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Was für ein Jahr für Carolin Niemczyk und Daniel Grunenberg von der Gruppe GLASPERLENSPIEL. Am 29. September 2011 trat das Duo bei Stefan Raabs Bundesvision Song Contest an und landete damit auf Platz 4. Einen Tag später wurde das Debüt-Album "Beweg Dich mit mir" veröffentlicht. Nein, "Beweg Dich mit mir" ist nicht der zweite Teil von "Pop-Gymnastik", sondern ein wirklich tolles Pop- und Singer/Songwriter-Album aus deutschen Landen. Das sah das Publikum wohl ähnlich, denn das Album erreichte immerhin den 11. Platz in den Media Control Album-Charts, ihre Single "Echt" (der Teilnehmer-Song beim Bundesvision Song Contest) kam bis auf Platz 9 der Charts. Es folgten weitere Singles, und dann wurde es allerhöchste Zeit, mit dem eigenen Programm auch auf Tour zu gehen. Einige Live-Auftritte hat die Band ja schon hinter sich und begeisterte dabei das Publikum, z.B. bei "Bochum total" in diesem Sommer oder beim 16. Sachsen-Anhalt-Tag 2012 in Dessau-Roßlau. Ihre Musik katapultierte ein bis vor kurzem noch unbekanntes Duo innerhalb von nur einem Jahr ins Oberhaus deutscher Pop- und Rockmusik. Man könnte fast sagen, "Von Null auf Hundert". Kurz bevor die Tour von GLASPERLENSPIEL in der letzten Woche gestartet ist, hatten wir noch die Möglichkeit mit den beiden Musikern zu sprechen...

 


 

001 20121120 1681573093Die Band GLASPERLENSPIEL ist inzwischen deutschlandweit ein Begriff. Viele Leute kennen Eure Musik und das sicher nicht nur durch den Bundesvision Song Contest, sondern auch aus dem Radio und anderen TV-Sendungen. Bitte stellt Euch den Lesern doch mal selbst vor:

Wer ist Carolin Niemczyk?
Carolin: Ich habe 2010 in Singen am Hohentwiel mein Abitur gemacht. Im Oktober 2010 habe ich meinen ersten Plattenvertrag mit Universal Music unterschrieben und arbeite seither an GLASPERLENSPIEL.

 

Wer ist Daniel Grunenberg?
Daniel: Ich bin 23 Jahre alt und habe 2007 meine Fachhochschulreife gemacht, danach eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann. 2009 fing ich an, Informatik an der FH Konstanz zu studieren. 2010 kam dann der Plattenvertrag mit Universal Music dazwischen. :-)

 

Für die Leser, die GLASPERLENSPIEL noch nicht kennen sollten: Wie würdet Ihr Eure Musik selbst beschreiben? Was unterscheidet Euch von anderen Bands dieses Genres?
Daniel: Wir machen deutsche Popmusik mit elektro. Was uns unterscheidet ist bestimmt unter anderem unsere Bandkonstellation. Wir sind ein Duo und singen beide. Außerdem haben wir ein selbstgebautes Instrument, das auf unserer Platte zu hören und bei unseren Konzerten zu sehen und zu hören ist.

 

Was sind die Themen in Euren Songs, könnt Ihr 002 20121120 1842096370dazu vielleicht auch noch ein paar Worte sagen?
Carolin: Bei uns ist vieles autobiographisch. Wir möchten, dass die Menschen sich mit unserer Musik und den Texten identifizieren können und dadurch Mut schöpfen. Wir wollen ihnen Freude geben, aber auch einen kleinen Anstoß zum Nachdenken, wenn sie das möchten. Denn wir schreiben über Werte und zwischenmenschliche Beziehungen, die jeden betreffen.

 


Im September 2011, also vor etwas über einem Jahr, ist Euer Debüt-Album "Beweg dich mit mir" erschienen. Wie zufrieden seid Ihr mit dem Abschneiden des Albums?
Carolin: Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Wir hatten auch nie damit gerechnet, dass unser Album jetzt so kurz vor Gold steht. Wir waren ja völlig unbekannt und haben so nach und nach gemerkt, wie wir immer mehr Menschen mit unserer Musik erreichen. Das ist wirklich sehr schön.

 

Mit "Echt", "Ich bin ich" und "Freundschaft" habt Ihr aus dem Album erfolgreich drei Singles ausgekoppelt. Habt Ihr selbst entschieden, welche Songs als Single veröffentlicht werden, oder entscheidet sowas die Plattenfirma?
Carolin: Wir müssen sagen, dass wir mit unserer Plattenfirma ein super Team zusammen haben. Wir sprechen alles zusammen ab und Differenzen werden ausdiskutiert. Unsere Plattenfirma ist auch sehr offen für unsere Vorschläge und Ideen. Wir waren uns glücklicherweise sehr einig, als es um die Single-Auskopplungen ging.

 

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Ich habe es eingangs schon erwähnt: Ihr habt Euer Bundesland Baden-Württemberg beim Bundesvision Song Contest 2011 vertreten. Dort seid Ihr mit "Echt" Vierter geworden und habt einige andere Acts auf die Plätze verwiesen. Mal ehrlich: Ist der vierte Platz für Euch ein Erfolg oder ärgert man sich insgeheim, dass es nur der "undankbare" vierte Platz geworden ist und man das Treppchen so knapp verpasst hat?
Daniel: Nein, überhaupt nicht. Mal ehrlich, wir sind als komplett unbekannte Band gegen sehr starke und bekanntere Acts angetreten, und dafür war der vierte Platz grandios. Wir haben ihn auch wirklich gefeiert, als wär es der erste gewesen.

 

Insgesamt waren die letzten 1 1/2 Jahre für Euch sicher sehr aufregend. Wie habt Ihr diese Zeit mit der Album-Veröffentlichung, den Singles und dem Auftritt bei Raabs Song Contest erlebt und in wie weit hat es Euer Leben spürbar verändert?
Daniel: Es war mit Sicherheit die aufregendste Zeit bis jetzt in unserem Leben. Wir sind jetzt sehr viel unterwegs und leben größtenteils aus dem Koffer, was für uns eine große Umstellung war. Man sieht auch die Freunde und Familie sehr selten, aber dennoch macht es uns Spaß und wir sind sehr froh, dass wir das machen können.

 

Nimmt man als Musiker diese Veränderungen bewusst wahr, oder stellt man irgendwann morgens fest, dass man jetzt Teil der deutschen Musikszene ist und einen viele Leute klasse finden?
Daniel: Ich würde nicht sagen, dass wir das bewusst wahrnehmen, dass uns einige Menschen jetzt kennen. Man wird ab und zu auf der Straße angesprochen oder man hört seinen Song im Radio, das ist dann so ein Moment, in dem es einem wieder bewusst wird, aber ansonsten hat sich nicht viel verändert. Wir sind immer noch so, wie wir immer waren.

 

Beschäftigen wir uns jetzt mal mit Euch und Eurer 004 20121120 1407226326Vergangenheit. Ich habe gelesen, dass Ihr als Jugendliche bereits zusammen in einer Kirchen-Pop-Band gespielt habt. Was kann man sich bitte darunter vorstellen? Religiöse Texte verbunden mit zeitgenössischer Musik, oder was habt Ihr dort gemacht?
Carolin: Ja, wir waren da so 12 und 14 und hatten noch ein paar Leute mehr in der Band. Wir sind auf Stadtfesten, in Schulen und eben auch bei Firmungen oder ähnlichem aufgetreten. Wir haben Songs von Xavier Naidoo oder auch anderen deutschen Künstlern gecovert. Für die Kirche waren natürlich auch ein paar religiöse Lieder dabei.

 

Das ist ja heute nicht mehr allzu häufig zu beobachten, dass sich junge Menschen mit Religion auseinandersetzen. Seid Ihr gläubige Menschen?
Carolin: Ich denke, dass es prinzipiell nicht schlecht ist, wenn man etwas hat bzw. an etwas glaubt, das einem Halt gibt. Egal, wie man es oder ihn benennt.

 

Wie ging es dann weiter? Gab es noch andere Bands oder Projekte?
Carolin: Nach unserer ersten Schülerband mit zeitweise 14 Personen auf der Bühne haben wir zwei angefangen, eigene Song zu schreiben und haben uns zu einem Duo entwickelt. Damals noch mit eher ruhigerer Popmusik.

 

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Eure eigene Band, nämlich GLASPERLENSPIEL, habt Ihr dann im Jahre 2010 gegründet, richtig? Wann genau kam die Idee auf, eine eigene Band zu gründen?
Daniel: Für uns ist irgendwann ein Zeitpunkt gekommen, an dem wir gesagt haben, wir müssen jetzt einen kleinen Neuanfang wagen. Unser Musikstil hatte sich nach und nach geändert und wir wollten einen neuen Namen - für unser selbstgebautes Instrument und für uns. Das war alles so Anfang 2010. Es hat sich für uns einfach richtig angefühlt, denn das waren wir und unsere Musik. Carolin und Daniel.

 

Wer hatte die Idee mit dem Bandnamen und gab es vielleicht auch Alternativen?
Carolin: Wir haben in erster Linie einen Namen für unser Instrument gesucht und sind dann über eine Freundin auf den Roman "Das Glasperlenspiel" von Hesse gestoßen. Wir haben den Roman gelesen und haben einige Parallelen zu uns und unserem Instrument entdeckt.

 

Wenn man eine Band gründet, ist es ja meistens üblich, dass diese in klassischer Besetzung, also mit Bass, Gitarre, Schlagzeug und eventuell Keyboards arbeitet. Seid Ihr als Glasperlenspiel schon immer nur zu zweit gewesen oder gab es in der Anfangszeit auch noch andere Musiker?
Daniel: Als Schülerband hatten wir anfangs die klassische Besetzung. Doch wir hörten immer viel Elektro. Musik, die mit Effekten, Samples, Loops und Controllern arbeitet, fanden wir superspannend. Dahin hat sich ja unser Duo entwickelt und irgendwann war klar, dass wir das machen wollen.

 

Das Gefühl, zum ersten Mal live auf einer Bühne 006 20121120 1806338972zu stehen, vergessen Musiker nicht. Wann war es bei Euch das erste Mal überhaupt und wann seid Ihr mit Glasperlenspiel das erste Mal aufgetreten?
Daniel: Unsere ersten großen Konzerte waren gleich auf unserer ersten Support-Tour mit Ich & Ich. Es war unglaublich. So etwas ist immer schwer in Worte zu fassen. Wir standen im Schnitt vor 8.000 bis 12.000 Menschen. Das war der Wahnsinn :-)

 

Könnt Ihr Euch noch an Euren ersten Song erinnern, den Ihr selbst geschrieben habt?
Carolin: Ja, das kann ich. Ich habe meinen ersten Song mit einer Freundin über zwei Jungs geschrieben, die uns in der Schule immer geärgert haben. Da waren wir zehn Jahre alt.

 

Wie entstehen die Lieder bei Euch? Gibt es da eine strikte Aufteilung oder brütet Ihr gemeinsam über Song-Ideen?
Carolin: Das kommt immer ganz auf die Situation an. Manchmal habe ich eine Textidee oder schon ein paar Zeilen oder Daniel hat eine musikalische Idee oder einen Beat. Dann setzten wir uns zusammen und arbeiten unsere Entwürfe aus. Das ist wirklich eine sehr gute Synergie.

 

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Woher kommen die Ideen? Sind das Beobachtungen aus dem eigenen Leben, die Ihr in Songs verarbeitet?
Carolin: Wir nennen unser Album auch gerne "Ein Tagebuch zum Tanzen". Das sind einfach Dinge, die wir erleben und die uns wichtig sind. Werte, Authentzität, Freundschaft. Das begleitet uns. Uns ist auf jeden Fall wichtig, dass in jedem Song ein bisschen Carolin und Daniel steckt.

 

Zwischen Bandgründung 2010 und der Veröffentlichung Eurer ersten CD verging gerade mal etwas über ein Jahr. Das ist ja schon recht rasant. In wie weit hat Euch die Plattenfirma in Eure Musik reingeredet? Konntet Ihr Eure eigenen Ideen so umsetzen, wie Ihr wolltet oder gab es da "hilfreiche Tipps" seitens der Plattenfirma?
Daniel: Wir müssen sagen, dass wir bei Universal ein super Team zusammen haben, die verstehen, was wir wollen und was wir sind. Das macht das Arbeiten natürlich sehr angenehm und schnell. Es ist uns sehr wichtig, unsere Ideen umzusetzen und deshalb freut es uns, dass wir das immer sehr konstruktiv mit unserem Label diskutieren können.

 

Am Donnerstag, dem 1. November, startet Eure "Beweg dich mit mir"-Tour in Kassel. Die erste eigene, große Tour! Schon aufgeregt?
Daniel: Ein bisschen :-) Wir freuen uns riesig und es wird die eine oder andere Kostprobe aus dem neuen Album geben.

 

Was erwartet den Konzertbesucher, der sich für 009 20121120 2034790388Eure Show ein Ticket kauft? Was habt Ihr für die Live-Umsetzung Eurer Lieder vorbereitet?
Carolin: Auf jeden Fall Spiel, Spaß und Spannung! Wir haben natürlich auch unser selbst gebautes Instrument, unser "Glasperlenspiel", dabei und haben uns ein paar - Choreographie wäre zu viel gesagt - synchrone Bewegungen ausgedacht, die die Texte unterstützen sollen. Ich würde sagen, auf jeden Fall vorbeischauen und Spaß haben.


Werdet Ihr live von einer Band begleitet und wenn ja, wie sieht die Besetzung aus?
Daniel: Live haben wir unseren Drummer Bene dabei. Ansonsten sind es Carolin (Gesang, Drums, Performance) und ich an den Keyboards, Controllern und Samples.

 

Wird es live auch Songs geben, die die Fans bisher vielleicht noch nicht kennen?
Carolin: Ja, es wird eine kleine Kostprobe aus unserem neuen Album geben, das wir gerade in London aufnehmen. Man darf gespannt sein :-)

 

Ich habe insgesamt 14 Termine entdeckt, zu denen Ihr quer durch Deutschland auftreten werdet. In Österreich und der Schweiz seid Ihr auch in den Charts gewesen. Warum gibt es dort kein Konzert?
Carolin: Wir waren bei unserer letzten kleinen Tour in Wien und bei unserer aktuellen Tour ist auch ein Termin in Zürich dabei. Auf den freuen wir uns besonders, weil es tatsächlich unser erstes Konzert in der Schweiz ist.

 

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Wo seht Ihr Euch in - sagen wir mal - fünf Jahren? Habt Ihr längerfristige Pläne oder schaut Ihr erst mal, was die nahe Zukunft bringen wird?
Daniel: Ich würde sagen, wenn das die nächsten fünf Jahre noch so weiter geht, wäre es perfekt :-) Wir lieben es einfach, auf der Bühne zu stehen.

 

Es wäre Euch nicht zu wünschen, aber sollte die Sache mit Glasperlenspiel nur ein "kurzer Moment" des Erfolgs sein: Habt Ihr einen Plan B in der Schublade?
Daniel: Wir sind Menschen, die sich über so etwas erst Gedanken machen, wenn es so weit ist. Generell bring es niemandem was, sich verrückt zu machen. Wir sind jung und haben Spaß :-) Wir genießen jede Minute unseres Lebens

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Ich danke Euch für das Interview. Möchtet Ihr abschließend noch ein paar Worte an unsere Leser richten?
Carolin: Schaut auf jeden Fall einmal auf unserer Website www.glasperlenspiel.com vorbei. Dort findet Ihr alle Infos rund um das neue Album. Man darf gespannt sein :-)

 

Vielen Dank: Wir möchten uns ganz herzlich bei Rolf Haskamp von "haro-fotografie" (www.haro-fotografie.com) bedanken, der uns freundlicherweise schnell und unbürokratisch mit Bildern ausgeholfen hat.

 

Interview: Christian Reder
Bearbeitung: mb, cr
Fotos: Universal, Rolf Haskamp
 
 

   
   
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