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Ein Beitrag von Christian Reder. Fotos: Pressematerial





Felix Lehrmann wurde am 21. Oktober 1984 in Halberstadt in eine Musikerfamilie hinein geboren. Sein Vater, Michael Lehrmann, spielte in den 80ern bei Katrin Lindner & Band, bei Reform und bei Stern Meißen. Darum kam Felix mit zwei Jahren nach Leipzig, wo sein Vater studierte, und dann nach Berlin, wo die damalige Kapelle von Michael Lehrmann, Stern Meißen, beheimatet war. In der Hauptstadt angekommen entdeckte dann auch der Junior die Musik für sich. Auf die Frage, welches Instrument er denn lernen möchte, antwortete Felix sofort, "Schlagzeug". Schließlich ist das für kleine Jungs auch das spannendste und aufregendste Instrument, wie er selbst sagt. Sein Onkel, der Bruder seiner Mutter, war Drummer in verschiedenen Amateurbands und hatte ein altes Schlagzeug auf dem Dachboden der Oma geparkt. Dieses Instrument wurde dem jungen Felix ins Kinderzimmer gestellt und somit die Weichen für seinen heutigen Beruf gelegt: Profi-Schlagzeuger. Doch bis dahin war es noch ein weiter Weg. Nach den ersten Gehversuchen am Instrument und gemeinsamen Jam-Sessions mit seinem Vater im Kinderzimmer, nahm Felix ab dem Alter von sieben Jahren Unterricht bei Frank Schirmer (Stern Meißen) und später bei Kenny Martin (Defunkt).

Seine Karriere als Studio- und Live-Musiker begann er im Alter von 17 Jahren. Erste Spuren hat Felix auf dem Album "Itchycoo" der gleichnamigen Band aus Schweden hinterlassen. Außerdem trommelte Lehrmann für Jeanette Biedermann, Yvonne Catterfeld, Bell Book & Candle, Thomas Godoj, Eisblume, Jennifer Rush und unzählige aus den Casting Shows "Deutschland sucht den Superstar" und "The Voice" hervorgegangenen Solisten. Für Veronika Fischer spielte Lehrmann auf deren Album "Zeitreise" (2011), ging dann mit der Sängerin und ihrer Band auf Tour und stellte im gleichen Jahr mit "Felix Lehrmann's Rimjob" sein erstes und bisher einziges Solo-Album vor. Ein weiteres soll übrigens in absehbarer Zukunft erscheinen. Nicht unerwähnt darf bleiben, dass Felix seit nunmehr neun Jahren der Studio- und Live-Schlagzeuger von Sarah Connor, der kommerziell erfolgreichsten Sängerin Deutschlands, ist und die zuletzt mit "Muttersprache" ein Nummer-Eins-Album hatte.

Vor fast fünf Jahren, im November 2011, bekam Felix Lehrmann dann eine E-Mail aus Uppsala in Schweden. Die kam von keinem Geringeren als Roine Stolt (u.a. Transatlantic, The Flower Kings), der für seine Band THE FLOWER KINGS nach einer drei Jahre zuvor eingelegten Pause einen neuen Schlagzeuger suchte. 
Es ging ursprünglich nur darum, dass ein Drummer für die Produktion der neuen Platte, die zur Reunion erscheinen sollte, ins Studio kommt und so wurde Felix gefragt, ob er nicht Lust hätte, im Februar 2012 nach Lund in Schweden zu kommen und den Job zu übernehmen. Felix hatte Lust, holte ihn dieses Angebot doch aus dem deutschen Popgeflecht heraus und bot ihm musikalisch und handwerklich eine neue Herausforderung an. Immerhin wird in Schweden bei den FLOWER KINGS amtlich gerockt und dem Prog-Rock gefrönt. "Die haben praktisch die Katze im Sack gekauft", erzählt Felix mit einem Lachen, denn die Band hat ihn zum ersten Mal im Studio getroffen. Aber zwischen den Musikern war auf Anhieb eine gute Chemie vorhanden und man hatte bei der Produktion des Albums "Banks Of Eden" eine Menge Spaß. Aus diesem Spaß und der guten Arbeit resultierte dann auch die Frage, ob Felix nicht fest bei THE FLOWER KINGS einsteigen wolle. Auch das wollte er, und so ging er mit der Band und dem neuen Album direkt auf Welt-Tournee, die ihn unter anderem nach Japan und USA führte. Felix ist bis heute Drummer dieser Schwedischen Band, hat mit "Desolation Rose" (2013) sogar schon ein zweites Album aufgenommen und mit der Formation bis heute knapp 250 Konzerte auf der ganzen Welt gespielt. Erst für Ende 2017 ist geplant, wieder ins Studio zu gehen und an einem neuen Album zu arbeiten. Das liegt daran, dass Gitarrist Stolt nebenbei auch Bass in der Band von Steve Hackett spielt, und mit diesem gerade auf Tournee ist.

Diese Pausen bei THE FLOWER KINGS erlauben es Felix, sich auch noch an anderen Projekten zu beteiligen. Immerhin hat der junge Mann Bock auf Musik und will das ausleben. Im Jahre 2012 beteiligte er sich deshalb auch an der Produktion des Albums "Three Words Later" seines Vaters Michael, und ging mit Dieter Maschine Birr für die Produktion seines Soloalbums "Maschine" (2014) ins Studio. Apropos "Maschine": Felix ist zudem Mitglied in Maschines Liveband, spielte das Record Release Konzert im Jahre 2014 und geht mit den alten Herren (u.a. auch mit Uwe Hassbecker von SILLY) im Januar 2017 auch auf Tour. Dann präsentiert Maschine sein neues Live-Programm, und das wird einen Monat lang in mehreren Städten der Republik aufgeführt.

003 20160802 1605749428Das neuste Projekt, das aus der Zusammenarbeit mit THE FLOWER KINGS und seinem Bandkollegen Roine Stolt entstand, ist ANDERSON/STOLT. Der Name dieses Projekts lässt es schon erahnen, denn hinter dem Namen "Anderson" steckt kein Geringerer als Jon Anderson (ex YES). Der Mann mit der hohen und hellen Stimmlage hat mit Roine Stolt, der ein großer Bewunderer von Andersons Sangeskunst ist, unter Hinzuziehung zahlreicher Musiker ein Album unter höchster Geheimhaltung aufgenommen. Das Album heißt "Invention Of Knowledge" (Die Erfindung des Wissens) und ist seit dem 24. Juni im Handel erhältlich. Die Aufnahmen fanden allerdings schon im März 2015 in einem Studio bei Göteborg statt, und darüber durfte lange Zeit nichts nach außen dringen. Im Studio spielte Felix zusammen mit Pianist Tom Brislin (u.a. YES), Bassist Jonas Reingold (u.a. auch THE FLOWER KINGS) und Gitarrist Roine Stolt seinen Part ein und sie legten damit die Grundlagen für die weiteren Aufnahmen von Gesang, Gitarren und anderen Instrumenten. Dieses Grundskelett der Lieder wurde von den vier Instrumentalisten live im Studio aufgenommen.

Für Felix ist es natürlich eine Ehre mit so großen Musikern zusammen spielen zu können. Und wenn man sich das Album anhört, kann man das auch gut verstehen. Man könnte fast sagen, dass es sich um das bisher unveröffentlichte YES-Album handelt, das nach Andersons Ausstieg bei der Band nicht mehr produziert wurde. Ein Album mit einer Qualität, auf die die YES-Fans seit Jahren vergeblich gewartet haben. Es ist ein Konzeptalbum aus dem Bereich Progressive Rock, das an die frühen Sachen der Gruppe GENESIS, damals noch mit Peter Gabriel, anknüpft. Roine Stolt, zusammen mit Jon Anderson auch Produzent der Platte, ist selbst ein großer Fürsprecher, Vertreter und Anhänger dieser Art von Musik, und darum hat das Album auch diese Färbung bekommen. Es weist besonders ruhige und im Kontrast dazu auch mitreißende und intensive Momente auf, in denen Jon Anderson seine Allzweckwaffe auspackt und den Hörer mit seiner Stimme in ein Hochgefühl versetzt. Es ist eben typisch YES was man hört, wenn Anderson singt, und darum verfällt man auch das ein oder andere Mal in Erinnerungen an die gute alte Zeit, als er noch bei der britischen Rockband den Posten am Mikro inne hatte. Was man auf "Invention Of Knowledge" zu hören bekommt, ist kein "Hau-drauf-Prog" sondern Rock mit symphonischen bzw. orchestralen Anklängen ("Invention"), verspielten ("Know..."), schwelgerischen und mit Nachdruck ans Ohr gelegten Arrangements ("Everybody Heals"). Ja, auch eine Prise Jazz ist zu hören. Trotzdem man sich - wie erwähnt - älterer Stilmittel und Sounds bedient hat, klingen die Lieder nicht altbacken oder antiquiert, was auch den zeitgemäßen Keyboard-Sounds zu verdanken ist, 
die durch ihren geschickten Einsatz fette Ausrufezeichen setzen. Stolt hat ein Faible für Konzeptalben und greift auch auf "Invention Of Knowledge" musikalische Themen auf, die immer wieder, teils in entlehnter Weise, in anderen Songs auftauchen. Für Felix, der diese Zeit der großen Prog-Rock-Produktionen in den 70ern aus Gründen der späten Geburt nicht miterleben konnte, waren die Aufnahmen zum Album eine Zeitreise der besonderen Art. Er hat sie einfach genossen und irre viel Spaß dabei gehabt. Das hört man dem Album auch an, dass wohl jeder einzelne der Beteiligten mit Lust und Spielfreude im Studio sein Bestes gegeben hat. Ein Erwerb dieser ausführlich hier besprochenen CD/Schallplatte sei an dieser Stelle wärmstens empfohlen.

Für Felix Lehrmann ist der Ausflug nach Schweden zum Projekt Anderson/Stolt ein Geschenk. Es bietet ihm Gelegenheiten, neue Einflüsse und Erfahrungen zu sammeln, die die bisher erworbenen Kenntnisse und Erfahrungen komplettieren. Er ist sowieso schon ein ausgezeichneter Schlagzeuger, wovon man sich u.a. auch beim Hören seines eben schon erwähnten Solo-Albums überzeugen kann. Das liegt wohl in der Familie, denn auch der Vater lässt keine Zweifel aufkommen, dass er ein großer Künstler auf seinem Instrument ist. Man darf gespannt sein, wohin die Reise des Felix M. Lehrmann gehen wird. Bis nach Schweden hat ihn der Weg schon geführt, aber die Welt - gerade die Musikwelt - ist groß. Wir bleiben dran ...



Bitte beachtet auch:
• Off. Homepage von Felix Lehrmann: www.felixlehrmann.com
• Off. Facebook-Auftritt von Anderson/Stolt: HIER entlang




Videoclips:

TAMA 40th Anniversary Drum Festival - Felix Lehrmann (2014):



Anderson/Stolt: "Knowing"





   
   
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