Dietmar unterwegs bei...
"Roman Raschke"
Musikkabarett aus Naunhof - Stand 2008
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Aber der Reihe nach. Wie erwähnt, war Dietmar persönlich zur Uraufführung des Programms in der Bandvariante eingeladen. Aus verschiedenen Gründen mussten wir im "Mugge-Team" die Einladung personell anders wahrnehmen. Dennoch ist Dietmars Idee, Veranstaltungen von weniger bekannten Künstlern zu besuchen und darüber zu berichten, eine sehr spannende Geschichte, die so hoffe ich, für viele spannende wie stimmungsvolle Berichte zu jungen, interessanten Musikern sorgen wird. Und Raschke, Huth und Fischer sind ein solcher bunter Farbtupfer. Das darf man mit Fug und Recht behaupten.
Der Einladung waren etwa 50 Personen, Veranstalter, Medienvertreter, Freunde und Verwandte, sowie ich, Fred Heiduk, als Vertretung für Dietmar Meixner und "Deutsche-Mugge", gefolgt. Und diesen Leuten wurde letztlich ein fulminantes Programm geboten. Dass ein in gewisser Weise gestandener Bühnenprofi wie Roman Raschke, der das Programm solo ja schon einige Male aufgeführt und auf CD gebracht hat, so aufgeregt sein kann, wie er es vor den ersten Tönen war, machte die Veranstaltung zusätzlich authentisch und gab dem Ganzen ein geradezu privates Ambiente. Der Eindruck wurde vom gelungenen Rahmen der von der persönlichen Begrüßung über die unaufdringliche, im Hintergrund laufende, deutschsprachige Swingmusik, bis zu den ungezwungenen Gesprächen im Vorfeld der Aufführung reichte, und einem passenden Raum, einem kleinen, gläsernen Saal, stimmungsvoll unterstrichen. Pünktlich um 20:00 Uhr wurden die jungen Künstler von Wolf Rüdiger Raschke auf die Bühne gebeten. Er klärte auch das Namensrätsel für all die auf, die es bis dahin noch nicht wussten. Roman ist ein Neffe und, wie viele der Raschkes, künstlerisch vorbelastet. Ob es daran liegt, dass er souverän die Tasten eines Keyboards bedient? Matthias Huth ist Reinard "Oscheks" Sohn. Er schlägt und zupft im Trio recht gekonnt den Bass. Zu Beiden gesellt sich der Schlagzeuger Ben Fischer. Ein überaus versierter Mann, dem man gelegentlich anmerkte, dass es noch lauter gegangen wäre... Er beherrscht aber durchaus das leise Schlagzeug. Denn das war an diesem Abend gefragt, da es der aufgebauten Anlage aufgrund der Raumakustik nicht immer bedurft hätte. Der Raum wurde rundum gut ausgeschallt. So kam jeder Ton jedes Instruments und natürlich auch jedes Wort klar und deutlich bei den Zuhöreren an.
Los ging es mit einem poppigen Intro, bei dem ich mich fragte, welche Melodie hier Grundlage war. Zur Lösung der Frage kam es nicht, denn Romans sprachliche Einleitung und ein völlig gewandelter Musikstil zogen fast von allein die volle Aufmerksamkeit auf sich. Aus dem zu Beginn angeklungenen gefälligen Pop wurde ein pfiffiger Song, der vor allem durch die Art von Romans Gesang, einem Mix aus Sprechgesang und melodischen Teilen, vorgetragen mit einem vollen Baritontimbre Ausstrahlung gewann. Getragen vom als E-Piano dienenden Keyboard Romans und unterlegt mit Schlagzeug und Bass wurde im erste Titel, "Armes Schwein", vorgetragen. Er erzählt, warum es nicht so schlimm ist, dass man nicht alles kaufen kann. Diesen Titel kann man als Ausschnitt im Netz nachhören. Dort ist im Augenblick noch ein Stück der Soloaufnahme zu hören. Und die klingt irgendwie weniger stimmig, als die Triovariante. Ich empfand es so, dass alle Titel durch die neuen Arrangements wesentlich gewonnen haben. Sie sind irgendwie runder, harmonischer geworden, obwohl die Grundmelodien beibehalten wurden. Musikalische Klasse kennzeichnet fortan das weitere Programm. Die Jazzklänge in bester Art und Weise im zweiten Song, dem "Mann bei der Bank", der die Kontoauszüge zum Schlitz rausschiebt, belegten: den 3 jungen Männern auf der Bühne ist musikalisch nichts zu schwer. Und kein Stilmittel wird ausgelassen. In diesem Titel klangen die Keys nicht mehr nach Piano, sondern nach einem guten alten Moog Synthesizer. Im Zusammenspiel der 3 Musiker stimmte einfach alles. Der Auftritt wirkte nicht künstlich perfekt, sondern erfreulich lebendig mit Ecken und Kanten, eben live. Im Nachhinein sagt mir der Schlagzeuger Ben Fischer, er sehe da musikalisch noch Einiges, was besser gemacht werden könne. Man darf gespannt sein, was die 3 verändern werden. Es bleibt zu hoffen, dass sie sich nicht all zu sehr an große Namen des Musikkabaretts, wie MTS, Reinald Grebe oder Helge Schneider und wie sie alle heißen mögen, anlehnen. Das wäre kontraproduktiv. Mich begeisterte gerade, wie musikalisch vielfältig die jungen Herren sind und wie sicher sie von Titel zu Titel zwischen den einzelnen Musikrichtungen hin und herwechseln. Das ganze Programm sprühte vor Spielfreude, ohne dass ein Musiker versuchte herauszuragen. Zumal Romans Gesangspart gelegentlich erkennen lässt, dass er kein ausgebildeter Sänger ist, er aber dennoch über beachtliche stimmliche Fähigkeiten verfügt. Im Gegenteil: Die 3 agierten gleichberechtigt nebeneinander, auch wenn das Keyboard regelmäßig Romans Gesangspart direkt aufnimmt und damit gelegentlich etwas in den Vordergrund tritt. Die handwerkliche Finesse mit der jeder der 3 Jungs zu überzeugen wusste, hat mich im Grunde am meisten beeindruckt. Ob es Läufe auf dem Bass waren, die an eine tief gespielte E Gitarre erinnerten, oder erstaunliche Schlagzeugrhythmen, die einem der letzten Titel eine ganz besondere Wirkung verliehen - die 3 zeigten, dass ihnen musikalisch keine Richtung fremd ist. Zur Steigerung der Wirkung der einzelnen Stücke, ging es selbst innerhalb einzelner Titel schon mal Crossover, vom Reggae zum Blues, vom Pop zum Jazz und immer wieder zu Blueselementen. Alle Titel sind selbst geschrieben und von den Dreien gemeinsam neu arrangiert worden. Sehr erfreulich, das mir kein Titel als Kopie eines bekannten Songs auffiel. Einzig ein grandioser Blues, der "Knöllchenblues", ist so geschrieben, dass er von puren, alten Vorlagen nicht zu unterscheiden ist. Das ist aber nicht Plagiat, das ist sicher angewendetes Musikempfinden. Ein gradliniger 12 - bare - Südstaaten Blues der Extraklasse, bei dem der Rhythmus sicher auf jeden anwesenden im Saal übersprang. Der besagte Titel war nicht der einzige an diesem Abend, der das Publikum zum Mitmachen animierte. Obwohl sich gerade hier das vielleicht einzige Problem des Abends offenbarte. Trotz aller Bemühungen vor allem Romans, das Publikum sofort in das Programm einzubeziehen, blieb es zunächst verhalten. Das lag sicher nicht am Thema, schon gar nicht an den Dreien. Es brauchte einfach etwa 35 Minuten, bis sich das Publikum ins Thema eingehört hatte und sich traute. Da halfen auch die Bemühungen um das Publikum zwischen und in den Titeln zunächst nichts. Möglicherweise wäre hier das Vertrauen auf das wirklich gelungene Programm und die musikalischen Qualitäten besser gewesen. Doch sei das dem Trio rundum nachgesehen, war es doch das erste Mal, das die 3 nach nur wenigen Wochen gemeinsamen Probens auf der Bühne standen. An den Details werden die Jungs sicher noch arbeiten. So vielleicht an den offerierten Mitsingsequenzen, die ich als etwas zu kompliziert empfand. Und ganz sicher wird die Konversation zwischen den Titeln, besonders am Programmbeginn routinierter werden. Allein schon, weil sich die unbegründete Sorge Romans, das Programm könne nicht gut ankommen, endgültig legen wird. Dass es ankommen wird, dafür sorgt neben der geschilderten musikalischen Klasse der Inhalt. Das Thema Geld wird humorig von vielen Seiten beleuchtet, ohne dass der Zuhörer belehrt würde, oder Raschke mit dem erhobenen Finger daher käme. Feinsinnige bis deftige Texte lassen die Zuhörer mal nachdenken, mal, und das nicht selten, schmunzeln oder gar herzhaft lachen. Einige Refrains, wie der des Titels "Onlineüberfall" sind geradezu Ohrwürmer. Dazu trocken und locker hingeworfene Textzeilen, wie die "...mein Konto hat gerade Selbstmord gemacht.." oder "...bei Banken ist vieles Illusion...", die für sich ebenso wenig wirken wie zum Beispiel der Moderationstext "...Das ist doch eine dialektische Verwerfung... Wenn ich brav bin und nicht rauche, wie es der Bundesgesundheitsminister sagt, trage ich zum Haushaltsloch der Bundesrepublik bei, und bin böse...", zeigen Roman Raschke als talentierten Unterhalter, der durch die Zusammenarbeit mit den beiden Musikern ein Programm der Extraklasse auf die Bühne gebracht hat. Und es ist sicher nicht zu viel vermutet wenn man sagt, da steht uns was bevor. Da kommt noch etwas nach... Inhaltlich wie musikalisch ist Potential vorhanden.

Nach der Vorstellung hatte ich die Möglichkeit mit den drei Akteuren über ihren künstlerischen Weg, das Programm und den Abend zu reden. Das Interview mit der gesamten Band entwickelte sich aus einem Gespräch mit Matthias Huth, dem Sohn des Karussell Sängers Reinhardt "Oschek" Huth, zu dem dann Ben und Roman hinzukamen.
Das ist ein gelungenes Programm. Zumindest mir gefällt es. Besonders überrascht und beeindruckt bin ich von Euren musikalischen Fähigkeiten. Die müssen ja, genau wie das Potential solche Texte zu schreiben und sie dann wohlklingend in verschiedener Musik zu verpacken, irgendwoher kommen. Also lass uns mal versuchen, Euch und das Programm etwas näherer vorzustellen. Wie seid Ihr zusammengekommen?
Matthias: Daran hat mein Vater einen Anteil. Er kam eines Tages und erzählte, dass Roman über eine Begleitband nachdenkt. So kamen wir zusammen. Ben kam dann etwas später dazu.
Und warum Bass?
Matthias: Zum einen hab ich vorher schon in einer Band, die gerade einen Bassisten suchte, die Saiten gezupft, und dann wurde hier wieder ein Bass gebraucht, weniger eine Gitarre.
Du spielst also auch noch Gitarre? Geht das überhaupt? Bass und Gitarre?
Matthias: Begonnen habe ich mit einer klassischen Gitarre. Wie gesagt, dann suchte die Band einen Bassisten, und da hab ich das übernommen. Heute spiele ich beide Instrumente, wobei ich derzeit öfter am Bass zu finden bin. Zwischen den beiden Instrumenten gibt es zumindest aus meiner Sicht viele Parallelen. Ich sehe da vor allem ein motorisches Problem. Beim Bass braucht man mehr Kraft, da es schwieriger ist, die dickeren Basssaiten ordentlich abzugreifen. Ansonsten sind Gitarre und Bass gleich gestimmt. Ich spiele beide auch in einer vergleichbaren Art. Vieles kann man einfach so übertragen. Mein Hauptproblem war es jedenfalls, die dicken Saiten zu bändigen.
Welchen Anteil hat eigentlich Dein Vater daran, dass Du selbst Musik machst? Wann hast Du überhaupt damit begonnen?
Matthias: Mein Vater hat einerseits recht großen Anteil daran, dass ich musizierte, genauer daran wie ich das mache. Er hat aber nie gedrängt oder ähnliches. Ich hatte da völlig freie Hand. Daher hat das auch erst spät mit Gitarre und eigener Musik begonnen. Aufgewachsen bin ich allerdings mit viel, viel Musik. Die hatte ich ja so zu sagen täglich um mich. Und als ich dann selbst spielte, hab ich meinen Vater immer wieder nach Tipps und Kniffen gefragt. Er hat mir vieles gezeigt und mit mir oft zusammen gespielt und geübt. Er hat sich gefreut, dass ich Musik mache, aber mich nicht dazu gedrängt.
Ben Fischer kommt hinzu.
Euer Zusammenspiel war für einen ersten öffentlichen Auftritt wirklich gut. Wie viel habt Ihr im Vorfeld miteinander geprobt?
Matthias: Mit Roman habe ich im vergangenen Jahr schon ein paar Mal gespielt. Aber im Trio mit Ben erst seit etwa zwei Monaten.
Ben, wie kommst Du zu den Beiden?
Ben: Ich kenne Roman schon sehr lange. Und in einem Telefonat erzählte er mir, dass er sein Programm beabsichtigt, mit Rhythmusinstrumenten aufzuführen. Was er mir so erzählte hat mich interessiert, und da er einen Schlagzeuger suchte, hab ich ihm angeboten mitzumachen. Schon war ich dabei.
Habt ihr noch andere musikalische Projekte?
Matthias: Ich ja. Ich spiele von Zeit zu Zeit noch in der besagten Band. Das aber unkontinuierlich, da die Bandmitglieder mittlerweile über ganz Deutschland verstreut leben. Gemeinsam finden wir nur sehr unregelmäßig zusammen. Dann hab ich da noch ein kleines Soloprojekt. Allerdings ohne Bass, wo ich allein mit Beatles-Songs und Oldies unterwegs bin. Und von Zeit zu Zeit ergeben sich Sachen aus Spaß an der Freud. So Jam-Session- mäßig.
Was machst Du, wenn Du nicht Musik machst?
Matthias: Ich habe Kunstgeschichte studiert und schreibe freiberuflich Artikel für Zeitschriften und ähnliches. Dann hab ich noch einen Halbtagsjob, der mir finanziell ein bisschen den Rücken frei hält. Ich bin "Mädchen für alles" in einem Kindergarten.
Und Ben - Du spielst doch auch nicht nur sonntags zu Hause auf den Kochtöpfen Schlagzeug?!
Ben: Neee. Ich mache das schon beruflich. Ich habe hier an der Musikhochschule Felix Mendelsohn Bartholdy so richtig Schlagzeug studiert und spiele jetzt an der musikalischen Komödie im Orchester. Musicals, Operetten und solche Sachen. Alles was Krach macht. Für mich ist die Sache mit den Jungs so etwas wie Ausgleichssport. Es macht mir richtig Spaß. Die Sache hier und das Theater, mehr geht allerdings zeitlich auch nicht.
Wie seht ihr die musikalischen Rollen in der Band?
Ben: Wir sind da in gewisser Weise gleichberechtigt. Die Musik ist ein Teil des gesamten Programms und soll die Texte unterstreichen, aber auch an sich Spaß machen. Und da hat jedes Instrument seinen Teil.
Wie habt ihr selbst das Programm empfunden?
Ben: Vieles war schon ganz gut. Aber es gab Einiges, was man noch anders oder besser machen kann. Dann mussten wir uns wegen des Raums doll zurück nehmen damit, man Romans Stimme noch gut versteht. Die Akustik ist so, dass es eigentlich keine Anlage gebraucht hätte.
Wie entstanden die Stücke?
Matthias: Die haben wir gemeinsam aus den vorhandenen Sachen entwickelt. Wir haben die Arrangements neu gemacht, dass sie für Tasten, Bass und Schlagzeug spielbar wurden. In der Regel kam Roman mit einer Idee und wir haben daran so lange gebastelt, bis es uns gefallen hat.
Roman Raschke kommt hinzu...
Viele anderen Musikkabarettisten begrenzen sind recht stark auf ein, zwei Musikrichtungen in ihren Programmen. Ihr nicht. Da findet man eine große Vielfalt. Ist das so gewollt oder eine Zeitfrage?
Roman: Eigentlich soll das so bleiben. Wir möchten ein wirklich kurzweiliges, abwechslungsreiches Programm anbieten. Dazu gehört auch die stilistische Vielfalt. Und dann hat ja jeder so seine musikalischen Vorlieben, die wir hier auch einbringen wollten. Deshalb haben wir auch einige Titel ganz neu angelegt. Jetzt ist im Programm alles beieinander. Vom Pop über rockige Teile bis zum Blues, Reggae und Jazz. Das macht das Programm zusätzlich interessant.
Ich habe unlängst MTS und Rainald Grebe gesehen. Ich kenne einiges von Helge Schneider. Das ist alles nicht mit Eurem Programm vergleichbar. Gibt es Vorbilder für das Programm? Vielleicht Clemens Wachenschwanz, Kabarett am Klavier?
Roman: Nein. Nicht im eigentlichen Sinn. Allgemein gutgemachte Unterhaltung an sich hat mich zu dem Programm angeregt. Die Themen sind lauter Sachen aus dem Alltag. Dazu meine ganz frühe Berührung mit Musik, speziell dem Klavier. Aber das ich damit jemanden direkt nachmachen wollte, so ist das nicht. Und ich kenne auch kein Programm, das so wie unseres jetzt aufgebaut ist. Texte zu Musik haben viele. Einige singen besser, andere haben tiefgründigere oder bissigere Texte. Wieder andere erkennt man an ihrem Musikstil. Wir haben alles miteinander verbunden und wollen das so auch weiter beibehalten.
Habt ihr eigentlich andere Stücke als Vorlagen verarbeitet?
Ben: Nein zumindest nicht bewusst. Wir haben zum einen auf Romans alten Sachen aufgebaut und dann eben Neues geschrieben. Sachen die uns gefielen. Sicher bedient man sich dabei scheinbar auch mehr oder weniger bekannter Phrasen und Themen. Zum einen weil man sie irgendwie im Kopf hat, und zum anderen weil man aus den 8 Tönen eben gelegentlich ähnlich klingende Melodien macht.
Woher kommt die Thematik des Programms?
Roman: Das Thema Geld und Finanzen verfolgt jeden ja stets und ständig. Mal bewusst und direkt, mal indirekt. Aber davon ganz weg kommt man nicht. Da Geld heute so wichtig für Viele und Vieles ist, reizt es besonders, sich mit diesem ernsten Thema humoristisch auseinander zu setzen. Wir wollen durchaus sagen, dass ohne Geld so manches nur schwer oder gar nicht geht, Geld allein jedoch nicht der Nabel der Welt ist. Auch wenn es dafür heute oft gehalten wird. Die Initialzündung gab es übrigens wirklich als ich vor einem Kontoauszugsdrucker stand und mich fragte, warum der nicht funktioniert. Daraus wurde der erste Titel "Der Mann bei der Bank". Das war 1999. Den hatte ich vor dem Apparat plötzlich im Kopf und hab ihn zu Hause nur noch aufgeschrieben. Nach und nach kamen die anderen Titel dann dazu. Irgendwann hab ich ein kurzes Programm solo zu einer Silvesterparty aufgeführt und bekam sehr gute Reaktionen. Zum Teil sangen die Leute Refrains nach dem Auftritt. Es ging soweit, dass mich Partygäste weit später als "Mann von der Bank" ansprachen. Das Thema aus meiner humorig-schrägen Betrachtungsweise hatte sie wohl nachhaltig angesprochen. Daher hab ich mich entschieden das Ganze zu einem großen Programm weiterzuentwickeln.
Wie entstehen solche komplexen Titel?
Roman: Meist beginnt alles mit einem Textfragment, das mir einfällt, oder das ich irgendwo aufschnappe. Das schreib ich mir auf und bearbeite es weiter, bis ein ganzer Titel daraus geworden ist. Die Melodien erarbeite ich meist nachdem ich einen Titel textlich vorliegen habe. Mitunter reichen für eine Melodie schon die Refrainzeilen. Mir ist wichtig, dass durch die Musik der Text unterstützt und transportiert wird. Und irgendwie hat man ein Empfinden, welche Melodien und Rhythmen zu welchen Worten passen. Mein Anspruch ist es dabei schon nicht "reim dich oder ich fress dich" zu texten und musikalisch möglichst wenig Trallala drum herum zu schreiben.
Wo sind die größten Unterschiede zwischen dem Soloprogramm und der Triobestezung?
Roman: Bei der Solovariante, von der es auch eine CD gibt, klingt vieles etwas synthetisch. Die Triobesetzung hat ganz neue Möglichkeiten eröffnet und so haben einige Titel neue Strukturen bekommen, sind zum Blues, Jazz oder Rock geworden. Die Inhalte sind im Wesentlichen unverändert geblieben. Ich glaube wir sind vielfältiger geworden. Die Publikumsreaktionen sollen uns erhalten bleiben, wobei es schon etwas anders ist, ob man als Solist mit dem Publikum kommuniziert und agiert, oder dabei die Band einbeziehen muss. Die Jungs sind ja voll integriert in das Programm und nicht nur Begleitmusiker. Ich stelle mir vor, das aus dem Wechselspiel zwischen uns eine neue Ebene der Kommunikation mit dem Publikum geschaffen wird. Eine 3. Ebene sozusagen, die den Programminhalt transportiert. Die Texte und die direkte Publikumsarbeit, die Musik und eben unsere Geschichten unter einander.
Wie geht es mit dem Programm weiter? Was ist geplant?
Roman: Das lassen wir auf uns zukommen. Natürlich wollen wir auf die Bühne und arbeiten weiter am Programm. Da gibt es auch eine Reihe Ideen, die wir von Fall zu Fall umsetzen werden. Ich werde mich auch ein wenig um organisatorische Dinge kümmern. Interesse am Programm wurde vielfach geäußert. Nun hoffen wir auf Buchungen und werden dafür auf die Interessenten zugehen. Mittelfristig wollen wir das gesamte Programm auch als neue CD aufzeichnen.
Eine Frage blieb noch offen: Du spielst ein wirklich tolles Keyboard. Mal als Piano, mal als Synthesizer. Wo hast Du das gelernt?
Roman: Ich bin familiär vorbelastet. Das beginnt schon in meiner Kindheit. Ich bin ein "Leipziger Produkt". Aufgewachsen in Leipzig-Leutzsch, in dem Haus mit der legendären Kellerbar, zu der die Kellertreppe immer noch gesäumt von alten Renft-, Fusion- und Karussell-Plakaten hinunter führt und in der manche Idee zu späteren Karussell-Songs entstanden ist, da sie auch als Probenraum diente. Proberaum ist der Raum heute sogar immer noch... für die beiden Jungs und mich. Die Musiker damals, nicht nur mein Onkel, beeinflussten mich durchaus. Ebenso wie meine Großeltern, die meine musischen Fähigkeiten förderten. Mit dem 6. Lebensjahr begannen die "Klavierstunden" bei meiner Oma, die als Musikpädagogin natürlich stets auch den familiären Nachwuchs unter ihre Fittiche nahm. Bei mir war es eher für den Hausgebrauch, aber mit Herzblut. Einen künstlerischen Berufsweg konnte ich mir nicht vorstellen. Auch von meiner Mutter, die über 20 Jahre Schauspielerin an den Leipziger Bühnen war, lernte ich viel, insbesondere wohl auch eher unbewusst eine gewisse Bühnenpräsenz. Irgendwann kamen dann eigene Texte dazu und so landete ich mit dem Keyboard auf der Bühne.
Dann danke ich für das Interview und wünsche dem Programm: Toi, toi, toi.
Fotos: Roman Raschke, Casus Campari