Veronika Fischer: "Woher Wohin" (CD Album)

lp38 20180215 1337776765VÖ: 02.02.2018; Label: Telamo; Katalognummer: 405380431100; Musiker: Veronika Fischer (Gesang), Andreas Bicking (Tasteninstrumente), Ullrich Rode (Gitarren), Peter Inagawa (Bass), Heiko Jung (Schlagzeug), Michael Nass (Akkordeon), Winnie Kübart (Bratsche), Anna Marlene Bicking (Chor); Produzent: Veronika Fischer, Andreas Bicking; Bemerkung: CD im Jewel-Case inkl. Booklet mit allen Songtexten;

Titel:
Ach woher, wohin • Seltsam, dass ich weinte • Die Mitte • Goodbye, Auf wiedersehen • Manchmal wenn der Regen fällt • Immer Nacht • Als sie sang • Weniger wäre mehr • Wo der Wind wohnt • Weiß mir ein Blümlein tiefblau • Sag mir wo die Blumen sind


Rezension:
Veronika Fischer braucht man nicht lange vorstellen. "Woher" stammt sie? Natürlich aus der früheren DDR, wo sie u.a. 1970 der STERN-COMBO MEISSEN angehörte. Drei Jahre später war sie Mitglied in der legendären Formation PANTA RHEI zusammen mit Herbert Dreilich, Ed Swillms und Henning Protzmann. Danach hatte sie eine eigene Begleitband, mit der sie ihre Solokarriere startete und zu einer sehr erfolgreichen und mit Preisen ausgezeichneten Sängerin in der DDR avancierte, um nur einige Stationen herausgegriffen zu haben. "Wohin" - da führte ihr Weg 1981 aus familiären Gründen nach West-Berlin. Aber seit der Maueröffnung ist sie am liebsten wieder in den östlichen Bundesländern aktiv. Mittlerweile ist es ihr 21. Album, die vielen Best-Of-Kompilationen nicht mitgezählt.

Was will sie uns mit ihrer kürzlich erschienenen neuen CD sagen? Immerhin hat es etwa sieben Jahre gedauert, bis sie mit dieser Veröffentlichung wieder auf sich aufmerksam macht. Gelingt ihr mit der längeren "CD-Abstinenz", auch etwas Außergewöhnliches zu präsentieren? Was sagt sie selbst zu ihrer neuen Veröffentlichung:
"Ich war mit Lust und Eifer auf der Suche nach Neuem, und mein Freund Mario bestärkte mich und forderte mich heraus. Wohin könnte diesmal die Entdeckungsreise gehen? Ich wollte, erwachsen und erfahren geworden, vorwärts in neue Gefilde, doch gleichzeitig auch meine Wurzeln ehren und zur Geltung bringen - selbstverständlich, ohne ausgetretene Pfade zu gehen."
Das kann man so stehen lassen. Bereits der flotte Einstieg mit Countrymusik-Touch "Ach woher, wohin" lässt ahnen, wohin die musikalische Reise führt. Mit diesem Song macht sie denen Mut, die wegen einer zerbrochenen Liebe noch traurig sind. Denn, "der Weg wird weitergehen." Ja, zum Glück! Und sie schiebt einen weiteren, diesmal melancholischen Song nach, der mit einer getragenen Klaviereinleitung beginnt: "Seltsam das ich weinte" (das? Mit zwei "s" wäre es korrekt). Nach dieser wunderschön komponierten Trennungsballade, die sie rückblickend mit sanfter Stimme schildert, werden wir in "Die Mitte" geführt. Darin gibt Veronika Fischer Tipps, wie man mit ein bisschen Fantasie die Liebe und das Glück festhalten kann - in der Lügen nichts verloren haben.
Mit viel Poesie beschreibt sie "Manchmal, wenn der Regen fällt" im langsamen Reggae-Rhythmus. Dieser Titel prägt sich dank ihrer ausdrucksstarken Stimmfärbung schnell ins musikalische Gedächtnis ein. Wie zu Beginn kehrt sie im siebten Song "Weniger wäre mehr" wieder zur (tanzbaren) Country-Musik zurück, was ihr besonders gut steht.
Die letzten drei Songs müssen ausdrücklich erwähnt werden, denn es sind sehr gefühlvolle Lieder, eingebettet in filigrane Arrangements. "Wo der Wind wohnt", "Weiß mir ein Blümelein tiefblau" - ein zauberhaftes lyrisches Gedicht mit schöner Akkordeonbegleitung - und "Sag mir wo die Blumen sind". Coverversionen sind aber so eine Sache. Das Original "Where have all the flowers gone" stammt von Folksänger Peter Seeger und wurde 1955 ins deutsche übersetzt. Es gibt Songs, die weit über das Original hinausstrahlen. Ein Beispiel: Wer weiß schon, dass Bob Dylan "All along the watchtower" komponierte und besang? Diesen Titel wird man wohl immer mit der spektakulären Version eines Jimi Hendrix verbinden. Die Version des Antikriegssongs in der Interpretation von Veronika Fischer ist mutig und eine durchaus eigenständige, moderne Version in entsprechendem Soundgewand geworden. Ich muss jedoch einräumen, dass sie die mit dem Inhalt verbundene Dramatik lange nicht so gut vermitteln kann wie Marlene Dietrich. Klingt mir ein bisschen zu geglättet. Da ziehe ich die dramatische, weil authentische Interpretation der Marlene Dietrich vor. Aber das ist natürlich Geschmackssache ...

Aber sonst ist es eine ausgereifte Scheibe nach Texten von Gisela Steineckert und Werner Karma geworden, die man am besten zu Zweit genießen sollte. Die Instrumentierung ist vom Feinsten, auf der sich die bildreiche Poesie der Künstlerin ideal entfalten kann. "Mit 66 Jahren" hat Veronika Fischer mit ihrer warmen Altstimme einen idealen Reifegrad erreicht. Wir werden schon lange auf der Deutschen Mugge mit guten anspruchsvollen Scheiben jenseits des oft unsäglichen Mainstreams verwöhnt. Die neue von Veronika Fischer zählt absolut dazu!
(Gerd Müller)





Videoclips:












   
   
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