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Interview vom 06. Februar 2017



Viele von Euch werden unseren Gast sicher schon bei irgendeinem Konzert live erlebt haben. Jens "Jenne" Brüssow verrichtete seinen Dienst u.a. bei den Zöllnern und natürlich bei LIFT. Aber so richtig ist über ihn nichts bekannt, obwohl er als Bassist durchaus ein gut beschäftigter Mann ist. Während andere Musiker eigene Webseiten und Wikipedia-Auftritte haben,001 20170208 1462202638 fliegt Brüssow unter dem Radar. Unauffällig aber effizient. Das wird sich jetzt ändern! Zur Zeit nimmt sich der Musiker aus gesundheitlichen Gründen eine Auszeit, die er und wir dafür nutzen wollen, etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Wer Jenne Brüssow ist und wie er zur Musik gekommen ist, erzählt er hier ebenso, wie über seine Stationen bis hierher ...




Du hast im vergangenen Juni für reichlich Gesprächsstoff gesorgt, als Du nach fast 20 Jahren Deinen Job als Bassist bei der Gruppe LIFT in den Ruhezustand versetzt hast. Der einzige Grund dafür ist Deine Gesundheit. Was genau hat Dich denn da aus dem Verkehr gezogen?
Ich habe Parkinson. Dieser Umstand hat mich im letzten Sommer dazu bewogen, alles Berufliche für eine unbestimmte Zeit ruhen zu lassen. Es kommt keineswegs plötzlich, denn meine Diagnose hab ich seit Mai 2004. Der Ordnung halber sei noch angemerkt, daß es "erst" 16 Jahre LIFT sind, denn mein erster Job für LIFT war 2000.

Wie hast Du damals bemerkt, dass da was nicht mit Dir stimmt?
Das ist eine gute Frage, denn es ist ein ganz langsam voranschreitender Verlauf. Jetzt, mit dem Wissen über diese Krankheit, besonders über die ersten Anzeichen und Vorboten, muss ich sagen, dass es so Mitte/Ende der Neunziger losgegangen sein muss. Akut wurde es 2002, mit leichtem Tremor in der rechten Hand und Problemen beim Bass spielen. Ich habe da diverse Ärzte und Spezialisten aufgesucht, und dann letztendlich, nach mehrfachen MRT und CT Sessions, stand es fest: mit 37 Jahren Morbus Parkinson. Ich hatte an diesem wunderschönen Tag, der 28. Mai 2004, eine LIFT-Mugge in Leipzig "Bahnradstadion", und an den beiden nächsten Tagen stand Dresden "Junge Garde" und Schwarzenberg "Waldbühne" auf dem Plan. Das Beste was mir in diesem Moment passieren konnte. Pfingsten 2004 ... Jede Menge Ostmusik, drei Tage, viele Kollegen u.a. Veronika Fischer, Renft, Stern-Combo Meißen, Electra, City, Ostende, Dirk Michaelis, usw. Da war der Spaß und reichlich Ablenkung vorprogrammiert. Und so war es dann auch. Erstmal ganz weit weglegen, diese Nachricht.

Und wie geht es Dir im Moment?
Das ist eine mir häufig gestellte Frage in letzter Zeit. Ich habe gute Tage, ich habe weniger gute Tage. Da ich die Hoffnung aufgegeben habe, dass mir von der Schulmedizin und Pharmaindustrie geholfen werden kann, bin ich natürlich bemüht, alternative Wege zu finden. "The Long and Winding Road". Erste Erfolge kann ich vermelden! Die große Kunst ist es, die Krankheit zu akzeptieren und einen Weg mit der Krankheit zu finden. Daran arbeite ich zur Zeit mit viel Unterstützung aus dem Bereich Heilung durch Selbstheilung. Die Pharmaindustrie ist gar nicht interessiert an der Gesundung der Menschen. Aber das ist ein anderes Thema. Ich antworte den Leuten die mich fragen gerne, dass ich an dem Tag der Verteilung von chronischen Krankheiten beim "Eingewachsenen Zehnagel" nicht schnell genug den Finger oben hatte und dann die Krankheit bekommen haben, die übrig geblieben war, weil sie kein anderer wollte. Dumm gelaufen.

002 20170208 2020431630Du wirst bei LIFT von Peter "Bimbo" Rasym vertreten, der im Sommer zum wahrscheinlich letzten Mal seinen Bass für die PUHDYS gezupft hat. Bist Du an der Auswahl Deines Vertreters beteiligt gewesen oder hat Werther das allein entschieden?
Bimbo ist seit vielen Jahren ein Freund von mir und hat mich schon öfter vertreten. Werther hatte nur Sorge das Zeitfenster würde sich zum Thema LIFT wieder schließen, bevor ein klärendes Gespräch zwischen Bimbo und mir geführt wurde, und welches ersichtlicher Weise auch stattgefunden hat. Nur das mit dem "zum letzten Mal seinen Bass für die PUHDYS gezupft hat", sehe ich noch nicht so richtig. Warten wir´s mal ab.

Nun war Deine "Gesundheit" nicht das Thema, das Anlass unserer Einladung zum Interview war. Wir wollten Dich unseren Lesern mal näher vorstellen, da über Dich im Netz so gut wie nichts zu finden ist. Wie kommt das?
Wollen wir mal ein Auge zudrücken ... und wenn es einen anderen Grund eurer Einladung zum Interview gibt, dann möchte ich mich gerne ausfragen lassen. Warum so gut wie nichts über mich im Netz zu finden ist, ist in erster Linie darauf zurück zu führen, dass ich schon immer gerne der Bassist im Halbdunkel war. Mir hat es persönlich zehnmal mehr bedeutet, wenn nach einem Konzert ein Gast zu mir kam und mir erzählte, dass er mein Bass-Spiel klasse gefunden hat. Mir war es nie wichtig, dass mich Leute "abgefahren" finden, weil ich ein dunkelgrünes Kleid und eine Perücke zur Mugge getragen hab, bzw. meine Bühnenshow dermaßen krass war. Nein, ich bin eher der, der kurzfristig von heute auf morgen einen verhinderten Kollegen vertreten hat, egal welche Stilrichtung. Ein Handwerker halt. Ein großer Held war und ist für mich Leland Sklar, und das nicht wegen seinem Bart und der langen Matte.

Bei Dir dürfte die Frage, wie Du zur Musik gekommen bist, für die Leute da draußen ja völlig neue Informationen zu Tage fördern. Darum stell ich sie Dir gleich mal: Wie bist Du zur Musik gekommen?
Durch meinen Vater, Peter Brüssow, der auch Musiker ist und der einen Großteil seines Lebens Direktor der Neuruppiner Musikschule war. Ihm hab ich mein gutes Gehör zu verdanken. Das absolut Wichtigste für einen Basser. Mit 15 Jahren war ich schon größer als andere 15-jährige, und wurde mit auf Hochzeits-Muggen genommen, auf denen es viel Geld für einen 15-jährigen gab. Aber auch fünf und mehr Stunden Musik ... ohne Noten ... auf Zuruf. Da war Ohren aufsperren angesagt. Und manchmal, damit die Zeit schneller vergeht, den einen oder anderen Gassenhauer in F# oder C# Dur, in richtig schönen Scheiss-Tonarten.

Hast Du eine Ausbildung an einem Instrument, oder gar mehreren, genossen, oder bist Du Autodidakt?
Ich habe mit sechs Jahren angefangen Musikschul-Unterricht an den verschiedensten Instrumenten zu bekommen. Mit 13 Jahren kam ich dann zum Bass.

Warst Du auf der Hochschule?
Ja, Hochschule für Musik "Hanns Eisler" Berlin. Von 1983 bis 1987. Hauptfach Bass-Gitarre.

Hast Du eine Berufsausbildung parallel zur Musik gemacht?
Nein, nicht. Manchmal werde ich noch heute danach gefragt, ob ich denn irgendetwas gelernt hab. Antwort: "Nein, ich hab Musik studiert." Darauf dann: "... aber irgendwas musst du doch gelernt haben ... einen richtigen Beruf?" Antwort: "Ja, Musik!"

Gab es vor Deinem Mitwirken bei der Gruppe LAMA eigentlich noch andere Bands, über die ich bei meinen Recherchen nichts gefunden habe?
Vor LAMA gab es nur eine Band, die mir hierzu einfällt. Die Band nannte sich DRIVE und war an den Wochenenden in Dorfkneipen und Kulturhäusern des Umlandes meiner Geburtsstadt Neuruppin zu erleben. Ein kleines Familienunternehmen, mein Bruder Uwe trommelte und kümmerte sich um die Muggen. Mein Cousin Andreas "Andi" Brüssow spielte die Rhythmus-Gitarre. Hierzu kam noch ein bis zum heutigen Tage guter Freund, Jörg "Josh" Krywkow an der Leadgitarre. Später kam noch ein Keyboarder dazu, mein Studienkollege und mittlerweile durch viele Produktionen bekannt gewordener Produzent André Kuntze. Nach Andrés Weggang zur Gruppe PARDON wurde das Keyboard (und Violine) von einem weiteren Studienkollegen und Freund Andreas "Nickel" Nickler gespielt. Nickel ist leider vor ca. drei Jahren verstorben ... Wir hatten drei bis sechs Muggen im Monat und abenteuerliche Technik und Fuhrpark, im Vergleich mit heutigen Bands. Ich spielte damals auf einem VERMONA Regent 60 Bass-Verstärker. Eine 60 Watt Transe und eine 100 W, 2 x 15" Box, was für's Erste schon mal recht gut war und ordentlich losrumpelte. Selbstverständlich gab es auch ein Techniker namens "Hühner", ein kultiger Typ, der die Ruhe weg hatte und wenn es nötig wurde, ein Neil-Young-Set in allerfeinstem Pseudo-Englisch zur Gitarre ablieferte. In unserem Bandhänger wurden die Woche über Schweine und deren Mist transportiert, am Wochenende kam der Wasserschlauch und dann eine alte Plane einer MIG 21, welche der Vater unseres Leadgitarristen von den Russen gegen ein Schweißgerät eingetauscht hatte. An PKWs gab es einen 1300er Dacia und einen 353er Wartburg. Geile Zeit. Ich war damals gerade mal 17 Jahre alt und hab auch gesungen. Gespielt wurde von Foreigner bis Police, von Fisher Z über Extrabreit bis BAP, alles was Anfang der 80er angesagt war. Zur Einstufung wurde dann zwar Berluc, Neumis Rock Cirkus und div. Eigenkompositionen zum Besten gegeben, um der 60/40-Regelung nach zu kommen.

012 20170208 1829718049Gehörtest Du 1983 eigentlich zur Gründungsbesetzung der Gruppe LAMA oder bist Du dazu gestoßen, als sie schon existierte?
Nein, ich kam kurz nach den ersten Auftritten dazu. Es war aber alles noch sehr frisch. Ein Schlagzeuger stand auch auf dem Wunschzettel von LAMA.

Wie ist diese Band entstanden und wer gehörte anfangs dazu?
Meines Wissens nach wurde LAMA von den beiden Keyboardern Harald Bölk und André Gensicke (später ZÖLLNER), welche zusammen ihre Armee-Zeit abgedient hatten, gegründet. Gitarre spielte Bert Hoffmann (später BERLUC), Gesang Detlef Röthe. Wie der erste Schlagzeuger hieß, da muss ich im Moment passen, wurde aber einige Wochen später durch Steffen Haß (später ZÖLLNER) ausgewechselt. Etwas später kamen noch zwei Bläser dazu. Christian Raake am Saxofon und Ronald Hänsch an der Trompete. Am Saxofon kam später noch Ralf Bendschu (später KEIMZEIT) für Christian Raake, am Gesang Martin Schütz für Detlef Röthe, am Schlagzeug zeitweise Matthias Philipp (ehemals STERN COMBO) für Steffen Haß und am Keyboard kam ganz zum Schluss noch Winfried Rothenberg (ehemals Dina Straat) zu LAMA.

LAMA war - wenn ich richtig informiert bin - eine reine Amateurband, richtig?
Wie man's nimmt ... zwei Musikschul-Lehrer, vier Musik-Studenten und zwei Kollegen haben sich wohl irgendwie mit Alibi-Jobs durchgemogelt. Aber zu Beginn von LAMA bestand Amateur-Status.

Gab es vor dem Ende im Jahre 1988 noch einen "Aufstieg" ins Profilager?
Den gab es wohl dann irgendwann auch, aber wann genau und zu welchen Konditionen entzieht sich meiner Kenntnis. Ich war vielmehr daran interessiert frische "Monotex" Bass-Saiten zu organisieren und meine 15" Bass-Box los zu werden, um mir meine erste 4 x 10" Bass-Box zu kaufen, welche sich dann als doppelt so schwer entpuppte ...

Was für eine Art Musik habt Ihr gespielt?
Offiziell wurde der Musikstil "Funk-Rock" genannt. Leicht souliger Funky-Pop mit ab und zu deutschen Texten. Bei LAMA kamen z.B. ein Fender Rhodes und ein Hohner D6 zum Einsatz. Von der BOSS-Chorus geschwängerte Funky Gitarre und Slap-Bass (dank frischer Saiten) mal ganz zu schweigen.

Gab es Produktionen beim DDR-Rundfunk oder gar bei AMIGA?
Ja, die gab es. Sowohl Rundfunk-Produktionen, als auch ein kleines AMIGA-Stelldichein, nämlich einen Titel auf der AMIGA Quartett-Single "Startschuss 2", in allerfeinster Runde mit ROSALILI, GIPSY und PETRA SCHWERDT, sowie AMOR & DIE KIDS. Ich besitze sogar solch ein Exemplar.

Hat Dich Dein ehemaliger Bandkollege von LAMA, André Gensicke, dann gleich mit zu Die ZÖLLNER geholt oder wie kam es zu Deinem Einstieg dort?
Mein Einstieg bei den ZÖLLNERn war erst 1994. Als André "Gensi" Gensicke bei LAMA aufgehört hatte, gründete er mit Dirk "Scholle" Zöllner das Duo DIE ZÖLLNER. Beide hatten total die Haare chic und waren lediglich zu zweit unterwegs. Jetzt wird's kompliziert ... Die erste Bandbesetzung bestand damals - meiner Erinnerung nach - Roger Heinrich (Schlagzeug), Mario Kopowski (Bass) und Olli Bostroem (Gitarre). Als Hornsektion standen Frank Hultzsch (Posaune), Ferry Grott (Trompete) bzw. Andreas Hillmann (Trompete) und Frank Fritsch (Saxophon) bzw. André "Nuckel" Erdmann (Saxophon) auf dem Zettel. Bis auf Frank "Fratsch" Fritsch ist keiner übrig geblieben. Mit dem Einstieg von Matthias "Felix" Lauschuss kam einer der wenigen Allround-Musiker, die ich im Laufe der vielen Jahre kennenlernen durfte dazu, spielte ganz nebenbei noch die zweite Trompete im Bläsersatz, Percussion, Gitarre und singt nebenbei auch noch alles in Sack und Tüten. 1994 kam es dann zum Streit untereinander und wir, also Steffen Haß und ich, wurden gefragt und sagten zu. Die Horn-Sektion bestand nun aus Skip Reinhardt (Trompete), Gerald Meier (Posaune) und aus der ersten Besetzung "Fratsch" am Saxophon. Der Gitarren-Posten war ebenfalls noch frei und wurde zuerst von Joey Albrecht besetzt. Ein großartiger Musiker, wohl wahr, aber auch sehr eigenwillig. Joey wurde dann nach ein paar Monaten gegen Ralf Tonnius ersetzt.

Was hast zwischen LAMA und die ZÖLLNER gemacht?
Ich habe damals mit GRAMMY CORP. Jazz-Rock gespielt, und dann gab es da noch JESSICA/EISBRENNER und Angelika Weiz & GVO. 1992 habe ich dann bei Shakespeare & Rock´n Roll angefangen. 1994 fing ich dann bei den ZÖLLNERn an.

Im Jahre 1996 hast Du mit Die ZÖLLNER beim WDR Rockpalast in der Waldbühne Berlin zusammen mit zig anderen Bands aus Ost und West gespielt. Das war ein Festival über mehrere Stunden. Hast Du das von Anfang bis Ende erlebt oder bist Du nach dem Zöllner-Auftritt nach Hause gefahren?
Ein großartiges Konzert. Es gab technische Schwierigkeiten mit dem Bühnen-Monitor, kann ich mich noch dunkel entsinnen. Scholle völlig aufgeregt, alle anderen nicht weniger. Aber der Moment als Alan Bangs uns ansagte, "Ladies und Gentleman ... Die Sööllna", ... wir raus auf die Bühne und dieses Geräusch von den Leuten da draußen ... das war wie eine Dusche. Ich bin dann nach unserem Aufritt nicht bis zum Schluss geblieben. Im Backstage-Bereich war es so voll, und ich bin dann nach CITYs "Am Fenster", was ich unbedingt noch mitnehmen musste, verschwunden. Dieser geniale Song, so simpel. Bestehend aus sage und schreibe zwei Akkorden, G-moll und F-dur, aber mit einer Geige, die alles rausholt, die man besser oder treffender nicht hätte auf's Band bzw. auf die Bühne bringen können ... genial!

Ich habe dieses Festival damals nur am TV verfolgen können. Wie war die Stimmung unter Euch Musikern, vor dieser Kulisse und mit den anderen Bands zusammen auftreten zu können?
Ja, die Stimmung war prinzipiell gut. Die Ost-Kapellen kannten sich untereinander. Die West-Kapellen waren etwas anders unterwegs. EXTRABREIT hat z.B. meiner Meinung nach, so'n bissl den Star raushängen lassen. Übrigens ein Phänomen, welches damals häufig bei "West" Kollegen zu beobachten war. Gott sei Dank nicht bei allen. Vielleicht hätte es geholfen, wenn ich denen gesteckt hätte, EXTRABREIT mal ziemlich amtlich gecovert zu haben ...

Dann kam weitere zwei Jahre später Dein Wechsel zu LIFT. Wieso bist Du 1998 bei Die ZÖLLNER raus und zu LIFT gegangen?
Die ZÖLLNER trennten sich. Es ging einfach nicht mehr. Zu unterschiedliche Weltanschauungen, musikalisch gesehen. Das Album "Godbye Cherie" wurde noch veröffentlicht, und ein paar Muggen gespielt, und das war's dann. Ich bin dann übrigens nicht nahtlos zu LIFT, das war dann erst 2000. Nach dem Ende der ZÖLLNER hab ich mich verstärkt mit Musical- und Revue-Show-Jobs beschäftigt, welche seit Anfang der Neunziger zu meinen festen Arbeiten gehört hatten.

Wie kam es dazu, dass Du zu Werther und Co gewechselt bist. Ist die Band an Dich heran getreten oder hast Du Dich dort beworben?
Ich wurde gefragt, ob ich ab und an für Henning Protzmann einspringen könne, der zu der Zeit viel mit Manfred Krug unterwegs war. Nach ein paar LIFT-Muggen kam dann die Frage, ob ich mir vorstellen könnte, fest mitzumachen.

Im Jahre 2009 gab es eine Rückkehr zu Deinem alten Kollegen Dirk Zöllner, denn Ihr seid zusammen mit diversen anderen Kollegen nach Israel gereist und habt dort live gespielt. Neun Tage, die man nicht vergisst?! Über diese Reise redet man ja heute noch und sie hat Nachhall. Bei Dir auch?
Oh, das war wirklich eine verrückte Reise mit vielen Eindrücken und anfänglichem Stress. Ich will mal mit den Mitreisenden beginnen. Musikalisch kann da nicht viel schief gehen, wenn sich André Gensicke (Keyboards), Andreas Bayless (Gitarre), Peter Michailow (Schlagzeug) und meiner einer (Bass) um Dirk "Scholle" Zöllners Engelsstimmchen kümmern. Kurze Verständigungs-Proben, und los ging's. Kommen wir zurück zum Thema Stress. Es sollte eine kleine, möglichst kompakte P.A. mitgenommen werden. Ich war zu dieser Zeit im Besitz von all dem. Alles flugsicher verpacken, daran sollte es nicht scheitern. Den gesamten Ramsch in Berlin-Schönefeld einzuchecken stellte sich im Nachhinein betrachtet noch als ziemlich harmlos heraus. In Tel Aviv angekommen wurde mein Nervenkostüm dann schon eher strapaziert. Als dann ohne jegliche Vorankündigung plötzlich mein Yamaha Digitalpult in einer tollkühnen, ballistischen Kurve aus einer unscheinbaren Öffnung in der Wand auf das Kofferband katapultiert wurde, wurde mir klar: die verstehen hier keinen Spaß. Sofort sind wir zu dieser Öffnung gehechtet, um Schlimmeres zu vermeiden, was uns unter Einsatz von Muskelkraft, gepaart mit Reaktionsgeschwindigkeit, dann auch gelang. Gut, dass man sich auf Cases aus dem Hause "Borkowsky" verlassen kann, dachte sich wohl das Digitalpult, und blieb unbeeindruckt von dieser Wurfparabel. Aber ich sollte diesen Airport und deren Sicherheitsvorkehrungen in Tel Aviv eine gute Woche später noch mal richtig lieb gewinnen. Beim Einchecken der gesamten Technik wurde ich bei der Kontrolle jeder Kiste, jedes Koffers, jeder Mikrofontasche, geschlagene drei Stunden gefilzt und zu jedem Teil der Anlage befragt:011 20170208 1592412522 "Was ist das?", "Wozu braucht man das", "Wann wurde es verpackt?", "Wer hat mir dabei geholfen?", "Wo stand das Teil über Nacht?" Nach diesen drei Stunden war ich so mürbe, dass ich nur noch wie ein Roboter funktionierte. Zum Glück war der Flieger nur halb voll, so dass jeder eine Sitzreihe für sich alleine zum Abruhen hatte.

Es war von teils abenteuerlichen Bühnenverhältnissen zu lesen. Stimmt es, dass die teils winzig klein und eher mit Akrobatik zu erreichen waren?
Alles halb so schlimm, Hauptsache man bekommt das Drum Set halbwegs drauf, und der Rest findet sich. Es gibt keinen Ort, bzw. Platz, an dem man nicht irgendwie Musik machen kann. Finde ich.

Was hast Du sonst noch so erlebt, als Ihr dort wart?
Land und Leute. Völlig verrückte Temperaturschwankungen, innerhalb von ein paar Kilometern. Eben noch warm und kurzärmlig, ein paar Minuten später stehe ich bei plus 5 Grad irgendwo in den Bergen zur Pinkelpause. Dann die Wüste Negev. Bei ca. 400 bis 500 Metern unter Normal Null fährt es sich irgendwie beängstigend. Ein ganz komisches Gefühl. Dann noch zwei Begebenheiten, die so in Deutschland nicht passiert wären. Zum Beispiel in Jerusalem, eine kleine Open Air Bühne in der Einkaufsmeile. Tolles Konzert, freundliche Menschen, und alle sehr gut auf Deutschland zu sprechen - durch die Bank. Nach der Mugge hatte ich zum Abbauen und Kabelziehen - wir hatten dort mit unserer kleinen Aktiv-P.A. gespielt - Marcus Millers Album "Tales" in den CD Player gelegt und genauso rollte es nun so vor sich hin. Da kommt ein junger Typ, vielleicht 14, 15 Jahre alt, und spricht mich an. Ich dachte mir, jetzt kommt gleich die Frage nach anderer Musik ... "Kannst du nicht was spielen, was wir kennen?!" ... So wäre das mit Sicherheit in einer Einkaufsmeile in Berlin abgelaufen, aber nein, der junge Typ kam und fragte freundlich, was das denn für Musik wäre, und wer das denn genau sei. Und er bedankte sich sehr freundlich. Und als die CD zu Ende war, meine Kabelkiste gefüllt war und der CD Player abgekabelt werden musste, standen er und seine Kumpels auf, grüßten noch mal in meine Richtung und gingen dann ihrer Wege. Zeig mir in Deutschland "freiwillige" Zuhörer solcher Musik, und dann auch noch in dieser Altersklasse. Und die zweite lustige Begebenheit fand in Eilat statt, im Hotel "PRINCESS", in so einer Art Biergarten, wo sich Hotelgäste abends beschwert hatten, das die Musik so leise war. Ob es nicht lauter geht, denn sie würden auf ihrem Zimmer kaum was hören. Als der Typ vom Hotel kam und anfing zu erzählen, dass da Hotelgäste wären, die gerne die Musik ... hatte ich schon die linke Hand am Master-Fader und wollte gerade leiser machen, so wie man es aus dem guten alten Deutschland her gewohnt ist. Nix da ... Also die Bässe ein bisschen fetter angerührt und den Master-Hahn hoch. So macht Live-Musik Spaß.

Die Tour ist kräftemäßig ordentlich an die Substanz gegangen, richtig?
Ich war nach der Tour mit der Stimme völlig im Eimer und hatte mir eine nette Erkältung mit fürchterlichen Gliederschmerzen eingepfiffen. Aber die guten Erinnerungen überwiegen.

Die Zöllner-Tour gehört nun nicht gerade zur Bandgeschichte von LIFT, aber dort hast Du ja auch so einiges erlebt. Wenn Du auf die vergangenen 16 Jahre zurück blickst, was waren für Dich die schönsten Momente bei LIFT und auf welche hättest Du auch verzichten können?
Bei LIFT gab es viele schöne Momente auf der Bühne. Ob bei einer nicht weniger verrückten Tour nach Bosnien/Herzegowina, wo wir vor 16.000 Leuten im Fussball-Stadion von Mosta gespielt haben. Keiner kannte unsere Musik, aber alle waren begeistert. Oder vor drei Jahren, in Potsdam, vor Roger Hodgson. Ein unvergleichbar gutes Konzert. Selten so eine gut sortierte Band gehört. Drauf verzichtet bei LIFT hätte ich gerne auf das Ende der Zeit mit Bodo und Ivonne. Es war zu guter Letzt alles so festgefahren. Schade ist es um die Stimmen im Satzgesang. Zwei wirklich tolle Sänger. Das Keyboard-Spiel von Ivonne war für meinen Geschmack nicht auf LIFT-Niveau, welches nun durch meinen alten Weg-Gefährten André Jolig aus dem Dornröschen-Schlaf geholt wurde.
 
Bis heute sind das 16 Jahre, in denen Du dort den Bass gezupft hast. In dieser Zeit ist keine Platte mit neuen Liedern von LIFT entstanden. Ging Dir da nicht ein bisschen die Abwechslung ab, wenn immer nur die bekannten Lieder gespielt wurden und nichts Neues dazu kam?
Es sind ja ein paar neue Songs entstanden, aber da hätte mehr passieren müssen. Meiner Meinung nach war das letztendlich alles eine Frage des Geldes. Der eine war und ist mit einer unbeschreiblichen Sparsamkeit geschlagen, der andere wollte für das, was zu tun gewesen wäre, eine völlig überzogene Summe und hatte kein Interesse daran es mit seinen eigenen Kollegen einzuspielen. Dann muss man auch die Einnahmen nicht teilen. Traurig, aber LIFT. Das Thema Geld war immer ein rotes Tuch. Die Zitrone wurde musikalisch so oft gepresst, dass man glauben konnte, es staubt bald.

LIFT ist ja eine Band mit großer und teils tragischer Geschichte. Mit Werther Lohse ist noch ein alter Hase aus den Anfängen dabei. Wie ist die Zusammenarbeit mit ihm, er ist ja immerhin die Stimme und Seele von LIFT ...
Die Zusammenarbeit mit Werther war nicht immer leicht. Das Thema Sparsamkeit war schon ziemlich schlimm. Thema Ton-Technik z.B., da wurde auf den Euro geguckt und zu oft am falschen Ende gespart. Ich hab mir damals, nachts, in den stundenlangen gemeinsamen Autofahrten, den Mund fusselig geredet. Es führte kein Weg dahin, z.B. mit einem festen Tonmann zu arbeiten. Oder lieber mit der kompletten LIFT-Mannschaft anzutreten, als immer diese schnarchige LIFT-unplugged Variante spielen zu lassen. Peter und ich, bzw. oft auch nur ich, sind das eine oder andere mal zu Hause geblieben, obwohl es mit der Rhythmusgruppe viel besser gegroovt hat. Ja, aber es gab halt mehr Geld, wenn man durch drei teilt, als durch fünf. Ich hab mich sowieso oft bei LIFT nur wie ein Gastmusiker gefühlt. Werther, Bodo und Ivonne waren immer ganz vorne und Peter und ich kamen dann halt oft mit dazu. Gut, dass wir auch außerhalb LIFT ziemlich gut gebucht waren. Ich hatte mich mit der Situation arrangiert.
 
Werther war 2007 auch Teil der Ostrock-in-Klassik-Reisegruppe. Während Bands wie Karat, Silly und Puhdys dort gemeinsam auftraten, vertrat er die Gruppe LIFT allein. Warum seid Ihr anderen nicht mit dabei gewesen oder anders gefragt: Hättest Du da gern mitgemacht?
Wie gesagt. Einmal war es so verrückt, da hab ich bei Bernd Wefelmeyer im Orchester den Bass gespielt und vorne steht Werther. Oft haben wir auch erst gar nichts darüber erfahren. Dann stellt man keine Fragen.

Dafür hast Du oft und viel mit dem Sachsendreier, also LIFT, electra und der Stern-Combo, Konzerte gespielt. Wenn man sich Fotos oder Mitschnitte der Auftritte anschaut hatte das wohl immer was von einem Familientreffen. Kann man das so sehen?
Familientreffen ist gut ... vor allem war es jedes Mal eine Herausforderung zum Thema Catering beim Veranstalter. Ansonsten war es immer eine große Freude für mich, beim Sachsendreier dabei gewesen zu sein. Nicht nur wegen der "Tagesreise" am Ende.

Daraus haben sich ja auch andere Konstellationen entwickelt. Du hast u.a. auch zusammen mit Ecki Lipske von electra was zusammen gemacht, richtig? Was war das, was Ihr gemacht habt?
Jaaaa, mit Ecki. Sein Bandprojekt. Genau mein Ding, Gitarren Rock, Fusion Rock von Satriani, Lukather usw. Nur dummerweise ging es mir zur der Zeit richtig mieß. Ich war völlig antriebslos und unzuverlässig geworden. Ich konnte mich einfach nicht frei machen im Kopf und war letztendlich schlecht vorbereitet in das Projekt gestartet. Ecki war sauer auf mich und es erledigte sich für mich nach der zweiten oder dritten Mugge. Es war schlimm, auch für mich.

015 20170208 1639190968Mit Bodo und Ivonne sind vor zwei Jahren zwei langjährige Mitglieder bei LIFT ausgestiegen. Du hast es gerade schon angesprochen. Wie hast Du diesen personellen Umbruch erlebt und empfunden?
Wenn eine Situation so festgefahren ist, muss ein Strich gezogen werden. Beide Parteien haben dummerweise nicht so wirklich das Gespräch gesucht, und das kommt dann am Ende dabei raus. Ich bin mir sicher, wenn man ein wirklich klärendes Gespräch gesucht hätte und eine Spur weniger stolz gewesen wäre, wären die beiden heute noch dabei. Musikalisch war es für LIFT wirklich gut und erfrischend.

Danach kehrte die Band zu einem altbekannten Sound zurück, der sie in den 70ern schon ausgemacht hat. Verlief dieser stilistische Umbruch ohne Probleme oder habt Ihr da zusammen mit André Jolig und René Decker, die neu dazu kamen, hart arbeiten müssen?
Das lief so ab, wie ich es seit Jahren aus meinen anderen Jobs in den Musical-Produktionen her kenne. André war selbstverständlich pikfein vorbereitet und spielte die Songs (endlich) so wie es im Original war, und das auch noch richtig gut. Es war mir eine große Freude. Alleine das Intro zu "Abendstunde" ... Und René ist sowieso ein großartiger Musiker, mit dem ich auch schon in vielen Projekten gespielt habe. Keiner spielt das Saxofon wie er. René hatte mich auch schon das eine oder andere Mal am Bass bei LIFT zum Sachsendreier vertreten. Nur mal ganz nebenbei erwähnt.

Ein Ergebnis dieser harten Arbeit war die Live-Aufführung der "Meeresfahrt". Wie hast Du dieses besondere Programm mit den Gästen auf der Bühne empfunden und erlebt?
Das Thema ist für mich ein rotes Tuch. Ich wollte gerne, aber es sollte für mich nicht sein ... für so viele Proben fehlte mir die Kraft und es kam alles ganz anders. Nicht so, wie ich es gerne gehabt hätte.

Aber Die ZÖLLNER und LIFT sind längst nicht alle Stationen in Deiner Karriere. Jetzt kommen sicher Namen und Projekte, von denen nur wenige wissen. Wann hast Du z.B. Dein bassline-Studio gegründet?
Wenn ich jetzt jedes Projekt aufzähle, was ich mal bespielt habe, wird die Liste lang. Fangen wir mal an. Von meiner ersten Band DRIVE ging es dann zu LAMA. Zeitgleich gab es ein Jazz-Rock Projekt namens GRAMMY CORP. Ein Quintett, mit Marcus Ludwig am Piano und den Kompositionen. Weitere Jazz-Rock Projekte waren da noch mit dem Gitarristen André Pawelski, ELECTRIC EYES. Wir haben sogar ein Album aufgenommen, mit René Decker übrigens und Michael Nass an den Keyboards. Des Weiteren spielte ich mit Micha Behm bei seiner Band FILL INN und öfter mal bei BAJAZZO für Gerhard Kubach. Dann ein Bassprojekt namens DIE LOSE BASSKAPELLE. Drei Bassisten und ein Drummer. Mit dabei waren Lutz Dudziak und der IN EXTREMO-Bassist Kay Lutter. Dann ging es weiter mit JESSICA dem späterem EISBRENNER Projekt. Bei Angelika Weiz und GVO ... eine geile Band! Das Album "Free" ist eine schöne Erinnerung für mich, ganz besonders die Arbeit mit Wolfgang Fiedler. Dann noch unbedingt zu erwähnen ist WIE WALDI, die Band von Waldi Weiz. Da hab ich super gerne gespielt. Ich hab auch in GALA-Bands gespielt, z.B. bei Helmar Federowski, Wolfgang "Benno" Stielow und der RADIO S.I.C Band. Dann besonders zu erwähnen ist eine Hammer-Kapelle, und zwar eine JOE COCKER TRIBUTE BAND mit Marko Schiefer, der einzig wahre Cocker nach Joe Cocker. Nicht zu vergessen STATION 3 mit Gustl Lütjens, einem grandiosen Sänger und großartigen Gitarristen. Auch die Ostrock-Covernand SPLITT soll nicht unerwähnt bleiben. Dann feste Theater- und Revue-Produktionen, wie z.B. DAS DSCHUNGELBUCH und ELVIS in den Berliner Kammerspielen in Moabit. SHAKESPEARE & ROCK´N ROLL in der Freien Volksbühne, hier bin ich über 1.000 Mal dabei gewesen. FISCH SUCHT FAHRRAD & TINY FOUNTAIN im Potsdamer Hans-Otto Theater und im Landestheater Schwerin. Und seit 1997 meine feste Hausnummer STARS IN CONCERT. Eine Doppelgängershow, die mittlerweile im 19. Jahr in Berlin spielt. Ich habe in all diesen 19 Jahren auf der Bühne den Bass gespielt und bin mit der Crew durch ganz Europa getourt. Eine Show, die von Bernhard Kurz produziert wird. Und nun zu deiner Frage nach dem bassline-Studio. Ich hatte, so wie fast jeder Musiker, ein kleines Home-Recording-Studio. Masterkeyboard, Drum-Maschine, Multitracker, Atari 1040, kleines Mischpult, jede Menge MIDI Kabel ... fertig. Als ich dann 1999 mit dem eigenen Hausbau anfing, konnte ich mich glücklich schätzen, endlich auch räumlich meine Träume eines richtigen Studios zu verwirklichen, mit Regieraum und richtig guter akustischer Dämmung, Doppelfenster und Doppeltür zwischen Aufnahmeraum und Regie, alle nötigen Kabel wurden von Anfang an durch die Wände gezogen. Des Weiteren hatte ich versucht, so viel wie möglich mit analoger Technik zu arbeiten. Angefangen mit der wirklich guten Raum-Akustik, in beiden Räumen. Letztendlich will man doch den fertigen Song, bzw. das fertige Playback mischen und nicht den Raum, in dem man gerade sitzt. Dann gute Röhren Pre-Amps und Kompressoren, eine 24 Spur 2" Bandmaschine. Wem die Bänder zu teuer wurden, der konnte auch auf eine 24 Spur Hard-Disc Maschine umsteigen. Gute Abhörsysteme und zu guter Letzt das Herzstück des Ganzen, eine Soundcraft 2800 Series Mixer-Konsole.

Gibt es das Studio noch?
Das ist alles leider Geschichte.

Ein weiterer Name auf meinem Zettel ist BERGE. Was ist das für eine Band und was hast Du dort gemacht?
Die Jungs und das Mädel von BERGE ... ja. Ich kenne Rocco Horn und Jakob Paubel schon etwas länger und hatte die beiden öfter mal als Techniker bei Live-Muggen mit dabei. Jakob ist ein ganz ausgezeichneter Tonmann. Als dann das BERGE Projekt ins laufen kam und das erste Album entstand, hab ich mit ein paar Tipps und Ratschlägen meinen Senf bei mir im Studio dazu gegeben, bzw. wir haben den Mix im HANSA Studio Referenz hören können. Mittlerweile ist aus der Band ein Duo geworden, aber eben mit Plattenvertrag.

017 20170208 1201934918Was ich auch gelesen habe ist, dass Du in der Live-Band von Yvonne Catterfeld gespielt hast. Stimmt das? Wie kam es dazu?
Ja, das stimmt vollkommen. Ich wurde gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, bei Yvonne zu spielen, und ich habe ja gesagt.

Die Musik von Yvonne ist ja nun was komplett anderes als das, was Du bis dahin gemacht hast. Ist das eine große Umstellung wenn man z.B. vom Soul oder Artrock kommt und dann plötzlich in den Pop-Bereich mit seinen eher einfach gestrickten Nummern geht?
Ich fühle mich in fast jeder Stilrichtung zu Hause, und so eine vermeintlich einfach gestrickte Pop-Nummer möchte erstmal gut gespielt sein. Das sagt sich leicht dahin. Und das Live-Programm von Yvonne bestand ja nicht nur aus den Dieter-Bohlen-Songs, an die jetzt sicherlich jeder denkt. Es war eine starke Band. Soviel ist sicher, und der Bass muss auch in einem Pop-Song grooven und knurren. Dann gab es da jede Menge Fernseh-Auftritte. "Top of the Pops", "The Dome", "Wetten dass...?!", "Tigerenten-Club", bei Kai Pflaume, Hape Kerkeling, Carmen Nebel oder Uri Geller, alles wurde bespielt. Da fällt mir eine süße Begebenheit ein. Ich wurde damals ungewollt Augenzeuge eines unsagbar witzigem Moments. Irgendeine TV-Show, Catering-Bereich: Security Michelin-Männchen kontrolliert die Catering-Ausweise. Kein Ausweis, nix Essen fassen. Vor mir wackelte zielsicher Richtung Futterluke Schnappi, das kleine Krokodil. Zu der Zeit ganz schlimm in den Charts, grün und mit lustigem Schwanz, und ersichtlich wohl hungrig und durstig. Nun hatte das Kostüm wohl keine Taschen und folgerichtig war Schnappi nicht in der Lage ein Catering-Ausweis vorzuzeigen. Da blieb dem grünen Schnappi nichts weiter übrig, trotz wildem Gestikulieren und Diskutieren, mit gesenktem Kopf und hinterher gezogenem Schwanz das Catering wieder zu verlassen. Da kann ja jeder kommen.

Was kannst Du denn über das 2014 im Berliner Estrel aufgeführte ELVIS-Musical erzählen. Auch daran hast Du mitgewirkt, allerdings an der Gitarre, richtig?
Im Estrel bin ich seit 1997 ein festes Mitglied der Stars In Concert-Produktionen. So auch in dem Elvis Musical, welches schon ein paar Jahre zuvor als Elvis-Show regelmäßig von mir gespielt wurde. Wie du hier auf die Idee kommst, ich hätte da Gitarre gespielt, verwundert mich. Das überlasse ich doch lieber der ziemlich amtlichen Gitarren-Abteilung, bestehend aus Leuten wie Ralf Templin, André Pawelski, Ralf Tonnius und Micha Lehrmann.

Beim European Blues Train Festival 2010 in Prag hast Du zudem in der Band von Charlie Eitner und Pascal von Wroblewsky gespielt. Gibt es noch andere wichtige Stationen, die ich vergessen habe?
Ach ja ... Charlie und Pascal. Ein Projekt, was es auch nicht mehr gibt. Es hat mir Spaß gemacht. Sicher bin ich mir nicht, hier nicht irgendetwas vergessen zu haben. Ein Projekt sei hier noch erwähnt, welches ich als Produzent und Mentor betreut habe, und zwar CORBEN DALLAS. Die Jungs hatten hier bei Deutsche Mugge vor vielen Jahren mal einen kurzen Bericht. Ein schönes Album, "Berlin", entstand und ein zweites Album, "Songs auf Englisch", war fast fertig, da kam es zum Bruch. Es steckte unheimlich viel Zeit und Arbeit drin, aber ich hab es wirklich gerne gemacht. Schade um die guten Songs.

Eine Frage zum Abschluss unseres Interviews muss ich ja stellen, denn das würde sonst Nachfragen geben: Wir geht es mit Dir weiter? Du hast Deinen Fans versprochen, auf die Bühne zurückzukehren. Wird das bei LIFT sein, oder wird es da in naher Zukunft vielleicht sogar noch was anderes geben?
Ja, das habe ich versprochen. Der Wille ist stark und es kribbelt ständig in den Fingern. Auf der anderen Seite tut es ziemlich weh zu lesen, dass die Jungs von LIFT hier oder da spielen, aber nicht durch mein Dazutun, bzw. dass ich hier bei euch auf der Seite unter LIFT sogar schon als ehemaliges Mitglied aufgeführt bin020 20170208 1363334351 (Darüber denkt man als Statistiker nicht nach, und wir haben das umgehend geändert; Anm. d. Red.). Sowas tut nicht gut. Aber es sind nur Worte auf einer Webseite. Das Hauptproblem ist das Thema Zuverlässigkeit. Da meine Krankheit alles andere als täglich gleich und berechenbar ist, bin ich selber der Unsicherheits-Faktor für den Rest der Band und auch für's Publikum geworden. Ich würde mir sehr wünschen, in nächster Zukunft mal bei einem LIFT-Konzert als Gast ein paar Songs spielen zu können. Vielleicht wird ja mehr daraus. Aber, wie man es auch dreht und wendet ... In erster Linie muss ich wieder stärker und stabiler sein, denn das Musik-Geschäft ist zwar ein schönes, aber auch ziemlich hartes Geschäft. Du musst deinen Hut nehmen, wenn man dich nicht mehr auf einer Bühne zeigen kann. Es sollte schon passen und Mitleid ist nicht so mein Ding. Ich nehme mir fest vor, noch in diesem Jahr wieder auf einer Bühne zu stehen und für alle die, die es hören, schön tief hören wollen, den Bass knurren zu lassen. Ob es sich dann um ein Abschieds-Konzert oder einen Wiedereinstieg handeln wird, lasse ich hier mal offen.

Ich danke Dir für das Gespräch und die Antworten. Ich wünsche Dir alles Gute und es wäre schön, Dich bald mal wieder an Deinem Instrument zu sehen ...
Danke für die Wünsche und danke für's Zuhören.



Interview: Christian Reder
Bearbeitung: cr
Fotos: Archive Jenne Brüssow & Deutsche Mugge, Jenne Brüssow privat




   
   
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