Heinz Rudolf Kunze: "Schöne Grüße vom Schicksal" (Album)

hrk2018 20180502 1496683894VÖ: 04.05.2018
Label: Rhingtön/Universal
Bemerkung: Sowohl auf CD als auch auf Schallplatte erhältlich;

Titel:
Raus auf die Straße • Komm mit mir • Ich sag's dir gerne tausendmal • Schäme dich nicht deiner Tränen • Schorsch genannt die Schere • Luft nach oben • Immerzu fehlt was • Schieß • Nie wieder besser • Hartmann • Der Vogel der nach Süden zieht • Herzschlagfinale • Wie tut man denn sowas • Zitadelle • Die ganz normalen Menschen


Rezension:
Da sitze ich nun mit dem neuen Album von Heinz Rudolf Kunze. Die letzte Rezension ist schon eine Weile her und zum Wiedereinstieg bekomme ich direkt ein großes Werk, vor dem ich auch ein wenig ehrfürchtig bin. Und meine Vermutung war richtig: es ist ein großes Werk. Ein großes Werk voller Lebensfreude, das dennoch nicht nur die schönen Seiten des Lebens beinhaltet, sondern auch die unstillbare Gier und auch die häufig zu wenig Beachteten. Heinz Rudolf Kunze hat auch beim 36. Album noch nicht die Freude an seinem Beruf - an seiner Berufung - verloren.

Diese Freude besingt er direkt in seinem ersten Lied: "Raus auf die Straße". Mit einer Leichtigkeit erzählt er von den Höhen und Tiefen seines Musikerdaseins. "Das muss Liebe sein." - Was für eine Liebeserklärung an den eigenen Beruf. Mit Lied Nummer 2 geht die Reise weiter über die besungenen Straßen. Nun ist er aber nicht mehr allein, er lädt Dich und mich ein, ihn durch die wunderschöne Welt gut gelaunt zu begleiten. Spätestens jetzt schwappt die gute Laune zum Hörer rüber. Der Fuß hört nicht auf, sich im Takt mitzubewegen und ich bemerke, wie ich mir vorstelle, wie ich mit Heinz Rudolf Kunze übers Wasser laufe.
Und wann habt ihr eurem Liebsten das letzte Mal gesagt, wie sehr ihr ihn liebt? Macht es doch wie Heinz Rudolf Kunze und sagt es "nicht einmal, nicht zweimal, (ich sag es) tausendmal und wieder". Spätestens jetzt ist mir klar, das Album höre ich nicht das letzte Mal. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich mich vorher nicht viel mit Heinz Rudolf Kunze beschäftigt habe. "Dein ist mein ganzes Herz" ist das einzige Lied, das ich mit ihm verbinden konnte. - Und ja, ich wurde belehrt: Da habe ich wirklich etwas verpasst. Mir gefällt seine Stimme und wie er nicht nur singt, sondern auch ganz bewusst mit Betonungen und Lautstärke in der Stimme spielt. In "Luft nach oben" hört man, wie er die Worte nach oben wirft. Mit jedem Lied erzählt er eine neue Geschichte und schickt einen Gruß in die Welt.
In "Hartmann" erzählt er von einem Soldaten und macht damit auf ein Thema aufmerksam, das in Deutschland doch noch viel zu sehr im Hintergrund steht: die zahlreichen deutschen traumatisierten Soldaten. Auch hier erzählt er sehr bildhaft, so dass man "Hartmann" direkt vor Augen sieht. Die Unruhen in unserer Welt sind für den Liedermacher ein wichtiges Thema. In "Wie tut man denn sowas" stellt er sich die Fragen, die sich wohl viele Nachrichten-Verfolger stellen, wenn wieder von einem Attentat oder Amoklauf berichtet wird. "Wie tut man denn so was? Wie kommt man dazu? Ist das einer wie ich? Ist das einer wie du? Wie wird man denn so?" Er versucht es zu verstehen ("jeder tut es vielleicht, wenn die Schwelle zu flach ist, wenn die Hemmung nicht reicht. Die Vernunft ist nicht alles. Da bleibt immer ein Rest unerklärbar und böse so bedrohlich wie Pest.") Doch am Ende fehlen auch ihm, so wie Dir und mir, die Antwort ("Wie es ausgeht bleibt offen, Soviel steht leider fest.").
Doch nicht nur mit seiner Stimme weiß Heinz Rudolf Kunze zu spielen. So hört man bei "Schorsch, die Schere" eine echte Schere oder bei "Schieß" auch echte Schüsse im Hintergrund. Heinz Rudolf Kunze weiß genau, wie seine "Message" am besten ankommt. Das hört man und das spürt man.

Ich möchte nicht über alle Lieder schreiben und damit Dein "erstes Hören" komplett beeinflussen. Ich kann aber sagen, dass es jeder einzelne Song wert ist, gehört zu werden. Mit "die ganz normalen Menschen" endet Heinz Rudolf Kunze mit einem überraschenden Inhalt. Man könnte meinen, als langjähriger Künstler hat Heinz Rudolf Kunze den Blick auf die "normale Welt" verloren. Doch sein letztes Lied zeigt, dass ihm der Wert der Arbeit beispielsweise einer Krankenschwester, einer Verkäuferin oder einem Straßenkehrer sehr wohl bewusst ist. Eine Wertschätzung, die aufrichtig und ehrlich rüberkommt und damit das Album friedlich ausklingen lässt.

Das Schicksal begegnet uns im Leben immer wieder - im positiven wie auch im negativen. Heinz Rudolf Kunze hat bereits viele erlebt und hinter jedem Schicksal erhofft er sich einen Sinn. Diesen Sinn hat er (noch) nicht gefunden. Das hält ihn aber nicht davon ab, sein Leben in vollen Zügen zu genießen. Das hört man und das steckt an. "Schöne Grüße vom Schicksal" ist ein wunderbares Album, das Geschichten aus dem Leben erzählt und gute Laune verbreitet.
(Sarah Müller)


 
 
 
 

   
   
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