000 20180121 2081634971


000b 20180121 1188482770
Ein Nachruf von Christian Reder. Fotos: Katrin Domschke, Herbert Schulze
 
 
 

Michael Barakowski verließ die Welt viel zu früh und auf eine sehr tragische Art und Weise mit nur 63 Jahren. Er hinterlässt seine Frau Annett und viele traurige Fans, die ihn über viele Jahre begleitet und seine Musik geliebt haben.

Michael Barakowski hatte in seinem Leben als Musiker nur einen einzigen Hit. Das war das Lied "Zeit die nie vergeht", das er mit seiner Gruppe PERL im Jahre 1985 an die Spitze der Wertungssendungen im DDR-Rundfunk und -TV katapultierte. Für viele Menschen endet hier die Geschichte des Musikers Michael Barakowski, denn mehr wussten die Medien über ihn bis zuletzt leider nicht zu berichten.001 20180121 1374292616 Nicht weil er danach die Hände in den Schoß gelegt und nichts mehr gemacht hat ... Den Punkt dort an dieser Stelle im Jahr 1985 zu setzen, wäre also absolut falsch, auch wenn der Musiker danach an den Erfolg des Songs "Zeit die nie vergeht" nie wieder anknüpfen konnte. Aber Michael Barakowski war trotzdem mehr als nur "ein Hit". Nach PERL und eben erwähntem Riesenerfolg war Barakowski bis zur Wende im Jahre 1989 - und auch darüber hinaus - in seinem Beruf aktiv. Er wechselte 1986 zuerst zur Gruppe SMOKINGS ROCKSHOW, aus der etwas später seine eigene Band BARAKOWSKI & FREUNDE wurde. Im Jahre 1987 veröffentlichte er mit "Liebesnacht" nicht nur ein viel beachtetes Duett mit Katrin Lindner, die zu dem Zeitpunkt schon längst von den Bühnen abgetreten war, sondern zudem auch sein Soloalbum "Rampenlicht", das bei AMIGA erschien und gerade im letzten Jahr erstmals auf CD wiederaufgelegt wurde. Anschließend ging Barakowski gemeinsam mit Ralf "Bummi" Bursy auf große Tournee und füllte Säle zu einer Zeit, in der die Musik "Made in GDR" beim Publikum nicht mehr die ganz große Anziehungskraft hatte. Kurzzeitig stieg er in die Hardrock-Formation PRINZIP als neuer Sänger ein und hatte mit der Wende schon einen Plattenvertrag mit der CBS in der Tasche. Damit im Gepäck gründete Barakowski unter dem Namen KENNZEICHEN D eine neue Band. Neben ihm als Frontmann gehörten noch Gitarrist Michael Otter aus seiner vorherigen Kapelle und ein paar Musiker aus der Klaus Lage Band dazu. Im Studio produzierte die Formation das Lied "Wieder zusammen", mit dem sie im Jahre 1990 am Vorausscheid zum Grand Prix de la Chanson (heute Eurovision Song Contest) antraten. Aber die Wende und die veränderten Verhältnisse im Land, was die Kultur betrifft, gingen auch an ihm nicht spurlos vorüber. Trotzdem Barakowski als Sänger von Natur aus mit einer großartigen und sofort wiedererkennbaren Stimme ausgestattet war, hatte er nicht wirklich eine Chance. Die Massen in Deutschland interessieren sich seit eh und je mehr für das, was aus dem Ausland importiert wird als für das, was das eigene Land an großen Stimmen und Talenten hervor bringt. Und diese Erfahrungen musste auch Michael Barakowski machen. An seinen Qualitäten als Sänger und Songschreiber hat es jedenfalls nicht gelegen, dass das große Publikumsinteresse an ihm ausgeblieben war. Dass es so tolle Künstler nicht wirklich schaffen, liegt ein großes Stück auch an unserer Medienlandschaft, denn nicht nur Micha wurde von der Presse kaum noch wahrgenommen. Dort, wo es schon lange nicht mehr um die Kunst, sondern vielmehr um die neuen Frisuren eines Justin Bieber und die Beziehungsprobleme der Kardashians geht, finden Künstler wie er nur noch dann statt, wenn sie gestorben sind. Und dann auch nur, wenn es spektakulär und mit einer tragischen Geschichte verbunden ist. Fehlinformationen zu den Todesursachen inklusive.

Doch seinen Hit von damals kennen noch heute viele Leute und feiern ihn, wo immer sie ihn auch zu hören bekommen. Entweder bei Retro-Partys in Diskotheken oder bis zuletzt bei ausgewählten Veranstaltungen, wenn Micha noch bei der MODERN SOUL BAND, den OSSIS oder 2014 bei Jürgen Karneys BONG-Liveshow in Leipzig auf der Bühne stand und sein Lied live sang. Aber nicht nur bei den Fans blieb er im Gedächtnis, auch seine Kollegen dachten immer wieder an ihn. Zum 50-jährigen Jubiläum der MODERN SOUL BAND in diesem Jahr sollte Barakowski ein neues Lied einsingen, das auch auf der Jubiläums-CD erscheinen sollte. Doch leider machte ihm das Schicksal einen Strich durch die Rechnung.

Michael Barakowski erlitt vor einiger Zeit einen Unfall in seinem Zuhause. Er brach sich dabei das Becken und musste deshalb operiert werden. Danach kam es zu einer tragischen Entwicklung, von der man immer wieder denkt, dass sie eigentlich weit weg ist. Michael handelte sich während (oder nach) der Operation einen dieser oft durch die Medien geisternden "multiresistenten Keime" ein. Er kämpfte wohl noch tapfer dagegen an, wurde von den Ärzten in ein künstliches Koma versetzt, aber am Freitag verlor er diesen Kampf letztlich. Sein Körper war zu schwach, um gegen diese gegen alle gängigen Antibiotika resistenten Keime zu siegen und letztlich passierte das, was bei so einer Infektion sehr oft am Ende passiert: es kam zu einem multiplen Organversagen. Dabei berichteten Freunde und Kollegen von einem gut aufgelegten Michael Barakowski, den sie noch vor diesem Unfall trafen und mit ihm sprachen. Er sei guter Stimmung gewesen und zeigte dies auch nach außen. Grund dafür war sicher auch seine geliebte Ehefrau Annett, die er erst im vergangenen Jahr heiratete und die er jetzt zurück lässt. Vielleicht waren es auch berufliche Zukunftspläne, die er hatte?! Wenn es das gewesen ist, wird man es wohl nicht mehr erfahren, denn die Szene ist jetzt um eine großartige Stimme, einen geschätzten Kollegen und einen guten Freund ärmer. Das einst so prächtige Bild der DDR- und auch der gesamtdeutschen Musikszene nach 1990 hat wieder etwas an Glanz und Farbe verloren. Gute Reise, lieber Michael und grüß bitte die anderen, schon voraus gegangenen Künstler, die uns - wie Du jetzt auch - sehr fehlen. Vergessen sein wirst Du wohl nie, dafür sorgt allein schon Dein großer Hit aus dem Jahre 1985, der heute ein Evergreen und auf dieser Welt Deine ganz persönliche Spur ist, die Du hinterlassen hast.

 


 

Videoclips: