JADE: "Wilde Pferde" (CD Maxi/EP)

jadewilde 20170321 1232732103VÖ: 10.03.2017; Label: Eigenvertrieb/Molkerei Tapes; Katalognummer: ohne; Bemerkung: CD Maxi Single (EP) im Pappcover; Musiker: André Nietschke (Gesang), Dirk Buhtz (Gitarre), Thomas Köntopp (Bass), Harald Wenzek (Schlagzeug); Produktion: Jade

Titel:
"Wilde Pferde" • "Rote Lippen" • "Fallschirm" • "Irgendwo"


Rezension:
In diesem Jahr feiert die Gruppe JADE aus Fürstenwalde ihren 30. Geburtstag. Das Quartett, bestehend aus André Nietschke (Gesang), Dirk Buhtz (Gitarre), Thomas Köntopp (Bass) und Matthias Rudolph (Schlagzeug) erlebte bis kurz nach der Wende 1990 einige Erfolge, von denen zahlreiche Auftritte in TV und Rundfunk, Auslandsgastspiele und die Veröffentlichung von vier ihrer Songs auf einer AMIGA-Quartett-Single zu den Höhepunkten zählen. Als die DDR von der Landkarte verschwand, war auch für JADE die Zeit des Abschieds gekommen. Vor fünf Jahren - im Jahre 2012 - dann das Comeback nach 22 Jahren. Mit Ausnahme von Matthias Rudolph, für den nun Harald Wenzek trommelt, tritt die Band fast in der Stammbesetzung auf, und 28 Jahre nach ihrem Schallplatten-Debüt gibt es nun auch die zweite Veröffentlichung von JADE, die CD Maxi (EP) "Wilde Pferde".

Hat man die EP von 1989 noch im Hinterkopf, fällt im Vergleich zur neuen CD gleich auf, dass die Band ihre Inhalte jetzt in der Muttersprache transportiert. Waren Songs wie "Sky", "Mine", "Living" und "Money" noch komplett in englischer Sprache betextet, überrascht das Quartett nun mit den Songs "Wilde Pferde", "Rote Lippen", "Fallschirm" und "Irgendwo", die für jeden verständlich auf Deutsch vorgetragen werden. Aus den 80ern geblieben ist die besondere Musik von JADE, die irgendwo zwischen Independent-Rock und gehobener Popmusik angesiedelt ist. Nur der Sound klingt frischer. Der Opener "Wilde Pferde" ist geprägt von sphärischen Gitarren und sanften und warmen Tönen. Die Stimme von André Nietschke ist anders als die Stimmen anderer Sänger, mit denen man im täglichen Radioprogramm kollidiert, und man muss sich erst daran gewöhnen, dass da einer mit einer besonderen Farbe malt. Das hinterlässt schnell ein angenehmes Gefühl, man meint Neuland zu betreten und man ist drin in der JADE'schen Musikwelt. "Rote Lippen" ist im Gegensatz zum Opener eine flotter arrangierte Nummer mit angenehm blubberndem Bass und der auch schon im ersten Titel auffällig sphärisch gespielten Gitarre, die sich im Verlauf auch mal in einem Solo verlieren darf. Absolut überzeugend ist hier der Gesang von André Nietschke. Nicht, dass er bei den anderen Songs abfällt, aber hier kommt der Sänger richtig aus sich heraus, legt sich mächtig ins Zeug und zeigt sämtliche Facetten seines Könnens. Wieder etwas ruhiger kommt der "Fallschirm" daher. Eine dezent gespielte Akustikgitarre leitet das Stück ein. Der Refrain prägt sich schnell ein und lädt spätestens bei seiner Wiederholung zum Mitsingen ein. Eine entspannte Nummer, die richtig viel Spaß macht. "Irgendwo" überrascht mit dem Einsatz von Bläsern, die geschickt ins Arrangement der Nummer eingebaut wurden. Die im mittleren Tempo kernig vor sich hin wummernde Nummer hat wieder die herrlich gespielte Gitarre im Gepäck, die sich irgendwie mit nichts, was man bisher gehört hat, vergleichen lassen möchte. Der treibende Beat, der tolle Chorgesang und die wirklich schöne Melodie des Stücks lassen einen Ohrwurm entstehen, der einen über den Tag begleitet und nicht wieder aus dem Kopf will. Über die Inhalte der Lieder sagt die Band selbst folgendes: "Songs wie 'Wilde Pferde' und 'Irgendwo' pendeln in ihrer textlichen Visualisierung in einer Schleife von In dem was war, der Gegenwart und der gegenwärtig zu erwartenden Zukunft, oder sind wie 'Rote Lippen' und 'Fallschirm' einfache Songs über die Liebe und das Leben". Mehr muss darüber auch gar nicht gesagt werden. Schön sind die Bilder, die die Band seinen Hörern mit den Texten in die Köpfe malt auf jeden Fall und bieten einem bei genauerem Hinhören auch reichlich Interpretationsmöglichkeiten und Spielräume für die eigene Phantasie.

Ein bisschen Jeremy Days, ein Hauch Fury in the Slaughterhouse und eine Prise Keimzeit höre ich in den vier Liedern der neuen EP. Die Handschrift ist allerdings eine eigene, die JADE ganz exklusiv hat. Es sind immer nur Anflüge von "klingt wie", die im nächsten Moment wieder verflogen sind. Die Musik lässt sich nicht vergleichen, ist trotz seiner Andersartigkeit gängig und bringt eine Menge Qualität mit sich, die einem die düsteren Gedanken über die Zukunft deutscher Rock- und Popmusik mit angenehmen und überraschenden Entdeckungen aus dem Kopf bläst. Leider ist es aber eben nur eine EP, die JADE veröffentlicht hat. Die vier Lieder fixen einen an, und wenn man gerade so schön im Genussmodus den Liedern lauscht, ist man nach nicht ganz 20 Minuten auch schon wieder am Ende angekommen. Das verlangt nach mehr, und zwar schnell. Und die Leute bitte nicht wieder 28 Jahre damit warten lassen!
(Christian Reder)




   
   
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