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Ein Beitrag von Christian Reder (13. Dezember 2013) | Foros: Redaktion



Was wäre wohl aus dem kleinen Jungen aus Ronneburg im thüringischen Landkreis Greiz geworden, hätte er im Alter von acht Jahren nicht so vehement darauf gedrängt, endlich das Spielen auf dem Akkordeon lernen zu dürfen? Angezündet vom Herrn Papa, der in einem Schalmei-Orchester spielte, wollte es der Stöpsel seinem Vater gleich tun und auch Musik machen. Doch zurück zur eingangs gestellten Frage. Was wäre gewesen, wenn die Eltern "Nein" gesagt und das Talent des Sohnes nicht gefördert hätten? Vielleicht wäre er Busfahrer geworden, oder Anstreicher. Vielleicht ist mit ihm auch ein guter Arzt oder Rechtsanwalt verloren gegangen. Nein, der junge Thomas Kurzhals wusste schon sehr früh, dass nur der Beruf des Musikers was für ihn ist. Von diesem Weg ließ er sich auch überhaupt nicht abbringen, auch wenn Leute im Umfeld meinten, Musiker sei kein richtiger Beruf, er solle doch lieber was "Richtiges" lernen. Und das tat Thomas dann auch, denn um ein "richtiger" Musiker zu werden, muss man hart arbeiten. Und zum Glück förderten die Eltern ihren Sprössling in seinem Vorhaben. Thomas bekam seinen Akkordeon-Unterricht. Fast drei Jahre lang. Vom Akkordeon wechselte er mit 11 Jahren zum Klavier. Aber die Theorie allein und auch das Spielen für den Wohnzimmerschrank ist ja auch nicht die Erfüllung. Darum zog es ihn raus auf die "Bühne". Mit dem bis dahin gesammelten Können an den Tasten, begann der "Kurze" mit 12 Jahren damit, sein Taschengeld mit Musik aufzubessern. Zusammen mit Emil, der vom Alter her sein Opa hätte sein können, und der mit dem Schlagzeug gut umgehen konnte, bildete er ein Duo und spielte mit ihm zusammen bei Vereinsfesten. Also nix mit Beatband und Rock'n Roll! Tanzmusik für die ältere Generation spielte seine erste "Band".

e 20131213 1045535747Irgendwann fand sich der junge Mann dann auf der Musikschule in Dresden wieder. Das war 1970, als er dort sein Studium begann. Auch während der Studienzeit ging's immer wieder auf die Piste. Instrumente aufgebaut und losgespielt. Eine Band reichte Thomas nicht, er spielte gleich in zweien und verdiente damit ein paar Kröten zu seinem Stipendium dazu. Eine dieser Bands war die EXITAS COMBO aus Freiberg. 
Es sprach sich herum, dass diese Band einen tollen Organisten hatte, und so hörte auch der Chef einer großen Band aus Sachsen davon. Martin Schreier war das, der den "Kurzen" kurzerhand in seine Kapelle, die Stern-Combo Meißen, holte. Und damit hatte Schreier einen wahren Glücksgriff getan. Es dauerte eine Weile, Thomas beendete sein Studium (natürlich mit Abschluss), lebte sich bei der Profiband SCM gut ein und es dauerte nicht lange, da begann er eigene Lieder zu schreiben und Adaptionen von klassischen Werken zu arrangieren. Die 70er waren für die Stern-Combo Meißen ein sehr erfolgreiches Jahrzehnt, und daran hatte Thomas Kurzhals einen großen Anteil. Von ihm stammen so große Werke wie "Das weiße Gold" oder Songperlen wie z.B. "Was bleibt", "Das Paar", "Der Eine und der Andere" und natürlich der "Stundenschlag". Als sich die Band Anfang der 80er hin zu populärer Musik und weg vom Artrock bewegte, fiel es ihm auch auf dem neuen Gebiet nicht schwer, gute Songs zu schreiben. Zeugnis dieser Phase ist das Stück "Wir sind die Sonne" von 1984. Gleichzeitig war dieses Lied eine Art Abschiedsgeschenk, denn eine noch größere Band wie die Combo war schon längst auf den Tastenmann aufmerksam geworden: KARAT. Hier wurde die Stelle des zweiten Keyboarders frei, da Thomas Natschinski seine Gastrolle bei KARAT aufgegeben hatte. Ed Swillms setzte immer öfter aus, und die Band brauchte einen Musiker, der flexibel in Sachen Musik und Reisen war. Wie groß der Schritt von der Combo zu KARAT war, erfuhr Thomas erst, als er schon eingestiegen war. KARAT war eine sehr erfolgreiche Band, das ganze Umfeld war ein komplett anderes als er es gewohnt war und zu allem Überfluss sollte sein erstes Konzert ausgerechnet im Westen sein. Genauer gesagt in der Nähe von Osnabrück in einem Zirkuszelt. Auch wenn die erste Zeit für Thomas überwältigend und ungewohnt war, er gewöhnte sich schnell an das neue Leben als Tastenmann bei KARAT. Schon ein Jahr später erschienen die ersten Kurzhals-Kompositionen für KARAT auf Single. "Hab' den Mond mit der Hand berührt" heißt das eine Stück, "Halleluja Welt" das andere. Beide wurden 1985 auf Single veröffentlicht. Die A-Seite "Hab' den Mond mit der Hand berührt" war der Vorbote für das Album "Fünfte Jahreszeit", auf der noch weitere Kompositionen von Thomas zu finden sind. Nachdem Ed Swillms bei KARAT komplett ausstieg, bildete Thomas zusammen mit Herbert Dreilich fortan die Kreativabteilung der Band. Thomas und Herbert teilten sich auf Tourneen nicht nur ein Zimmer, sondern arbeiten auch gemeinsam an neuen Liedern. Die Alben "...im nächsten Frieden" (1989) und "Karat '91" (1991) erschienen noch mit seiner Beteiligung. Dann zog er 1992 die Reißleine und verließ die Gruppe KARAT wieder. Die Wende hatte für die Kulturlandschaft der ehemaligen DDR vieles kaputt gemacht. Auftrittsmöglichkeiten brachen weg, weil Klubs und Hallen ihre Pforten schließen mussten, Angebote waren rar und das, für das man die Band buchen wollte, war manchmal völlig indiskutabel. Man konnte von der Musik nicht mehr leben, und so begann die zweite Karriere des Thomas K. aus E.

Das Tonstudio Erkner verlangte nun die volle Aufmerksamkeit seines Betreibers. Tonstudios gab's damals schon eine Menge, allerdings auch Scharlatane, die zwar gute Geld verlangten, dafür aber nur wenig Leistung erbrachten. Da war Kurzhals anders unterwegs. Sein Hang zum Perfektionismus verschwand auch nicht, als er sich von der Bühne hinter die Mischpulte verkrümelte. Auftragswerke für die Werbung und den Rundfunk sorgten dafür, dass immer gut zu tun war. Trotzdem zog es Thomas wieder raus auf die Bühne. Ganze vier Jahre hat er es geschafft, ohne die Droge "Live-Musik" auszukommen. Dann ging es nicht mehr. Er wollte wieder spielen und tat das auch ab 1996, als er zu "seiner" Combo zurückkehrte. 
Alte Liebe rostet nicht, kann aber manchmal für reichlich Kummer sorgen. Diesen Kummer erlebte Thomas in diesen sechs Jahren auch und stieg deshalb im Dezember 2002 wieder aus. Keine Verpflichtungen mehr, kein Ärger und er war wieder sein eigener Chef. Wenn Thomas das Verlangen nach einem Auftritt überkam, trat er mit Freunden auf, z.B. mit Tom Walter oder Gaby Rückert, zu deren Begleitband er kurzzeitig gehörte. Allerdings juckte ihn immer noch seine alte Stern-Combo. Irgendwann 2007 oder 2008 besuchte Thomas ein Konzert der Band und traute seinen Ohren nicht. Die Qualität der Band hatte ziemlich nachgelassen. Er hörte seine Kompositionen in einer Form, wie er sie noch nie gehört hatte und beschloss, das wieder ändern zu wollen.

Gesagt - getan, und 2008 feierten die Fans die Rückkehr von Thomas Kurzhals zur Combo. Er kam aber nicht, um nur seine alten Lieder zu spielen, sondern Thomas wollte das Bandrepertoire mit neuen Liedern bestücken. Zwar wurde mit dem Album "Lebensuhr" im Jahre 2011 ein ganzer Satz neuer Lieder präsentiert, aber richtig Ruhe kommt auch in Thomas' dritter Mitgliedschaft bei der Combo nicht rein. Theater gab's schon bei seinem Einstieg 2008, der nächste Zoff folgte im Sommer 2012, als drei Musiker gleichzeitig gingen. Mund abwischen - weitermachen, so die Devise und die Stern-Combo Meißen gibt es deshalb auch heute noch. Manche sagen sogar, sie sei so stark wie nie. Davon kann man sich dann ja im Januar 2014 überzeugen, wenn die erste Live-DVD erscheinen wird.

Thomas wird heute 60 Jahre alt. Es ist ein Tag, an dem man sich die eingangs gestellte Frage ruhig einmal stellen darf, was wohl gewesen wäre, wenn Thomas mit 8 Jahren nicht danach gedrängt hätte, Musik machen zu dürfen. Die Frage kann man auch anders stellen: Was wäre wohl aus der Stern-Combo Meißen geworden, hätte sie einen Thomas Kurzhals nie verpflichten können? Oder was wäre bei KARAT in den 80ern abgegangen, als die Band im Umbruch steckte und jemanden wie ihn brauchte, mit dem man so einen Umbruch überstehen kann? Gut, diese Fragen sind alle hypothetisch, aber einen Gedanken kann man ruhig mal investieren. Die Antwort ist klar: Es hätte jemand gefehlt, ein großer Musiker, ein guter Kollege und für den einen oder anderen, der den Rechtsanwalt oder Fleischermeister Kurzhals wahrscheinlich nie begegnet wäre, ein guter Freund.

Lieber Thomas, alles Gute zu Deinem 60. Mögen noch viele Jahre vor Dir liegen ... glückliche ... zufrieden machende ... und vor allen Dingen gesunde Jahre! Ich stoße auf Dich an, mein Freund!



 
 
Videoclips:


Thomas auf der Musikmesse in Frankfurt/M. 2009 (mit Interview)


"Der Frühling" live in Magdeburg 2012


"Wir sind die Sonne" live in Magdeburg 2012


"Das weiße Gold" live in Berlin 2012


 

   
   
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