kazis2016 20161123 1781655004 Titel:
Interpret:
Label:
VÖ:

Inhalt:
"Die Evolution der Maxine Kazis"
Maxine Kazis
Pop-Out Musik/Universal
25. November 2016

1. Zug nach Berlin
2. Hinfalln Aufstehn Weitertanzen
3. Tanz für mich allein
4. Du fehlst mir jetzt schon
5. Ruine
6. Dreck
7. U3
8. Ex
9. Espenlaub
10. Monoton
11. Abgrund
12. wer wird uns sehn


Anmerkung: Auch als Deluxe Edition mit Bonus CD
(7 weitere Songs und alternative Versionen) erhältlich!





Also eins ist Maxine Kazis schon gelungen, noch bevor man einen einzigen Ton von ihr gehört hat: Sie hat die volle Aufmerksamkeit zahlreicher Herren (und sicher auch Damen) umgehend allein mit dem Cover auf sich gezogen. Vorne drauf und auf weißem Hintergrund liegt die Künstlerin splitterfasernackt auf dem Boden. Zusammen mit der Embryostellung, in der sie dort verweilt, soll das wohl die Verletzlichkeit und die Angreifbarkeit der jungen Frau symbolisieren. Natürlich hat das Cover mit dem Nacktfoto rein künstlerische und überhaupt keine marktstrategischen Hintergründe. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Schließlich will man sich ohne Verkleidung und ganz natürlich zeigen und damit auf das Album und die Songs verweisen. Künstlerische Freiheit, und so. Das Cover ist hübsch anzusehen und zeigt eine von Frau Kazis' unübersehbaren und auch unbestreitbaren Stärken. Etwas muss sie ja auch mitbringen, denn Stimme und Musik auf der Scheibe brauchen dringend irgendeine Form der Unterstützung!

Soundtechnisch in Szene gesetzt wurde "Die Evolution der Maxine Kazis", so der Name des Albums, u.a. von Hitproduzent und Ex-Rosenstolz-Mastermind Peter Plate, der hier auch als einer von mehreren Textern und Komponisten (neben Maxine selbst, Ulf Leo Sommer und anderen) in Erscheinung tritt. Dieser hatte zuletzt großen Erfolg mit dem Dauerbrenner "Muttersprache" von Sarah Connor, das zwar wie bei Rosenstolz aussortiert klingt, den Geschmack der Massen aber voll auf den Punkt getroffen hat. Und hier wartete nun wieder richtig Arbeit auf ihn, denn Maxine Kazis ist von der Stimme her alles andere als eine Sarah Connor oder AnNa R.. Der Hörer wird nach dem Start der CD als erstes vom Song "Zug nach Berlin" empfangen. 90er Discobeats und in die Zwischenräume geschraubte Klaviertöne sind Hauptmerkmale des Stücks, in dem es um Rückblicke in das eigene Leben geht. Apropos Discobeats: Bis auf die Balladen "Ruine", "Espenlaub", "Monoton" und "Wer wird uns sehn" sind sämtliche Tracks theoretisch tanzbar. Ob man das nun tun möchte, bleibt jedem selbst überlassen. Der ziemlich eintönige und bereits angesprochene Beat wird aber recht schnell als langweilig und irgendwie auch überholt empfunden. Durchzogen ist die Platte zudem mit immer wieder auftauchenden und offenbar inzwischen immens wichtigen Stilelementen die es braucht, um in die Hitparade zu kommen. So darf auf dem Album natürlich auch der Einsatz eines Rappers ("Monoton" - wie passend!) nicht fehlen. Und so wollen die teils doch wichtigen Anliegen, die in den Texten verpackt sind, nicht richtig zünden und den Hörer auch gar nicht erreichen. Viel zu abgelenkt ist man von den Arrangements, dem "schmückenden Beiwerk" und den Plastikmelodien. Teils billig anmutender Elektrosound neutralisiert hier oft auch eine noch so gute Songidee schon nach wenigen Sekunden ("Tanz für mich allein", "Du fehlst mir jetzt schon"). Das Experimentieren mit Stimme und Sound geht voll in die Hose ("Dreck"), der Versuch des Sprechgesangs der Künstlerin wirkt befremdlich ("Ex"), Textzeilen wollen stellenweise gar nicht zur Musik passen ("Hinfalln, Aufstehn, Weitertanzen") und so Manches scheint musikalisch gar wie bei 2raumwohnung abgeguckt zu sein ("Du fehlst mir jetzt schon"), erreicht aber die Qualität der als Inspiration gewählten Vorlage nicht annähernd. Doch Schluss mit all der Kritik an einer CD mit 12 Songs.

Dann bleibt es eben beim Cover, als echtem Aufmerksamkeitserreger eines neuen Albums, als einzig positiven Eindruck, den man mitnimmt. Einen Song, den ich als positive Entdeckung bezeichnen könnte, habe ich auf der CD leider nicht entdecken können. "Die Evolution der Maxine Kazis" ist eine Standard-Pop-Produktion von der Stange, die den Weg in meinen CD-Player ein zweites Mal wohl eher nicht finden wird. Recycelte Kompositionen und Arrangements aus der Plate-Produktions-Fabrik, der offenbar die innovativen Idee ausgegangen zu sein scheinen. Es stellt sich schon nach dem ersten Hören der Lieder die Frage, wen man damit eigentlich erreichen will? Ein aufmerksames Publikum, das Botschaften in den Texten heraushören soll oder die Partypeople, die nach jedem wummernden Beat und zuckerwattesüßem Geklimper das Tanzbein schwingen möchten. Irgendwie passt hier vieles einfach nicht zusammen. Für die Reise durch das Innere der Maxine Kazis, mit Haltestellen "hoffnungslose Liebe", "Krisen", "Zweifel" und "Zerrissenheit", wurde für meinen Geschmack schlicht der falsche Soundtrack gewählt. Dazu kommt die stimmliche Schwäche der Sängerin, die zwar durchaus keinem mit ihrem Gesang weh tut, sich aber aus der Masse der heute aktiven Sängerinnen nicht sonderlich hervorhebt. Sie ist eine Stimme von vielen anderen. Und wenn dann die Musik auch noch auf massentauglich gebürstet ist, dabei nach Innovation duften möchte, aber intensiv nach Einfallslosigkeit riecht, dann ist da wohl gehörig was schief gegangen.
(Christian Reder)



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