Lapre: "Auferstehung" (Album)

lapre1 20180730 1749010270VÖ: 07.09.2018; Label: bureau b/Indigo; Katalognummer: BB302; Musiker: Rudolf Langer (Synthesizer), Peter Preuß (Gitarre); Bemerkung: Erscheint auf CD und als Schallplatte;

Titel:
• Flokati
• Orionen
• Oeso
• Zytode
• Tedan
• Auferstehung
• Blastogenese
• Zumla


Rezension:
Das Label bureau b hat einen Schatz gehoben. Einen Schatz für die Freunde elektronischer Musik, deren Wurzeln bis zurück in die 70er reichen. Klangtüftler der ersten Stunde waren bekanntermaßen die Herren von KRAFTWERK, es folgten Projekte wie NEU! oder LA DÜSSELDORF, und die Pioniere dieser Zeit waren auch in den 80ern (und später) weiter aktiv. Weitere Künstler folgten diesen Pionieren und taten es ihnen gleich, denn der Synthesizer war und ist auch heute noch ein Instrument der unendlich vielen Möglichkeiten. Zwei Vertreter dieser Richtung der "zweiten Stunde" waren der Elektronikmusiker Rudolf Langer (Tyndall) und der Gitarrist Peter Preuß, die sich 1983 zum Duo LAPRE zusammentaten.

Rudolf Langer begann seine musikalische Karriere als ein Teil des Duos TYNDALL, das zwischen 1979 und 1983 vier Alben bei Sky Records herausbrachte. Nach der vierten Platte war Feierabend. Noch im gleichen Jahr (1983) sorgte der Zufall dafür, dass es für ihn musikalisch weiterging. Man erzählt sich, dass Langer eines Abends gemeinsam mit seinem Arbeitskollegen Peter Preuß auf dem Weg nach Hause war und er auf dem Rücksitz von Preuß' Wagen eine Bandmaschine entdeckte. Langer stellte auf diesem Wege fest, dass auch sein Kollege Preuß Musiker war.lapre2 20180730 1536616165 Auf Nachfrage erhielt er die nähere Auskunft, dass er mit einen Gitarristen im gleichen Betrieb beschäftigt war. Man verabredete sich zum gemeinsamen Musizieren und merkte dabei, dass die Chemie stimmte. Der Plan, gemeinsam erarbeitete Songs aufzunehmen und eine Band zu gründen, reifte. Man nahm die Anfänge der Nachnamen und schraubte daraus den Namen LAPRE (LAnger + PREuß) zusammen. So einfach kann es manchmal gehen. Zumindest damals, Anfang der 80er ...

Innerhalb von nur zwei Jahren erarbeiteten die beiden Musiker Lieder, die sie auf zwei Alben ("Tedan", 1983 und "Flokati", 1984) und einer 12" Maxi Single ("Oeso", 1984) veröffentlichten. Beide Alben erschienen ausschließlich auf Kassette, von denen es jeweils nur 50 Exemplare gab, und die im Eigenvertrieb nur bei ihren Konzerten erhältlich waren. Darauf enthalten waren Lieder mit Namen wie "Orionen", "Zytode", "Tedan" oder "Zumla", bei denen der geneigte Hörer erstmal das Lexikon aus dem Bücherregal fingern muss um zu wissen, was damit wohl gemeint sein könnte. Und wenn man diese Rätsel gelöst hat wird es erst recht spannend, wenn man dann zu erforschen beginnen kann, wie die Musiker z.B. ein Protoplasma ohne Kern, eben eine "Zytode", oder einen Abschnitt der vorgeburtlichen Entwicklung, nämlich eine Blastogenese, musikalisch umgesetzt haben. Besonderes Merkmal dieser Art von elektronischer Musik, wie sie LAPRE spielten, ist das der eingewobenen Gitarrensounds. Aus Langers Kunstfertigkeiten am Synthesizer und Preuß' exzellentem Gitarrenspiel auf E- und Akustik-Gitarre ließen die beiden Musiker überwiegend Lieder in Überlänge entstehen, die hypnotische Mollflächen, verspielt-fröhlichen Synthiepop, sphärische Klangwelten und atmosphärische Klangkaskaden in sich tragen. Jedes einzelne ihrer Lieder ist zwar irgendwie mit eingangs erwähnten Vorlagengebern aus den 70ern verwandt, tragen aber doch einen deutlichen Stempel ihrer Schöpfer. Mehr noch: Diese Musik gehörte zwar schon immer in den Bereich Elektronik, bildet darin allerdings eine eigene Stilrichtung, die kein anderer Künstler und keine andere Band davor und danach bediente. Ihre Lieder kommen ohne Text aus und regen den Hörer an, sich sein eigenes "Bild" im Kopf entstehen zu lassen. Musik zum konzentrierten Zuhören und Eintauchen in die Tiefen dieses Meeres aus wunderbaren Klängen, Melodien und Stimmungen.

Leider fand sich schon damals kein großes Plattenlabel, das sich an die Übernahme bzw. die Veröffentlichung der LAPRE-Musik heran traute. Wenn man sich die Musik heute anhört, kann man das nicht verstehen. Wahrscheinlich war die Zeit dieser Musik abgelaufen. Auch die großen Namen dieses Genres mussten ihren Platz in der öffentlichen Wahrnehmung anderen Musikrichtungen räumen. Auch in den Jahren danach gab es keine Wieder- bzw. Erstveröffentlichung ihrer Lieder auf einem Tonträger. Entsprechend gesucht und heiß begehrt sind die beiden angesprochenen Tapes und die Maxi Single heute bei Sammlern. Freuen darf man sich aber auf den 7. September 2018, denn bureau b bringt an diesem Tage die Kopplung "Auferstehung" heraus, deren Titel wirklich keine Übertreibung ist. 35 Jahre nach diesen hier beschriebenen, fruchtbaren Zusammenarbeit der beiden Musiker, versammelt die Zusammenstellung die besten Stücke davon auf einem Tonträger. Alle erstmals auf CD und Schallplatte, denn sowohl der Analog- als auch der Digital-Fan wird hier großzügig bedient. Freut Euch auf eine Wiederauferstehung wunderbarer Ideen und Umsetzungen, und auf ein Wiederhören (für viele auch eine erste Erfahrung) mit LAPRE. Ich hatte schon die Gelegenheit, in das Album rein zu hören und empfehle es von Herzen. Ein wunderbares Dokument eines Projekts, das leider lange unentdeckt blieb.
(Christian Reder)





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