Music her.003 20201109 1227826257 Die waren von der Idee ebenfalls recht angetan und so kam es, dass wir bei Soulfood Music gelandet sind. Deren Herangehensweise gefiel uns gut, ebenso die Effektivität, mit der dort gearbeitet wird.

Mit dreizehn Songs, davon zahlreiche in härterer Gangart, steckt Ihr den Kopf wieder raus. Habt Ihr Euch mit dem ersten Titel, den ich ja eben schon an-gesprochen habe, gleich eine neue Hymne auf den Leib geschrieben?
Ja, sicher hat der Song viel mit uns zu tun. Wir sind nun mal stolz auf unsere Ruhrgebietskultur, obwohl ich persönlich nun schon zwanzig Jahre in Hamburg wohne. Aber ich bin immer wieder gerne im Pott, denn es ist ja meine Heimat. Vielleicht ist es ja so, dass mit viel Abstand und etwas Zeit dazwischen diese Heimatgefühle eher noch wachsen. Es ist eine Hommage an das Ruhrgebiet, an die Menschen, an ihre Art, an dieses Geradeaussein, an die Loyalität, an die ungekünstelte Sprache, die man dort spricht. Wenn ich mal wieder dort bin, sei es zum Proben oder zum live spielen, dann ist das für mich jedes Mal wie nach Hause kommen. Sobald ich am Bahnhof ins Taxi steige und diesen Slang höre, kriege ich automatisch Heimatgefühle.

"Robotermädchen" ist ein Titel, der mir besonders aufgefallen ist. Gibt es Deiner Meinung nach keine na-türliche Liebe mehr?
Natürlich gibt es die noch. In dem Titel geht es einfach nur um eine Zukunftsvision. Ich glaube, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis es sehr menschlich wirkende Androiden geben wird, die zum einen im Haus-halt eingesetzt werden können, aber eben auch als Liebespartner. Für viele ist das sicher eine schreckliche Vorstellung, ich hingegen sehe das eher pragmatisch. Für viele ältere und hilfsbedürftige Menschen ist das nämlich gar keine schlechte Sache. Auf einem anderen Blatt steht natürlich geschrieben, wann solche Androiden beginnen, ein eigenes Bewusstsein zu entwickeln und sich gegen ihre Versklavung auflehnen, aber das ist wiederum ein Thema für "Robotermädchen 2.0".

Im folgenden Song "Winter" herrscht Endzeit-stimmung zu guter Laune machenden Musik. Bist Du gut vorbereitet auf die Apokalypse?
(lacht) Man muss den Dingen ja in ihr trübes Auge sehen, denn es hilft ja alles nichts. Es gibt Dinge, die sehr bedrohlich sind wie z.B. die wachsende politische Gewalt, der zunehmende Hass in der Gesellschaft, die Ausgrenzung von Menschen, die vielleicht nicht immer der einen, vorherrschenden Meinung sind. Das empfinde ich als sehr besorgniserregend und ich habe manchmal das Gefühl, dass wir uns schon in einer Art kaltem Bürgerkrieg befinden.

004 20201109 1383059891Ein weiterer Song des Albums heißt "Mary Jane". Er beschreibt eine innige Liebe zu rauch- und backbaren Stimmungsaufhellern. Du singst darin, dass Du mit einer der Schwestern selbst mal etwas zu tun hattest und spielst damit auf Deine Sucht in den Neunzigern an. Wie kamst Du auf die Idee zu diesem Titel?
Das ist manchmal schwer zu erklären. Das fing in die-sem Fall mit einem Playback an. Irgendwann kam mir das Thema Mary Jane und Marihuana in den Sinn, auf das ich übrigens eine sehr positive Sicht habe. Ich finde, dass Marihuana eine gute Stimulanz ist, es kann aber auch als Heilmittel eingesetzt werden. Und es hat für mich auf keinen Fall diese Schattenseiten, die ihre bösen Schwestern haben, die ja auch in dem Text besungen werden. Dazu zähle ich auch das Heroin, mit dem ich Ende der 80er/Anfang der 90er zu tun hatte. Das fing ganz kommod an, war aber irgendwann überhaupt nicht mehr lustig. Aber es ist inzwischen dreißig Jahre her.

Eine Nummer möchte ich noch ansprechen, näm-lich "Meine kleine Glock." Ist das ein schöner Gruß rü-ber nach Amerika, wo die Waffengesetze ja äußerst liberal sind, oder wie darf der leicht empörbare Hörer diesen Song jetzt verstehen?
(lacht) Interessante Interpretation. Dabei ist der Song gar nicht ironisch gemeint und hat auch nichts mit Amerika zu tun. Die Glock symbolisiert die "letzte Frei-heit", die ein Mensch hat, nämlich freiwillig aus dem Leben zu scheiden, wenn es nicht mehr lebenswert ist - und nicht dem Tod entgegen zu vegetieren. Ich dachte dabei zum Beispiel an den Schriftsteller Wolfgang Herrndorf, der kurz nach seinem Riesenerfolg mit "Tschick" an einem unheilbaren Hirntumor erkrankte. Er hat sich dann irgendwann von allen verabschiedet, sich an einen Kanal gesetzt und eine Kugel durch den Kopf geschossen. Oder Gunter Sachs. Als er merkte, dass er an Alzheimer erkrankt war, hat er dasselbe getan. Um nach einem prallen Leben voller Stil nicht jahrelang zu verfallen und als Gemüse zu enden. Das hat eine gewisse Größe, finde ich, denn es erfordert ja viel Mut und innere Klarheit.

005 20201109 2067521245Habe ich bei meiner kleinen Auswahl aus den Lie-dern des neuen Albums ein für Dich wichtiges Lied vergessen? Oder anders gefragt: Hast Du einen Lieb-lingssong auf der Platte?
Das kann ich im Moment gar nicht beantworten, denn das ändert sich im Laufe der Zeit immer mal. Wenn ich in einem halben Jahr mal zurückblicke, kann das schon wieder ein ganz anderes Lied sein. Zu meinen momen-tanen Lieblingssongs zählt ganz sicher "Gib mir mehr davon". Das ist eine Rockballade, in der etliche Figuren aus früheren EXTRABREIT-Songs Revue passieren, wie beispielsweise Karl-Heinz Jürgen aus dem Lied "Junge, wir können so heiß sein". Das ist eine Beschreibung dafür, wie unterschiedlich Leben verlaufen können. Mit den einen hat das Schicksal es gut gemeint, die anderen hatten weniger Glück. Aber am Ende siegt immer der Hunger nach dem Leben. Es ist so eine trotzige Melancholie, die durch den Song schwebt, deswegen mag ich die Nummer auch besonders gern.

Habt Ihr die Lieder für dieses Album live aufge-nommen, wart Ihr also im Studio und habt zusam-mengespielt oder war das aus Corona-Sicht nicht mög-lich und Ihr habt Eure Parts alle einzeln eingespielt und es wurde anschließend im Studio zusammenge-mischt?
Es gibt einige Tracks, die zumindest in einer kleinen Besetzung, bestehend aus Rhythmusgruppe und einer Gitarre, eingespielt worden sind. Aber viele andere haben wir in der Tat im Schichtverfahren gemacht, weil wir es so machen mussten. Also wir haben die Parts nacheinander eingespielt und anschließend zusammengemischt.

Zusammen mit Stefan Kleinkrieg, den Du ja eben schon mal erwähnt hast, hast Du alle Songs geschrie-ben und mit der Band aufgenommen. Dabei ist es un-überhörbar, dass Ihr laut werden wolltet und es auch geworden seid. Kuscheliger Pop oder Carmen Nebel-kompatibles Zeug scheint Euch mit zunehmendem Al-ter immer weniger zu liegen, kann das sein?
Na ja, die einen sagen so, die anderen sagen so … Ja klar, es ist ein Rockalbum, aber ein ganz zeitgemäßes. Und ich finde, es ist gut konsumierbar und geht gut ins Ohr. Man kann es auch mal nebenbei laufen lassen, ohne dass es einen gleich zu sehr fordert oder nervt.

006 20201109 1128962363Nun geht man ja mit so einem neuen Baby gerne mal raus in den Park zum Spazieren, sprich: man will auf die Bühne und die neuen Songs spielen. Ich traue mich ja gar nicht zu fragen, aber habt Ihr Pläne für ei-ne Tour und wann glaubt Ihr überhaupt wieder raus-gehen zu können?
Die komplette Weihnachtstour ist ja ins nächste Jahr verschoben, die Termine für Weihnachten 2021 stehen schon. Ich hoffe, dass das dann auch wirklich läuft. Alle anderen Sachen, die jetzt im Frühjahr und Sommer anliegen, wie z.B. einige Festivals, sind ebenfalls schon terminiert, wobei es sich dabei meist um Termine handelt, die von diesem Jahr ins nächste verschoben wurden. Man muss also in Ruhe abwarten, denn ich bin sehr vorsichtig geworden, was derartige Prognosen betrifft.

Wenn ich Kai Havaii als Interviewgast habe, muss ich ein paar Fragen loswerden, die ich schon etwas länger auf dem Zettel stehen habe und die ich auch unbedingt stellen will. Die erste Frage lautet: Es heißt ja immer, EXTRABREIT sei eine NDW-Band. Aber Euch gab es ja schon weit vor der Neuen Deutschen Welle und Jahrzehnte danach gibt es Euch immer noch. Wie siehst Du das? Seid Ihr, ähnlich wie SPLIFF, eher irr-tümlich in dieses Sammelbecken geraten oder zählt Ihr Euch tatsächlich zur NDW-Szene dazu?
Es ist ja schon sehr schwer zu definieren, was NDW überhaupt ist. Darunter wurden nämlich Dinge gezählt, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Das geht vom elektronischen Sound, wie ihn D.A.F. gemacht haben bis zum Schlagerhaften wie Markus. Der Begriff Neue Deutsche Welle sagt also nicht viel über den Stil aus, sondern hauptsächlich, dass hier Deutsch gesungen wird. Und alle diese Sachen sind ja in einer sehr kurzen Zeitspanne von zwei bis drei Jahren bekannt geworden. Du sagst schon ganz richtig, EXTRABREIT gibt es schon länger, nämlich seit 1978. Anfangs waren wir eine sehr punkorientierte Rockband. Im Zuge dieses NDW-Hypes wurden wir dann sehr schnell bekannt. Allerdings war das eher zweischneidig für uns und hat uns auch durchaus geschadet, denn wenn man einmal dieses NDW-Etikett auf der Stirn hatte, wurde man gerne als Modeerscheinung wahrgenommen. So hat es auch eine ganze Weile gedauert, ehe wir uns von diesem Etikett befreien konnten.

Stimmt es eigentlich, dass Carlo Karges, der später mit der NENA-Band richtig abging, auch mal zu EXT-RABREIT gehörte?
Ja, Carlo gehörte zeitweilig zu EXTRABREIT, als er im Frühjahr und Sommer 1980 unseren zweiten Gitarristen Piet, der damals gesundheitliche Probleme hatte, ersetzt hat. Carlo hat live mit uns gespielt und war bei der ersten Platte auch mit im Studio. Er zog dann aber weiter, weil er noch andere Jobs hatte, zum Beispiel spielte er in der Band von Ulla Meinecke. Gut, er hatte halt eigene Pläne. So kristallisierte sich damals schon heraus, dass er unbedingt etwas mit NENA machen wollte, die er dann ja auch kennenlernte. Wir kannten uns in Hagen sowieso alle recht gut, denn die Szene war doch recht überschaubar. Sehr erstaunlich, was am Ende daraus geworden ist.

Euer Megahit "Hurra Hurra, die Schule brennt" stammt aus einer anderen Zeit und aus einem anderen Lebensgefühl heraus. Macht es Dir heute im zarten Alter von etwas über 60 noch Spaß, eine solche Nummer zu singen? Kann man die überhaupt noch bringen?
Ja natürlich, das kann man unbedingt noch bringen, denn wenn wir live spielen, ist es so, als würden wir uns in einer Zeitblase befinden. Live ist das natürlich immer eine ganz spezielle Sache. Wir zelebrieren den Song zusammen mit dem Publikum und wenn man von denen das Feedback kriegt und in die leuchtenden Augen guckt, dann ist es in der Tat so, als wäre seit damals kein Tag vergangen. Auf einem anderen Blatt steht, ob man heute noch einen ähnlichen Song mit dieser Attitüde schreiben könnte. Nein, das kann man mit 63 nicht mehr. Muss ja auch nicht sein!

Stefan und Du blicken ja inzwischen auf über 40 Jahre EXTRABREIT zurück. Gibt es Entscheidungen in Bezug auf die Band, die Du getroffen hast und die Du heute anders treffen würdest?
Ganz bestimmt fällt mir da einiges ein, aber es gibt immer Dinge, die kann man nicht mehr ungeschehen machen und deshalb lohnt es auch nicht, damit zu hadern. Vorbei ist vorbei.

Was war denn speziell für Dich das Highlight in diesen vierzig Jahren EXTRABREIT?
Da gab es viele. Das fing an mit der Frühzeit, mit der ganzen Atmosphäre, mit dem ungeheuren Enthusiasmus, mit dem man damals Musik gemacht hat. Wir haben quasi im Probenraum gewohnt. Später dann vielleicht unser erster Auftritt in der vollbesetzten Westfalenhalle (in Dortmund, Anm. d. Red.). Das war schon ein ungeheurer Kick. Drei Jahre vorher stand ich selber noch im Publikum und habe mir die NINA HAGEN BAND angeguckt. Auf keinen Fall konnte ich mir vorstellen, mal selber da oben zu stehen und vor sooo vielen Menschen zu spielen. Ein weiteres Highlight waren das Comeback in den Neunzigern und die Duette mit Hildegard Knef und Harald Juhnke. Das war eine super Sache, diese Künstler mal kennenzulernen. Zuletzt war schön, 2018 und 2019 in Wacken spie-len zu dürfen. Wacken hat ja eine ganz spezielle Atmosphäre und ein sehr enthusiastisches Publikum, das ganz wunderbar gerockt hat.

Ich erinnere mich noch an diese Levis-Tour. Das war ein Festival mit PRIMA KLIMA, INTERZONE, SPLIFF, also dem Nachfolger der NINA HAGEN BAND, und auch mit EXTRABREIT. Wie kam es eigentlich zu dieser Zusammenstellung? Wurde das von der Plat-tenfirma geregelt oder hat das wirklich Levis alleine auf die Bühne gestellt, weil die Euch alle haben woll-ten?
Wenn ich mich recht erinnere, war es so, dass Levis damals eine Agentur beauftragt hatte, weil sie etwas mit deutschen Bands auf die Beine stellen wollten. Die Agentur stellte dann das Line Up zusammen. Wir bekamen eines Tages das Angebot, dort mitzuspielen und freuten uns, dass SPLIFF auch dabei war. Diese Tour war großartig und hatte ihren ganz eigenen Drive. Und mit den Kollegen von SPLIFF verstanden wir uns ohnehin sehr gut.

009 20201109 1306355239Gab es im Anschluss an die Tour auch die eine oder andere Kooperation untereinander oder ging man sich dann einfach wieder aus dem Weg?
Nein, wir sind uns nicht aus dem Weg gegangen, ganz im Gegenteil, daraus wurden längerfristige Freundschaften und Bekanntschaften. Wir hatten allen großen Respekt voreinander. Nimm nur mal INTERZONE, die für mich eine der am meisten unterschätzten deutschen Bands ist. Die hatten ihre ganz eigene Art, tolle Texte und einen wunderbaren Sänger. Die waren damals etwas unterbewertet, weil sie nicht so hundert-prozentig den Zeitgeist repräsentierten. Die waren ja eher bluesig-rockig orientiert. Auf jeden Fall waren sie einzigartig. Und wir haben uns in all den Jahren danach immer mal wiedergetroffen.

Ich danke Dir für die vielen Antworten auf meine Fragen und wünsche Euch für das Album, dass es durch die Decke geht.
Danke schön!

Hast Du am Ende des Gesprächs noch ein paar ab-schießende Worte für unsere Leser?
Das ist halt gerade eine Situation, wo man nur das sagen kann, was ich auch schon in einem unserer Songs gesungen habe: "Augen zu und durch!" Verliert niemals den Mut, haltet die Ohren steif, bleibt gesund und bleibt live! Es geht nämlich irgendwann weiter.



Interview: Christian Reder
Bearbeitung: tormey
Fotos: Daniel Pilar, Patrick Bloemer, Kai Havaii privat





   
   
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