cloey2015 20150518 1476519788 Titel:
Interpret:
Label:
VÖ:

Titel:
"Alles vergessen, Baby!"
Cloey
Südwind Records
15. Mai 2015

1. Weg von hier
2. Ton
3. Ecoutéz-Moi
4. Alles vergessen, Baby!
5. Wenn niemand diese Lieder singt
6. Deine Attitüde
7. Barbie & Ken
8. Kapituliert
9. Sommer (feat. Samadhi)
10. Zu Hause (feat. Bonassis)
11. Bass Bass Bass





Au weia ... Da wird dem einen oder anderen Musikredakteur der Kuschelweich-Radiostationen unseres Landes aber wieder mächtig der Schweiß auf der Stirn stehen, sollte diese CD als Musterexemplar dort eingelangt sein. Das Programm auf "Alles vergessen, Baby!" ist nichts für Schattenparker und Teppichfransenkämmer. Die Gefahr ist groß, dass beim Spielen einer der Nummern dieser Kapelle zu früher Stunde im Dudelfunk, viele Morgenmuffel komplett aus ihrem Gleichgewicht gebracht werden könnten. Die Stuttgarter Band CLOEY ist alles andere als radiotauglich. Aber dafür verdammt geil!!!

"Alles vergessen, Baby!" heißt das neue Album des Trio CLOEY, bestehend aus Frontfrau Cloey, Gitarrist Lars und Schlagzeuger Hendrik. Man könnte die Musik einiger der auf ihrem Album veröffentlichten Songs gut und gerne mit der der GUANO APES vergleichen. Allerdings verfügt Cloey über eine Stimme, die einem nicht nach zwei Liedern schon auf den Sack geht, und ihre Band hat einen eigenen und ausgezeichneten Sound entwickelt, der wie ein Tornado auf dem platten Land alles mit sich mitreißt, was gerade im Weg steht. Also doch nicht GUANO APES! Vielleicht GOSSIP? Kann sein, CLOEY ist aber insgesamt ein paar Zacken rockiger und gehen mit mehr Power zu Werke. Hinter dem Genre "Indie-Rock", in das sich die Band selbst einstuft, verstecken sich leider eine ganze Menge Bands, die ihre Talentfreiheit dadurch zu entschuldigen versuchen, in dem man sich diesen "Indie"-Stempel aufdrückt. Dabei ist "Indie" nicht gleich "kacke". Das wird immer dann deutlich, wenn eine Band wie CLOEY auftaucht, die einem mit ihren Songs so dermaßen einen Tritt ins Sitzgestell verpasst, dass man sich gern ein weiteres Mal hinten anstellt und bückt.
Gleich der Opener "Weg von hier" zieht mit spitzer Mine einen Strich unter das Wort "heftig". Kurzes Intro ... eine Steel-Guitar ... dann kracht die E-Gitarre los und Cloey shoutet, dass es eine wahre Freude ist. Das ist Rock vom Feinsten, der einem erstmal den Staub aus den Gehörgängen pustet.
In der gleichen Machart ist "Ton" geformt worden, das inhaltlich durch seine Wortspielereien besticht. Ein druckvoller Beat, brettharte Gitarren, die Mischung aus Elfe und Rockröhre bei Sängerin Cloey und ein in den Mittelteil geschraubtes progressives Gitarren-Solo lassen eine Antwort auf die Frage, "Ist das der Ton, der das Schweigen bricht", leicht finden: "Eindeutig JA!". Es folgen mit "Ecoutéz-Moi", "Alles vergessen, Baby!", "Barby & Ken" und "Zu Hause" weitere Stücke, in denen es handwerklich ordentlich zur Sache geht. Freunde der härteren Gangart werden ihre wahre Freude daran haben. Wer aber nun glaubt, CLOEY kann nur Krawall und Laut, der wird bereits bei "Wenn niemand diese Lieder singt" eines Besseren belehrt. Hier zeigt sich das Trio von seiner ruhigen Seite. Drums, E-Bass und Klavier leiten eine Ballade ein, die schon beim ersten Hören einen wohligen Schauer über den Rücken schickt. So kraftvoll die junge Sängerin bei den vier Songs zuvor ins Mikro röhrte und shoutete, so sanft und mit Gefühl haucht sie hier den Text. Der Song erinnert mich vom Arrangement her zwar stark an LUXUSLÄRM, aber das ist durchaus positiv gemeint. Eine Feuerzeug-Nummer für die CLOEY-Konzerte - sowas muss man eben auch im Gepäck haben.
Jetzt haben wir reichlich Rock und eine Ballade gehört, und an sechster Stelle begegnet uns dann mit "Deine Attitüde" ein Popsong der Marke BLONDIE. Elektronik, Pop-Einflüsse und eine "Happy-Stimmung" bilden den Rahmen für den Refrain, in dem sich harte Gitarrenriffs und eine voller Power singende Frontfrau den Spot teilen. Da kommt Freude auf!
"Kapituliert" hat ein ähnliches Strickmuster wie eben erwähntes "Deine Attitüde". Der Song klingt anfangs wie eine Elektropop-Nummer aus den 80ern. Die Gitarren sind dezent im Hintergrund zu hören, während sich die synthetisch erzeugte Musik im Vordergrund ausbreitet. Den Platz räumt sie allerdings pünktlich zum Refrain, in dem die "Kapitulation" mit lauten Gitarren, kräftigen Beats und blubberndem Basslauf gefeiert wird.
Zwei Songs haben die drei Musiker bisher schon mit Pop-Elementen eingeläutet, um im Refrain dann doch wieder das Rock-Besteck auszupacken. Bei "Sommer" stößt man hingegen auf ein Lied, das so gar nicht in das Gesamtkonzept passen will, denn "Sommer" ist ein lupenreiner Pop-Song mit guten Chancen, bei eingangs erwähnten Radiostationen auch auf Gegenliebe zu stoßen. Eine nette Nummer, die fröhlich vor sich hin plätschert, bei der man sich die Rap-Einlage eines gewissen Samadhi allerdings hätte sparen können. So einen Mumpitz braucht wirklich niemand ...
Das Album schließt mit dem Song "Bass Bass Bass", das musikalisch an die Tradition der Gruppe Transvision Vamp oder auch der Nina Hagen Band anknüpft.

CLOEY sind definitiv Vertreter der härteren Rockmusik. Zwischen Hardrock und Metal sind die Grenzen inzwischen oft fließend, aber CLOEY bietet auf ihrem Album - wie man ja schon lesen konnte - mehr als nur laute Gitarren. Die Mischung, die die drei Musiker in ihrer Musik gefunden haben, macht die ganze Sache so spannend. Sie sind eindeutig die besseren Vertreter ihres Genres "Indie Rock", weil sie nicht auf alten Gäulen reiten, sondern sich mit ihrem Hintern auch auf alles andere setzen, auf dem man munter Galoppieren kann. Da werden auch die Pop-Schiene bedient und bei Balladen neue Wege beschritten. "Alles vergessen, Baby!" ist ein gelungenes Debüt-Album, das keine Schwächen aufweist und das Rockfans ebenso viel Freude bereiten kann, wie Hörern der glattgeschliffenen Mainstream-Musik. Man muss sich eben nur auf den einen oder anderen lauten Moment gefasst machen ;-)
(Christian Reder)



Videoclip:

"Bass Bass Bass" (Off. Videoclip)




   
   
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