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Im Jahre 1981 gewann PETRA ZIEGER beim "Goldenen Rathausmann" in Dresden den 2. Preis und hatte im selben Jahr ihren ersten TV-Auftritt mit dem Song "Chequered Love" von Kim Wilde. Mit ihrer eigenen Band ging sie ab 1983 live auf Tour und somit feiert PETRA ZIEGER & BAND in diesem Jahr ihr 30-jähriges Band-Jubiläum. 30 Jahre PETRA ZIEGER & BAND. Ein höchst erfreulicher Anlass, um mal wieder nachzufragen, wie es ihr geht und welche Aktivitäten im Jubiläumsjahr auf dem Plan stehen. Aber nicht nur das, neben Aktuellem geht es auch zurück zum Beginn ihrer Karriere. Unser Kollege Mike Brettschneider verabredete sich mit der Künstlerin und sprach am 30. Juni mit ihr über Neues, Altes und vieles mehr ...
 



Petra, Ihr wart zu Gast beim diesjährigen "Sachsen-Anhalt-Tag" in Gommern. Wie war's?
Es war phantastisch. Die Luft hat gebrannt, das Wetter war toll, wir hatten eine schöne Bühne, einen tollen Sound, gutes Licht und die Leute waren einfach nur in Feierstimmung. Es war wirklich sensationell und man merkte einfach, dass die Leute, die zu den Bühnen kamen, eben auch sehr gern die deutsche Musik hören. Das hat mich besonders gefreut. Du merkst es, die Leute hören es und nehmen die Songs auf. Dort haben mich die Leute sogar darauf aufmerksam gemacht, dass ich "Katzen bei Nacht" vergessen hatte, stell Dir das mal vor! Ich vergesse einen Song, wollte das Hitmedley machen, da haben die Leute geschrien: "Nein, 'Katzen bei Nacht' fehlt noch!" Also das war herrlich ...

Hattet Ihr die "Katzen bei Nacht" wenigstens einstudiert?
Ja na klar, ich habe ja nun alle Songs drauf und gerade dieser Song gehört einfach zu mir. Ich weiß auch gar nicht, wie ich den vergessen konnte. Aber ich war so in Rage, weil alle so toll drauf waren, da habe ich ihn einfach übersprungen. Zwischen "Traumzeit" und "Superfrau" kommt "Katzen ..." und ich hab' dann nach "Traumzeit" gleich "Superfrau" angekündigt und da meldete sich das Publikum lautstark zu Wort. Daran merkt man, dass die Leute bei der Sache sind, sie kennen dich, sie kennen die Songs und wissen, was sie hören wollen, das ist schon toll.

Also ein erfolgreicher Abend für Euch ...
Ja, es war wirklich gigantisch, auch wenn wir ewig im Stau standen, weil so viele Menschen unterwegs waren.

In diesem Jahr begeht Ihr das Jubiläum "30 Jahre PETRA ZIEGER & BAND". Auf Eurer neu gestalteten Website sind jedoch keine Termine veröffentlicht. Gibt es noch keine oder steckt Ihr noch in der Planung? Was wird in diesem Jahr live noch passieren?
Das stimmt, auf unserer Website sind keine weiteren Termine drauf. Wir sind jedes Wochenende unterwegs und sehen immer, was geht und machen das nicht so öffentlich, denn die Konzerte, die wir geben, werden ja auch immer von den jeweiligen Rundfunksendern und den Medien promotet. Deshalb machen wir das nicht auf unserer Seite. Okay, es mag ungewöhnlich erscheinen, aber es ist eben so. Wir spielen jedes Wochenende, mal mit der Band, mal solo, wir jubilieren, wir feiern mit den Menschen die 30 Jahre. Wir machen es eben anders, als die anderen ...

Das heißt also nicht, dass nichts stattfindet, sondern Ihr nutzt andere Kommunikationswege?
Genau, im Moment machen wir das so.

Was steht für dieses Jahr live noch an, Petra?
Wir haben noch einige schöne Live-Konzerte mit der Band, den "Tag der Sachsen", andere große Konzerte, Solo-Sachen, Weihnachtskonzerte und wir werden auch in Erfurt wieder zur "Traumzeit", die jetzt "Traumrock" heißt, dabei sein. Zum Heiligabend werde ich eine Weihnachtssendung mit Frank Schöbel machen. Das ist das, was schon fest steht. Das Geschäft ist ja sehr schnelllebig geworden, da kommt immer ganz viel dazu, manches fällt weg, Anfragen kommen sehr viele. Ein gewisser Prozentsatz davon wird erfüllt, worüber man sich natürlich freut. Aber es ist wirklich der Takt der Zeit, dass man sehr flexibel sein muss. Man kann nicht sagen: In einem Jahr ist dies und das, in vier Monaten ist das und wenn du dann keine Zeit hast, dann ist es halt so. Nein, man muss sich die Zeit nehmen. Wenn man arbeiten möchte und Musik machen will, muss man manches verschieben. Also zum Beispiel Familienfeiern, sich mit Freunden treffen, eine Urlaubsreise oder was man sich auch immer vornimmt. Das ist in diesem Job manchmal etwas schwierig, aber letztlich muss man das so machen, weil es mit den Live-Konzerten ja nicht mehr so ist, wie es mal war. Es wird immer weniger, die Konkurrenz wird härter, es wird immer weniger Geld für Kultur ausgegeben, da muss man einfach am Ball bleiben. Ohne Flexibilität wird das nichts, man muss sich auf die Termine, auf die Schnelllebigkeit einlassen und dazu gehört, dass man eben auch mal ganz schnell irgendwo hinfährt. Wir werden nächste Woche in Grimma für die Flutopfer und die vielen Helfer ein Konzert geben, letzte Woche gab es diesen Termin noch gar nicht! So schnell geht es, innerhalb von zehn Tagen, in diesem Fall innerhalb von sieben Tagen sogar, heißt es: "Könnt Ihr, wollt Ihr, helft Ihr?" und das muss man natürlich machen und das machen wir auch gerne. Das kommt noch hinzu und es ist auch toll, dass man angefragt wird. Die Zeit nehmen wir uns und richten es ein. Das ist auch wichtig.

cd 20130812 1153844650Das heißt, Ihr werdet angefragt ...
Ja, wir werden sehr oft angefragt. Man muss sich natürlich auch engagieren und sich bei den Agenturen in Erinnerung bringen und sagen, es gibt uns. Wir jubilieren, das Album ist da, wir waren im Fernsehen bei Inka Bause live, mit Lippi machten wir eine Show. Man muss schon immer wieder sagen, dass man up to date ist. Die neue Single "Wind" ist draußen und so etwas alles. Die Agenturen müssen wissen, dass es nicht nur darum geht, was mal war, sondern dass nach vorn geschaut wird und es weiter geht.

Weil Du es gerade ansprichst, aktuell ist von Dir die Doppel-CD "Glück" auf dem Markt. Sie beinhaltet neben Deinen größten Hits auch drei neue Songs namens "Flieg zu den Sternen", "Wind" sowie "Bis ans Ende der Welt". Für alle, die bisher noch nicht in dieses Album hineinhören konnten, worum geht es in ihnen und wie sind sie von der Musikstilistik her angelegt?
Na ja, ich glaube nicht, dass man ein Lied erklären kann. Man muss es sich einfach anhören. "Flieg zu den Sternen" oder "Wind" sind Songs, so wie man uns eigentlich kennt. Poppig, mit Texten, die eine Aussage haben, die hoffentlich auch grooven und dich mitnehmen, dass man mitsingen, mittanzen oder auch nur mal nur zuhören kann. "Bis ans Ende der Welt" ist eine wunderschöne Ballade, sie wird im Herbst als Single erscheinen. Das muss man hören. Die Songs produzierten wir im letzten Jahr für dieses Album im Sound der heutigen Zeit, denn es sollte eben auch noch etwas ganz Neues mit dabei sein, um die 30 Jahre abzurunden. Wir haben auch ganz bewusst die alten Aufnahmen drauf genommen, extra mit dem alten Sound und "Traumzeit" oder "Katzen bei Nacht" eben nicht neu produziert. Es sind wirklich die alten Aufnahmen, damit man hört, wie man früher aufnahm, wie produziert wurde, wie es damals klang und wie die aktuellen Aufnahmen eben heute klingen. Das finde ich auch sehr schön.

Mit "Nimm mich" erschien 2007 Dein bisher letztes reguläres Album mit neuen Songs. Das ist immerhin schon sechs Jahre her. Ist demnächst mit neuem Material und vielleicht sogar mit einem neuen Album zu rechnen?
Wir haben ja eigentlich immer Singles zwischendurch ausgekoppelt, also eigentlich jedes Jahr etwas Neues herausgebracht. Ein Album noch nicht wieder, weil wir uns voll und ganz auf das 30-jährige Jubiläum konzentrieren wollten. Wir wollten dann eigentlich ein ganz neues Album herausbringen, aber Peter, unser Bandleader und Schlagzeuger, der die Songs schreibt, war schwer erkrankt im letzten Jahr und dadurch ging gar nichts mehr und wir wussten eigentlich nicht, wie es überhaupt weitergehen wird. Jetzt sieht es aber so aus, dass er wieder auf einem sehr guten Weg ist. Deshalb können wir jetzt auch noch nicht sagen, wie es mit neuen Songs weitergehen wird. Aber wir wissen, dass wir live spielen können, dass wir gut drauf sind, dass wir den Spaß nicht verloren haben. Aber mit den Produktionen müssen wir halt schauen, alles braucht seine Zeit. Wir machen ja hier alles allein. Also Peter macht auch das Management, er macht die Verträge, er schreibt die Songs, er macht die nötigen Vorbereitungen als Bandleader, spielt selbst Schlagzeug. Das ist wirklich enorm und wenn jemand so eine schwere Krankheit hatte - Peter erlitt einen Schlaganfall - geht jetzt alles etwas langsamer und man muss sich auch ein bisschen zurücknehmen und seine Kräfte einteilen.

Wisst Ihr, wie es zu diesem Schlaganfall kommen konnte und was veränderte er in Eurem Privatleben und Eurer Zusammenarbeit?
Wie es dazu kommen konnte, war eigentlich auch für die Ärzte ein Rätsel. Peter ist ein sportlicher Mann, spielt Fußball, trinkt nicht übermäßig Alkohol, raucht nicht. Ich koche, wir leben relativ gesund, treiben Sport, wir übertreiben es also nicht. Beim Durchchecken fanden die Ärzte heraus, dass er ein Loch im Herzen hatte und durch dieses Loch ist ein Blutgerinnsel "geschossen" und verursachte letztlich diesen Hirninfarkt. Sein Herz wurde im letzten Jahr auch noch operiert, somit hat er das alles gut überstanden, war in der Reha und konnte sich erholen. Ja, das kann jedem passieren. Man weiß immer erst hinterher, wenn man richtig durchgecheckt wurde, was man eigentlich hatte. Vorher geht man ja nicht ständig zum Arzt und lässt sich kontrollieren, sondern freut sich, wenn man gesund ist, sich gut fühlt und arbeiten kann.

Nun lebt Ihr zusammen und arbeitet auch gemeinsam an derselben Sache. Wie kann man sich einen ganz normalen Tag im Hause Zieger/Taudte vorstellen, wenn Ihr gerade nicht zu Auftritten unterwegs seid?
Es ist so, dass wir unsere Arbeit wirklich aufgeteilt haben. Peter arbeitet ganz viel im Büro, da fällt leider so viel Bürokratisches an, was nicht immer Spaß macht, aber zum heutigen Geschäftsleben dazu gehört. Dazu gehören die Vorbereitungen der Verträge, die musikalischen Vorbereitungen, die Pflege von Kontakten usw. Alles, was organisatorisch dazu gehört, muss eben gemacht werden. Und der Tag geht schnell rum und dann will man noch ein bisschen Musik machen und das kommt oft ins Hintertreffen, worüber wir uns natürlich ärgern. Aber so läuft das Geschäft. Ohne alles, was bürokratisch notwendig ist, kannst du auch nicht professionell arbeiten. Das muss gemacht werden, sonst kann eine Band nicht laufen. Und das macht er dann und wir haben auch Zeiten, in denen ich den Telefondienst übernehme oder Bürowege erledige. Manches machen wir natürlich auch gemeinsam. Freuen tun wir uns, wenn wir unsere Mahlzeiten gemeinsam einnehmen können, das ist für uns sehr schön, aber die andere Zeit ist oftmals geteilt, weil jeder seins macht und damit genügend zu tun hat.

Ist Peter Dein Traum-Manager?
Also "Manager" kann man ja nicht wirklich sagen, weil er so viel macht. Aber es ist toll, das muss ich sagen, dass er sich alles aneignete, was er früher nie machen musste. Als wir mit PETRA ZIEGER & BAND selbständig unterwegs waren, haben wir gemerkt, alles was du selbst machst, darüber freust du dich. Machst du Fehler, ärgerst du dich über dich selbst, wenn andere Fehler machen, dann ist es immer blöd. So kannst du dich über dich selbst ärgern, über das, was du verzapft hast und freust dich natürlich auch umso mehr über alles, was dir gelingt. Das ist schon schön, wenn man alles in einer Hand hat. Auf der anderen Seite: Wenn du gute Helfer hast, die an deiner Seite stehen, die sich nur ums Management kümmern, ist das natürlich auch ein Vorteil. Es ist aber heutzutage unheimlich schwer, jemanden zu finden - ob das in der Sport-, der Schauspiel- oder der Musikszene ist - mit dem man auf 100%iger Vertrauensbasis arbeiten kann. Du siehst es immer wieder, was alles passieren kann. Sieh dir zum Beispiel Matthias Reim an, er hat seinem Manager vertraut ... Es passieren so viele blöde Sachen und da ist es schon ganz gut, wenn man in einem kleinen Team so ganz privat arbeiten kann.

Apropos "blöde Sachen": Im November 2011 gab es eine Meldung in der Mecklenburger Presse, in der es um Deine geplante Schirmherrschaft für das 15. Lichterfest am Kummerower See ging. Dort stand geschrieben, dass die Verhandlungen erfolglos abgebrochen wurden, nachdem eine angeblich viel zu hohe Gage Deinerseits gefordert wurde. Ein Betrag in Höhe von 15.000,00 Euro stand da im Raum. Kannst Du etwas dazu sagen, wie es zu dieser Meldung kam bzw. unsere Leser darüber aufklären, wie sich diese Sache aus Deiner Sicht darstellte?
Ja, klar. Ich muss sagen, ich habe das erst ganz zum Schluss über einen Journalisten mitbekommen. Das hat natürlich alles nicht gestimmt. Wir kosten keine 15.000,00 Euro und es gab auch keine Verhandlungen, die negativ waren, im Gegenteil. Wir legten im Nachhinein ja auch den Schriftwechsel vor, der war immer positiv, immer nett und auf einmal kommt so eine Meldung. Wir haben uns dann auch bei der dortigen Presse beschwert und haben darum gebeten, dass eine Gegendarstellung veröffentlicht wird. Der Pressechef, der das zu verantworten hatte, sagte uns, er habe sich den Kollegen, der das schrieb, "vorgeknöpft". Das hatte mit uns eigentlich gar nichts zu tun, aber der schreibende Kollege wurde wahrscheinlich falsch informiert oder es gab merkwürdige Gespräche im Umfeld dieser Veranstaltung, die jedoch nicht von den Verantwortlichen geführt wurden. Es muss also noch irgendwelche Zwischenhändler gegeben haben, die etwas ab haben wollten und die Gage somit in die Höhe schraubten, damit alle etwas daran verdienen können. Aber das war nicht unsere Intention. Ich habe gesagt: "Ich bin gerne dabei, wir machen ein Konzert." Es gab eine ganz normale Gage, die jede Agentur in ganz Deutschland kennt und nichts weiter. Also das war schon richtig frech. Aber auch das gehört mit dazu, dass sich Leute etwas ausdenken und sich mit Negativnachrichten profilieren wollen. So was lasse ich mir dann auch nicht gefallen.

So schnell ist man in den Negativschlagzeilen und die Gegendarstellung liest kaum noch jemand ...
Und die Gegendarstellung ist dann miniklein! Ich hatte darum gebeten, dass in der Gegendarstellung auch ein Foto dabei ist und ebenso groß, aber genau das wird dann natürlich nicht gemacht. Das ist die Branche, auch damit muss man umgehen und es verkraften können. Es passieren so viele Sachen. Vor dem Veröffentlichen von irgendwelchen Dingen sollte man eben mal direkt nachfragen, statt sich über Umwege etwas erzählen zu lassen.

Auch deshalb war mir wichtig, Dir diese Frage zu stellen, weil ich weiß, dass dieses Thema bei einigen Musikfreunden negativ aufschlug und sie sich durchaus die Frage stellten, ob Petra Zieger jetzt Höhenflüge habe ...
Das ist es ja, die Leute glauben der Zeitung und die Gegendarstellung hätte man dann zumindest genau so groß raus bringen müssen und man hätte sagen müssen: "Es ist alles erfunden, der Journalist hat einfach nur gesponnen." Er hatte seinen Spaß dabei und veranstaltete eine Märchenstunde an seinem Schreibtisch. Da gab es ganz große Auseinandersetzungen, die Angelegenheit war kurz vor dem Anwalt. Ich habe letztlich dem Chef der Zeitungsgruppe gegenüber zum Wohlwollen darauf verzichtet, aber so etwas kann einfach nicht sein. Solche Leute sind keine Profis und ich bin froh, dass ich das damals überhaupt mitbekam, denn wir hatten ja wirklich eine ganz nette Korrespondenz mit den Organisatoren dieses Festes. Und dann kommt heraus: "Ach, das wird nichts" und hinterher heißt es: "Es wird nichts, weil Ihr zu teuer seid und die Verhandlungen abgebrochen wurden." Es gab gar keine Verhandlungen, das war einfach Spinnerei! Nur gut, dass ich es mitbekam, so konnte ich mich wenigstens darüber aufregen. Wenn ich mich nicht hätte aufregen können, hätte ich auch nichts klarstellen können.

Und man kann sich nicht wehren gegen etwas, von dem man gar nichts weiß ...
Genau. Aber das geht ja so vielen Musikern so, dass viel geschrieben und viel erzählt wird. Dann denken viele "Was ist denn bei der los? Oder bei dem? Um Himmels Willen ..." Und wenn die mich dann ganz direkt ansprechen, sage ich: "Na nichts ist passiert, was soll denn sein? Okay, da steht irgendwo etwas geschrieben ..." (lacht)

So viel zum Thema "Aufregung" ...
Noch etwas dazu: Man lernt im Laufe der Jahre auch, dass man sich dagegen wirklich wehren muss. Es ist ja dein Bild, was nach außen getragen wird und wenn sich dann so ein Spinner auf deine Kosten profilieren will, kann man das nicht auf sich sitzen lassen, das geht nicht. Ich meine, wenn die uns das Geld gegeben hätten, wäre es ja schön gewesen, ein schöner Vertrag. Aber wir verlangen das nicht, das ist nicht unsere Gage. (lacht)
Daran sieht man aber, wie viele Zwischenhändler in diesem Fall zwischengeschaltet gewesen sein müssen, die einfach alles so gepusht haben und sicher dachten: Wenn es funktioniert, verdienen wir alle dran. Nur wir hätten davon natürlich nichts gehabt, denn wir hätten unsere ganz stinknormale Gage des Vertrags erhalten. Die - wer auch immer das war - wollten einfach an uns verdienen

Gehen wir mal ganz kurz an den Beginn Deiner Karriere: 1982/1983 gab es die erste Veröffentlichung auf Schallplatte, das war der Kim Wilde-Song "Chequered Love". Mit welchen Gefühlen denkst Du heute nach dreißig Jahren an diese Zeit zurück?
Also, ich fand das toll. Ich fand, es war damals eine Ehre, muss man wirklich sagen, dass man ausgesucht wurde, einen internationalen Song covern zu dürfen. Diese Platten wurden dann ja auch unter dem Ladentisch verkauft, das war also wirklich etwas ganz Besonderes. Und wenn man als Newcomer so etwas covern darf, dann ist das schon toll. Ich hatte damals auch einen Coach - damals nannte man das natürlich noch nicht so - der mich auch mit der englischen Sprache gestützt hat, damit es so original wie nur möglich klang. Und die Leute im Studio gaben sich auch so viel Mühe bei der Produktion, damit es westlich klingt, obwohl wir eben nicht der Westen waren. Das war schon witzig. Daran denke ich gern zurück. Und das tolle ist, dass ich vor zwei Jahren mit Kim Wilde zusammen ein Konzert gegeben habe.

Das wäre meine nächste Frage gewesen, Du nahmst mir die Antwort vorweg ...
Okay, dann frag' ...

Ich wollte Dich fragen, ob Du die Möglichkeit hattest, Kim Wilde mal zu treffen, um ihr Deine Interpretation ihres Songs vorzustellen?
Ich traf sie bei einer Veranstaltung, einer Riesen-Show, bei der sie mit ihrer Band und ich mit meiner Band auftraten. Ich traf sie auf dem Flur zwischen den Garderoben und habe ihr gesagt, dass ich diejenige bin, die ihren Song gecovert hat und da sagte sie: "Ich weiß es, ich habe gegoogelt. Ich weiß, wer Du bist." Sie war total freundlich, ganz nett und wir haben dann noch ein Foto zusammen gemacht. Das war so schön. Meine Version des Liedes stellte ich ihr nicht vor, das muss nicht sein. Aber sie wusste sehr genau, wer ich bin und dass es mein erster Song war, da ich noch keine anderen Lieder hatte. Das war witzig. Und dann hat sie ihr Konzert gegeben, singt dieses Lied und ich denke: "Jetzt hat sie sich versungen." Ja, sie hatte sich doch tatsächlich versungen. Ich kenne das Lied so gut und dachte, "Siehste, so ist es, so etwas passiert auch den Superstars." Man versingt sich bei Songs, die man schon hundert Jahre singt. Das war lustig. (lacht) Ansonsten war die Begegnung mit ihr sehr nett und das war schon auch etwas ganz Besonderes. Aber auch die anderen internationalen Künstler, die ich beim "Traumrock" in Erfurt immer treffe, sind alle nett, freundlich und die meisten kennen mich dann auch, aber so wie sie, dass sie wirklich sagte, "Ich weiß, ich habe gegoogelt ...", das fand ich schon besonders nett, denn das hätte sie ja nicht machen müssen.

Apropos Coversongs: Spielt Ihr in Eurem aktuellen Live-Programm Coversongs oder besteht es aus ausschließlich eigenem Repertoire?
Also wir spielen überhaupt keine Coversongs, wir haben wirklich nur die eigenen Songs im Programm. Wir haben ja so viele, könnten gut und gern drei Stunden spielen, haben das aber begrenzt auf die 90 Minuten oder auch 100 oder noch mehr, denn irgendwo hat ein Programm eben auch seine Grenzen. Wir haben es immer so gehandelt, andere machen es anders, aber wir sind immer ganz gut gefahren mit unseren eigenen Songs. Das ist auch genau das, was unser Markenzeichen ausmacht: Eigene Songs, eigene Produktionen, Markenzeichen "Petra Zieger", deutschsprachig. Der Wiedererkennungswert ist dann auch einfach da. Durch den Coversong "Chequered Love" wurde ich nicht bekannt, sondern durch "Traumzeit", "Katzen bei Nacht" oder "Der Himmel schweigt". Das sind meine Songs, die mich eigentlich getragen haben.

Den größten Teil Deiner Karriere hast Du gesamtdeutsch gearbeitet, die größten Erfolge hattest Du hingegen in der DDR. Wo siehst Du Dich in der heutigen Musiklandschaft?
Also dass Du jetzt sagst "die größten Erfolge in der DDR" hat natürlich auch damit zu tun, dass das der Anfang war. Wir hatten eigentlich nur sechs Jahre von 1983 bis 1989, dann kam ja schon die Wende. Man muss aber auch sagen, dass es in den sechs Jahren in der DDR sehr viele Konzerte gab, wir haben 200 bis 250 Konzerte im Jahr gegeben. Natürlich waren da auch die Tourneen in den sozialistischen Ländern dabei. Aber selbst in der DDR war viel Kultur angesagt. Live zu spielen, das war einfach eine Normalität, die heute nicht mehr normal ist. Und dazu Fernsehauftritte ohne Ende. Es wurden ja in der DDR viele Musiksendungen und Musikshows gesendet, in denen man die deutschsprachigen Songs präsentierte. Ob das in kleinen Videos war oder eben auf der Bühne, wie zum Beispiel beim "Kessel Buntes" oder bei "Glück muss man haben". Das gab einem einfach die Möglichkeit, besonders präsent und populär zu sein. 1990 haben wir von vorn begonnen, Aufbauarbeit geleistet, um uns in Deutschland als deutschsprachige Künstler zu etablieren. Das war auch erfolgreich, aber eben etwas langwieriger. Ich halte dennoch für bemerkenswert, dass wir auch ohne "Goodbye- und Comeback-Tour" - wie es ja viele machten - so lange durchgehalten haben. Wir waren immer buchbar, man hätte uns immer für ein Konzert verpflichten können, es gab uns immer. Wir haben uns niemals verzettelt und auch keine Bockwurst- oder Bulettenbuden aufgemacht. Vielen Musikern ging es ja so oder sie wurden Staubsaugerverkäufer und machten nur noch nebenbei ein bisschen Musik. Wir haben immer professionell Musik gemacht.

Und wie empfindest Du das im Nachhinein? War es tatsächlich die lange Zeit, in der Ihr weniger präsent wart oder hast Du diese Zeitspanne anders empfunden?
Wir waren immer präsent. Allerdings eben nicht mehr so häufig, wie man es in den Jahren zuvor aus den DDR-Zeiten gewohnt war. Aber es gab ja auch nicht mehr so viele Musiksendungen, obwohl wir gleich nach der Wende im ZDF in der Hitparade waren, wir waren in der "Goldenen 1" in der ARD, wir waren bei RTL zur "Goldene Löwen-Verleihung", im "Sommergarten" und im "Wintergarten" im ZDF. Also es gab schon viele Sendungen, in denen wir auch mitmachten, aber es war eben nicht so kompakt, weil sich die Auftritte auch auf viele Fernsehstationen verteilten. Dann fielen zu Beginn der 90er Jahre die Live-Konzerte weg und das hat uns wirklich sehr gefehlt, das muss man sagen. Dann hatten wir das Angebot, bei der Polydor einen Major-Company-Vertrag zu bekommen, das war sensationell. Dieser Vertrag war wirklich Gold wert und hat uns dann ja auch über die Jahre geholfen, damit wir davon leben konnten. Wir erhielten einen nicht rückzahlbaren Vorschuss für das Album, welches dann erschienen war. So war das üblich in der neuen Welt und für uns auch ungewohnt, weil wir es gewohnt waren, Konzerte zu geben und davon zu leben. Nun hatten wir diesen Vorschuss bekommen, lebten davon, konnten in Ruhe ins Studio gehen, Musik aufnehmen, uns ausprobieren. Das war zwar anders, aber es war auch gut. Und es nützt ja auch nichts, zu klagen und zu sagen: Diese 200 Konzerte im Jahr, das war viel viel schöner. Nein, es kam einfach eine andere Zeit, wir sind mit der Band nach Amerika geflogen, wir waren in Schweden, Belgien, Luxemburg, Österreich und der Schweiz unterwegs. Diese Tourneen fanden 1990 und 1991 statt und das war ja auch irre. Also von daher ging es eigentlich nahtlos über, aber man hatte eben nicht mehr an 150 oder 200 Tagen Arbeit, so wie vorher. Was aber auch gar nicht so schlecht war, denn so konnte man sich wenigstens mal wieder neu orientieren und musste eben sehen, wie es weitergeht. Ich sage dann immer, wir - Peter und ich - haben zehntausend Kaffees getrunken, haben uns das blaue vom Himmel erzählen lassen und haben dann sortiert, mit wem kann man wirklich solide arbeiten, was geht und was geht nicht. Es gab sehr viele Spinner dazwischen, aber es gab eben auch ein paar tolle Leute, wie zum Beispiel Dieter Falk, mit dem wir dann produziert haben. Das war eine ganz wertvolle und wichtige Begegnung für uns, er ist bis heute noch ein Freund von uns.

Wie sind Eure Freunde bzw. auch die Musikanten der Band mit dieser Situation umgegangen? Ich kann mir vorstellen, dass Ihr das eine oder andere Mal auch ein schlechtes Gewissen hattet, weil Ihr sagen musstet: "Die Band kann im Moment nicht live spielen".
Eben, weil es keine Angebote mehr gab ...

Kein böser Wille, wie ging man damit um, gab es da Probleme?
Ja, natürlich gab es Probleme, aber wir haben die Leute immer bei Laune gehalten und haben ihnen die Situation erklärt. Und sie hatten auch allen Freiraum, sie waren und sind ja nicht angestellt, sondern sind selbständig. Wer weiter mit uns Musik machen wollte, der hat sich eben noch etwas gesucht, bei dem er sich dennoch die nötige Flexibilität erhalten konnte, um für Proben und Konzerte Zeit zu haben. Das klappt bis heute super. Wir haben wirklich tolle Musiker in der Band, die sich den Freiraum nie haben nehmen lassen, die die Musik mit Leidenschaft machen und immer "Gewehr bei Fuß" stehen. Eben auch, wenn kurzfristige Verträge kommen, wie in der kommenden Woche zum Beispiel Grimma. Oder wenn eine Fernsehsendung schnell dazwischen kommt und man sagt, jetzt geht's los ... Da gibt es auch keine Probleme, das ist dann auch bei ihnen abgeklärt. Es ist ganz einfach eine Frage der Organisation, so was muss man mit den Leuten abklären. Unser Team - wir haben immer das gleiche Team - ist seit vielen Jahren zusammen, wir können uns aufeinander verlassen und das ist ganz ganz wichtig.

Eine funktionierende Kommunikation ist Voraussetzung dafür ...
Ja, sonst könntest du auch keine kurzfristigen Verträge machen. Peter müsste dann jedes Mal erst bei Jedem nachfragen, aber so weiß man: Die Priorität ist die Band, Peter macht die Verträge, sagt dann Bescheid und alle haben Zeit. Und die spielen auch mit Fieber oder wenn sie krank sind. Auch wenn sie sich mal nicht gut fühlen, sie stehen auf der Bühne und arbeiten. Und dann weißt du, sie stehen zum Projekt und das ist uns ganz wichtig. Anders würde ich das auch nicht akzeptieren. Wenn ich eine Bronchitis, eine Angina habe oder mir geht es schlecht, dann stehe ich trotzdem auf der Bühne, es sei denn, die Stimme funktioniert gar nicht mehr. Dann hast du natürlich keine Chance, aber ich hatte auch schon eine Kehlkopfentzündung, bin nachts in die Klinik gefahren und ließ mir eine Spritze geben. Das war nicht lustig, aber ich konnte wenigstens das Konzert machen und danach war ich dann zwei Wochen krank… (lacht)

Das wiederum war dann die Quittung für das Konzert ...
Ja, aber die Musiker machen das und das machen auch Schauspieler. Wenn es um unser Publikum geht und bevor sieben Leute zu Hause sitzen und nichts passiert, weil einer krank ist, dann geht der eine eben los und lässt sich etwas geben, damit er arbeiten kann. Das ist wie bei den Top-Managern oder der Kanzlerin. Die wird auch nicht krank, sondern geht los, lässt sich was geben und dann muss es funktionieren. Es wird keine Schwäche gezeigt ... (lacht)
Wir sind doch zum Vergnügen der Leute da, die müssen doch nicht sehen, ob es mir schlecht geht oder nicht. Das interessiert sie doch nicht, sie wollen einfach unterhalten werden und das ist unsere Arbeit.

Wie ist das eigentlich, was empfindest Du heute auf der Bühne, wenn Du beispielsweise "Der Himmel schweigt", der nun auch schon vor 30 Jahren entstand, singst? Sind es noch genau dieselben Gefühle in Dir oder verändern sich die Gefühle aufgrund gemachter Lebenserfahrungen auch, singst Du es anders?
Ich denke eigentlich nicht darüber nach, wie ich das dann fühle. Es ist von Gig zu Gig auch anders, wie die Leute es aufnehmen, wie die Atmosphäre ist auf dem Platz oder in der Halle. Wenn der Sound besonders gut ist, das Licht ganz toll und die Leute mit Wunderkerzen oder Feuerzeugen schwenken, da wird es ja noch mal emotionaler. Du willst natürlich jedes Lied so gut wie möglich präsentieren und oftmals ist es dann schon so, wenn das Publikum besonders emotional reagiert, schaukelt sich das hoch und das ist dann ein ganz besonderes Gefühl an dem Abend. Wenn ich das Lied singe und es ist vielleicht noch hell, dann ist es auch schön, aber vom Feeling her eben ein wenig anders. Also, es ist immer wieder neu und immer wieder gut. Ich sage immer: "Dieser Song ist wie ein Rotwein, je älter umso besser." (lacht)

Auf jeden Fall. Und ich freue mich, wenn ich Deinen Worten entnehmen kann, dass dieser Song auch nicht langweilig wird ...
Nein, um Gottes Willen, im Gegenteil. Dieser Song war und ist ja wirklich wichtig für unsere Karriere, für unser Leben, für unsere Konzerte, er gehört einfach mit dazu. Wir haben mit ihm den Grand Prix "Goldene Lyra" in Bratislava gewonnen. In einem Riesen-Wettbewerb unter 24 Ländern nahmen wir mit diesem Lied die Preise mit nach Hause. Aber auch die anderen Songs der 80er sind wichtig, weil wir mit denen eben wirklich sehr sehr viel Erfolg hatten.

Ganz kurz mal aus dem "Nähkästchen", gibt es denn auch Songs in Deinem Repertoire, die Du heute nicht mehr singen kannst oder willst?
Ja, die gibt es, das muss ich schon sagen. Wenn man Songs im Studio macht, ist es die eine Sache, wenn du dann aber ein Live-Konzert zusammenstellst, ist das wirklich eine ganz andere. Mit fünf Leuten kannst du ja live nicht so viel in ein Arrangement reinpacken, wie es auf dem Album ist oder wie es auf der Aufnahme klingt. Und dann sortiert man schon und überlegt, wie macht man das und wenn das eben nicht so gelingt und du denkst, eigentlich fehlen hier noch drei Gitarren und zwei Keyboards, es kommt nicht so rüber, lassen wir es weg. Aber es gibt natürlich auch Songs, bei denen ich dann sage: "Wisst Ihr, die anderen sind mir vielleicht doch wichtiger, das lassen wir weg." Dies auch, weil wir ja auch zeitlich begrenzt sind. Wir nehmen auch nicht zu viele Balladen rein, damit die Leute eben auch wirklich in Partystimmung kommen, das ist auch immer so eine Sache. Ich habe so schöne Balladen, aber wenn ich die alle singen würde, dann könnte ich eine Stunde Balladen singen und das ist es ja auch nicht, wenn du 90 oder 100 Minuten zur Verfügung hast. Das ist nicht meins, andere Bands sind eher balladenlastig, wir aber nicht, bei mir muss es ein bisschen ... (denkt kurz nach)

Krachen!?
Ja, genau. (lacht)

Und dieser Mix ist doch auch völlig okay ...
Ja, das ist mir auch wichtig. Vom Rock'n'Roll bis zur Ballade, dass von allem etwas drin ist, ein bisschen poppig, ein bisschen rockig, etwas rock'n'rollig und die schönen Balladen, um eben ein gutes Gleichgewicht zu finden für die Show. Das muss man dann auch einfach ausprobieren und dann ändert sich das auch immer mal. "Flieg zu den Sternen" zum Beispiel haben wir jetzt im Programm, "Wind" kommt auch noch mit rein. Den können wir jetzt live machen und wir sehen mal, wie es ankommt. Das macht dann auch Spaß, denn es ist eine neue Herausforderung.

Petra, Du bist auch politisch nicht nur interessiert, sondern auch aktiv. Kannst Du unseren Lesern dazu bitte etwas erzählen?
Nicht wirklich, politisch aktiv bin ich nicht und wir sind ja auch keine Politrockband.

Ich meine konkret Deine Mitwirkung bei der Präsidentschaftswahl zum Bundespräsidenten. Wie kam es dazu?
Das kann ich Dir gar nicht genau sagen, für mich war das ein absoluter Zufall und auch ein Glücksumstand, dass man mich gefragt hatte, weil ich vorher Konzerte für Frau Merkel gemacht hatte. Wohl bemerkt: Für die Person, nicht für die Partei. Ich bin ein parteiloser Mensch, aber für diese Frau habe ich das sehr gern gemacht und das waren wirklich wunderbare Konzerte und danach kam eben die Anfrage, ob ich nicht als Wahlfrau agieren möchte und ich muss ehrlich sagen, ich war auch ziemlich unsicher und fragte mich "Was ist das denn jetzt? Das gibt's doch gar nicht!" Ich musste mich erst mal informieren, was das überhaupt bedeutet, wie das geht und es war ein ganz besonderes Erlebnis und auch eine Ehre, dass ich da gefragt wurde, das muss ich schon sagen.

Das heißt aber nicht, dass Du die Positionen der CDU vertrittst?
Nein, überhaupt nicht. Ich bin, wie gesagt, frei und mir wurde auch nicht auferlegt, jemanden speziell zu wählen, sondern man hat mich gefragt, ob ich Wahlfrau sein möchte und ich wurde auch nicht gefragt, wen ich wähle. Ich war eine der freien Wahlfrauen und -männer, die den Präsidenten in der Bundesversammlung wählen durfte.

Kennst Du Frau Merkel persönlich?
Ja, wir haben uns kennengelernt. Aber man kann nicht sagen, dass es sich dabei um intensive Gespräche handelte. Wir sind uns oft begegnet, sehen uns immer mal wieder bei Veranstaltungen und führen dann eben auch kurze Gespräche. Ich bin wirklich nach wie vor beeindruckt, was diese Frau leistet und bin froh, dass sie unser Land führt.

In diesem Zusammenhang: Wie weit ist es noch "chic", politisch Stellung zu beziehen und dies auch in eigenen Liedern wider zu spiegeln? "Das Eis taut" war ja beispielsweise ein Song, der durchaus als "Wendesong" bezeichnet werden kann und somit ein politisches Statement beinhaltet ...
Ja, das könnte man so sehen, obwohl die Texterin, die diesen Text verfasste, es eigentlich mehr als Thema einer zwischenmenschlichen Beziehung sah. "Das Eis taut auf der Haut und wir werden jede Sehnsucht bemühen". Aber es war ganz klar, dass es in der damaligen Situation - dieser Song wurde 1988 geschrieben und 1989 veröffentlicht - auch so interpretiert werden konnte. Und dann kam ja auch gerade die Wende. Ich glaube schon, dass die Texterin irgendwie den siebenten Sinn hatte und spürte, wie es im Land so läuft und dachte sicherlich zwischen den Zeilen auch so. Das Video, welches wir dann dafür drehten, das war natürlich auch politisch. Ost-Berlin, West-Berlin, mit dem Trabbi durch die Mauer usw. Das war natürlich einmalig und sensationell. Ich bin auf der Mauer umher gelaufen, auf der großen Mauer am Brandenburger Tor! Ich hab' gedacht, das gibt es ja gar nicht… Man hat mich immer als Pop-, Rock-, Schlager-Sängerin - wie auch immer - bezeichnet und gesehen. Dass ich mir auch solche Texte aussuchte, war wichtig für mich, weil sie einfach den Zeitgeist beschrieben und ich bin ja auch keine Volksmusiksängerin, die "Friede, Freude, Eierkuchen" singt. Ich möchte auch Inhalte in meinen Songs haben, wie es eben auch bei "Der Himmel schweigt" war. "Kinder der Welt" oder "Gläserne Welt" sind ebenfalls Songs, die Themen beinhalten, die auch ausmachen, dass man als Künstler ernst genommen wird. Sie stellen einfach ein Statement dar, das ich auch sehr gut vertreten konnte. Nichtsdestotrotz habe ich mich nie als Politrockband gesehen, das waren für mich eher Heinz Rudolf Kunze oder Grönemeyer. Nicht immer, aber verschiedene Songs, die dann sehr kritisch waren oder die ganzen Liedermacher, die Singer/Songwriter, die kritische Songs machten. Es war eine Farbe, die zu uns gehörte und die ich auch ganz ganz wichtig und wertvoll fand. "Das Eis taut" spielen wir noch heute, das ist nach wie vor ein geiler Song.

Würdest Du heute gern noch mal etwas machen in dieser Art?
Auf jeden Fall. Also wenn ich solche Texte angeboten bekomme, die, - das liegt natürlich auch immer an den Gesprächen, die man mit den Textern führt - in diese Richtung gehen und es ist so, dass ich das als Frau verkaufen kann, jederzeit. Ich muss sagen können "Ja, das bin ich, das nimmt mir das Publikum ab, das ist mein Lied." Aber es kommt natürlich auch immer darauf an, wie ein Text formuliert ist. Wenn er nur mit dem Zeigefinger und erhobenem Hauptes daherkommt und man von oben nach unten schaut, dann ist das nicht mein Ding. Dafür bin ich nicht da, es sind nicht meine Intentionen und auch nicht meine Aufgabe, die Leute mit meiner Musik zu belehren. Das müssen andere machen, wenn sie das wollen. Ich mache das nicht. (lacht) Das will ich wirklich nicht, denn es würde auch gar nicht zu mir passen.

Vor gar nicht langer Zeit, hast Du beim mdr-Fernsehen eine Samstagabendshow zum Thema "Ostrock" gemacht, Du hast sie moderiert. Vielen Leuten fehlte da ein wenig die Tiefe. Hattest Du auf den Inhalt dieser Sendung Einfluss oder wurde Dir das schlüsselfertig zum Moderieren vorgelegt?
Ich hatte da leider keinen Einfluss drauf und ich wollte auch nicht, dass es "Ost-Rock" heißt. Wir wollten "Meine Musik der 70er und 80er Jahre" machen, so sollte es heißen, das wurde aber nicht akzeptiert. Man hat mich gefragt, ob ich es trotzdem moderieren würde. Ich bekam die Texte, die Videoclips dazu und fand das trotzdem sehr gut. Vorher gab es ja schon zwei Sendungen, die Lippi machte. Er ist Moderator und man hätte ja mit ihm in die Tiefe gehen können.
Wenn es den Leuten wichtig ist und es fehlt etwas, dann muss man das auch mit Leuten machen, die Moderatoren sind. Ich bin Sängerin und fand sehr schön, was man mir da an Texten gegeben hat, auch das konnte ich sehr gut vertreten. Sonst hätte ich nicht gesagt, was ich sagte und ich empfand die Sendung sehr stimmig. Auch das Interview mit Wolfgang Martin, dem Musikchef von Antenne Brandenburg, den ich sehr schätze, war sehr menschlich und er hat ja auch das Wissen über die vielen Jahre. Er war wirklich ein Schatz in dieser Sendung. Ursprünglich waren noch andere Gäste geplant, das wurde aber alles nicht erfüllt. Und wie so oft liegt das auch immer mit am Geld. Ein Wunschkonzert ist es dann nicht wirklich, denn es muss sich ja auch finanziell irgendwie rechnen. Aber oftmals hinterfragen sich die Leute selbst nicht, was denn alles dazu gehört, um so eine Sendung zu machen. Wie viel Geld braucht man denn, wie viel Aufwand ist nötig, gibt es eine geeignete Sendezeit dafür? Die hinterfragen dann nur andere Sachen, bei denen ich mir sage, das wäre dann aber erst der zweite Schritt. Der erste Schritt wäre ja, dass man sagt, wir machen eine Sendung, die geht vier Stunden und nun wird überlegt. Stattdessen: "Nein, wir haben die alten Videoclips, wir machen das Beste draus mit dem geringsten Aufwand." Andererseits fühle ich mich auch nicht dazu berufen, irgendetwas tief gehendes in so einer Musikshow, in der es um Show und Unterhaltung geht, zu machen. Das hätte ich dann wahrscheinlich auch abgelehnt. Das müssten dann wirklich Journalisten machen, die in einer ernsthaften Seriosität Musik präsentieren. Aber wer will das schon? Also ich meine, Musik ist Unterhaltung, das muss locker, zackig und flockig gehen. Da braucht auch niemand die Belehrungen, wie es mal war oder warum und weshalb, das sehe ich ganz anders. Es gibt natürlich immer solche und solche Stimmen und es gibt aber auch Leute, die sich komischerweise nur im Internet über solche Dinge auslassen, weil sie sich ansonsten wohl nicht trauen ...

Manche sind offensichtlich nicht in der Lage, jemand anderem auch auf Augenhöhe etwas zu sagen und sich stattdessen hinter der Anonymität des Netzes verstecken ...
So ist es. Es gibt ganz viele, die ihr Gesicht nicht zeigen, die sich nicht offenbaren, nur über's Internet. Und das sind Sachen, da höre und sehe ich gar nicht hin, das ist nicht mein Ding. Das würde mich kirre machen und ich würde mich dann einfach über so viel Dummheit ärgern.

Während der Vorbereitung auf unser Gespräch fiel mir auch die Doppel-CD zum 30-jährigen KARAT-Jubiläum in die Hände. Neben ihren größten Hits finden sich dort auf der zweiten CD die letzten Songs von Herbert Dreilich, der im Dezember 2004 verstarb. Du singst auf dieser CD den Song "Nur bei dir" und bist neben Herbert Dreilich und Thomas Natschinski auch bei "Jede Stunde" zu hören. Meines Wissens gab es zwischen Euch und KARAT keine großartigen Berührungspunkte. Irre ich mich da bzw. wie kam die Zusammenarbeit für diese besonderen Aufnahmen mit KARAT zustande?
Doch, da gab es schon einige Berührungspunkte. Herbert wohnte hier bei mir um die Ecke und wir haben uns des Öfteren beim Spaziergang, beim Joggen oder wenn er mit dem Hund gelaufen ist, gesehen und trafen uns oft bei Konzerten, bei denen KARAT und wir gemeinsam spielten. Das war öfters der Fall und Herbert war immer derjenige, der sich sehr gerne mit uns unterhielt. Er war ein toller Mensch und Musiker. In der Hinsicht gab es diese Berührungen schon und im Übrigen: Ich hatte noch keinen eigenen Song und gewann 1981 den zweiten Preis des Wettbewerbs, "Goldener Rathausmann" in Dresden mit "Über sieben Brücken". Oder auch "Schwanenkönig", das habe ich geliebt, diese Lieder habe ich gesungen und mit ihnen hatte ich meine ersten Erfolge.020 20130812 1434569217 Später, noch immer zu tiefsten DDR-Zeiten, habe ich "Über sieben Brücken" auch noch mal gecovert und eine Aufnahme von diesem Song gemacht. Herbert hatte auch Texte für mich geschrieben. Wir hatten neue Songs, er hat die Texte geschrieben, aber irgendwie kam es dann nicht zur Produktion. Ich weiß heute gar nicht mehr, warum. Wir waren mal bei ihm zu Hause, er war hier bei uns und das waren einfach menschlich tolle Begegnungen. Nicht sehr intensiv, aber immer mal wieder. Als Herbert verstorben war, sagte mir seine Witwe, dass Herbert uns sehr geschätzt hätte und fragte mich, ob ich nicht etwas von dem singen möchte, was er an Songs zurückgelassen hatte. Ich bekam dieses Lied "Nur bei dir" von ihr und hab' gesagt: "Das würde ich natürlich sehr gerne singen." Ja und dann wollte sie mal sehen, ob es Aufnahmen geben wird und wie es dann weitergeht. Das Angebot, dass ich das Lied für dieses Album aufnehmen kann, kam dann tatsächlich und ich war natürlich überglücklich, freute mich total und wir nahmen den Song in Hamburg auf.

Das war bei Peter Keller (den man auch von der PETER MAFFAY-Band kennt) im Studio, richtig?
Ganz genau. Das war richtig schön und für mich auch etwas ganz Besonderes. Anschließend nahm ich dann auch das Lied "Über sieben Brücken" wieder in mein Programm auf, obwohl wir nie einen Coversong in unserem Programm hatten. Einfach, um an Herbert zu erinnern, der ein toller Sänger und Musiker war. Das habe ich noch ein paar Jährchen live gesungen, heute spielen wir diesen Song nicht mehr. Es war die Zeit, in der man einfach richtig traurig war, dass er so zeitig gehen musste, weil er wirklich ein toller Mensch war.

Ich glaube, das weiß kaum jemand, oder? Mir jedenfalls war es bis heute nicht bekannt.
Nein, das wissen viele nicht, ich rede aber auch nicht weiter darüber. Wenn mich niemand danach fragt, was soll ich darüber erzählen?

Mich hat es wirklich interessiert und ich dachte, diese Frage muss ich Petra stellen ...
Ja, das hast Du richtig gemacht. Und weißt Du, worüber ich mich noch freute? Es war nicht geplant, dass ich auch bei "Jede Stunde" mitsinge, aber während der Aufnahmen wurde ich dann plötzlich gefragt: "Mensch, willst Du da nicht auch noch eine Strophe singen?" Ich dachte, "Das ist ja toll" und bekam tatsächlich eine Gänsehaut, als ich im Kopfhörer plötzlich die Stimme von Herbert hörte und selbst dazu sang. Das erschien mir zunächst etwas unheimlich, aber auch das war eben etwas ganz Besonderes. Und es ist ja auch ein tolles Lied. Ach, da war mir irgendwie ganz komisch zumute. Irgendwann waren wir zufrieden mit der Aufnahme und wenn dann der Tonmeister sagt, "Okay, ist im Sack", dann ist es im Sack ... (lacht)

Du hattest es vorhin schon erwähnt, im November wird es wieder die Veranstaltung "Traumrock" in der Erfurter Messehalle geben, bei der auch Ihr wieder mit von der Partie sein werdet. Dies hat mittlerweile schon Tradition. Abgesehen davon, dass Erfurt Deine Heimatstadt ist, was verbindet Dich insbesondere mit dieser Veranstaltungsreihe?
Das kann ich Dir sagen: Als diese Veranstaltungsreihe ins Leben gerufen wurde, hieß sie noch "Traumzeit" und keiner ist auf uns als Band gekommen, dass ich aus Erfurt bin und dass ich doch eigentlich mit diesem Titel auch diese Show eröffnen könnte. Bis mir dann jemand davon erzählte. "Mensch, da gibt es so eine tolle Show in Erfurt, die spielen die alten Lieder, die Show heißt "Traumzeit" und die alten DDR-Bands sind dabei. Wieso spielst Du denn nicht den Titel "Traumzeit" bei dieser Show? Da sagte ich: "Weil ich nicht angefragt wurde." Also haben wir uns dann dort beworben und haben geschrieben: "Erfurterin, Studium in Weimar, Familie in Erfurt, den Hit "Traumzeit passend zur Show" und da gab es gar keine Frage, wir waren sofort dabei ...

Das ging also völlig problemlos?
Ja, na klar, das ist manchmal so. Alle machen was und keiner kommt auf das nahe liegende. Da kommst du manchmal nicht drauf. Ich habe mich wahnsinnig gefreut, dass das wirklich so ruckzuck ging. Wir waren drin und wir sind wir bis heute drin. Früher waren es open airs, heute findet es in der Messehalle statt und ich bin froh und glücklich darüber, dass wir noch immer noch dabei sind. Also das ist eigentlich auch unfassbar.

Müsst Ihr Euch noch selbst darum kümmern oder ist der Termin für jedes Jahr gebongt?
Na ja, so sehe ich das nicht, wir haben kein Abonnement gebucht, freue mich aber jedes Mal darüber, wenn ich wieder angefragt werde. "Habt Ihr Zeit, habt Ihr Lust, wollt Ihr kommen, macht Ihr das für uns?" und ich freue mich jedes Jahr darüber, wenn es klappt. Und wenn nicht, dann ist es eben anders, die Zeit ist halt Veränderung. Ich sagte ja, man muss einfach flexibel sein. Der diesjährige Termin stand auf der Kippe. Aber nicht wegen uns, sondern überhaupt. Nun hat's doch geklappt, die Veranstalter sind ganz happy, haben geile Bands und wir werden die Show wieder eröffnen. Und das auch noch zu unserem Jubiläum!

30 Jahre erfolgreiche Bühnenpräsenz, TV-Auftritte, erfolgreiche Plattenveröffentlichungen, aber dahinter steckend auch harte Arbeit. Was sind für Dich rückblickend die absoluten Highlights dieser 30 Jahre und welche Niederlagen musstest Du in dieser Zeit einstecken?
Das kann man gar nicht so schnell sagen, darüber müsste ich länger nachdenken. Aber was mir so spontan einfällt, ein absolut gigantisches Highlight war natürlich Amerika. Als DDR-Bürger dorthin zu fliegen und beim "Freedom-Festival" in Philadelphia vor 500.000 Leuten zu singen, nachts in den News in ganz Amerika in den Nachrichten zu sein, als eine DDR-Band ein Interview zu geben, also das war nicht von dieser Welt, das konnte man eigentlich nicht wirklich fassen. Highlights waren natürlich aber auch andere Konzerte, an die ich mich erinnere. Ich habe mal ein Konzert in Meißen gegeben, die ganze Halle hat getobt und gebebt und es gab einen großen Balkon in diesem Haus. Auf ihm waren ganz viele Menschen, die mit mir im gleichen Takt rauf und runter sprangen. Ich rief sie dazu auf und die haben das auch alle gemacht. Bis dann der Chef des Hauses während des Konzerts zu mir kam und sagte: "Frau Zieger, Sie müssen sofort damit aufhören, die Leute müssen stillstehen, sonst bricht der Balkon ab!" Also so was gab es auch... (lacht) Da bekam ich auch eine Gänsehaut, weil all die Leute mit mir im Gleichtakt waren. Gigantische Konzerte, bei denen die Menschen total ausgeflippt sind und toll drauf waren. Da könnte ich eigentlich ganz viel erzählen. Aber auch darüber, wenn wir im Ausland unterwegs waren. Rumänien beispielsweise, ein armes Land. Wir spielten Konzerte, die Menschen bedankten sich mit einer Tomate, einer Pflaume, einem Apfel oder einer Birne, weil sie so arm waren und selbst gar nichts hatten. Das ging uns sehr nahe, wir waren beeindruckt und es tat uns auch innerlich sehr leid, obwohl wir eigentlich schon vorher wussten, wie schlecht es den Menschen dort ging. Oder in Jerewan in der damaligen Sowjetunion ... Dort haben wir im Stadion vor 60.000 Leuten gespielt und dann habe ich im Fernsehen zum Volk gesprochen und habe eine Neujahrsansprache gehalten. Also wirklich unglaubliche Dinge sind da passiert. Und dann natürlich die Sache, dass ich auf dem Brandenburger Tor stand, oben auf der Quadriga. Keiner kann sich vorstellen, wie gigantisch diese Pferde sind, die da oben stehen und wie breit diese Mauer war. Also, da gibt's schon einige Sachen, die mir jetzt so schnell alle gar nicht einfallen, weil das alles so verrückt war, was wir alles gemacht haben. Über die negativen Sachen, da muss ich nachdenken ... (überlegt)

Wenn es keine Tiefschläge wirklich gab, ist es ja umso besser ...
Weißt Du, die Tiefschläge kommen eigentlich mehr aus der Branche selbst. Heute wird sehr stark mit den Ellenbogen gekämpft, es werden Sachen erfunden, die erzählt, die geschrieben werden, um andere auszuschalten. Das machen oft Manager, die ihren "eigenen Stall" haben, wie wir immer so schön sagen. Die haben ihre Künstler im Stall, die sie verkaufen wollen. Dann werden andere eben schlecht gemacht, kommen erst gar nicht auf's Podium und haben auch gar keine Chance, da hin zu kommen, weil sie nicht zu einer Lobby gehören. Das sind so Sachen, die mich ärgern, weil wir immer unser Ding für uns gemacht haben. Wir haben zu keiner Partei, zu keinem Verein gehört, wir haben immer für uns allein gearbeitet. Und wenn du dann keiner "Seilschaft" angehörst, dann hast du einfach die Arschkarte. Ich sage immer: "Wir kämpfen an der Front." Das macht uns stark und das macht es wohl auch aus, dass es uns immer noch gibt. Wir denken dann schon oft: "Na das wollen wir jetzt doch mal wissen." Da kommt in mir auch der Widder zum Vorschein, wenn ich denke, dass man nicht alles einfach so hinnehmen kann, sondern sich auch behaupten muss. Ebenso negativ sehe ich natürlich auch all die bürokratischen Hürden, die heute zu nehmen sind. Diese ganzen Vorschriften, Schriftkram, überall Anmeldungen, wenn wir beispielsweise Pyrotechnik einsetzen wollen, das ist schrecklich. Musik machen könnte so schön sein, aber im Vorfeld brauchst du einen ganzen Aktenordner, um eine einzige Veranstaltung abzusegnen. Also das sind eher die Dinge, die ich als Tiefschläge bezeichnen würde… Würde man mich jetzt auf wirkliche Tiefschläge hinweisen, dann würde ich vielleicht sogar sagen: "Ja, stimmt…" Aber wahrscheinlich wird so etwas bei mir sofort ausgeblendet, denn umso mehr Energie hat man für das Gute. Das ist vielleicht eine angeborene Taktik, keine Ahnung, das kann ich Dir gar nicht sagen.

Um den Kreis zu schließen, möchte ich noch mal auf Euer aktuelles Doppelalbum "Glück" zurückkommen: Was bedeutet Dir dieses Album ganz persönlich?
Ganz kurz gesagt? Ich bin einfach glücklich! (lacht)
Ich bin unheimlich froh, dass wir das in diesem Jahr zu unserem 30-jährigen Jubiläum zustande bekommen haben und auch darüber, dass SONY es letztlich gemacht hat. Ursprünglich wollten wir es selbst in die Hand nehmen, denn wir haben ja auch unsere eigene Plattenfirma. Als wir anfingen, bei den Plattenfirmen Freigaben für "Chequered Love", "Nur geträumt" und für weitere Songs zu erbitten, erwies sich dieses Unterfangen als ziemlich schwierig. Wir dachten: "Oh Gott, wir bekommen die Freigaben nicht…" Diese Plattenfirmen wollten einen Haufen Geld dafür und dann kam SONY und sagte: "Wisst Ihr was? Wir machen es." Wir sind froh, dass es dieses Album gibt, es sieht toll aus, es ist sehr schön zusammengestellt und auch das Video zu "Das Eis taut" ist noch mal drauf. Das ist für uns wirklich noch mal ein richtiges Highlight, eben auch aufgrund dessen, dass Peter aufgrund seiner Erkrankung viele Monate leider nichts machen konnte. Es wäre für uns ein absoluter Kraftakt gewesen und ob wir das so geschafft hätten, wäre die zweite Frage. Doch, wir hätten es sicherlich geschafft, aber so war es für uns wirklich eine Erleichterung und eine Riesenfreude ...

Petra, herzlichen Dank für das offene und sehr interessante Gespräch. Das Schlusswort überlasse ich selbstverständlich gern Dir, was möchtest Du den Lesern von "Deutsche Mugge" noch sagen?
Behaltet Euren Optimismus. Es ist wichtig für dieses Leben, optimistisch zu sein, Energien zu bündeln, um für sich selbst genügend Kraft zu haben, aber auch für andere Menschen. Schaut auch, wie es den anderen geht, verfallt nicht in Egoismus und behaltet Eure Freude an der Musik. Ich wünsche allen, dass es nie langweilig wird und dass jeder die Augen und Ohren offen hält dafür, was diese eigentlich neue Welt, die wir seit 24 Jahren haben, für uns bereithält. Dieses Leben ist wirklich lebenswert, also immer glücklich, optimistisch, positiv nach vorne schauen und das Leben genießen.


Interview: Mike Brettschneider
Bearbeitung: mb, cr
Fotos: Pressefoto


 
 

   
   
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