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Ein Beitrag von Christian Reder (18.03.2019) | Fotos: Bert Kubik



So 'nen richtigen Opa mit weißem Bart und gemütlichem Hobby im Bereich Botanik oder Philatelie haben die Mädchen Annabell und Amelie nicht. Während andere Opas, die die 70 schon lange überschritten haben, nach vollbrachtem Arbeitsleben im heimischen Abklingbecken via TV-Gerät von Horst Lichter zu Trödelprofis geschult werden oder im Keller zum Vogelhäuschen basteln verschwinden, stöpselt Opa Dieter die Stromgitarre ein und probt für die nächste Tournee mit seiner Rockband!001 20190318 1929644623 Seit 1984 und dem Album "Das Buch" hatte er es ja schon angekündigt, dass es keine Ente sei und er bis zur Rockerrente durchziehen würde. Das Renteneintrittsalter wurde damals aber nicht genannt, und so spielt Maschine, wie er mit Spitznamen heißt, immer noch. Lederjacke statt Strick-Pullunder - die totale Aktion statt Krankengymnastik. Heute wird Dieter "Maschine" Birr 75 Jahre alt und das Verlangen, es ruhiger angehen zu lassen oder gar aufzuhören, macht sich noch nicht einmal ansatzweise bei ihm bemerkbar!

Was können die beiden Mädchen ihren Freundinnen alles erzählen, wenn sie über ihren Opa Dieter reden?! Der Opa ist seit den 60er Jahren eine feste Größe im Bereich des Deutschrock. Wenn seine Stimme im Radio erklingt, kann man sie sofort erkennen. Genauso wie die von Udo Lindenberg, Herbert Grönemeyer oder Peter Maffay. Es hat eben eine dieser markanten und einzigartigen Stimmen, die seit den 60ern hunderte von Liedern zum Leben erweckt hat. Darunter befinden sich sogar Songs, die man heute wohl als Volkslieder bezeichnen kann. Der Opa hat sie nicht nur gesungen, sondern teilweise auch geschrieben. So ist er eben ein echter noch lebender Rock-Dinosaurier. Noch vor dem eben schon erwähnten Udo Lindenberg hat er mit seiner Band PUHDYS ein Album mit deutschsprachigen Rocksongs gemacht, war auf großen Tourneen im In- und Ausland unterwegs und hat mit zahlreichen Stars aus der Szene auf einer Bühne gestanden. Und überhaupt: Er war Teil der PUHDYS, einer Band, die in Deutschland fast jeder kennt. Einige nannten sie sogar mal die deutschen "Rolling Stones". Doch die PUHDYS gibt es seit drei Jahren nicht mehr und würde es sie heute noch geben, würde man den 50. Geburtstag dieses äußerst erfolgreichen Tanzorchesters gleich mitfeiern können. Aber die einzelnen Köpfe dieser Band gehen heute alle ihre eigenen Wege, so wie der Opa auch, und daran wird sich auch nichts ändern, wie er kürzlich einer großen deutschen Tageszeitung ins Diktiergerät flüsterte. Dass ein Comeback seiner PUHDYS ausgeschlossen ist, schreibt diese Tageszeitung heute an Maschines Ehrentag in großen Lettern, und lässt somit auch die letzten kleinen Hoffnungsschimmer der Fans erlöschen. Annabells und Amelies Opa wird die "50" aber trotzdem feiern - als Gast in einer im Land umherreisenden Talkshow, die u.a. in Ballenstedt, Schwarzenberg und Stendal Station machen wird. Da wird er Anekdoten und spannende Geschichten aus 46 Jahren PUHDYS erzählen. Und als Vertreter dieser nicht mehr existierenden Band wird er im Jahre 2020 auch bei der neuen Rocklegenden-Runde mitwirken.

Speziell bei den Rocklegenden wird man dann wieder erleben können, dass vor Opas Bühne heute mehrere Generationen von Fans und auf der Bühne mehrere Generationen von Musikern stehen. Vermutlich ist es genau das, was ihn so knackig und frisch hält, dass nicht nur seine Musik grenzenlos ist, sondern auch die innere Einstellung.002 20190318 1174806869 So singt der Opa nicht nur mit dem fast genauso alten Mecky aus Ungarn ein Duett, sondern auch mit Enkelin Annabell, die die bisher jüngste "Bühnenpartnerin" ihres Opas war, als sie vor knapp sechs Jahren das Lied "Wirst Du für mich da sein" mit ihm gemeinsam sang. Und der Opa macht gern Experimente und Ausflüge. Mal singt er mit der Rockröhre Julia Neigel im Duett, dann mit der ganz jungen Ela Steinmetz, die selbst seine Enkelin sein könnte, und wieder ein anderes Mal mit Wolfgang Niedecken von BAP oder Kerstin Ott. Berührungsängste zu Künstlern aus anderen Genres gibt es dabei keine. Maschine ist einer, der die Toleranz auch auf der Bühne lebt und jeden Kollegen - egal wie diese(r) sich künstlerisch ausdrückt - ernst nimmt. Diese Einstellung unterstreicht er eben mit solchen Duetten, die auch mal nicht den Geschmack des einen oder anderen Fans treffen. Das muss es auch nicht, denn Maschine hat immer irgendwas anderes im Gepäck, womit er dann auch die wieder begeistert, die er vorher mit einer Nummer vielleicht nicht erreichen konnte. Aber insgesamt tut er es dann doch, und das gelingt wirklich nicht jedem Musiker.

Groß feiern will er wohl nicht, wie er der Presse verriet. Auch deshalb ist er keiner dieser "typischen" Opas, die an so einem Tage mit gebuchtem Alleinunterhalter in die nächste Gaststätte zum nachmittäglichen Familienkränzchen laden würden. Er ist selbst der Alleinunterhalter, der Rock'n'Roller, bei dem die Enkelinnen heute nicht im weißen Kleidchen gezwungen und steif an der Kaffeetafel hocken müssen. Der Opa ist cool und er verkörpert mit über 70 viel mehr Rock'n'Roll als das andere Opas tun. Sogar mehr als manch ein jüngerer Kollege, der allein vom Alter her "lauter" und "abenteuerlustiger" sein müsste, es musikalisch aber nicht zeigen kann. Herzlichen Glückwunsch auch von uns, "Maschine". Bleib gesund, fit und kreativ.






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