2019Aktualisierung September 2019:
Jim Knuth lebt nun seit etlichen Jahren als Frau und heißt jetzt (standesamtlich bescheinigt) Katharina Knuth. Als Sängerin tritt sie heute jedoch nicht mehr auf.

Bitte beachtet auch: Jamies Blog auf  www.jamieknuth.de




 

000a 20180625 1166159893

Interview aus August 2014

Zwanzig Jahre sind eine lange Zeit und in zwanzig Jahren kann viel passieren. Auf die letzten zwanzig Jahre blickt dieser Tage auch Jim Knuth zurück, denn seine Band WESTEND'S GANG feiert diesen runden Geburtstag. Für den Sänger, der in den 70ern und 80ern u.a. Frontmann bei QUINTESSENZ und ZEBRA war, ist die WESTEND'S GANG die bisher längste Station in seiner Laufbahn. Dementsprechend hängt auch das Musikerherz an dieser Kapelle. Dieser runde Geburtstag wird am 23. August 2014 im Dessauer Gartenlokal "Rieckchen" mit einem Open Air Konzert begangen. Die Vorbereitungen laufen und bald ist es soweit, doch es gab noch genügend Zeit für ein Interview, das wir mit Jim Knuth in den letzten Tagen geführt haben ...

 


 

001 20140816 1620728407Erste Frage zum Einstieg in unser Gespräch: Gibt es die Sonnenbrille noch, die zu ZEBRA-Zeiten Dein Markenzeichen war?
(lacht) Leider nein, die ist mal bei einem Autounfall kaputt gegangen.

Hat das Teil eine besondere Geschichte? Immerhin bist Du jahrelang damit gesichtet worden ...
Gewissermaßen ... Die habe ich in meiner Quintessenz-Zeit in Magdeburg von einem, ich glaube, von jemandem um Friedhelm Ruschak, der die aus'm Westen hatte, für ca. 300 Ostmark gekauft. (lacht)

Wenn ich Deine Kurzbio so überfliege, gewinne ich den Eindruck, dass Du ein gebürtiger Dessauer bist, liege ich da richtig?
Ja, richtig

Weißt Du noch, wann Du das erste Mal mit Musik in Berührung gekommen bist?
Selbstverständlich! Als ich 10 Jahre alt war, wollte ich Gitarre spielen lernen, wurde dazu von meiner Mutter an der hiesigen Musikschule angemeldet und begann mit dem Unterricht ... UND: Ich war maßlos enttäuscht! Nur Gitarre stimmen und Tonleitern üben ... Nee, das war nix für mich und ich weigerte mich, da wieder hin zu gehen ...

Was war Dein erstes Instrument und woher hast Du es bekommen?
Ein Schlagzeug im Jahre 1967. Da haben schon diverse Kumpels Gitarre oder Bass "gespielt" und suchten noch einen Drummer für eine Bandgründung. Und ein Vater von einem Kumpel war Schlagzeuger hier am Theater und verkaufte ein gebrauchtes. Für 900 Ostmark! Wahnsinn zur damaligen Zeit und überhaupt ... Aber ich habe es geschafft, meine Eltern - keine Ahnung wie? - zu überzeugen, mir das Geld zu "leihen". Tja, da hatte ich's. Und nun?

Du hast zwischen 1968 und 1970 an der Musikschule in Dessau Unterricht genommen. Wie sah Deine musikalische Ausbildung überhaupt aus? Fing das ganz typisch mit dem Unterricht für ein Instrument an oder hast Du Dir die Grundzüge selbst beigebracht?
Schlagzeug "spielen" habe ich erst mal selbst versucht. Und weißt Du, wie? An ein Stern-Kofferradio einen alten Wehrmachtskopfhörer dran gefrickelt und dann wochenlang zu allem, was im Radio kam, getrommelt (lacht laut). Mit allen Konsequenzen ... Anzeige wegen Ruhestörung, mehrmaliger Besuch des ABV, Ordnungsgeld. Aber meine Eltern haben lange "mitgespielt" - sehr erstaunlich. Aber letztlich haben sie's doch verboten.

Für welches Instrument hast Du Dir in der Musikschule den Feinschliff abgeholt?
Na ja, eben Schlagzeug und obligatorisch Musiktheorie an der Dessauer Musikschule.

Was war der Auslöser, dass Du Dich für die Musik und nicht z. B. für den Sport oder einen "normalen" Beruf entschieden hast? Wann genau reifte der Entschluss in Dir, Profimusiker zu werden?
Hmmm, ich habe ja einen "normalen" Beruf gelernt, nämlich Elektromechaniker. Und das war auch gut so. Aber eigentlich wollte ich immer schon Musiker, Schauspieler oder Schriftsteller sein. Und mit Sport konnte und kann ich nie was anfangen ... Ich halte es da mit Churchill.

Deine erste Station bzw. Band in Deiner Karriere war die Gruppe Klosterbrüder. Da werden jetzt vielleicht einige Leute hellhörig, aber mit der Magdeburger Band Klosterbrüder hatte diese Gruppe nichts zu tun, oder?
Nein, das war eine lokale Amateurband in der Kirche.

Was war das für eine Kapelle und wie bist Du dazu gestoßen?
Das war eigentlich eine "Kirchenband", gegründet in der jungen Gemeinde von "Peter & Paul". Die wurde praktisch von der katholischen Kirche unterstützt mit dem Hintersinn, dass sie zu den damals aufkommenden Jugendgottesdiensten auftritt. Dafür gab es einen Proberaum und diverse Technik kostenlos. Wir haben z. B. "My sweet Lord" gespielt und Gospel gemacht mit dem Kirchenchor, durften aber auch zu Feten spielen, Stones und so was ...

Du hast bei den Dessauer KLOSTERBRÜDERN auch Schlagzeug gespielt. Hast Du das danach noch mal irgendwo gemacht oder beschränkte sich Dein Einsatz als Drummer nur auf diese Kapelle?
Nein, mittlerweile hab' ich ja auch gesungen am Schlagzeug und musste auch weg von dieser kirchlichen Kapelle ... Ich fühlte mich zu sehr vereinnahmt vom Klerus. Die wollten, dass ich eintrete, mich taufen lasse (lacht)! Nicht mit mir ... Da fing ich dann lieber bei einer sehr gut laufenden Tanzkapelle an.

Du hast mir aufgeschrieben, dass Du zwischen 1971 und 1973 in verschiedenen Bands in Dessau und Umgebung gespielt hast und da jeweils in Richtung "Tanzmusik" aktiv warst. Wie sah diese Zeit damals aus? Waren das Auftritte in Dorfkneipen und stundenlanges Nachspielen von internationalen Tophits der damaligen Zeit?
Ja, so kann man das sagen ... Diese Bands waren vom Charakter eher Rockbands, Popbands - mit wenig Schlager im Programm.

Geht einem so was nicht schon ziemlich schnell auf den Keks, wenn man fast nichts Eigenes einbringen und nur die Songs anderer Künstler nachspielen kann? Oder siehst Du das als gute Schule für junge Musiker für ihre Zukunft?
Nein, finde ich nicht. Man lernt da Ausdauer, Kompromissbereitschaft, Pünktlichkeit. Und auch, wie man sich geschäftlich verhält oder eben nicht.

005 20140816 1786808325Zwischen 1973 und 1978 stehen hier gleich drei Bands in Deiner Liste, die ich - und sicher viele Leser auch - nicht kenne. Blau-Rot, PHAGT und DRIVE sind die Namen der Kapellen. Kannst Du kurz erzählen, was das für Bands waren und was für Musik Ihr damals gemacht habt?
Blau-Rot war praktisch - wie man heute sagt - eine Top 40 Band. Sehr gut im Geschäft, mit zwei Sängerinnen und mir als Solosänger. Große Herde, eine schöne Zeit. PHAGT war eine richtige Rockband mit allem, was damals so dazu gehörte. Lichtshow, Nebel, Glitzerklamotten ... Und ich war geschminkt! Der Knaller damals. DRIVE war auch eine Rockband, aber nicht so exaltiert wie PHAGT.

Warst Du der Zeit zwischen 1971 und 1979 eher ein "Band-Springer", der es nirgendwo lange ausgehalten hat?
Ja, aber eigentlich von 1968 bis 1979. Ich hatte ja in mir immer noch das Ziel, Profi zu werden. Und das, was ich jeweils hatte, reichte mir irgendwie nicht.

Ab 1979 musstest Du ein kleines Stück weiter reisen, um zur "Arbeit" zu kommen. Es zog Dich von Dessau nach Magdeburg zur Gruppe QUINTESSENZ. Sind die Jungs der Band auf Dich aufmerksam geworden oder hast Du Dich für den Job als Sänger dort beworben?
Ja, die waren damals als Talentescouts unterwegs und haben mich bei DRIVE agieren gesehen. Dann klingelten sie mal Sonntagfrüh (12.00 Uhr) bei mir und fragten, ob ich dort singen will. Oooops ... Ich müsse aber in Weimar an der Hochschule anfangen, zu studieren. Dann würde ich einen vorläufigen Berufsausweis bekommen. Die Immatrikulation dort war mit einem Vorspiel - mit der kompletten Band QUINTESSENZ - erledigt, die kannten da jemanden. Darauf erhielt ich meine vorläufige "Pappe". UND! Ging niemals studieren, d. h. ich war zwei Mal aus bürokratischen Gründen dort. Und das merkte lange niemand. Aber dazu später mal mehr ...

Die Band war damals ja schon sechs Jahre aktiv. Auf welcher Ebene befand sie sich damals, als Du dazu gestoßen bist und wie war die Stimmung innerhalb der Gruppe bei Deinem Einstieg?
Musikalisch sehr anspruchsvoll, Jazzrocksongs, zweistimmige Gitarrenparts ... Gute Stimmung, gute Muggen.

Die Band war bekannt als sehr gute Live-Band und beim Publikum auch sehr beliebt. Trotzdem gab es für Euch damals aber keine Möglichkeit, auch eigene Lieder zu produzieren und auf Platte zu veröffentlichen. Erinnerst Du Dich noch daran, wie das innerhalb der Band wahrgenommen wurde und wie seid Ihr damit umgegangen?
Das hat damals keinen interessiert. Wir haben gemuggt.

Die Gruppe wurde 1980 aufgelöst. Traf Dich das unvorbereitet oder war es schon eine Zeit lang vorher klar, dass es nicht weitergehen würde?
Ja, das haben wir, als wir uns mal zu einer Probe treffen wollten, durch einen geschlossenen Proberaum "erfahren". Sehr unschön, kannte ich so noch nicht.

Was war die genaue Begründung für das Aus?
Ich habe keine Ahnung! Bis heute nicht.

Wie ging die Auflösung der Gruppe von statten? Welche Optionen für die Zeit danach hatten die einzelnen Musiker damals?
Wir standen praktisch auf der Straße.

Ein Jahr später bist Du zur Gruppe ZEBRA gegangen. Auch hier wieder die Frage, wie es dazu gekommen ist, dass Du der neue Sänger der Kapelle geworden bist ...
Es war kein Jahr, sondern nur ca. vier Monate. Der Manager von QUINTESSENZ und ZEBRA war ja der Gleiche! Und der sagte mir, dass bei ZEBRA der Job des Sängers frei ist. Da habe ich mich beworben, vorgesungen ... und hatte dann den Job. Na ja, nicht wirklich ... Kleiner Stolperstein: Du erinnerst dich an das begonnene Studium und den vorläufigen Berufsausweis? Der war ja auf QUINTESSENZ ausgestellt und ich musste ihn auf ZEBRA ändern lassen. Da musste ich Farbe bekennen. Aber die waren ganz gnädig mit mir und "verdonnerten" mich zum Studium am Konservatorium "Georg Friedrich Händel" in Halle. Das habe ich dann "brav" von 1982 bis 1985 besucht und mit dem Solistenausweis abgeschlossen.

Vor Dir war ein gewisser Ekkehard Kind am Mikrofon tätig. Wie groß waren die Fußspuren Deines Vorgängers und wie hat Dich das Publikum als neuen Sänger von ZEBRA angenommen?
Das stimmt, am Anfang wurde ich schon immer mal mit Ekki verglichen, aber das war intern und nicht tiefgreifend. Das Publikum? Ich glaube, es ist ja schon eine Weile her, es hat mich "gleich angenommen". Wahrscheinlich auch deshalb, weil ja der Stil plötzlich ein anderer war ...

Ich habe gehört, dass Ihr umgehend mit dem Schreiben eigener Songs angefangen habt. Weißt Du noch, welche Lieder die ersten waren, die damals entstanden sind?
"Darauf kommts an", "Ei-Bio-Schwefel-Kräuter-Apfelshampoo" und "Super". Diese haben wir gleich am Anfang beim Rundfunk produziert. Und uns damit auch eine neue Show und Stilistik zugelegt. Das war so im Stil der neuen deutschen Welle angelegt.

Wer gehörte bei ZEBRA zur Kreativ-Abteilung, also wer schrieb die Lieder und wer die Texte?
Die Songs? Viele von Conny Gröger, manche Uli Ackermann. Das Gros der Texte kam relativ lange von Christine Lambrecht, aber auch von Gröger und Ackermann.

Laut einiger Quellen im Internet, habt Ihr ungefähr zwei Jahre zusammen gespielt und Songs erarbeitet, als Ihr dann auch beim Rundfunk der DDR eigene Lieder produzieren konntet. Wie und wann habt Ihr davon erfahren, dass Ihr ins Studio gehen dürft?
Ganz so stimmt das nicht. Nach ca. einem Jahr kam Horst Macrinus, ein Produzent aus Halle, auf uns zu und wollte drei Titel mit uns produzieren. Das wurde dann auch relativ schnell im Sender Weimar realisiert. Übrigens früh um 8:00 Uhr - tz tz tz (lacht). Dadurch hatten wir sozusagen "den Fuß in der Tür" und gingen faktisch regelmäßig ins Studio, später dann hauptsächlich in die Studios des Rundfunks in der Berliner Nalepastraße.

ZEBRA war eine Band, die nicht nur musikalisch bestach, sondern das Publikum auch mit einer besonderen Bühnenshow und humorigen Einlagen begeisterte. Wie habt Ihr damals das Programm erstellt und wie hoch war der Anteil eigener Songs und gecoverter Titel?
Am Anfang ca. 70% Cover, 30% eigenes Material. Später konnten wir 90 Minuten mit eigenem Material bestreiten, das haben wir aber selten gemacht. Live fast immer 50/50.

Ihr hattet u. a. Songs von MEN AT WORK und STYX im Programm. Nach welchen Kriterien habt Ihr die Fremdtitel ausgewählt, die Ihr mit ins Live-Programm genommen habt?
Das war dem Zeitgeist geschuldet ... Und da hat jeder so seine Vorschläge gemacht. Ich brachte z. B. Chappo (Roger Chapman, Anm. d. Red.) ins Programm.

Ihr hattet insgesamt eine ganze Menge Medienpräsenz. Diverse Auftritte im Fernsehen und im Rundfunk konntet Ihr prima für die Eigenwerbung nutzen. Gibt es einen Auftritt in den Medien, auf den Ihr damals besonders stolz wart oder der wegen irgendwelcher Besonderheiten in Erinnerung geblieben ist?
Tja, gute Frage ... Ist zu lange her und es gab etliche dufte Sachen. Aber erwähnen möchte ich eine Produktion für die "Pfundgrube" von Gisela May und eine Live-TV-Produktion bei den Chansontagen in Frankfurt (Oder) im Jahr ... ?? Vergessen ... (lacht)

Mitte der 80er habt Ihr Euch inhaltlich in eine andere Richtung entwickelt und Songs von Bertolt Brecht und Kurt Weill rockmusikalisch bearbeitet. Wer hatte die Idee dazu und wie kam das bei Eurem Publikum an?
Das war die Idee von Achim Gerber und mir. Die Akzeptanz war sehr unterschiedlich, von "Bravo" bis "Buh" ... Na ja, ist ja auch nicht gerade leichte Kost. (lacht)

Hat man sich, bevor man das neue Programm ausgearbeitet hat, Gedanken darüber gemacht, den einen oder anderen Fan zu verlieren, sie mit dem Brecht/Weill-Stoff möglicherweise sogar zu überfordern?
Na klar, aber wir wollten ganz bewusst die Latte mal hoch legen. Mit allen Konsequenzen. So, wie ich es schon sagte.

010 20140816 1517576020Einen Live-Mitschnitt dieses Programms hat das DDR-Label AMIGA damals als LP veröffentlicht. Die Scheibe kam 1987 raus und Du bist nur ein Jahr später, also 1988, bei ZEBRA ausgestiegen. Warum?
Weil ich damals nach solch einer "Scheibe" nicht einfach zur Tagesordnung zurückkehren wollte, ja konnte. Ich wollte keine Liebeslieder oder Blödelsongs mehr singen. Der klassische Gewissenskonflikt gepaart mit etlichen privaten Problemen.

Hast Du das Wirken Deiner ehemaligen Kollegen von ZEBRA anschließend mit Larry Brödel und Olaf Mehl als Deine direkten Nachfolger noch verfolgt?
Nein, überhaupt nicht! Das habe ich bewusst ignoriert.

Ab 1988 bist Du bei der PUZZLE Rockband aktiv gewesen. Nun habe ich in unserem Archiv nur eine Autogrammkarte von PUZZLE gefunden und auch das sonst so auskunftsfreudige Rocklexikon der DDR von Götz Hintze gibt keine Infos her. Was war PUZZLE für eine Band und was hattet Ihr im Programm?
Das waren fünf Profimusikanten, die allesamt die Nase voll von Werkstatttagen, Wertungssendungen und wohlwollender Bewertung von Kulturfunktionären und Lektoraten hatte und nur noch Spaß haben wollten. Dazu gehörten Jim Knuth (Gesang), Charles Schöler (Gitarre), Alma Gutjahr (Keyboards), Georg Möser (Bass) und Tommy Hildebrandt (Schlagzeug). Wir coverten alles mögliche, kamen gut an und hatten viele Gigs. Es war so befreiend und erfrischend.

Wie hast Du persönlich und beruflich die politische Wende im Land erlebt? Weißt Du noch, wo Du gewesen bist, als Du von der Öffnung der Grenzen erfahren hast?
Ganz banal, zu Hause vor dem Fernseher ... Mit Tränen in den Augen.

Habt Ihr die Arbeit als PUZZLE 1991 aus den gleichen Gründen beendet, die auch andere Bands nach der Wende für ihre Auflösung angeführt haben, nämlich fehlende Perspektiven?
Genau. Und es hat sich einfach zum Broterwerb nicht mehr gerechnet.

Einige Kollegen haben dann Kneipen oder Versicherungsbüros eröffnet, andere gründeten Konzertagenturen oder haben Autos verkauft. Du hast einfach nur die Rockbühne gegen die im Theater getauscht. Ab 1992 warst Du auf verschiedenen Bühnen zu sehen. War das eine Notlösung oder war das schon eine echte Herausforderung für Dich als Künstler?
So könnte ich es nennen. Eine Herausforderung als Quereinsteiger. Auf diesen Bühnen kannte ich mich ja gar nicht aus. UND! Theater sind Intrigentempel. Wenn Du weißt, was ich meine?

Nö ...
Nicht? Na ja, Neuankömmlinge im Theater, gerade als Nichtstudierte, wurden so zu sagen böse gemobbt. Sie waren ja potenzielle Konkurenz.

Was ist Dir aus der Theaterzeit am intensivsten im Gedächtnis geblieben? Welche schönen und weniger schönen Erlebnisse hast Du dort gemacht?
Ach weißt Du, ich war ja ca. acht Jahre an Theatern beschäftigt. Und da gibt es immer Highlights und auch eine Menge Scheiße. Aber so richtig benennen? Nee, unmöglich. Ich sag's mal so: Das Positive hat überwogen.

Machst Du das heute noch oder ist das Kapitel "Theater" für Dich beendet?
Nein, leider nicht mehr. Das ist vorbei.

Welche Rolle hat Dir am meisten Spaß gemacht?
Die Rolle der Audrey II (Pflanze) im Musical "Der kleine Horrorladen" (Little shop of horrors), die ich an drei Theatern (Dessau, Greifswald, Wittenberg) gesungen habe.

Vor fast genau 20 Jahren hast Du die Gruppe WESTENDS GANG gegründet, die in diesem Jahr das Jubiläum auch noch feiern wird. Erzähle doch bitte mal kurz, was das für eine Band ist und wie sie entstanden ist.
Die Gründungsmitglieder waren Holger Nickel (Gitarre), Thomas Steinberg (Harp) und ich (Gesang). Den ersten Auftritt hatte die Band 1994 in einer Kleingarten-Kneipe: Die hieß und heißt "Westend" und wurde so der Namenspate der Band. Eigentlich sollte der Auftritt damals eine einmalige Sache bleiben. Steinberg war damals regelmäßig Gast in der Kneipe, in der ein Verein alle vierzehn Tage Blueskonzerte organisierte. Als der Verein in Geldnot war, entstand die Idee eines Benefiz-Konzertes. Steinberg rief Nickel und mich an, um nach Unterstützung zu fragen. Wir sagten beide sagten zu, und ein Basser und ein Schlagzeuger waren auch bald gefunden. Es gab nur eine Probe am Tag vor dem Auftritt und das mit Leuten, die zwar vereinzelt schon miteinander gespielt hatten, aber eben noch nie zusammen. Beim Konzert hatten wir Spaß auf der Bühne – und das Publikum im Saal nicht weniger. Der Spaß war sogar so groß, dass WESTEND'S GANG entgegen der ursprünglichen Planungen immer mal wieder zusammen fand. Vom Gründungstrio abgesehen wechselte die Besetzung bis heute häufiger. Zum 20. Geburtstag hat sich die Band nun deutlich verjüngt. Mit dabei sind jetzt die drei Söhne von Gitarrist Holger Nickel.

Die Band ist also eine bunte Mischung aus alten Hasen und jungen Fohlen. Stell die Gruppe doch bitte mal kurz vor. Wer spielt bei Euch mit - wer ist der jüngste, wer der älteste Musiker?
Da wären Holger Nickel (Gitarre), Jim Knuth (Gesang), Jonas Usinger (Bass), Nico Usinger (Gitarre, Keyboard), Thomas Steinberg (Harp), Leo Usinger (Schlagzeug), wobei ich der Älteste (62) und Jonas (15) der Jüngste ist.

Musikalisch geht es in den Bereich Bluesrock, aber auch die Schublade Deutschrock ist sicher kein falscher Ablageplatz. Wie sieht Euer Programm aus?
Bluesrock ja, Deutschrock nein. Kein einziger Song in Deutsch. Alles internationale Klassiker.

Wie schaut's mit Veröffentlichungen aus? Kann man sich die Musik der WESTENDS GANG auch für zu Hause auf CD besorgen?
Nein, diese Ambitionen haben wir nicht und das würde auch den Rahmen sprengen. Wir sind eine reine (rare) Live Band.

Ihr werdet den Bandgeburtstag am 23. August in Dessau mit einem Konzert feiern. Was habt Ihr Besonderes für den Tag vorbereitet? Kannst Du für uns den Vorhang vielleicht schon ein kleines Stück lüften?
Wir haben eine Vorgruppe, die heißt BITONAL, und vier Special Guests eingeladen: Jörg Naumann (Saxophon), Gerhard Kniep (Hammond Organ und ePiano), Falk „Orange Hawk“ Röske (Percussioin) und Andreas „Witsch“ Krause (Gitarre).

016 20140816 1923079465Wenn Du auf die letzten 20 Jahre zurück blickst ... Was waren die positiven Momente und welche die eher negativen Momente in der Bandgeschichte?
Ich kann sagen, dass es bei dieser Band - egal in welcher Besetzung - nur positive Momente gab.

Wie geht es anschließend mit Euch weiter? Wie werdet Ihr die nächsten fünf Jahre bis zum 25. Bandgeburtstag überbrücken?
So was planen wir nie. Ein Gig ist vorbei und dann schauen wir mal.

Jim, ich wünsche Dir und Deinen Kollegen alles Gute für das Jubiläumskonzert. Wir werden auch dabei sein und darüber berichten. Gibt es noch Karten und wenn ja, wie kommt man an sie ran?
Danke. Wir freuen uns auch alle schon sehr. Nähere Infos zum Konzert gibt es auf unserer Facebook-Seite (HIER klicken) und der dort angekündigten Veranstaltung (HIER klicken). Karten kann man aber auch bei der Stadtinformation Dessau-Roßlau, Zerbster Straße 20 und deren Außenstelle Roßlau an der Hauptstraße 11 bekommen. Ebenfalls beim Pressezentrum Dessau, Zerbster Str. 35, bei Jannys Eis an der Antoinettenstraße 37, bei der Bäckerei Schieke an der Kornhausstraße 7 und im Gartenlokal "Riekchen" an der Scheplake 10. Im Vorverkauf kosten die Tickets 7,00 Euro, an der Abendkasse 9,50 Euro.

Haben die Leute, die am 23. August - aus welchen Gründen auch immer - nicht den Weg nach Dessau finden, in diesem Jahr noch anderenorts die Möglichkeit, Euch live zu erleben?
Nein, wir spielen nur in Dessau. Jedenfalls bis jetzt, aber wer weiß ...

Danke für das Interview. Hast Du abschließend noch etwas auf dem Herzen, das Du unseren Lesern mitteilen möchtest?
Gerne, Christian ... Ich danke. Tja, was soll ich sagen? Keep on rockin' (lacht)


Interview: Christian Reder
Bearbeitung: mb, cr
Fotos: Archiv Jim Knuth





   
   
© Deutsche Mugge (2007 - 2023)

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.