Petra Zieger & Smokings: "Im Konzert" (DVD)
 VÖ: 23.08.2018; Label: Telepool/Eurovideo; Katalognummer: 294983; Musiker: Petra Zieger (Gesang), Wolfgang Nicklisch (Gitarre), Jörg Dobbersch (Bass), Alexander Kirfe (Keyboard, Saxophon), Andreas Schulte (Keyboard), Peter Taudte (Schlagzeug); Bemerkung: Live-Mitschnitt eines Konzerts aus dem Jahr 1984 in Greiz. Laufzeit ca. 90 Minuten;Titel: Hot Summer Nights • Alles chic und schön • Rock and Roll am FKK • Mehr als ein bisschen Frieden • Break It Up • Gläserne Welt • Traumzeit • Schmusen auf dem Flur • Rock'n'Roll Show • Superfrau • Chequered Love • Zwischenspiel "Die Geschichte der Luise Hinterhofer" (mit dem "Peter Gunn Thema", "Marmor, Stein und Eisen bricht" u.a.) • Rock'n'Roll Gypsy • Ich will zurück in den Thüringer Wald • Der Himmel schweigt • Reichtum der Welt • Eiskalt • Total verrückt • Du kommst nicht in mein Bett • Nur geträumt • Über sieben Brücken • Der Himmel schweigt |
Rezension:
Dort, wo gleich die Luzie ... ähm ... die Petra abgehen wird, ist es noch dunkel, als die Technik einen ordentlichen Schwall Nebel auf Bühne pustet. Ein Synthie-Sound erklingt monoton dazu. Im Hintergrund sehen wir den Schatten von Schlagzeuger Peter "Kuddel" Taudte, wie er sich ins Publikum winkend an seinen Arbeitsplatz setzt. Er beginnt zu spielen und mit jedem Schlag auf seinem Drumset leuchten die Scheinwerfer auf, die um seinen Platz herum angebracht sind. Ihm gehört dann auch die erste Großaufnahme, während sich der Rest seiner Kollegen auf der Bühne postiert und zu spielen beginnt. "Hot Summer Nights", im Original von Helen Schneider im Jahre 1982 veröffentlicht, ist nun ganz deutlich zu erkennen, und mit diesem flotten Brett wird die Mugge gestartet. Wolfgang Nicklisch entlockt seiner Sechssaiter schon jetzt ein Solo und liefert den ersten Gänsehaut-Moment gleich dazu. Er tritt später noch öfter mit dem gleichen Ergebnis in Erscheinung. Die Dame, die auf dem Konzertplakat namentlich noch vor den SMOKINGS - so heißt das dort schon arbeitende Ensemble - genannt ist, fehlt noch, während das Intro zu einem 90-minütigen Rockkonzert bereits läuft. Doch sie lässt nicht lange auf sich warten und gibt uns dann die Helen Schneider, deren Musik ja schon von den Kollegen wie ein Teppich für sie ausgerollt auf der Bühne liegt. Bereits zu diesem Zeitpunkt juckt es gewaltig am Tanzbein und der Appetit auf mehr ist angeregt. PETRA ZIEGER & SMOKINGS laden zur Mugge im Kulturhaus Greiz und zum gemeinsamen Abhotten zur Musik dieser damals noch ganz jungen Formation.
Willkommen zu einem weiteren Teil der Reihe "Im Konzert", die das DDR-Fernsehen in den 80er Jahren dem jugendlichen Publikum an den TV-Geräten im Lande kredenzte. Das eben beschriebene Szenario ist nur der Beginn eines Konzerts, das sowohl die Sängerin als auch ihre Band in Höchstform zeigt. Die damals knapp zwei Jahre existierende Kapelle hatte mit "Traumzeit" ein komplettes Album am Start, und dies präsentierte sie bei diesem hier aufgezeichneten und endlich auf DVD erhältlichen Konzert auch in voller Länge. Dazu gibt es den einen oder anderen Song, den man nicht auf der Langrille finden kann, z.B. das Stück "Ich will zurück in den Thüringer Wald" oder die Nummer "Reichtum der Welt", sowie eine knackige Auswahl an internationalen Hits, die sich die SMOKINGS mit ihrer Frontfrau auf ziemlich ansprechende Art und Weise zu eigen gemacht hatten. Helen Schneider hatte es den Damen und Herren wohl besonders angetan, denn auch ihr "Rock'n'Roll Gypsy" wurde in einer eigenen Fassung gespielt. Dazu der FOREIGNER-Song "Break It Up" und der bereits auf Single von Petra Zieger veröffentlichte Titel "Chequered Love", der im Original von KIM WILDE stammt. Nach hinten raus spielte man noch den NENA-Hit "Nur geträumt", der für meinen Geschmack dann auch den Schwachpunkt einer ansonsten tollen Show liefert. Das liegt allerdings nicht an dem Vortrag von Frau Zieger oder ihrer Band, sondern an der Nummer selbst, die mir damals schon im Original ziemlich schnell auf den Zeiger ging.
Bei den eigenen Liedern trumpften Petra und ihre Jungs richtig auf. Manch eine Nummer klingt live so gar nicht nach der Studioversion, was das Ganze dann auch richtig spannend macht, da sich die Band eben nicht strikt an ihre eigenen Vorgaben hält. Immer wieder versetzt einen Wolfgang Nicklisch mit seinem Spiel auf der Gitarre in Verzückung. Er hinterlässt für meinen Geschmack - neben der Darbietung seiner Kollegin Zieger - am meisten Eindruck, denn er veredelt ein ums andere Mal die vorgetragenen Songs mit geilen Ausflügen auf seinem Arbeitsgerät. Das fetzt ordentlich! Auch Bassist Jörg Dobbersch hat seine Momente, wobei seine Einleitung zum schon erwähnten "Rock'n'Roll Gypsy" der hervorstechendste ist. Nicht unerwähnt sollte Alexander "Ali" Kirfe bleiben, der nicht nur am Keyboard zu sehen und hören ist, sondern auch bei Nummern wie "Rock'n'Roll Show", "Total verrückt", "Der Himmel schweigt" und (Achtung) "Über sieben Brücken", im Original von KARAT, zum Saxophon greift. Die Frontfrau selbst ist dauernd in Bewegung und hat reichlich Pfeffer im Hintern. Sie hatte damals ihre eigene Choreographie vorbereitet und was beim Kunstturnen wohl als vierfacher Rutschdumirdruff durchgehen würde, wurde von der Sängerin mit größter körperlicher Anstrengung in der eigenen Bühnen-Show vorgeführt. Kurz: Sie macht nicht nur stimmlich, sondern insbesondere auch bei der Präsentation eine gute Figur! Dies gefällt auch dem Publikum zum größten Teil sehr gut, denn viele Leute sind schon nach wenigen Songs komplett aus dem Häuschen, klatschen, haben die Hände oben und singen fleißig mit. Zwar sieht man beim Kameraschwenk ins Publikum in Reihe zehn eine Delegation Konzertbesucher mit den schwer entflammbaren Strumpfhosen, aber der Großteil der Leute im Saal stand auf den Stühlen und ergab sich einem Schunkelsturm der Spaßstufe 3.
PETRA ZIEGER & SMOKINGS liefern hier auch 34 Jahre nach dem Konzert als Konserve 90 Minuten Spaß ab. Das liegt nicht zuletzt auch an dem sehr guten Ton und das ebenso gute Bild dieser fast 35 Jahre alten Aufnahme. Aber hauptsächlich ist es die Band natürlich selbst, die damals in Greiz eine nahezu perfekte Leistung zeigte und sich in Höchstform präsentierte. Das macht Spaß, es sich heute noch einmal (oder auch erstmals) anzusehen und anzuhören. Für die Fans von Petra sicher ein Höhepunkt der letzten Jahre, dieses Konzert nun auf DVD kaufen zu können. Und diese Mugge ist auf jeden Fall auch was für Leute, die sich mit der blonden Sängerin bisher noch nicht näher beschäftigt haben, weil sowohl Musik als auch der Live-Vortrag extrem viel Power hat und ein spannendes zeitgeschichtliches Dokument mit erstklassigem Deutschrock ist. Meine Empfehlung? Kaufen!
(Christian Reder)
Dort, wo gleich die Luzie ... ähm ... die Petra abgehen wird, ist es noch dunkel, als die Technik einen ordentlichen Schwall Nebel auf Bühne pustet. Ein Synthie-Sound erklingt monoton dazu. Im Hintergrund sehen wir den Schatten von Schlagzeuger Peter "Kuddel" Taudte, wie er sich ins Publikum winkend an seinen Arbeitsplatz setzt. Er beginnt zu spielen und mit jedem Schlag auf seinem Drumset leuchten die Scheinwerfer auf, die um seinen Platz herum angebracht sind. Ihm gehört dann auch die erste Großaufnahme, während sich der Rest seiner Kollegen auf der Bühne postiert und zu spielen beginnt. "Hot Summer Nights", im Original von Helen Schneider im Jahre 1982 veröffentlicht, ist nun ganz deutlich zu erkennen, und mit diesem flotten Brett wird die Mugge gestartet. Wolfgang Nicklisch entlockt seiner Sechssaiter schon jetzt ein Solo und liefert den ersten Gänsehaut-Moment gleich dazu. Er tritt später noch öfter mit dem gleichen Ergebnis in Erscheinung. Die Dame, die auf dem Konzertplakat namentlich noch vor den SMOKINGS - so heißt das dort schon arbeitende Ensemble - genannt ist, fehlt noch, während das Intro zu einem 90-minütigen Rockkonzert bereits läuft. Doch sie lässt nicht lange auf sich warten und gibt uns dann die Helen Schneider, deren Musik ja schon von den Kollegen wie ein Teppich für sie ausgerollt auf der Bühne liegt. Bereits zu diesem Zeitpunkt juckt es gewaltig am Tanzbein und der Appetit auf mehr ist angeregt. PETRA ZIEGER & SMOKINGS laden zur Mugge im Kulturhaus Greiz und zum gemeinsamen Abhotten zur Musik dieser damals noch ganz jungen Formation.
Willkommen zu einem weiteren Teil der Reihe "Im Konzert", die das DDR-Fernsehen in den 80er Jahren dem jugendlichen Publikum an den TV-Geräten im Lande kredenzte. Das eben beschriebene Szenario ist nur der Beginn eines Konzerts, das sowohl die Sängerin als auch ihre Band in Höchstform zeigt. Die damals knapp zwei Jahre existierende Kapelle hatte mit "Traumzeit" ein komplettes Album am Start, und dies präsentierte sie bei diesem hier aufgezeichneten und endlich auf DVD erhältlichen Konzert auch in voller Länge. Dazu gibt es den einen oder anderen Song, den man nicht auf der Langrille finden kann, z.B. das Stück "Ich will zurück in den Thüringer Wald" oder die Nummer "Reichtum der Welt", sowie eine knackige Auswahl an internationalen Hits, die sich die SMOKINGS mit ihrer Frontfrau auf ziemlich ansprechende Art und Weise zu eigen gemacht hatten. Helen Schneider hatte es den Damen und Herren wohl besonders angetan, denn auch ihr "Rock'n'Roll Gypsy" wurde in einer eigenen Fassung gespielt. Dazu der FOREIGNER-Song "Break It Up" und der bereits auf Single von Petra Zieger veröffentlichte Titel "Chequered Love", der im Original von KIM WILDE stammt. Nach hinten raus spielte man noch den NENA-Hit "Nur geträumt", der für meinen Geschmack dann auch den Schwachpunkt einer ansonsten tollen Show liefert. Das liegt allerdings nicht an dem Vortrag von Frau Zieger oder ihrer Band, sondern an der Nummer selbst, die mir damals schon im Original ziemlich schnell auf den Zeiger ging.
Bei den eigenen Liedern trumpften Petra und ihre Jungs richtig auf. Manch eine Nummer klingt live so gar nicht nach der Studioversion, was das Ganze dann auch richtig spannend macht, da sich die Band eben nicht strikt an ihre eigenen Vorgaben hält. Immer wieder versetzt einen Wolfgang Nicklisch mit seinem Spiel auf der Gitarre in Verzückung. Er hinterlässt für meinen Geschmack - neben der Darbietung seiner Kollegin Zieger - am meisten Eindruck, denn er veredelt ein ums andere Mal die vorgetragenen Songs mit geilen Ausflügen auf seinem Arbeitsgerät. Das fetzt ordentlich! Auch Bassist Jörg Dobbersch hat seine Momente, wobei seine Einleitung zum schon erwähnten "Rock'n'Roll Gypsy" der hervorstechendste ist. Nicht unerwähnt sollte Alexander "Ali" Kirfe bleiben, der nicht nur am Keyboard zu sehen und hören ist, sondern auch bei Nummern wie "Rock'n'Roll Show", "Total verrückt", "Der Himmel schweigt" und (Achtung) "Über sieben Brücken", im Original von KARAT, zum Saxophon greift. Die Frontfrau selbst ist dauernd in Bewegung und hat reichlich Pfeffer im Hintern. Sie hatte damals ihre eigene Choreographie vorbereitet und was beim Kunstturnen wohl als vierfacher Rutschdumirdruff durchgehen würde, wurde von der Sängerin mit größter körperlicher Anstrengung in der eigenen Bühnen-Show vorgeführt. Kurz: Sie macht nicht nur stimmlich, sondern insbesondere auch bei der Präsentation eine gute Figur! Dies gefällt auch dem Publikum zum größten Teil sehr gut, denn viele Leute sind schon nach wenigen Songs komplett aus dem Häuschen, klatschen, haben die Hände oben und singen fleißig mit. Zwar sieht man beim Kameraschwenk ins Publikum in Reihe zehn eine Delegation Konzertbesucher mit den schwer entflammbaren Strumpfhosen, aber der Großteil der Leute im Saal stand auf den Stühlen und ergab sich einem Schunkelsturm der Spaßstufe 3.
PETRA ZIEGER & SMOKINGS liefern hier auch 34 Jahre nach dem Konzert als Konserve 90 Minuten Spaß ab. Das liegt nicht zuletzt auch an dem sehr guten Ton und das ebenso gute Bild dieser fast 35 Jahre alten Aufnahme. Aber hauptsächlich ist es die Band natürlich selbst, die damals in Greiz eine nahezu perfekte Leistung zeigte und sich in Höchstform präsentierte. Das macht Spaß, es sich heute noch einmal (oder auch erstmals) anzusehen und anzuhören. Für die Fans von Petra sicher ein Höhepunkt der letzten Jahre, dieses Konzert nun auf DVD kaufen zu können. Und diese Mugge ist auf jeden Fall auch was für Leute, die sich mit der blonden Sängerin bisher noch nicht näher beschäftigt haben, weil sowohl Musik als auch der Live-Vortrag extrem viel Power hat und ein spannendes zeitgeschichtliches Dokument mit erstklassigem Deutschrock ist. Meine Empfehlung? Kaufen!
(Christian Reder)
Videoclip:
