Hausboot: "Fluss der Zeit" (CD Album)

lp2 20170329 1750893691VÖ: 31.03.2017; Label: Rakete Medien; Katalognummer: 9485555; Bemerkung: CD-Album im aufklappbaren Digipak; alle Texte im Booklet; Musiker: Tino Eisbrenner (Gesang, Mundharmonika, Texte), Heiner Lürig (Kompositionen, Gitarren, Piano, Mandoline, Glockenspiel, Gesang); Gäste: Martin Huch (Pedal Steel, Weissenborn Gitarre), Alejandro Soto Lacoste (Hammond C3, Akkordeon), Raoul Walton (Bass), Marius Lürig (Schlagzeug, Perkussion), Konrad Haas (Flöte)

Titel:
Lied vom Frieden • Kein Ort wie hier • Wie es wahr ist • Du siehst nur allem zu • Fluss der Zeit • So war die Welt (Jung und schön) • Sgt. Pepper meint • Das Lied von der Rebellion • Mein letztes Leben • Französisch • Wenn da nicht • Ein solcher Augenblick • Du wartest auch


Rezension:
Im Jahr 2009 veröffentlichte das Duo HAUSBOOT mit "Strom ab" ihr Debüt-Album. HAUSBOOT sind Tino Eisbrenner (Mitgründer der Band JESSICA und erfolgreicher Solist) sowie Heiner Lürig (Songschreiber, Produzent, Gitarrist und langjähriger Begleiter von Heinz Rudolf Kunze). Am 31. März 2017 erschien - wieder beim Label Rakete Medien - das Zweitwerk der beiden Musiker und trägt den Titel "Fluss der Zeit".

Oft ist es so, dass ein zweites Album hinter den Erwartungen des Publikums zurückbleibt oder gar als eine Art "Aufguss" des Erstlingswerks daherkommt. Nicht so bei "Fluss der Zeit". Es ist unheimlich frisch, mal melancholisch, mal beschwingt und augenzwinkernd. Folk-Pop vereint sich wunderbar mit Rock, Balladen, Chansons und einem stets deutlich hörbaren Einschlag der Country-Musik. Akustische Gitarren, hin und wieder eine Slide-Guitar, eine Mundharmonika sowie der unverkennbare Gesang von Tino Eisbrenner prägen den Sound der Scheibe. Das Album eignet sich durch seinen angenehm warmen Klang bestens für einen schönen Abend, den man mit lieben Freunden gemeinsam verbringt, mindestens genau so lohnt sich aber das konzentrierte Zuhören. Die Themen und Texte der Songs sind vielseitig und stets am Puls der Zeit. Hier werden keine Phrasen gedroschen, sondern es wird Poesie höchster Güte - gepaart mit eigener Lebenserfahrung - präsentiert.

Die beide Künstler teilten sich die Arbeit. Heiner Lürig komponierte sämtliche Songs, während Tino Eisbrenner für die Texte verantwortlich zeichnet. Neben Lürig und Eisbrenner wirkten u.a. Martin Huch (Pedal Steel-Gitarre), Alejandro Soto Lacoste (Hammond C3, Akkordeon), Raoul Walton (Bass) und Marius Lürig (Schlagzeug, Perkussion) an der Produktion mit.

Nur mit Klavier und fast schon kinderliedhaftem Glockenspiel wird das neue Album eingeläutet. Das "Lied vom Frieden" beschreibt die Sehnsucht nach Frieden und stellt sich schon nach dem ersten Hören als ein echter Ohrwurm heraus.

Lernt aus den Liedern von John Lennon,
lernt von Mandelas sanftem Blick.
Lernt aus den Häusern, die noch brennen,
lernt von den Träumern, lernt vom Glück.

Als wär nicht weniger oft mehr,
als gäbe es kein Hand in Hand.
Als wären schon alle Blicke leer,
als hätten wir uns nie erkannt.


Der Schlussrefrain wird um den Klang einer Mundharmonika erweitert und Motive des BEATLES-Songs "All You Need Is Love" fließen in ihn mit ein. Mit einem opulenten Streicherarrangement versehen, endet der Song fast schon wie eine Hymne. Eine Hymne auf und für den Frieden. Traurig daran ist lediglich, dass unsere Welt noch immer solche Lieder braucht. Hoffentlich hat eines schönen Tages endlich auch der Letzte begriffen, dass Kriege, Neid und Missgunst niemanden wirklich voranbringen ...

Mit "Kein Ort wie hier" folgt eine recht ernst klingende Klavier-Ballade, bevor es in "Wie es wahr ist" musikalisch fröhlicher, textlich aber nicht weniger überzeugend wird. Der Titelsong "Fluss der Zeit" besticht durch seine leicht melancholische Stimmung, welche bestens mit seiner textlichen Aussage harmoniert:

Und die Träume schwimmen fort
und das Leben bricht sein Wort.
Und es weint und schweigt und lacht dabei,
als ob nichts weiter sei.


Gleich darauf fühlt man sich bei "So war die Welt (Jung und schön)" in eine Kneipe versetzt und muss schon ziemlich an sich halten, dazu nicht die Füße im Takt wippen zu lassen oder gar zu tanzen. Eine mehr als augenzwinkernde Erinnerung an die Zeit, als wir alle noch jung und schön waren ...

An den wilden Westen erinnernd erklingt mit Banjo, Akkordeon und einem atemberaubenden Tempo der Song "Sgt. Pepper meint", welcher erneut die Liebe der beiden Musikanten zu den zeitlosen Songs der BEATLES unterstreicht. Herrlich auch das im Stil eines Couplets angelegte Lied "Französisch" als eine Hommage an die Frauenwelt. Wer kommt schon auf solch eine Textzeile?

Und wie ich es auch dreh,
mir die Frauen so beseh'.
Ist doch egal,
in welcher Sprache ich sie nicht versteh.


Mit "Wenn da nicht", welches von einer wunderbar akustischen Gitarre sowie einer Mundharmonika getragen wird, gelang den beiden Musikern ein Liebeslied der schönsten Art, ohne dabei auf irgendwelche Klischees zurückzugreifen. Aber Eisbrenner und Lürig können auch rockig: Bei "Ein solcher Augenblick" bekommt man Klänge einer Hammond-Orgel sowie Gitarrenriffs vom feinsten um die Ohren gehauen, dass es eine wahre Freude ist. Mit dem Song "Du wartest auch", bei dem ebenfalls eine fett klingende Rock-Gitarre zum Einsatz kommt, endet das Album und macht einfach Lust darauf, erneut die "Play"-Taste zu betätigen ...

Wer Lust auf gute Musik und tiefgehende Texte hat, dem sei dieses Album ausnahmslos empfohlen. Einzig auszumachender Schönheitsfehler ist die Tatsache, dass die Titel 9 ("Französisch"), 10 ("Wenn da nicht") und 11 ("Mein letztes Leben") auf dem Cover und im Booklet offensichtlich versehentlich etwas durcheinander kamen. Dies sei dank des sehr hohen Niveaus des Albums jedoch verziehen. Von mir bekommt "Fluss der Zeit" das Prädikat "Sehr gut", wenn nicht sogar ein "Ausgezeichnet".
(Mike Brettschneider)






"Lied vom Frieden (Off. Clip)"




   
   
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