000 20130715 1079638706



Im März dieses Jahres erschien das Album "Kopf an Kopf". Die Album-Veröffentlichung war mit einigen Turbulenzen verbunden. Zuerst meinte irgendein Hohlkörper, sich über ein soziales Netzwerk anonym über die Herkunft von Anna Loos despektierlich äußern zu müssen. Als Folge entstand eine Art Shitstorm, so dass sogar die Medien auf den persönlichen Angriff und die verletzenden Worte aufmerksam wurden. Dann wurden - möglicherweise auch mit voller Absicht und Hintergedanken - noch vor der Album-Veröffentlichung kleine Stinkbomben in Richtung Band gezündet und die neue CD stark kritisiert, obwohl bis dahin nur zwei Songauszüge als Hörprobe im Netz standen. Trotzdem entwickelt sich "Kopf an Kopf" gerade zum erfolgreichsten Album für SILLY. Mit Platz zwei in den Album-Charts legte die Band noch mal nach, nachdem sie mit dem Vorgänger-Album 2010 schon den dritten Platz belegten. Viele ausverkaufte Konzerte auf der Frühjahrstour sprechen eine deutliche Sprache. SILLY hat sich in der gesamtdeutschen Musikszene etabliert.001 20130715 1259252219 Jetzt im Sommer steht für die Band die Open Air-Saison an. Das große Tollwood-Festival in München ist das nächste große Event und SILLY rockt dann Deutschlands Süden. Im Herbst folgt der zweite Teil ihrer Tournee. Auf die SILLY-Band sind im letzten halben Jahr einige Dinge eingeprasselt. Positive wie negative. Wir haben deshalb Uwe Hassbecker zu uns eingeladen, um ihn in einem Interview zum Stand der Dinge bei SILLY zu befragen...

 


 
Hallo Uwe, Du kommst gerade frisch aus dem Urlaub. Wo warst Du denn?
Ich war auf Kreta, wo ich so oft bin. Dort im Süden an einem Ort, an dem im Prinzip gar nichts ist, außer ein paar wenigen Häusern und ganz viel schöner, ursprünglicher Natur. Es ist übrigens der gleiche Ort, von dem ich vor zwei Jahren die Musik zu unserem Song "Vaterland" mitgebracht habe.

Vor Deinem Urlaub habt Ihr den ersten Teil der "Kopf an Kopf"-Tournee beendet. Im Herbst folgt der zweite Teil. Wie zufrieden seid Ihr mit dem bisherigen Verlauf?
Die Tour lief für uns insgesamt extrem erfreulich. Waren die Konzerte nicht ausverkauft, so waren die Läden zu 90 oder 95% gefüllt. Die Tour hat auch extrem viel Spaß gemacht. Das ist für uns alle schon noch eine ganz andere Geschichte. Die Arbeit im Studio ist schön und gut, die macht auch Spaß und es ist wichtig, eine Platte zu machen, aber live vor Leuten zu spielen und direkte Reaktionen zu empfangen, entwickelt noch einmal eine ganz andere Energie und eine ganz andere Intensität. Das ist etwas, was extrem süchtig macht (lacht).

Gab es besondere Momente, die man mitgenommen hat, bzw. gab es für Euch so beeindruckende Konzerte, die erst mal haften bleiben?
Im Prinzip muss man sagen, dass jedes Konzert auf seine Weise beeindruckend war. Es gibt natürlich Highlights, wie z. B. das Konzert in Dresden, wo knapp 6.000 Leute da waren. Wenn man das im Halbrund so sieht, ist das schon eine beeindruckende Kulisse. Und wenn die Leute dann von Anfang an voll mitgehen, kann man auch nicht leugnen, dass einen sowas total beflügelt. Aber trotzdem war auch jedes andere Konzert toll und es gab überall schöne Erlebnisse. Teilweise haben uns Leute vom Fanclub bis in die hintersten Ecken von Deutschland begleitet. Wir sind einen großen Teil der Tour mit Nightlinern von einer Stadt zur anderen gefahren, so auch nach Saarbrücken. Auf dem Weg schaue ich aus dem Fenster und entdecke ein Auto vor uns her fahren, das hinten einen großen SILLY-Schriftzug hat. Das war jemand vom Fanclub und es ist natürlich toll, so was zu erleben. Die Fans nehmen sich sogar Urlaub dafür, uns hinterher reisen zu können. Das ist für uns schon sehr beeindruckend und macht uns auch ein bisschen stolz.

Eure Tour ist ja mitten in diese tragische Hochwasser-Geschichte gefallen. Habt Ihr davon etwas mitbekommen?
Ja - direkt und am Rande. Wir haben zu der Zeit in den Gebieten gespielt oder sind um Gebiete rumgefahren, in denen Leute vom Hochwasser betroffen waren, z. B. Dresden, Chemnitz und Leipzig. Es standen sogar ein paar Konzerte auf der Kippe, z. B. das Konzert am Wasserschloss Klaffenbach in Chemnitz. Die hatten auch mit dem Wasser zu kämpfen, aber irgendwie konnte das dort wieder abgepumpt werden, so dass das Konzert dann doch möglich war. Wir sind aber an vielen Gebieten vorbei gefahren und es war deutlich zu sehen, dass das doch ziemlich spektakuläre Ausmaße angenommen haben muss. Das war ja auch keine laute Katastrophe, sondern sie kam eher schleichend. Es ist eben stückchenweise alles vollgelaufen und nicht mit einer einzigen riesen Flutwelle. Natürlich haben wir das alles mitbekommen, weil es eben mitten in unserer Heimat ist. Darum haben wir auch sofort bei der Spendenaktion "Gemeinsam gegen die Flut" mitgemacht, die vom MDR ins Leben gerufen wurde, um ein bisschen helfen zu können. Wir haben zwischenzeitlich überlegt, ob es gut ist, in so einem Moment in diesen Regionen Konzerte zu geben. Aber Du kannst nicht einfach so ein Konzert absagen, für das 5.000 oder 6.000 Menschen Wochen, Monate vorher Karten gekauft haben und den Leuten sagen, "Wir können erst mal nicht kommen." Da wären viele bestimmt total sauer oder enttäuscht gewesen. Wir wissen das aus vielen Mails oder Zuschriften von teils auch Betroffenen und wir denken, dass es gut ist, in solchen Momenten da zu sein und Solidarität zu demonstrieren. Bei der Geschichte ist es ja auch so, dass die Katastrophe - solange sie da ist - in den Medien überall vertreten ist. Und wenn das Wasser weg ist, ist sie auch in den Medien weg. Aber die Schäden sind langfristig und ziemlich hoch nach dieser Flut. Insofern haben wir uns überlegt, dass wir selbst eine gut geplante und nachhaltige Spendenaktion ins Leben rufen wollen. Und so wird es am 5. September im Leipziger "Haus Auensee" ein Benefiz-Konzert von uns geben. Wir werden die kompletten Einnahmen dieses Konzerts den Hochwassergeschädigten spenden.

Eine schöne Idee...
Ja, um da auch nachhaltig zu helfen. Wir hoffen, dass da viele Leute kommen und uns dabei unterstützen.

Wir haben ja über zwei der Konzerte schon berichtet und haben festgestellt, dass die Fans bei den Muggen ziemlich textsicher waren, insbesondere was die Songs Eures aktuellen Albums betrifft. Ist man da oben auf der Bühne eigentlich überrascht, dass das so ist? Wir haben schon Konzerte anderer Bands erlebt, da funktionierte das gar nicht...
Ja - das ist teilweise schon sehr erstaunlich (lacht), allerdings auch nicht überall gleich. Manche singen eben mit, andere hören lieber nur zu. Ich meine, wir sind ja auch keine typische Mitsing-Combo, aber wenn das bei einzelnen Songs passiert, sind wir natürlich froh darüber und es macht uns auch Spaß.005 20130715 2022604183 Anna macht das auch ziemlich gut, sie leitet gut an und ist eine gute Dirigentin, was das anbetrifft. Alles kriegen wir da oben auf der Bühne aber auch nicht mit. Besonders fällt es nur an den Stellen auf, die extra dafür ausgebaut werden. Aber wenn Du das so sagst, wird's schon stimmen...

Jetzt stehen als nächstes erst mal zwei große Open Air-Veranstaltungen für Euch an. Am 21. Juli spielt Ihr beim Tollwood-Festival in München. Ich glaube, München ist für SILLY - zumindest in der jetzigen Besetzung - Neuland, oder?
Nein, wir waren mit "Alles Rot" auch in München und das war auch ein tolles Konzert. Ich glaube, das war in der Tonhalle...

Stimmt, jetzt wo Du es sagst...
Da haben wir damals gespielt und das war ein super Konzert. Wir freuen uns aber sehr darüber, dass wir jetzt auch im Süden mehr stattfinden, übrigens auch im Radio. Wir waren in Stuttgart, Saarbrücken und... Na, hilf mir mal (lacht)

Das waren die beiden Stationen im Süden, zumindest jetzt im Frühjahr...
Das war's schon, ja? Bei der "Alles Rot"-Tour waren dann noch Nürnberg, Freiburg dabei und eben auch München. Und in diesem Herbst sind mit Karlsruhe und Freiburg auch noch zwei Städte im Süden dabei. Viele sagen, der Süden, speziell München, sei ein schwieriges Pflaster. Den Eindruck hatten wir bei der "Alles Rot"-Tournee überhaupt nicht. Die Leute haben uns genauso abgefeiert wie wo anders auch.

Kennst Du das "Tollwood"-Festival eigentlich?
Davon gehört habe ich schon, aber wir waren noch nicht dort. Wir haben in Bochum und Freiburg schon jeweils auf einem Zeltfestival gespielt. Das war auch total geil. So stelle ich mir auch das Tollwood-Festival in München vor.

Dieses Interview wird ja vor Eurem Auftritt in München erscheinen. Du hast jetzt noch Gelegenheit, dem Münchner, der Euch vielleicht noch nicht so gut kennt, Euren Auftritt schmackhaft zu machen?
Na ja, die Münchner haben die Chance, eine der momentan vielleicht interessantesten deutschsprachigen Bands kennenzulernen, die ihre Wurzeln im Osten hat, aber inzwischen gesamtdeutsch angekommen ist. Dazu kommt, dass wir Musik für Erwachsene machen, die aber natürlich auch ihre Kinder mitbringen können, oder besser sollen. Ein Mehrgenerationen-Programm, auf und vor der Bühne. Wir haben einen großen Teil unserer letzten beiden Alben "Alles Rot" und "Kopf an Kopf" im Gepäck und zusätzlich einige unbezahlbare Perlen aus der SILLY-Schatzkiste. Ich meine damit Songs wie "Bataillon d'amour", "Mont Klamott" und einiges mehr. Alles umrahmt von einer eindrucksvollen Show. Ich denke mal, das ist eine Sache, die sich auch für die Münchner lohnt.

Einen Monat später seid Ihr dann in Berlin in der Zitadelle. Ein Heimspiel. In der Zitadelle seid Ihr ja nicht zum ersten Mal. Was ist das Besondere an dieser Location?
Sie bietet in erster Linie viel Platz und ist dazu eine sehr schöne Location für Open Air-Konzerte. Wir hoffen, dass es dieses Mal trocken bleibt. Wir haben zuletzt dort vor zwei Jahren gespielt und als wir anfingen zu spielen, hat's auch angefangen zu regnen.006 20130715 1844969897 Es waren damals, glaube ich, 7.500 Konzertbesucher da und die haben trotz des Wetters bis zum letzten Ton ausgeharrt. Das war schon erstaunlich, denn es hat wirklich in Strippen geregnet und trotzdem sind die alle da geblieben. Wie gesagt, es ist eine total schöne Location und ich kann nur empfehlen, dahin zu kommen.

Bist Du eher ein Freund von Hallenkonzerten oder von Open Air-Veranstaltungen?
Beides! Wenn's jetzt wirklich regnet und kalt ist, da krieg ich vor Open Air-Konzerten manchmal schlechte Laune. Die verfliegt bei mir, sobald ich auf der Bühne stehe und anfange zu spielen. Aber dann frage ich mich doch, "Mensch, hätte das nicht in der Halle stattfinden können?" Wie das Wetter wird, weiß man aber vorher nicht. Und wenn das Wetter schön ist, dann liebe ich es sehr, im Freien zu spielen. Die Luft ist nicht so stickig, es ist nicht so heiß, wie in einer Halle und es macht richtig viel Spaß. Bei Open Airs hat man auch die Chance, vor mehr Leuten zu spielen und unter oftmals akustisch besseren Bedingungen, denn es gibt leider nicht in jeder Halle auch einen guten Sound. Aber ich mache da keinen großen Unterschied. Hauptsache, man kann überhaupt spielen (lacht). Wie ich vorhin schon sagte: Wir spielen extrem gerne live.

Lass uns mal über das Album "Kopf an Kopf" sprechen. Habt Ihr beim Schreiben und Aufnehmen mit so vielen unterschiedlichen Meinungen zu der CD gerechnet? Diese Platte polarisiert ja wie keine andere von SILLY, oder?
Ja, stimmt. Dass es teilweise so ausschlägt, hätte ich aber nicht vermutet. Ich meine, vielleicht ist es ja auch ganz gut, dass es so polarisiert. Man kann es eben nicht jedem Recht machen, wollen wir übrigens auch nicht. Aber ich hatte mitunter so den Eindruck, dass wir von einer Hand voll Journalisten zum Abschuss freigegeben worden sind.silly-kopf 20130206 1535433604 Es gab gerade am Anfang ein oder zwei extrem unsachliche Kritiken. Einige wenige haben dann davon abgeschrieben oder es wurde über Agenturen verbreitet. Das fand ich, ehrlich gesagt, richtig anmaßend. Ich selber stehe uns und dem was wir machen weiß Gott nicht unkritisch gegenüber, aber ich lasse natürlich auch nicht gerne zu, dass unsere Arbeit nach Strich und Faden zerrissen wird, zumal es gar nicht gerechtfertigt ist. Glücklicherweise gab es auch viele andere, überschwängliche, positive oder auch sachliche Rezensionen. Ehrliche Kritik kann gut und hilfreich sein. Wenn sie nur unter die Gürtellinie zielt, oder man zunehmend den Eindruck gewinnt, da dreht jemand bewusst am Rad, perlt sie an uns ab. Der sogenannte Lotoseffekt - auch ein Thema auf "Kopf an Kopf".

Einige Leute haben über diverse Portale geschrieben, dass Ihnen zu wenig Gitarren zu hören seien. Du bist der Gitarrist in der Band und obendrein auch noch einer der Kreativen. Was sagst Du selbst dazu?
Nein, da sind sehr viele Gitarren. Das Album ist so geworden, wie es zu der Zeit hat werden können. Ich bin ja nun auch nicht nur zu einem geringen Teil dafür verantwortlich, dass so klingt, wie es ist. Mir fehlt da ganz ehrlich nichts. Na klar, wenn man an Gitarrensoli denkt... Aber sowas ist auch nicht mehr angesagt. Das sind vielleicht Leute, die sich noch an früher erinnern und in jedem zweiten Song ein Solo erwarten, aber das ist nicht mehr zeitgemäß. Mich würde das langweilen. Außerdem ist das auch was, woran ich beim Songschreiben als letztes denke. Für mich ist es wichtig, dass ein Song gut funktioniert, dass es am Ende ein rundes Ding für eine Band ergibt, in der in unserem Fall eine Sängerin im Mittelpunkt steht. Da muss man sich manchmal eben auch ein bisschen unterordnen, denn es ist ja auch ein Gemeinschaftsding. Aber wie gesagt: Mir reichen die Gitarren und wer weiß, was als nächstes kommt. (lacht)

007 20130715 1895079820Da magst Du recht haben, aber live gibst Du dem Affen ja dann doch noch Zucker...
Ja, klar - wir alle! Um uns als Band richtig einschätzen zu können, muss man uns sowieso live gesehen haben. Das ist letztlich das Bild, was die Band abgibt und das macht sich auch nicht an einem einzelnen Album fest. Man könnte auch nicht sagen, "SILLY ist wie die Platte 'Bataillon d'amour' geklungen hat". Das wäre völliger Blödsinn. Da gibt es natürlich einen Song, der für uns auch heute noch ganz wichtig ist, und das ist "Bataillon d'amour", aber den Großteil der anderen Songs auf dem Album würden wir heute gar nicht mehr so spielen. Manches passt heute nicht mehr in unser Bild. Wir haben eine weite Entwicklung genommen, uns mit jedem Album verändert und über die Jahre einen ziemlich großen Bogen gespannt. Ein rundes Bild von uns ergibt sich nur durch das, was man bei uns im Konzert hören kann und das zeichnet sich durch all das aus, was wir bisher gemacht haben. Man hört dort einen Querschnitt mit dem Sound von heute und mit unserer Stimme von heute. Natürlich legen wir den Schwerpunkt bei unserer aktuellen Tour auf einen Großteil der Songs von "Kopf an Kopf" und das ziehen wir auch durch. Ist doch klar...

Und trotzdem habt Ihr den "Hassbecker" (vom Album "Hurensöhne", 1993) für Euch wiederentdeckt, eine Nummer, bei der es rockmusikalisch so richtig zur Sache geht...
Ja, stimmt (lacht). Das war eine Idee von mir, als wir die letzten Proben für die Tour hatten. Ich hab gesagt, "Lass uns das Ding spielen, das hat Tempo, ist cool und macht Spaß!" Und weil es ein Instrumental ist, hat Anna im Konzert auch Zeit, sich kurz zu erholen. Sie singt den Abend ja sonst komplett durch, moderiert und führt die Leute durchs Programm und das ist schon ziemlich anstrengend. Wir haben dieses Stück zum Glück im Repertoire, also können wir es auch nutzen.

009 20130715 1969373960Es gab auch die Kritik, dass Anna jetzt bei SILLY textet. Man hätte gern ausschließlich Texte von Werner Karma. Du hast das vor 25 Jahren ja schon einmal erlebt, als sich SILLY von Karma abnabelte und zuerst Texte von Gundermann und dann auch von Tamara von Euch vertont wurden. Gab es da ähnliche Reaktionen?
So direkt kann ich mich nicht erinnern. Es gab wahrscheinlich auch kritische Stimmen, aber so genau weiß ich das nicht mehr. Aber das war auch eine andere Zeit. Damals gab es noch kein Internet und so was, wie Facebook. Wer weiß, was da für Stimmen zu hören gewesen wären. Facebook und ähnliche Netzwerke sind sehr schnelle Medien, bei denen auch mal unbedachte Bemerkungen gemacht werden. Du sitzt da ja niemandem persönlich gegenüber. Manche schreiben da mal ganz schnell eine Meinung hin und denken dabei gar nicht daran, dass am anderen Ende der Leitung auch ein Mensch am Rechner sitzt, den man in dem Moment vielleicht verletzt. Das gab es damals nicht und auch nicht die schnellen Kommunikationswege. Bevor sich die Leute damals hingesetzt und Briefe geschrieben haben, was ja auch reichlich passiert ist, haben sie viel länger darüber nachgedacht, was man da schreibt und hinterher abschickt. Das war anders, als heute, wo man irgendwo ein paar Zeilen eintippt und manchmal, bevor zu überlegen, schon "Enter" drückt.

Wird Werner Karma denn weiterhin für SILLY schreiben oder werden Anna und möglicherweise auch Ihr als Musiker demnächst alle Texte alleine schreiben?
Also wir als Musiker...?! Ich schreibe keine Texte. Ich habe zwar hier und da mal eine Idee, welches Thema ein Song behandeln könnte oder ich habe mal eine Zeile, die man verwenden könnte. Aber die behalte ich dann doch meistens für mich, denn das Texten ist schon eine besondere Kunst und gerade im Fall SILLY liegt die Latte besonders hoch. Da lasse ich meine Finger von. Ich als Musiker und Komponist bleibe beim Musikschreiben. Anna wird das mit dem Texteschreiben sicher weiter verfolgen. Und ich hoffe auch, dass Werner weiter mit uns arbeitet, denn ich halte Werner für einen Texter, der in seinem Fach in Deutschland fast unerreicht ist. Ich hoffe, dass es eine Mischung bleiben wird oder anders gesagt, geben kann.

008 20130715 1886854365Das tut den Songs auf der neuen Scheibe ja auch hörbar gut. Aber kommen wir noch mal kurz auf Facebook zurück. Es ist ja eine fanfreundliche Geschichte, die Leute schon vorher - zumindest in Auszügen - in eine neue Platte reinhören zu lassen. Was aber vor der Albumveröffentlichung auch auffiel, war, dass sich einige Leute schon über die Songausschnitte, die Ihr dort eingestellt habt, eine Meinung über das komplette Album gebildet haben. Habt Ihr nach diesen Erfahrungen davon jetzt die Nase voll oder lasst Ihr Euch nicht beirren und macht das bei der nächsten Platte wieder genau so?
Na ja, ich kann doch nicht Auszüge aus zwei Songs hören und dann schon über das ganze Album urteilen wollen, gerade bei unserer Vielfalt. Ich habe mich, glaube ich, damals persönlich dazu zu Wort gemeldet, weil mich das geärgert hat. Es fällt schwer, in der Zeit nach Fertigstellung und vor Veröffentlichung eines Albums stillzuhalten. Es ist eine Zeit, in der man aktiv nur noch wenig beeinflussen kann, außer auf Radio/Promo/Senderreise zu gehen und so ziemlich jeden Radiosender abzuklappern oder jedem Journalisten, der will, ein Interview zu geben. Das haben wir über ca. zwei Monate so gemacht. Aber zurück zu Deiner Frage - da hat jetzt noch keiner von uns drüber nachgedacht. Das wird man dann sehen, wenn es wieder soweit ist. Ich denke, es war richtig und ich glaube auch nicht, dass es ein Fehler ist, den Leuten Hörproben zur Verfügung zu stellen. Das ist inzwischen ja auch allgemein üblich, warum soll man das nicht machen? Ich glaube auch nicht, dass uns das geschadet hat. Das Album ist in den deutschen Albumcharts von 0 auf Platz 2 gegangen. Das fanden wir überhaupt nicht ärgerlich (lacht).

Das kann ich mir gut vorstellen... Wir hatten vor der Album Veröffentlichung ja auch das Glück, bei einer ganz besonders schönen Idee dabei gewesen sein zu dürfen. Ihr habt ein Fantreffen mit Vorabhören der neuen Platte in Eurem Studio angeboten. Man konnte sich bewerben und mit etwas Glück war man als einer der 10 oder 15 Gewinner dabei. Wie seid Ihr auf die Idee gekommen?
Wir machen die Musik ja auch für unsere Fans und wir haben einen sehr aktiven und treuen Fanclub. Wir haben die Platte allen möglichen Journalisten vorgespielt und die Leute, die die CD kaufen, auf unsere Konzerte kommen, uns hinterher reisen und Tickets kaufen, gehen dabei leer aus. Dabei sind doch gerade sie die Neugierigsten und sie freuen sich auf die neuen Lieder.011 20130715 2090347355 Da haben wir uns überlegt, dass wir das, was wir für die Journalisten gemacht haben, auch noch einmal für eine Abordnung aus dem Fanclub machen. Was ein bisschen doof dabei ist, dass man nicht wirklich alle berücksichtigen kann. Wir haben das ja in unserem Studio gemacht und das ist ein relativ begrenzter Raum. Also konnten wir nur eine bestimmte Anzahl von Plätzen zur Verfügung stellen, die verlost wurden. Aber das war auch die einzige Möglichkeit, um so was machen zu können. Ich denke, für uns und auch die Leute war es ein Highlight.

Auf "Kopf an Kopf" sind einige Songs drauf, die mich sehr beeindruckt haben. Allen voran steht da für meinen Geschmack wohl "Vaterland". Es ist einer dieser für SILLY typischen Songs, die sich auch mal einmischen und mal sagen, was Phase ist. Ich hab mich schon oft gefragt, ob man so was heute noch machen kann, wenn man größeren Erfolg haben will. Aber offensichtlich kann man, oder?
Ja. Ich glaube, das scheint ein Song zu sein, der in vielen Leuten ähnliches auslöst, wie in uns selbst. Ein Lied, bei dem viele in die gleiche Richtung denken. "Vaterland" hat sich auch auf den Konzerten zu einem der Höhepunkte entwickelt, obwohl noch relativ unbekannt. Das war von Anfang an einer der Songs, auf den wir von vielen Leuten angesprochen wurden, besonders auf unserer Radio-Sender-Reise. Selbst die Radioleute haben sich das Lied immer mit rausgesucht. Dabei ist es überhaupt kein typischer Radiosong, wenn man sich die deutsche Radiolandschaft so anschaut. Obwohl der eigentlich da nicht rein passt, haben sich die Redakteure den immer rausgepickt und wir wurden regelmäßig dazu befragt. Es ist ein Thema, was uns am Herzen liegt und wir finden wichtig, es anzusprechen. Es ist ein Song geworden, der besonders ist und den wir sehr sehr gerne spielen.

In der Live-Version stehen abgesehen von Dir und Ronny, dem Schlagzeuger, alle vor großen Pauken und trommeln. Auch das ist sehr beeindruckend. Wie ist dieser spezielle Teil mit dem Trommel-Block entstanden? In der Studioversion ist der so ja nicht vorhanden...
Doch, der ist da auch schon zu hören, er ist aber nicht so ausgebaut, wie bei der Live-Version. Wir haben den live etwas verlängert. Es gab übrigens zuerst die Musik zu dem Song. Die ist auf Kreta entstanden, auch während eines Urlaubs dort.013 20130715 1990970074 Ich wollte damals dort komponieren, hatte aber meine kleine Reisegitarre vergessen. Ich hatte deshalb total schlechte Laune, als ich da ankam und meine Familie hatte darunter zu leiden. Darum bin ich fast eine Woche über die Insel gejagt und habe einen guten Instrumentenbauer gesucht und ihn dann auch in Rethymno gefunden. Der hat mir dann eine Lauoto, eine kretische Laute, verkauft. Das ist auf Kreta eins der bevorzugten Volksinstrumente und wird meistens zusammen mit einer Lyra gespielt. Das ist ein geigenähnliches Streichinstrument mit drei Saiten. Das sind die beiden Hauptinstrumente in der kretischen Volksmusik, die sich dann doch noch mal sehr deutlich von der "normalen" griechischen Volksmusik unterscheidet. Da sind auch arabische und afrikanische Einflüsse zu hören, die zusammen eine unglaubliche Mischung ergeben. Für mich absolut faszinierend. Und ich wollte schon lange so eine Lauoto haben, weil mich das immer interessierte. Die Möglichkeit habe ich dann beim Schopfe gepackt und habe mir das Ding einfach gekauft. Ich habe mir das Spielen darauf dann so gut wie möglich beigebracht und dabei ein paar Songideen entworfen und dann u. a. auch die zu "Vaterland" von meiner Reise mitgebracht. Auf diese Songidee hat Werner Karma dann gleich mehrere Texte geschrieben, aber wir haben diesen einen dafür ausgewählt. Bei der Produktion dachte ich, dass da noch was fehlt. Und da ist mir dann erst durch den Text die Idee zu diesem martialischen und ziemlich harten Teil mit den Trommeln gekommen. Das ist ganz interessant, dass es eben auch mal eine Wechselwirkung zwischen Text und Musik gibt. Der betextete Song hat dann noch mal einen musikalischen Teil hervorgezaubert, der dann live eben - wie gesagt - noch ein bisschen ausgebaut wurde. Das kommt ziemlich kräftig und gut und ist vielleicht auch deshalb zu einem der Konzerthöhepunkte geworden.

Dann hat es ja etwas Gutes gehabt, dass Du Deine Gitarre zu Hause vergessen hast...
(lacht) Genau! Fast jedes neue Instrument bringt auch wenigstens einen neuen Song mit... Meine Devise!

Ein weiterer Song, über den man sprechen muss, ist "Blinder Passagier". Der Text stammt noch von Tamara und Du hast ihn auf einer Festplatte wiedergefunden. Ich nehme an, dass Ihr bei dem Song ganz besonders viel Aufmerksamkeit in die musikalische Umsetzung gelegt habt. War es leicht, diesen Text zu vertonen?
Das ist immer so eine Frage. Mal denkst Du, es geht leicht und dann wird es ein totales Problem, bei dem Du merkst, das Ding funktioniert einfach nicht. In dem Fall muss ich sagen, dass ich eine Harmoniefolge, eine musikalische Idee im Kopf hatte. Die Melodie zu dem Lied ist mir zum Text eingefallen. Das ging ziemlich schnell. Die Struktur war relativ klar und ich hab etwa zwei Tage gebraucht, bis das Gerüst stand. Wir haben beim ersten Singen gemerkt, dass das gut funktioniert. Wir mussten zwar noch eine Zeile ändern, weil sie vom Versmaß nicht ganz passte, aber im Prinzip war das vergleichsweise einfach, denn an manchen Sachen sitzt man Monate, bis man halbwegs ein Ergebnis hat.

Hatte die Arbeit an dem Lied möglicherweise so einen nostalgischen Faktor in sich?
Nein, überhaupt nicht. Ich habe eigentlich nur nach guten Texten gesucht, die mich berühren, die uns betreffen und wo ich dachte, das ist was für uns im Heute. Und der Text hat mich sofort gepackt, weil wir auch innerhalb der Band viel mit Kindern zu tun haben. Wir haben sozusagen einen ganzen Kindergarten um uns herum und das ist auch etwas, was einen Großteil unserer Fans und Hörer betrifft. Natürlich fanden wir es eine schöne Idee, nach "Sonnenblumen" für Tamara, auf diesem Album nun noch mal ein Lied von ihr dabeizuhaben. Irgendwie 'n gutes Gefühl.

"Dein Atlantis" ist ein Song, zu dem Anna den Text geschrieben hat. Wo liegen aus Deiner Sicht die größten Unterschiede in der Zusammenarbeit zwischen Komponist, also Euch Musikern, und Texter, also Anna, im Vergleich zu der Zusammenarbeit mit Tamara?
Die ist ähnlich. Ich glaube, da gibt es überhaupt keinen Unterschied. Da hat sich nichts verändert. Das ist ein Prozess, in dem es hin und her geht. Das war früher so und das wird wahrscheinlich immer so bleiben. Es gibt Momente, da ist man als Komponist mit irgendwas nicht zufrieden, ebenso wie Anna als Texterin oder auch Sängerin mal mit irgendwas nicht zufrieden ist.014 20130715 1711732878 So nach dem Motto "Der Teil ist zuviel" oder "Da fehlt noch was". Das gab's in der Zusammenarbeit mit Tamara und das gibt's auch heute mit Anna. Das ist immer ein Prozess bzw. eine Entwicklung. Wie ich gerade schon sagte, manchmal geht sowas ganz schnell, da ist die Songidee klar und an anderen doktert man monatelang herum, um am Ende alles über den Haufen zu werfen. So ähnlich war das bei "Dein Atlantis" übrigens auch. Der wurde von außen so ein kleines bisschen zerredet, so nach dem Motto "Atlantis, das ist so ein altes Bild. Wer weiß denn heute noch was das ist. Versunkene Stadt und so... Damit kann heute keiner mehr was anfangen!" Wir fanden das eigentlich ganz gut. Anna hat deshalb aber über ein halbes Jahr oder vielleicht sogar länger, den Text immer wieder umgeschrieben und wir haben ihn immer wieder neu aufgenommen. Am Ende wussten wir alle nicht mehr, ob das jetzt gut oder nicht gut ist. Kurz vor dem finalen Mix, als ich die verschiedenen Gesänge hatte, und einen nach dem anderen ausprobiert habe, war ich am Ende so unglücklich, dass ich sie angerufen und gesagt habe, "Du, die erste Version ist die beste. Wir nehmen die ursprüngliche Version, denn alles andere ist Stückwerk. Das ist nicht rund und hat keinen Fluss." Und so ist es dann auch gekommen, denn Anna und die anderen haben das genauso gefühlt. Manchmal liegt das Ziel nahe, aber man muss einen weiten Weg gehen, um dies zu erkennen.

Es ist ja sicher auch nicht ganz einfach, wenn man selbst so tief im Thema drin steckt... Dann fehlt einem der klare Blick, den man vielleicht hätte, wenn man von außen drauf schauen würde.
Da ist was dran und auch nicht (lacht). Der Blick von außen ist manchmal auch nicht nur gut. Frag mal zehn Leute und wenn's unglücklich läuft, hast Du zehn Meinungen. Insofern ist es mitunter auch gar nicht so gut, zu viel von außen zu haben. Oft ist es eben auch gut, seinem Instinkt zu folgen und das zu machen, wovon man glaubt, es ist das richtige. In dem Fall war es so, dass wir zuviel auf die Stimmen von außen gehört haben. Wir hatten viele verschiedene Meinungen und waren 'ne Zeit lang verunsichert.

017 20130715 1450416308Die Platte ist ja wieder gut in die Charts gekommen. Platz 2 hat sie erreicht. Habt Ihr einen aktuellen Zwischenstand? Ist Gold oder Platin schon in Sichtweite?
Ich hoffe, dass wir in diesem Jahr noch Gold für das Album bekommen. Ich habe aber keine Ahnung, was die aktuellen Zahlen betrifft. Ich war nach der Tour echt urlaubsreif und habe mich darum nicht mehr gekümmert. Aber was ich gehört habe, klang alles sehr gut. Trotzdem muss ich sagen, wir machen das nicht wegen irgendwelcher Chartpositionen oder Gold-Verleihungen, sondern weil wir es lieben. Unser Album "Paradies" war weit entfernt von derartigen Verkaufszahlen und ist für mich nach wie vor eins der schönsten Alben von SILLY. Aber natürlich sind wir sehr froh, wenn sich ein Album gut verkauft.

Ihr habt für "Deine Stärken" an der See einen Videoclip gedreht. Das war ein ziemlicher Aufwand und das Ergebnis ist richtig gut. Nun hat Deutschland ja so gut wie kein TV-Format mehr, bei dem es Videos zu sehen gibt. Lohnt sich dieser Aufwand denn noch und wo werden Eure Clips eingesetzt?
Was heißt "lohnt sich das"? Scheinbar braucht man es nach wie vor, auch wenn es hauptsächlich nur noch im Internet stattfindet. Man darf nicht übersehen, dass das Internet ja auch eine immer größere Bedeutung bekommt. Man braucht visuelle Bilder, um Sachen letztendlich zu verbreiten. Ein gutes Beispiel sind die sozialen Netzwerke wie Facebook. Jemand schreibt da einen Satz rein, der eine große Bedeutung hat und postet den ohne Bild. Den lesen hundert Leute. Packst Du ein gutes Foto dazu, lesen das tausende oder noch mehr Leute. Nur mit Text kommt man in einer von Bildern überfluteten Welt nicht allzu weit. Und so ist das in der Musik auch. Man muss zur Musik auch visuelle Inhalte haben, um eine größere Verbreitung zu finden. Und darum geht es bei einer Single-Auskopplung ja auch. Die Clips kann man außerdem auf den verschiedensten Portalen und irgendwann bestimmt auch auf 'ner DVD sehen.

016 20130715 1972439865Wenn man auf das letzte halbe Jahr zurückblickt... Platten-Veröffentlichung, Tour... Habt Ihr das Gefühl, dass Ihr mit "Kopf an Kopf" einen weiteren Schritt nach vorne gemacht habt oder fühlt sich das eher so an, dass man das Level von "Alles Rot" gehalten hat?
Für uns ist es eine Weiterentwicklung. Es ist eine Fortführung und Veränderung zugleich, schon allein deshalb, weil wir auch dadurch, dass Anna Texte gemacht hat, einen Schwenk in eine etwas andere Richtung gemacht haben. Das ist ja auch klar. Anna hat das Bedürfnis, sich auszudrücken und so was lässt sich nicht unterdrücken. Das Album ist so geworden, wie es zu der Zeit nur hätte werden können. Dazu gehört dann eben auch mal Veränderung und darum ist es für uns ein Schritt weiter. "Alles Rot" hat extrem gut vorgelegt. Ob sich das vom Level her toppen lässt, werden wir sehen. Auf jeden Fall arbeiten wir dran.

Wir haben ja eingangs darüber gesprochen: Der Sommer zieht Euch nach draußen auf die Open Air-Bühnen, im Herbst geht der zweite Teil der "Kopf an Kopf"-Tour los. War das von Anfang an so geplant, dass die Tour in zwei Teile zerlegt wird oder habt Ihr aufgrund des Erfolgs bei der Frühjahrs-Tour spontan noch mal nachgelegt?
Das ist schon aufgrund des Erfolges so passiert. Es macht ja auch wenig Sinn, noch Termine anzuhängen, wenn im Frühjahr schon keine Leute kommen würden. Das muss ja auch alles finanziert werden. Wir werden ja nicht von außen finanziell gestützt oder von irgendjemanden gesponsert. Die Konzerte müssen sich allesamt incl. technischem Aufwand finanzieren. Insofern kannst Du sowas nicht von vornherein planen, denn sonst hätten wir auch von Anfang an bekannt gegeben, dass der Tour im Frühjahr noch eine weitere im Herbst folgen wird. Das ist tatsächlich etwas, das sich aufgrund des Erfolges so entwickelt. Wir sind da auch alle sehr froh drüber, denn wie ich vorhin schon sagte, es ist für uns das Größte, live zu spielen. Mir persönlich sind es sogar noch viel zu wenige Konzerte. Ich komme ja aus einer Tradition, wo man im Jahr bis zu 200 Mal live gespielt hat. Das war natürlich ein enormer Verschleiß, weil das definitiv zu viel war.019 20130715 1835588691 Das war auch nicht nur bei SILLY so, sondern das war vorher bei STERN MEISSEN und auch bei Jäcki mit PANKOW so. Das ist etwas, das einen so ein bisschen prägt. Viele, die im Osten Musik gemacht haben, haben eben ganz viel live gespielt, weil man eben nur davon leben konnte. Insofern würde ich auch gerne 20 Konzerte im Jahr mehr spielen. Aber ich bin auch schon mit den jetzigen Verhältnissen glücklich (lacht).

Du könntest Dich ja auch als Solist versuchen, wenn Du noch nicht ausgelastet bist ;-)
Die Idee hatte ich tatsächlich auch schon, aber auch das erfordert den ganzen Menschen. Die Priorität liegt für mich momentan komplett bei SILLY. Das erfordert viel Zeit und viel Kraft. Das andere wäre so ein Ding "nebenbei" und ich weiß nicht, ob ich das schaffe. Ich habe ja auch noch eine Familie. Kinder, um die ich mich ein bisschen kümmern will und muss. Und... (überlegt)... Na ja, mal gucken (lacht). Mehr sag ich dazu jetzt mal nicht. Man soll ja nie "nie" sagen. Vielleicht mache ich ja tatsächlich irgendwann noch ein Soloalbum.

Eigentlich steht für dieses Jahr doch der 35. Bandgeburtstag an. Habt Ihr da was geplant oder fällt das aus?
Den haben wir ganz übersehen (lacht). Im Ernst: Da hat keiner von uns dran gedacht. Das hängt vielleicht mit dem Umstand zusammen, dass keiner von uns von Anfang an dabei war. Darum gibt es so ein Bewusstsein, wie "Unsere Band ist jetzt 35 Jahre alt" bei uns nicht. Das ist gar kein Thema. Es gibt da ja auch so viele verschiedene Etappen. "Silly 1.0" mit Familie Silly, "Silly 2.0" mit der Phase in den 80ern, jetzt "Silly 3.0" mit Anna. Wir hätten im Prinzip alle paar Jahre ein anderes Jubiläum zu feiern. Darum ist das in den Hintergrund gerückt. Uns war es viel wichtiger, das neue Album zu präsentieren, als uns um die Historie zu kümmern. Die 35 Jahre sind schön, gut und wertvoll, aber wie gesagt: Bei der Gründung war keiner von uns dabei. Aber vielleicht passiert ja noch was in diesem Jahr. Mal gucken...

Eine andere Band, in der Du vor SILLY gespielt hast, wird nächstes Jahr 50 Jahre alt. Nämlich die Stern-Combo Meißen. Wirst Du denn beim Stern-Combo-Jubiläum dabei sein?
Mal sehen... Wenn sie mich fragen (lacht). Vielleicht bin ich dann dabei. Es gab ja schon einmal eine Anfrage für ein Jubiläumskonzert der Combo. Das passte aber aus terminlichen Gründen nicht. Da sind wir leider nicht zusammen gekommen. Da muss man sich entscheiden.

Uwe, ich danke Dir für die Zeit und die Antworten auf meine Fragen. Ich wünsche Euch alles Gute und volle Plätze und Hallen bei Euren Konzerten.
Vielen Dank...

Möchtest Du noch ein paar abschließende Worte an die Leser richten?
Kommt zu unseren Konzerten. Wir freuen uns auf Euch! Ihr werdet es nicht bereuen.


Interview: Christian Reder
Bearbeitung: mb, cr
Fotos: Pressematerial (Universal), Redaktion Deutsche Mugge, Uwe Hassbecker privat



 


   
   
© Deutsche Mugge (2007 - 2023)

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.