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Interview vom 16. September 2019



Am vergangenen Freitag (13.9.2019) erschien mit "Widerstand ist zwecklos" das neue Studioalbum der Berliner Band KNORKATOR. Wir berichteten darüber ausführlich (siehe HIER). Es ist in den 25 Jahren ihrer Existenz das neunte Werk dieser Band. Man mag es kaum glauben, aber Alf Ator, Stumpen und Buzz Dee machen jetzt schon ein Vierteljahrhundert zusammen Krach.001 20190918 2064550501 Für manch einen Zeitgenossen, der nicht im Thema steckt, mag KNORKATOR wirklich nur Krach machen und eine reine Spaß-Kapelle sein, die mal den Grand Prix Vorentscheid stört und ein anderes Mal mit ihrem skurrilen Auftreten kleine Kinder erschreckt. Aber egal, was die Herren auch auf CD pressen und auf die Bühne bringen, es hat alles einen Hintergrund. Nach manch einem Sinn muss man nicht lange suchen, nach anderen aber auch mal tief tauchen. Was auf den ersten Blick möglicherweise platt oder politisch nicht korrekt klingt, entfaltet auf den Zweiten dann seinen ganze Genialität. In all dem Spaß und den vielen Angriffen auf Zwerch- und Trommelfell stecken also eine Menge nahrhafter Stoff. Und mit dieser Art der Verpackung und des immer wieder überraschenden Inhalts hat sich die Kapelle in der deutschen Musiklandschaft eine eigene Schublade geschaffen, in der außer ihnen kein anderer Platz findet. Der kreative Kopf von KNORKATOR ist Alf Ator, in dessen Personalausweis der Name Alexander Thomas und das Baujahr 1966 stehen. Er zeichnet Comics, malt, schreibt und komponiert. Von ihm gibt es Bücher und Solo-Programme. Ganz nebenbei spielt er noch verschiedene Instrumente und ab und an singt er auch. Kurz: Der Mann ist ein Universaltalent und ein Genie zugleich. Er gründete 1994 zusammen mit Geroo Ivers alias Stumpen KNORKATOR und füllt das Programm dieser Kapelle auch mit Leben. Nach unserem ersten Interview mit Alf Ator im Jahre 2014 folgt hier jetzt das zweite, das natürlich das neue Album zum Thema hat. Aber in den letzten fünf Jahren ist noch mehr passiert, über das man sprechen kann, u.a. gastierte KNORKATOR immer wieder auch beim Wacken-Festival. Seine Lobpreisungen an den Meister konnte unser Kollege Christian vor wenigen Tagen an den Mann bringen, als er zum Loswerden seiner Fragen eine Audienz beim hier schon als Genie bezeichneten Band-Chef Alf Ator bekam. Hier das Ergebnis ...




Hallo Alf. Eins der herausstechenden Merkmale von "Widerstand ist zwecklos" ist, dass Ihr mit "Rette sich wer kann" so richtig politisch werdet. Macht Ihr als nächstes ein Liedermacher-Album?
Hallo! Wenn du mit "Liedermacher" Leute meinst, die zu einfachen Gitarrenakkorden schwermütige, vorwurfsvolle Texte jammern - wahrscheinlich eher nicht. Wenn du aber Leute meinst, die Lieder machen - ja. Ich wollte mich in der Tat nie wirklich politisch äußern, zumindest nicht in unseren Liedern. Das verkürzt nämlich ganz erheblich die Haltbarkeit eines Songs. Wenn wir so komische Worte wie "AfD" oder "Angela Merkel" benutzen würden, wüsste in 1000 Jahren niemand mehr, wovon die Rede ist.002 20190918 1643283874 "Scheiße" hingegen wird höchstwahrscheinlich auch in ferner Zukunft noch für jeden ein Begriff sein. Okay, Liebe, Hass, Krieg und Frieden natürlich auch. Also versuche ich einen Weg zu finden, eher die zeitlosen Phänomene innerhalb eines aktuellen Themas aufzugreifen. Als Künstler reflektiert man nun mal seine Lebensumstände, und was raus muss, muss raus.

Auch hier schimmert wieder die goldene Kelle mit Humor durch, die im Knorkator-Topf immer steckt. Du hast in unserem letzten Gespräch 2014 auf meine Frage, ob es für Euch Grenzen gibt, gesagt, "Es macht uns Spaß, den bösen Buben darzustellen und das alles so zu übertreiben, dass es lächerlich wird". Kann man all diese Probleme in der Welt und die noch immer vielen Menschen, die diese als solche nicht erkennen (wollen), einfach in einem Lied verarbeiten oder fällt es da selbst einem König des schrägen Humors schwer, sich da ran zu trauen?
Es ist natürlich ein heißes Eisen. Aber ich gehöre auch nicht zu denen, die ihre Überzeugungen verschweigen, nur um keine potenziellen Käufer zu verprellen. Mein Problem ist, dass es schon genug Wichtigtuer gibt, die sich mit mittelmäßigen Songs, aber markigen Slogans zum Sprachrohr irgendeiner politischen Bewegung etablieren wollen. Das kann zwar ein guter Promotion-Schachzug sein, aber nur selten überzeugt man damit jemanden, der nicht eh schon überzeugt ist. Und gerade wenn es um Humor geht, wird gern mal ausgeteilt, beleidigt und allzu oft verprellt. Wem ein kurzer Applaus von Gleichgesinnten reicht, hat damit leichtes Spiel. Wer aber wirklich was bewegen will, muss vor allem die "Anderen" erreichen. Doch das ist schwer, erfordert sehr viel Feingefühl und Geduld und macht oft überhaupt keinen Spaß. Die meisten Themen von heute sind so komplex, dass ein kleines Lied ihnen ohnehin niemals gerecht werden kann. Ich kann wirklich nur versuchen, mit interessanten Bildern und Gleichnissen Gedanken anzuschieben, die im günstigsten Fall bei ein paar Leuten weitere Gedanken nach sich ziehen, usw.

Apropos "König". In der aktuellen Ausgabe bei den Kollegen vom SCHALL. ist ein Interview mit Stumpen abgedruckt, der darin behauptet, Du seist bei KNORKATOR Mastermind und Diktator, und was Du sagst, würde musikalisch auch so gemacht. Übertreibt er da oder ist das Innenleben Eurer Band tatsächlich so einfach zu beschreiben?
Ich verfüge nicht über die Eigenschaften, die man als Diktator braucht. Aber eine Demokratie sind wir auch nicht. Ich habe einfach Glück, dass niemand rebelliert. Noch nicht! Vielleicht kann man unsere Band mit der DDR vergleichen. Bei der Wahl war ich der einzige Kandidat, und seitdem muss das Volk mit meinen Entscheidungen leben. Manchmal höre ich mir Vorschläge an, und wenn ich sie gut finde, übernehme ich sie und nenne das dann Demokratie.

003 20190918 2064680607Wie behält man da die Bodenhaftung, wenn der Kollege so "ehrfürchtig" von Dir spricht? Erden Dich die anderen Jungs nachdem sie dir applaudiert haben auch gleich wieder?
Das Ganze ist ein Trick, ein Spiel zum gegenseitigen Vorteil. Stumpen preist mich überall als den größten Songwriter der Welt an, und ich verneige mich öffentlich vor dem genialen Stimmakrobaten und Ausnahme-Frontmann. Jeder einzelne von uns wirkt dadurch bescheiden, obwohl wir unterm Strich lediglich allen erzählen, wie toll wir sind.

Kommen wir zurück zum neuen Album, aber ich hake da nochmal nach: Wie entsteht ein KNORKATOR-Song? Schraubst Du daran alleine in einer dunklen Kammer rum und zeigst das Ergebnis erst im Aufnahmestudio, oder sprecht Ihr im Proberaum über Ideen und arbeitet gemeinsam an deren Umsetzung?
Ich versuche einen Song am Computer so weit zu arrangieren, dass die Richtung klar ist und bestenfalls auch alle überzeugt. Theoretisch müsste das dann jeder nur üben und spielen. Aber es ist schon sehr viel wert, wenn gute Musiker durch ihre spezifischen Eigenheiten einem zunächst starren Songgerüst Leben einhauchen. Das gilt natürlich vor allem für Stumpens Gesang. So richtig geil wird es erst, wenn ich sage: "Ach mach doch, was du willst!" Wenn ich Gitarren-Riffs entwickle, bin ich meist inspiriert von Crossover, Djent und Nu Metal. Buzz Dee spielt das alles aber viel traditioneller, bluesiger. Manchmal versuche ich ihn zu überreden, maschineller zu spielen. Aber vielleicht führt gerade seine Portion Oldschool-Feeling dazu, dass es eben nicht so klingt, wie die vielen jungen, virtuosen Metalcore-Bands, die es nebeneinander wirklich nicht leicht haben, aus der Menge hervorzustechen.

004 20190918 1317226074Wie lange habt Ihr für die Entstehung der neuen Scheibe gebraucht?
Das kann man so gar nicht genau sagen. Das erste Mal ins Studio gegangen sind wir im Oktober 2018. Der erste Song (Revolution) entstand als Demo bereits im Sommer 2017. Aber einige Melodien und Riffs schwirrten mir schon seit Jahrzehnten im Kopf rum. Das Riff zu "Rette sich wer kann" ist eigentlich von einem unserer ersten Songs, der es aber nie auf eine CD geschafft hat, weil der Text damals zu schlecht war.

Ein anderer Song auf der neuen Platte heißt "Untergang". Ihr habt 2012 mit der "Weltuntergang! Alles muss raus!"-Box ja schon einmal Endzeitstimmung verbreitet. Hat der große Verkaufserfolg dieser Box dafür gesorgt, dass Ihr das Thema jetzt schon wieder aufgreift, und zwar mit diesem Lied?
Dieser Song ist ein Beispiel für ein Identitäts-Dilemma. Auf der einen Seite registrieren wir durchaus mit Sorge die verheerenden Globalen Probleme unserer Zeit. Andererseits lebt der ganze düstere Metalbereich, dem wir zumindest teilweise angehören, von einer verklärten Endzeit- und Todesromantik, in der man sich genüsslich suhlt. Aber das funktioniert nur, solange in der Realität alles okay ist. Ein Zombiefilm macht nur in einer Welt ohne Zombies Spaß.

Ich vermute, dass dem Lied "Was Du gibst" ein traumatisches Erlebnis aus Deiner jüngeren Vergangenheit zugrunde liegt. Gab es bei Dir zuletzt so eine schmerzhafte Trennung oder was war die Idee hinter dem Stück?
In der Tat ging vor ein paar Monaten meine Waschmaschine kaputt. Aber die Idee zu diesem Text ist schon älter.

Den Titel "Krieg" möchte ich noch ansprechen, bzw. bei dir als Schöpfer der Nummer erfragen, wen er ansprechen soll. Hier wird ja auf den ersten Blick die Vorfreude auf eine militärische Intervention angefeuert. Und auf den zweiten Blick?
Bei diesem Song habe ich versucht, den Begriff "politisch korrekt" mal ganz wörtlich zu nehmen. Ich registriere seit geraumer Zeit Tendenzen, Krieg wieder gesellschaftsfähiger machen zu wollen. Damit meine ich nicht Ballerspiele oder Rambo. Ich meine so einen latenten Unterton in der Politik, wo euphemistisch von "Verantwortung übernehmen",005 20190918 1530738116 "Verteidigung unserer Werte" oder "Sicherheitsfragen" die Rede ist. Aber es wäre nicht mein Stil, belehrend den Zeigefinger zu heben. Stattdessen ergreife ich mit diesem Lied die Chance, mich bei besagten Herren stärker einzuschleimen, als ihnen lieb ist.

Mal ehrlich: Wie bewahrt Ihr im Proberaum oder Studio eigentlich die Fassung? Macht Ihr Euch nicht über Deine Texte ständig selbst nass? Mir würde ehrlich gesagt ein konzentriertes Arbeiten bei Songs wie "Ein Wunsch" oder "Am Arsch" äußerst schwer fallen ...
In der Tat haben wir oft sehr viel Spaß bei der Arbeit.

Apropos "Am Arsch" … Wem ist denn so ein schlimmer Tag wiederfahren? Welches Erlebnis hast Du hier zu einem Lied werden lassen?
Ich bin nicht wirklich so wohlhabend wie der Protagonist in diesem Song. Aber ein Paar Wohlstandsprobleme trage ich schon mit mir rum, und vor allem kenne ich natürlich einen Haufen Leute, die ständig über Probleme jammern, die die meisten Menschen gern hätten. Ich glaube, dass jeder Mensch nur ein begrenztes Glückslevel empfinden kann. Und wenn die Lebensumstände besser werden, als jemand es tatsächlich verträgt, fokussiert er unbewusst seinen Blick verstärkt auf die paar Dinge, die nicht so gut laufen, die man aber unter "normalen" Umständen gar nicht registrieren würde. Nur um die Illusion aufrecht zu erhalten, das empfundene Glück beruhe auf äußeren Umständen.

Da auf dem Album kein Song so heißt, wie das Album selbst, vermute ich auch da eine Botschaft hinter. Gibt es denn wirklich noch Menschen, die sich Eurer Musik und Eures einwandfreien Auftretens widersetzen, so dass die neue Platte nun diesen Namen tragen muss?
Der Name des Albums war Stumpens Idee. Und der einzige Sinn dabei ist tatsächlich das Wortspiel mit dem elektrischen Widerstand, und dass man die Formulierung für die Tour umdrehen kann. Die eigentliche Botschaft dieser Worte ist uns dabei völlig egal.

006 20190918 1813873180Woher nimmst Du Deine Inspirationen, wenn Du neue Lieder für die Band schreibst? Wenn man mal genauer hinhört, dann entdeckt man in Songs wie z.B. "Zähneputzen, pullern, ab ins Bett" vom letzten Album die Melodiefigur aus der Maxi-Version von "Rage Hard" der Gruppe Frankie Goes To Hollywood. Auf der neuen Scheibe hörte ich irgendwo Anleihen des Songs "Flat Beat" von Mr. Oizo heraus. Klingt das nur zufällig nach Liedern anderer Bands oder warst Du in der Dieter Bohlen-Fachschule für kreatives Komponieren, wo man das Schreiben neuer Lieder mit dem offenen Auge in alle Richtungen erlernen kann?
Interessanterweise fallen Basslinien nicht unter das Urheberrecht. Nur Hauptmelodien, und bei gesungenen Liedern sogar nur die Gesangsmelodie, sowie der Text sind gesetzlich geschützt. Ich könnte quasi das Riff von "Smoke on the Water" verwenden, ohne dass Ritchie Blackmore vor Gericht eine Chance hätte. Das ist natürlich hochgradig ungerecht und kann nur damit begründet werden, dass unser Urheberrecht von Weißen geschrieben wurde. Ich habe mir vorgenommen, mich solange offensichtlich rücksichtslos bei meinen Kollegen zu bedienen, bis diese unsägliche Gesetzeslücke endlich geschlossen wird. Mit anderen Worten: Ich tue das FÜR diejenigen, die ich bestehle!

Mit Anita Wards "Ring My Bell" und Depeche Modes "Behind The Wheel" gibt es sogar Coverversionen. Das ist jetzt nichts Neues bei Euch, aber warum sind ausgerechnet diese beiden Nummern für die neue Platte in den sagenhaft guten und unverwechselbaren KNORKATOR-Sound gekleidet worden?
Wann ein Song die Ehre erhält, von uns gecovert zu werden, ist schwer zu erklären. Meistens passiert das, wenn ich im harmonischen Grundgerüst eines Songs einen Aspekt entdecke, der in der Urversion nur unterschwellig stattfindet, meiner Meinung nach aber stärker hervorgehoben werden könnte. Bei "Behind the Wheel" war das etwas anders. Depeche Mode zu covern ist eigentlich Quatsch, weil diese Band ohnehin alles auf das Wesentliche reduziert. Hier bot es sich aber an, den Text völlig auf den Kopf zu stellen, wodurch eine ganz andere Instrumentierung möglich, bzw. folgerichtig wurde.

007 20190918 1866841720Sind die Kollegen von Depeche Mode nun neidisch, dass Eure Version besser klingt, oder kennen die die Nummer noch gar nicht? Ich glaube nicht, dass die Leute von Depeche Mode unsere Version besser finden. Aber wegen der besagten Textänderung musste natürlich alles im Vorfeld abgesegnet werden. Und allein die Erlaubnis von Martin Gore persönlich ist eine Trophäe von unermesslichem Wert.

Neben Gästen im Studio wie AnNa R. und Rod Gonzales, um nur zwei zu nennen, habt Ihr auch für Eure Videoclips wieder tolle Gäste gefunden. Eric Fish, Hans-Werner Olm und Axel Schulz treten gar im Video zu "Rette sich wer kann" auf. Klopfen die Leute inzwischen von sich aus bei Euch an, um Teil der KNORKATOR-Gemeinde werden zu können, oder sind das Wunschkandidaten, die Ihr Euch ausgesucht habt?
Immer, wenn sich herumspricht, dass wir was Neues planen, bilden sich vor unserem Zentralbüro endlose Schlangen von V.I.P.s, die teilweise in Zelten übernachten, um auch ja die Ersten zu sein. Wir hätten gern auch was mit Muse, Die Antwoord und Metallica gemacht, aber die hatten sich einfach nicht früh genug angestellt.

Mit Thomas D. von den Fantastischen Vier ist sogar ein Rapper mit im Studio gewesen. Wie kam es denn zu dieser Zusammenarbeit? Kanntet Ihr Euch vorher schon?
Als die Fanta4 vor gut 10 Jahren ihr 25. Jubiläum hatten, beteiligten wir uns an einer Tribute-CD. Seitdem kennen wir uns. Thomas D. ist wirklich schwer auf Zack, mit ihm im Studio an seinem Part zu arbeiten war ein Hochgenuss.

008 20190918 1707498892Ich habe mir letzte Woche noch einmal Euren Auftritt beim Festival in Wacken im vergangenen Jahr angeschaut. Wie oft seid Ihr dort nun schon aufgetreten?
Ich hab es nicht gezählt. Aber 5 Mal mindestens.

Da stehen zig Tausend Leute vor der Bühne und feiern Euch ab. Du bist ja nun ein alter Hase und hast schon viel erlebt. Aber was geht da in Dir vor, wenn Du dieses Bild mit den vielen Menschen vor Augen hast? Oder schaltest Du das aus und bist voll in Deiner Konzentration auf den Auftritt?
Vor 50.000 Leuten bin ich weniger aufgeregt, als vor 100. Mit ein wenig Erfahrung ist eine große Menschenmenge leichter beherrschbar, als eine Handvoll Individuen. Wenn du mal eher mittelmäßig drauf bist, gibt es trotzdem immer noch genug Leute, die applaudieren oder über deine Witze lachen, was dann wiederum den Rest mitreißt. Bei 100 Leuten musst du voll konzentriert und in Hochform sein, jeder kleine Hänger kann das Programm kippen lassen. Ich kann mich wenigstens noch hinter meinem Keyboard verstecken. Stumpen ist derjenige, der die ganze Show wegtragen muss. Aber der ist sowieso nicht normal. Selbst bei nur 30 Zuschauern ist er immer phantastisch. Er lässt sich bei seiner Performance immer vom Augenblick inspirieren. Die besten Momente, sind eigentlich die, wo irgendwas schief geht, und er improvisieren muss.

Dieser Auftritt im vergangenen Jahr zeigte Euch ja in absoluter Hochform. Ihr habt dort nur eine Stunde gespielt, aber volles Programm Gas gegeben. Nun seid Ihr keine Boygroup mit jungen Burschen um die 20 mehr. Wie hält man so ein sicher kräfteraubendes Programm durch und vor allem wie eine ganze Tour, bei der die Konzerte wesentlich länger sind und an mehreren Tagen nacheinander ständig neu gespielt werden müssen?
Okay, die Auftritte sind schon körperlich anstrengend, aber nicht für alle gleich. Für Stumpen natürlich am meisten, und Niki an den Drums ist hinterher auch durch. Rajko und ich kommen ganz gut zurecht, und Buzz Dee steht eh nur rum.009 20190918 1037883130 Da wir keine Welttourneen machen, können wir unsere Auftritte auf die Wochenenden beschränken und dazwischen immer zu Hause Luft holen. Schwierig wird es, wenn man Monatelang am Stück unterwegs ist. Und wenn man dann noch jeden Abend besoffen ist, kann man schon mal frühzeitig aus dem Leben scheiden. Ansonsten ist der Job des Musikers nicht anstrengender, als der eines Astronauten.

Eure Tour zum Album startet am 10. Oktober mit einer Mugge in Ludwigsburg. Bis April 2020 beackert Ihr nicht nur den fruchtbaren Boden unseres Heimatlandes, sondern guckt auch mal in Österreich und der Schweiz vorbei. Was habt Ihr für die Tour vorbereitet? Auf was können sich die Leute freuen?
Das werde ich hier bestimmt nicht verraten.

Abschließend noch eine Frage, die mich schon ein paar Jahre quält. Wieso seid Ihr eigentlich eine so geile Band und wieso gucken sich andere nichts von Euch ab, und machen stattdessen so beschissene Musik?
Ich bedanke mich für diese Frage und lasse sie mal ganz bescheiden im Raum stehen.

Danke für Deine Zeit und die Antworten auf meine Fragen. Viel Glück auf der Tour und maximale Verkaufszahlen für das neue Album wünsche ich Euch!
Herzlichen Dank!



Interview: Christian Reder
Fotos: Pressematerial (Tubareckorz), u.a. von Vollvincent alias Vincent Grundke






   
   
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