Roger Stein: "Alles vor dem Aber" (Album)
 VÖ: 31.08.2018; Label: Sturm und Klang/AL!VE; Katalognummer: S&K32; Musiker: Roger Stein (Gesang, Piano, Schlagzeug, Perkussion), Freddy Hau (Gitarren), Ferdinand Roscher (Bass), Willi Leinen (Gitarre), Lee Caspi (Cello); Produzent: Roger Stein; Bemerkung: CD im aufklappbaren Digipak inkl. Booklet mit Abdruck aller Songtexte;Titel: Glück • Worauf willst Du warten • Alles vor dem Aber • Man sagt • Detlef • Gesichter aus gar nichts • So viele Überalls • Sie schaun in Deinen Kopf • Junifeld • Hochzeitslied • Dauabbauu • Septemberwinde • Reihenhausgesicht (Bonustrack live) • Pensionierte Punks (Bonustrack live) • Wenn ich mal Rentner bin (Bonustrack live) |
Rezension:
Vor meinem Feedback zu dem neuen Album von Roger Stein kann ich euch leider die Schilderung einer Szene aus dem Hause Meißner nicht ersparen: Frau Meißner warf sich für einen wichtigen Anlass in Schale. Herr Meißner musste wieder mal ermahnt werden, nicht zu trödeln. Er saß mit seinem "Guck in die Welt Gerät" auf dem Sofa und machte keine Anstalten, seine schwarzen Schuhe zu suchen. Plötzlich rief er: "Er hat wieder so ein Lied!" Wer und was, dies war mir in dem Moment egal. Mein Mann gab keine Ruhe, ich musste mir auf seinem Tablet Roger Steins "Hochzeitslied" anhören. Entschuldigung, fand ich gar nicht witzig, wir wären beinahe zur Hochzeit unserer Tochter zu spät gekommen. Übrigens geht das Lied von der neuen CD "Alles vor dem Aber" so: "Überlegt es euch noch einmal, bevor ihr euch traut, ob der heutige Tag nicht eurer Leben versaut. Klar, es gibt Braten und danach noch Dessert. Aber so ein Aufwand - für das bisschen Verkehr." Mit "Wieder so ein Lied" meinte mein Mann, Roger Stein ist nochmal so ein Treffer gelungen, wie mit "Ihr hört alle heimlich Volksmusik". Das ist ein Song von Roger Stein, der ist eigentlich nicht zu toppen. Dieses Lied schickte mir vor vielen Jahren mal Karla aus Meißen. Es sorgte dafür, dass sich Meißners nach Meißen aufmachten, um besagten Roger Stein zu sehen. In der Stadt der Blauen Schwerter erhielt im Jahre 2010 Roger Stein den Preis "Meissner Drossel". Laut Initiator Peter Braukmann steht der Vogel für Spottdrossel, Liebesdrossel oder Spaßdrossel. Alle diese Prämissen erfüllt Roger Stein auch wieder mit seinem neuen Album "Alles vor dem Aber".
Wir sind Sachsen, und das ist manchmal nicht ganz einfach in der heutigen Zeit. Wenn wir im Urlaub sind, sprechen wir hochdeutsch. Die unsägliche Partei in Blau (es ist meiner Meinung nach ein getarntes Braun), hat in unserem Dorf bei Wahlen über 30 Prozent der Stimmen eingesammelt. In Meißen hat sie dem CDU Bürgermeister die Macht gerettet, und der tanzt nun nach ihrer Pfeife. Ich kann diese Sätze, die durch ein "Aber" getrennt sind, nicht mehr hören. Die gehen bei uns oft so: "Ich bin ja kein Nazi, aber ..." Da kann man auf Facebook und im wirklichen Leben hier Studien treiben. Davon hat sich sicher der Songschreiber inspirieren lassen. Der Titelsong der CD betrachtet dieses "Aber" erst mal von der Beziehungsebene her. Und dann schlägt Roger doch noch den Bogen zu den gesellschaftlichen Verhältnissen. Ein ganz genialer Song. "Alles vor dem Aber ist nicht wichtig, alles vor dem Aber ist egal. Alles vor dem Aber, Text und das Gelaber, ist verbal nur schlechtes Füllmaterial."
Als ob wir es geahnt hätten: Nach meinem ersten "Date" mit Roger Stein fasste ich das Konzerterlebnis in einem Satz zusammen - "Der ist ein kleiner Wecker." Nicht nur sein Piano und die Texte hatten uns an den Altmeister Konstantin Wecker erinnert. Diesen schätzen wir sehr. Vorigen Sommer wurde ich von meinem Mann vor den Fernseher zitiert. "Guck mal, Roger Stein mit Wecker." Folgerichtig ist sein neues Album beim Label Sturm und Klang von Konstantin Wecker erschienen. Roger tritt jetzt ab und zu bei Konzerten von Konstantin Wecker auf. Hoffentlich auch mal im "Beitrittsgebiet". Bei Youtube kann man den Song "Alles vor dem Aber" ansehen. Die Variante mit Konstantin Wecker im Duett ist ein Highlight. Roger ist in der Schweiz aufgewachsen und hat in Österreich studiert. Dr. Stein lebt in Berlin und außer Singen kann er auch noch Schreiben. Dies tut er auch für andere Künstler. Mit der CD "Alles vor dem Aber" hat er ein tolles Statement abgeliefert. Wo soll man anfangen, wo soll man aufhören? Viele Songs sprechen mir aus der Seele. Ich fühle es so, hätte es nie ausdrücken können.
Der erste Song heißt einfach "Glück". Hier verknüpft er Glück und Zuversicht. In der heutigen Zeit exotisch. Aber genau das wollen wir wieder mal hören. In Sachsen und anderswo. Seine Songs enthalten mehr Fragen als Antworten. Jedenfalls thematisiert er mit "Sie schaun in deinen Kopf" die Angst der Menschen, ob begründet oder nicht, vor der allgegenwärtigen Überwachung, der man sich freiwillig durch seine Internetaktivitäten aussetzt. Auch mit "Detlev" erzählt er eine Geschichte mit Hintergrund, er nimmt Zeitgenossen aufs Korn und kann toll beobachten. "Septemberwinde" ist ein ganz poetischer Song. Roger Stein hat die Gabe, in Bildern zu singen. Der Zuhörer wird auf verschiedenen Kanälen erreicht und das macht seine Songs so spannend. "Junifeld" gehört zu meinen Favoriten. Es wird wieder eine Geschichte mit einer unverhofften Wendung erzählt. So sind viele seiner Songs gestrickt. Man hört die Grillen zirpen und die Möwen schreien. Man träumt davon, ganz weit weg zu sein. Musikalisch sind die Lieder oft vom Piano dominiert. Es blitzen Folk-, Jazz- oder Rockelemente durch.
Auch einen Bonus hat er noch auf seiner CD zu bieten. Drei Songs, die er immer im Programm hat und über die wir uns schon oft schlapp gelacht haben. Es sind das "Reihenhausgesicht", "Pensionierte Punks" und "Wenn ich mal Rentner bin". Letzterer ist bitterböse, fast schon gemein. Na gut, gucken wir mal, wie es bei uns in drei Jahren aussieht. Ohne Wenn und Aber, Roger Stein besucht im Frühjahr 19 die "lieben" Sachsen. Er ist am 7. April 2019 im Zentralgasthof Weinböhla und am 18. April 2019 in Oschatz.
(Petra Meißner)
Vor meinem Feedback zu dem neuen Album von Roger Stein kann ich euch leider die Schilderung einer Szene aus dem Hause Meißner nicht ersparen: Frau Meißner warf sich für einen wichtigen Anlass in Schale. Herr Meißner musste wieder mal ermahnt werden, nicht zu trödeln. Er saß mit seinem "Guck in die Welt Gerät" auf dem Sofa und machte keine Anstalten, seine schwarzen Schuhe zu suchen. Plötzlich rief er: "Er hat wieder so ein Lied!" Wer und was, dies war mir in dem Moment egal. Mein Mann gab keine Ruhe, ich musste mir auf seinem Tablet Roger Steins "Hochzeitslied" anhören. Entschuldigung, fand ich gar nicht witzig, wir wären beinahe zur Hochzeit unserer Tochter zu spät gekommen. Übrigens geht das Lied von der neuen CD "Alles vor dem Aber" so: "Überlegt es euch noch einmal, bevor ihr euch traut, ob der heutige Tag nicht eurer Leben versaut. Klar, es gibt Braten und danach noch Dessert. Aber so ein Aufwand - für das bisschen Verkehr." Mit "Wieder so ein Lied" meinte mein Mann, Roger Stein ist nochmal so ein Treffer gelungen, wie mit "Ihr hört alle heimlich Volksmusik". Das ist ein Song von Roger Stein, der ist eigentlich nicht zu toppen. Dieses Lied schickte mir vor vielen Jahren mal Karla aus Meißen. Es sorgte dafür, dass sich Meißners nach Meißen aufmachten, um besagten Roger Stein zu sehen. In der Stadt der Blauen Schwerter erhielt im Jahre 2010 Roger Stein den Preis "Meissner Drossel". Laut Initiator Peter Braukmann steht der Vogel für Spottdrossel, Liebesdrossel oder Spaßdrossel. Alle diese Prämissen erfüllt Roger Stein auch wieder mit seinem neuen Album "Alles vor dem Aber".
Wir sind Sachsen, und das ist manchmal nicht ganz einfach in der heutigen Zeit. Wenn wir im Urlaub sind, sprechen wir hochdeutsch. Die unsägliche Partei in Blau (es ist meiner Meinung nach ein getarntes Braun), hat in unserem Dorf bei Wahlen über 30 Prozent der Stimmen eingesammelt. In Meißen hat sie dem CDU Bürgermeister die Macht gerettet, und der tanzt nun nach ihrer Pfeife. Ich kann diese Sätze, die durch ein "Aber" getrennt sind, nicht mehr hören. Die gehen bei uns oft so: "Ich bin ja kein Nazi, aber ..." Da kann man auf Facebook und im wirklichen Leben hier Studien treiben. Davon hat sich sicher der Songschreiber inspirieren lassen. Der Titelsong der CD betrachtet dieses "Aber" erst mal von der Beziehungsebene her. Und dann schlägt Roger doch noch den Bogen zu den gesellschaftlichen Verhältnissen. Ein ganz genialer Song. "Alles vor dem Aber ist nicht wichtig, alles vor dem Aber ist egal. Alles vor dem Aber, Text und das Gelaber, ist verbal nur schlechtes Füllmaterial."
Als ob wir es geahnt hätten: Nach meinem ersten "Date" mit Roger Stein fasste ich das Konzerterlebnis in einem Satz zusammen - "Der ist ein kleiner Wecker." Nicht nur sein Piano und die Texte hatten uns an den Altmeister Konstantin Wecker erinnert. Diesen schätzen wir sehr. Vorigen Sommer wurde ich von meinem Mann vor den Fernseher zitiert. "Guck mal, Roger Stein mit Wecker." Folgerichtig ist sein neues Album beim Label Sturm und Klang von Konstantin Wecker erschienen. Roger tritt jetzt ab und zu bei Konzerten von Konstantin Wecker auf. Hoffentlich auch mal im "Beitrittsgebiet". Bei Youtube kann man den Song "Alles vor dem Aber" ansehen. Die Variante mit Konstantin Wecker im Duett ist ein Highlight. Roger ist in der Schweiz aufgewachsen und hat in Österreich studiert. Dr. Stein lebt in Berlin und außer Singen kann er auch noch Schreiben. Dies tut er auch für andere Künstler. Mit der CD "Alles vor dem Aber" hat er ein tolles Statement abgeliefert. Wo soll man anfangen, wo soll man aufhören? Viele Songs sprechen mir aus der Seele. Ich fühle es so, hätte es nie ausdrücken können.
Der erste Song heißt einfach "Glück". Hier verknüpft er Glück und Zuversicht. In der heutigen Zeit exotisch. Aber genau das wollen wir wieder mal hören. In Sachsen und anderswo. Seine Songs enthalten mehr Fragen als Antworten. Jedenfalls thematisiert er mit "Sie schaun in deinen Kopf" die Angst der Menschen, ob begründet oder nicht, vor der allgegenwärtigen Überwachung, der man sich freiwillig durch seine Internetaktivitäten aussetzt. Auch mit "Detlev" erzählt er eine Geschichte mit Hintergrund, er nimmt Zeitgenossen aufs Korn und kann toll beobachten. "Septemberwinde" ist ein ganz poetischer Song. Roger Stein hat die Gabe, in Bildern zu singen. Der Zuhörer wird auf verschiedenen Kanälen erreicht und das macht seine Songs so spannend. "Junifeld" gehört zu meinen Favoriten. Es wird wieder eine Geschichte mit einer unverhofften Wendung erzählt. So sind viele seiner Songs gestrickt. Man hört die Grillen zirpen und die Möwen schreien. Man träumt davon, ganz weit weg zu sein. Musikalisch sind die Lieder oft vom Piano dominiert. Es blitzen Folk-, Jazz- oder Rockelemente durch.
Auch einen Bonus hat er noch auf seiner CD zu bieten. Drei Songs, die er immer im Programm hat und über die wir uns schon oft schlapp gelacht haben. Es sind das "Reihenhausgesicht", "Pensionierte Punks" und "Wenn ich mal Rentner bin". Letzterer ist bitterböse, fast schon gemein. Na gut, gucken wir mal, wie es bei uns in drei Jahren aussieht. Ohne Wenn und Aber, Roger Stein besucht im Frühjahr 19 die "lieben" Sachsen. Er ist am 7. April 2019 im Zentralgasthof Weinböhla und am 18. April 2019 in Oschatz.
(Petra Meißner)
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