richtermomentum 20150410 1947158295 Titel:
Interpret:
Label:
VÖ:

Titel:
"The Grand Momentum"
Benjamin Richter
SONY Music
10. April 2015

1. The Grand Momentum
2. Hollow Life
3. Enjoy the Silence Sonata
4. Piano morte
5. Fuga magica
6. Per aspera ad astra
7. Der Kummer, der nicht spricht...
8. Wiegenlied
9. Nebula
10. Salvation Serenade
11. Lost in a Haze of a Dream
12. Zeit des Erwachens





Immer wenn jemand ein Instrument unheimlich toll spielen kann, kommt irgendwer auf die Idee, ihn ein Soloalbum machen zu lassen. Instrumental-Alben mit Mundharmonika, Geige, Panflöte und und und ... das alles ist schon zig-fach da gewesen. Ob Ziegenhirte oder Geigen-Garrett, viele haben sich da schon ausprobiert und (sicher nicht nur meine) Nerven strapaziert. Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber ich brauche sowas nicht. Ich will keine Queen-Klassiker auf der Geige vorgedudelt bekommen und Rod Stewart's "Sailing" auf der Mundharmonika eingehustet, verursacht bei mir eher innere Unruhe. Darum bin ich auch immer ein klein wenig skeptisch, wenn wieder so ein Ding hier im Postfach der Redaktion landet. Schon wieder eine Instrumental-Platte? Dieses Mal mit Klavier? Benjamin Richter heißt der Musiker? Und mit dem Titel verspricht er uns ein "Grand Momentum" . Na ... schau'n wir mal.

Vom Cover herunter schaut uns ein mit Tattoos verzierter Vollbartträger mit modischem Rechtsscheitel an. An dem Flügel, vor dem er da sitzt, würde man ihn wohl eher nicht verorten. Eher ans Mikro oder an die E-Gitarre einer Rockband. Oberflächliche Denkweise, ich weiß ... Aber so ganz Unrecht hab ich am Ende dann ja doch nicht. Benjamin Richter war bisher als Musiker in diversen Bands tätig. Hauptsächlich Rockbands (womit wir wieder beim Thema wären). Bei KRYPTERIA war er im Bereich Rock-/Symphonic-Metal unterwegs, Marc Terenzi unterstützte er als Mitglied dessen Begleitband bei seinen Trallalla-Pop-Darbietungen und bei THE MERCURY ARC trieb er den gepflegten Hardcore Metal kräftig mit an. Egal bei welcher Band er seine Fingerabdrücke hinterließ, es war stets das Klavier oder Keyboard, auf denen sie hinterher zu finden waren. Die schwarzen und weißen Tasten begleiten den Mann bereits seit seiner Kindheit und auf seinem Solo-Album "The Grand Momentum" ist er jetzt erstmals als Solist zu erleben. Dabei vereint er Einflüsse aus verschiedenen Genres - "Crossover" nennt man es wohl neudeutsch. Als herausstechendes Stück sei an dieser Stelle bereits die "Enjoy The Silence Sonata" genannt (siehe auch den Videoclip am Ende dieser Seite). Depeche Mode treffen hier auf Ludwig van Beethoven. Herausstechend nicht nur deshalb, weil es ein klein wenig den Mainstream bedient wird und Richter somit einen Spalt in der Tür für evtl. TV-Auftritte offen lässt, sondern auch wegen seiner beeindruckenden Umsetzung. Eine sphärisch klingende Gitarre spielt die markante und berühmte Figur des Depeche Mode Klassikers "Enjoy The Silence" und leitet ein Medley, bestehend aus einem zeitgenössischem Rocksong und einem großen Klassiker, ein. Nach der Eröffnung verstummt die Gitarre und das Klavier gibt sich dem großen Meister Beethoven und seiner "Mondschein Sonate" hin. "Enjoy The Silence" und "Mondschein Sonate" wechseln sich nun - nur noch auf dem Klavier als Hauptinstrument gespielt - ab und lassen beide Kompositionen zu einer verschmelzen. Aber dies ist nur einer von 12 Songs, die die Platte für den Hörer bereit hält, aber eben einer, der auch das Mainstream-Publikum abholen und für Richters Musik interessieren könnte.

Der Pressetext frohlockt und beschreibt die Musik auf der Scheibe als, "... stilübergreifenden, atmosphärischen und außergewöhnlich kopfkinolastigen Klassik-Meets-Pop-Spagat", und dem wäre an dieser Stelle eigentlich auch nichts mehr hinzuzufügen. Nur mit dem Wort "Pop" bin ich nicht wirklich einverstanden. Dafür ist die Musik auf dieser CD viel zu facettenreich und tief geraten. Und die Umschreibung Spagat hat immer was von "sich strecken, um etwas zu erreichen". Danach hören sich die Stücke auf "The Grand Momentum" auch nicht an. Richters Liebe für das Instrument ist in jedem Ton auf dieser CD zu hören. Egal welche Stimmung er gerade in Musik umsetzt, es klingt so, als würde ihm dies locker und spielend leicht fallen. Also nix mit Spagat! Richter versteht es offenbar, Die Welt um ihn herum ganz leicht in helle oder dunkle Farben zu tauchen. Ganz nach Belieben. Mal lässt er eine Stimmung entstehen, wie man sie nach einem Gewitterregen empfindet, wenn Blitz, Donner und Regen abgezogen sind ("The Grand Momentum"), ein anderes Mal steht eine gewisse Traurigkeit mitten im Raum ("Per Aspera Ad Astra"). Selbst tiefschwarze Gefühle und Trauer schafft er über sein Instrument greifbar zu machen, incl. der Todesmelodie als Schlusspunkt ("Der Kummer, der nicht spricht"). Schwermut ("Nebula") und Lebensfreude ("Zeit des Erwachens") stehen dicht beieinander. Sie stoßen sich nicht gegenseitig ab, sondern ergänzen sich auf eine wunderbare Art und Weise. Warum auch nicht, denn beides liegt auch im richtigen Leben ziemlich dicht beieinander.
Wenn ein Song erstmal gestartet ist, hört man förmlich, wie Benjamin Richter darin versinkt und gleichzeitig auch aufgeht. Es ist seine Welt, in der er sich bestens auskennt. Darum weiß er ganz genau, wann er die Töne mal sacht, und wann wieder kräftig und treibend anschlagen muss. Die Titel auf dieser CD haben etwas Lebendiges in sich, sie haben Seele und manche auch eine unerklärbare Magie.

"The Grand Momentum" ist definitiv keins dieser eingangs beschriebenen Instrumentalalben, die kein Mensch braucht. "The Grand Momentum" ist ein ganz wunderbares Album, auf dem ein Liebespaar gemeinsam musiziert: Benjamin Richter und sein Klavier. Sie scheinen eins zu sein und der Musiker lässt sein Instrument für sich sprechen, und erzeugt so verschiedene Stimmungen. Diese CD beinhaltet Musik für den denkenden Kopf. Es ist Musik für Erwachsene mit Phantasie, die nicht verlernt haben zu träumen und sich in Musik hineinzuversetzen. Dieses Album möchte mit einer guten Flasche Wein in einem ruhigen Moment entdeckt und genossen werden. Dieses Album braucht Eure Aufmerksamkeit und Eure Bereitschaft, sich mal fallen und treiben zu lassen. Ich bin mir sicher, diese Reise werdet Ihr immer wieder wiederholen wollen.
(Christian Reder)






Videoclip:


"Enjoy the Silcence Sonata" (Off. Video)



 

 





   
   
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