Thomas Spitzer:


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Interview vom 12. Dezember 2019



Tastenmann Nino Holm und Gitarrist/Sänger Thomas Spitzer hoben 1977 ihr gemeinsames Projekt aus der Taufe. Es sollte ein Rock-Kabarett werden, und in Eik Breit am Bass und Anders Stenmo am Schlagzeug fanden sie geeignete Mitstreiter für ihre Band, die schließlich ERSTE ALLGEMEINE VERUNSICHERUNG genannt wurde. In den Jahren danach ist viel passiert und über 40 Jahre lang war die Band fester Bestandteil der Österreichischen und auch Deutschen Musiklandschaft. Mehrfach Platin und Gold sammelten die Österreicher für ihre Alben ein, und mit "Ba Ba Banküberfall", "Küss die Hand, schöne Frau", "Märchenprinz" oder "Ding Dong" schufen sie Evergreens, die auch viele Jahre nach ihrer Veröffentlichung über mangelnde Einsätze im Rundfunk nicht klagen können. Seit diesem Jahr ist es aber vorbei mit der EAV, und somit auch 003 20191216 2011269425"Schluss mit lustig". Die Band gab im vergangenen Jahr ihren Abschied bekannt, und spielte am 14. September 2019 nach einer fast 100 Konzerte umfassenden und vielerorts ausverkauften Tournee das letzte Konzert in der Wiener Stadthalle. Diese letzte Mugge wurde nun auf Tonträger festgehalten (wir berichteten) und pünktlich zum diesjährigen Weihnachtsgeschäft in den Handel gebracht. Danach trennten sich die Wege der Musikanten. Zuletzt war Thomas Spitzer noch als einziges Gründungsmitglied mit von der Partie, auch wenn er sich in den Jahren zuvor aus dem Live-Geschäft schon weitestgehend rausgehalten hatte. Mit ihm hatten wir kurz nach Veröffentlichung von "1000 Jahre EAV - Der Abschied" die Gelegenheit, über all das zu sprechen und mal nachzuschauen, ob jetzt die Rockerrente oder ein zweiter Frühling ansteht. Lest selbst ...


Mit Euch sind mehrere Generationen groß geworden, aber künftig werden sie ohne die Erste Allgemeine Verunsicherung auskommen müssen. Hast Du einen Tipp, womit man diese Zeit jetzt sinnvoll nutzen könnte, wenn Konzerte der EAV nicht mehr angeboten werden?
Viel wichtiger als die Frage, was wir nun mit unserer freien Zeit anfangen werden statt der Frage, mit welchen Inhalten die Fans ihre Abende füllen. Am besten mit Trauerarbeit, vielen Tränen und der hoffentlich nicht verwirklichten Hoffnung, dass die EAV doch nochmal irgendwo auftreten wird. (lacht) Was uns betrifft, so haben sowohl Klaus als auch ich in der kommenden Zeit noch jede Menge Abenteuer vor uns. Und es ist ein schönes Gefühl, dass wir nach über vier Jahrzehnten die EAV sanft zur Ruhe gebettet haben. Jetzt harren wir der kreativen Dinge, die die Zukunft uns bringen wird.

Ging der Entschluss, die EAV einschlafen zu lassen, von Dir aus? Immerhin warst Du der Chef der Band und hast Dich seit 2010 aus dem Livebetrieb der Band weitestgehend rausgehalten.
Es war zu gleichen Teilen die Überlegung von Klaus und von mir, nach einer geraumen Zeit mit einer sehr erfolgreichen EAV, die Höhen und Tiefen gleichermaßen durchlebt hat, zum richtigen Zeitpunkt aufzuhören. Dieser Zeitpunkt schien für uns jetzt gekommen zu sein, was sich im Nachhinein auch wirklich bestätigt hat. Wir merkten es unter anderem daran, dass wir zuletzt wieder Hallen füllen konnten, die wir vorher schon längere Zeit nicht mehr voll bekamen. Wir sagten uns, es ist besser in Würde abzutreten, als bis zur Urne in allen Bierzelten im Rollator sitzend seine paar Hits zu dudeln und seinem Ende entgegen zu pinkeln.

War das in all den Jahren denn nie ein komisches Gefühl, wenn "Deine" Band unterwegs war und Du dort vertreten wurdest?
Eigentlich nicht, denn immer, wenn ein neues Album entstand, trug das zum Großteil meine Handschrift. Die Herausforderung bestand für mich vielmehr darin, für jedes neue Programm das Bühnenbild zu gestalten und die Kostüme zu planen, denn immerhin dauert eine richtige EAV-Show ungefähr zweieinhalb Stunden. Es war mir also immer eine Ehre, auf diese Art dabei zu sein. Nur in den Zwischenzeiten, wenn die EAV ihre Hits im einstündigen oder fünfzigminütigen Rahmen auf Festivals präsentiert hat, das interessierte mich dann eher wenig. Da war ich dann lieber im Studio in Kenia und habe mich dort auf das nächste Album vorbereitet. Aber grundsätzlich war das schon in Ordnung, denn die Musiker waren beschäftigt, die EAV konnte auftreten und ich konnte das tun, was ich stattdessen viel lieber tat, nämlich - auch wenn ich mich wiederhole - ein neues Album machen.

Auf der Abschiedstour warst Du ja wieder dabei. Hast Du dadurch doch wieder Lust bekommen oder warst Du eher froh, endlich die EAV-Jacke auszuziehen, um Dich wieder anderen Dingen widmen zu können?
Es war genau umgekehrt. Zu Beginn der Tournee, also Anfang Februar, lagen ungefähr hundert Konzerte vor uns. Da dachte ich bei mir, das wird ein ganz schöner Canossa-Gang werden. Muss ich den wirklich beschreiten? Aber nach zehn Konzerten war mir klar, ich werde diesmal doch nicht, wie sonst üblich, nur die ersten dreißig Konzerte spielen, sondern ich werde es mit Freude bis zum Ende durchziehen. Ganz schlimm war es dann während der letzten Konzerte, denn da wurde mir mit Schrecken bewusst, es waren ja nur noch zehn Konzerte übrig, nur noch neun Konzerte, nur noch acht … Am berührendsten war allerdings das letzte Konzert. Das war mit Abstand der bewegendste Abend in der Geschichte der EAV. Zu wissen, zum letzten Mal auf der Bühne zu stehen, auf der Bühne der zum zweiten Mal ausverkauften Wiener Stadthalle, da hat mich die Wehmut dann doch übermannt. In dem Moment habe ich unseren Entschluss fast bereut und mich gefragt, ob die EAV wirklich aufhören will.

Wie wurde die Entscheidung, sich mit einer Tour vom Publikum zu verabschieden, denn von der Band aufgenommen? Es sind ja mit dem Bassisten und dem Drummer zwei Musiker dabei, die noch gar nicht so lange mit an Bord waren. Die müssen jetzt ja wieder nach neuen Aufgaben suchen.
Na ja, man muss schon dazu sagen, dass die beiden nebenher auch noch in diversen anderen Bands spielen. Man braucht sich also um deren Beschäftigung keine Sorgen machen. Aber ich glaube schon, dass sie dieses letzte halbe Jahr sehr genossen haben. Man hat bei den Konzerten durchaus bemerkt, dass ihnen der Abschied auch sehr ans Herz geht. Und genauso soll es ja auch sein. Es ist doch toll, wenn man irgendwann mal sagen kann: "Die schönste Zeit meines Lebens war die bei der EAV".

Warum mussten es überhaupt eine Tour und ein so langer Abschied sein? Warum habt Ihr nicht einfach drei, vier Jahre Pause gemacht und dann geguckt, ob die Akkus wieder voll sind und es mit der EAV weitergehen kann?
Die Akkus waren nicht leer und sind es bis heute nicht. Es war vielmehr ein längst fälliger Abschied. Die EAV hat es geschafft, im Popgewand über Jahrzehnte gute Arbeit abzuliefern, aber alles und jedes hat seine Zeit. Man hätte sogar den Abschied viel früher ins Auge fassen sollen, doch letztlich war es so, wie es war, gut und richtig. Wir schauen also mit einem weinenden und einem lachenden Auge in die Zukunft. Am Ende können wir sagen, die Zeit bei der EAV war eine gute Zeit, mit allen Höhen und Tiefen, die man so erleben kann.

Eigentlich ist das gerade der völlig falsche Zeitpunkt zum Abtreten, denn für Euch ist kein geeigneter Ersatz in Sicht. Noch nie gab es so viele Ochsen in der Politik, so viele Intelligenzallergiker in den Medien und so viele weiche Masse in der Bevölkerung. Das wären alles Themen für die EAV, mit denen ihr gleich fünf Alben füllen könntet, oder?
Im Prinzip ist es ja meine Lebensaufgabe, permanent lästig und kritisch zu sein. Aber das heißt ja nicht, dass ich mich nun in irgendeine Form des Ruhestands begebe. Inhaltlich und musikalisch werde ich genauso weiter arbeiten. Eines sei auf jeden Fall versprochen: so lange, bis der Sargdeckel über uns zugeht, werden Klaus und ich weiterhin versuchen, auch mit den dritten Zähnen noch kräftig zuzubeißen.

Euer letztes Konzert habt ihr am 14. September in Wien vor 12.000 Leuten gegeben. Was ging in Dir vor, als der wirklich letzte Ton verklungen war und Du Deine Gitarre zur Seite gestellt hast? Wie war Deine Stimmung am Ende des Konzertes?
Das habe ich eben schon ansatzweise beantwortet. Also während des Konzertes war ich getragen von der magischen Stimmung, die in der Stadthalle geherrscht hat. Wirklich realisiert hat man das Ganze aber erst in den Tagen danach. Wenn das Konzert läuft, und unseres dauerte an dem Abend drei Stunden, dann ist man zwar ansatzweise tief berührt, aber man realisiert das nicht wirklich. Die Sturzflut der wehmütigen Tränen kam ein bisschen später.

Gab es denn im Anschluss an das Konzert noch eine Party oder seid Ihr direkt nach Hause gefahren?
Selbstverständlich gab es eine Party, nur verlief diese völlig konträr zu meinem Image, denn ich war einer der Ersten, die die Party verlassen haben. Zumal ich in den letzten Monaten immer meinen jüngstgeborenen Sohn Gino im Gepäck hatte. Angeblich hielten die Kollegen von der Crew und auch von der Band bis morgens um sieben Uhr aus, während ich bereits nach zehn Minuten im Hotelzimmer verschwunden war.005 20191216 1228199145 Das ist übrigens etwas, was man sich durchaus für die Zukunft merken kann, denn manchmal ist es sinnvoller, sich früher von der Bar zu verabschieden und ins Bett zu gehen. Vor allem dann, wenn man eine neue Familie sein Eigen nennt und versuchen sollte, ein besserer Mensch zu werden.

Ihr habt bei der Tour ja oft vor ausverkauften Häusern gespielt, was nochmals eine Bestätigung für Eure Arbeit in all den Jahren war. Wie haben es denn die Fans vor Ort zum Ausdruck gebracht? Gab es direkten Kontakt zu den Leuten? Gab es irgendwelche Feedbacks?
Direkten Kontakt hatten wir nur bedingt, aber manchmal genügt ja auch ein Blick in die Gesichter des Publikums. Viele der 12.000 Anwesenden in der Wiener Stadthalle gehörten ja zu den pathologischen Hardcorefans und die hatten natürlich größtenteils Tränen in den Augen. Ich dachte dann so bei mir: Entweder empfehle ich denen einen Gruppentherapeuten, oder aber wir haben nicht alles falsch gemacht.

Ein Album habt Ihr noch fertiggestellt, und zwar ein Livealbum. In der Hülle stecken gleich drei CDs und ein Buch gibt es auch noch dazu. Seid Ihr mit dem Ergebnis zufrieden. Können das Album und die Blue Ray genau die Stimmung abbilden, die auf den 93 Konzerten geherrscht hat?
Ich habe mir das vor zwei Wochen nochmal angesehen und wurde dabei erneut sehr wehmütig. Meiner Ansicht nach ist es nicht nur hervorragend gefilmt, sondern es ist von der Band auch mehr als brillant gespielt. Aber gut, ein Livekonzert kann ohnehin immer mehr Emotionen wecken. Das Buch macht mir speziell eine große Freude, weil hier Anekdoten zu lesen sind, die vorher noch nicht erschienen sind. Und für jeden, der chronisch am EAV-Virus erkrankt ist, dürfte hier etwas dabei sein, auch wenn manches nicht immer jugendfrei ist. Es ist ein interessantes, unterhaltsames und buntes Buch geworden, aber es ist gleichzeitig auch ein sehr berührendes Vorwort zum Nachruf geworden. Am Ende entscheidet zwar immer der Leser über die Qualität des Buches, aber ich bin auf jeden Fall davon überzeugt.

Du hast ja in das Buch eine Menge Arbeit reingesteckt und die vielen Seiten mit Leben gefüllt. Was wird der Fan im Buch vorfinden?
Im Prinzip sind es Texte, die nie veröffentlicht wurden, die beispielsweise die Entstehung mancher EAV-Songs behandeln. Es fließen auch sehr private Aspekte ein. Ganz bewusst haben wir den einen oder anderen Wegbegleiter der EAV zu Wort kommen lassen, die die Band nicht nur euphorisch bejubeln, sondern es gibt einige Hintergrundbeleuchtungen, die ganz interessant sind. Es ist ehrlich und liebevoll geschrieben und ich meine, dass die Fans, die uns jahrelang unterstützt haben, ein solches Buch verdient haben. Auch wenn es sich hier nur um eine limitierte Auflage handelt, bekommt der Fan etwas sehr Spezielles mit von der EAV.

 Was sind für Dich persönlich die Highlights auf dem Livealbum?
Mein ganz persönliches Highlight ist eine relativ unbekannte Nummer vom letzten Album, nämlich "Am rechten Ort zur rechten Zeit". Bei dieser Nummer, die kaum jemand kannte, war die Stimmung im Publikum am berührendsten und es waren Mengen von Feuerzeugen in der Luft. Der EAV ist es durchaus gestattet, nicht nur lustig oder kritisch zu sein, sondern auch mal Inhalte in Balladenform zu verkaufen. Es gibt also bei uns nicht nur Partygehopse wie bei "Küss die Hand, schöne Frau", sondern auch Songs, die nicht diese Breitenwirksamkeit haben, aber trotzdem mehr berühren als mancher Hit.

Gab es - einmal vom schon besprochenen Finale in Wien - besonders emotionale Momente auf dieser Tournee? Was wird Dir hauptsächlich im Gedächtnis bleiben? Das muss nicht nur das Geschehen auf der Bühne betreffen.
Das größte Geschenk für mich war die Tatsache, dass die seit 25 Jahren verloren geglaubte Grundenergie aus irgendeinem für mich unerklärlichen Grund plötzlich wieder vorhanden war. Das heißt, die Band war nicht nur eine beliebige professionelle Combo, die auf der Bühne ihre Hits runtergespielt hat, sondern es war diese von Idealismus getragene, familiäre, fast schon liebevolle Stimmung zu spüren. Und das betraf nicht nur die Band, sondern die gesamte Crew. Das letzte halbe Jahr unserer Tour war von der gleichen Energie und vom gleichen Spirit geprägt wie die Anfangsjahre der EAV. Das hätte ich nie für möglich gehalten und deshalb waren das für mich die größte Freude und das schönste Geschenk.

Und worauf hättest Du gerne verzichtet? Gab es Momente, die Du nicht unbedingt gebraucht hättest?
Gerne hätte ich auf alle großen Hits verzichtet, aber das darf man natürlich nicht. Dennoch denke ich, wir haben in dem dreistündigen Programm eine gute Mischung aus ernsten Liedern, unbekannteren Nummern und den ganzen Hits gefunden, wobei mir letztere diesmal sogar Spaß gemacht haben.

Ich habe in das Album reinhören können und habe festgestellt, dass sich bei den Arrangements der Nummern einiges getan hat. Einzelne Lieder, die schon etwas älter sind, klangen richtig frisch und knackig. Warst Du für das Aufpolieren der Songs verantwortlich oder wie kam es dazu, dass sich gerade Lieder wie "Küss die Hand, schöne Frau" im Arrangement doch merklich verändert haben?
Ich glaube, es ist nie einer für alles verantwortlich. Die Band hat sich die Aufgabe gestellt, auf dieser Tour mit einer Freude zu spielen, mit der sie in den letzten zehn Jahren kaum einmal gespielt hat. Außerdem dachten wir uns, die Songs können ruhig einen Zacken schärfer und härter klingen. Grundsätzlich bin ich aber der Meinung, dass dieser wiedererwachte, alte EAV-Spirit der Hauptgrund war, weshalb die Tour bei den Menschen da draußen so gut ankam. Die Leute können zwar nicht jeden einzelnen Ton messen, ob er perfekt war, aber was die Ausstrahlung und Spielfreude der Band betrifft, da sind die Leute sehr sensibel und unbestechlich. Und ich sage es gerne noch einmal: dass die EAV am Ende ihres Weges wieder so vital und freudvoll wie am Anfang spielte, war ein Mitgrund, warum es so wunderbar funktioniert hat, sowohl innerhalb der Crew als auch der Dialog zwischen Publikum und Band.

Auch wenn das Kapitel EAV nun abgeschlossen ist, sei mir die Frage gestattet, ob es für Dich noch einen Wunsch gibt, den Du Dir mit der EAV gerne erfüllt hättest, der nun aber entweder unerfüllt bleibt oder vielleicht mit anderen Musikern bzw. Bands umgesetzt werden könnte?
Ja genau, und zwar ist das die Heavy Metal-EAV. Diese Pop-EAV ist jedenfalls Geschichte. Sollte es aber irgendwann mal irgendwo ein Projekt geben, um die Welt doch noch zu retten, ist es durchaus möglich, dass sich die Wege von Klaus und mir wieder kreuzen. Sei es im Kabarett, in Form eines Theaterstücks, eines Musicals oder was weiß ich. Der letzte Ton ist jedenfalls noch nicht verklungen und wir schauen jetzt mal ganz in Ruhe, was die Zukunft bringt.

Womit wird die Rockerrente denn nach der Tour und der Promotion für das Livealbum inhaltlich gefüllt? Bleibst Du der Musik treu, zeichnest Du vermehrt Comics oder hast Du schon die Fachzeitschriften für den Modelleisenbahnliebhaber abonniert?
Letzteres scheidet schon mal aus. Musik wird bei mir logischerweise bis zum letzten Atemzug weiter betrieben. Das dann aber eher in Form der Lieder wie "Am rechten Ort zur rechten Zeit" oder "Gegen den Wind" oder wie in den Songs, die ich für Udo Jürgens und andere geschrieben habe. Das sind also nicht unbedingt Sachen, wo man humoristisch sein muss und politisch sein darf. Aber letztlich ist das egal, denn es gibt in jedem Genre Wunderbares. Mein musikalisches Arbeitern wird aber auf jeden Fall in Zukunft von dem bestimmt sein, was bei der EAV nicht so richtigen Platz gefunden hat.

Gehen Klaus und Du als Freunde auseinander? Wenn ja, als solche Freunde, die sich jederzeit auf ein Bier treffen und entspannt miteinander quatschen können? Oder eher als Freunde, die sich auf Partys in unterschiedlichen Ecken des Raumes aus sicherer Entfernung beobachten und nur kopfnickend einen Gruß austauschen?
Das ist eine lustige Frage. Es ist ja so, dass Klaus und ich unterschiedliche Charaktere sind und in bestimmten Punkten verschiedene Meinungen vertreten. Das ist erstens kein Problem und zweitens sogar gut, denn nur durch Reibeflächen entsteht etwas Spezielles. Und nachdem Klaus und ich uns jetzt bereits um die fünfzig Jahre kennen, werden wir uns auch künftig nicht aus dem Weg gehen. Sollte es inhaltlich ein Projekt geben, welches uns beide interessiert, ist es nicht auszuschließen, dass wir dann auch wieder gemeinsam etwas machen werden.

006 20191216 1625621444Noch ein paar Fragen zum letzten Studioalbum, auf dem ja auch ein paar ernste Lieder zu finden waren. Gerade der Song mit Lemo war ja sehr ungewöhnlich. Ich kann mich an kein anderes EAV-Album erinnern, wo das schon mal so war. Habe ich das richtig empfunden oder kann es sein, dass wir Deutschen von der EAV ein falsches Bild haben und ihr schon immer viel ernsthafter wart als ihr dargestellt wurdet?
Diese Frage ist schnell beantwortet: Ja!

Wie kam es überhaupt zur Zusammenarbeit mit Lemo? Ihr habt ja nicht nur den Song aufgenommen, sondern dazu auch gleich noch ein ziemlich beeindruckendes Video produziert.
Dieses Lied ist ein altes Sehnsuchtslied meinerseits, welches bereits seit fünfzehn Jahren im EAV-Fundus herumliegt. Nur waren bisher weder Klaus noch ich mit dem Resultat zufrieden. Als ich dann eines Tages in Kenia via Internet erstmals von einem jungen österreichischen Sänger namens Lemo hörte, und zwar waren das die ersten zehn Takte von "So wie du bist", da war mir klar, der Lemo wird dieses Lied singen. Und wenn er nicht will, wird er gezwungen. So war es dann auch.

Lemo bringt im nächsten Jahr ein neues Album heraus. Wird es dann von Euch einen Gegenbesuch geben?
Ich finde ja, dass der Lemo seine eigene Sprache hat, dass er ein super Komponist ist, eine super Lyrik hat. Er braucht mich also nicht. Sollte er mich allerdings auf Knien anflehen, werde ich natürlich nicht nein sagen. Aber normalerweise benötigt Lemo keine Schützenhilfe von einem alten Dinosaurier, er wird seinen Weg so oder so gehen.

Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass es ein Comeback geben wird? Schließt Du das von vorneherein aus oder können sich die Fans Hoffnung auf ein Jubiläumskonzert zum 45. oder 50. Bandjubiläum machen?
Im nächsten Leben vielleicht. Denkbar wäre beispielsweise eine Wiederauferstehungstour. Das könnte man dann als "Lazarus-Tour" oder "Die Mumien kehren zurück" verkaufen. Aber das sind wirklich Überlegungen, die wir später oder aber im nächsten Leben anstellen.

Ich hoffe, wir haben irgendwann mal wieder die Gelegenheit, über Musik zu plaudern. Vielleicht ja doch zum EAV-Comeback in ein paar Jahren oder zu einem anderen Projekt, an dem Du beteiligt bist. Bis dahin alles Gute für Dich.
Herzlichen Dank. Und danke auch für die vielen Fragen. Ich verabschiede mich bis zum nächsten Projekt, das dann NICHT EAV heißen wird.



Interview: Stefan Kahe, Christian Reder
Bearbeitung: tormey
Fotos: Archiv DM (M. & S. Ziegert)





   
   
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