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Interview vom 12. Februar 2016



Die Pause der Gruppe LUXUSLÄRM ist beendet, das fünfte Studioalbum ist fertig und der Terminkalender gut gefüllt ... Bei den Fans ist die Spannung groß, was es auf "Fallen und Fliegen", dem im März erscheinenden fünften Studioalbum der Band, zu hören geben wird. Auf die Iserlohner Kapelle um Janine "Jini" Meyer und ihre Jungs warten weitere große Aufgaben, denn es gibt nicht nur das eben erwähnte neue Album. Man geht auch nicht nur auf Tour und zu diversen Sommer-Festivals, sondern im Idealfall weht es die Band auch bis nach Schweden, wo sie Deutschland in diesem Jahr beim Eurovision Song Contest vertreten könnte. Am 25. Februar fällt in der ARD TV-Sendung "Eurovision Song Contest 2016 - Unser Lied für Stockholm" (ab 20:15 Uhr live) die Entscheidung und die Musiker hoffen, dass das Publikum für sie genügend Stimmen abgeben wird um diesen Traum wahr werden zu lassen. Die Vorfreude ist groß, davon konnte sich unser Kollege Christian beim Gespräch mit Frontfrau Jini Meyer am vergangenen Freitag selbst überzeugen. Genug Gesprächsstoff gab es jedenfalls und das komplette Interview könnt Ihr jetzt hier nachlesen ...




001 20160213 1897180007Hallo Jini, die Pause von LUXUSLÄRM war ja sehr lang. Für die Fans - wenn man sie fragen wird - sicher viel zu lang! Sind Du und die Jungs denn jetzt wenigstens alle frisch und munter für neue Aufgaben?
Also, tatsächlich ist es so, dass wir - trotzdem wir uns vorgenommen hatten, eine Pause zu machen - diese gar nicht stattgefunden hat. Eigentlich wollten wir gar nicht so viele Konzerte spielen, alles ein bisschen langsamer machen, aber wir haben trotzdem mehr gespielt, als wir es ursprünglich geplant haben, z. B. kurz vor Weihnachten unsere Konzerte mit einem riesengroßen und fünfzigköpfigen Orchester. Parallel dazu waren wir mit der Album-Produktion beschäftigt. Irgendwie war es tatsächlich keine richtige Pause. Aber es stimmt schon, denn die Fans warten in Sachen neue Songs ja jetzt schon zwei Jahre. Da gebe ich Dir recht. Aber das ist zum Glück ja bald vorbei, denn am 11. März kommt unser Schätzchen, das fünfte Studioalbum, raus. Wir sind damit komplett fertig und alles ist im Kasten.

Doch bevor die CD kommt, steht eine ganz andere Aufgabe an: Der Vorentscheid für den Eurovision Song Contest, an dem Ihr mit dem Song "Solange Liebe in mir wohnt" (siehe Videoclip am Ende dieser Seite) teilnehmen werdet. Wer hatte die Idee, dass LUXUSLÄRM Deutschland in Schweden 2016 vertreten soll?
Das kam von unserer Plattenfirma UNIVERSAL. Xavier Naidoo wurde kurz vorher ja leider ausgebremst und da haben die bei uns angefragt, "Hättet Ihr da Bock drauf? Könntet Ihr Euch das vorstellen?" Wir haben auf die Frage sofort mit "Ja" geantwortet! Da gab es nicht einen einzigen Zweifel, oder dass einer von uns gefragt hat, "Könnte das negative Nebenwirkungen für uns haben?" Für uns war klar, dass wir das machen, denn wir hatten sofort Bock drauf. Das ist eine große Chance, den Leuten unsere Musik und unsere Band näher zu bringen. Wenn wir irgendwie die Chance bekommen, Deutschland musikalisch vertreten zu dürfen, machen wir das. Dann konnten wir uns beim NDR bewerben, wie jede andere Band auch, und dann hieß es warten. Ich habe ehrlich gesagt gar nicht mehr mit dem Anruf gerechnet und auf einmal rief unsere Promo-Dame an, hat ganz laut gelacht und gesagt: "Es hat geklappt! Wir sind tatsächlich unter den Top 10 Bands die da mitmachen dürfen!" Ich konnte das gar nicht glauben und - wie gesagt - habe ich damit auch nicht gerechnet.

Euer neues Album steht auch in den Startlöchern. Ich nehme an, Ihr habt länger darüber nachgedacht, mit welchem der neuen Songs dieser Platte Ihr beim EVSC antreten möchtet. Warum ist es gerade "Solange Liebe in mir wohnt" geworden und standen auch andere Lieder in der engeren Wahl?
Dadurch bedingt, dass wir schon vorher und unabhängig davon, ob wir beim Vorentscheid teilnehmen oder nicht, gesagt haben, dass "Solange Liebe in mir wohnt" als erste Single aus dem Album veröffentlicht wird, war für uns klar, dass das auch der Song für den ESC sein wird. Vor allem auch, weil es in dem Stück um das Flüchtlingsthema geht, das uns sehr wichtig ist.002 20160213 1904706842 Bevor wir die Lieder für ein neues Album schreiben, ist immer der allererste Schritt, dass sich unser Produzent Götz und ich uns hinsetzen und uns Gedanken machen über Themen für Texte, also über Dinge, die uns nicht loslassen und die uns beschäftigen und über die wir für das neue Album schreiben könnten. Und tatsächlich war eines dieser Themen - klar, das muss ich Dir ja nicht erzählen, denn jeden Tag, wenn man den Fernseher anmacht, ist es total präsent - dieses Flüchtlingsthema. Es aber irgendwie hinzubekommen, dass es nicht der erhobene Zeigefinger wird, ist die Kunst. Ich bin politisch jetzt nicht so im Thema, aber ich weiß, was in der Welt da draußen los ist und dass ich mich unheimlich glücklich schätzen kann, dass ich nicht vor einem Krieg flüchten und in ein fremdes Land gehen muss, wo ich manchmal überhaupt nicht willkommen bin. Vielleicht um diese negativen Stimmen ein bisschen einzudämmen und das irgendwie musikalisch hinzubekommen, haben wir uns überlegt, das alles in diesen Song mit hinein zu packen. Ich hatte den Song vorher auch meinen Freunden vorgestellt und die meinten, "Ja, ich check das, dass es das Thema sein soll, aber für mich hätte das auch ein Lied an meine Liebe sein können." Es ist cool, dass es vom Text her offen ist und nicht etwa wie gepredigt wirkt. Das wäre jetzt auch nicht so meins. Es lässt Interpretationsspielraum. Ich finde darum auch, dass es für den ESC doppelt gut ist, denn darum geht es beim ESC ja auch. Natürlich um die Musik, aber auch um Menschlichkeit und die Liebe.

Im Vergleich zu den Songs des letzten Albums ist "Solange Liebe in mir wohnt" vom Arrangement und vom Tempo her ziemlich entschleunigt. Es ist eine Ballade, die Gitarren halten sich eher zurück und Du bist hier auch nicht so die Shouterin wie bei anderen Songs. Ist das eine vorsichtige Zurückhaltung Eurerseits, weil Ihr bei der Veranstaltung nicht zu "luxuslärmend" rüberkommen wollt oder ein Stück auch Taktik und weise Voraussicht, mit welcher Art von Musik man dort punkten kann?
Nein, das Album ist ja weit vorher entstanden. Wenn man überlegt ... in der Zeit, als Xavier Naidoo wieder ausgeladen wurde und wir erfahren haben, dass wir mitmachen dürfen, war unser Album ja schon lange im Kasten. Das hat mit Taktik oder Kalkül überhaupt nix zu tun und das sollte in der Musik auch nie vorkommen. Das fände ich ganz ganz seltsam, wenn man seine Musik danach ausrichtet und so macht, dass man möglichst viele CDs davon verkaufen kann. Das hat dann nichts mehr mit Authentizität zu tun, man muss sich dann selbst nicht mehr Musiker nennen und braucht auch nicht mehr auf Tour zu gehen, finde ich. Auf "Solange Liebe in mir wohnt" fiel sofort die Wahl als erste Single, ob mit oder ohne ESC. Das ganze Album ist übrigens - ich will es so formulieren - back to basic. Bei der letzten Produktion ("Alles was Du willst", 2014) haben wir das Album ja komplett live einspielen dürfen.003 20160213 1976824245 Beim neuen Album war der Aufnahmemodus wieder ganz normal, wie bei den ersten Platten auch, und wir haben die Arrangements - wie Du schon richtig gesagt hast - ein bisschen entschleunigt. Außerdem haben wir aussortiert. Wir haben nicht acht Gitarrenspuren übereinander gelegt, nicht 10.000 Backing-Vocals genommen oder noch einen Loop mitlaufen lassen, wie sonst, sondern haben versucht, es auf das Essentielle herunter zu brechen. Darum hat es sich auch auf das Wesentliche reduziert und man kann darum auch wirklich sagen, dass es - back to basic - sehr sehr poppig geworden ist. Live wird das aber wieder ganz anders, denn live sind wir vielmehr die Rockband. Es ist aber cool, weil ich voll mit mir im Reinen damit bin. Es ist genau das, was wir machen wollten und ohne Kalkül, "Komm lass uns ein Pop-Album machen"! Das war gar nicht geplant und ist einfach so entstanden.

Die anderen Bewerber stehen ja auch schon alle fest. Habt Ihr Kontakt zu einzelnen Künstlern, mit denen Ihr am 25.2. auf der Showbühne stehen werdet?
Nein, überhaupt nicht und das ist auch ziemlich komisch. Wir haben tatsächlich mit noch keinem der Künstler live gespielt. Normalerweise kennt man sich ja von irgendwelchen Festivals, dass man sich zumindest schon mal gesehen hat. Und ich musste viele Leute auch tatsächlich erst im Internet suchen, um zu sehen, wer das ist und was die machen. Mir hat AVANTASIA natürlich was gesagt, GREGORIAN kannte ich von der Werbung und natürlich die The-Voice-of-Germany-Gewinnerin. Die hat mir zwar auch etwas gesagt, aber welche Art von Musik sie macht, wusste ich bis dahin auch nicht. Es gibt aber tatsächlich zu keiner der Bands Kontakt oder das Erlebnis, sie kennengelernt zu haben. Das müssen wir alles noch nachholen und das machen wir auch am 25. Februar.

Du hast es jetzt schon zwei Mal angesprochen: Xavier Naidoo war ja eigentlich dafür vorgesehen, Deutschland in diesem Jahr beim ESC in Stockholm zu vertreten. Habt Ihr als Band eigentlich diesen ziemlich unschönen Umgang mit ihm und seine Ausladung verfolgt? Wie ist Eure Meinung dazu?
Da kann ich nur für mich sprechen und ich finde, dass all das, was ihm vorgeworfen wird, NICHT er ist. Ich finde, es ist völliger Humbug! Ich halte da auch die Flagge für Xavier Naidoo hoch und sage, das ist totaler Blödsinn. Wenn man ihn kennt und auch seinen Texten lauscht, die er in den all den Jahren davor gemacht hat, weiß man, dass das alles ganz falsch dargestellt wurde. Aber die Tatsache, dass seine Nominierung wieder zurückgenommen wurde, ist für uns jetzt eine große Chance. Aber wäre er angetreten, hätte ich auch voll hinter ihm gestanden.

004 20160213 1055164826"Fallen und Fliegen" wird es heißen. Ich wünsche Euch aber lieber, dass Ihr weiter steigt statt fallt ...
(lacht laut)

Was hat es mit dem Albumtitel auf sich?
Eigentlich genau das, was Du gerade schon angedeutet hast, also dass es immer wieder auch mal Tiefpunkte gibt - auch musikalisch, dass man denkt, "Es geht ja gar nix. Ich bin total unkreativ!" oder innerhalb einer Band. So wie 2011 bei uns, als drei Musiker gegangen sind und alles aufgegeben haben, was wir uns da aufgebaut hatten. In solch einem Moment glaubt man ja auch an gar nichts mehr. Aber auch, dass es immer wieder Momente gibt, wo man denkt, bestimmte Ereignisse beflügeln einen, machen einen irgendwie stark und lassen einen als Persönlichkeit wachsen. Noch ein Aspekt, der mit rein schwingt, ist die Tatsache, dass wir ziemlich engen Fankontakt haben. Sei es per Brief, E-Mail, soziale Netzwerke oder nach den Konzerten, wenn man sich mit den Fans mal zusammensetzt und quatscht. Dabei bekommt man dann mit, dass bei denen auch nicht alles glatt läuft. Die haben uns manchmal Geschichten aus ihrem Leben erzählt, die für uns superinteressant waren. Ich persönlich sage immer - ich weiß, der Spruch ist ein bisschen kitschig, aber ich habe ihn immer vor Augen: "Hinfallen, aufstehen, Krone richten und weitergehen." Das war für mich das Bild, und daraus ist "Fallen und Fliegen" geworden.

Einen Song, nämlich den, über den wir gerade sprachen, kennen wir ja jetzt. Kannst Du schon ein bisschen verraten, worum es in den anderen Songs thematisch geht?
Ja! Es gibt Songs, darin geht es z. B. um Seelenverwandtschaft. Es geht darum, denjenigen in dieser stressigen Welt zu finden, der zu Dir gehört. Es ist durch das Internet zwar sehr leicht geworden, andere Menschen kennenzulernen, aber ob dort dann der Richtige dabei ist, das wage ich so ein bisschen zu bezweifeln. Ich bin da eher old school - dass man sich real erst einmal richtig kennenlernt und sich auch für einander ausreichend Zeit nimmt und das nicht in dieser schnelllebigen Zeit im Internet macht. Das ist eins der Themen. Dann gibt es einen Song, den ich persönlich ganz ganz toll finde ... der ist mit Max Mutzke, den ich mir sehr stark als Duett-Partner gewünscht hatte. Als wir ihn angeschrieben haben, hat er sofort zugesagt, was mich riesig gefreut hat. Ich bin ein großer Fan seiner Stimme und habe natürlich verfolgt, was er in den letzten Jahren so gemacht hat. Max hat einen Track mit uns eingesungen, der dann ein Duett zwischen ihm und mir geworden ist. Der Song heißt "Bis es weh tut", und es geht in dem Stück darum, dass einem immer erst bewusst wird, was man verloren hat, wenn man es nicht mehr hat. Ansonsten sind es alles sehr Luxuslärm-typische Sachen, die auf dem Album zu finden sind - sei es Liebe, sei es Freundschaft oder wie damals bei "Liebt sie Dich wie ich" auch die Eifersucht, die ja auch zum Menschsein dazu gehört. Da sollen sich die Fans einfach mal überraschen lassen. Mir ist es auch wichtig, dass man nicht bei jedem Song auf den Punkt sagen kann, worum es darin geht. Das sollen die Leute selbst entscheiden und selbst heraushören. Das ist wie bei "Solange Liebe in mir wohnt" und ganz vielen anderen Liedern auf den Luxuslärm-Alben - ich lasse da ganz viel Raum für Interpretationen, so dass sich der Hörer seine eigene Geschichte dazu spinnen kann.

005 20160213 1406753422In der Beziehung seid Ihr Euch also treu geblieben ...
Auf jeden Fall!

Wie sind die Songs für die neue Platte entstanden?
Bei uns ist es tatsächlich so, dass zuerst immer die Melodie da ist, d. h. zuerst wurden die Songs geschrieben, bevor dann der Text dazu kam. Bei anderen Bands funktioniert das auch anders herum ganz wunderbar, aber wir sind uns auch da seit dem ersten Album treu geblieben, dass wir immer die Emotion der Melodie einfangen wollen. Was die Musik betrifft, habe ich jetzt gar nicht so viel zu melden (lacht). Das machen die Jungs aus der Band, die ja auch alle ein Instrument beherrschen und Götz viel besser. Wir haben auch Freunde und Bekannte mit ins Boot geholt, mit denen wir u. a. auch schon lange im Studio zusammen arbeiten. Mit denen haben die Jungs und Götz zusammen geschrieben. Und wenn die Harmonien und Melodien fertig sind, kommt mein Part. Ich glaube, wir hatten für das neue Album 25 Songs, aus denen wir auswählen konnten. Am Ende haben wir die genommen, zu denen wir sofort einen guten Draht hatten und ich das Gefühl hatte, "Ok, darum geht es in dem Lied und ich kann Dir jetzt schon eine Geschichte dazu erzählen." Dann setzt man sich hin und überlegt, was einen berührt und was man sagen möchte. Beim fünften Album kommt man allerdings auch schon mal an den Punkt an dem man feststellt, "Oups ... das Thema hatten wir ja schon einmal auf dem dritten Album." Es wiederholen sich Themen, weil im Leben Dinge oft auch gleich sind.

Man entwickelt sich ja auch weiter ...
Das auf jeden Fall und trotzdem bleiben manche Dinge einfach gleich. Es war mir dann auch egal, dass es schon einmal einen Song über Freundschaft gab, das ist dann eben so. Und wie Du auch gesagt hast, man entwickelt sich schließlich auch weiter. Heute empfinde ich es anders, warum soll ich dann nicht noch ein neues Lied zu dem Thema machen? Also auch an den Punkt kommt man als Band, das fand ich auch sehr interessant. Man ist dann auch selbst sehr überrascht, wie viele Themen man inzwischen schon angesprochen hat. Heute muss man sich beim Songschreiben einfach mehr Zeit nehmen, um zu gucken, worum geht es eigentlich. Das war beim ersten Album anders. Da hatten wir direkt tausend Ideen und tausend Vorschläge. Das Spektrum, was einem noch wichtig ist und worüber man einen Text schreiben will, wird mit der Zeit jetzt natürlich immer kleiner. Und es gibt heute auch Tage, an denen man sich hinsetzt, einfach ein Brett vor dem Kopf hat und einem keine Einfälle kommen. Das gibt es also auch. Und dann gibt es Tage, an denen schreibt man gleich drei Texte. Das ist ganz seltsam und es lässt sich auch nicht planen. Wenn alle Texte fertig sind, geht die Band ins Studio, nimmt die Musik auf und ganz zum Schluss kommt mein Part, dann singe ich die Texte auf die Musik.

Was macht Ihr denn mit den Songs, die am Ende nicht auf die Platte kommen?
Verbrennen (lacht) ... Ne, die Songs, die es nicht auf die Platte geschafft haben, haben wir gespeichert. Vielleicht kommen sie auf ein späteres Album oder sie fallen tatsächlich komplett durch. Es gibt Lieder, die sind wie ein guter Wein. Sie brauchen ihre Zeit, bis sie reif sind. Manchmal merkt man, dass der Wein nach einer gewissen Zeit nicht mehr schmeckt. Dann muss man ihn eben aussortieren. So ist das mit Songs auch - manche brauchen ihre Zeit.

006 20160213 1571950334Wie fühlte es sich an, als alle Songs im Kasten und das Album praktisch fertig war? Seid Ihr mit Eurer Arbeit zufrieden oder ist Euch die neue Platte schwerer gefallen, als andere davor?
Schwerer vielleicht nicht, aber man hat mehr darüber nachgedacht, als bei den Platten davor. Insbesondere bei den Texten - man wird sich dem bewusster, wenn man weiß, jetzt kommt das fünfte Album. Und wie Du eingangs ja schon gesagt hast, die Fans haben lange auf neue Lieder gewartet. Man möchte ihnen nach dieser Zeit auch ein tolles Album liefern, also nicht nur ein Album mit dem wir zu 100% zufrieden sind, sondern eins, das die Leute erreicht. Darüber macht man sich schon mehr Gedanken. Das war beim ersten Album unbeschwerter. Ich glaube, dass das Album für Album immer ein bisschen schwerer wird, weil man sich darüber auch mehr Gedanken macht. Das mag jetzt ein bisschen lustig klingen, denn ich bin ja auch erst 32, aber je älter wir werden, desto mehr ist man mit sich im Reinen. Ganz nach dem Motto, "Das ist jetzt meine Musik, so klinge ich und das ist meine Stimme - daran möchte ich nichts mehr ändern. Nehmt es oder lasst es." Diese Einstellung hatte ich vor zehn Jahren überhaupt nicht. Da war ich noch ziemlich unsicher und dachte immer, "Oh Gott, oh Gott! Hoffentlich gefällt das allen!" Jetzt ist es so, dass man mit dem fertigen Produkt auch mal zufrieden sein kann.

Du hast Dir eine gewisse Sicherheit angeeignet ...
Ja, vielleicht. Vielleicht ist es die Sicherheit, dass man weiß, wo man im Leben steht und dass man dort mit beiden Beinen steht. Eine schlechte Kritik haut einen heute nicht mehr so um wie vor zehn Jahren, wo es für uns ein glatter Weltuntergang war, wenn jemand sagte, "Das Album ist nicht gut."

Also seid Ihr mit Eurer Arbeit zufrieden und freut Euch auf die Veröffentlichung ...
Ja, ich bin sehr zufrieden (lacht). Ich freue mich jetzt tatsächlich auf den 11. März.

Zum Album wird es auch eine Tournee geben. Wie weit sind die Planungen dafür schon gediehen?
Die waren auch schon im letzten Jahr abgeschlossen. Wir nennen das immer "A-Tour" und "B-Tour". Die "A-Tour" ist immer die Tour, die man direkt nach der Album-Veröffentlichung macht. Die startet am 8. April in Hamburg, geht dann einmal quer durch die Republik und endet am 30. April in München. Wir starten also einen Monat nach der Album-VÖ, so dass die Leute noch genug Zeit haben, sich das Album anzuhören und die Texte fleißig zu lernen (lacht).007 20160213 1806243122 Im Sommer spielen wir dann auf verschiedenen Festivals, z. B. beim Zeltfestival Ruhr und beim "Rock am Duerf" und im Herbst, so im Oktober und November, möchten wir dann auf "B-Tour" gehen. In diesem Jahr machen wir übrigens im Dezember auch noch mal die Konzerte mit dem Orchester. Das hat uns im letzten Jahr so gut gefallen und es setzt unsere Songs noch mal auf eine ganz andere Ebene, dass wir das auch in diesem Jahr machen möchten. Wir haben in diesem Jahr also sehr viel vor und die Tournee ist für mich persönlich das Highlight. Bei der ersten Tournee, die man mit dem neuen Album spielt, bin ich immer am hibbeligsten und sehr aufgeregt. Wenn dann der erste Ton gespielt ist, weiß ich, dass es so sein soll.

Ich nehme an, dass Ihr Euch über das Live-Programm bis jetzt noch keine näheren Gedanken gemacht habt, richtig?
Doch, wir haben tatsächlich schon darüber nachgedacht, welche der neuen Lieder wir auf jeden Fall mit ins Programm nehmen wollen. Wir können ja nicht das ganze Album spielen, denn wir wollen ja auch noch Lieder aus den ersten vier Platten spielen. Aber Deine Vermutung ist richtig. Weitere Planungen kommen dann echt erst nach dem Vorentscheid zum ESC. Das hat für uns jetzt erst mal einen sehr großen Stellenwert eingenommen.

Eine abschließende Frage: Was wünschst Du Dir für das Album?
Für das Album wünsche ich mir, dass es sehr sehr viele Leute in den Händen halten werden, es sich also auf CD kaufen werden. Das aus dem Grunde, weil ich mir schon ein bisschen Sorgen mache, dass in fünf oder sechs Jahren überhaupt keiner mehr CDs kauft ... Da geht es noch nicht einmal nur um uns, sondern um die gesamte Musikindustrie.

008 20160213 1191735016Ja, die CD wird jetzt von der Schallplatte wieder abgelöst.
Genau (lacht). Unser letztes Album gab es ja auch als kleine limitierte Auflage auf Vinyl. Darüber haben sich ganz viele Leute gefreut und gesagt, "Cool, endlich mal wieder eine Schallplatte!" Ich selbst habe mir vor kurzem auch einen Plattenspieler gekauft und habe meine ersten 30 Platten hier. Stimmt, vielleicht geht es dann zurück zu den Anfängen ... zum Vinyl zurück ... Ich wünsche mir für unser neues Album, dass es möglichst viele Leute erreicht und wir möglichst viele Menschen mit unserer Musik glücklich machen können.

Kommt "Fallen und Fliegen" auch wieder als Vinyl raus?
Bis jetzt ist es nicht in Planung, aber wenn Du lange und intensiv genug quengelst ... (lacht)

Möchtest Du abschließend noch ein paar Worte loswerden?
Letzte Worte sind immer sehr bedeutend und die habe ich natürlich auch. Ich weiß, dass Ihr uns schon seit Jahren unterstützt. Das ist auch nicht so selbstverständlich! Uns gibt es jetzt zehn Jahre und ich weiß, dass ich immer ganz tolle Interviews mit Euch hatte. Dafür möchte ich mich ganz herzlich bei Euch, der gesamten Redaktion, bedanken. Aber auch bei allen, die das lesen und wahrnehmen und uns damit auch unterstützen. Vielen, vielen Dank dafür!

Interview: Christian Reder
Bearbeitung: mb, cr
Fotos: Archive Deutsche Mugge & Luxuslärm, Pressematerial Universal






Videoclip:




   
   
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